Home Die phantastische Vergangenheit der Freimaurerei

                     Von der Erschaffung der Welt über die Mysterien zu den römischen „collegia fabrorum“

 

Für die alten Ägypter, Griechen und Römer:

                        Siehe Vorgeschichte und Frühgeschichte der Bauhütten

Für die Mysterien bei den Ägyptern und Griechen:

                        Siehe Esoterik bis 1700

Siehe auch:   Chronologie (9500 v. Chr.-1715 n. Chr.)

                        Behauptungen über die Wurzeln der Freimaurerei

 

Zum Vergleich:         http://www.nullens.org/content/category/1/15/51/  Part C

                                   http://www.kena.org/hirams/masonic_history.htm

                                   http://yamaguchy.netfirms.com/webster/secret/secret05.htm

                                   dazu: http://freemasonry.bcy.ca/anti-masonry/webster_n.html

 

Schliesslich zu der auf realen Daten beruhende Genese

                        Zur Herkunft der Freimaurerei aus dem Bauwesen

 

Inhalt

 

Freimaurergeschichte ist Kulturgeschichte

Die Legenden der Königlichen Kunst

Beginn bei den Göttern, Engeln oder im Paradies

Mysterienbünde und Mystik im Altertum, Kulte und geistige Strömungen

Fakten zu den Mysterien

Die Pythagoreer

Wahrheitssucher und Eingeweihte

Chinesische und indische Weisheit

Vereinigungen der Bauleute und Steinmetzen

Kontinuität oder nicht?

Psychologische Deutung

 

Literatur

 

 

In ihrer Summe bieten die freimaurerischen „Forschungs“-Ergebnisse eine historische Phantastik („biased historical account“), die alles auf dem weiten Erdenrund in den Schatten stellt.

 

Man könnte behaupten: Im Laufe ihrer eigenen Geschichte haben die Freimaurer fast sämtliche Bestände der gesamten menschlichen Kulturgeschichte usurpiert.

 

Sogar freimaurerische Schriftsteller sprechen von einem „ungehemmten Hang zum Fabulieren“ (laut Deiters, 1963, 19) oder bezüglich einzelner Hypothesen von „Verrücktheiten“ (Joseph de Maistre, 1782), „Verirrungen“ (Lennhoff/ Posner, 1932, Sp. 909, 1539) oder „Hirngespinsten“ (v. Bokor, 1982, 17).

 

Der Basler Heinrich Boos schreibt zur „offiziellen“ Geschichte am Anfang des englischen Constitutionenbuchs in seiner „Geschichte der Freimaurerei“ (1906, 143):

„Zeigt er [Jacob Anderson] in der ersten Auflage von 1723 noch einige Zurückhaltung, so lässt er in der zweiten von 1738 seinem Lügengeist und seiner Phantasie alle Zügel schiessen.“

 

Seit etwa 1360 gibt es eine reichhaltige Literatur dazu.

 

(Dieser neunteilige Bericht stützt sich ausschliesslich auf Literatur in öffentlichen Bibliotheken. Es handelt sich um etwa 70 Bücher resp. Broschüren.)

 

 

 

Freimaurergeschichte ist Kulturgeschichte

 

Das Faszinierende an der Freimaurerei sind

·                    das Geheimnis

·                    die „Verschwörung zum Guten“

·                    die „Arbeit an sich selbst“

·                    die weltweite Bruderkette

·                    die bunte und verwirrende Fülle der Lehrarten und Symboldeutungen

·                    und ihre Geschichte.

 

Die Geschichte kann man in eine unendlich lange Vorgeschichte und eine etwa 1700 Jahre umfassende „klassische“ Genese und Geschichte unterteilen. Die Vorgeschichte ist einigermassen phantastisch, die Herkunft aus dem Bauwesen in Hochmittelalter, Renaissance und Barock ist einigermassen gesichert.

 

Da die Freimaurer Ideen und Organisationsformen, Symbole und Rituale aus Jahrtausenden „aufgesogen“ haben, ist Freimaurergeschichte Kulturgeschichte.

 

Joseph Gabriel Findel schrieb - angeblich - ziemlich am Anfang seiner „Geschichte der Freimaurerei“ (1861): „Die Idee der Freimaurerei ist allerdings fast so alt wie die Cultur.“

Der genaue Wortlaut:

„Der Freimaurerbund ist, wie bereits erwähnt, von ziemlich jungem Datum; die Freimaurerei dagegen ist nicht bloss symbolisch, sondern auch in der That so alt wie die Welt … Die Sache der Maurerei war da, ehe sie als Kunst im heutigen Sinne hervorzutreten begann. So tauchte denn auch die Idee derselben schon im grauen Alterthum als dunkle Ahnung auf…“ (1861, 18-19).

 

Im besonderen kann man bei der historischen Betrachtung der Freimaurerei drei Gruppen unterscheiden:

·                    3 Legenden

·                    etwa 50 abenteuerliche „Konstruktionen“ (zur Verwirrung manchmal ebenfalls als “Legenden“ bezeichnet) und

·                    rund 250 Symbole und symbolische Gehalte.

 

Je nach Gruppierung der geistes- und kulturgeschichtlichen Strömungen kann man 8-12 verschiedene „Wurzeln“ der Freimaurerei ausfindig machen.

 

Ausser der grossen Legende ist alles jünger als 1700

 

Dabei ist die Entstehungszeit zu beachten.

Die Legende von der Herkunft der „Königlichen Kunst“ aus den biblischen Geschichten und der Kulturgeschichte des Altertums stammt aus der handwerklichen Tradition der Steinmetzen und Bauleute und ist vermutlich um 1360 erstmals formuliert worden.

 

Die beiden andern Legenden (Royal-Arch und Hiram) sind, wie sämtliche Konstruktionen, Konstruktionen aus der Zeit der modernen Freimaurerei, die etwa um 1650-1700 einsetzt (siehe:  Behauptungen über die Wurzeln der Freimaurerei).

 

 

Die Legenden der Königlichen Kunst

 

Es gibt zahlreiche Legenden und Konstruktionen in der Freimaurerei. Manche davon betreffen die Vorgeschichte.

 

„James Anderson, der Autor des ‚Konstitutionenbuchs’ [1723], und erster Geschichtsschreiber der Freimaurerei, führt ihre Entstehung auf Adam zurück. Sein Überschwang wurde von William Preston aus Edinburgh noch weitgehend übertroffen: er verbindet die Anfänge der Freimaurerei in seinem im Jahre 1772 erschienen Buch ‚Illustrations of Freemasonry’ mit der Erschaffung der Welt.

Die Siegespalme aber gebührt ohne Zweifel dem Theologen und bekannten Schriftsteller Reverend George Oliver. In seinem Buch ‚The Antiquities’ of Freemasonry, das 1823 in London veröffentlicht wurde, behauptet er allen Ernstes, die Freimaurerei sei noch vor der Erschaffung der Welt auf einem viel älteren Planeten entstanden“ (Ch. v. Bokor, 1982, 10-11; etwas anders E. Lennhoff, 1931, 25; Lennhoff/ Posner, 1932, Sp. 1153; A. Mellor, 1985, 22).

 

Anderson formulierte in der zweiten Ausgabe seiner "Geschichte" 1738:

„Nachdem der allmächtige Baumeister und Groß-Meister der gantzen Welt alle Dinge sehr gut, und der Geometrie gemäß, erschaffen hatte; so machte er gantz zuletzt den Adam nach seinem Ebenbilde, und grub dessen Hertzen besagte edle Wissenschafft ein …

Da sich Adam aus dem Paradies verjaget sahe, nahm er seinen Aufenthalt in den bequemsten natürlichen Wohnplätzen des Landes Eden, allwo er sich am besten vor der Kälte und Hitze, vor Sturmwinden, Regen und Ungewitter, und vor wilden Thieren versichern konte, bis seine Söhne dergestalt heranwuchsen, daß sie eine Loge anlegen konten.“

 

Preston formuliert in seinen „Illustrations“

1772 (89): „I might here trace the history of the craft, and shew, that ever since order began, or harmony displayed her charms, our order had a being.“

1775 (14): „Thus, from the commencement oft the world, we may trace the foundation of Masonry. Ever since order began, and harmony displayed her charms, it has had a being.“

1788 (7): From the commencement oft the world, we may trace the foundation of Masonry. Ever since symmetry began, and harmony displayed her charms, our Order has had a being.“

 

Oliver formuliert in seinen „Antiquities of Free-Masonry“, 1823, 28, und 1843, 26:

„I think justly, that our science existed before the creation of this globe, and was diffused amidst the numerous systems with wich the rand empyreum of universal space is furnished. The great Architect of the universe was the founder of Masonry; and it would be the province of bigotry alone to confine His beneficent revelations to so small a portion of created things as the limited dimensions of our earth contains.“

Verkürzte Übersetzung bei Imhof (I, 21).

 

Bisher nicht beachtet blieb die Behauptung in der Schrift: Kurtze Historische Nachricht Von dem Ursprung Der Frey-Maurer-Gesellschafft Und deren Geheimnissen, Zweytes Stuck. Franckfurt am Mayn, Bey Anton Heinscheid 1742:

„Der. hochgeneigte Leser verwundere sich nicht, daß ich unsern allerwürdigsten Freimaurerorden neben die ganze Welt und deren Erschaffung rangire, und dieselbe auch unter die Engel setze; man beurtheile dieses nicht, denn man weiß doch nicht, was in der Freimaurerey stecket; Ich aber weiß, daß vor, mit und unter der Engel- und Welt-Erschaffung die Freimaurerey gewesen und die größte Subsistance ausgemacht hat. Denn obgleich bey dem Schloßbau zu Kensington diese Gesellschaft ihren Anfang genommen, und sich den Namen Freimaurer, gegeben, so ist dieselbe dem ohnerachtet schon zur Zeit der Erschaffung der Engel, Welt und Menschen gewesen, und alle diese Körper sind aus Freimaurereigenschaften gemacht.“

 

Die „ lange Geschichte“ der Königlichen Kunst, die „gotischen Konstitutionen“

 

Der Historiker und Universitätsprofessor Dieter A. Binder spricht in seinem Vorwort zu dem von ihm neu herausgegebenen „Internationalen Freimaurer-Lexikon“ von Lennhoff/ Posner (2000, 17) bezüglich der Schilderungen von James Anderson explizit von einer „sonderbaren Geschichtsklitterung“, andernorts (1998, 21) generell von „naiv anmutenden Geschichtsklitterungen“.

Bereits Lennhoff/ Posner (1932, Sp. 67) sprachen bei Anderson von „trauriger Geschichtsklitterung ohne jeden Wert“; anderswo (Sp. 595) waren sie dagegen versöhnlicher: „Hier spricht Gutgläubigkeit, Tradition und ein Bestreben, die geliebte Kunst durch ein bis and die Grenzen der Menschheit reichendes Alter besonders ehrwürdig zu gestalten, aus den altehrwürdigen Bauhüttenakten.“

 

Pastor Anderson (gesamter Text bei Oslo, 2002, 364-378; knappe Nacherzählung bei Lennhoff/ Posner, 1932, 31-35; Ausgabe 2000, 35-38) zeichnete die Entstehungslinie der Freimaurerei als Überlieferung der Kenntnisse der Geometrie, der Baukunst und anderer nützlicher Künste. „Adam, unser Urvater, geschaffen nach dem Bilde Gottes, des ‚great Architect of the Universe’, muss die Freien Künste, insbesondere die Geometrie, in seinem Herzen eingeschrieben gehabt haben.“ Seine ersten Nachkommen waren Kain und Seth. Es folgten Noah mit seinen drei Söhnen und Nimrod in Assyrien. Ein Enkel Noahs brachte die „königliche Kunst“ – der Begriff stammt wohl von Anderson - nach Ägypten.

 

Da Gott Moses auf dem Berg Sinai das Modell des Tabernakels gezeigt hatte [2. Mose 25-27, 35-38], wurde dieser der erste „General Master-Mason“ und „Grand Master“, der die Israeliten oft zu einer „gerechten und allgemeinen Loge“ zusammenrief. Unter den beiden Grossmeistern König Salomon und König Hiram erbaute der begnadete „Master of Work“ Hiram Abif den „Temple of the True God“. Nach seiner Errichtung zerstreuten sich die kundigen Bauleute und verbreiteten diese „liberal art“ auf der ganzen Welt.

 

Einige grosse Meister-Maurer wurden Nebukadnezar und Zerubbabel (der die Israeliten aus der baylonischen Gefangenschaft nach Jerusalem zurückbrachte), Pythagoras und Euklid, hernach König Ptolemäus von Ägypten und Kaiser Augustus in Rom.

Die Römer „vermittelten grosszügig ihr Können an die nördlichen und westlichen Teile Europas, die vor der römischen Eroberung barbarisch gelebt hatten“.

 

Der jüngste Sohn des englischen Königs Athelstan, Prinz Edwin, berief um 930 eine Zusammenkunft aller Maurer des Reichs nach York, bildete eine „allgemeine Loge“ und ernannte sich zum Grossmeister. Die Versammlung stellt aus alten Schriftstücken die Konstitutionen und Pflichten einer englischen Loge zusammen. Im Laufe der Zeit wurden das Bauwesen und das Bauhandwerk immer besser organisiert. So ernannte König Edward III. 1362 einen Beamten zum „King’s Free-Mason, or General-Surveyor of his Buildings“.

Eine besondere Förderung erhielten die Logen unter König Jakob VI. von Schottland, der 1603 König von England wurde.

 

Pastor Anderson schliesst mit den Worten: „Es bedürfte vieler dicker Bände, um die mannigfachen herrlichen Beispiele von dem mächtigen Einfluss der Maurerey seit der Schöpfung, in jedem Zeitalter und bei allen Völkern zusammenzufassen.“

 

Colin Dyer (1991, 15) qualifiziert diese Schilderung als „the rather fanciful descent of modern freemasonry from the moral and spiritual ‚mysteries’ of thousands of years earlier by direct traceable connection“.

 

Zwei alte Manuskripte

 

Anderson stützte sich vermutlich in seinen historischen Versuchen auf die beiden Konstitutionsmanuskripte oder „alten Ordnungen“ der englischen Bauleute, die aus der Zeit um 1400 erhalten sind. Sie gehen vermutlich auf einen Urtext um 1360 zurück (Knoop/ Jones, 1968, 50, 75, 78-80, 291).

 

Im Cooke-Manuskript (etwa drei Viertel des Textes auf Deutsch bei Peuckert, 1997, 582-588; 580-581) heisst es etwa:

·                    Jabal sei beim Bau von Enoch, der ersten in der Bibel erwähnten grösseren Stadt, Kains „master mason and governor of the works“ gewesen.

·                    Jabal habe zwei Säulen aus zwei Steinen gemacht, auf denen alles Wissen der damaligen Zeit aufgezeichnet war, damit es die Sintflut überlebe

·                    Abraham habe die Ägypter in Geometrie unterwiesen.

·                    Euklid habe den Ägyptern die Geometrie (= Maurerei) gebracht.

·                    Ein Sohn Noahs habe für den babylonischen König Nimrod den Babylonischen Turm gebaut.

·                    Nimrod gab den Steinmetzen eine „Charte“ (Lennhoff/ Posner, 1932, Sp. 303)

·                    Die Israeliten lernten in Ägypten die Maurerei. König David schätzte die Maurer sehr.

·                    Karl II. habe die Maurerei in Frankreich organisiert.

 

Auch im Regius-Manuskript bringt Euklid den Ägyptern die Geometrie, neu ist hier die Geschichte der „Vier Gekrönten“, die bereits im 7. Jh. als Schutzpatrone der Maurer verehrt wurden.

 

Die Quellen der legendären Vorgeschichte

 

Die legendäre Vorgeschichte der Königlichen Kunst beruht auf Quellen des 1. Jahrtausends nach Christus (Knoop/ Jones, 1968, 66-72; vgl. auch Jan K. Lagutt 1958), insbesondere auf

  • den apokryphen Schriften des Alten Testaments
  • den „Jüdischen Altertümern“ des Historikers Flavius Josephus (um 93)
  • dem grossen Realwörterbuch des spanischen Bischofs Isidor von Sevilla (um 630)
  • den Kompendien des angelsächsischen Mönchs Beda Venerabilis (um 700)

 

Spätere Quellen sind unter anderem:

  • Honorius Augustodunensis: „De imagine mundi“ (1125)
  • Jerahmeel ben Solomon: “Chronicles” (1150)
  • John of Salibury: „Polycraticus“ (1159)
  • Peter Comestor: „Historia Scholastica" (1170)
  • Jacobus de Voragine: „Legenda aurea“ (1273)
  • Ranulf Higden: „Polychronicon“ (1360)

 

Quellen für spätere „Konstruktionen“ der Freimaurer sind etwa:

  • Plutarch: „De Iside et Osiride“ (um 100)
  • Lucius Apuleius: „Der golden Esel“ (um 180)
  • alchemistische Texte (8.-10. Jh.)

 

Ab 1500: weit über 100 weitere Manuskripte

 

Das nach dem Regius- und Cooke-Manuskript nächste erhaltene Manuskript datiert von 1583 („Grand Lodge Ms. No. 1“, basierend auf einem Urtext um 1550).

Die Urform des William-Watson-Manuskripts von 1681/87 soll um 1520 vorliegen (Knoop/ Jones, 1968, 76: 1520; 81, 146: 1480-1520), diejenige des Tew-Manuskripts vielleicht noch früher, um 1500 (78, 81), diejenige des Levander-York-Manuskripts um 1550 (86, 156).

Das Harleian MS. Nr. 2054 wurde um 1650/70 von einem Text abgeschrieben, der vermutlich ebenfalls um 1550 entstand.

 

Die Urformen von Sloane-Katechismus und -Konstitution sowie Roberts-Konstitutionen entstanden um 1650.

 

Insgesamt sind weit über 100 Handschriften erhalten, in denen die Legenden und Vorschriften mannigfach abgewandelt wurden (Knoop/ Jones, 1968, 65-90).

http://www.freemasonry.bcy.ca/ritual/list.pdf

 

Die Dowland-Handschrift

 

Sehr verständnisvoll zu den Legenden zeigt sich Peter Francis Lobkowicz (1971):

„Die Zunftsage, von der die alten Kunsturkunden Bericht geben, bildete für lange Zeit die einzige beglaubigte Geschichte des Bundes. Sie diente den Werkmaurern des Mittelalters wahrscheinlich als Ersatz für eine wirkliche Geschichte der Baukunst, auf die sie im wesentlichen hinausläuft.

Der erste Teil dieser Zunftsage enthält viele geschichtliche Ungenauigkeiten, Anachronismen, ja selbst grobe Irrtümer, und dennoch bildet sie ein wertvolles Dokument für den Ursprung und die Entwicklung der freimaurerischen Einrichtungen.

 

Die älteste dieser Kunsturkunden, in der wir der Zunftsage begegnen, ist das Halliwell-Lied, angeblich aus dem Jahre 1390. Am ausführlichsten und auch in ihren Einzelheiten ziemlich übereinstimmend, lesen wir sie in der Buchanan-Handschrift und in der Dowland-Handschrift; jene ein Original aus der Zeit von 1660-1680, diese die Abschrift einer alten Urkunde, die James Dowland im Jahre 1815 veröffentlichte und die angeblich (Woodford) aus dem Jahre 1550 stammt.“

 

Die Royal-Arch-Legende

 

Knoop/ Jones (1968, 288-304) beschreiben und erörtern zahlreiche offene Fragen bei der sogenannten Royal-Arch-Legende, welche neben Noah und Hiram auch die Geschichte des Turmbaus von Babel betrifft, ferner die Instandsetzung des Tempels in Jerusalem durch Josia und die Errichtung des zweiten Tempels durch Zerubbabel 530 v. Chr.

Sie halten es für möglich (290-291, 298, 304), dass das esoterische Wissen des Royal Arch um 1650 entstanden sein könnte. Das Ritual wurde aber erst 1743/44 praktiziert, und ein Hinweis auf die Legende findet sich erstmals 1756 in Dermotts "Ahiman Rezon".

 

Die Hirams-Legende

 

Die Hirams-Legende ist unterschiedlich beschrieben bei Heinz-Günter Deiters (1963, 133-136), Jan K. Lagutt (1971, 48-65), Peter Francis Lobkowicz (1971, 27-59 und 68-75), Gottlieb Imhof (III, 37-42), Hans Biedermann (1988, 68-74), Baigent/ Leigh (1991, 209-220) und Dieter A. Binder (1998, 343-369).

Die zwei frühesten Hinweise datieren von 1726, wobei beim einen statt von Hiram von Noah die Rede ist (Knoop/ Jones, 1968, 93-94; 239, 290, 294, 298, 335). Die erste Beschreibung findet sich in Samuel Prichards „Verräterschrift“ von 1730. Biblische Motive könnten als Anregung dazu gedient haben (1. Mose 9, 21-27; 2. Kön. 4, 34-35).

Jan Lagutt (1971, 49) präzisiert: „Sicher ist die Legende nicht jüdischen Ursprungs. Die Sagenwelt der Juden kennt die Tempellegende nicht.“

 

Gemäss Knoop/ Jones (290) könnte die Legende bereits um 1650 entstanden sein. Während Lagutt (1971, 42) behauptet, die mittelalterliche französische Werkmaurerei, insbesondere der Compagnonnage, habe die Hirams-Legende bereits gekannt, vermuten Knoop/ Jones (1968, 57-58), der Compagnonnage habe die Legende erst von der modernen Freimaurerei übernommen. Ebenso fraglich ist die Behauptung von Lagutt (42, 49), die Hirams-Legende sei innerhalb der schottischen Werkmaurerei gepflegt worden.

 

Franz Carl Endres hält die Hiramslegende für „ein reines Phantasiegebilde“; sie sei erst im 18. Jahrhundert in das Ritual hineingekommen, enthalte nur Unsinn und sei „symbolisch völlig wertlos“ (1977, 92).

 

Eine ähnliche Legende bildete sich um die sogenannte Lehrlingssäule (Prentice Pillar) in der Rosslyn-Kapelle (erbaut von 1446-1480), nur statt dass es sich um einen getöteten Lehrling handelt, nicht um einen Meister (Lennhoff/ Posner, 1932, Sp. 1239; Baigenth/ Leigh, 1991, 190-191). Das erste Dokument darüber stammt aus dem Jahre 1774.

 

Eine neuere Form der Hirams-Legende bot 1851 der französische Schriftsteller Gérard de Nerval: Die Königin von Saba, Balkis, besuchte einst Salomon, der sie heiraten möchte und eifersüchtig auf Hiram (Adoniram) ist und ihn umbringen lässt.

 

Nochmals eine andere Hirams-Legende gibt es in der Mark-Maurerei: Hiram Abiff kommt nicht um, sondern durch seine Schuld kommt Cavelum, ein naher Verwandter von König Salomon, um.

 

 

Beginn bei den Göttern, Engeln oder im Paradies

 

Auffallend bei Andersons Chronik ist das Fehlen jeglicher Hinweise auf Mysterien- oder Geheimbünde und -kulte sowie philosophische oder religiöse Strömungen.

 

Seine Nachfahren schlossen diese „Lücke“ mit Konstruktionen, die soweit gingen, dass es kaum eine Strömung oder Organisation in der gesamten Menschheitsgeschichte gab, die nicht als Vorläufer der Freimaurerei angesehen wurde.

 

Dabei kann man zwei gegensätzliche Ansichten vertreten:

·                    Es gibt eine Kontinuität von den frühesten Vereinigungen bis zur Gründung der modernen Freimaurerei (1717).

·                    Erst einige Jahrzehnte nach 1717 haben die Freimaurerei begonnen, fast die gesamte Kulturgeschichte zu vereinnahmen.

 

In einer historischen Recherche, welche der französische Freimaurer Charles Bernardin in 206 Büchern unternommen und 1909 publiziert hat, werden zahlreiche weitere Vorläufer der Freimaurerei genannt (Mellor, 1985, 22-24; Binder, 1998, 18-21).

 

Gott hielt die erste Loge im Paradies für Adam

 

15 Autoren „verfolgen den Ursprung der Freimaurerei bis in die Genesis zurück, indem sie bereits im irdischen Paradies eine Loge entdecken“. Die allererste Zeichnung eines Tapis, die erhalten ist, findet sich in der Schrift „Le Parfait Maçon“ von 1744. Die ganze obere Hälfte wird von der Zeichnung des „Paradis Terrestre“ eingenommen und zeigt Adam, Eva und die Schlange unter dem Baum der Erkenntnis.

Auch eine Zeichnung in „La Franc-Maçonne“ (1744) zeigt das selbe Bild aus dem Paradies.

 

Hermann und Georg Schreiber (2000, 198) erwähnen eine Behauptung, dass das Feigenblatt von Adam „eine vorausgeahnte Maurerschürze“ gewesen sei (in der Zwingli-Bibel heisst es tatsächlich, 1. Mos. 3, 7: „ … und machten sich Schurze“).

 

Sogar Gottvater selbst (Binder, 1988, 395) wird zum Gründer des Bundes. Oder dann war es Zeus (v. Bokor, 1982, 11) oder Zoroaster.

In der Schrift „Le Parfait Maçon“ (1744) schuf der „Grand Architecte de l’univers“ die erste Loge im Paradies im Beisein Adams, und zwar bevor es Eva gab. Was war die Absicht?

„Il s’agissait d’y instruire l’homme de l’excellence de son espèce, des différents secrets de la nature, de l’usage qu’il devait en faire.“

 

Die grosse Liste der 38 Grossmeister

 

Als Grossmeister gelten – in einigermassen chronologischer Reihenfolge - der Erzengel Michael und die persische Gottheit Ormuzd (Ahriman), dann die biblischen Gestalten Phaleg, der Baumeister des Turms zu Babel, und Tubalkain, der Meister in Erz, dazu aus dem Bereich der Legenden Romulus und Numa Pompilius.

Sogar die recht kriegerischen Alexander der Grosse, Julius Caesar, Augustus (wie schon in den „Legenden“) und Carausius (um 290) gelten als Grossmeister, aber auch die englischen Heiligen St. Alban und St. Amp[h]ibolus (um 300).

 

Ihnen folgen König Art(h)us (5./6. Jh.), Königin Elfriede von England (um 790), Ludwig der Fromme (um 830), König Athelstan (wie schon in den „Legenden“), König Harold (1066) und Richard Löwenherz (um 1190).

 

Dazu kommen Ingon, König der Schweden (vermutlich Inge I.; 1080-1112), Peter, der Einsiedler (1096), Gottried von Builllon (1099) und Hugues des Payens (1118), Erwin von Steinbach (1284), Jakob von Molay (1314), Laelius Socinus (um 1550) und sein Neffe Faustus Socinus (um 1570), Francis Bacon (um 1600), Elias Ashmole (1642), Cromwell (um 1650), König Jakob II. (1685) und Sir Christopher Wren (1691).

 

Aus dem ferneren Orient ernannte man den legendären chinesische Kaiser Fo-Hi (Fu-hsi; 2800 v. Chr.) und den Mogul-Kaiser Arobav zum Grossmeister der Freimaurer - vielleicht ist bei letzterem Akbar (um 1600 n. Chr.) gemeint.

 

Ein Detail: Alexander der Grosse wurde in der zweiten Fassung von Andersons Legende, 1738, wegen schlechten Benehmens aus der Ahnengalerie ausgestossen, „weil er bei einer nächtlichen Schwelgerei auf Anstiften einer betrunkenen Dirne die Stadt Persepolis niedergebrannt habe, was kein echter Maurer tun würde, wenn er auch noch so besoffen wäre“ (Lennhoff/ Posner, 1932, Sp. 42).

 

andere Zusammenstellungen angeblicher Grossmeister:

am Schluss der langen Legende von Jacob Anderson, 1738

 

 

Vor allem religiöse Wurzeln

 

Weiter finden sich auf der Liste (zusätzlich zu den untenstehenden Mysterienbünden und Steinmetzbruderschaften):

·                    die Juden (ohne genauere Angaben)

·                    die Heiligen Drei Könige

·                    das Urchristentum und Jesus Christus selber

·                    die Manichäer

·                    die Albigenser

·                    die Jesuiten

·                    die Rosenkreuzer

·                    die Anhänger der Stuarts.

 

Geographische Finessen sind Venedig, Wien und Schweden (anno 1125) als Ursprungsstätten der Freimaurerei – aber nicht Florenz.

Unter den weiter entfernten Ländern werden genannt: Persien und das alte Chaldäa, aber auch China, Japan und Indien oder pauschal „der Orient“.

 

Zu „Chaldäa“

 

Im allgemeinen benützt man für das Wort „Chaldäer“ für dreierlei:

a) für ein semitisches Volk im südwestlichen Mesopotamien, das etwa 900-500 v. Chr. ans Licht der Geschichte trat. Der bekannteste chaldäische Herrscher war Nebukadnezar II., der Jerusalem in Trümmer legte und den Salomonischen Tempel zerstörte

b) das Land mit der Stadt Ur, aus welcher Abraham stammte (1. Mose 11, 28 und 31; 15, 7; Apg. 7, 2-4); Abraham lebte nach einigen Forschern bereits um 2000/ 1800 v. Chr.; den geschichtlichen Hintergrund der Erzählungen bildet jedoch die Zeit um 900/ 800 v. Chr.

c) für Sterndeuter im Sinne der babylonischen Astrologie, später auch für Wahrsager.

 

Die Freimaurer gebrauchen den Begriff nicht so genau.

Gottlieb Imhof schreibt beispielsweise: „Das chaldäische Epos vom Helden Gilgamesch und die Legende von Istar, die in die Unterwelt stieg, sind Dichtungen von gewaltiger initiierender Grösse, die auf über fünftausend Jahre zurückgehen“ (Imhof, III, 1973, 10; vgl. 55).

Anderswo setzt Imhof Gilgamesch in einen Zusammenhang mit Adonis und behauptet: Die Assyrer und später die Griechen übernahmen von den Chaldäern diese Legende des Hirten, der bei den Griechen der Geliebte der Venus … war“ (III, 58-59). Gemäss Lennhoff/ Posner (1932, Sp. 17), welche die gängigen Vermutungen wiedergeben, ist Adonis jedoch phönizischer Herkunft.

 

Ein dritter Gebrauch betrifft schriftliche Aufzeichnungen aus dem Umkreis von Magie und Astrologie:

a) In der Bibliothek von Ninive wurden beschriftete Tontafeln gefunden, auf denen vor allem eine ganze Reihe von Dämonen beschrieben wurden. Es handelt sich um Abschriften einer um 860 v. Chr. entstanden Literatur, die auch als „Chaldäische Zauberliteratur“ bezeichnet wird

b) Die „Chaldäischen Orakel“ sind vermutlich das Werk des zur Zeit Mark Aurels (also um 170 n. Chr.) lebenden Theurgen Julianus.

 

Weitere Liste von Abstammungen

 

Eine weitere Liste von möglichen Abstammungen der Freimaurer findet sich in Kenneth R. H. Mackenzies “Royal Masonic Cyclopaedia” (1877):

 

(1) From the patriarchs [also Abraham, Isaaak und Jakob; oder: alle bis Abraham]

(2) From the mysteries of the pagans

(3) From the construction of Solomon's Temple

(4) From the Crusades

(5) From the Knights Templar

(6) From the Roman Collegia of Artificers

(7) From the operative masons of the middle ages

(8) From the Rosicrucians of the sixteenth century

(9) From Oliver Cromwell

(10) From Prince Charles Stuart for political purposes

(11) From Sir Christopher Wren, at the building of St. Paul's

(12) From Dr. Desaguliers and his friends in 1717.

 

 

Mysterienbünde und Mystik im Altertum, Kulte und geistige Strömungen

 

Noch 1974 ist in einer offiziellen Schrift aus dem Bauhütten-Verlag in Hamburg („Die Entwicklung der Freimaurerei“) zu lesen: „Als Mysterienbund geht die Freimaurerei auf Vorläufer zurück, die wir hier erwähnen müssen, auch wenn Zusammenhänge direkt nicht nachzuweisen sind.“ Das sind:

·                    Der Kult der Brahmanen

·                    Die Osiris-Legende, die ägyptischen Mysterien und weiter Kulte

·                    Die Eleusinischen Mysterien

·                    Der Bund der Pythagoreer

·                    Der Mysterienkult der Essener

·                    Der Mithras-Kult

·                    Die Kabbala

·                    Die Gnosis

·                    Druiden und Barden.

 

Der Anthropologe Prof. Hans Biedermann (1988, 154-163; 182-193) geht in seinen „Bausteinen zu einer Kultur- und Geistesgeschichte des Freimaurertums“ bis zu den Initiationen der Eiszeitmenschen und der Altägypter zurück. Höhepunkt resp. wissenschaftlicher Tiefpunkt seiner Ausführungen ist die Erwähnung der „Gruppensex-Nacktrituale“ der Barbelo-Gnostiker (1988, 190). Es fehlen einzig der Schamanismus, Atlantis und das Land Mu, die alten Inkas und Simbabwe.

 

Charles v. Bokor (1982, 11-12) erwähnt neben den Priestern des Isis- und Osiriskultes, dem Mithraskult und den Essenern noch „die geheime Dreieinheit des alten China“.

 

Georg Emil Selter (1952, 4) erwähnt gar „ein der Religionswissenschaft noch unbekanntes altes germanisches Lichtmysterium“, dazu „die Weisheit der klassischen griechischen und römischen Philosophen der humanistischen Anschauungswelt“. Ja, ihm drängt sich unabweislich der Eindruck auf, als ob „die Grundidee der Reformation des Königs Echn-Aton von der direkten Anschauung der Gottheit im Symbol der Sonne ebenfalls in das Ideengut der Freimaurerei eingeflossen sei“.

 

Der Innsbrucker Geschichtsprofessor Helmut Reinalter (2000, 10) schreibt: „Inwieweit für die Freimaurer die europäische Form der Mystik im Neuplatonismus bestimmend wurde, ist ungeklärt. Es könnten zumindest einzelne Elemente in die Freimaurerei und insbesondere in die Hochgrade eingeflossen sein … Auch Mystik als Erfahrung und als starke Quelle menschlicher Kraft zeigt masonische Verbindungen auf.“

 

Es wäre wohl sinnvoll, Mysterien und Mystik, Kulte und geistige Strömungen resp. Ideen auseinanderzuhalten.

 

Laut Knoop /Jones (1968, 5-8; 214-342) war die moderne Freimaurerei am Anfang kein Mysterienbund. Auch Lennhoff/ Posner (1932, Sp. 562) betonen: Die gesamte Symbolik der damaligen Logen verharrte vollkommen in der alten Steinmetztradition. Darum wird in England die (blaue) Freimaurerei heute noch als „Craft“ bezeichnet. Ganz dezidiert sprechen sich diese Autoren (Sp. 1086) gegen die Initiation und die Anknüpfung an antike Mysterien aus:

 

Desgleichen meint Alec Mellor: „Im Widerspruch zu den frommen Legenden ist der Ursprung der Freimaurerei weder im pharaonischen Ägypten noch in den Mysterien der Antike zu suchen, weder bei den Templern noch bei den Rosenkreuzern. Sie darf auch nicht mit dem Compagnonnage verwechselt werden, der erst im 16. Jahrhundert auftaucht“ (1985, 44-45).

 

Eugen Lennhoff meinte bereits 1931 (29): „Es gibt wohl keinen dieser Symbolbünde, der nicht mit der Freimaurerei in Zusammenhang gebracht worden wäre: Die Priester des Isis- und Osiriskultes im alten Ägypten, die Eleusinischen Mysterien …, der persische Mithrakult mit seinen sieben Graden …, die Pythagoräer, die jüdische Sekte der Essener, die Culdeer des 6. Jahrhunderts [eher: um 800], sie alle wurden als die wahren Vorgänger der Freimaurerei bezeichnet.“

 

Lennhoff/ Posner (1932, Sp. 600; ähnl. 1147, 48) erwähnen weiter die Essäer (Essener?), die Kultverbände der Assyrer, die Magi und die Chaldäer, die Stonehengepriester, die Maya und die „Kulte primitiver Völkerschaften“.

 

Paul Naudon (1982, 24-25) ergänzt die geistigen Strömungen, wie Philosophie und Kabbala, durch zwei weitere:

·                Der Hermetismus stammte von den Neupythagoreern und den Neuplatonikern aus Alexandrien.

·                Die Alchemie stammte ebenfalls aus Alexandrien und wurde von Byzanz und später den Arabern weiterentwickelt.

 

Er meint sehr gewunden: „Durch eine Art Intellektualisierung zweiten Grades wurden diese verschiedenen Esoterismen eine Bereicherung des Symbolismus der Baumeister. Die romanische und die gotische Kunst in der Harmonie ihrer Formen, der Sprache ihrer Plastiken und dem Farbenspiel der Fenster haben neben ihrer Schönheit eine weit tiefere Bedeutung: Sie enthalten alle diese symbolischen Lehren in transzendenter und ewiger Form.“

 

Und schliesslich verkündet Franz Carl Endres (1977, 12): „Darum, weil die Königliche Kunst der Esoterik, die Freimaurerei, in ihrem tiefsten ein Mysterium ist, das heisst auf dem Symbol aufgebaut ist, kann sie nicht gelehrt werden.“

 

Immerhin nimmt Colin Dyer (1991, 35- 41) die Schrift „A Defence of Masorny“ von 1730 ernst und gibt die dort erwähnten Gemeinsamkeiten der Pythagoräer, Essener und Kabbalisten mit den modernen Freimaurern wider.

 

Reinhold Dosch äussert sich ausgiebig sowohl zu Mithras (1999, 188-191) als auch zu den Mysterien (195-199; auch 82-83, 231).

 

Fakten zu den Mysterien

 

Fakten zu den Mysterien liefert der Zürcher Altphilologe Walter Burkert (1990, 44): Bei den ägyptischen Mysterien handelt sich um Feste, die öffentlich waren; geheim blieben einzig die Rituale der Priester-Kaste.

Die griechischen Mysterien waren nicht so elitär, sondern volkstümlich. Überall durften auch Frauen und Kinder mitmachen. Es waren Feste, an denen das "Geheimnis" mitgeteilt wurde. Man kann sagen, es ging in ihnen um die Verwandlung, um das "Stirb und Werde". Daher vergleicht Burkert die Mysterien mit Psychotherapie (25, vgl. 95f). Ihr letztes Ziel ist aber nicht "Rettung" aus Angst und Not, sondern "Seligkeit", und diese bezieht sich auf eine Existenz nach dem Tode. Wer die Mysterien gesehen hat, dem ist ein besseres Dasein im Jenseits garantiert.

 

Etwas anders berichtet der Forscher Claas Jonco Bleeker (1983, 369): „Es gab zwar im alten Ägypten keine geschlossenen Gesellschaften - wie bei den Griechen, wo verschiedene Mysterienreligionen die Geister fesselten -, in die man eingeweiht sein musste, um eine esoterische Wahrheit kennenzulernen. Aber man kannte offenbar doch religiöse Handlungen, die geheimgehalten werden mussten, weil sie die mysteriöse Natur der Gottheit zum Ausdruck brachten. Die Texte erzählen, dass derartige Riten in den Tempeln zelebriert wurden. Es gab ein Verbot, irgendetwas von dem Gesehenen zu verraten.“

 

Die Pythagoreer

 

Über das Leben des Pythagoras ist fast nichts bekannt (Charles H. Kahn, 2001; Christoph Riedweg, 2002). Auch über die Pythagoreer wissen wir nicht viel (B. L. van der Waerden, 1979). Sie bildeten von etwa 520 bis 400 v. Chr. eine geschlossene Gemeinschaft in den griechischen Städten Unteritaliens. Legendär sind einerseits ihre Verbote, Fleisch und Bohnen zu essen, anderseits die Auffassung: "Alles ist Zahl." Die Zahlen und ihre Verhältnisse sind die Ordnungsprinzipien des Kosmos.

 

Bemerkenswert ist auch ein Leib-Seele-Dualismus nach der Devise soma=sema, d. h. der Leib (soma) ist das Gefängnis (sema) der Seele. Die Seele ist unsterblich, der Leib ist das Gemeine. Damit verbunden ist einerseits eine Lehre von der “Katharsis”, die “Reinigung von den Leidenschaften”, anderseits eine Seelenwanderungslehre, die vielleicht aus Indien übernommen wurde.

Dazu kam eine Erneuerung der babylonischen Astrologie. Die Pythagoreer hielten die Gestirne für göttlich und die Erde für rund.

 

Die Lehre von der Reinigung der Seele in der Seelenwanderung wurde später in der Alchemie zur Reinigung von Metallen im Feuer.

 

Die Pythagoreer vertraten aber nicht nur eine sittlich-religiöse Lebensreform. Um 400 v. Chr. galten sie als entschiedenste Vertreter einer gemässigten Demokratie.

 

Lennhoff/ Posner (1932, Sp. 1264-1266) halten es für begreiflich, „dass Elemente des Pythagoreismus auch in der Freimaurerei feststellbar sind. Die Zahlensymbolik spielt im Ritual und Gebrauchtum eine wichtige Rolle, desgleichen die Geometrie … In sittlicher Hinsicht verlangten sie Reinheit von Leib und Seele. Auch die Selbstbeherrschung und das Streben nach Harmonie ist also dem Pyhthagoreismus und der Freimaurerei gemeinsam.“

Auf dem Titelkupfer der „Alten Pflichten“ von 1723 ist der Satz des Pythagoras dargestellt. Dieser ist, gemäss den Ausführungen von James Anderson in seiner legendären Chronik, „falls treulich befolgt, die Grundlage aller Maurerei, sei sie sakral, bürgerlich oder militärisch“.

 

Bereits in der anonymen Schrift „A Defence of Masonry“ von 1730 wird die Herkunft der Freimaurerei von den Pythagoräern für wahrscheinlich gehalten, wie zahlreiche gemeinsame Bräuche und Symbole erkennen lassen (Dyer, 1991, 36-37).

 

Chinesische und indische Weisheit

 

Mitunter werden auch geographisch weit von Europa entfernte Gebiete als Ideenspender der Freimaurerei namhaft gemacht .Bereits erwähnt wurden:

  • Der Kult der Brahmanen
  • die geheime Dreieinheit des alten China
  • zwei chinesische Kaiser als Grossmeister.

 

Dazu kommen beispielsweise:

  • Konfuzius mit seinen Forderungen nach Sittsamkeit und Wahrhaftigkeit der Gedanken
  • Laotse mit seinem Liebesgebot und der Forderung nach Selbsterkenntnis
  • Das Taigitu (mit Yin und Yang)
  • Buddha mit seinem dreifachen Weg und seiner Forderung nach Selbsterkenntnis.

 

Manchmal werden pauschal „fernöstliche Mysterien“ erwähnt.

 

Nur bis Indien greift Reinhold Dosch aus . Er meint zum Buddhismus, dieser sei eine „dogmenfreie Weisheitslehre mit hohem ethischen Anspruch an Verstand und Gemüt. Auch Menschenliebe, Toleranz, Brüderlichkeit und Streben nach Selbsterkenntnis sind in der fernöstlichen Lehrer wiederzufinden“ (1999, 61).

 

Wahrheitssucher und Eingeweihte

 

Brauchbare Schilderungen der abendländischen Wahrheitssucher und Eingeweihten im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende bieten Sergius Golowin (1976) sowie Bernard Vaillant (1986) und Erik Peters (1986), die beide bei den Freimaurern enden. Das bedeutet freilich nicht, dass direkte Abstammungslinien bestünden.

 

Erik Peters beginnt bei den ägyptischen und griechischen Mysterien und beschreibt nachher unter anderem:

Zarathustra und den Mithraskult

Pythagoras, Anaxagoras und Hermes Trismegistos

Platon und die Akademie

Israel, die Essäer und Jesus von Nazareth

Die Gnosis

Die Katharer und den Gral

Die jüdische Kabbala und ihre Nachwirkung auf den christlichen Humanismus

Das Rosenkreuzertum im 17. Jahrhundert

Die Freimaurerei.

 

Bernard Vaillant beschreibt in seinem Buch „Traditions initiatiques de l'occident“ (dt.: Westliche Einweihungslehren) nur Bewegungen nach der Zeitenwende::

Druidentum

Gral

Templer

Katharer

Gesellenbruderschaften (compagnonnage)

Rosenkreuzer

Alchemie

Freimaurer

Martinismus.

 

Eine ganze Palette neuer Wurzeln der Freimaurerei malt mit blumigen Worten Luigi Ranieri (2000). Er beginnt mit der „Legende von der Geburt der Religionen“, d. h. mit Adam und dem Paradies“ und gelangt über Hiram und den Salomonischen Tempel zu den „zwölf Aufgaben des Herkules“. Dann kommen die Mythen von Orpheus und Eurydike, von Dädalos und Ikaros.

Hernach beschreibt er die Ideen der Wahrheitssuche und der Initiation. „Die Forschungen von Historikern dringen vor bis zu den antiken Lehren der Juden, Essener, Chaldäer, Ägypter und Chinesen. Wir entdecken auf diesem Weg Zeremonien und Riten, Regeln, Prüfungen, die in verschiedenen Kulturen vorhanden sind und in vielen Gemeinschaften oder Vereinigungen praktiziert werden: von den Kongregationen des Pythagoras über die Akademie des Platon bis zu den mittelalterliche Bruderschaften, den philosophischen Schulen, den Logen“ (2000, 34).

Wiederum kommt Hiram, gefolgt von den römischen Collegia und der Schule des Pythagoras. Nach einem Sprung über 1000 Jahre folgt die „Vereinigung der Magister“ („Meister von Como“).

 

Nun folgen in buntem Durcheinander die „grossen Eingeweihten“. Sie sind, „obwohl sie in weit voneinander entfernten Orten zu verschiedenen Zeiten gelebt haben, alle zu derselben Wahrheit gelangt, und dies mit denselben Mitteln: Einweihung und Meditation“ (2000, 42): Es sind mit Bezug auf Edouard Schuré (1889!):

·                    Rama

·                    Zarathustra

·                    Krishna

·                    Hermes Trismegistos

·                    Moses

·                    Platon

·                    Jesus.

 

Nun folgen abrupt die Korporationen und Logen der Bauleute im Mittelalter. Doch bald geht es von diesen zurück zu den Alchimisten, dann zum Templer-Orden und vorwärts zu den Rosenkreuzern.

 

Die moderne Freimaurerei zieht nun nach Ranieri (2000, 78) „viele Nachfahren, Mitläufer und Überlebende all der vorangegangenen Gruppen an und lässt sie den neuen Vereinigungen zustreben. Sie kommen von den ‚magistri comacini’, den Templern, den Alchimisten, den Neuplatonikern, den Humanisten, den ‚Getreuen der Liebe’; doch es gesellen sich auch Lutheraner, häretische Mönche, Calvinisten, Wiedertäufer, Illuminaten und viele andere hinzu.“

 

Vereinigungen der Bauleute und Steinmetzen

 

Schliesslich gelten als „eigentliche Vorläufer der Freimaurerei die handwerklichen Bruderschaften, insbesondere die Steinmetzbruderschaften, auf deren Brauchtum man möglichst viel maurerisches Gedankengut zurückzuführen trachtet“ (Die Entwicklung, 1974). Da werden genannt:

·                    Die römischen Baukollegien, Collegia Fabrorum

·                    Die Magistri Comacini

·                    Europäische Wanderarbeiter; daraus entstanden in England die „Gilde of Masons“, in Frankreich der „Compagnonnage“, in Deutschland die „Bauhütte“

·                    Die Bruderschaft der Rosenkreuzer.

 

Bernhard Wein (1977) geht – unter Bezug auf Angaben von Ferdinand Janner von 1876 - bei den Baukorporationen noch weiter zurück bis zu den Bauhütten beim Bau der Cheops-Pyramide, bei den Tempeln zu Luxor und Karnak, dem Pantheon zu Athen oder den Kaiserthermen in Trier.

 

Hans Biedermann (1988, 164-181) geht bis zu den „Ur-Architekten Europas“, welche die Megalithbauten errichteten, zurück, nämlich die „mythischen Hyperboreer“.

 

Ägypten: „nach der Art einer Schiffsbesatzung“ organisiert

 

Immerhin kann man historisch feststellen, dass seit dem ägyptischen Alten Reich (ab ca. 2900 v. Chr.) die Bauarbeiter nach der Art einer Schiffsbesatzung organisiert: Es gab eine Backbord- und eine ranghöhere Steuerbordabteilung.

Ähnlich war es bei den Arbeiten an den Felsengräbern (1500 v. Chr.) Am Arbeitsplatz unterstand der Bautrupp zwei Vorarbeitern oder Vorstehern, die für jeweils eine Seite zuständig waren. Der Trupp setzte sich aus verschiedenen Facharbeitern zusammen, aus Steinbrucharbeitern und Steinmetzen, Tischlern und Schmieden (für die Meissel), Zeichnern und Malern.

 

Die römischen „collegia fabrorum“

 

Seit der unseligen Schrift von Carl Heideloff "Die Bauhütten des Mittelalters in Deutschland" (Nürnberg 1844) haben unzählige Autoren seine Behauptungen nachgebetet, dass die „collegia fabrorum“ vornehme Vereine waren, welche „nur die Architekten und gehobenen Baumeister“ aufnahmen (Wein, 1977, 8), über viele Privilegien verfügten und von 306-337 ihre „goldene Zeit“ (Lennhoff/ Posner, 1932, Sp. 286; Imhof, I, 22; „Die Entwicklung der Freimaurerei“, 1974, 23; Wein, 1977, 8) hatten.

 

Nichts könnte falscher sein! wie Harald von Petrikovits und Okko Behrends (1981) mit Akribie nachweisen. Die nach der Sage von Numa Pompilius (um 700 v. Chr.) ins Leben gerufenen römischen „collegia“ werden erst im 3. Jahrhundert v. Chr. fassbar. Bemerkenswert ist, dass auch Sklaven und Frauen dabei waren. Sklaven konnten qualifizierte Arbeit verrichten und sogar in Ämter aufsteigen.

Im Mittelpunkt aller Handwerkervereinigungen stand das religiöse Bedürfnis. Bei den Opfermahlzeiten wurden Freundschaft und Geselligkeit gepflegt. Aus der gemeinsamen Pflege eines Kultes entwickelte sich die gemeinsame Sorge für das Begräbnis der Mitglieder, so dass die meisten Collegia auch Sterbekassen waren. Von einer Initiation (Naudon, 1982, 20) ist nichts bekannt.

 

Diese Vereinigungen verfolgten keine wirtschaftlichen Ziele. Sie dürfen also nicht als Zünfte oder Gilden aufgefasst werden, denn sie wurden niemals zur Ordnungsmacht oder Interessenvertretung des betreffenden Berufes. Im Gegenteil, sie wurden bald zu politischen Klubs. Da dies nicht genehm war, wurden sie immer wieder aufgelöst, und die Neugründungen gerieten immer mehr unter staatliche Kontrolle.

Nie verboten wurden die Vereinigungen der Bauhandwerker, da sie für den Feuerwehrdienst notwendig waren. Aber auch sie wurden wie die andern ehemals freien Zusammenschlüsse "Vereine" unter staatlicher Fuchtel, unter Diokletian (297 n. Chr.). sogar “Zwangsverbände”, die Frondienste leisten mussten.

 

Thiasos und Hetärien

 

Ab und zu wird auch eine griechische Bauhüttenorganisation "Thyasos" erwähnt. Das dürfte auf einer falschen Deutung beruhen. Gemäss den Nachschlagewerken waren die "Thyiaden" ein griechischer Frauenklub und "thiasos" eine "confraternity, religious guild" oder ein "Festschwarm der Bacchanten".

 

Die von Paul Naudon (1982, 14) für Griechenland genannten Hetärien und Dionysier sind entgegen seiner Behauptung keine Vereinigungen des Bauhandwerks. Unter „Hetairia“ lief eine Unterabteilung der Bürgerschaft, ein politischer, meist heimlicher Klub. Anderes berichten Hermann und Georg Schreiber (2000, 61-88), die ein ganzes Kapitel den seit etwa 600 v. Chr. fassbaren „Hetairien von Athen“ widmen und diese sonst auch immer wieder erwähnen. Erst die Kaiser Claudius (um 50 n. Chr.) und Trajan (um 110) verboten sie und liessen sie auflösen (161-162).

 

Die „Technitai“ oder Techneitai“ waren Vereinigungen von Bühnenkünstlern aller Art, also Musiker, Schauspieler, Choreographen und Tänzer, Dichter und andere. Dazu gehörten auch die Dionysier.

 

Kontinuität oder nicht?

 

Es ist erstaunlich, dass ausgerechnet im Jahr 2000 in zwei neuen Publikationen über die Freimaurer - und zwar beide von Freimaurern – entgegengesetzte Behauptungen stehen.

 

Der phantasievolle Psychosynthetiker Luigi Ranieri meint:

 

„Die Freimaurerei als initiatische Schule hat sehr weit zurück weisende Wurzeln. Um diese zu finden, muss man weit hinter die dokumentierten Spuren zurückgehen … Man muss in einem langen Aufstieg bis zu den faszinierenden Gefilden der Mythen und Legenden gelangen, die sich mit den Mysterien in das Gesamt der Riten und der Symbolik einfügen und mit ihnen ein fortlaufendes Band bilden … Wo auch immer ein Tempel entdeckt wurde, können wir sicher sein, dass in fernen Zeiten von ihm etwas ausging, das sich in die Tradition der Freimaurer einfügt“ (2000, 16-17).

 

„Die Korporationen oder Zünfte sind direkte Nachfahren der römischen Collegia aus der Zeit des Numa Pompilius, mit denen sie sich auf einer Linie vollkommener Kontinuität befinden, da sie – nicht zufällig – denselben Regeln folgen“ (2000, 56).

 

Der Geschichtsprofessor Helmut Reinalter meint dagegen:

„Die … Mysterienbünde können nur mit grösstem Vorbehalt als mögliche esoterische Wurzeln der Freimaurerei angesehen werden. Mit wissenschaftlicher Gewissheit lassen sich solche Entwicklungslinien nur schwer festmachen. Als wesentlich konkretere Vorstufen der modernen Freimaurerei findet man in der Literatur auch öfters die beruflichen Zusammenschlüsse der Handwerker und der Ritterorden, wie z. B. der Malteserorden und der Templerorden. … Eine weitere These geht von der älteren Rosenkreuzer-Bruderschaft als Ursprung der Freimaurerei aus“ (2000, 10-11).

 

Bereits 1932 schrieben Lennhoff/ Posner (Sp. 1081, vgl. 451): „Historisch gesehen wissen wir soviel, dass eine ideelle, formale Linie der Geheimbünde von den Kultverbänden der Babylonier, Ägypter, Inder, Perser, Griechen, Römer zu den Gemeinden der hellenistischen und frühchristlichen Zeit geht, weiter zu den christlichen Bünden des Mittelalters (Ritter- und Mönchsorden, Werkbruderschaften) und endlich zu den Symbolgesellschaften der neuer Zeit, zu den Rosenkreuzern und Freimaurern, dass aber von einer stammbaumartigen Verflechtung der Freimaurerei mit den alten Kultverbänden nicht die Rede sein kann.“

 

Nochmals anders drückt sich Daniel Béresniak (1998, 102) aus:

„Alle Lebensstile, die mit jenen intellektuellen und spirituellen Geistesbewegungen verbunden sind, die an der Geschichte unserer griechisch-römischen und jüdisch-christlichen Zivilisation mitwirken, sind im Gedächtnis der Riten festgehalten und werden durch die Logenarbeiten der Freimaurer beseelt.“

 

Psychologische Deutung

 

Halten wir fest: In streng historischer Sicht

  • ist eine direkte Linie nur von den seit etwa 1350 fassbaren „Logen“ zu den modernen Freimaurern, vor allem in Schottland und England, feststellbar.
  • sind im späteren Mittelalter viele biblische und verwandte Geschichten in das Gedankengut der Handwerker, und zwar nicht nur der Bauleute, eingedrungen.

 

Die Bauleute und Steinmetzen führten seit etwa 1350 ihre „Kunst“ auf die Genesis und andere biblische Geschichten zurück.

Diese Berufung auf den „uralten Ursprung, auf das Altertum und auf Vorläufer der Kunst in früheren Jahrhunderten“, wird von Hermann und Georg Schreiber (2000, 201-202) psychologisch gedeutet: „Der Zug ist durchaus verständlich: Innerhalb der feudalen Gesellschaft, in der die Herkunft schon einen Rang bedeutete, suchten natürlich auch die bürgerlichen Handwerker und ihre Arbeiter sich ein Ansehen und ihrem Berufsstand eine ‚Ehre’ zu geben, indem sie mangels eigener Ahnen von Stand die Vorläufer des Handwerks beschworen.“

 

Etwas anders drückt sich Paul Naudon aus (1982, 12): „Diese naiven Legenden müssen in ihrer esoterischen Bedeutung verstanden werden. Es soll zum Ausdruck kommen, dass die Freimaurerei immer bestanden hat, wenn nicht tatsächlich, so doch als geistiges Prinzip, und dass die Universalität der Menschheit über Raum und Zeit ihre Berufung ist.“

Anderswo spricht er von „spirituellen Licht der Überlieferung“ (32).

 

 

Literatur

 

James Anderson: The Constitutions of the Free-Masons. Containing the History, Charges, Regulations, &c. oft that most Ancient and Right Worshipful Fraternity. London : William Hunter 1723, 2. Erweiterte Aufl. 1738;
dt.: Faksimilausgabe des englischen Originaltextes mit deutscher Übersetzung von Rudolf Ebel. Bayreuth: Quellenkundliche Arbeit Nr. 18 der Forschungsloge Quatuor Coronati Nr. 808, 1983.

Michael Baigent, Richard Leigh: The Temple and the Lodge. London: Cape/ New York: Arcade Publications 1989; London: Corgi 1990;
dt.: Der Tempel und die Loge.
Das geheime Erbe der Templer in der Freimaurerei. Bergisch Gladbach: Bastei-Lübbe Taschenbuch Bd. 64106, 1991; 6. Aufl. 1999; Augsburg: Bechtermünz 1999.

Hans Biedermann: Das verlorene Meisterwort. Bausteine zu einer Kultur- und Geistesgeschichte des Freimaurertums. Graz: Böhlaus Nachfolger 1986; Heyne Taschenbuch 1988.

Dieter A. Binder: Die diskrete Gesellschaft. Geschichte und Symbolik der Freimaurer. Graz: Styria Edition Kaleidoskop 1988, 2. Aufl. 1995;
als Herder Taschenbuch u. d. T.: Die Freimaurer, 1998, 2.
Aufl. 2000.

Claas Jonco Bleeker: Zur Bedeutung des Kultes im alten Ägypten. In Hans Peter Duerr (Hrsg.): Sehnsucht nach dem Ursprung. Zu Mircea Eliade. Frankfurt am Main: Syndikat 1983, 360-373;
vgl. auch derselbe: Initiation in Ancient Egypt. In derselbe (Hrsg.): Initiation. Leiden: Brill 1965, 49-58.

Walter Burkert: Ancient mystery cults. Cambridge, London: Cambridge University Press 1987.
dt.: Antike Mysterien. Funktionen und Gehalt. München: C. H. Beck 1990; 4. Aufl. 2003.

Heinz-Günter Deiters: Die Freimaurer. München: List 1963; 2. Aufl. 1964.

Colin F. W. Dyer: Symbolism in Craft Freemasonry. 1976; erneut Addlestone: Ian Allen 1991.

Franz Carl Endres: Die Symbole des Freimaurers. Stuttgart: Moritz 1930; Neuausgabe Hamburg: Bauhütten Verlag 1977.

Die Entwicklung der Freimaurerei. Hamburg: Bauhütten Verlag 1974.

Joseph Gabriel Findel: Geschichte der Freimaurerei von der Zeit ihres Entstehens bis auf die Gegenwart. 2 Bde, Leipzig: Luppe 1861-62; Leipzig: Zechel, 2. Aufl. 1866; 7. Aufl. 1900;
Nachdrucke Osnabrück: Kuballe 1984; Vaduz/ Liechtenstein: Sändig-Reprints-Verlag 1986;
engl.: History of Freemasonry. 1865.

Theo Gantner (Hrsg.): Freimaurer. Begleitpublikation des Museums für Völkerkunde und Schweizerischen Museums für Volkskunde Basel. Ausstellung 1983/84.

Sergius Golowin: Hexen, Hippies, Rosenkreuzer. 500 Jahre magische Morgenlandfahrt. Hamburg: Merlin-Verlag 1977; 2. Aufl. 1981.

Gottlieb Imhof: Kleine Werklehre der Freimaurerei I: Das Buch des Lehrlings. Bern: SGLA 1955; 4. Aufl. 1973; III: Das Buch des Meisters. Bern: SGLA 1960, 3. Aufl. 1973.

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Douglas Knoop, Gwilym Peredur Jones: The Genesis of Freemasonry. 1948; Nachdruck London 1978;
dt.: Die Genesis der Freimaurerei. Bayreuth: Quatuor Coronati 1968.

Jan K. Lagutt: Grundstein der Freimaurerei. Zürich: Origo 1958, 3. Aufl. 1971; 4. Aufl. 1993.

Eugen Lennhoff: Die Freimaurer. Geschichte, Wesen, Wirken und Geheimnis der Königlichen Kunst. Zürich: Amalthea-Verlag 1929; Wien: Phaidon-Verlag 1931; Nachdrucke Wien: Löcker 1981; Wien: Lechner 1988; Bayreuth: Gondrom 1988;
engl.: The freemasons.
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Eugen Lennhoff, Oskar Posner: Internationales Freimaurer-Lexikon. Wien 1932; unveränderte Nachdrucke, Wien: Amalthea-Verlag bis 1992;
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Daniel Ligou: Dictionnnaire universel de la franc-maçonnerie. Paris 1974;
Neuausgabe u. d. T.: Dictionnaire de la franc-maçonnerie.
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Peter Francis Lobkowicz: Die Legende der Freimaurer. Hamburg: Bauhütten Verlag 1971; Nachdruck Wien: Amalthea 1992
(enthält eine Übersetzung des Dowland Ms., 13-22; eine ausführliche Erörterung der Hiramslegende, 27-59 und 68-75, und schliesst mit Gedanken über „Gerechtigkeit“, 95-115).

Kenneth R. H. Mackenzie (Hrsg.): The Royal Masonic Cyclopaedia of History, Rites, Symbolism and Biography. London: J. Hogg 1875-77; neu hrsg. von R. A. Gilbert und John Hamill, Wellingborough, Northamptonshire: Aquarian Press 1987.

Alec Mellor: La Franc-Maçonnerie à l’heure du choix. Tours: Mame 1967;
dt.: Logen, Rituale Hochgrade. Handbuch der Freimaurerei.
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Paul Naudon: Histoire générale de la Franc-Maçonnerie. 1981;
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Allan Oslo: Freimaurer. Humanisten? Häretiker? Hochverräter? Frankfurt am Main: Umschau Verlag 1988; Nachdruck unter dem Titel: Die Freimaurer. Düsseldorf: Albatros 2002.

Erik Peters: Die grosse Morgenlandfahrt. Die Geschichte der europäischen Wahrheitssucher nach dem Licht der Erkenntnis. 1986.

Will-Erich Peuckert: Geheimkulte. Heidelberg: Pfeffer 1951; Reprint Hildesheim: Olms 1988; ungekürzte Taschenbuchausgabe München: Heyne 1997.

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Christoph Riedweg: Pythagoras. Leben, Lehre, Nachwirkung. Eine Einführung. München: Beck 2002.

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Georg Emil Selter: Form, Geist und Wesen der Freimaurerei. Hamburg: Akazien-Verlag 1952.

David Stevenson: The First Freemasons. Scotland’s Early Lodges and Their Members. Aberdeen: Aberdeen University Press 1988; erneut 1989; 2. Aufl. Grand Lodge of Scotland 2001.

Bernard Vaillant: Traditions initiatiques de l'Occident. Druidisme, Graal, templicisme, catharisme, compagnonnage, rosicrucianisme, alchimie, franc-maçonnerie, martinisme. Paris: De Vecchi1983;
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Bartel L. van der Waerden: Die Pythagoreer. Religiöse Bruderschaft und Schule der Wissenschaft. Zürich: Artemis 1979.

Charles von Bokor: Papes rois, francs-maçons. L’histoire de la franc-maçonnerie des origines à nos jours. Montréal: Ed. Québec-Amérique 1977;
dt.: Winkelmass und Zirkel. Die Geschichte der Freimaurer. Wien: Amalthea 1980; Taschenbuchausgabe Rastatt: Moewig 1982, erneut 1988.

Harald v. Petrikovits: Die Spezialisierung des römischen Handwerks; Okko Behrends: Die Rechtsformen des römischen Handwerks. In Herbert Jankuhn et al. (Hrsg.): Das Handwerk in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. Teil I. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1981, 63-132¸ 141-203.

Bernhard Wein: Die Bauhütten und ihre Entwicklung zur Freimaurerei. Hamburg: Bauhütten Verlag 1977.

 



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