Home Der verhängnisvolle Einbruch des Geistes ins Leben

                     Eine systematische Darstellung der Philosophie von Ludwig Klages

 

geschrieben im März 1972

 

siehe auch:    Geist und Leben bei Ludwig Klages

Tiefe des Erlebens und metaphysische Einsicht

Gedanken zu "System" und "Systematik" anhand von Ludwig Klages' Werk

 

 

W = Ludwig Klages: "Der Geist als Widersacher der Seele", 1929/32, 5. Aufl. 1972, im Rahmen der „Sämtlichen Werke“ Bd. 1 und Bd. 2, 1981, 3. Aufl. 2000.

 

 

Zum erstenmal seit Kant hat mit Ludwig Klages wieder ein Philosoph den Anspruch auf "kopernikanische Umkehrung" erhoben.

 

Worin besteht diese? Klages leugnet erstens die Welt der "Dinge an sich", wie sie Kant als Reich des prinzipiell Unerkennbaren postuliert und stellt dafür die Lehre von der "Wirklichkeit der Bilder" auf. Zweitens betrachtet er nicht die Vernunft als höchstes Vermögen, sondern das Erleben, insbesondere dessen seelische Komponente, das Schauen.

Es sei versucht, Klages' Lehre kurz, und daher unvollständig zu skizzieren. Das verzerrte, ja schiefe Bild, das im allgemeinen von der Theorie des Geistes als Widersacher der Seele herumgeboten wird, könnte dadurch immerhin etwas schärfer und rechtwinkliger werden.

 

 

Das kosmische Geschehen, ohne Anfang und Ende, ist ein unablässig rhythmisch pulsender Lebensstrom, erfüllt von Seelen, Wesen oder Mächten, die aus sich selbst bewegt und entweder wirkend oder erleidend sind. Das Geschehen lebt durch und durch, was bedeutet, dass es einerseits "wirkt und webt", anderseits erlebt wird, denn im Geschehen "treten polar auseinander erlebendes Leben und das Ihmgegenüber der erscheinenden Wirklichkeit" (W, 100).

 

Ist nun Sinn des kosmischen Geschehen dass es erscheine, so vollendet es sich allererst durch Hineinwirken in schauende Seelen: Die "in grenzenloser Vielfältigkeit ausgebreitete Erscheinungswelt" (W, 83) ist "die einzig mögliche Offenbarung des Geschehens" (W, 1223), weshalb das Schauen in jedem Erlebnis als Erleidnis einer empfangenden Seele zumindest mitschwingen muss. Weshalb? In der Wirklichkeit hängt jedes mit jedem polar zusammen, "gleichsam eingebettet in ein Mittel ununterbrochener Stetigkeit" (W, 123), ja noch genauer: Geheimnis allen Geschehens ist die "Durchdringung". Demgemäss ist das Erleben die "Teilhabe" (vgl. Platons Methexis) am "grossen Geschehen des Alls", und Teilhabe besteht in Gegenseitigkeit. Seele als empfangender Pol und beseeltes Geschehen als wirkender Pol, der erlebt wird, hängen unmittelbar, aber unvertauschbar zusammen und bedingen einander, stehen in Wechselwirkung.

Das Wesen des Geschehens besteht also in der Polarität, und alle Polaritäten beruhen auf einer Urpolarität, die sich durch alle hindurchzieht, "indem sich in jedem Paar verbesondert hat die Urpolarität des Erleidens und Wirkens oder des Empfangens und Befruchtens" (W, 1205f).

 

Nun ist es so,"dass die Urpolarität, derzufolge einander gegenübertreten das Wirken des Geschehens und das Wirkungserleiden der Seelen, das Miteinander von Seele und Welt im Erlebnisvorgang voraussetzt" (W, 1132). Basisfunktion des Erlebens ist das Schauen als "Vergegenwärtigung des Gewesenen". Es ist die Paarung von Geschehen und Seele, welche die Urbilder gebiert und entbindet: Die Mächte, Wesen und Seelen des Geschehens erscheinen in lebenserfüllten Bildern. So gibt sich uns die "chthonische" Bilderwelt oder eben die "Wirklichkeit der Bilder", die unverstellt geschaut wird, deren Kennzeichen Verwandelbarkeit und Wirksamkeit, Unantastbarkeit und Raumzeitlichkeit sowie Ich- oder Bewusstseinsunabhängigkeit sind und die nicht durch Begriffe, sondern bestenfalls durch Symbole gedacht werden kann. "Das Bild hat Gegenwertigkeit nur im Augenblick seines Erlebtwerdens, ... ist nur im Erlebnis des Erlebenden da" ("Vom Kosmogonischen Eros", 1922, 78).

 

Dieser Wirklichkeit eignet nun in Anbetracht ihrer Natur des schaubaren Bildes räumliches Aussereinander, in Anbetracht ihrer Natur des wirkenden Geschehens zeitliche Flüchtigkeit (W, 305). "Kerngehalt der zu erlebenden Wirklichkeit [ist] das im Zeitstrom fliessend sich wandelnde Bild. Der 'Eindruck' freilich enthält überdies noch empfundene Körperlichkeit, aber als abhängig ... von den schaubaren Bildern, die er verkörpert" (W, 1253).

Damit ist die zweite Funktion des Empfangens genannt, das Empfinden, das vom Schauen der Seele zu unterscheiden ist. Empfunden wird "allemal ein Widerstand" (W, 297). Das Empfinden ist immer leiblich und bietet uns im Erlebnis des Widerstandes die Körperlichkeit oder Leibhaftigkeit der Bilder, denn Bilder bedürfen des Ortes, um zu erscheinen, und die Wirklichkeit dieses Ortes meint Wirklichkeit des Körpers, der Materie. 'Die Materie ist die Ortsbestimmtheit der Erscheinungswandlung oder Träger des Wandelbaren oder 'Aufnahmeort der Bilder"' (W, 976); letzteres eine Formel von Plotin.

 

Verschmelzen nun seelisches Schauen - das, es sei wiederholt, in jedem Sinnesvorgang, am meisten natürlich beim Sehen, mitschwingt - und leibliche Empfindung im Erlebnis, entsteht das Anschauungsbild. Dieses stellt eine Bedeutungseinheit dar, die als Ausdruckszug erscheinender 'Wesen ein "anschauliches Ganze bildet" (W, 177), niemals aber eine "Ballung zeitloser Daten" oder von Empfindungsinhalten, wie das der Sensualismus behauptet. Das Anschauungsbild wird als Ereignis erlebt, insofern es Lebensäusserung (Ausdruck) oder umgekehrt, eindruckgebende Erscheinung eines Geschehens ist.

 

Wirklich gegeben ist also das Erlebte, "die bewusstseinsunabhängige wirkliche, von Augenblick zu Augenblick vollendete Gesamtheit zeitlich verketteter Anschauungsbilder" (W, 197). Und diese erscheinenden, anschaulichen Bedeutungseinheiten bauen die menschliche Wahrnehmungswelt auf.

 

II

 

Halten wir hier kurz ein. Wesenhaftigkeit sahen wir, ist erscheinungspflichtig. Das Geschehen und die Urbilder müssen erscheinen, sich ausdrücken. Adolf Portmann betont ebenfalls diese "Selbstdarstellung" des Lebendigen. Bei Klages ist nun auch das Anorganische beseelt und damit belebt. Also erscheinen die Mächte und Seelen nicht nur in Pflanzen, Tieren und Menschen, sondern auch in Gesteinen, Gewässern und Landschaften wie auch in Gestirnen. Eine Auffassung wiederum, die sogar der Begründer des Wiener Kreises, der Neopositivist Moritz Schlick, vertritt. Es sprechen also die Seelen der Tiere und Pflanzen aus deren Physiognomien und die Elementarseelen, die Seelen der Stoffe, aus den Physiognomien der Erde (W, 1141). Letzteres anders formuliert: "Die 'Charaktere' der Landschaften sind Charakterzüge der Planetenseele" (W, 1114).

 

Solche elementare Wirklichkeiten können nun durch den menschlichen Dichter Stimme gewinnen: das Wesen der Stoffe kann in der Malerei offenbart oder gebannt werden. Echte Kunstwerke sind mithin Bildausgeburten, und womit sie den Betrachter, Leser oder Hörer erschüttern, ergreifen oder überwältigen sind "Bilder", die mehr oder weniger empfindungslos geschaut werden. Der Kunst-Erlebende ist damit beinahe der Pflanze vergleichbar, deren Seele "wesentlich schlafendes Schauen und Wirken oder weitgehend Anwesenheit der Ferne von Zeit und Raum im standörtlich festen Hier des lebenden Leibes" (W, 1081) ist.

 

Dieser Vergleich ist keinesfalls abwegig, denn Klages setzt den "ursprünglichen", d. h. den unbegeisteten und deshalb geschichtslosen, aber bereits sprachbegabten Menschen als "Träger bewusstlosen Schauens und elementaren Wirkens" (W, 766) in die Nähe der Pflanze (W, 1081).

 

Woran liegt das? Die Pflanze lebt in weltverwobenem Schlaf fast ohne Anschauung, da die Empfindung eine geringe Rolle spielt; die Schauung dominiert. Im Tierreich "erwachen" die Pole des schlafenden Wirkens und Schauens. Die daraus resultierende Wachheit des Leibes ist damit bipolar und besteht rezeptorisch im Empfindungsvermögen (Sensibilität) und effektorisch im Vermögen der Fortbewegung (Motilität) aus Triebantrieben. Beim Tier dominiert die Empfindung über die Schauung.

 

Bei der Menschwerdung findet ein erneuter Polwechsel statt: Das Schauen herrscht wieder über die Empfindung. Dieser Zustandswechsel hat nicht wie ein Übergang Zwischenformen, sondern wandelt "ebenso ruckartig tiefumwälzend und schrankenlos das gesamte Erleben ..., wie es auf andre Weise der Sprung aus dem Schlafzustand in den Wachzustand tut" (W, 288).

nd damit nahm das Verhängnis seinen Lauf: Mit der Erzeugung dieses ursprünglichen Menschen hat die Natur die Gefahr heraufbeschworen, "in ihm und durch ihn verwundbar zu werden für den auseinanderspaltenden Hieb des Geistes" (W, 374).

Mit der Befreiung des Schauens aus der Dominanz des Empfindens ging "ein wie immer begründeter Selbständigkeitszuwachs des Anschauungsbildes" einher und dieser entband "den Drang nach Darstellung des Erlebten" (W, 370). Was also den Menschen vom Tier unterscheidet sind weder Werkzeuggebrauch, Sprache, Überlegungsleistungen noch Kunst, sondern das ist die auf dem Wandel der Raumanschauung beruhende hinweisende Gebärde sowie die "Hervorbringung des Darzustellenden aufgrund von Erinnerungsphantsasmen", das bildnerische Schöpfen.

 

Betrachten wir das noch etwas genauer: Indem die Natur ein Wesen mit einer wachen Seele und damit der "Fernschaugabe" erzeugte, wurde infolge der solcherart gestiegenen Spannung der Zusammenhang von Empfindung und Schauung, von Leib und Seele lockerer. Dies ist, wohlverstanden, kein "autonomer Krankheitsprozess", welcher einen Organismus beträfe, sondern vielmehr ein Vorgang, der "die Lebenssubstanz oder denn das Prinzip betrifft, vermöge dessen kosmisches Leben in die Form organischen Lebens eingeht" (W, 1245), kann doch der Geist nicht ins Leben schlechthin einbrechen, sondern nur in individuiertes Leben, in eine "örtliche Vitalität", also in einzigartige, "unwiederholbare Eigenwesen" wie das die Menschen sind und bei denen die Selbstbewegung nichts anderes als die "vom Vorgang der Schauung körperlich fassbare Seite" darstellt (vgl. u. a. W, 1043ff), ist doch das organismische Leben nur ein Sonderfall der allumfassenden, sich unaufhörlich wandelnden Lebendigkeit.

Besagte "Substanzzersetzung" oder "Selbstentzweiung des Lebensprinzips", welche ein Zerwürfnis der animalischen Lebenspole, also von Seele und Leib, eingeleitet hat, öffnet dem ausserraumzeitlichen Geist den Raum, wo er seine lebenstötende Wirksamkeit entfalten kann. Ist er einmal ins Leben eingedrungen, dann ist er mit seiner Tätigkeit "darauf aus zu trennen: die Nähe von der Ferne behufs Ertötung der Ferne, die Empfindung von der Schauung behufs Ertötung der Schauung, den Leib von der Seele behufs Ertötung der Seele" (W, 841) - daher: "Der Geist als Widersacher der Seele".

 

Es gibt noch zwei weitere Gründe für den Einbruch des Geistes:

1. "die jeder Zerlegung unbewusst vorarbeitende 'Disparatheit' der Einzelsinne", welche "bei wachsender Differenzierung die Klammerkraft der Seele zu schwach werden [liess], um die riesige Fülle der Einzelzüge im raumzeitlichen Geschehen zusammenzuhalten" (W, 841f); und

2. "die Spaltbarkeit der Antriebskraft der Triebe" (W, 648ff).

 

Man ersieht hieraus, dass Klages das erstaunliche und quälende Rätsel des Geisteinbruchs keine Ruhe liess. Seine Erhellungsversuche scheinen ihn freilich selbst nicht überzeugt zu haben, schreibt er doch im "Rückblick" des Widersachers:

"Obwohl ein grosser, wenn nicht der grösste Teil unsrer Forschung darauf ausging, an der Seele die Punkte des 'geringsten Widerstandes' gegen die Eingriffe des Geistes zu ermitteln ..., so ist es uns nicht gelungen, zu erklären oder verständlich zu machen, auf welche Weise ehedem - also vor Jahrtausenden in irgendeiner Menschengruppe - der erste Einbauch des Geistes habe stattfinden können".

Das ist weiter nicht bedauerlich, denn: "Beweist jemand zwingend, dass etwas existiert oder statthat, so täte dem Beweis nicht einmal die Gewissheit prinzipieller Unerklärbarkeit des bewiesenen Sachverhalts Abbruch, geschweige denn vorläufiger Unerklärbarkeit" (W, 1429f).

 

Jedenfalls trägt die Natur selbst Schuld, dass der Geist ins Leben einbrechen konnte. Als wie bedauerlich das zu betrachten ist und für welche Seite man Partei ergreifen wird bleibt Ermessenssache (vgl. den "Brief über Ethik", (1913, in "Mensch und Erde", 3. bis 5. Auflage, 1929 bis 1937, 118f).

Heute haben wir uns schlicht damit abzufinden, dass der vormals akosmische, ausserraumzeitliche Geist als verlebendigter im Menschen anwesend ist, sich in ihm, genauer im "persönlichen Ich" mit dem Leben verbunden, "verwirklicht" hat. Er hat sich im Lauf der Jahrtausende sogar genetisch niedergeschlagen:

"Die Vitalität des Menschen von heute, daran ist nicht zu zweifeln, bringt für die Aufnahme geistiger Akte keimplasmatisch schon eine Anlage mit, und diese wird aktuell anhand der Erwerbung einer Sprache, die zusamt dem Urgut sinnbildlicher Bedeutungsgehalte auch die Spuren jahrtausendelanger Scheidekünste des Logos mitteilt" (W, 443).

 

III

 

Was tut nun der Geist, der sich als Ich, als "immereiner Ursprungsort" der erfassenden und voluntarischen Akte im Menschen niedergelassen hat? Er reagiert mit spaltenden Taten: erstens in der unterscheidenden Besinnung (Noesis) auf den Eindruck, womit er das Ding erzeugt oder fixiert, und zweitens im Willensakt (Boulesis) auf den Antrieb, womit er den Zweck erzeugt. "Wie die Widerstandsempfindung dem Geiste den Akt der Vergegenständlichung ermöglicht, so der zu ihr gegenpolare Triebantrieb den Akt der Zwecksetzung" (W, 1036).

Der ursprüngliche Auffassungsakt ist erlebnisabhängig und abgenötigt: das Ich reagiert hinnehmend. Der Willensakt hingegen ist gewillkürt, bedeutet Selbständigkeit des Ichs; die Person ist willkürfähig, das Ich "machtlüstern". Die Willkür aber ist wirklichkeitsfremd, ja -feindlich und damit lebenszerstörend.

 

Wie geht das im einzelnen vor sich? Wir sahen früher, dass das wirklich Erlebte ein anschauliches Ganzes ist. Nun kommt zweierlei hinzu: In jedem Eindruck fliessen die raumzeitlichen Bilder infolge ihrer "Ähnlichkeit" zusammen. "Eindrucksbilder gerinnen aus miterlebten Ähnlichkeiten erschauter Urbilder ..., [und] die bedeutungsmässige Gruppierung der Eindrucksbilder erfolgt nach Massgabe elementarer Ähnlichkeiten", denn es gibt "in der Wirklichkeit des Lebens keinen Zusammenhang nach Ursache und Wirkung, sondern ausschliesslich nach elementaren Ähnlichkeiten", wobei die "webende Macht alles verwandtschaftlich oder gegensätzlich Zusammengehörigen in der Wirksamkeit von Wesen [besteht] ..., die in den Anschauungsbildern erscheinen" (W, 375, 379 und 401).

Oder etwas anders formuliert: "Wenn ohne miterlebte Ähnlichkeiten weder räumliche und zeitliche Stetigkeit noch Qualitäten schaubar würden, so versteht es sich, dass die Bedingungen der Ähnlichkeiten vorhanden sein müssen, damit es möglich sei, dass sie erscheinen" (W, 1132f).

Auch die Fortpflanzung ist nichts anderes als die in ähnlichen Zeitspannen erfolgende Wiederkehr ähnlicher Bilder („Handschrift und Charakter“, 1956, 36), und selbst die Bewegtheit des Einzelwesens rührt von elementarer Ähnlichkeit her (W, 1047, 1136f), ist doch das Mittel alles wirklichen Wirkens die elementare Ähnlichkeit (W, 1132).

 

Damit nun eine bestimmte, in einem Leib „eingekörperte" Seele überhaupt etwas erleben kann, muss trotz aller Zusammenhänge eine Entfremdung sich einschieben: "Würde die Seele das Bild nicht als etwas ihr Fremdes erleben, so könnte sie nicht ein Bild erleben; und hinge sie nicht mit dem Bilde zusammen, so wäre es aus mit ihren Erleben" (W, 583, ähnl. 951).

Das Entfremdetsein gewährleistet also den ausserpersönlichen Ursprung des Bildes (W, 1183»und es bietet Anlass einerseits für das Eingreifen des Geistes, anderseits für die Bewegungen der Seele. "Das Gepräge der Seelenfremdheit teilt mit den sog. Empfindungsqualitäten wie Farben, Geräuschen, Gerüchen unmittelbar der Raum und mittelbar selbst die Zeit als das Element ihrer Wandlung" (W, 174).

 

Also, das Erleben ist ein gepolter Vorgang, der gleichermassen aus dem Gesichtspunkt des Zusammenhängens wie aber auch der Entfremdung der Pole betrachtet werden kann. Die sogenannte "Bewusstseinsurtat" knüpft nun stets an die Fremdheit des Bildes an. Auf welche Weise? Der im Menschen gebundene Geist mit seinem zerlegenden Tun, das wir Auffassen, Begreifen und Urteilen nennen, erleidet eine "Nötigung", und zwar eine doppelte: eine seelische wie leibliche. (Die dritte Form der Nötigung, die aus dem Antrieb stammt und zum Willenszweck führt, lassen wir noch beiseite.)

Erstere wird durch die auf der Entfremdung beruhenden "vitalen Spiegelung" bewirkt und führt über die Vergegenwärtigung des Anschauungsbildes zur Vergegenständlichung, letztere rührt aus der Widerstandsempfindung und führt zur "Stelle", dem "Hier und Jetzt".

 

Analysieren wir dies noch genauer: Das Geschehen oder der Lebensvorgang strömt in pulsierenden, transversalen Wellen. Betrachtet man diesen Fluss von der Seite, so entdecken wir auf den Wellengipfeln und -tälern Umkehr- oder Wendepunkte der Sinusphase. "Nicht das Strömen, sondern dessen Wellenschlagen oder Pulsen ermöglicht den Eindruck, und es ermöglicht ihn dadurch, dass in den Strom des Schauens aus Anlass der Wendepunkte sich jedesmal eine Spiegelung der ursprünglichen Bilder einschiebt, die zwischen Grenzerlebnis und Grenzerlebnis geschehen sind" (W, 345).

Oder anders ausgedrückt: In den Wendepunkten hält die Welle im Wiederschein des schon Geschauten an; das ist die "vitale" Spiegelung. "Der Augenblick des Spiegelns ... verhält sich zur Stetigkeit des Schauens wie der Augenblick des Erwachens zur Stetigkeit des Schlafens und bezeichnet auf seelischer Seite ebendieselbe Umschwungsstelle des Lebensvorgangs, die auf leiblicher Seite im Eintritt der Empfindung liegt" (W, 288). In diesem Augen-Blick wird somit das Schauen zum Zuschauen oder Anschauen, dessen Gegenpol nicht mehr ursprüngliche Bilder, sondern "präsente Wiederscheine", Spiegelungen von schon erlebten Bildern sind, also Anschauungsbilder oder Abbilder (eidola), an denen die Artlichkeiten (Charakterzüge) des Geschehens als empfindbare Qualitäten erscheinen. Diese Anschauungsbilder liegen im Bereich des Augenscheins, der die Fähigkeit hat, die Leibhaftigkeit eines Sachverhalts zu ersetzen: er ist das Zeichen der Körperlichkeit (W, 953) und bildet damit die Unterlage aller dingeigenschaftlichen Universalien 1.291.

 

Nun gibt uns die Spiegelung noch etwas Zweites: den stehenden "Sinnenraum" oder Anschauungs-, Eindrucksraum, der auf den ihn bedingenden Urraum als dessen in das Geschehen eingeschalteter Querschnitt folgt (W, 321). Er wird ebenfalls angeschaut und ist "für alles sinnlich Erlebte das gemeinsame Mittel ..., das es erst möglich macht, an und für sich unvergleichliche Qualitäten vergegenständlichend umzudeuten in Eigenschaften der Dinge" (W, 309f).

Der die Anschauungsbilder wie die Körper (als durch die Empfindung verleiblichte Bilder) entfaltende Sinnenraum ist "das Sinnbild aller Präsenz und folglich die unmittelbare Bedingung des Stattfindens geistiger Akte überhaupt" (W, 747).

 

Geistige Akte finden beileibe nicht an jedem spiegelnden Wendepunkt des Lebensstroms statt, sondern nur wenn der Strom ein übergrosses Gefälle erhält oder über Untiefen, Klippen fliesst, also Störungsstellen aufweist, mögen das Erlebniswechsel oder durch kurzfristige Gemütsbewegungen (Wallungen sowie Mangelleiden) hervorgerufene "sprunghafte Lebenserschütterungen" sein. Erst wenn der Lebenspuls gewissermassen stockt, wird der Geist zum Eingreifen "genötigt", womit seine Taten als Reaktion darauf das Erscheinende zum Zweck des Begreifens in eine Welt der Tatsachen und Ursachen entweder der Wirklichkeit sachlich entsprechend umwandeln oder aber umfälschen (W, 265; 524).

Bekannt geworden ist die Formulierung, "dass die Besinnung an Störungsstellen des Erlebens entspringe und den Störungsanlass gerinnen mache zu jener gesetzlich geregelten Tatsachenwelt, in die sich die Wachheit des denkbesinnlichen Lebensträgers unentrinnbar eingeklemmt findet" (W, 280; 925).

 

Wiederum haben wir hier denselben eigenartigen Sachverhalt, dass das Leben oder die Natur selbst gewissermassen Schuld ist, dass der Geist als Bewusstsein an bestimmten Stellen - nämlich beim "vitalen Bruch" (W, 627) - an das Leben herantritt und seine Wirksamkeit im Wahrnehmungsakt und den darauf folgenden Denkakten (Auffassen und Urteilen) ausübt: Die Besinnungsleistungen werden dem Bewusstsein abgezwungen (W, 245; 264); dies ist daher keinesfalls autonom.

 

IV

 

Eine der wichtigsten Tätigkeiten des Geistes ist die Feststellung der Identität, die Invariantenbildung. Grundlage hiefür ist der Charakter der Bilder: "Dieser ist es und er allein, der ursprüngliche Ähnlichkeiten begründet und in sacheigenschaftlich äusserst verschiedenen Anschauungsgegenständen ein identisches Etwas erscheinen lässt" (W, 422).

Die wandelbaren Charaktere oder Eindrucksqualitäten werden durch den geistigen Akt in der Wahrnehmung zu Eigenschaften eines Dinges, welche als geistige, zähl- und messbare Merkmale die Findung des stets identisch wiederkehrenden Dings "in einer zeitlichen Abfolge niemals durchaus einander gleicher Erscheinungen" (W, 134) erlauben.

 

Fassen wir erneut zusammen: Der Ermöglichungsgrund des Erkennens liegt im Erleben (W, 158). Der Verstand stützt sich auf die Sinnlichkeit: "Es gibt kein geistiges Tun ausser inbezug auf stattgehabte Eindrücke der 'Sinnlichkeit" (W, 144).

Aufgrund des seelischen Lebensvorgangs des Vergegenwärtigens und des leiblichen des Verkörperns ist es dem genötigten Geist möglich, Erscheinungen zu verdinglichen und Qualitäten in Eigenschaften umzusetzen. Er schafft damit mittels Vergegenständlichung und Abstrahierung die "Welt des Seins", in welcher es nur Dinge und deren Eigenschaften, Begriffe und Beziehungen gibt.

Das Erlebniskontinuum wird von einer intermittierenden Reihe von Bewusstseinsakten, den "Schranken der Norm" in mathematischen Jetztpunkten gewissermassen zerhackt, und "der Phasenwechsel des Erlebten wird zum Bewusstsein dar Geschiedenheit der Gegenstände" (W, 238); der Geist zerbricht den Rhythmus des Geschehens statt ihn fortzuleiten, indem er ihn "gegen die Gesetzlichkeit blosser Verschiebungen" (W, 676) austauscht.

Zweitens bindet er das Ewigvergehende zum unvergänglichen, weil ausserzeitlichen Gegenstand; er härtet es zum Wahrnehmungsding, das im zeitlichen Strömen der Welt ein Selbiges bleibt, auf das sich jedermann jederzeit denkend, im Sagen und Urteilen, beziehen kann.

Dies erfolgt mithin genau nach Massgabe des "Prologs im Himmel" des "Faust":

"Das Werdende, das ewig wirkt und lebt, umfass euch mit der Liebe holden Schranken, und was in schwankender Erscheinung schwebt, befestiget mit dauernden Gedanken."

 

Als grundlegende Formeln gelten damit: In der (nur erleidbaren) Schauung ereignen sich Bilder; der (willkürbare) Wahrnehmungsakt gibt uns Dinge.

"Wirklichkeit wird erlebt, Sein aufgrund der erlebten Wirklichkeit stets nur gedacht" (W, 210).

"Es gibt keine 'Erscheinungen' oder 'Inhalte' oder 'Vorgänge' des Bewusstseins, sondern nur zeitlich unausgedehnte Akte des Geistes, die, selber erlebnislos, vom Erlebten das Bewusstsein geben. Leben ist ununterbrochenes Erleben, das Bewusstsein die je gegenwärtige Leistung der stellenförmigen Besinnungstat, deren jede auf das Ergebnis jeder voraufgegangenen bezugnehmen kann, insofern sie alle miteinander verklammert werden durch den gleichen Erlebnisstrom" (W, 237f).

 

Ob man nun sagt, der Geist entreisse das Ding dem Lebensstrom oder fälsche den Gegenstand in die wirkliche Zeit ein, hängt von der Betrachtungsweise ab. Dinge sind jedenfalls Punkte, welche die Wirklichkeit bloss bedeuten, sie sind "zwangsläufig hinzugedachte Beziehungspunkte einer jeweils unauszählbaren Mannigfaltigkeit von Anschauungsbildern" (W, 178).

Nun können wir schlechterdings nichts geistig erfassen ohne Mithilfe irgendwelcher Begriffe, die als Erzeugnis der Urteilstat des Geistes den Gegenstand meinen. "Wovon wir [nun] irgend den Begriff besitzen, das ist als Begriffenes eines und immer dasselbe" (W, 128f). Und da nach dem vorvorletzten Satz Dinge ihrerseits die Wirklichkeit bedeuten, meint der Begriff sowohl etwas Begriffenes (den Gegenstand) wie auch etwas Unbegreifbares (die dahinterstehende Wirklichkeit), und nur vermöge dieser Mitbezogenheit des Ungegenständlichen (des Erlebnisses) kann das Zuerfassende überhaupt ein Begriffenes sein.

Je nachdem nun herrscht im einzelnen Begriff mehr die begreifende oder die hinweisende Note vor; bei ersterer haben wir bedeutungsarme Begriffswörter, bei letzterer begriffsschwache Bedeutungswörter (W, 1015ff). Das auf die Tiefe der Wirklichkeit, der Seele und ihres Erlebens hinweisende Denken, dem Klages wieder zu Ansehen verhelfen möchte, bedient sich der letzteren: Als wesenmeinendes Denken steht es unter der Herrschaft des Lebens und wird vom Strom des Lebens geleitet. Das begriffliche oder formalistische Denken hingegen steht unter der Herrschaft des Logos und wird von willkürlich gesetzten Zwecken unter dem Motto: Wissen ist Macht (Francis Bacon) geleitet.

 

V

 

Wir haben bereits angetönt, dass auch "Störungen im Triebsystem" (W,  948f; 648f) geistige Akte anziehen. Analog dem Selbständigkeitszuwachs des Anschauungsbildes kann auch die Antriebsheftigkeit im Menschen eine Steigerung erfahren, was ebenfalls die "Spaltbarkeit der Lebensvorgänge" vergrössert (W, 754ff).

Hat sich der Geist einmal mit dem Leben verkoppelt, so wächst gewissermassen sein Appetit: Er bemächtigt sich, da sein Wesen in der Tat liegt, immer neuer und mehr Erlebnisinhalte und bewegt sich aus dem anfangs noch symbolischen Bereich des "Pelasgertums" - welches die Gedankenwelt der auf den ursprünglichen Menschen folgenden vor- und aussergeschichtlichen Menschen sowie der Dichter und Kinder bildet - in den prometheischen und später herakleischen Bereich des geschichtlichen Menschen.

 

Dieses zunehmende Stärkerwerden des Geistes und die damit einhergehende Schwächung des Lebens beruht auf der Wechselwirkung (W, 469) zwischen beiden:

"Im persönlichen Ich als der Form des Zusammenhangs von Leben und Geist kann ... nichts auf der Seite des Lebens geschehen ohne Folgeerscheinung auf der Seite des Geistes, aber auch ebensowenig etwas auf der Seite des Geistes ohne Folgeerscheinung auf der des Lebens" (W, 413).

Einerseits verändert der Geist mithin die Vitalität, trocknet das Erlebnisleben aus (Klages nennt das die "Phantomisierung der Bilder", W, 1224ff), anderseits zapft er die Antriebskräfte des Lebens an und wird dadurch immer selbstherrlicher.

 

Betrachten wir noch kurz diese mit dem Denken verbundene Willensseite des Geistes, bei der das eigentliche "Verhängnis" (W, 748) sich auswirkt. Mit jedem Urteil findet eine Seinssetzung statt, die behauptet, festgehalten werden muss, gegen alles, was ihren Bestand bedroht, nämlich die immer geschehende Wirklichkeit. Obzwar zum Auffassen genötigt, muss der urteilende Geist selbst noch mit einer "Hemmung" eingreifen, womit er nicht nur das Ding an die Stelle heftet, sondern auch die durch vitale Triebantriebe bewirkte Eigenbewegung des Organismus - welche stets triebhafte wie expressive Seiten hat - in zweckgerichtete Bewegungen denatuiert: Das leib-seelische Ziel, nämlich die Vereinigung mit dem Bild, wird durch das Denkerzeugnis Zweck ersetzt.

Im Wollen tritt an die Stelle der "vis a fronte" (des Zugs des ungegenwärtigen, stillungsverheissenden Bildes) die Absicht und an die Stelle der "vis a tergo" (der leibesursprünglichen Bedürftigkeit, des Mangelleidens) das Ich. Wenn der Zug der Bilder "abgespalten" wird, bleibt der richtungslose Bewegungsdrang übrig, der sogleich vom "Kommando des Geistes" eine neue Richtung erhält.

 

Nun können freilich nur "sachbeziehbare" Antriebe vom Ich, Geist oder Willen - der also selbst keine treibende oder bewegungsauslösende Kraft hat - auf vor-gestellte Ziele (Vorsätze) hin gesteuert werden; die charakterkundlich bedeutsamen "Triebfedern" oder Interessen.

Da diese ihrerseits bereits Resultate der Wechselwirkung von Leben und Geist sind, gibt es davon zwei Gruppen:

1. den vom Leben abhängigen Wahrheits- oder "Werkwillen", der einerseits zur Sachlichkeit sowie zur sachlichen Prüfung und Kritik, anderseits zur "tiefen Besinnung" führt und damit eine Parallele zum hinweisenden Denken darstellt; und

2. den bildverneinenden Tat- oder Bemächtigungswillen, der zur "flachen Besinnung" führt und parallel zum be -greifenden Denken ist.

(Der Soziologe Ferdinand Tönnies schlug bereits 1887 in seinem Werk "Gemeinschaft und Gesellschaft" die Unterscheidung von es-haftem Wesenswillen und ich-haftem Kürwillen vor.)

 

Eindruck und Antrieb, das sagten wir schon, gehören als Hälften eines "vitalen Kreises" zusammen, wobei wir von Eindruck sprechen, wenn die anschauliche Erscheinung über den unanschaulichen Zug der Bilder vorherrscht, von Antrieb im umgekehrten Fall (W, 600), d. h. wenn der Bildcharakter des Zieles hinter dem Zielcharakter des Bildes zurücktritt (W, 1038).

Und da nun der Geist, wie mehrfach betont, von der Vitalität abhängig ist, gilt:

"Nicht von einer Verschiedenheit geistiger Akte rührt der Unterschied des vorwaltend erkennenden [Menschen-]Typs vom vorwaltend wollenden Typ, sondern er entspringt aus der Gegensätzlichkeit einer vorwaltend triebhaften zu einer vorwaltend eindrucksempfänglichen Lebenshaltung" (W, 526; ähnl. 1418).

Der eindrucksempfängliche Mensch denkt lebensursprünglich und gestaltet bildnerisch, der Täter hingegen will urteilen und rechnen, Gesetze aufstellen und handeln.

 

Der einzelne Mensch heute weist pathische und tätige Seiten auf, die im Kampf miteinander liegen: Je nachdem gewinnt die eine Seite, die vitalen Antriebe und die Welt der Symbole, oder die andere Seite, die "Befehle des Geistes" und die normativ geregelte Tatsachenwelt die Oberhand.

In letzterem Fall erlahmt die Schau- und Bildnerkraft der Seele mehr und mehr, der Mensch wird "verblendet" und "borniert", seine Vitalität und Erlebnisfähigkeit stirbt ab und sein Trachten geht fortan auf Begriffssysteme und Berechenbarkeiten, Kausalitäten, Nützlich- und Zweckmässigkeiten. Er "entzaubert" die Welt - eine Formulierung, die Klages schon 1919 prägte (freilich taucht sie bei Max Weber früher, allerdings "positiver" auf). Fazit:

"Der Geist, aus der Knechtschaft des Lebens befreit, tritt selbstherrlich in die Erscheinung als zerstörerische Tat, und die Tätigkeit des Denkens ist fortan das Werkzeug des Willens zur Macht" (W, 753).

 

Was dieser Machtwille angerichtet hat, steht uns heute drastisch vor Augen, hat er doch Richtung gegen das Leben, gegen die Naturwirklichkeit und die Reichtümer der Erde genommen. Drei aktuelle Formeln seien stellvertretend für den "Erfolg" der unheilvollen Tatnatur des nicht mehr im Dienste des Lebens stehenden Geistes angeführt - es sind Buchtitel:

"Das Selbstmordprogramm" (G. R. Taylor, 1971), bringt die "Natur in Not" (E. Egli, 1970) und den "Fortschritt ins Chaos" (H.-H. Vogt, 1970).

 

Welchen Seherblick darf man da Klages zubilligen, der 1929 schrieb: "Wille ist immer erneuter Lebensmord und sein Symbol der Selbstmord" (W, 665), nachdem er schon 1913, also vor bald sechzig Jahren ausgerufen hatte:

"Eine Verwüstungsorgie ohnegleichen hat die Menschheit ergriffen, die 'Zivilisation' trägt die Züge entfesselter Mordsucht, und die Fülle der Erde verdorrt vor ihrem giftigen Anhauch. So also sehen die Früchte des 'Fortschritts' aus!"

 

Vielleicht täte es gut, wenn wir uns heute wieder auf Klages' "kopernikanische Umkehrung" besännen und uns vor Augen hielten, dass er bereits 1929 ein "Umdenken" forderte, "weit radikaler und durchgreifender, als welches man gängiger Meinung gemäss etwa den Zeitgenossen eines Kant zwecks angemessener Aufnahme seiner Lehren zumuten zu müssen glaubte und glaubt" (W, XII).

 


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