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                     Zu den Weltmodellen von Jay W. Forrester und Dennis Meadows

 

März 1974

 

 

Die Lage in den Bereichen, in denen von System die Rede ist, zeichnet sich durch Unübersichtlichkeit und Verworrenheit aus. In den letzten Jahren haben die Wellen eines hochgehenden Meeres von Modellen, Regelkreisen, Systemen, Strukturen und Wachstumskurven Europa überflutet und manches, was vordem schon auf tönernen Füssen stand, umgestossen, mithin beachtliche Unordnung angerichtet.

 

Es herrscht Unsystematik und diffuse Begriffsbildung

 

Das erstaunlichste an dieser stets stärker sich bemerkbar machenden Modeströmung ist die Unsystematik im Verein mit einer bemerkenswert diffusen Begriffsbildung. Fast alles, was Generationen von Wissenschaftstheoretikern und Logikern in mühevoller Anstrengung an Präzisierungen im Denken und Urteilen, an Schärfung des Problembewusstseins und Definierens zustandegebracht haben, scheint über Bord geworfen zu sein und treibt nun im Wirbel von Meinungen, Hypothesen und Simplifikationen zwischen den Kontinenten hin und her, geographisch ebenso wie zwischen solchen des Wissens.

 

Enthüllende Beispiele bieten die Schriften des Club of Rome (Dennis Meadows et al.: "Die Grenzen des Wachstums") und ihres geistigen Steuermanns Jay W. Forrester vom Massachusetts Institute of Technology. Während "Die Grenzen des Wachstums" von den Wogen des Erfolgs in publizistische und auflagemässige Höhen emporgetragen wurden, reichte es bei der anonymen Übersetzung von Forresters "Principles of Systems" 1968 nur zum Schreibmaschinensatz. Diese "Grundsätze einer Systemtheorie" sind übrigens bislang das einzige aus dem Englischen übersetzte Buch, das den Namen "Systemtheorie" im Titel trägt.

 

Jay W. Forrester kennt die „Allgemeine Systemtheorie“ nicht

 

Umso bedauerlicher ist, dass Forrester die Theorie der "offenen Systeme", welche der in die USA emigrierte Wiener Biologe Ludwig von Bertalanffy in den letzten vierzig Jahren entwickelt hat und welche die Grundlage der in Europa fast völlig unbekannten "Allgemeinen Systemtheorie" bildet, ignoriert und damit über den Haufen stösst. Obwohl die vor genau zwanzig Jahren [1954] gegründete "Society for General Systems Research" (Bedford, Massachusetts) seit 1956 ein Jahrbuch "General Systems" herausgibt, das zahlreiche Aufsätze von Fachleuten aus den verschiedensten Wissensgebieten vereinigt, fühlt er sich bemüssigt zu fragen: "Wenn also Systeme so allgegenwärtig sind, warum werden dann die Konzepte und Prinzipien dieser Systeme nicht klarer in der Literatur und in der Ausbildung hervorgehoben? Liegt dies etwa daran, dass kein Bedürfnis vorhanden ist, die Grundzüge von Systemen zu verstehen, oder sieht es etwa so aus, als hätten Systeme keine allgemeingültige Theorie und keine Bedeutung?"

 

Wäre Forrester in Europa zu Hause, könnte man diese Frage verstehen, wird doch hier fast nur die vom Ingenieur Karl Küpfmüller vor 25 Jahren begründete "Systemtheorie der elektrischen Nachrichtenübertragung" (1949) gepflegt. Doch das MIT und die Gesellschaft für Allgemeine Systemtheorie befinden sich im selben Bundesstaat.

 

Verengung des Blickwinkels und Mathematisierung

 

Unter diesen Vorzeichen verwundert es wenig, wenn niemand so richtig Bescheid weiss, wenn zwar allenthalben von Systemen aller Art, von Systemdenken, Systemanalyse und Systemplanung die Rede ist, bei den meisten Beteiligten oder direkt und indirekt Betroffenen sich jedoch ein Unbehagen breit macht.

 

Einerseits liegt es am kurzen Atem beim Definieren: Wenn es hoch kommt, werden System, Modell, Element und Beziehung definiert, dann aber geht es mitten hinein in einen Wirrwar von Parametern, Variablen, Regelkreisstrukturen, Blockdiagrammen, Laplace-Transformationen, Fourier-Analysen, Verhaltensweisen, Simulationsergebnissen.

Damit zusammen hängt nicht nur eine rasch zunehmende Verengung des Blickwinkels, sondern eine ebenso schnelle Mathematisierung der Probleme. Was in Forresters "World Dynamics" (deutsch: „Der teuflische Regelkreis") und den darauf aufbauenden "Limits to Growth" grossspurig als "Weltmodell" angekündigt und vorgeführt wird, entpuppt sich als winziger Sektor des "riesenhaften Problemsyndroms, das wir als Problematik der Menschheit bezeichnen wollen" (Forrester). Der vielberufene "totale Komplex der Problematik", das "globale System-Modell unserer gegenwärtigen Situation" gleicht einem fliegenden Fisch, der hilflos auf dem Oberdeck einer mit Computern bestückten Forschungsfregatte zappelt.

 

Neue Problemlösungsverfahren brachten keine Lösungen

 

Anderseits liegt die babylonische Verwirrung an der bisher recht unglücklich verlaufenen Vermischung zahlreicher in den letzten dreissig Jahren entstandener neuer Betrachtungsweisen und Problemlösungsverfahren wie z. B.:

  • Spiel- und Entscheidungstheorie
  • Operations Research und Netzplantechnik
  • Kybernetik
  • Informations- und Kommunikationstheorie
  • Strukturalismus
  • Futurologie.

 

So begrüssenswert die gegenseitige Befruchtung dieser Ansätze und Programme in - um immer noch im Bildhaften zu bleiben - einer interdisziplinären "Milch der frommen Denkungsart" ist, so bescheiden sind bisher die Resultate. Zwar gelang die Landung auf dem Mond, doch kein "irdisches" Problem wurde gelöst, weder Armut, Slums und Zersiedelung, noch Krieg, Terror, Folter und Kriminalität, weder ist die Umwelt sauberer noch sind anscheinend die Menschen glücklicher geworden.

Auch der Einsatz von Computern in Verwaltung und Industrie hat häufig zu einem Reinfall geführt. Erstens soll, dem Gutachten einer amerikanischen Beraterfirma zufolge, in den USA das finanzielle Resultat bei der Einführung von Computern in zwei von drei Fällen defizitär sein, zweitens scheint es trotz dem Vorhandensein von etwa 200 000 Elektronischen Datenverarbeitungsanlagen auf unserem Planeten nicht möglich zu sein, der Energie- und Erdölkrise wirksam zu begegnen, einen wissenschaftlichen Informationsaustausch zu garantieren„ das Wetter vorherzusagen, die Nahrungsmittelverteilung für Dürregebiete zu organisieren, das Weltwährungssystem in Ordnung zu halten oder die Inflation zu bremsen.

 

Der Computer freilich ist daran nicht schuld. So bleibt nur der Schluss, dass die Einsatz- und Entscheidungsstrategien weitgehend Papier bleiben. Gewiss, die Weltprobleme sind komplex, doch das sind auch schon diejenigen einer Stadt oder eines Industriebetriebs. Und da hapert es genauso. Und dies nicht nur wegen der Unvernunft der Stimmbürger oder der Angestellten.

 

Was vonnöten ist, wird klar: begriffsscharfes Denken und gesamthafte Betrachtungsweise. Das könnte die Systemtheorie durchaus leisten, sofern sie sich zu einer Wissenschaft mausert. Hiefür müsste sie die Tradition des exakten Definierens aufnehmen und die bisher auf verschiedenen Routen gefahrene Systemschiffe in einen Hafen lotsen. Gebaut ist er ja bereits von der "General Systems Theory". Ferner müsste sie die sechs erwähnten verwandten Schiffstypen ebenfalls in diesem sicheren Hort bergen und zugleich einen Leuchtturm erstellen, von dessen Panoramafenster aus mit der globalen Betrachtungsweise ernst gemacht werden könnte. Das wäre kein Elfenbeinturm, sondern ein Turm, der ebenso die Beobachtung des gesamten Problemhorizonts erlaubt, wie stets helleres Licht zu spenden imstande ist.

 

Wenn die Worte nicht stimmen ...

 

Siehe auch:    Zum begriffsscharfen Denken

 

Dass die Forderung nach einer sauberen Terminologie einer Subversion gleichkommt, macht Konfuzius deutlich, der neuerdings in China verboten wurde. Weil er folgendes schrieb?

"Wenn die Worte nicht stimmen, stimmen die Begriffe nicht.

Wenn die Begriffe nicht stimmen, wird die Vernunft verwirrt.

Wenn die Vernunft verwirrt ist, gerät das Volk in Unruhe.

Wenn das Volk unruhig wird, gerät die Gesellschaft in Unordnung.

Wenn die Gesellschaft in Unordnung gerät, ist der Staat in Gefahr.“

 

 

Worte, die nicht stimmen, finden sich nun auch im neuesten Band der "Brockhaus Enzyklopädie" (18. Bd., 1973 – siehe auch System: Definitionen):

Da wird System definiert als "ganzheitlicher Zusammenhang von Dingen, Vorgängen, Teilen, der entweder in der Natur gegeben oder vom Menschen hergestellt ist". Zu letzteren werden nicht nur wirtschaftliche, sondern auch „galaktische u. ä. Systeme“ gezählt. Auch wenn da ein Milchwirtschaftsverband die Hand im Spiel gehabt haben sollte, handelte es sich dennoch um ein Naturprodukt.

Auch mit dem nächsten Satz würden sich manche Wissenschafter kaum einverstanden erklären. "In. der Wissenschaft bedeutet System ... ein Lehrgebäude (z. B. ein philosophisches System)." Ob die Biologen mit dem System als "Anordnung von Informationseinheiten der Pflanzen und Tiere (Klassifikation, Taxonomie)" zufrieden wären, ist fraglich.

 

Komplizierter wird es bei der Systemtheorie: Sie ist „die grundsätzliche Behandlung des Zusammenwirkens der durch ihre Einzelfunktionen beschriebenen Elemente eines Systems miteinander und mit der Aussenwelt".

Kein Wort von der Allgemeinen Systemtheorie, auch nicht von der "Charakterisierung elektrischer Nachrichtenübertragungssysteme", die immerhin im "Grossen Duden Lexikon" Erwähnung gefunden hat. Als Literatur zur Systemtheorie werden einzig Forresters "Grundsätze" angegeben, dafür hat sich die Nachrichtentechnik mit H. Schwarz' "Einführung in die moderne Systemtheorie" ins Literaturverzeichnis zu "System in der Sprachwissenschaft" eingeschlichen, erstaunlicherweise zusammen mit einem Buch von Bertalanffy über "Organismic psychology and system theory“ und einem einzigen Band "General system", wobei sowohl Titel, als auch Gesellschaft und Mitherausgeber falsch geschrieben sind.

 

Kein Wunder also, dass Konfuzius auf die Frage, welche Massnahme im Staate er zuerst ergriffe, wenn er die Macht hätte zu bestimmen, antwortete: "Die Richtigstellung der Begriffe" - damit in den Köpfen und Herzen der Menschen Ordnung werde.

 

Das findet freilich auch in der Fachliteratur nicht statt. Da gibt es enger und weiter gefasste Definitionsversuche in ungeahnten Nuancierungen.

 

Schon die Alten Griechen ...

 

Dies hat natürlich seine historischen Gründe, denn wie alles, so haben sich auch die Systembetrachtungen entwickelt. Da unser [20.] Jahrhundert aber einer anscheinend extrem a-historischen Betrachtungsweise huldigt, sucht der Wissbegierige vergebens nach einem Werk, in welchem dem Kielwasser der Systemschiffe Aufmerksamkeit geschenkt würde. Die umfassende - und systematische - "Geschichte der Systemtheorien" ist noch nicht geschrieben. Keine Frage, dass sie den Weg zur begrifflichen Klarheit und, in der Verfolgung der Theoriebildungen, auch zur Wissenschaft ebnen würde.

 

Selbstverständlich hätte sie bei der Alter Griechen zu beginnen urd würde dabei entdecken, dass „System“ schon damals zu einem Allgemeinbegriff wurde, der sowohl auf künstliche Objekte (Staat, praktische Wissenschaft, Tonarten in der Musiktheorie, episches Dichtwerk) wie auf natürliche Objekte (Kosmos, Gestirne, Elemente) angewandt wurde.

Seine Bedeutung war, und ist es bis heute geblieben: ein Gebilde, das irgendein Ganzes ausmacht und dessen einzelne Teile in ihrer Verknüpfung irgendeine Ordnung aufweisen.

 

Im 17. Jahrhundert: Kant und Lambert

 

Im 17. Jahrhundert wurde "System" vorwiegend zur Bezeichnung eines Lehrgebäudes oder Inbegriffs von Sätzen oder Wahrheiten verwendet, woran sich noch Kants bekannte Definitionen anlehnten, die System als "die Einheit der mannigfaltigen Erkenntnisse unter einer Idee" oder als "ein nach Prinzipien geordnetes Ganzes der Erkenntnis" fassen.

 

Der Begründer der eigentlichen Systemtheorie war, so erstaunlich es klingt, ein Zeitgenosse Kants und erst noch beinahe ein Schweizer: der hervorragende Naturwissenschafter Johann Heinrich Lambert, der 1728 in Mülhausen geboren wurde, das damals zugewandter Ort der Eidgenossenschaft war. In seinem vom Basler Johann Bernoulli herausgegebenen Nachlass findet sich sowohl eine "Theorie des Systems" als auch das "Fragment einer Systematologie".

 

Typen von heutigen Definitionen

siehe auch:    System: Definitionen

 

Die im folgenden angeführten Typen von heutigen Definitionen von "System" betreffen nur Ausschnitte aus seiner umfassenden Kennzeichnung:

1. ein Komplex von Elementen, die untereinander in Wechselwirkung stehen (Ludwig von Bertalanffy, 1949, engl.),

2. „eine Menge von Elementen (Begriffe, Sachverhalte, usw.), welche in gegenseitiger Einwirkung stehen und gedanklich abgegrenzt werden“ (Karl Steinbuch, 1970),

3. eine Zusammenstellung von Objekten mit Beziehungen zwischen den Objekten und ihren Attributen (A. D. Hall und R. E. Fagen, 1956, engl.),

4. „eine Menge von Elementen, zwischen denen ein Beziehungsnetz existiert“ (Felix von Cube, 1967)

5. eine Gesamtheit von Elementen, die zur Erreichung von Zielen in einem Wirkungszusammenhang stehen und gegen die Umwelt abgegrenzt sind ('Handlexikon Organisation", 1971).

 

Der Leuchtturm

 

Die Allgemeine Systemtheorie versucht nun wieder wie Lambert, die Kernpunkte von Systembeschreibungen zusammenzutragen und kommt etwa zu folgenden Sätzen:

 

Die Welt ist die Fülle von Gebilden, Ereignissen und Beziehungen. Diese lassen sich zu Systemen zusammenfassen, welche aus Gebilden (Komponenten) bestehen, die bestimmte Stellen in der Systemordnung einnehmen und an denen sich Ereignisse vollziehen.

Es besteht eine Hierarchie, insofern einerseits Systeme Komponenten übergeordneter Systeme sind, anderseits die Komponenten von Systemen selbst wieder Systeme darstellen. Systeme stehen auf jeder Ebene der Hierarchie in Beziehung zu ihren Komponenten, zu andern Systemen und zu den Komponenten anderer Systeme.

 

Gebilde, Ereignisse und Beziehungen weisen Eigenschaften auf, die sich in Kategorien bestimmen lassen. Entweder bestehen zwischen Gebilden Grenzen oder fliessende Übergänge. Meist ist die Zugehörigkeit von Systemen und Komponenten eine mehrfache. Innerhalb einer Ebene besteht Gleichberechtigung; es herrschen also demokratische Verhältnisse.

 

Auf dieser Basis, die in ihrer Breite und Tiefe hier nicht weiter vorgestellt werden kann, lässt sich ein Weltmodell entwickeln, das weit über dasjenige von Forrester und Meadows hinausgeht und auch das "globale Ecosystem" von John McHale, das auch Karl Steinbuch übernommen hat, vervollständigt.

 

Erstaunlich ist wiederum, dass J. H. Lambert den Ansatz zu einem solchen Weltmodell zu etwa drei Vierteln bereits geliefert hat, eine bewundernswerte Leistung, die bis heute noch keine Würdigung gefunden hat.

Dass er die Systeme "Gesundheit", "Wohnen" und "Kommunikation" nicht anführt, erklärt sich aus der geistigen - nicht sozialen oder materiellen - Lage seiner Zeit.

 

Eine neues „Weltmodell“ mit 23 Supersystemen ...

 

Neuartig ist bei nebenstehendem Weltmodell die räumliche Anordnung. Sie weist den selben Vereinfachungsgrad, damit aber auch Anschaulichkeitsgrad auf wie etwa das Bohrsche Atommodell. Diese Darstellung verzichtet offensichtlich auf eine "Einheit" der Natur, Kultur, Welt; sie anerkennt den Pluralismus der "Integrationsstufen", liefert jedoch mit den 23 Supersystemen einen sinnvollen Kompromiss zwischen dem "Eins Ist Alles" und dem "Alles hängt mit allem zusammen".

Die vorgezeigte Anordnung ist gerade noch überschaubar und damit handhabbar, sowohl im weltanschaulichen Bereich als auch in der Forschung. Sie in ihrer Gesamtheit vor Augen zu haben hilft, wesentliche Beziehungen nicht zu übersehen, wobei freilich sofort deutlich wird, in welch uferloses Geflecht von Flüssen und Strömen sich diese Beziehungen bei einer Detailbetrachtung ausweiten, sind doch zwischen diesen 23 Supersystemen in globaler Betrachtungsweise bereits 253 Relationen möglich, und sind zwischen den 10 Supersystemen der „inneren“, der Kultursphäre, so man sie als "nationale" Systeme betrachtet, jeweils bereits über 10 000 Relationen möglich.

 

Als Orientierungshilfe versieht dieses Weltmodell jedenfalls wertvolle Dienste.

 

... zahlreichen Grosssystemen, Systemen, Teil- und Subsystemen

 

Auch die Einordnung von Grosssystemen in die Supersysteme bereitet keine unüberwindlichen Schwierigkeiten z. B.

 

  • Wirtschaft: Verkehr, Handel, Finanz, Industrie, Landwirtschaft, Energie, Arbeitsmarkt, Arbeit, Tourismus, Werbung;
  • Weltanschauung: Philosophie, Religion, Mythos, Magie, Moral, Ideologie, Idole, Werte, Animismus, Kirche;
  • Kommunikation: Sprache, Schrift, Rede, Mimik und Gestik, Post, Telephon, Telegraphie, Funk, Massenmedien, Fachzeitschriften, Dokumentation, Fotografie, Übersetzungen;
  • Organismus: Verdauungs-, Nerven-, Bewegungssystem, hormonelles System, Kreislauf, Atmung, Ausscheidung, Geschlechtsapparat, Sinnesorgane, Seelen-"apparat", geistige Leistungen.

 

Jedes Supersystem umfasst also etwa ein bis drei Dutzend Grosssysteme, die wiederum in Systeme und diese nötigenfalls in Teil- und Subsysteme gegliedert werden können. Beim Hauptsystem "Massenmedien“ beispielsweise haben wir die Systeme Fernsehen, Radio, Zeitungen, Magazine, Illustrierte, Spielfilm, Dokumentarfilm, Schallplatte, Bücher, usw., wobei z. B. das System „Zeitung" in die Teilsysteme Nachrichtenbeschaffung, Redaktion, Inseratenakquisition, Korrektur, Satz, Layout, Druck, Vertrieb, Abonnemente, Leserschaft zerfällt.

 

Die grösseren Zusammenhänge bleiben sichtbar

 

Dieses Vorgehen der Gliederung, das selbstverständlich je nach System nach verschiedenen sinnvollen Konventionen und Verfahren erfolgt, hat also den Vorteil, dass die grösseren Zusammenhänge, die vielberufene "Einbettung in das Ganze" sichtbar bleibt Und das ist heute unzweifelhaft ein Erfordernis der Stunde, soll nicht aus der Emsigkeit von nicht mehr überschaubaren Einzeltätigkeiten und -Bestrebungen ein weltweites Chaos resultieren.

 

Die Woge der systemtheoretischen und -analytischen Ansätze, der Kybernetik und Informationstheorie darf nicht über den Häuptern der Menschheit zusammenschlagen. Andernfalls wäre nicht nur die Verwirrung auf dem Festland nicht mehr aufzuheben, sondern dann zerschellten auch die Lebensschiffchen und interdisziplinären Forschungsboote.

Mithelfen, dieses Debakel zu verhindern, kann die Allgemeine Systemtheorie als universale Wissenschaft.

 

In letzter Minute die Chance nutzen

 

Das Programm hiefür lautet: Erarbeitung und Anwendung einer „Mathesis universalis“. Das Ziel ist die Erreichung der „One World“, die Erhaltung der Funktionstüchtigkeit und Lebensqualität des „Raumschiffs Erde“. Richtlinien sind begriffsscharfes Denken und Beachtung des Ganzen wie von Details, aber auch des Menschlichen (und Allzumenschlichen). Die Massnahmen schliesslich bestehen in ernster Arbeit, und zwar interdisziplinärer Arbeit, sowie in theorie- wie praxisorientierter Forschung, und zwar planvoller, aufeinander abgestimmter Forschung.

 

Das wäre eine „Geschäftspolitik“, welche die Chance böte, der Flut der Probleme von Angst und Bildungsreform bis Xenophobie und Zinshausse in letzter Minute Herr zu werden.

 

Eine aus den universalistischen und interdisziplinären Ansätzen der vierziger Jahre hervorgegangene umfassende Systemtheorie ist eine der letzten Möglichkeiten, diese Chance zu nutzen.

 



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