Deutungen früherer Architektur
und teilweise auch: der Kunst
siehe auch / see also: Die Modellmethode der
Renaissance
Vitruv über Modelle (exemplaria, exempla)
Vitruv: All passages wirth the words „modul-„
ferner Begriffsgeschichte: lat. modul-
lat. exemplar, exemplum
Spätestens seit der junge Goethe
nach seinem juristischen Lizentiat in Strassburg im Hymnus
"Über die deutsche Baukunst" (1772) viel Wunderliches von sich
gegeben hat, ist die Kette der kontroversen Deutungen früherer
Architektur nicht mehr abgerissen.
Ein faszinierendes Panorama der
Ideengeschichte tut sich vor unseren Augen auf. Und dieses ist erst
noch doppelschichtig: Hinter der Deutung dessen, was die
Künstler und Architekten, Bauherren und Bauleute "damals"
dachten, wollten und taten, stecken nämlich die Interessen und
Ideen des Deuters selber, der Gruppe, welcher er angehört oder
des Zeitgeistes.
Merkwürdig, dass sich die heutige
kognitive Psychologie noch nicht dieses Themas angenommen hat. Es
wäre doch aufschlussreich zu wissen, was im Kopf der
Kirchengründer und -bauer vor sich gegangen ist. Dabei
wäre mit Reprint darauf hinzuweisen, dass man im Altertum und
Mittelalter anders dachte - auch über das Denken selber.
Einst war das Denken göttlich
Bis zum Beginn der neuzeitlichen
Wissenschaft im 17. Jahrhundert fasste man das Denken im engsten
Zusammenhang mit dem Göttlichen. Bei Aristoteles hat das
Denken durch das ihm innewohnende aktive Prinzip des "nous
poietikos" Teil am Ewigen, Geistigen, Göttlichen; und Gott ist
reines Denken seiner selbst.
Diese Auffassung ist uns heute eher fremd.
Seit Hobbes (1651) bedeutet uns Denken blosses Rechnen mit
Begriffen, seit Locke (1690) Ordnen des Materials, das uns die
Sinne liefern. Das ist zwar armselig, aber vielleicht weniger
anmassend als das Hochstilisieren unseres "göttlichen
Intellekts".
Ideen des Bauens
Was hinter dem Bauen des Menschen steckt,
darüber haben sich gelehrte Menschen immer wieder den Kopf
zerbrochen, von Erwin Panofsky ("Idea" 1924) über Günter
Bandmann ("Mittelalterliche Architektur als Bedeutungsträger"
1951) und viele andere bis zu Konrad Hecht (1969-71), Albrecht
Kottmann (1971/81), Martin Warnke (1976) und Paul von Naredi-Rainer
("Architektur als Harmonie" 1982).
Die beiden wichtigsten Ideen waren der
Nachvollzug der göttlichen Schöpfungsordnung im Bauwerk
und, da diese als wohlabgewogene Harmonie aufgebaut wurde, die
Geometrie.
Für das Christentum waren vor allem
zwei Gruppen von Quellen wichtig:
· von
den Alten Griechen der Pythagoreismus (um 500 v. Chr.;
erneut im 1. Jh. v. Chr.) und der Platonismus,
· vom
Alten Testament der Deuterojesaias (Jes. 40ff; um 540
v. Chr.) und die "Weisheit Salomos" (1. Jh. v. Chr.).
10 Grundideen
Wenn man das etwas näher betrachtet,
kann man sagen: Für das Selbstverständnis des Bauherren
(König, Bischof, Abt) resp. Architekten und Bauleiters und
seine Auffassungen vom Bauen spielen im Mittelalter zehn Ideen eine
Rolle, die man in folgende Schlagworte fassen kann:
1. Gott als Baumeister oder
Bildner
2. Der Architekt als Weiser, die
Weisen als Architekten
3. Nachschöpfen der
göttlichen Ordnung
4. Zahl und Mass (Proportion und
Harmonie, Berechnung und Geometrie)
5. Das "Himmlische Jerusalem"
oder der Gottesstaat
6. Organismus
7. Angeborene Idee
8. Das fertige Modell
9. Schönheit
10.Die Modellmethode
1. Gott als Baumeister oder
Bildner
Das Bild von Gott als Baumeister stammt
von den alten Ägyptern (Ernst Robert Curtius 1948).
In manchen Quellen wird Ptah, der die Welt
durch Herz (Wissen, Verstand) und Zunge (Wille, Wort) schafft, auch
der Göttliche Bildner oder Künstler genannt.
Überallhin begleitet ihn Thot, der Gott der Weisheit, und
seine Werke waren Taten der Gerechtigkeit. "Da er alle Dinge nicht
in trügerischer, sondern in kunstvoller Weise und die
Übereinstimmung mit der Wahrheit vollkommen macht, wird er
Ptah genannt."
Veronica Ions meint in ihrer
"Ägyptischen Mythologie" (1968), das einfache Volk habe mit
der Idee der geistigen Schöpfung der Welt nicht viel anfangen
können, für es blieb Ptah in seiner ältesten
Eigenschaft stets der "Oberste der Handwerker" (102).
Auch in Indien galten der vedische Gott
Tvashtri und sein hinduistischer Nachfolger Visvakarma als
himmlischer oder "göttlicher Baumeister".
Auch im Deuterojesaias (Jes. 40ff; um 540
v. Chr.) , dann wieder in den "Sprüchen" (z. B. 8,27) und in
der "Weisheit Salomos" (7,21; vgl. 8,1.5; 9,9; 13,1; 14,2) wird
Gott mit seiner Weisheit als "Bildner" aufgefasst.
Der griechische Philosoph Platon sah (im
"Timaios", 350 v. Chr.) Gott ebenfalls als "Demiurg", d.h.
Baumeister und Füger des Kosmos (Abbildung
1).
Die Freimaurer beziehen sich heute noch
auf "the Great Architect of the Universe".
2. Der Architekt als Weiser, die Weisen
als Architekten
An den Architekten wurden stets hohe
Ansprüche gestellt. Der erste namentlich bekannte, Imhotep,
war Ratgeber und Wesir des Pharaos Djoser, für den er das
erste ganz aus Stein errichtete Bauwerk, die Stufenpyramide oder
Mastaba in Sakkara bei Memphis erbaute (um 2750 v. Chr.). Er hatte
vermutlich die Bildhauerei von der Pike auf gelernt und es bis zum
"Vorsteher der Bildhauer" gebracht. Er war aber ein so vielseitiger
Mann, z. B. auch Baumeister und Arzt, dass er später als Gott
verehrt und mit Ptah und Thot in Verbindung gebracht wurde. Er galt
als Schutzherr der Weisheit, besonders auch der Medizin.
Umgekehrt arbeitet bei Platon (z. B.
"Politeia" 472; 500 D) der Philosoph wie ein bildender
Entwerfer - und überdies leitet er die andern Berufe an.
Nach Poseidonios (um 70 v. Chr.), welcher
den Römern, z. B. Cicero, die griechischen Lehren vermittelte,
sind es die Weisen, welche die Menschen in der Architektur
unterweisen. Und nur die Erfindung, nicht die praktische
Tätigkeit, ist Aufgabe der Weisen.
Im ersten Buch "Über Architektur"
beschreibt Vitruv (23 v. Chr.) unter anderem ausführlich die
Ausbildung des Architekten. Er muss eine umfassende
wissenschaftliche Bildung haben, ja sogar eine philosophische: "Die
Philosophie aber bringt den Architekten mit hoher Gesinnung hervor
und lässt ihn nicht anmassend, sondern eher umgänglich,
billig denkend und zuverlässig, und, was das Wichtigste ist,
ohne Habgier sein" (I,1,7).
Im 1. Korintherbrief (3,10) sagt Paulus:
"Nach der mir verliehenen Gnade Gottes habe ich als ein weiser
Baumeister den Grund gelegt; ein anderer aber baut darauf
weiter."
Im Talmud schliesslich (Traktat Sabbat
114a) wird gefragt: "Wer sind die (in der Mischna) erwähnten
Baumeister?" Die Antwort lautet: "Es sind die Gelehrten, weil sie
sich mit dem Aufbau der Welt beschäftigen."
Es verwundert daher nicht, wenn im
Mittelalter der Bauherr oft als "sapiens architectus" (Günther
Binding 1996) und der Bauleiter (magister operis) als "doctus"
(gelehrt) bezeichnet wurde.
3. Nachschöpfen der
göttlichen Ordnung
Schon bei den alten Ägyptern war der
Bau von Tempeln und Grabdenkmälern ein Unternehmen
religiösen Charakters.
Eine Version davon war die
Nachschöpfung der göttlichen Schöpfung. Die
ersten Pyramiden waren allem Anschein nach symbolische
Darstellungen des Urhügels, der sich gemäss allen
Kosmogonien aus dem Urgewässer Nun erhob, meint Veronica Ions
(1968, 22).
Hans Sedlmayr (1944, 205) behauptet, "die
sumerischen und babylonischen Götterberge (Zikurrate) sind
Abbilder des Kosmos", desgleichen die indischen
Terrassentempel, die chinesischen Pagoden und die Stufenpyramiden
der Maya und Azteken. Auch ganze Städte können Himmels-
oder Kosmos-Ordnung tragen (Sendschirli, Angkor Thom).
Bei den ägyptischen Tempeln des alten
Reiches ist der "obere" Tempel Abbild dessen, was unsere Sprache
das "Jenseits" nennt: Erde mit Pflanzen und Himmel mit Sternen.
Und: "Die Kuppel des mykenischen Kuppelgrabes mit ihren ehernen
Rosetten ist architektonisches Abbild des
Himmelsgewölbes."
Sanherib, der Sohn des Assyrerkönigs
Sargon II (um 700 v. Chr.) behauptete ausdrücklich, der Plan
von Ninive "stimme mit der Ordnung des Himmels überein" oder
sei "seit der Vorzeit mit der Schrift des Himmels aufgezeichnet
gewesen".
Durch die Beschreibung Herodots (I, 98)
ist die im 7. Jh. v. Chr. von König Deiokes gegründete
Mederhauptstadt Ekbatana als Prototyp einer "kosmologischen Anlage"
berühmt geworden.
Gottried Semper, der Erbauer der ETH
Zürich, sprach von der Befriedigung "eines kosmogonischen
Instinktes" im Menschen (1860/62). Daher kann Joachim Gaus (1974)
etwas ungenau behaupten: "Suger, der als Theologe für den Bau
verantwortlich ist, konzipiert ihn nach den wohlabgewogenen
Harmonien des Kosmos und bezeichnet diese Unternehmung als eine von
Gott eingegebene und verwirklichte Schöpfung. Sein Handeln als
Architekt ist gewissermassen in Analogie zur göttlichen
Weltschöpfung zu begreifen. Sein Bauwerk soll zudem die Schau
intelligibler Wirklichkeiten erleichtern. Es besitzt also einen
paradigmatischen Charakter und deutet die Weltschöpfung in
Form eines planvoll ausgeführten Kunstwerkes."
4. Zahl und Mass (Proportion und
Harmonie, Berechnung und Geometrie)
Wie aber ist die Schöpfung der Welt
vor sich gegangen, welche der Architekt wiederholt? Joachim Gaus
meint: "Um aber eine Versinnbildlichung des ordo zu erreichen,
musste zwischen dem Bauentwurf des Architekten und dem Weltplan
Gottes eine vergleichbare Struktur zu erkennen sein, die eine
tatsächliche innere Beziehung möglich machte."
Es waren die Pythagoreer (seit 520 v.
Chr.), welche die Idee aufbrachten, das Göttliche erschliesse
sich dem Menschen nur auf mathematischen Wegen. Gemäss
dem Zeugnis von Aristoteles ("Metaphysik" I, 5) hielten sie die
Prinzipien der Mathematik für die Prinzipien aller Dinge.
"Indem sie die Bestimmungen und Verhältnisse der Harmonie in
Zahlen fanden, und ihnen sich somit alles andere, seiner Natur nach
als den Zahlen nachgebildet, die Zahlen aber als das erste in der
gesamten Natur zeigten, so nahmen sie an, die Elemente der Zahlen
seien Elemente aller Dinge und der ganze Himmel sei Harmonie und
Zahl."
Über die Zahlen- und Harmonielehre
ist schon viel Tinte vergossen worden. Selbstverständlich hat
man auch wieder die alten Ägypter bemüht. So haben etwa
die zahlreichen an den Pyramiden gefundenen Abmessungen und
Proportionen zu weitreichenden Spekulationen Anlass gegeben, z.B.
die Ägypter hätten, wie auch andere frühe
Völker, ein mythisch-intuitives Wissen um kosmische
Zusammenhänge und Grössenordnungen gehabt, das in ihren
Bauten gleichnishaft zum Ausdruck gebracht wurde.
Über "Canon and Proportions in
Egyptian Art" hat Erik Iversen 1955 Material zusammengetragen. Es
handelt sich insbesondere um die Verwendung von Zeichengittern
für die Bemessung der Proportionen menschlicher Gestalten.
In der verhältnismässig
systematischen Schöpfungsgeschichte der Babylonier (14. Jh. v.
Chr.) "vermass" Marduk die Wohnstätte Apsus, des
uranfänglichen männlichen Wassers, errichtete die "Grosse
Wohnung" und gegenüber Babylon "ein Haus, das soll mein
prachtvoller Wohnsitz sein".
Im Deuterojesaias (40, 12) hat Gott die
Himmel mit der Spanne abgegrenzt und die Berge gewogen mit
der Schnellwaage. In den "Sprüchen" (8, 27) heisst es, er habe
- wie Marduk - das Gewölbe abgesteckt über der Urflut,
und in der "Weisheit Salomos" (11, 20): "Du hast alles nach Mass,
Zahl und Gewicht geordnet."
Diese Auffassung vermischte sich mit der
"fügenden" Tätigkeit des Demiurgen bei Platon (im
"Timaios" 31 Cff.). Das vernünftige (göttliche)
Seelenvermögen des Menschen bedient sich des Messens, Rechnens
und Wägens ("Politeia" 602). Plutarch behauptete dann 500
Jahre später, Platon habe gesagt, "Gott geometriere
stets". Dabei war freilich noch der heidnische Gott gemeint.
Bereits 414 v. Chr. karikierte
Aristophanes in seiner Komödie "Die Vögel" die damals
herrschende Mode, Städte nach einem Schachbrettmuster
anzulegen. Ein Stadtbauer tritt mit Lineal und Zirkel bewaffnet
auf, um ein solches "Wolkenkuckucksheim" mathematisch
regelmässig anzulegen (Krafft 1971, 232).
Zur selben Zeit stellte der
berühmte Bildhauer Polyklet von Argos seinen
Proportionen-Kanon für den menschlichen Körper auf.
400 Jahre später schuf dann Vitruv
den Kanon für den Tempel- und Hausbau mit dem "modulus", dem
Mass der Säulen.
Cassiodor (um 550) und Hrabanus Maurus (um
820) übertrugen das Geometrieren vom heidnischen Gott auf die
heilige Trinität resp. den biblischen Gott. So sind nach
Maurus etwa die Stiftshütte und der Salomonische Tempel
geometrisch erstellt worden. Die Zahlenangaben finden sich bei 1.
Kön. 6 und 7; 2. Chron. 3 und 4; sowie in der Vision des
Ezechiel 40ff.
Besonders durch Augustin (um 400 n. Chr.)
wurde die Harmonielehre dem Mittelalter vermittelt. Für
Augustin spiegelt die Baukunst "die vollkommene Ordnung, weil sie
sich der Zahlen und Proportionen bedient, wie sie im Weltplan
verankert sind" (Gaus).
Über den genauen Zusammenhang von
Zahl und Mass, Proportion und Harmonie, Berechnung und Geometrie in
Philosophie und Religion wie Konstruktion und Praxis wurde schon
viel gestritten.
Die unseligen Legenden um das
"Geheimnis der Bauhütten" (z. B. Karl Krause 1810/13;
Carl Heideloff 1844; Ferdinand Janner 1876; Franz Rziha 1880/83)
haben die Diskussion noch unübersichtlicher gemacht. Paul Booz
wies in seiner Dissertation "Der Baumeister der Gotik" (1956) nach,
dass die damaligen Bauleute keine rechnerische Statik im
heutigen Sinn gekannt haben. Man musste auf schmerzhaften
Erfahrungen der Praxis schrittweise aufbauen.
Albrecht Kottmann (1971/81) bestreitet,
dass das Mittelalter nach "heiligen" Zahlen und Verhältnissen
gebaut habe. Er weist nach, dass das Proportionen- und Zahlendenken
der Antike vorbehalten blieb und erst in der Renaissance - vor
allem durch die Wiederentdeckung des massgebliche Handbuchs von
Vitruv um 1415 in St. Gallen - wieder Einzug hielt. Während
der tausend Jahre dazwischen diente allein die Geometrie als
Grundlage des Bauens. Wie die Bauvermessung in der Praxis vor sich
ging, hat Günther Binding dargestellt.
5. Das "Himmlische Jerusalem" oder der
Gottesstaat
Günter Bandmann ("Mittelalterliche
Architektur als Bedeutungsträger" 1951) hat für die
christliche Baukunst ausführlich nachgewiesen: Bauen hiess
"Arbeiten an der Verwirklichung des Gottesreiches".
"Das Christentum griff die mit einer
bestimmten, wenn auch schon verblassten Bedeutung verhafteten
Bauformen - Säule, Apsis, Bogen, Turm, Wölbung - auf und
gab ihnen in ihrer Zusammensetzung zum Gesamtbauwerk einen neuen
Sinn als neues Jerusalem, Gottesstadt, der eine
Modifizierung der uralten Vorstellung vom Hause Gottes
darstellt.
Die Kirchenväter Orignes und Clemens
von Alexandria schliessen sich den überlieferten symbolischen
Bedeutungen an, nur fügen sie ihnen noch einen typisch
christlichen Sinn hinzu, d.h. sie verwandeln das Sinnbild in ein
Vorbild. Der Kirchenbau ist nun Typus und Sinnbild der
Himmelsstadt, des Reiches Gottes, das die Gläubigen im Kult
mitgestalten. Diese sind selbst ein wesentlicher Teil der Kirche
und tragen auch den Namen ecclesia, der zunächst das geistige
Gebäude meint, dessen Anfang ins Paradies reicht und dessen
Endabschluss in der Ewigkeit liegt.
Gemeinsam ist allen Interpretationen der
Einzelteile, dass sie dem Gedanken der Kirche als Abbild und
Wirklichkeit des Gottesstaates - Wirklichkeit wegen der
realen Existenz Gottes im Sakrament und der Heiligen in den
Reliquien - untergeordnet sind. Keine verlässt auch in der
sonderbarsten Färbung diese Grundkonzeption. Sie wurde bei
Augustin am grossartigsten formuliert, geht aber auf die Apokalypse
zurück, von wo sie von den ältesten Exegeten, Origines
und Hieronymus, aufgegriffen wurde."
Die Vorstellung von der Kirche als Abbild
und Verwirklichung des Gottesstaates sei echt mittelalterlich und
dürfe bei Bauherren und Laien vorausgesetzt werden, meint
Günter Bandmann. Die eindrückliche Zusammenstellung von
Quellentexten bei Joseph Sauer ("Symbolik des Kirchenbaus" 1902)
belegt dies.
Abt Suger, der die erste gotische
Kathedrale von St. Denis baute und um 1147 darüber einen
Bericht verfasste, bezieht sich ausdrücklich auf den
Epheserbrief (2, 19-22) von Paulus, wo vom "heiligen Tempel des
Herrn" die Rede ist. Der dabei von Gott gelegte Eckstein taucht
schon Jes. 28, 16 (735 v. Chr.) und im Psalm 118, 22 auf, worauf
Jesus (Mat. 21, 42; Luk. 20, 17) Bezug nimmt. In der Folge wird der
"Stein des Anstosses" ein beliebtes Bild (Apg. 4, 11; Röm. 9,
33; 1.Pet. 2, 6-8). In Hebr. 11, 10 legt Gott selber die
Fundamente.
Wie nah die Deutungen der Architektur im
einzelnen beieinander liegen, zeigt im 19. Jahrhundert folgendes:
Wie Max Schlesinger 1910 berichtet, sah Karl Bähr (1837) in
der Stiftshütte eine Darstellung des Weltgebäudes,
während Ernst Wilhelm Hengstenberg (1838) darin ein Symbol des
Gottesreiches und Gottesstaats sah.
Ähnliches gab es noch 100 Jahre
später: 1944 hatte Hans Sedlmayr noch pauschal behauptet, die
gotische Kathedrale sei versinnlichendes Abbild des Himmelbaus. In
seinem Aufsatz "Architektur als abbildende Kunst" (1948)
präzisierte er: Gemeint ist nicht der Kosmos, sondern das
"heilige Jerusalem", die Himmels-Stadt, eine Deutung, die seit
Mitte des 19. Jahrhunderts immer wieder vertreten wurde.
Belege finden sich seit der Zeit
Konstantin des Grossen. Eusebius hat damals die Basiliken in Tyrus
und Jerusalem als "Stadt des Herrn der Heerscharen, die Stadt
unseres Gottes" resp. "das neue Jerusalem" bezeichnet. Als "reales"
Vorbild nahm man damals die spätantike Stadt, seit der
karolingischen Zeit die turmbewehrte Burg, sichtbar etwa in Centula
(um 800) oder St. Michael in Hildesheim (1033). Auch die
Lichtkronen in ottonischen und romanischen Domen oder die Bauwerke
im Chor (z. B. Reims) können als Abbilder des "himmlischen
Jerusalems" aufgefasst werden.
Pius Enderle untersuchte 1983 die
Bausymbolik der ehemaligen Nikolauskapelle des Freiburger
Münster unter dem Titel" Der Neue David und das Neue
Jerusalem". Unyong Sim untersuchte in seiner Disssertation (1995):
"Das himmlische Jerusalem in Apk 21,1 - 22,5 im Kontext
biblisch-jüdischer Tradition und antiken Städtebaus.
6. Organismus
Eine andere Auffassung orientierte sich
am "Organischen", beispielsweise am "Körper". Wiederum ist es
Platon, der damit angefangen hat, indem er zahlreiche Analogien
zwischen Seelenteilen, Körper und Staat aufstellte. Ferner
fasste er das Kunstwerk als Organismus auf.
Schon bei Vitruv findet sich laut
Günter Bandmann die Ansicht, "dass das Grundmass des Tempels
der Ausdehnung eines auf das Kreuz gespannten Menschen
entspreche". Vom Kreuz ist allerdings bei Vitruv (3.1.) noch nicht
die Rede. Er schreibt nur: "Liegt nämlich ein Mensch mit
gespreizten [engl. „extended“] Armen und Beinen auf dem Rücken ..." („si homo conlocatus fuerit supinus manibus et pedibus pansis“). Das ist
vergleichbar dem populären Mikrokosmosmenschen bei Hildegard
von Bingen (um 1150) und Leonardo da Vinci (um 1500).
Beim Kirchenvater Ambrosius (382) findet
sich die Verknüpfung des kreuzförmigen Grundrisses mit
dem christlichen Kreuzsymbol. Die erste Kreuz-Kirche ist die von
Konstantin errichtete Apostelkirche in Konstantinopel. Aus
karolingischer Zeit ist eine Kreuzkirche in Riehen bei Basel
bekannt. Etwa ab dem Jahr 1000 taucht dann die Idee auf, eine
Kirche müsse gemäss dem menschlichen Körper gebaut
werden ("ad staturam humani corporis esset formata").
Weitere bildhafte Ideen dieser Art sind:
die Gemeinde als Leib Christi (z. B. Kol. 1, 24; Eph. 1, 22f ,4,
12; 1. Kor. 12, 12ff; Röm. 12, 4f) und von daher die Deutung der
einzelnen Steine am Kirchenbau als Einzelmenschen, die durch
den Mörtel der Liebe miteinander verbunden werden (seit dem 2.
Jh.); oder umgekehrt die Betrachtung der Menschen als
lebendige Steine zum "geistlichen Haus" (1. Petrusbrief 2, 5) und
Christus als Schlussstein, der beide Seiten eint (z.B. bei Abt
Suger), oder die Gleichsetzung des Turmes mit Maria.
Eusebius von Cesarea (gest. 340)
drückte zum ersten Mal das Symbolische nach folgender
Gleichung aus: 12 Säulen = 12 Apostel. Vielfach wurden dann
die Säulen als Apostel aufgefasst, die um ein heiliges Grab
stehen oder das himmlische Jerusalem stützen; die Apsis galt
als Haupt Christi.
Bei Origenes, Laktanz und Augustin
entspricht der Altar dem Herzen, später auch Christus.
Der junge Werther (bei Goethe) meinte, die
Abschnitte der Stiftshütte entsprächen dem menschlichen
Körper: Vorhof = Glieder; Heiliges = Rumpf;
Allerheiligstes = Haupt.
7. Angeborene Idee
Wenn man sich fragt, was nun eigentlich
im Kopf des Bauherren oder Architekten vor sich ging,
stösst man auf beinahe unüberwindliche Schwierigkeiten.
Ausgangspunkt ist erneut Platon.
Erwin Panofsky ("Idea" 1924) bezeichnet
die platonische Philosophie "als eine wenn auch nicht geradezu
kunstfeindliche, so doch kunstfremde". Der Grund liegt in der
Ideenlehre. Gemäss dieser müsste der Kunstschaffende sein
Werk unter Verzicht auf jede Individualität und
Originalität auf niemals wandelbare, allgemein und ewig
gültige Formen zurückführen. Stattdessen produzieren
die meisten "Mimesis", entweder indem sie die Inhalte der sinnlich
wahrnehmbaren Wirklichkeit bloss nachahmen (mimesis eikastike) -
was eine nutzlose Verdoppelung der ohnehin nur die Ideen
nachahmenden Erscheinungswelt ist -, oder indem sie
unzuverlässige und trügerische Scheinbilder erzeugen, die
im Sinne der mimesis phantastike das Grosse verkleinern und das
Kleine vergrössern, um unser unvollkommenes Auge irrezuleiten
("Sophistes" 233ff). Im letzteren Fall steigert das
künstlerische Erzeugnis die Verwirrung unserer Seele und steht
an Wahrheitswert selbst sogar hinter der Erscheinungswelt
zurück; es stellt ein "im dritten Grad von der Wahrheit
entferntes Objekt" dar ("Politeia" 602).
Nach Platon kann also der Künstler
nie zur Wahrheit gelangen; dies ist dem Dialektiker, also dem
Philosophen vorbehalten. Er hat allein die Fähigkeit der
Ideenschau. In der Realität sind wir aber alle keine "echten
und gründlichen" Philosophen.
Der extreme Rigorismus Platons hatte
nicht lange Bestand. Schon Aristoteles holte die "Idee" vom
"überhimmlischen Ort" herunter, und zwar in die Seele
(psyche). Dort wartet sie als Form (morphe) darauf, dass sie in die
Materie (hyle) eingehen kann. Für den Kunstschaffenden
formuliert Aristoteles daher: "Durch Kunst aber entsteht dasjenige,
dessen Form in der Seele vorhanden ist. Form nenne ich das
Wesenswas eines jeden Dinges und seine erste Wesenheit."
Die Stoiker und Cicero machten daraus die
"angeborenen Ideen"; eine Auffassung, die erst 2000 Jahre
später von Locke (1690) bekämpft wurde.
Einen Ausgleich zwischen Aristoteles und
Platon schuf Cicero: Der Künstler trägt
1. die Form (im Sinne
Aristoteles') im Kopf herum,
2. und diese teilt mit der
(platonischen) Idee die Eigenschaft der absoluten Vollendung, des
"perfectum et excellens".
Im Geiste des Künstlers wohnt eine
erhabene Vorstellung der Schönheit ("ipius in mente insidebat
species pulchritudinis eximia quaedam").
8. Das fertige Modell
Friedrich Ohly fasst zusammen:
"Der platonische Zug im Christentum
bewirkte eine Auffassung von der Schöpfung, wonach Gott nach
den in ihm vorgegebenen Ideen als den archetypoi oder dem exemplar
die geschaffene Welt als das ektypon oder exemplatum habe ins
Dasein treten lassen ... Die weithin, auch in die Ästhetik
hinein wirkende christliche Deutung des Demiurgen
(Weltenschöpfers) in Platons 'Timaeus' auf den die Welt nach
seinen Ideen als Kunstwerk bildenden Schöpfergott hat der
Sicht auf Gott als Künstler auch mit einen Grund gelegt."
Die Stiftshütte und der Tempel
Salomos sind einerseits geometrisch, anderseits nach
göttlichem Plan, und drittens nach Modell erstellt worden. In
2. Mose 25, 9 sagt der Herr zu Moses: "Genau nach dem Urbild
der Wohnung und nach dem Urbild aller ihrer Geräte, das ich
dir zeigen werde, so sollt ihr es machen." (für "Urbild" steht
gr. paradeigma, lat. descriptionem, bei Luther: Muster).
In 1. Chronik 28, 11f heisst es: "Und
David gab seinem Sohne Salomo ein Modell der Halle und des Tempels
..., ferner ein Modell von alledem, was er sonst im Sinne hatte ...
Über all das hat David den Salomo auf Grund einer Schrift von
der Hand des Herrn unterwiesen."
9. Schönheit
In der Renaissance werden die
Vorstellungen von Geometrie und Harmonie weiter getragen, aber in
der Praxis ist es komplizierter. Der Rückgriff erfolgt am
autoritären platonisch-christlichen Einheitsideal vorbei auf
die griechisch-römische Auffassung der "Schönheit".
Diese ist nun etwa nicht
vollumfänglich an einem einzigen Menschenkörper
anzutreffen, sondern nur in Teilen. Der Künstler muss
die an verschiedenen Körpern verteilte Schönheit
zusammensuchen "und sie sich zu geistigem Eigenthum" machen.
Alberti beschreibt dies anschaulich in "De
Pictura" am griechischen Maler Zeuxis, der um 400 v. Chr. lebte:
"Er vertraute nicht thöricht, wie heute jeder Maler, einzig
auf sein Talent, sondern bedenkend, dass er nicht alle
Schönheiten, die er suchte, an einem einzigen Körper
finden könnte, da sie von der Natur nicht einem allein gegeben
wurden, erwählte er aus der gesammten Jugend des Landes die
fünf schönsten Mädchen, um von diesen das, was an
Jeder als besonders schön gerühmt wurde, zu
entlehnen."
Im "Ästhetischen Lexikon" von Ignaz
Jeitteles (1839, 89) heisst es unter anderem zum nackten
Malermodell, Goethe habe richtig bemerkt, "dass, hätte
wirklich Zeuxis die Schönheiten einer ganzen Stadt gesammelt,
um eine einzige Schönheit aus deren einzelnen Theilen zu
formen, gewiss nur eine schönes Ungeheuer daraus entstanden
wäre".
In der Renaissance wurde erneut nach
lebendigen Modellen - zuerst bekleideten - gemalt. Freilich war es
nicht immer möglich, mehrere "schöne Frauen" zu sehen,
daher musste etwa Raffael auf eine "gewisse Idee, die mir in den
Sinn kommt", abstellen.
Darüber zirkulieren verschiedene
Versionen. Die ursprüngliche Klage Raffaels soll gelautet
haben: "Um eine Schöne zu malen, müsste ich deren mehrere
vor Augen haben. Da es mir an Modellen fehlt, male ich aus dem
Gedächtnis nach einer Idee, die ich im Kopfe habe."
Egon Friedell kommentierte 1927: "Er meint
damit, dass er, da es in der Natur keine weibliche Schönheit
gibt, die in jedem Teil absolut vollkommen ist, darauf angewiesen
sei, sich in der Phantasie aus einzelnen Reminiszenzen ein solches
Ideal zusammenzustellen. Diese Ansicht, dass die Darstellung
des Vollkommenen die Aufgabe der Kunst sein, war der Grundirrtum
Raffaels; und der Grundirrtum des ganzen Klassizismus."
Rudolf Arnheim (1969) zitiert Raffael
genauer, schrieb dieser doch dem Grafen Castiglione: "Um eine
schöne Frau zu malen, müsste ich mehr schöne Frauen
sehen, und zwar unter der Bedingung, dass Ihr mir bei der Auswahl
behilflich wäret; aber da es so wenig schöne Frauen und
befugte Richter gibt, so bediene ich mich einer gewissen
Idee, die mir in den Sinn kommt."
Die "Idee" lag jedenfalls in der Luft,
denn zur selben Zeit schrieb Albrecht Dürer: "Dan ein guter
maler ist jnwendig voller vigur. Vnd obs müglich wer, dass er
ewiglich lebte, so het er aws den Jnnern ideen, do van Plato
schreibt, albeg etwas news durch die werck aws tzugissen."
10. Die Modellmethode
Der Renaissance-Künstler muss seine
Werke komponieren. Das gibt auch die Begründung für die
Modellmethode. Sie besteht in einem Zusammensetzen und
ständigen Verbessern. Das lässt sich auch auf den
Spruch von Xenophanes (um 500 v. Chr.) beziehen: "Die Götter
haben den Sterblichen nicht von Anfang an alles offenbart, sondern
erst nach und nach finden diese suchend das Bessere."
Alberti weitet dies zum
Fortschrittsgedanken aus: Durch das Beispiel hervorragender
Architekten werden wir "angeeifert, durch neue und bessere
Entwürfe (novis nos proferendis inventis) gleiches oder
womöglich noch grösseres Lob zu ernten". Der Architekt
richtet sich nicht mehr nur nach der göttlichen
Weltschöpfung aus, sondern er ist ein Erfinder. Die Modelle
sollen nicht sosehr die "Hand des Verfertigers" (fabri manum) zum
Ausdruck bringen, sondern den "Geist des Erfinders" (inventoris
ingenium).
Daher bedeutet das Auftauchen von
Architekturmodellen um 1350 und die allmähliche Entwicklung
des Modellexperiments einen echten Neubeginn auf einer neuen
geistigen Grundlage - auch wenn dies einen Rückbezug über
1500 Jahre auf die alten Griechen und Römer bedeutet.
Die Verwendung von Architekturmodellen ist
ja seit Herodot (450 v. Chr.) belegt. Teilmodelle - aus Wachs
bossierte Rosetten und Blattschmuck - sind für die Decke des
bald darauf erbauten Erechtheions auf der Akropolis belegt. Wie
damals auch Bauausschreibungen und Wettbewerbe mit der Einreichung
von Plänen wie Modellen aller Art durchgeführt wurden,
beschreibt Otto Benndorf (1902). Der nicht nur anschauliche,
sondern auch technisch-pragmatische Aspekt der Modelle wird auch an
ihrer Verwendung für die Konstruktion von Geschützen,
Maschinen, Apparaten und Schiffen deutlich.
Die letzten Erwähnungen von Modellen
stammen aus der Zeit nach Karl dem Grossen (9. Jh.). Es handelt
sich um ein Lehrmodell (ein Tempel aus Elfenbein zur
Veranschaulichung der Lehren Vitruvs) und um ein Gesamtmodell aus
Wachs ("concepti operis exemplar") für die Abtei von
Saint-Germain in Auxerre.
Hernach herrscht bis zum Florentiner
Dombau, also 500 Jahre lang, Schweigen. Das ist unter anderem schon
Heydenreich (1937) und du Colombier (1973) aufgefallen. Die
Begründung ist aber unbefriedigend. Einen soziologischen
Hinweis gibt Martin Warnke (1976, S.138) in Zusammenhang mit der
Bauzeichnung, was aber auch auf Modelle übertragen werden
kann: "Den Plan 'im Kopf' zu haben, bedeutet die
Verfügungsgewalt über den ganzen Baubetrieb innezuhaben.
Die Schriftquellen gehen alle von einer persönlichen
Präsenz des Baumeisters am Bau aus. Ein detaillierter Bauriss
aber könnte einen Baumeister wenigstens zeitweise entbehrlich
gemacht haben."
Das wichtigste bei der Neuaufnahme der
Modellmethode war vermutlich die Verbesserungsfähigkeit - wozu
es der Abkehr von der Idee der göttlich vollkommenen
Schöpfung bedurfte. Auch berief sich der Architekt nicht mehr
auf göttliche Eingebung (durch Vision oder Traum) oder
archetypische Vorstellungen ("in mente conceptum" hiess eine
stehende Formel). Der Mensch wird kritischer, er erkennt seine
Fehlbarkeit und die Fehlerhaftigkeit seiner Vorstellungen. Das
Modelldenken hilft Irrtümer zu sehen und zu korrigieren.
Alberti schreibt:
"Von mir gestehe ich, dass mir des
öfteren viele Bauentwürfe in den Sinn gekommen sind
(multas incidisse persaepius in mentem coniectationes operum), die
mir dann erst in höherem Masse gefielen, wenn ich sie zu
Papier brachte (ad lineas redegissem). Ich fand sogar in jenem
Teile, der mich am meisten entzückt hatte, tadelnswerte
Irrtümer. Als ich dann wieder die Zeichnung (perscripta)
betrachtete, und mit Zahlen zu messen begann, erkannte ich meine
Unachtsamkeit und widerlegte sie. Hatte ich schliesslich hievon
Modelle und Kopien hergestellt, da kam es mir manchmal beim
Durchgehen aller Einzelheiten vor, dass ich mich darauf ertappte,
dass ich mich auch in den Zahlen getäuscht hatte."
Also: An die Stelle des fertigen -
"idealen" - Konzepts treten versuchsweise Entwürfe, die
fehlerhaft sind und daher schrittweise verbessert werden
müssen. Architektur ist ein ständiges Bemühen (Abbildung 2).
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