Home Was ist Systemanalyse und Systemplanung?

 

Siehe auch:   Gertrud Wegner: Systemanalyse (1969)

                        Systems Engineering und Human Engineering

 

 

Quellen

Herman Kahn: The Year 2000. 1967; dt.: Ihr werdet es erleben. 1967

Meyers Lexikon der Technik und der exakten Naturwissenschaften, Bd. 2, 1970

Management-Enzyklopädie, Bd. 5, 1971

Handlexikon Organisation, 1971

Carl Schneider: Handlexikon Datenverarbeitung. 1972

Nigel Calder: Technopolis. 1969; dt. 1971

Josef Löffelholz: Repetitorium der Betriebswirtschaftslehre, 3. Aufl. 1970

Dr. Gabler’s Wirtschaftslexikon, 8. Aufl. 1971

Andreas Jentzsch in „Systemanalyse in Regierung und Verwaltung“, 1972

Brockhaus Enzyklopädie, 18. Bd. 1973

 

 

Zu den DV-Berufen auch:

Dr. Gabler’s Wirtschaftslexikon. Wiesbaden: Gabler, 8. Aufl. 1971 („Datenverarbeitungspersonal“).

Gilbert Obermair: EDV-Grundwissen für Führungskräfte. München: Heyne 1974.

Vgl. Martin Wolters’ Übersetzung aus dem Holländischen: Neue Berufsbilder in der elektronischen Datenverarbeitung. Bericht der Kommission System-Analysatoren-Programmierer. München: Oldenbourg 1966 (Beiheft zur Zeitschrift „Elektronische Rechenanlagen“ 10).

 

 

 

Herman Kahn bezeichnet "Systemanalyse“ in "The Year 2000" (1967; dt.: „Ihr werdet es erleben“, 1967) als

Methode, "Pläne zu erstellen, die gegenüber veränderten Voraussetzungen relativ unempfindlich sind. So eine Analyse kann in einer beachtlichen Zahl von Fällen durchgeführt werden, wenn ein entsprechendes Mass von Intelligenz, Sorgfalt und Interesse vorhanden ist."

 

 

Meyers Lexikon der Technik und der exakten Naturwissenschaften. Mannheim: Bibliographisches Institut, Bd. 2, 1970, 1807 unter dem Stichwort „Netzwerk“

 

... Ein anderes Verfahren, die sog. Systemanalyse, führt häufig schneller zum Ziel. Sie besteht darin, ein Modellsystem (Ersatzbild) [des elektrischen Netzwerks] aufzustellen und in Verbindung mit einem entsprechenden mathemat. System das zeitliche Verhalten der abhängigen veränderlichen Grössen des techn. N.s vorauszusagen.

Das Modellsystem ist eine Anordnung abstrakter Objekte, die sich aufgrund der am physikal. System vorgenommenen Messungen herleiten lassen; so sind z. B. ohmscher Widerstand R, Kapazität C, Induktivität L und Gegeninduktivität M derartige abstrakte Objekte (elementare Zweipole), für die ebenfalls genormte Symbole für die zeichner. Darstellung eingeführt sind. Das mathemat. System besteht aus einer Reihe abstrakter mathematischer Objekte (reelle und komplexe Zahlen, Zeiger, Matrizen usw.) zusammen mit einer Menge wohldefinierter Verknüpfungsoperationen.

 

Das Verfahren der Systemanalyse ist im wesentlichen ein Iterationsprozess. Nach dem Vergleich zwischen beobachtetem und vorhergesagtem Verhalten werden Mess-, Modell- und mathemat. System so lange korrigiert, bis möglichst gute Übereinstimmung zwischen Beobachtung und Vorhersage erreicht wird.

Beste Übereinstimmung wird erzielt, wenn alle wesentlichen Energieumwandlungen und Energiespeicherprozesse erfasst wurden. Das Modell wird dann aber unter Umständen recht umfangreich, und zur mathemat. Auswertung müssen Rechenhilfsmittel, z. B. elektron. Analog- oder Digitalrechner, eingesetzt werden. Die Methoden der mathemat. Auswertung des Modellsystems bilden den Inhalt der Netzwerktheorie.

 

 

In der „Management-Enzyklopädie“ (Bd. 5, 1971, 664-676) zitiert Klaus Niedmeyer eine Definition von E. S. Quade („Military Systems Analysis“, Rand RM 3452 PR, Januar 1963) zur Systemanalyse:

„Verfahren zur Behandlung komplexer und mit Unsicherheit verbundener Entscheidungsprobleme durch Bewertung der mit den Alternativen verbundenen Leistungen, Aufwendungen und Risiken.“

 

 

In dem 1971 von der Akademie für Organisation herausgegebenen "Handlexikon Organisation" heisst es unter Systemanalyse:

"(engl. systems analysis). Problemanalyse von Aufgabenstellungen für die Datenverarbeitung mit dem Ziel, Lösungen für solche Aufgaben unter Ausnutzung der besonderen Eigenschaften eines Datenverarbeitungssystems zu gestalten und für die Programmierung vorzubereiten. Häufig synonym verwandt mit Systemplanung, in diesem Sinne nicht empfohlener Begriff."

Systemplanung ist demzufolge:

"(engl. systems engineering). Projektierung von Datenverarbeitungssystemen (Hardware und Software). Häufig verwandt als Oberbegriff für alle planerischen Arbeiten zum Einsatz von DV-Systemen."

 

 

In der 1972 erschienenen Kurzausgabe von Carl Schneiders "Datenverarbeitungs-Lexikon" (mit dem Titel: Handlexikon Datenverarbeitung) heisst es unter Systemanalyse:

"I. Die Untersuchung eines Vorgangs, eines Verfahrens, einer Methode oder eines betrieblichen Ablaufes, um festzustellen, welche Ergebnisse erzielt werden sollen und wie die dazu notwendigen Arbeiten am besten ausgeführt werden können. –

II. Die sorgfältige Untersuchung der Computer-Technik und deren Integration in das betriebliche Geschehen mit der Anordnung zum technischen Handeln. Sie ist die Voraussetzung der System-Synthese und verlangt eine virtuose Beherrschung vieler unterschiedlicher Methoden (Operations Research)".

Systemplanung wiederum umfasst "alle intellektuellen, organisatorischen und personellen Vorarbeiten, die für den Einsatz einer DVA erforderlich sind, z. B. Gegenüberstellung des Ist- und Soll-Zustandes, analytische Untersuchung sämtlicher Bestimmungsgründe für die Wahl hinsichtlich Modell und Konfiguration.“

 

Berufe bei Systemanalyse und -planung

 

„Die mit den verschiedenen Aufgaben betrauten Personen nennt man: Systemplaner (system engineer), Systemanalytiker (system-analyst; Analysator), Organisator, Systemberater."

Daneben gibt es aber auch Systembetreuer und Systemprogrammierer, ja noch mehr "Datenverarbeitungsfachleute", sogenannte "system men", auch wenn es weibliche Personen sind: Operatoren oder Operateure und Operatricen, auch Systemoperatoren, Programmierer (programmer), Locherinnen oder Datatypistinnen, Prüferinnen.

Ein "Berufsbild des Organisators" findet sich im Anhang zum "Handlexikon Organisation". Im Lexikonteil kommt da auch der Controller vor, aber nicht der Supervisor, der bei Carl Schneider keine Person, sondern ein "Überwachungsprogramm" im Arbeitsspeicher ist.

In Stelleninseraten werden weiter gesucht: EDV-Manager, Applikationsingenieure, Ingenieure für Systemtechnik, Koordinatoren, Dispatcher, Data-Administrator.

 

 

Nigel Calder weist in seinem Buch "Technopolis" (1969; dt. 1971) darauf hin, dass man in Grossbritannien Systemanalytiker als "Computer-Programmierer hohen Niveaus" betrachte, in den USA hingegen "einige 'Operations'-Forscher, einige Wirtschaftstheoretiker und für die Leute an den 'Denk-Tanks’', die beanspruchen, über militärische, politische und soziale Angelegenheiten in objektiver Weise nachzudenken. Ich war sehr verblüfft, als ich einmal entdeckte, dass eine sehr weitreichende Spekulation - sie war einem Geistesblitz entsprungen - von einem Fachmann als 'Systemanalyse' bezeichnet wurde."

Interessant ist vielleicht festzuhalten, dass die meisten dieser Berufe schon von Robert Jungk erwähnt werden (1952, 133ff): "Operators", die vor allem technische Routine und mechanische Geschicklichkeit besitzen müssen, "Efficiency-Experten", die die Arbeitsaufteilung organisieren und schliesslich "Methoden-Analytiker", "System-Ingenieure" und "wissenschaftliche Manager", die von Unternehmen engagiert werden, um die Rationalisierung voranzutreiben.

 

 

Josef Löffelholz: Repetitorium der Betriebswirtschaftslehre. Wiesbaden: Gabler, 3. Aufl. 1970, 80

Durchführung der Systemanalyse auf dem Gebiet der Organisation

 

In Anlehnung an verschiedene Konzeptionen amerikanischer Autoren hat Gertrud Wegner [1] die vier folgenden generellen Grundschritte einer Systemanalyse unter Berücksichtigung ihrer Anwendung auf die Betriebsorganisation entwickelt:

1. Analyse der Zielsetzung („Aufgabenanalyse" nach Kosiol): Sie hat die Aufgaben festzustellen, die durch das zu gestaltende System erfüllt werden sollen, sowie die formalen Kriterien zu ermitteln, denen die Leistungserstellung im System genügen muss.

2. Analyse der Elemente: Sie hat zu ermitteln, auf welche Art und mit welchen Mitteln diese Aufgaben erfüllt werden können; Elemente betriebsorganisatorischer Systeme sind die Aktionsträger Mensch und Sachmittel in Verbindung mit den ihnen übertragenen Verrichtungen aus dem Prozess der Zielerreichung.

3. Analyse der Beziehungen: Sie untersucht folgende drei Fragen:
(1) Zwischen welchen Elementen sind aktive Beziehungen herzustellen?
(2) Welche Eigenschaften eines Elementes werden durch die jeweiligen Beziehungen aktiviert?
(3) Wie wirken sich im Rahmen bestimmter Elementkombinationen Veränderungen des Verhaltens eines Elementes auf ein anderes mit ihm in Beziehung stehendes Element aus?

4. Analyse des Systemverhaltens: Sie hat auf Grund der bisher ermittelten Informationen über Ziele, Elemente und Beziehungen ein Modell zu entwickeln, in dem die Gesamtheit der Elemente sowie deren Beziehungen zueinander enthalten sind.

 

Die Systemforschung ist die Voraussetzung für die optimale organisatorische Gestaltung von Betrieben. Die betriebliche Systemanalyse wurde bereits mit Erfolg angewandt bei der Lösung technischer Gestaltungsprobleme im Produktionsbereich, ferner im Bereich der Informationstechnologie bei der Gestaltung betrieblicher Datenverarbeitungssysteme, bei der Prognose des Verhaltens sozialer Organisationseinheiten und deren Koordination mit dem betrieblichen System und auf anderen Gebieten.

 

1] Gertrud Wegner: Systemanalyse und Sachmitteleinsatz In der Betriebsorganisation, Wiesbaden 1969.

 

 

Dr. Gabler’s Wirtschaftslexikon, 8. Aufl. 1971, 1466

Systemanalyse,

vorbereitende Tätigkeit für den Einsatz einer elektronischen Datenverarbeitungsanlage oder für die elektronische Bearbeitung neuer Aufgaben.

S. umfasst Aufnahme und Darstellung des Ist-Zustandes, dessen Analyse und die Ausarbeitung optimaler, systembezogener (an den Möglichkeiten und Besonderheiten der elektronischen Datenverarbeitung sich orientierender) Abläufe bzw. Aufgabenlösungen. In der S. werden die Beziehungen zwischen Input und Output untersucht, der Daten- und Informationsfluss zwischen Funktionsbereichen und Entscheidungsträgern, Datenmengengerüst und Datenzeitgerüst ermittelt.

S. ist überwiegend Organisationsarbeit, die detaillierte und spezielle Kenntnisse und Erfahrungen in der automatisierten Datenverarbeitung verlangt.

 

Die mit der S. betrauten Personen werden Systemanalytiker, Systemorganisatoren oder Systemingenieure genannt (Datenverarbeitungspersonal).

 

 

Andreas Jentzsch berichtet im Sammelband „Systemanalyse in Regierung und Verwaltung“ (1972, 50-51) im Kapitel „Was heisst Systemanalyse?“

 

„Wie bereits eingangs angedeutet, findet das Wort „Systemanalyse“ für die unterschiedlichsten Sachverhalte Verwendung.

Unter Wortkünstlern bezeichnet man bereits die systematische Suche nach Lösungsmöglichkeiten für irgendein Problem als Systemanalyse, während insbesondere die vom operations research herkommenden Wissenschaftler hierunter die Entwicklung und Formulierung von mathematischen Modellen verstehen, durch die meist betrieblich-ökonomische Sachverhalte einerseits beschrieben werden können und durch die es andererseits möglich sein soll, konkrete praktische Probleme zu lösen.

Computerhersteller verstehen unter Systemanalyse jenen Vorbereitungsprozess, durch den die Einführung ihrer Fabrikate in den praktischen Arbeitsprozess erfolgreich durchgeführt wird, und empirisch orientierte Sozialwissenschaftler sehen in Systemanalysen einen generellen Untersuchungs- und Veränderungsprozess, durch den gestörte sozio-technische Systeme wieder in das rechte Lot gebracht werden.

 

Versucht man das Gemeinsame in diesen Bestrebungen zu erkennen und beschränkt man die Betrachtung auf sozio-technische Systeme, so ist Systemanalyse immer dann erforderlich, wenn ein gewünschter oder erhoffter Zustand von selbst nicht eintritt und die negativen Folgen einer unsystematischen Veränderung oder Verharrung dadurch vermieden werden sollen, dass auf der Basis einer detaillierten Analyse des gegebenen Zustandes und der Veränderungsmöglichkeiten die Realisierung der Zielvorstellungen möglichst risikolos erreicht wird.

Systemanalysen kann man nach dieser Vorstellung durchführen, um den Gang einer komplizierten Verhandlung zu erkennen und gegebenenfalls zu beeinflussen, um Raumkapseln zum Mond zu schiessen und um veraltete Sozialstrukturen neuen gesellschaftlichen Zielvorstelllungen anzupassen.“

 

 

Brockhaus Enzyklopädie, 18. Bd. 1973, 406-407

Systemanalyse,

eine Methode zur Untersuchung und Gestaltung von Systemen, entwickelt von der Rand Corporation für die Lösung militär. Probleme, heute angewendet bes. in Raumfahrttechnik und Betriebswirtschaft. In Betrieben hat sie grosse Bedeutung für die organisator. Gestaltung und den Einsatz von elektron. Datenverarbeitungsanlagen.

S. ist ein heurist. Verfahren, durch das im Anfang einer Untersuchung noch unbekannte Elemente, Beziehungen und Verhaltensweisen eines Systems im Sinne einer sukzessiven Annäherung ermittelt werden. Sie stellt eine Strategie der schrittweisen Determinierung zu erklärender oder zu gestaltender Systeme dar, bei der die Interdependenzen zwischen Systemteilen schon bei er Untersuchung berücksichtigt werden. (Systemforschung)

D. S. KOREIMANN: S. (1972).

 

(Aus: Brockhaus Enzyklopädie, 24. Bd., 1976, Ergänzungen, 682:

Systemanalyse

die, Untersuchung und Gestaltung von Abläufen, bes. bei der Datenverarbeitung.)

 

Systemforschung,

interdisziplinäre Wissenschaft, die sich mit der Planung und Analyse komplexer Mensch-Maschine-Systeme beschäftigt; diese werden nicht nur mathematisch erfasst, sondern es werden auch historisch-soziale Bedingungen als Bestimmungsgrössen des Systems berücksichtigt.

Anfänglich nur im militär. Bereich angewendet, bedient man sich heute der S. vor allem in der Regional-, Stadt- und Verkehrsplanung und bei der Vorbereitung politischer Entscheidungen; auch die Forschungsarbeit selbst ist Gegenstand der S. geworden. (Kybernetik, Operations Research, Systemanalyse).

H. KRAUCH in: Arbeitsgemeinschaft für Rationalisierung des Landes Nordrh.-Westf., 66 (1963) und 106 (1969);

K. CHMIELEWICZ in: Schmalenbachs Ztschr. für betriebswirtschaftl. Forschung, N. F., 17 (1965).

 



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