Home Die Legenden der Freimaurerei nach James Anderson (1723)

 

 

Inhalt (ca. 32 Seiten)

Zum Text

Einordnung, Würdigung und Nachwirkungen von Andersons „Constitutions“

(nach Knoop/ Jones, 1948, dt. 1968)

„Constitutions: Teil I, die Legende

(in der Übersetzung von Rudolf Ebel, 1983)

 

Für die auf über 200 Seiten ausgeweitete Version der Geschichte in der 2. Auflage der „Constitutions“ von 1738, siehe die deutsche Übersetzung „Neues Constitutionen-Buch“ (Frankfurt am Main: Andreae 1741) bei: Google books und
http://digilib.ub.uni-freiburg.de/document/276458648/

http://fuldig.hs-fulda.de/viewer/image/PPN268372799/1/LOG_0000/

Davon eine Nachschrift in lateinischer Schrift:

Die lange Legende und Geschichte der Frey-Maurerey, 1738

 

 

Zum Text

 

James Anderson: The Constitutions of the Free-Masons. Containing the History, Charges, Regulations, &c. of that most Ancient and Right Worshipful Fraternity. For the Use of the Lodges. London : William Hunter 1723;
dt.: Faksimileausgabe des gesamten englischen Originaltextes:
Die Konstitutionen der Freimaurer aus dem Jahre 1723;
mit deutscher Übersetzung von Rudolf Ebel. Bayreuth: Quellenkundliche Arbeit Nr. 18 der Forschungsloge Quatuor Coronati Nr. 808, 1983.

 

Die Konstitution besteht – nach einer Widmung - aus vier Teilen:

  • Widmung an Herzog John von Montagu
  • Teil I: "History" = Legende
  • Teil II: "Charges" = Pflichten (= häufig: "die Alten Pflichten")
  • Teil III: "General Regulations, Compiled first by Mr. George Payne" = Allgemeine Anordnungen
  • Teil IV: 4 Lieder, zum Teil mit Noten

 

engl. Text der „History“:

http://www.freemason.com/library/confre03.htm

 

 

Vollständiger deutscher Text der „History“ in der Übersetzung von Rudolf Ebel, 1983, mit – unerklärlicherweise – unzähligen kleinen Veränderungen auch bei

Allan Oslo: Freimaurer. Humanisten? Häretiker? Hochverräter? Frankfurt am Main: Umschau Verlag 1988; Nachdruck unter dem Titel: Die Freimaurer. Düsseldorf: Albatros 2002, 364-378.

 

Eine stellenweise wörtliche Nacherzählung findet sich bereits in:

Gründliche Nachricht von den Frey-Maurern, nebst beygefügter historischer Schutz-Schrifft. 1738; 2. Aufl. 1740, 3-16.

http://digital.wlb-stuttgart.de/digitale-sammlungen/seitenansicht/?no_cache=1&tx_dlf[id]=41&tx_dlf[page]=1

 

Das Grosse vollständige Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste, 1739, stützt sich weitgehend und vielfach wörtlich im Artikel „Maurer“ auf diese Nacherzählung.

 

Die erste ganze Übersetzung stammt von Johann Küenen, 1741 Verordnungen; Geschichte, Gesetze, Pflichten, Satzungen, und Gebräuche, Der Hochlöblichen Brüderschafft derer Angenommenen Frey-Mäurer. Franckfurth und Leipzig, Bey Jonas Schmid, Anno 1741:

http://www.zenisis.de/images/ebook/Buch00281-Freimaurerei-auf-www.zenisis.de.pdf

http://www.bsb-muenchen-digital.de/~web/web1035/bsb10359814/images/index.html?digID=bsb10359814&pimage=1&v=100&nav=0&l=de

 

ferner eine - am Anfang kommentierte – wörtliche Nachschrift bei:

Der neu-aufgesteckte Brennende Leuchter des Freymäurer-Ordens, 1746, 1-70;

anschliessend bis S. 89 ergänzt nach der 2. Aufl. des Constitutionen-Buchs bis 1743.

 

 

Eine Übersetzung von zwei kurzen Auszügen (32-34 und 33-36, 57) hat Karl Christian Friedrich Krause im ersten Band seines Werks „Die drei ältesten Kunsturkunden der Freimaurerbrüderschaft (Dresden Arnoldi 1810) geboten, und zwar auf den Seiten 513-515 und 66-71 (in der zweiten Aufl. 1819, II.1, 10-13 und II.1, 39-44).

 

 

Knappe Nacherzählung der „History“ in

             Eugen Lennhoff, Oskar Posner: Internationales Freimaurer-Lexikon. Wien 1932; unveränderte Nachdrucke, Wien: Amalthea-Verlag bis 1992, 31-35;
auch in der Neuausgabe von Dieter A. Binder. München: Herbig 2000, 35-38.

 

 

Einordnung, Würdigung und Nachwirkungen von Andersons „Constitutions“

 

Douglas Knoop, Gwilym Peredur Jones: The Genesis of Freemasonry. 1948; Nachdruck London 1978;
dt.: Die Genesis der Freimaurerei. Bayreuth: Quatuor Coronati 1968, 1-2

 

 

Im Laufe der Zeit ist das Gebiet der maurerischen Geschichtsschreibung grossen Veränderungen unterworfen gewesen.

Soviel wir wissen, sind die ersten Versuche, maurerische Geschichte zu schreiben, im 14. Jahrhundert unternommen worden und haben in den Berichten über die Maurerei ihren Niederschlag gefunden, die im Regius-Gedicht, im Cooke-Ms. und in anderen Fassungen der maurerischen Konstitutionsmanuskripte an Freimaurer späterer Zeiten weitergegeben worden sind.

 

Die Beweggründe zur Schaffung dieser frühesten Fassungen der Geschichte der Freimaurerei lassen sich nur vermuten. Man mag beabsichtigt haben, den Maurern etwas zu verschaffen, das den Freibriefen oder Privilegienurkunden ähnelte, welche die damaligen Handwerkergilden und Zünfte besassen. Oder vielleicht hat ein Geistlicher oder sonstiger einigermassen Gebildeter, der mit dem Baugewerbe in Verbindung stand, dessen Geschichte zusammengestellt, weil er sich für das Handwerk des Maurers interessierte und zeigen wollte, wie alt und ehrenwert es war.

 

Was auch immer das Motiv gewesen sein mag: die Ergebnisse kann man heute nicht allzu ernst nehmen. Aber die Sammler der Geschichten haben, gemessen an der Norm jener Tage, wahrscheinlich ihr Bestes getan, indem sie ihre Berichte in der Hauptsache auf schriftliche oder sonstige ihnen zugegangene Quellen gründeten, die ihnen unmittelbar oder mittelbar bekannt waren.

 

In diesen Berichten behandelte man die Freimaurerei als identisch mit der Geometrie, einer der sieben freien Künste, und infolgedessen war Euklid eine Hauptperson dieser Erzählung. Die Schilderungen führen die Geschichte der Maurerei bis auf die Regierung Athelstans (925-40) zurück und müssen nach unserer Überzeugung als Mythen behandelt werden.

 

Wenn wir Rev. James Andersons Bericht Glauben schenken können, so trug ihm die Grossloge 1721 auf, die alten "gotischen Konstitutionen" in einer neueren und besseren Form zusammenzustellen und zu ordnen. Und so sah er den Legendenstoff der maurerischen Konstitutionsmanuskripte durch, erweiterte ihn und brachte ihn auf den Stand der Zeit. Wir dürfen annehmen, dass Anderson weit bessere Möglichkeiten als seine Vorgänger aus dem 14. Jahrhundert gehabt hat, maurerische Geschichte zu schreiben. Aber, gemessen an diesen Möglichkeiten, ist seine Leistung schwächer als die der über die Schulter angesehenen mittelalterlichen Geschichtensammler.

 

Seine Datierungsirrtümer, wie etwa die, dass er Nebukadnezar zum "Grossmeister" und den Kaiser Augustus zum "Grossmeister der Loge in Rom" machte, sind so widersinnig wie nur etwas in den Konstitutionsmanuskripten.

Der Einfluss der Renaissance zeigt sich in Andersons Vorliebe für den palladianischen Baustil; aber er verstand anscheinend wenig von der Klassik, und als Humanist ist er z. B. im Vergleich mit dem Verfasser der Defence of Masonry von 1730 keine Leuchte. Trotz seiner Geringschätzung der "gotischen" Konstitutionen ist er selbst recht unkritisch, und das Bild, das er von der Entwicklung des Bauens und der Baukunst gibt, ist eine seltsame Mischung von Dichtung und Wahrheit.

 

Es ist zweifellos keine Geschichte der Freimaurerei im Sinne einer Darstellung der unter den Freimaurern der einzelnen Epochen herrschenden Organisationsformen. Obgleich 1722 geschrieben und 1723 veröffentlicht, erwähnt Andersons Darstellung nicht einmal die Gründung der Grossloge im Jahre 1717, unterstellt aber das Vorhandensein der Grossloge, in dem sie in einem Bandwurmsatz "unsern jetzigen Würdigen Grossmeister John, Herzog von Montague" (Grossmeister 1721-22) anführt. Andererseits behandelt sie Ereignisse aus dem Jahre 1721, wie die Grundsteinlegung der Kirche von "St. Martin's in the Fields".

 

Schon gegen Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatte die sogenannte "Geschichte" der Maurerei, wie sie in den Konstitutionsmanuskripten und darauf in Andersons Konstitutionen von 1723 enthalten ist, ihre Kritiker. Der Historiker Dr. Robert Plot brandmarkte in seiner 1686 veröffentlichten "Natural History of Staffordshire" die Geschichte der Maurerei in einer Fassung der Konstitutionsmanuskripte als falsch und unzusammenhängend; das Briscoe-Pamphlet von 1724, The Free-Masons Accusation and Defence von 1726, An Ode to the Grand Khaibar von 1726 und ein Brief eines "A. Z." in der Zeitung The Daily Journal vom 5. September 1730 machten sich über zeitgenössische Fassungen der maurerischen Geschichte lustig und zogen den Gedanken einer Verbindung zwischen der modernen Freimaurerei und König Salomo ins Lächerliche.

 

Die Kritiker dieser Zeit waren jedoch stark in der Minderheit, und Andersons Fassung der maurerischen Geschichte wurde von der ersten Grossloge angenommen und in alle im 18. Jahrhundert erschienenen Ausgaben ihres Book of Constitutions aufgenommen.

 

William Preston (1742-1818) schloss sich ihr in seinen Illustrations of Masonry eng an. Sie kamen zwischen 1772 und 1861 auf siebzehn Auflagen; einige der späteren hat der Rev. George Oliver (1782-1867) herausgegeben, ein anderer Jünger Andersons.

 

 

 

„Constitutions: Teil I, die Legende

in der Übersetzung von Rudolf Ebel, 1983

 

Nachschrift mit freundlicher Genehmigung der Freimaurer Forschungsloge "Quatuor Coronati", Deutschland

http://www.quatuor-coronati.org/

http://qc-eu.eu/

 

 

(Die Fussnoten, die im Original wie in der Übersetzung mit *) markiert und jeweils unter an der Seite plaziert wurden, sind hier von 1-28 durchnumeriert und als „Anmerkungen“ an den Schluss gestellt.

Die Jahreszahlen, die im Original als Marginalien plaziert wurden, sind hier übersetzt und als Kapitelüberschriften möglichst sinnvoll eingesetzt worden.)

 

 

(Seite 1)

Die

Konstitution,

Geschichte, Gesetze, Pflichten,

Verfügungen, Einrichtungen, und

Gebräuche

der

Sehr Ehrwürdigen Bruderschaft der

Angenommenen Freien Maurer;

gesammelt

aus ihren allgemeinen Niederschriften und ihren

getreuen Überlieferungen vieler Zeitalter.

 

Zu verlesen

bei der Aufnahme eines Neuen Bruders, wenn der Meister oder Aufseher beginnen, oder einen anderen Bruder dazu anhalten soll, vorzulesen wie folgt:

 

Im Jahr der Welt 1 – 4003 v. Chr.

 

Adam, unser Urvater, der nach dem Bilde Gottes, des großen Baumeisters des Universums, geschaffen wurde, muß die Freien Künste, vor allem Geometrie, in seinem Herzen eingeschrieben gehabt haben; denn seit dem Sündenfall finden wir deren Grundsätze in den Herzen seiner Nachkommen. Im Verlauf der Zeiten sind sie fortent-

 

(2)

wickelt worden zu einer brauchbaren Lehrmethode, und zwar durch Beachten der Proportionsgesetze aus der Mechanik: Auf diese Weise gaben die mechanischen Fertigkeiten dem Gelehrten die Möglichkeit, die Elemente der Geometrie methodisch zu ordnen, und deshalb ist diese edle Wissenschaft, dergestalt vereinfacht, nunmehr die Grundlage aller dieser Künste (vor allem der Maurerey und Architektur) und die Regel nach der sie ausgeführt und gestaltet werden.

 

Zweifellos lehrte Adam seine Söhne die Geometrie und deren Gebrauch, wie sie, zumindest in jenen früheren Zeiten, für einige Künste und Handwerke geeignet war; denn Kain, wie wir finden, erbaute eine Stadt, die er Geheiligt oder Geweiht nannte, nach dem Namen seines ältesten Sohnes Henoch; und da er der Fürst der einen Hälfte der Menschheit wurde, so sollte seine Nachkommenschaft sein königliches Beispiel nachahmen, indem sie sowohl die edle Wissenschaft als auch die angewandte Kunst verbesserte. (1)

Wir dürfen auch nicht annehmen, daß Seth minder unterrichtet war, er, der als Fürst des anderen Teils der Menschheit und ferner als allererster Förderer der Astronomie mit gleicher Sorgfalt die Geometrie und die Maurerey seine Nachkommen

 

(3)

beigebracht haben mochte, die überdies den großen Vorteil hatten, daß Adam unter ihnen lebte. (2)

 

Ohne jedoch unsichere Hinweise zu berücksichtigen, können wir mit Sicherheit darauf schließen, daß die alte Welt, die 1656 Jahre andauerte, der Maurerey nicht unkundig gewesen sein kann; und daß die beiden Familien Seths und Kains viele bedeutsame Werke errichteten, bis schließlich Noah, der neunte Nachkomme Seths, von Gott beauftragt und geleitet wurde, die große Arche zu bauen, die, obgleich von Holz, sicherlich mit Hilfe der Geometrie hergestellt wurde, und nach den Regeln der Maurerey.

 

Noah und seine drei Söhne Japhet, Sem und Ham, alle wahre Maurer, bewahrten bei sich, über die Sintflut hinaus, die Überlieferungen und Künste der Vorsintflutmenschen und gaben sie umfassend an ihre zunehmende Nachkommenschaft weiter;

 

Anno Mundi 1757 – 2247 v. Chr.

 

denn 101 Jahre nach der Flut finden wir sie in großer Zahl, wenn nicht gar den ganzen Stamm Noahs, im Tal von Schinar, damit beschäftigt, eine Stadt und einen großen Turm zu bauen, um sich selber einen Namen zu machen

 

(4)

und ihrer Zerstreuung vorzubeugen. Und obgleich sie das Werk zu einer ungeheuerlichen Höhe trieben und durch ihre Großmannssucht Gott veranlaßten, ihre Pläne mittels einer Sprachverwirrung zu durchkreuzen, was zu ihrer Zerstreuung führte, so wird ihre maurerische Fertigkeit doch nicht minder gerühmt, nachdem sie 53 Jahre auf das erstaunliche Werk verwandt hatten,

 

A. M. 1810 – 2194 v. Chr.

 

und mit ihrer Zerstreuung trugen sie das machtvolle Wissen mit sich in entlegene Teile der Welt, wo sie guten Gebrauch davon machen konnten bei der Errichtung ihrer Königreiche, Zusammenschlüsse und Dynastien. Und obwohl es später in den meisten Teilen der Erde verloren ging, so wurde es doch vor allem in Schinar und Assyrien bewahrt, wo Nimrod (3), der Begründer jener Monarchie, nach der Zerstreuung, viele großartige Städte erbaute, wie Erek, Akkad und Calneh in Schinar; von wo aus er später nach Assyrien ging und Ninive, Rehoboth, Caleh und Rhesin erbaute.

 

In diesen Gebieten, am Tigris und Euphrat, lehrten später viele erfahrene Priester und  Mathematiker,

 

(5)

bekannt unter den Namen Chaldäer oder Magier, die diese gute Wissenschaft, die Geometrie, bewahrten, so wie die Könige und großen Männer die Königliche Kunst förderten. Aber es ist nicht ratsam, offener über diese Angelegenheiten zu sprechen, es sei denn in geöffneter Loge.

 

Von nun an also wurden Wissenschaft wie Kunst weitergegeben an spätere Zeiten und ferne Zonen, ungeachtet der Verwirrung der Sprachen oder Mundarten, was zwar dazu beitragen kann, des Maurers Fähigkeiten und den alten allgemeinen Brauch zu fördern, einander ohne Sprechen zu verständigen und von ferne zu erkennen, aber dennoch nicht hinderte, daß die Maurerey in jeder Kolonie und ihre Verbreitung in ihrer jeweiligen Mundart verbessert wurde.

 

A. M. 1816 – 2188 v. Chr.

 

Zweifellos wurde die Königliche Kunst nach Ägypten gebracht durch Mizraim, den zweiten Sohn des Ham, ungefähr sechs Jahre nach der Babylonischen Verwirrung und 160 Jahre nach der Sintflut, als er seine Kolonie dorthin leitete; (denn Ägypten heißt auf Hebräisch Mizraim) weil, wie wir feststellen, die Überschwemmungen des Nils bald eine Verbesserung der Geometrie herbeiführten und dementsprechend eine starke Nachfrage nach Maurerey brachten: Denn die alten herrschaftlichen Städte, mit den anderen großartigen Bauwerken jenes Landes, vor allem die berühmten Pyramiden, erweisen den frühen guten Geschmack und den Geist jenes alten Reiches. Mehr noch, eine jener, ägyptischen Pyramiden.

 

(6)

wird als das erste der sieben Weltwunder angesehen (4), dessen Entstehungsgeschichte, laut Historikern und Reisenden, fast unglaublich ist.

 

Die Heiligen Berichte bekunden uns, daß die elf großen Söhne Kanaans (dem jüngsten Sohn des Ham) sich bald in festen Ansiedlungen verschanzten, und in stattlich ummauerten Städten die schönsten Tempel und Herrenhäuser errichteten. Denn als die Israeliten unter dem großen Josua in ihr Land einbrachen, fanden sie es so gleichmäßig befestigt, daß ohne den unmittelbaren Eingriff Gottes zu Gunsten seines auserwählten Volkes, die Kannaniter unangreifbar und unbesiegbar gewesen wären. Noch können wir weniger für die anderen Söhne Hams vermuten, z. B. Chusch, seinen Ältesten, in Südarabien, und Phut oder Phuts (jetzt Fez genannt) in Westafrika.

 

Ebenso muß die gute und tapfere Nachkommenschaft des Japhet (des ältesten Sohnes von Noah), selbst soweit sie zu den Inseln der Heiden reiste, gleicherweise geübt gewesen sein in Geometrie und Maurerey; obgleich wir wenig wissen von ihren Taten und mächtigen Werken, bevor ihre ursprüngliche Kenntnis

 

(7)

fast völlig verloren ging in den Kriegsstürmen und durch die Nichtbeibehaltung eines Austauschs mit den gesitteten und gebildeten Völkern; denn als dieser Austausch in späteren Zeiten aufgenommen wurde, begannen sie, wie wir feststellen, die erstaunlichsten Baumeister zu sein.

 

Die Nachkommen des Sem hatten ebenfalls gleiche Möglichkeiten, die nützliche Kunst zu üben, sogar jene unter ihnen, die ihre Kolonien im Süden und Osten Asiens errichteten. Mehr noch jene unter ihnen, die in dem großen Assyrerreich in einem gesonderten Staat lebten oder mit ihren Familien vermischt waren: Vielmehr konnte der heilige Zweig des Sem (aus dem, was das Fleisch anlangt, Christus kam) nicht ungeübt sein in den gelehrten Künsten Assyriens;

 

A. M. 2078 – 1926 v. Chr.

 

denn Abraham wurde, 268 Jahre nach der babylonischen Sprachverwirrung, von den Chaldäern aus Ur gerufen, wo er Geometrie und die Künste lernte, die durch sie ausgeübt werden, die er sorgsam weitergeben sollte an Israel, an Isaak und an seine Söhne, die er mit Ketura hatte; und dann über Isaak an Esau und Jakob und an die zwölf Patriarchen: Außerdem glauben die Juden, daß Abraham die Ägypter auch in der assyrischen Gelehrsamkeit unterwies.

 

A. M. 2427 – 1577 v. Chr.

 

In der Tat hat die auserwählte Familie lange Zeit nur militärische Baukunst gebraucht, da sie fremd unter Fremden war; doch ehe die 430 Jahre ihrer Wanderschaft zu Ende waren, ungefähr 86 Jahre vor ihrem Auszug aus Ägypten, zwangen die ägyptischen Könige die meisten, ihre Hirtenstäbe und Kriegsgeräte

 

(8)

abzulegen, und bildeten sie zu einer anderen Art von Architektur in Stein und Ziegel aus, wie uns die Heilige Schrift und andere Geschichtswerke berichten; was Gott in seiner Weisheit verwarf, um sie zu guten Maurern zu machen, bevor sie das gelobte Land in Besitz nahmen, alsbald berühmt für seine höchst merkwürdige Maurerey.

 

A. M. 2514 – 1490 v. Chr.

 

Und während sie gegen Kanaan marschierten, durch Arabien, unter Moses, gefiel es Gott, den Bezaleel vom Stamme Juda und den Aholiab vom Stamme Dan mit der Weisheit des Herzens zu begaben, daß sie das höchst rühmliche Zelt errichteten, das Tabernakel, worin die Schechina aufbewahrt wurde; das, obgleich nicht aus Stein oder Ziegel, doch durch Geometrie erstellt war, ein prächtiges Stück Architektur (und nachmals als Modell des Salomonischen Tempels erwiesen) nach dem Plan, den Gott dem Moses auf dem Berge gezeigt hatte; der dadurch Allgemeiner Meister-Maurer wurde, wie auch König von Jessurun, wohlerfahren in aller Ägyptischer Gelehrsamkeit und göttlich erfüllt vom tiefsten Wissen über Maurerey.

 

So waren die Israeliten, als sie Ägypten verließen, ein ganzes Königreich von Maurern, gut ausgebildet unter der Führung ihres Groß-Meisters Moses, der sie oft zu einer gerechten und allgemeinen Loge zusammenrief, als sie in der Wildnis waren und ihnen weise Pflichten, Befehle etc. gab. Wären sie nur recht befolgt worden. Doch mehr hiervon soll nicht erwähnt werden.

 

A. M. 2554 – 1450 v. Chr.

 

(9)

Und nachdem die Israeliten in den Besitz von Kanaan gekommen waren, standen sie in der Maurerey nicht hinter den alten Einwohnern zurück, sondern verbesserten diese ziemlich umfassend durch besondere Anleitung des Himmels; sie schufen bessere Befestigungen und verbesserten ihre Stadthäuser und die Paläste ihrer Führer; und nur in der sakralen Architektur standen sie zurück, obwohl das Tabernakel bestand; doch nicht lange; denn das schönste sakrale Bauwerk der Kanaaniter war der Tempel des Dagon in Gaza, im Philisterland, sehr prunkvoll und weitläufig genug, um 5000 Leute unter seinem Dach zu bergen, das kunstvoll von zwei Hauptsäulen gestützt wurde (5) und dies war ein wundervoller Beweis für die mächtige Geschicklichkeit in wahrer Maurerey, wie zugegeben werden muß.

 

Aber Dagons Tempel und die besten Bauwerke von Tyrus und Sidon hielten keinen Vergleich aus mit dem Tempel des Ewigen Gottes zu Jerusalem, begonnen und beendet zum Erstaunen der ganzen Welt, in dem kurzen Zeitraum von sieben Jahren und sechs Monaten, durch den weisesten Mann und ruhmreichsten König von Israel, den Fürsten des Friedens und der Architektur, Salomon, (den Sohn Davids,

 

(10)

dem diese Ehre verweigert war wegen seiner königlichen Herkunft) mit göttlicher Anleitung, ohne den Lärm der Werkzeuge, obwohl dort nicht weniger als 3600 Fürsten (6) oder Meister-Maurer beschäftigt waren, um das Werk auszuführen nach Salomons Anweisungen, zusammen mit 80.000 Steinhauern in den Bergen, oder Gesellen, und 70.000 Handlangern,

alles in allem                                                                                                  153.000

daneben die Leviten, die unter Adoniram,

abwechselnd mit den Sidoniern in den Bergen

Libanons arbeiteten                                                                                        30.000

das sind zusammen                                                                                      183.000

 

Diese große Zahl von geschickten Maurern verdankte Salomo dem König von Tyrus Hiram oder Huram, der seine Maurer und Zimmerleute nach Jerusalem sandte

 

(11)

und die Fichten und Zedern des Libanon nach Joppe, dem nächsten Seehafen.

 

Aber vor allem schickte er den gleichnamigen Hiram oder Huram, den vollkommensten Maurer auf Erden. (7)

 

(12)

Und die gewaltigen Kosten erhöhten ebenfalls die Vortrefflichkeit (des Bauwerks); denn neben König Davids großen Vorbereitungen beteiligten sich sein reicherer Sohn Salomo und all die wohlhabenden Israeliten und die Adligen aller benachbarten Königreiche mit Gold, Silber und wertvollen Juwelen, was eine fast unglaubliche Summe ausmachte.

 

Wir lesen von keinem anderen so großen Bauwerk in Kanaan; die Mauer, die es einschloß, war 7.700 Fuß im Umfang;

 

(13)

viel geringer war jedes andere Bauwerk, das erwähnenswert wäre, denn es war genau proportioniert und von schönen Abmessungen, von der herrlichen Pforte im Osten hin zum prächtigen und ehrwürdigen Sanctum Sanctorum im Westen mit den lieblichsten und bequemsten Zimmern für die Könige und Fürsten, Priester und Leviten, Israeliten und auch Heiden; es war ein Gebetshaus für alle Völker und konnte im eigentlichen Tempel und in allen seinen Höfen und Räumen zusammengenommen nicht weniger als 300.000 Menschen aufnehmen, nach bescheidener Rechnung, erlaubt man jedem Menschen einen Quadratcubit (1 cubit = 11/2 Fuß). Wenn wir an die 1453 Säulen aus Parischen Marmor denken, mit doppelt so vielen Pilastern, die alle großartigen Kapitelle mehrerer Stile trugen, und an die 2246 Fenster, abgesehen von denen im Pflaster, mit den unbeschreiblichen und kostbaren Verzierungen im Inneren (und noch mehr könnte gesagt werden), so müssen wir zugeben, daß sein Anblick unsere Vorstellung übersteigt; und daß es mit Recht als das schönste Beispiel der Maurerey auf Erden, vorher oder nachher, und als das größte Wunder der Welt geschätzt wurde;

 

A. M. 3000 – 1004 v. Chr.

 

und es wurde von König Salomo geweiht und seiner Bestimmung übergeben in der feierlichsten Form.

 

Doch indem wir lassen, was nicht schriftlich mitgeteilt werden darf und es tatsächlich auch nicht kann, bestätigen wir gerechterweise, daß, wie strebsam die Heiden in der Fortführung der Königlichen Kunst waren, sie diese doch niemals beherrschten, bis es Gott gefiel, sein erwähltes Volk anzuleiten zur Errichtung des vorerwähnten stattlichen Zeltes und schließlich zum Bau

 

(14)

dieses großartigen Hauses, geeignet zur besonderen Ausstrahlung seines Ruhms, wo er ruhte zwischen den Cherubim auf dem Sitz der Barmherzigkeit, und von wo er ihnen häufig weise Antworten gab.

 

Dieses höchst geräumige, strahlende, schöne und prächtige Bauwerk zog bald schon die wissensdurstigen Künstler aller Völker an, einige Zeit in Jerusalem zu verbringen und dessen besondere Sehenswürdigkeiten zu untersuchen, soviel den Heiden erlaubt war; wobei sie bald entdeckten, daß die ganze Welt mit ihrem zusammengefaßten Können die Israeliten an Weisheit und Fertigkeiten der Architektur nicht erreichte, als der weise König Salomo Groß-Meister der Loge zu Jerusalem und der gelehrte König Hiram Groß-Meister der Loge zu Tyrus und der begnadete Hiram Abif Meister des Baus war, als die Maurerey unter der unmittelbaren Obhut und Leitung des Himmels stand, als die Edlen und die Weisen es als ihre Ehre ansahen, den einfallsreichen Meistern und Werkleuten beizustehen, und als der Tempel des Wahren Gottes zum Wunder für alle Reisenden wurde, nach dem sie, als dem vollkommensten Muster nach ihrer Rückkehr die Baukunst im eigenen Land änderten. Und zwar so, daß nach der Errichtung des Salomonischen Tempels die Maurerey bei allen benachbarten Völkern verfeinert wurde; denn die vielen Künstler, die daran beteiligt waren unter Hiram Abif, zerstreuten sich nach seiner Fertigstellung nach Syrien, Mesopotamien, Assyrien, Chaldäa, Babylon, Medien,

 

(15)

Persien, Arabien, Afrika, Kleinasien, Griechenland und anderen Teilen Europas, wo sie diese Freie Kunst den frei geborenen Söhnen bedeutender Personen beibrachten, mit deren Kunstverstand die Könige, Fürsten und Machthaber viele großartige Gebäude bauten und Groß-Meister wurden, jeder in seinem Gebiet, und sie wetteiferten, sich in dieser Königlichen Kunst hervorzutun. Ja, sogar in Indien, wohin die Verbindung offen war, können wir gleiches feststellen: Aber keines der Völker, noch alle zusammengenommen, konnte sich den Israeliten vergleichen, geschweige denn sie in der Maurerey übertrumpfen; deren Tempel blieb das ständige Vorbild. (8)

 

A. M. 3416 – 588 v. Chr.

 

(16)

Der große Herrscher Nebukadnezar konnte niemals, bei allen seinen unbestreitbaren Vorzügen, seine Maurerey zu der schönen Stärke und Herrlichkeit des Tempelbaues heben, den er in kriegerischer Wut niedergebrannt hatte, nachdem dieser in seiner Pracht 416 Jahre seit seiner Weihe überdauert hatte. Jedoch hängte er sein Herz an die Architektur, nachdem die Kriege vorüber und allgemeiner Friede erklärt worden war, und er wurde Groß-Meister-Maurer, und da er zuvor die begnadeten Künstler aus Judäa und anderen Ländern in Gefangenschaft geführt hatte, errichtete er tatsächlich das größte Bauwerk auf Erden, eingeschlossen die Wälle (9) und die Stadt, die Paläste

 

(17)

und die Hängenden Gärten, die Brücke und den Tempel von Babylon, das dritte der Sieben Weltwunder, wenn auch, was die höchste Vollkommenheit an Maurerey betrifft, dem heiligen, bezaubernden, lieblichen Tempel Gottes gewaltig nachstehend.

 

A. M. 3468 – 536 v. Chr.

 

Da aber die jüdischen Gefangenen von besonderem Wert für Nebukadnezar bei seinen großartigen Bauwerken waren, dergestalt zur Arbeit angehalten,

 

(18)

bewahrten sie sich ihre große Fertigkeiten in der Maurerey und waren weiterhin sehr befähigt, den heiligen Tempel und die Stadt Salem auf den alten Fundamenten wieder aufzubauen, was der große Cyrus durch Edikt oder Erlaß angeordnet hatte, nach Gottes Wort, das seine Erhöhung und diesen Befehl vorausgesagt hatte:

 

(19)

Nachdem Cyrus den Zerubabel, den Sohn des Salathiel (aus dem Geschlecht Davids, durch Nathan, den Bruder Salomos, dessen königliche Familie nun erloschen war) zum Haupt oder Fürsten der Gefangenen ernannt hatte, und zum Führer der Juden und Israeliten bei der Rückkehr nach Jerusalem, begannen diese, die Fundamente für den Zweiten Tempel zu legen, den sie bald fertiggestellt haben würden, wäre Cyrus am Leben geblieben;

 

A. M. 3489 – 515 v. Chr.

 

doch schließlich im 6ten Jahr des Darius, des persischen Herrschers, setzten sie den Schlußstein, als er in großer Freude und mit vielen Opfern geweiht wurde von Zerubabel, Fürst und Allgemeiner Meister-Maurer der Juden, ungefähr 20 Jahre nach dem Erlaß des Großen Cyrus. Und obgleich dieser Tempel des Zerubabel sich bei weitem nicht messen konnte mit dem Salomonischen Tempel, nicht so reich mit Gold und Diamanten und aller Art kostbarer Steine geschmückt war, er auch nicht die Schechinah und die heiligen Reliquien des Moses etc. enthielt, so war er doch genau auf den Fundamenten des Salomonischen errichtet; und getreu seinem Vorbild war er immer noch das regelmäßigste, symmetrischste und großartigste Bauwerk auf der ganzen Welt, wie die Feinde der Juden oftmals bezeugt und anerkannt haben.

 

Schließlich wurde die Königliche Kunst nach Griechenland verbracht, dessen Bewohner uns kein Zeugnis solcher Verbesserungen der Maurerey aus der Zeit vor Salomos

 

(20)

Tempelbau (10) hinterlassen haben; denn die meisten ihrer alten Bauten, so die Zitadelle von Athen mit dem Parthenon, oder Tempel der Minerva, auch die Tempel des Theseus, des Jupiter Olympos etc., auch ihre Säulenhallen und Foren, ihre Theater und Gymnasien, ihre öffentlichen Hallen, bemerkenswerten Brücken, regelmäßigen Befestigungen, gedrungenen Kriegsschiffe und stattlichen Paläste, wurden sämtlich nach dem Tempel des Salomo errichtet und die meisten von ihnen sogar erst nach dem Tempel des Zerubabel. Wir finden auch nicht, daß die Griechen irgendein brauchbares Wissen von der Geometrie vor der Zeit des großen Thales von Milet, der unter der Herrschaft des Belsazar starb, oder der Zeit der Babylonischen Gefangenschaft erwarben.

 

A. M. 3457 – 547 v. Chr.

 

Sein Schüler jedoch, der Größere Pythagoras, erwies sich als der Verfasser des 47. Lehrsatzes in Euklids

 

(21)

erstem Buch, welcher, falls getreulich befolgt, die Grundlage aller Maurerey ist, sei sie sakral, bürgerlich oder militärisch. (11)

 

A. M. 3652 – 352 v. Chr.

 

Die Völker Kleinasiens ermutigten zu dieser Zeit die Maurer sehr, alle Arten weitläufiger Bauwerke zu errichten, von denen eines nicht vergessen werden darf, weil es gewöhnlich als das Vierte der Sieben Weltwunder gezählt wird, nämlich das Mausoleum oder Grab von Mausolos, Königs von Karien, zwischen Lykien und lonien, in Halikarnassos, am Fuße des Taurus-Gebirges in jenem Reich, gebaut auf Befehl der Artemisia, seiner trauernden Witwe, als mächtiges Zeugnis ihrer Liebe zu ihm, aus dem feinsten Marmor, im Umfang von 411 Fuß, 25 cubits hoch, umgeben von 26 Säulen der berühmtesten Bildhauerarbeit, und das Ganze offen nach allen Seiten, mit Bögen 73 Fuß weit, gefertigt von den vier kenntnisreichsten Meister-Maurern und Bildhauern jener Zeit, nämlich von

 

(22)

Skopas die Ostseite, von Leochares der Westen, von Briax der Norden und von Timotheus der Süden.

 

Doch nach Pythagoras wurde Geometrie die bei den Griechen beliebteste Wissenschaft, aus der viele gelehrte Philosophen hervorgingen, von denen einige besondere Lehrsätze oder Elemente der Geometrie aufstellten und zum Gebrauch beim Handwerk vereinfachten. (12) Auch brauchen wir nicht daran zu zweifeln, daß die Maurerey mit der Geometrie Schritt hielt; oder besser, ihr immer folgte in angemessenen schrittweisen Verbesserungen,

 

A. M. 3700 – 304 v. Chr.

 

bis der wunderbare Euklid von Tyrus in Alexandria glänzte. Er sammelte die verstreuten Elemente der Geometrie und verarbeitete sie zu einer Methode, an der nie etwas verändert wurde (und derentwegen sein Name stets gerühmt werden wird), unter dem Schutz des Ptolomäus, dem Sohn des Lagus, König von Ägypten, einem der unmittelbaren Nachfolger Alexanders des Großen.

 

(23)

Und wie die edle Wissenschaft zunehmend methodischer gelehrt wurde, fand die Königliche Kunst allgemeines Ansehen und Anerkennung bei den Griechen, die schließlich in ihr die gleiche Fertigkeit und Großartigkeit erlangten wie ihre Lehrer, die Asiaten und die Ägypter.

 

A. M. 3748 – 256 v. Chr.

 

Der nächste König von Ägypten, Ptolomäus Philadelphus, dieser große Förderer der schönen Künste und aller angewandten Wissenschaften, der die größte Bibliothek auf Erden zusammentrug, und der das Alte Testament (zumindest den Pentateuch) zuerst ins Griechische übersetzen ließ, wurde ein ausgezeichneter Architekt und Allgemeiner Meister-Maurer, der unter anderen großen Bauwerken den berühmten Turm von Pharos, (13) das Fünfte der Sieben Weltwunder errichtete.

 

(24)

Wir können durchaus glauben, daß die Völker Afrikas, selbst bis hin an die atlantische Küste, bald die Ägypter nachahmten in solchen Verbesserungen, obgleich die Geschichtsschreibung versagt, und es keine Reisenden gibt, ermutigt, die wertvollen Überreste von Maurerey bei jenen einst berühmten Völkern zu entdecken.

 

A. M. 3792 – 212 v. Chr.

 

Wir sollten auch nicht die gelehrte Insel Sizilien vergessen, wo der fruchtbare Mathematiker Archimedes glänzte, der (14) unseligerweise erschlagen wurde, als Syracus von Marcellus, dem römischen General, erobert wurde: Denn von Sizilien, wie auch von Griechenland, Ägypten und Asien erlernten die Alten Römer die Wissenschaft und die Kunst; was sie vorher kannten, war entweder armselig oder regelwidrig; doch als sie die Völker unterwarfen, machten sie mächtige Fortschritte in beidem; und, gleich weisen Leuten, führten sie nicht die Massen der Völker, sondern die Künste und Wissenschaften mit den bedeutendsten Gelehrten und Handwerkern nach Rom, das auf diese Weise zum Mittelpunkt der Gelehrsamkeit wie auch imperialer Macht wurde,

 

A. M. 4004

 

bis sie den Gipfel ihres Ruhms unter Augustus Caesar erreichten (unter dessen Herrschaft Gottes Messias geboren wurde, der große

 

(25)

 

Baumeister der Kirche), Augustus brachte Ruhe in die Welt, indem er allgemeinen Frieden verkündete; er ermutigte jene gewandten Künstler, die die Römische Freiheit hervorgebracht hatte, und ihre gebildeten Lehrer und Schüler; vor allem jedoch den großen Vitruv, den Vater aller wahren Architekten bis auf diesen Tag.

 

Aus diesen Gründen wird vernünftigerweise angenommen, daß der ruhmvolle Augustus Groß-Meister der Loge zu Rom wurde, da er, neben seiner Unterstützung für Vitruv, auch die Wohlfahrt der Maurergenossen förderte, wie sich aus den vielen großartigen Bauwerken seiner Herrschaft ergibt, deren Reste Muster und Vorbild der wahren Maurerey sind für alle folgenden Zeiten, denn sie sind in der Tat ein Inbegriff der asiatischen, ägyptischen, griechischen und sizilianischen Baukunst, die wir oft mit dem Namen des Augusteischen Stils belegen, und die wir jetzt nur nachzuahmen versuchen, ohne noch ihre Vollkommenheit erreicht zu haben.

 

Die alten Aufzeichnungen der Maurer bieten reichliche Hinweise auf ihre Logen, seit Anbeginn der Welt, unter den zivilisierten Völkern, vor allem in Friedenszeiten und wenn die bürgerlichen Gewalten, aus Abscheu vor Tyrannei und Sklaverei, dem klaren und freien Geist ihrer glücklichen Untertanen gebührend freien Spielraum gewährten; denn zu solchen Zeiten waren immer die Maurer vor allen anderen Künstlern die Lieblinge der Obrigkeit und sie wurden notwendig für deren Unternehmungen, bei jederlei Art der Werkstoffe,

 

(26)

nicht nur in Stein, Ziegel, Holz, Stuck, sondern auch bei Geweben oder Häuten oder was sonst noch gebraucht wurde für Zelte und für die verschiedenen Arten von Architektur.

 

Es sollte auch nicht vergessen werden, daß ebenfalls Maler und Bildhauer (15) immer als gute Maurer angesehen wurden, ebenso wie Bauleute, Steinmetzen, Ziegeldecker, Zimmerleute, Tischler, Polsterer und Segelmacher, und viele andere Handwerker außerdem genannt werden könnten, die nach der Geometrie und den Regeln der Baukunst wirkten,

 

(27)

obwohl keiner seit Hiram Abif so angesehen gewesen ist wegen seines Könnens in allen Bereichen der Maurerey: Und damit sei es genug.

 

Auch unter den Heiden stand die Maurerey in hohem Ansehen, ebenso wurde die edle Kunst der Geometrie (16) gepflegt, sowohl vor wie nach der Herrschaft des Augustus, ja sogar bis ins fünfte Jahrhundert der Christlichen Ära: Und während das Römische Reich in seinem Glanz fortbestand, wurde die Königliche Kunst sorgsam weitergetragen, sogar nach Ultima Thule, und in fast jeder römischen Garnison eine Loge errichtet. Diese vermittelten großzügig ihr Können an die nördlichen und westlichen Teile Europas, die vor der römischen Eroberung barbarisch gelebt hatten, obwohl wir nicht genau wissen, wie lange. Einige meinen zwar, es gebe geringe Reste guter Maurerey vor dieser Periode in einigen Teilen Europas, entstanden aus dem ursprünglichen Können, das die ersten Siedler mit sich gebracht hatten, also die keltischen Bauten, errichtet von den alten Galliern und auch von den alten

 

(28)

Briten, die eine Kolonie der Kelten waren, lange bevor die Römer diese Insel eroberten. (17)

 

Als aber die Goten und die Vandalen, die niemals von den Römern überwunden worden waren, wie eine gewaltige Flut das Römische Reich überschwemmten und mit kriegerischer Wut und in roher Unwissenheit viele der schönsten Bauwerke zerstörten, andere verstümmelten, blieben nur sehr wenige verschont; wie die asiatischen und afrikanischen Völker in die gleiche Bedrängnis gerieten durch die Eroberungen der Mohammedaner, deren großer Plan allein darin besteht, die Welt durch Feuer und Schwert zu bekehren, anstatt die Künste und Wissenschaften zu fördern.

 

Anno Domini 448

 

Beim Niedergang des Römischen Reiches, als die Garnisonen in Britannien abgezogen wurden, unterwarfen dann die Angeln und andere Niedersachsen, ins Land gerufen zum Beistand gegen die Skoten und Pikten,

 

(29)

den ganzen südlichen Teil dieser Insel, den sie England oder Land der Angeln nannten; sie waren stammverwandt mit den Goten oder mehr noch mit den Vandalen, von gleicher kriegerischer Einstellung, und als unwissende Heiden schätzten sie nichts als den Krieg, bis sie Christen wurden; und zu spät bejammerten sie dann die Unwissenheit ihrer Väter in bezug auf die Kenntnis der Römischen Maurerey, wußten jedoch nicht, wie das gut zu machen wäre.

 

Doch indem sie ein freies Volk wurden (wie die alten Sächsischen Gesetze bezeugen) und eine Neigung zur Maurerey hatten, begannen sie schon bald (18), die Asiaten, Griechen und Römer im Bau von Logen und der Förderung von Maurern nachzuahmen,

 

 (30)

belehrt, nicht nur durch treue Überlieferungen und wertvolle Hinterlassenschaften der Britannier, sondern sogar durch ausländische Fürsten, in deren Landen die Königliche Kunst weitgehend von der Zerstörung durch die Goten bewahrt worden war,

 

An. Dom. 741 starb er

 

so vor allem durch Karl Martell, König von Frankreich, der, nach den alten Akten der Maurer, etliche erfahrene Handwerker und ausgebildete Architekten auf die Bitte der sächsischen Könige nach England sandte. So wurde während der Heptarchie die Gotische Architektur hier ebenso gefördert wie in anderen Ländern der Christenheit.

 

An. Dom. 832

 

Und obwohl die vielen Überfälle der Dänen den Verlust vieler Unterlagen mit sich brachten, wurden doch in Zeiten der Waffenruhe oder des Friedens die guten Arbeiten nicht behindert, wenn sie auch nicht im Augusteischen Stil ausgeführt wurden; ja, die große Mühe, die man darauf verwendete, zusammen mit bemerkenswerten Eingebungen der Künstler, wobei diese ihr Bestes leisteten, beweist ihre Achtung und Liebe zur Königlichen Kunst und hat die Gotischen Bauwerke verehrungswürdig gemacht, obwohl sie nicht vergleichbar jenen sind, die sich der alten Bauweise bedienen.

 

An. Dom. 1066

 

Und nachdem die Sachsen und Dänen von den Normannen überwunden worden waren und sobald die Kriege beendet und der Friede ausgerufen worden war, wurde die Gotische Maurerey

 

(31)

angespornt, schon während der Herrschaft des Eroberers (19) und seines Sohnes William Rufus, der Westminster Hall erbaute, wohl die größte einräumige Halle auf Erden.

 

Weder die Adels-Kriege noch die vielen blutigen Fehden der folgenden Normannen-Könige und ihrer streitbaren Sippen vermochten die prächtigsten und stattlichsten Bauwerke jener Zeiten zu verhindern. Sie wurden errichtet vom höheren Klerus (der über große Einkünfte verfügte und die Kosten gut tragen konnte) und auch von der Krone;

 

um An. Dom. 1362

 

denn wir lesen, daß König Edward III. einen Beamten unter der Bezeichnung des Königs Frei-Maurer oder General-Aufseher seiner Bauten hatte, namens Henry Yevele. Der König hatte ihn angestellt, um mehrere Abteien zu bauen und die St. Stephens Kapelle in Westminster, wo jetzt das Parlament als Unterhaus tagt.

 

um An. Dom. 1475

 

Doch zur weiteren Belehrung der Kandidaten und jüngerer Brüder gibt eine bestimmte Freimaurer-Akte aus der Zeit von König Edward IV. aus der Normannischen Linie den folgenden Bericht, der da besagt:

 

um An. Dom. 930

 

(32)

Obwohl viele der alten Unterlagen der Bruderschaft in England vernichtet oder verloren gegangen waren in den Kriegen mit den Sachsen und den Dänen, baute König Athelstan (der Enkel von König Alfred dem Großen, ein mächtiger Architekt), der erste gesalbte König von England, der die Heilige Schrift in die Sächsische Sprache übersetzte, als er dem Land Ruhe und Frieden gebracht hatte, viele große Anlagen. Er ließ viele Maurer aus Frankreich kommen, die er zu Aufsehern darüber machte, und die die Regeln und Pflichten der Logen mit herüberbrachten, die sie seit den Tagen der Römer bewahrt hatten. Sie verständigten sich mit dem König darüber, die Verfassung der englischen Logen zu verbessern, entsprechend dem ausländischen Modell, und die Löhne der Werkmaurer zu erhöhen.

 

Der Bericht sagt, Prinz Edwin, der jüngste Sohn dieses Königs, habe die Maurerey erlernt und die Pflichten eines Meister-Maurers auf sich genommen aus Liebe zu dieser Kunst und zu den ehrenhaften Grundsätzen, auf denen sie beruhte. So erlangte er einen Freibrief von König Athelstan, seinem Vater, denn die Maurer haben eine Vereinbarung untereinander (Correction, wie es vor Zeiten genannt wurde) oder die Freiheit und Macht, sich selbst zu verwalten, auch zu berichtigen, was fehlgelaufen sein könnte, und eine jährliche Besprechung und Allgemeine Versammlung abzuhalten.

 

Weiter sagt der Bericht, daß Prinz Edwin dementsprechend alle Maurer seines Reiches zu einer Zusammenkunft mit ihm

 

(33)

nach York einberief, daß sie kamen und eine Allgemeine Loge bildeten, deren Groß-Meister er war; und da sie alle noch vorhandenen Schriftstücke und Aufzeichnungen mitgebracht hatten, einige in Griechisch, einige in Lateinisch, einige in Französisch und in anderen Sprachen, so stellte die Versammlung daraus die Konstitution und die Pflichten einer englischen Loge zusammen, machte ein Gesetz zu ihrer Bewahrung und Befolgung in allen künftigen Zeiten und verfügte guten Lohn für Werk-Maurer etc.

 

Weiterhin sagte der Bericht, daß im Laufe der Zeit, als es mehr Logen gab, der Sehr Ehrwürdige Meister und die Mitbrüder mit Zustimmung der Herren des Reichs (denn die meisten bedeutenden Männer waren damals Maurer) festlegten, daß in Zukunft bei der Aufnahme oder Annahme eines Bruders die Konstitution und die beigegebenen Pflichten durch den Meister oder den Aufseher verlesen werden sollten; und daß jene, die als Meister-Maurer oder Werk-Meister zugelassen werden sollten, geprüft werden, ob sie über die Erfahrungen verfügten, ihren jeweiligen Herren zu dienen, den Geringsten wie den Höchsten, zur Ehre und Verehrung der vorgenannten Kunst, und zum Wohle ihrer Herren, denn diese sind die Auftraggeber, die sie in Arbeit setzen und sie bezahlen für ihre Dienste und Wanderschaft.

 

Und neben anderen Dingen fügt der genannte Bericht an, daß diese Pflichten und Gesetze der Frei-Maurer durchgesehen und bestätigt worden sind durch unseren früheren König Heinrich Vl. und durch die Herren seines Ehrbaren Rats,

 

(34)

die ihnen beigepflichtet und sie für gut und vernünftig erklärt haben, da sie ausgezogen und gesammelt wurden aus den Verfügungen alter Zeiten. (20)

 

Dann, im dritten Regierungsjahr des genannten Königs Heinrich VI., als er ein Kind von ungefähr vier Jahren war, erließ das Parlament ein Gesetz, das sich nur mit den Werk-Maurern befaßte, die sich, entgegen den Statuten für Handlanger,

 

(35)

zusammengetan hatten, um nur zu ihren eigenen Preisen und Löhnen zu arbeiten; und weil man davon ausging, daß solche Übereinkünfte bei den Allgemeinen Logenversammlungen gemacht würden, die im Gesetz Kapitel und Versammlungen von Maurern genannt werden, schien es zweckmäßig zu sein, das Gesetz gegen diese Zusammenschlüsse anzuwenden (21). Doch als der erwähnte König Heinrich Vl. diese Sache aufgriff, legten die Maurer ihm und seinen Herren die oben erwähnten Aufzeichnungen und Pflichten vor, die diese durchsahen und für gut und vernünftig anerkannten. Mehr noch: der erwähnte König und seine

 

(36)

Herren mußten bei den Frei-Maurern aufgenommen worden sein, ehe sie die Niederschriften einsehen durften; und während dieser Regierungszeit, vor den Schwierigkeiten König Heinrichs, wurden die Maurer sehr ermutigt. Auch gibt es keinen Beweis, daß dieses Gesetz seitdem unter seiner oder einer anderen Herrschaft angewendet wurde, und die Maurer vernachlässigten ihre Logen niemals seinetwegen, noch hielten sie es für erwägenswert, ihre edlen und hervorragenden Brüder zu veranlassen, es zu widerrufen; denn die Werk-Maurer außerhalb der Logen schätzen es gering, sich solcher Vergehen schuldig zu machen, und die anderen Frei-Maurer sind an Verstößen gegen die Statuten für Handlanger nicht interessiert. (22)

 

(37)

Die Könige von Schottland förderten die Königliche Kunst sehr stark, von den frühesten Zeiten bis zur Vereinigung der Kronen, wie das die Überreste hervorragender Bauwerke in jenem alten Königreich beweisen und die Logen, die dort seit vielen hundert Jahren ohne Unterbrechung bestanden, deren Niederschriften und Traditionen die große Achtung jener Könige dieser ehrbaren Bruderschaft gegenüber bezeugen, die gewichtige Beweise ihrer Liebe und Loyalität gab, woraus der alte Maurertoast der Schotten herrührt: Gott segne den König und die Bruderschaft!

 

Nicht unbeachtet blieb aber auch das königliche Beispiel beim höheren und niederen Adel und bei den Klerikern von Schottland, die sich an Allem zum Besten der Kunst und der Bruderschaft beteiligten, wobei die Könige oftmals Groß-Meister waren, bis unter anderem die Maurer von Schottland ermächtigt wurden, einen bestimmten und ständigen Groß-Meister und Groß-Aufseher zu haben, denen die Krone ein Gehalt zahlte und denen eine Anerkennungsgebühr von jedem Neuen Bruder im Königreich bei seiner Aufnahme zustand. Ihre Aufgabe war nicht nur, zu regeln, was sich in der eigenen Bruderschaft ereignen könne, sondern auch alle Meinungsverschiedenheiten zwischen Maurern und Bauherren anzuhören und gültig zu entscheiden, den Maurer zu bestrafen, wenn er es verdiente, und beide Seiten auf annehmbare Bedingungen zu verpflichten. Bei solchen Anhörungen präsidierte der Groß-Aufseher, wenn der Groß-Meister (der stets adlig geboren war) abwesend war.

 

1640

 

Dieses Privileg bestand bis

 

(38)

zu den Bürgerkriegen, ist jetzt aber aufgehoben; es kann auch nicht gut wieder eingeführt werden, es sei denn, der König würde Maurer,

 

1707

 

weil es in den Vereinigten Königreichen praktisch niemals angewendet wurde.

 

Die große Sorgfalt jedoch, mit der sich die Schotten um die wahre Maurerey bekümmerten, erwies sich später für England als sehr nützlich, denn die gelehrte und großmütige Königin Elisabeth, die andere Künste pflegte, ließ diese außer acht, weil sie als Frau nicht zum Maurer gemacht werden konnte, obwohl sie, wie auch Semiramis und Artemisia (23), durchaus hätte Maurer in Lohn nehmen können.

 

Aber nach ihrem Ableben folgte ihr König Jakob Vl. von Schottland auf dem Thron von England, und da er ein Maurer-König war, rief er die Logen in England wieder ins Leben. Wie er der Erste König Großbritanniens war, so war er auch der Erste Fürst in der Welt, der die römische Architektur aus den Ruinen Gotischer Unwissenheit heraushob.

 

 

(39)

Denn nach vielen dunklen oder ungebildeten Zeitaltern, sobald alle Teile der Gelehrsamkeit wieder auflebten und die Geometrie ihre Geltung zurückgewann, begannen die bildungswilligen Völker, das Verwirrende und das Ungeeignete der gotischen Bauwerke zu erkennen. Im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert wurde der Augusteische Stil in Italien vom Schutt befreit durch Bramante, Barbaro, Sansovino, Sangallo, Michelangelo, Raffael Urbino, Julio Romano, Serglio, Labaco, Scamozi, Vignola und viele andere begabte Baumeister, doch vor allem durch den Großen Palladio, der nicht nur in Italien gebührend nachgeahmt wurde, obwohl er in England in unserem großen Meister-Maurer Inigo Jones einen gleichbedeutenden Rivalen fand.

 

Aber wenn auch alle wahren Maurer das Andenken an jene italienischen Baumeister ehren, so muß doch zugegeben werden, daß der Augusteische Stil von keinem gekrönten Haupt wiederbelebt wurde vor König Jakob Vl. von Schottland, dem I. von England, der den genannten ruhmvollen Inigo Jones förderte, den er damit beschäftigte, seinen königlichen Palast von White-Hall zu errichten. Während seiner Herrschaft über ganz Großbritannien wurde nur das Banqueting-House, als erster Teil davon, erbaut, das der schönste Raum auf Erden ist. Der begabte Nicholas Stone vollendete ihn als Meister-Maurer unter dem Baumeister Jones.

 

(40)

Auch nach dessen Ableben förderte sein Sohn, König Karl I., der gleichfalls Maurer war, den Inigo Jones, und er drang energisch darauf, daß seines königlichen Vaters Vorhaben von White-Hall im Stile des Inigo Jones weitergeführt werden solle. Infolge der Bürgerkriege wurde er jedoch unglücklicherweise davon abgehalten. (24)

 

A. D. 1666

 

Nach Beendigung der Kriege und der Wiedereinsetzung der Königlichen Familie wurde auch die wahre Maurerey gleichermaßen wieder hergestellt, vor allem nach dem unglückseligen großen Brand von London anno 1666; denn damals wurden die Stadthäuser mehr im römischen Stil wiederaufgebaut, als König Karl II.

 

(41)

den Grundstein zur jetzigen St. Pauls Kathedrale in London legte (da das alte gotische Gebäude niedergebrannt war), ganz im Stile von St. Peter in Rom, aufgeführt von dem einfallsreichen Architekten Sir Christopher Wren. Der König gründete auch seinen königlichen Palast zu Greenwich nach Inigo Jones' Entwurf (den dieser kurz vor seinem Tod erstellt hatte), ausgeführt wurde er von dessen Schwiegersohn Web. Jetzt ist der Palast in ein Hospital sür Seeleute umgewandelt. Er gründete auch das Chelsea-College, ein Hospital für Soldaten. In Edinburgh gründete und vollendete er seinen königlichen Palast Holyrood-House, nach Entwurf und Ausführung von Sir William Bruce, Baronet, Meister der königlichen Werke in Schottland. (25) So haben wir jetzt neben der lebendigen Überlieferung der alten Maurer, auf die wir uns wohl verlassen können, durchaus Grund zu der Annahme, daß König Karl II. ein angenommener Frei-Maurer war, und jedermann muß zugeben, daß er ein großer Förderer der Werkleute war.

 

Obwohl unter der Herrschaft seines Bruders König Jakob II. mancherlei römische Bauten aufgeführt wurden, verfielen die Logen der Frei-Maurer in London in Unwissenheit, weil sie nicht gebührend besucht und in Anspruch genommen wurden.

 

(42)

Nach der Revolution jedoch, anno 1688, (26) baute König William, obwohl ein kriegerischer Fürst, mit gutem Geschmack für Architektur an den beiden Hospitälern Greenwich und Chelsea weiter, ebenso an dem schönen

 

(43)

Teil seines königlichen Palastes von Hampton Court. Auch gründete und vollendete er seinen unvergleichlichen Palast zu Loo in Holland etc. Das leuchtende Beispiel dieses ruhmreichen Fürsten (der von den meisten für einen Frei-Maurer gehalten wird) beeinflußte den höheren und niederen Adel, die Wohlhabenden und die Gelehrten Großbritanniens, sich umfassend des Augusteischen Stils anzunehmen; das geht aus einer Unzahl von höchst merkwürdigen Bauten hervor, die seitdem im ganzen Königreich errichtet wurden. Denn im neunten Jahr der Herrschaft unserer verstorbenen Erhabenen Königin Anna wirkten Ihre Majestät und das Parlament zusammen bei einem Gesetz zur Errichtung von 50 neuen Pfarrkirchen in London, Westminster und den Vorstädten, und

 

(44)

die Königin beauftragte eine Kommission aus Staatsministern, dem wichtigsten Hochadel, dem großen Landadel und hervorragenden Bürgern, den beiden Erzbischöfen mit mehreren anderen Bischöfen und erlauchten Geistlichen, das Gesetz in die Tat umzusetzen. Sie befahlen, die besagten Kirchen im altrömischen Stil zu errichten, wie er sich an den bereits errichteten zeigt; und da die gegenwärtigen ehrenwerten Kommissionsmitglieder das gleiche gute Urteil haben in bezug auf Architektur, führen sie den gleichen löblichen Entwurf aus, erneuern sie den alten Stil auf Anordnung, mit Unterstützung und Förderung seiner derzeitigen Majestät König Georg, der geruht hat, den Grundstein für die Pfarrkirche St. Martin's-in-the-Fields in der Südostecke zu legen (durch seiner Majestät Stellvertreter, den derzeitigen Bischof von Salisbury), die wieder aufgebaut wird, stark, groß und schön, aus Kosten der Pfarrkinder. (27)

 

Kurz, es bedürfte vieler dicker Bänder, um die mannigfachen herrlichen Beispiele von dem mächtigen Einfluß der Maurerey seit der Schöpfung, in jedem Zeitalter und bei

 

(45)

allen Völkern zusammenzufassen, wie sie von Historikern und Reisenden gesammelt werden konnten: Doch vor allem in jenen Teilen der Welt, in denen die Europäer leben und Handel treiben, sind solche Reste alter, großer, seltsamer und geräumiger Säulengänge von Lernbegierigen entdeckt worden, daß man nicht genug über die allgemeinen Zerstörungen der Goten und Mohammedaner klagen kann; und man muß daraus schließen, daß keine Kunst je so gefördert wurde wie diese;

 

(46)

wie auch keine andere der Menschheit so uneingeschränkt nützlich ist. (28)

 

Wäre es sinnvoll, dann könnte deutlich gemacht werden, daß aus dieser alten Bruderschaft im Laufe der Zeit die Gesellschaften oder Orden der Kriegerischen und auch der Religiösen Ritterschaften viele ihre erhabenen Gebräuche ableiteten; denn keine von ihnen war besser ausgerichtet, keine ordentlicher organisiert oder beachtete gewissenhafter ihre Gesetze und Pflichten als es die Angenommenen Maurer getan haben, die zu allen Zeiten und in jedem Volk ihre

 

(47)

Anliegen wahrgenommen und weiter verbreitet haben auf eine ihnen eigentümliche Weise, die der Weiseste und Gelehrteste nicht durchdringen kann, obwohl das oft genug versucht worden ist; weil sie einander kennen und lieben, sogar ohne das Hilfsmittel der Sprache oder in unterschiedlichen Sprachen.

 

Und jetzt haben wir hier die Britischen Völker, die sich aus Bürger- und auswärtigen Kriegen gelöst haben und die süßen Früchte des Friedens und der Freiheit genießen, die sich letzthin so sehr ihrem glücklichen Genius für Maurerey jeglicher Art hingegeben haben und die die schlaffen Logen in London, dieser blühenden Hauptstadt, wie auch in anderen Landesteilen, wieder gekräftigt haben, gemeinsam mit mehreren würdigen Einzellogen, die ihre vierteljährlichen Versammlungen und ihre jährlichen Hauptversammlungen haben, darin Formen und Gebräuche der ältesten und

 

(48)

ehrwürdigsten Bruderschaft so weise erläutert werden, auch die Königliche Kunst gehörig gepflegt und der Mörtel der Bruderschaft bewahrt wird, sodaß die gesamte Körperschaft einem gut gebauten Bogen gleicht. Verschiedene Adlige und Herren von bestem Namen, dazu Geistliche und Gelehrte zahlreicher Berufe und Bekenntnisse haben sich ihr freiwillig angeschlossen und es übernommen, sich den Pflichten zu unterwerfen, und sie tragen die Abzeichen eines Freien und Angenommenen Maurers unter ihrem gegenwärtigen würdigen Groß-Meister, dem sehr edlen Fürsten John Herzog von Montague.

 

 

Anmerkungen

 

1) Sie verbesserten auch andere Kunstfertigkeiten, so Tubal Kain die Metallarbeit, Jubal die Musik, Jabal die Weidewirtschaft und den Zeltbau, welch letzteres gute Architektur ist.

 

2) Denn durch einige Zeugnisse des Altertums finden wir einen von ihnen, den göttlichen Enoch (der nicht starb, sondern lebend in den Himmel versetzt wurde), wie er die letzte Feuersbrunst am Tage des Jüngsten Gerichts prophezeit (wie uns Judas berichtet) und ebenso die Sintflut zur Strafe für die Welt. Woraufhin er seine zwei großen Pfeiler errichtete (obgleich andere diese Seth zuschreiben), den einen aus Stein, den anderen aus Ziegeln, auf denen die Schönen Künste eingeschrieben standen &c. Und daß der Steinerne Pfeiler in Syrien blieb bis in die Tage des Kaisers Vespasian.

 

3) Nimrod, was Rebell bedeutet, war der Name, den ihm die heilige Familie und Moses gaben; doch unter seinen Freunden in Chaldäa war sein eigentlicher Name Belus, das bedeutet Herr; und später wurde er bei vielen Völkern verehrt unter dem Namen Bel oder Baal, und wurde zum Bacchus der Alten, oder Bar Chus, Sohn des Chus.

 

4) Die Marmorblöcke, die auf einem weiten Weg aus den Steinbrüchen Arabiens herbeigebracht wurden, waren meist 30 Fuß lang. Ihre Grundmauern bedeckten 700 Fuß an jeder Seite oder 2800 Fuß rundum, und 481 in senkrechter Höhe. Sie zu vollenden, wurden Tag für Tag, 20 Jahre lang, 360.000 Menschen beschäftigt, von einem altägyptischen König, lang bevor die Israeliten ein Volk wurden, zur Ehre seines Reichs, und am Ende, um sein Grabmal zu werden.

 

5) Mit ihnen stürzte der ruhmreiche Simson es herunter über die Fürsten der Philister und wurde selber in den gleichen Tod verstrickt, den er seinen Feinden beibrachte, weil sie ihm die Augen ausgestochen hatten, nachdem er seine Geheimnisse seinem Weibe enthüllt hatte, das ihn verräterisch in ihre Hand gab; dieser Schwachheit wegen hatte Simson nie die Ehre, zu den Maurern gezählt zu werden: Doch mehr darüber zu schreiben, ist nicht angängig.

 

6) Im 1. Buch Könige v. 16 werden sie Harodin genannt, Amtsleute oder Aufseher, die dem König Salomo beistanden, die über das Werk gesetzt waren, und ihre dort angegebene Zahl ist nur 3.300: Doch in 2. Chron. II, 18 werden sie Menatzchim, Aufseher oder Tröster des Werkvolkes, genannt; ihre Zahl 3.600; nun mögen 300 entweder besondere Künstler und Aufseher der genannten 3.300 gewesen sein, oder eher noch minder hervorragende und nur Zugeordnete Meister, um einzuspringen bei Tod oder Abwesenheit, so daß immer 3.300 leitende Meister vollzählig waren: Oder aber es handelt sich um die Aufseher der 70.000 Isch Sabbal, Lastträger oder Handlanger, die keine Maurer waren, aber den 80.000 Isch Chotzeb dienten, den Steinhauern, auch Ghiblim oder Steinbearbeiter oder Bildhauer genannt, und auch den Bonai, Bildnern in Stein, die teils dem Salomo gehörten, teils dem Hiram, König von Tyrus. vgl. 1. Kön. v. 18.

 

7) Wir lesen (2. Chron. II, 13), daß Hiram, König von Tyrus (dort Huram genannt) in seinem Brief an König Salomo sagt, ich habe einen kundigen Mann entsandt, Huram-Abif. Das darf nicht aus dem Vulgär-Griechischen und -Lateinischen mit Huram mein Vater übersetzt werden, so als wäre dieser Architekt der Vater König Hirams; denn diese Ansicht wird widerlegt in Vers 14, und das Original betont ausdrücklich, Huram meines Vaters, d. h. der Haupt-Meister-Maurer meines Vaters, des Königs Abibalus; (der die Stadt Tyrus vergrößerte und verschönerte, wie uns in alten Geschichtsbüchern kundgetan wird, weshalb die Tyrer die bedeutendsten Könner in der Maurerey zu dieser Zeit wurden), obgleich manche meinen, Hiram der König habe Hiram den Architekten Vater genannt, so wie gelehrte und begabte Männer in alten Zeiten gewohnt waren, Vater genannt zu werden, oder wie Joseph der Vater des Pharao genannt wurde.

Und der selbe Hiram wird Salomons Vater (2. Chron. IV, 16) genannt, wo es heißt: Übermachte Huram, sein Vater, dem König Salomo. Doch die Schwierigkeit entfällt sofort, wenn man das Wort Abif als Beinamen Hirams des Maurers annimmt, auch genannt (Kap. II, 13) Hiram Abi, wie hier Hiram Abif; da er (2. Chron. Il, 14) sehr ausführlich beschrieben wird, können wir durchaus annehmen, daß sein Beiname nicht verschwiegen werden soll: Und diese Lesart macht den Sinn klar und deutlich, nämlich, daß Hiram, König von Tyrus, zu Salomo den Namensvetter Hiram Abif schickte, den Fürsten der Architekten, beschrieben (1. Kön. VII, 14) als einer Witwe Sohn vom Stamm Naphtali; und (2. Chron. II, 14) nennt ihn der besagte König von Tyrus den Sohn eines Weibes aus den Töchtern von Dan; an beiden Stellen heißt es, daß sein Vater ein Mann aus Tyrus war; diese Schwierigkeit wird beseitigt, wenn man unterstellt, daß seine Mutter entweder zum Stamm Dan gehörte oder eine Tochter der nach Dan genannten Stadt war, die zum Stamm Naphtali gehörte; und sein verstorbener Vater ist ein Naphtalite gewesen, weshalb seine Mutter eine Witwe von Naphtali genannt wurde; denn sein Vater wird nicht Tyrer nach Abstammung genannt, sondern ein Mann aus Tyrus nach seinem Wohnort. So wie Obed Edom, der Levite, ein Gittiter genannt wird, weil er unter den Gittitern lebt, und der Apostel Paulus ein Mann von Tarsus. Wenn man jedoch einen Fehler der Abschreiber vermutet und sein Vater wirklich ein Tyrer von Geblüt war und seine Mutter nur zum Stamm entweder Dan oder Naphtali gehörte, so besagt das nichts gegen seine umfassenden Fähigkeiten; denn da sein Vater ein Erzbearbeiter war, so war er selber erfüllt von Weisheit und Verstand und dem Vermögen, alle Arbeiten in Erz auszuführen.

Und als König Salomo nach ihm sandte, sagte König Hiram in seinem Brief an Salomo: Und nun habe ich einen kundigen Mann geschickt, der Verstand hat, der zu arbeiten weiß in Gold, Silber, Erz, Eisen, Steinen, Holz, an purpurnem, blauem und rotem feinen Leinen; auch zu gravieren auf allerlei Art, und jeden Plan zu verstehen, den man ihm vorlegen könnte, mit deinen kundigen Männern und den kundigen Männern meines Herrn David deines Vaters. Dieser göttlich begnadete Werkmann bewahrte diese Eigenschaft bei der Errichtung des Tempels und der Herstellung der erforderlichen Gebrauchsgegenstände, weil über die Leistungen von Aholiab und Bezaleel hinaus, die gleichfalls zu aller Art von Maurerey befähigt waren.

 

8) Denn obgleich vom Tempel der Diana in Ephesus angenommen wird, erstmals von einem der Nachkommen Japhets erbaut worden zu sein, wo eine Niederlassung in lonien zur Zeit des Moses bestand; so wurde er doch oftmals zerstört und wieder aufgebaut, entsprechend den Verbesserungen in der Maurerey; und wir können nicht nachrechnen, ob seine letzte großartige Aufrichtung (die ein weiteres der Sieben Weltwunder wurde), früher liegt als die des Salomonischen Tempels; wohl aber, daß sich viel später die Könige von Kleinasien zusammentaten, 220 Jahre lang, um ihn zu vollenden, mit 107 Säulen aus feinstem Marmor, deren viele die ausgefeiltesten Bildwerke trugen (jedes auf Kosten eines Königs, von den Meister-Maurern Dresiphon und Archiphron), um die getäfelte Decke und das Dach aus reiner Zeder zu stützen, wie auch die Tore und Wandbekleidungen aus Zypressenholz waren: So wurde er das beherrschende Bauwerk Kleinasiens, in der Länge 425 Fuß, in der Breite 220 Fuß: Ja, ein so bewundernswertes Werk, daß Xerxes es stehen ließ, als er alle anderen Tempel verbrannte auf seinem Weg nach Griechenland; obgleich es schließlich angezündet und niedergebrannt wurde von einem üblen Burschen, nur damit über ihn gesprochen werde, genau an dem Tag, an dem Alexander der Große geboren wurde.

 

9) In der Dicke 87 Fuß, in der Höhe 350 Fuß und im Umfang 480 Achtelmeilen (1 Achtelmeile = 201,166 m) oder 60 Britische Meilen bei einer genauen Kantenlänge von 15 Meilen je Seite, gebaut aus großen Ziegelsteinen, verfugt mit dem harten Pech aus dem alten Tal von Schinar, mit 100 Toren aus Erz, 25 an jeder Seite, und 250 Türmen, zehn Fuß höher als die Wälle.

Von den genannten 25 Toren führten 25 Straßen in gerader Linie, alles in allem 50 Straßen, jede 15 Meilen lang, mit vier halben Straßen zunächst den Wällen, jede 200 Fuß breit, während die ganzen Straßen 150 Fuß breit waren. Auf diese Weise war die ganze Stadt in 676 Quadrate geschnitten, deren jedes 21/4 Meilen im Umfang war; rundum wurden die Häuser gebaut, drei oder vier Stockwerke hoch, wohl geschmückt und ausgestaltet mit Höfen, Gärten etc. Durch ihre Mitte lief ein Nebenarm des Euphrat von Nord nach Süd, über den, im Herzen der Stadt, eine stattliche Brücke gebaut war, in der Länge eine Achtelmeile und in der Breite dreißig Fuß, von wunderbarer Kunst, um den Mangel eines Fundaments im Fluß auszugleichen. An den beiden Enden dieser Brücke befanden sich zwei großartige Paläste, der alte Palast, der Sitz der alten Könige, am Ostend, auf der Grundfläche von vier Quadraten; und der neue Palast am Westend, erbaut von Nebukadnezar, auf der Grundfläche von neun Quadraten, mit Hängenden Gärten (von den Griechen so sehr gerühmt), wo die höchsten Bäume wie auf den Feldern wachsen konnten, errichtet in einem Quadrat von 400 Fuß Seitenlänge, getragen von Terrassen und gestützt von großen Bögen, die auf Bögen ruhten, bis die oberste Terrasse die Höhe der Stadtwälle erreichte, mit einem zierlichen Aquädukt zur Bewässerung des ganzen Gartens. Das verbesserte Alt-Babel stand an der Ostseite des Flusses und die Neue Stadt an der Westseite, viel größer als die Alte und gebaut, um diese Hauptstadt bedeutender zu machen als das alte Ninive, obgleich sie niemals mehr als halb so viel Einwohnet hatte. Der Fluß war eingefaßt mit Ufermauern aus Ziegel, so dick wie die Stadtmauern, in der Länge zwanzig Meilen, davon fünfzehn Meilen innerhalb der Stadt, und je zweieinhalb Meilen unter- und oberhalb, um das Wasser in seinem Kanal zu halten; und jede Straße, die den Fluß querte, hatte ein erzenes Tor, das auf beiden Ufern zum Wasser führte; und im Westen der Stadt war ein riesiger See, 160 Meilen im Umfang, mit dem Fluß durch einen Kanal verbunden, um Überschwemmungen im Sommer zu verhindern.

In der alten Stadt befand sich der alte Turm von Babel, mit einet quadratischen Grundfläche von einer halben Meile im Umfang, bestehend aus acht übereinander gebauten quadratischen Türmen, mit Treppen rund um die Außenseite, die zum Observatorium auf der Spitze hinaufgingen, 600 Fuß hoch (das ist 19 Fuß höher als die höchste Pyramide), wodurch sie die ersten Astronomen wurden. Und in den Räumen des Großen Turms mit den bogenförmigen Dächern, getragen von 75 Fuß hohen Pfeilern, wurde götzendienerisch ihr Gott Belus verehrt, bis dann dieser mächtige Maurer und Herrscher um dieses alte Bauwerk herum einen Tempel errichtete von zwei Achtelmeilen an jeder Seite, oder eine Meile an Umfang; wo er die heiligen Trophäen aus Salomos Tempel unterbrachte, und das goldene Bild von 90 Fuß Höhe, das er in der Ebene von Dura geweiht hatte, dort wo früher in dem Turm viele andere goldene Bilder und kostbare Dinge aufbewahrt worden waren, die später alle von Xerxes konfisziert wurden und die mehr als 21 Millionen Sterling ausmachten.

Als alles fertig war, erging sich Nebukadnezar würdevoll in seinen Hängenden Gärten und überblickte von da aus die ganze Stadt und rühmte sich dieses mächtigen Werkes: Ist dies nicht das Große Babylon, das ich gebaut habe als Haus des Reiches, durch die Macht meiner Stärke und zu Ehren meiner Majestät? Doch sofort wurde sein Hochmut zurückgewiesen durch eine Stimme vom Himmel, und er wurde gestraft mit grausamem Irresein sieben Jahre lang, bis er die Ehre dem Gott im Himmel gab, dem Allmächtigen Baumeister des Universums; dies machte er bekannt durch einen in seinem Reich veröffentlichten Erlaß; er starb im Jahr darauf, ehe sein großes Babylon mehr als zur Hälfte besiedelt war (obgleich er viele Völker zu diesem Zweck in Gefangenschaft geführt hatte); noch wurde es je vollständig bevölkert; denn 25 Jahre nach seinem Tod eroberte es der große Cyrus und versetzte den Thron nach Susa in Persien.

 

10) Die Griechen waren lange in Barbarei entartet gewesen, hatten ihre ursprüngliche Kenntnis der Maurerey (die ihre Vorväter aus Assyrien gebracht hatten) vergessen, aufgrund ihrer häufigen Vermischung mit fremden Völkern, ihrer wechselseitigen Invasionen und verheerenden blutigen Kriege; bis sie auf Reisen und durch Kontakte mit Asiaten und Ägyptern ihr Wissen sowohl in Geometrie als auch in Maurerey erneuerten, wenngleich sich nur wenige Griechen durch deren Besitz auszeichneten.

 

11) Pythagoras reiste nach Ägypten im Jahr von Thales' Tod und lebte dort unter den Priestern 22 Jahre lang, wurde kundig in Geometrie und aller ägyptischer Gelehrsamkeit, bis er von Kambyses, König von Persien, gefangen genommen und nach Babylon verschickt wurde, wo er mit den Chaldäischen Magiern und den gelehrten Babylonischen Juden sehr vertraut wurde, von denen er große Kenntnisse übernahm, die ihn berühmt machten in Griechenland und Italien, wo er später lehrte und starb; als Mordechai Erster Staatsminister unter Ahasver, König von Persien, war und zehn Jahre nach der Vollendung von Zerubabels Tempel

 

12) Oder übernahmen ihre angeblichen Erfindungen von anderen Völkern, so Anaxagoras, Oenopides, Briso, Antipho, Demokritus, Hippokrates; und Theodorus Cyrenaeus, der Lehrer des göttlichen Plato, der die Geometrie erweiterte und die Analytische Kunst veröffentlichte; aus dessen Akademie eine riesige Zahl hervorging, die bald ihr Wissen in fernen Gegenden verbreitete, so Leodamus, Theaetetus, Archytas, Leon, Eudoxus, Menaichmus und Xenokrates, der Lehrer des Aristoteles, aus dessen Akademie wiederum Eudemus, Theophrastus, Aristaeus, Isidorus, Hypsikles und viele andere hervorgingen.

 

13) Auf einer Insel nahe Alexandria, an einer der Nilmündungen, von wunderbarer Höhe und höchst gediegener Werkmannsarbeit, und ganz aus schönstem Marmor; und er kostete 800 Talente oder ungefähr 480.000 Kronen; der Oberaufseher unter dem König war Sistratus, ein sehr kundiger Maurer; und später wurde er sehr bewundert von Julius Cäsar, der über die meisten Dinge ein sehr gutes Urteil hatte, obwohl er sich in der Hauptsache mit Krieg und Politik befaßte. Er war als Leuchtturm für den Hafen von Alexandria gedacht, nach ihm wurden die Leuchttürme am Mittelmeer oft Pharos genannt. Obgleich einige, statt seiner, als das Fünfte Wunder den großen Obelisk der Semiramis erwähnen, 150 Fuß hoch und 24 Quadratfuß am Boden oder 90 Fuß Umfang an der Erde, aus einem einzigen Steinblock, nach oben spitz zulaufend, aus Armenien nach Babylon gebracht, um die Zeit der Belagerung von Troja, wenn wir der Geschichte der Semiramis glauben können.

 

14) während Erathones und Konon in Griechenland lehrten, denen der ausgezeichnete Apollonius von Perga nachfolgte, und viele weitere vor der Geburt Christi, die, obgleich keine Werkmaurer, doch gute Aufseher waren; oder wenigstens die Geometrie förderten, welche die solide Basis wahrer Maurerey und deren Richtschnur ist.

 

15) Denn es war nicht ohne guten Grund, wenn die Alten meinten, daß die Regeln der schönen Proportionen beim Bau von den Proportionen des menschlichen Körpers kopiert oder übernommen würden: so wird Phidias zu der Zahl der alten Maurer gerechnet, weil er die Statue der Göttin Nemesis zu Rhamnus errichtete, 10 Cubits hoch, ferner die der Minerva zu Athen, 26 Cubits hoch, und die des olympischen Zeus, passend zu seinem Tempel in Achaia, zwischen den Städten Elis und Pisa, gefertigt aus einer unzähligen Menge kleiner Porphyrstücke, so außerordentlich groß und wohlproportioniert, daß sie als eines der Sieben Weltwunder angesehen wurde, wie der berühmte Koloß von Rhodos ein anderes war. Dieser war die größte Statue, die je errichtet wurde, aus Metall, und der Sonne geweiht, 70 Cubits hoch, aus der Ferne wie ein Turm, am Eingang zum Hafen, breit genug gespreizt für die größten Segelschiffe, in 12 Jahren gebaut von Cares, einem berühmten Maurer und Bildhauer aus Sicyon, Schüler des großen Lysippus aus der gleichen Bruderschaft. Dieser mächtige Koloß stürzte, nachdem er 56 Jahre gestanden hatte, bei einem Erdbeben um und lag in Trümmern, dieses Wunder der Welt, bis zum Jahre 600, als der Sultan von Ägypten die Reste beseitigte, als Last von 900 Kamelen.

 

16) Von Menelaus, Claudius, Ptolomaeus (der zugleich der Fürst der Astronomen war), Plutarch, Eutocius (der die Erfindungen des Philo, Dokles, Nicomedes, Sphorus und Heron, dem erfahrenen Handwerker, überliefert), auch Ktesibius, dem Erfinder der Pumpe (ihn rühmen Vitruv, Proclus, Plinius und Athenaeus) und Geminus, den einige auch dem Euklid gleichsetzen; ferner Diophantus, Nicomachus, Serenus, Proclus, Pappus, Theon etc., alles Mathematiker und bedeutende Bewahrer der mechanischen Künste.

 

17) Die Einheimischen innerhalb der römischen Kolonien dürften als Erste unterwiesen worden sein im Bau von Zitadellen und Brücken und anderen notwendigen Befestigungen; und später, als in ihren Siedlungen Frieden und Freiheit und Wohlstand herrschten, haben die Eingebotenen bald ihre erfahrenen und verfeinerten Eroberer in der Maurerey nachgeahmt, da sie Muße und eine Neigung zur Errichtung großartiger Bauwerke hatten. Ja, sogar die Begabten unter den nicht eroberten benachbarten Völkern lernten viel von den römischen Garnisonen in den Zeiten des Friedens und des freien Handels, als sie eifersüchtig wurden auf den römischen Ruhm und dankbar waren, in ihrer Niederlage ein Mittel zu sehen, sich von alter Unwissenheit und Vorurteilen zu befreien; und sie begannen, die Königliche Kunst zu schätzen.

 

18) Es unterliegt keinem Zweifel, daß mehrere sächsische und schottische Könige, neben vielen aus dem höheren Adel, dem niederen Adel und der höheren Geistlichkeit Groß-Meister jener frühen Logen waren, aus einem mächtigen, damals üblichen Eifer, prächtige christliche Tempel zu bauen; dieser sollte sie auch veranlassen, nach den Gesetzen, Pflichten, Ordnungen, Sitten und Gebräuchen der alten Logen zu forschen, von denen sich Vieles durch Überlieferungen erhalten haben mochte, und zwar alle wahrscheinlich in jenen Gegenden der Britischen Inseln, die nicht von den Sachsen unterworfen worden waren, von wo sie dann zusammengebracht worden sein mögen, womit die Sachsen mehr einverstanden waren, als aus sich selbst Geometrie und römische Maurerey zu beleben; wie so viele zu allen Zeiten sind sie neugieriger auf und bemühter um alte Gesetze, Formen und Gebräuche ihrer jeweiligen Gesellschaften gewesen sein als um die dazu gehörigen Künste und Wissenschaften.

Doch weder was überliefert wurde, noch die Art wie, kann schriftlich mitgeteilt werden; in der Tat kann kein Mann es verstehen, der nicht den Schlüssel eines Gesellen besitzt.

 

19) Wilhelm der Eroberer erbaute den Tower von London und viele feste Burgen im Lande, zusammen mit mehreren religiösen Bauwerken. Diesem Beispiel folgten Adel und Klerus, vor allen Roger de Montgomery Earl of Arundel, der Erzbischof von York, der Bischof von Durham und Gundulph, Bischof von Rochester als mächtiger Bauherr.

 

20) In einem anderen noch älteren Manuskript lesen wir:

"Wenn Meister und Aufseherin einer Loge zusammenkommen, soll, falls es nötig ist, der Sheriff der Grafschaft oder der Bürgermeister der Stadt oder deren Ratsherr, wo die Versammlung abgehalten wird, zum Genossen und Mitarbeiter des Meisters gemacht werden, um diesem gegen Aufrührer beizustehen und um die Rechte des Reiches zu schützen.

"Daß von Lehrlingen bei ihrer Aufnahme erwartet wird, keine Diebe oder Diebsgenossen zu sein; daß sie ehrlich um Lohn auf die Wanderschaft gehen sollen, daß sie ihre Gesellen lieben wie sich selbst, daß sie dem König von England und dem Reich und der Loge treu ergeben sind.

"Daß bei solchen Versammlungen nachgeforscht werden soll, ob irgendein Meister oder Geselle einen der bestätigten Artikel gebrochen habe. Und wenn der Gesetzesbrecher, nachdem er förmlich vorgeladen wurde, sich als Aufrührer erweist und dies nicht einsehen will, dann habe die Loge gegen ihn zu urteilen, daß er seine Maurerey abschwört (oder ihr entsagt) und daß er diese Kunst nicht mehr ausübt; sollte er dem entgegen handeln, so solle ihn der Sheriff der Grafschaft ins Gefängnis stecken und allen seinen Besitz in des Königs Hände geben, bis ihm Gnade widerfährt und verfügt wird. Vor allem um dieser Sache willen sind diese Versammlungen anberaumt, damit dem Geringsten und dem Höchsten gut und treulich in der gesamten Kunst gedient wird innerhalb des gesamten Königreichs von England.

"Amen, es geschehe also."

 

21) Drittes Gesetz Heinrichs des Sechsten, Kap. 1. AD 1425

Überschrift: Maurer sollen sich nicht in Kapitel und Versammlungen zusammenschließen.

"Da in den jährlichen Versammlungen und Verbrüderungen, wie sie die Maurer in ihren Allgemeinen Zusammenkünften veranstalten, die gute Anwendung und der Erfolg der Statuten für Handlanger offen vereitelt und gebrochen werden, entgegen den Gesetzen und zum großen Nachteil für alle Untertanen, so hat unser erhabener Herr, der König, beschlossen, in diesem Falle eine Änderung herbeizuführen, gemäß dem Rat und der erwähnten Zustimmung und auf besondere Bitte der Untertanen. So hat er verfügt und bestimmt, daß solche Kapitel und Versammlungen künftig nicht abgehalten werden sollen; und wenn dies dennoch geschieht, daß diejenigen, welche die Zusammenkunft und Abhaltung solcher Kapitel und Zusammenkünfte veranlassen, falls sie dessen überführt werden, als Kapitalverbrecher gerichtet werden sollen und daß die anderen Maurer, die zu solchen Kapiteln und Zusammenkünften kommen, mit Gefängnis bestraft und mit Geldstrafe und Loskauf nach des Königs Willen belegt werden.

 

22) Dieses Gesetz wurde in unwissenden Zeiten erlassen, als wahre Gelehrsamkeit ein Verbrechen war und Geometrie als Zauberwerk verurteilt wurde; aber es kann nicht die Ehre der alten Bruderschaft schmälern, die sicherlich niemals eine solche Verteufelung ihrer arbeitenden Brüder gefordert hatte. Die Überlieferung macht glaubhaft, daß die Parlaments-Männer damals zu sehr von ungebildeten Klerikern beeinflußt waren, die keine angenommenen Maurern waren, auch nichts von Architektur verstanden (wie die Klerikern früherer Zeiten) und im allgemeinen verächtlich über diese Bruderschaft dachten. Da sie jedoch die Überzeugung hegten, sie hätten ein unbestreitbares Recht darauf, alle Geheimnisse zu kennen, auf dem Weg über die Ohrenbeichte, und die Maurer nichts dergleichen beichteten, waren die Kleriker höchst beleidigt und verdächtigten sie der Schurkerei, stellten sie trotz ihrer Minderheit als gefährlich für den Staat hin und veranlaßten sodann die Parlamentsmitglieder, sich mit den angeblichen Vereinbarungen der Werkmaurer zu befassen, um ein Gesetz zu machen, durch das Unehre auf die ganze ehrwürdige Bruderschaft gebracht werde, zu deren Gunsten doch verschiedene Gesetze vor und nach dieser Zeit verabschiedet worden waren.

 

23) Weil Elisabeth eifersüchtig auf alle Zusammenkünfte ihrer Untertanen war, von deren Anliegen sie sich nicht gehörig unterrichten konnte, versuchte sie, die jährlichen Versammlungen der Maurer als gefährlich für ihre Regierung zu unterbinden. Doch als, nach der Überlieferung alter Maurer, einst die adligen Personen, die Ihre Majestät abgeordnet hatte und die mit großem Gefolge am St. Johannis-Tag in York weilten, in der Loge empfangen wurden, machten diese keinen Gebrauch von ihren Waffen und gaben nach Rückkehr der Königin einen höchst ehrenhaften Bericht von der alten Bruderschaft, sodaß ihre politischen Befürchtungen und Bedenken zerstreut wurden, und sie sie gewähren ließ als Leute, die von Adligen und Klugen aller gebildeten Völker geachtet werden. Doch während ihrer ganzen Herrschaft vernachlässigte sie die Kunst.

 

24) Da Plan und Ansicht dieses großartigen Entwurfs erhalten sind, wird von erfahrenen Architekten die Ansicht vertreten, daß er jeden anderen Palast der bekannten Erde an Symmetrie, Stärke, Schönheit und Bequemlichkeit seiner Architektur übertrifft, denn in der Tat sind alle Entwürfe und Ausführungen des Meisters Jones ureigenstes Werk, und schon auf den ersten Blick erkennt man ihn als den Architekten: Mehr noch, sein mächtiger Genius bewog den höheren und niederen Adel in ganz Britannien (denn er wurde in Schottland ebenso geehrt wie in England), den alten Stil der Maurerey, den man zu lange vernachlässigt hatte, aufzugreifen und wieder zu beleben. Das erhellt aus den vielen merkwürdigen Bauwerken jener Zeit, von denen zumindest eines, und vielleicht eines der schönsten, hier erwähnt werden soll, nämlich das berühmte Tot zum Garten der Akademie von Oxford, erstellt von Henry Davers Earl of Danby, das seiner Lordschaft viele hundert Pfund gekostet hat. Es ist ein so merkwürdiges Baustück, wie es niemals zuvor oder später gebaut wurde, mit folgender Inschrift an der Frontseite:

 

GLORIAE DEI OPTIMI MAXIMI, HONORI CAROLI REGIS, IN USUM ACADEMIAE ET REIPUBLICAE, ANNO 1632.

HENRICUS COMES DANBY.

 

25) Das war ein alter Königspalast, erneuert im Augusteischen Stil, und zwar so fein, daß er von verständigen Kennern für das schönste Haus gehalten worden ist, das der Krone gehört. Trotz seiner geringen Größe ist es großartig und angemessen, innen wie außen, mit schönen Gärten, einem sehr weiten Park und allem anderen, was dazu gehört.

 

26) Nachdem königlichen Beispiel seines Bruders Karl II. errichtete die Stadt London das berühmte Monument an der Stelle, wo der Große Brand begann, ganz aus festem Stein, 202 Fuß von Grund auf, als Säule der Dorischen Ordnung, 15 Fuß im Durchmesser, mit einer merkwürdigen Treppe inmitten aus schwarzem Marmor, und einem eisernen Geländer an der Spitze (nicht unähnlich denen von Trajan und Antoninus in Rom), von wo aus man auf die Stadt und die Vororte blicken kann. Das ist die höchste Säule, die wir auf Erden kennen. Der Säulenfuß ist 12 Fuß im Quadrat und 40 Fuß hoch, seine Vorderseite ist geschmückt mit den sinnreichsten Symbolen in Basrelief, gearbeitet von dem berühmten Bildhauer Gabriel Cibber und mit großen lateinischen Inschriften an den Seiten. Grundsteinlegung 1671, beendet anno 1677.

Zu der Zeit baute auch die Gilde der Überseekaufleute die Königliche Börse wieder auf (da die alte beim Brand zerstört worden war), ganz aus Stein, im Römischen Stil, das schönste Bauwerk seiner Art in Europa, mit des Königs Standbild in Lebensgröße aus weißem Marmor in der Mitte des Platzes (gearbeitet von dem bedeutenden Meister-Steinmetzen und Bildhauer Grinlin Gibbons, der mit Recht in ganz Europa bewundert wurde, weil er den berühmtesten italienischen Meistern gleichkam, wenn er sie nicht gar übertraf). Der Sockel trägt folgende Inschrift in lateinischer Sprache:

Karl dem Zweiten, Herrscher Britanniens, Vater seines Landes, barmherzigster und hervorragendster der Könige, Beglücker der Menschheit, unbewegt in Widrigkeit und Glück, Wahrer des Friedens in Europa, Herrscher und Beherrscher der Meere, von der Gilde der Überseekaufleute Englands, die seit nahezu 400 Jahre durch königliche Gunst blüht, in unerschütterlicher Loyalität und Dankbarkeit – dies Zeugnis ihrer Verehrung errichtet im Jahre des Heils 1684.

Auch sollte nicht das berühmte Theater in Oxford vergessen werden, das Erzbischof Sheldon zur Zeit jenes Königs erbaute, auf eigene Kosten, das, wie seine anderen schönen Werke, von Sir Christopher Wren, des Königs Baumeister, entworfen und errichtet wurde, denn es wird von den Kundigen ebenso bewundert wie das ihm benachbarte Museum; ein schöner Bau, den die Universität in Auftrag gab, wo seither andere Bauten im Römischen Stil errichtet worden sind, so Trinity-College-Chapel, die Allerheiligen-Kirche in High Street, der Peckwater-Hof in Christ-Church-College, die neue Druckerei und das ganze wiedererbaute Queen's College, und vieles mehr, dank freigiebiger Spenden einiger bedeutender Wohltäter und dank des öffentlichen Interesses, der Aufmerksamkeit und der Treue der College-Leiter, die im allgemeinen einen sicheren Geschmack für die Römische Baukunst gehabt haben.

Die gelehrte Universität Cambridge, die nicht über solch freigiebige Spender verfügte, besitzt nicht so viele feine Bauten. Dort befinden sich jedoch zwei in ihrer Art merkwürdigste und hervorragendste Bauten Großbritanniens, einen im gotischen Stil, Kings's College Chapel (wenn man von der Kapelle Heinrichs VI I. in der Westminster-Abtei absieht), der andere ein Römischer Bau: die Bibliothek von Trinity College.

 

27) Der Bischof von Salisbury ging, geziemend begleitet, in geordneter Prozession; und nachdem er den ersten Stein gelegt hatte, gab er ihm zwei oder drei Schläge mit dem Hammer, worauf die Trompeten erschallten, und eine große Menschenmenge brach in lauten Jubel aus, als seine Lordschaft eine Börse mit 100 Guineen als Geschenk Seiner Majestät auf den Stein legte zur Verwendung unter den Zunftgenossen. Die folgende Inschrift wurde in den Grundstein gemeißelt und eine Bleiplatte daraufgelegt:

Gott geweiht

von seiner erhabensten Majestät König Georg durch seinen Stellvertreter

den Sehr Ehrwürdigen Vater in Christo

Richard Lord-Bischof von Salisbury

Seiner Majestät Groß-Almosenier

begleitet (auf Befehl Seiner Majestät)

von Sir Thomas Hewett, Ritter,

von Seiner Majestät Königlichen Bauwerken Ober-Aufseher

ward der Grundstein dieser Kirche gelegt

an diesem 19ten im März im Jahre des Herrn 1721

und im achten Jahre seiner Herrschaft.

 

28) Es führte zu keinem Ende, wollte man die vielen merkwürdigen Römischen Bauwerke aufzählen und beschreiben, die allein in Großbritannien seit der Renaissance der Römischen Maurerey aufgeführt wurden, von denen hier, neben den bereits erwähnten, einige wenige genannt werden mögen:

Das Haus der Königin in Greenwich                      gehört der Krone

Die Große Galerie in den Somerset-Gärten          der Krone

Gunnersby-House bei Brentford, Middlesex          gehört dem Herzog von Queensbury

Lindsay-House in Lincoln Inn's Fields                     Herzog von Ancaster

Die York-Treppen zur Themse in den York-Bauten.

St. Paul's Kathedrale in Covent-Garden mit ihrer prächtigen

Säulenhalle

Der Bau und die Piazza von Covent-Garden         Herzog von Bedford

Wilton-Castle in Wiltshire                                         Earl of Pembroke

Castle-Ashby in Northamptonshire                         Earl of Strafford

Stoke-Park, ebendort                                               Herr Arundel

Wing-House in Bedfordshire                                   Herr Wm. Stanhope

Chevening-House in Kent                                        Earl Stanhope

Ambrose-Bury in Wiltshire                                       Lord Carleton

Alle entworfen von dem unvergleichlichen Inigo Jones, und die meisten von ihm gebaut oder von seinem Schwiegersohn Web nach Jones' Plänen.

 

Außerdem wurden viele weitere von anderen Architekten aufgeführt, beeinflußt von dem gleichen glückhaften Genius, z. B.

Der Turm der Bow-Church in Cheapside               gebaut von Sir Chri. Wren

Hotham-House in Beverly, Yorkshire                      Sir Charles Hotham, Baronet

Melvin-House in Fife                                                 Earl of Levin

Longleate-House in Wiltshire                                  Viscount Weymouth

Chesterlee-street-House in der Grafschaft Durham         Herr John Hedworth

Montague-House in Bloomsbury, London              Herzog von Montagu

Drumlanrig-Castle in Nithisdaleshire                      Herzog von Queensbury

Castle-Howard in Yorkshire                                     Earl of Carlisle

Stainborough-House ebendort                                Earl of Strafford

Hopton-Castle in Linlithgowshire                            Earl of Hopton

Blenheim-Castle zu Woodstock, Oxfordshire        Herzog von Marlborough

Chatsworth-Castle in Derbyshire                            Herzog von Devonshire

Hammilton-Palast in Clydesdaleshire                    Herzog von Hammilton

Wanstead-House in Epping-Forest, Essex           Lord Castlemain

Duncombe-Park in Yorkshire                                  Herr Thomas Duncomb

Meresworth-Castle in Kent                                      Herr John Fane

Sterling-House nahe Sterling-Castle                      Herzog von Argyle

Kinross-House in Kinrossshire                                Sir William Bruce Bt.

Stourton-Castle in Wiltshire                                     Herr Henry Hoar

Willbury-House ebendort                                          Herr William Benson

Bute-Castle auf der Insel Bute                                 Earl of Bute

Walpole-House nahe Lin Regis (Kings Lynn), Norfolk      Herr Robert Walpole

Burlington-House in Picadilly, St. James, Westminster    Earl of Burlington

Schlafsaal von Kings' School, Westminster           der Krone

Tottenham-Park in Wiltshire                                    Lord Bruce

Diese letzten drei wurden entworfen vom Earl of Burlington, der verspricht, der beste Architekt Britanniens zu werden (wenn er es nicht schon ist) und wir hören, daß seine Lordschaft beabsichtigt, die wertvollen Aufzeichnungen des Inigo Jones zum Nutzen anderer Architekten zu veröffentlichen.

 

Außer diesen gibt es noch mehr im gleichen Römischen Stil und noch mehr, die ihn nachahmen, die, wenn sie auch nicht auf einen bestimmten Stil bezogen werden können, doch stattlich, bequem und von ansprechender Form sind, ungeachtet der Fehler ihrer verschiedener Architekten. Daneben gibt es die prächtigen und ehrwürdigen gotischen Bauten ohne Zahl, so Kathedralen, Pfarrkirchen, Kapellen, Brücken, alte Paläste der Könige, des Adels, der Bischöfe und des Landadels, die den Reisenden wohlbekannt sind und von denen die Geschichten der Grafschaften berichten, sowie die alten Monumente großer Familien &c, wie auch Bauwerke im Römischen Stil in Herrn Campbells, des begabten Architekten, Buch, genannt Vitruvius Britannicus betrachtet werden können. Und wenn sich die Neigung zur wahren alten Baukunst durchsetzt bei dem höheren und niederen Adel und bei gelehrten Männern (wie es den Anschein hat), dann wird diese Insel die Herrin der Erde werden, was Planung, Entwurf und Ausführung angeht, und sie wird fähig sein, alle anderen Völker in allen Dingen zu belehren, was Bezug hat auf die Königliche Kunst.

 


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