Die erste grosse Verräterschrift:
Der verrathene Orden der Freymäurer, 1745 (frz. 1745)
Der verrathene Orden der Freymäurer, Und das offenbarte Geheimniß der Mopsgesellschaft. aus dem Französischen mit Kupfern. Frankfurth und Leipzig, 1745.
andere, textgleiche Ausgabe, meist ohne Lieder oder mit einer anderen Übersetzung derselben: Leipzig, bey Arkstee und Merkus 1745.
weitgehend identischer Text in: Die offenbarte Freymäurerey und das entdeckte Geheimniß Der Mopse, Aus dem Französischen übersetzt von Bruder Phidias, Mit einem Schreiben des Uebersetzers für die Glaubwürdigkeit dieses Buchs Und einem Anhange einiger Freymäurer Lieder und Reden vermehret. Leipzig, bey Franz Christian Mumme, 1745. Wie aus dem Untertitel zu entnehmen, enthält diese Schrift zusätzlich · Schreiben des Uebersetzers · zwei weitere Gesänge · Anhang Einiger Reden, so in einer Loge der Freymäurer bey Aufnahme neuer Brüder gehalten worden.
Eine andere Übersetzung: Das entdeckte Geheimniß der Frey-Mäurer und Mops-Gesellschafft. Berlin: Bey Johann Neaulme, und Stephani De Bourdeaux 1745 (188 Seiten, inkl. Lieder); Berlin 1756
Ein Auszug in: Der neu-aufgesteckte Brennende Leuchter des Freymäurer-Ordens, 1746, 455-480.
Eine neue dt. Übersetzung: Der verratene Orden der Freimaurer und Das enthüllte Geheimnis der Mopsgesellschaft. Neu übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Reinhold Mueller. Hamburg: Bauhütten Verlag 1973 (Hrsg. von der Freimaurerischen Forschungsgesellschaft Quatuor Coronati, Bayreuth)
Inhalt (ca. 80 Seiten) Schreiben des Übersetzers (Phidias) Dem Ehrwürdigsten Bruder Procopius. Nöthige Vorrede. Nachricht. Verzeichniß der Stücke welche in diesem Buche enthalten sind. Das Geheimniß der Freymäurer. Zusatz zu dem Geheimnisse der Freymäurer. Aufnehmung des Meisters. Auszug der Historie Hirams, Adonirams, oder Adorams, des Baumeisters von Salomons Tempel. Catechismus der Freymäurer (separat) Eid, Welchen die Freymäurer bey ihrer ersten Aufnehmung leisten, und dabey die Hand auf das Evangelium legen. Die verborgene Schrift der Freymäurer. Zeichen, Berührungen und Worte der Freymäurer. Anmerkungen über verschiedene Gebräuche der Freymäurer. Das offenbarte Geheimniß der Mopsgesellschaft. (separat) Lieder der ehrwürdigen Brüderschaft der Freymäurer nebst einigen vorhergehenden poetischen Stücken. Lied der Lehrjungen (separat, 3. deutsche Übersetzung) Anhang Einiger Reden, so in einer Loge der Freymäurer bey Aufnahme neuer Brüder gehalten worden.
Dieses weitverbreitete Buch enthält einige Abbildungen. Darunter ist eine bildhafte Darstellung einer Szene während der „Ceremonie der Aufnehmung“ (sie ist weiter unten in den Text eingefügt). Andere Abbildungen zeigen Tapis (Arbeitsteppiche). Zwei davon sind einander ziemlich ähnlich und werden wie folgt erläutert: Erstaunlicherweise haben mehrere Autoren oder Künstler später gerne den falschen Plan der Loge verwendet. (Alle drei Abbildungen fionden sich auch bei Erich J. Lindner: Die Königliche Kunst im Bild, 1976, Nr. 5 und Nr. 24 und 25.)
[hier die lange Einleitung des Übersetzers von Die offenbarte Freymäurerey; er nennt sich Phidias und ist nicht identisch mit dem Übersetzer aller nachfolgenden Texte bis zu den Liedern:]
Schreiben des Uebersetzers an - - -
Mein Herr!
Ihnen und andern Leuten zu gefallen, die eben so denken, wie Sie, hatte ich diese Uebersetzung angefangen, ehe ich noch wußte, daß andere Federn mir diese Mühe gern ersparet hätten. Es ist Schade, daß ich auf diese Arbeit nicht einige Wochen entweder eher oder späther gerathen bin; so wäre sie im erster n Falle nicht als die letzte, und im andern gar nicht ans Licht getreten. Dessen ungeachtet aber habe ich noch einige Hoffnung, daß ich der Presse des Buchdruckers nicht vergebliche Mühe gemacht haben werde. Das Beyspiel des Verfassers von dem Buche, das ich übersetze, lehret mich, daß derjenige, der etwas zuletzt schreibt, nicht allezeit den wenigsten Beyfall für sich übrig findet. Es hat ihm geglückt, sehr vielen Leuten eben dasjenige glaublich zumachen, was schon andere vor ihm seit ungefehr 10 Jahren der Welt vergeblich zu bereden gesuchet. Eben diejenigen Umstände, die bisher den Leuten unwahrscheinlich geschienen, sind unter seiner Feder glaubwürdig worden. Man hatte schon vorher Zeichen, Ceremonien der Aufnahme sowol bey Lehrlingen und Gesellen, als bey Meistern, Fragen und Antworten, alles auf eben dieselbe Art angegeben, wie es in diesem Buche geschieht. Aber da die Ueberzeugung vieler Leute darinnen bestehet, daß sie etwas oft gehöret haben, so ist es ohne Zweifel nöthig gewesen, daß eine schon fast vergessene Sache noch einmal gesagt wurde, damit sie endlich glauben finden konnte. Aus eben so wichtigen Gründen schliesse ich, wird die Welt dem Uebersetzer gleiche Gerechtigkeit wiederfahren lassen, wie dem Verfasser, und wie sie diesem letztern mehr als seinen Vorgängern glaubt, weil er die Sache späther als die andern gesagt hat: So wird sie auch meiner Uebersetzung am meisten zutrauen, weil sie späther als die andern Uebersetzungen ans Licht tritt.
Sie allein, mein Herr, sind nebst noch etlichen andern so hartnäckig, und wollen sich durch eine so oft wiederholte Erzehlung unsers vorgegebenen Geheimnisses nickt überzeugen lassen, daß dieses die wahre Abbildung unserer geheimen Einrichtung sey. Ein Buch, das so oft übersetzt wird, sollte doch gleichwol einiges Ansehen bey Ihnen haben, da wir Deutschen itzo in der Wahl der Bücher, die wir übersetzen, überaus sorgfältig zu seyn pflegen, wie alle Buchläden davon eine Menge von Beyspielen aufzeigen können. Aber, mein Herr, weil man doch bey Ihnen die Glaubwürdigkeit einer Sache nach Gründen bestimmen muß, was haben Sie denn wider die Wahrscheinlichkeit der in dieser Schrifft enthaltenen Erzehlungen einzuwenden? Es ist die allerwunderbareste Sache, daß man nicht einmal glauben will, daß unser Geheimniß in nichts bestehe, da es doch sonst keine ungewöhnliche Art zu schliessen unter den Menschen ist, daß man die Folge macht: Dieses oder jenes ist nicht, denn ich weis es nicht. Es wollen ja für die Nichtswürdigkeit unsers Geheimnisses Leute stehen, die uns von innen und von aussen kennen, und die ihrer Sache so gar sicher sind, daß sie sich noch dazu auf unsere Unkosten lustig gemacht haben würden, wenn nicht zu allem Glücke der Buchführer es besser als der Verfasser mit uns gemeynet hätte. Das Reich unserer Widersacher ist unter sich selbst uneins, und einer will dem andern nicht einmal trauen, weil man immer argwohnt, daß verborgene Freunde von uns unter ihnen stecken.
Sie, mein Herr, sind so sinnreich, zu glauben, daß einige von uns Freymäurern oder wenigstens von unsern Freunden die Larve unserer Widersacher annehmen. Denn nachdem wir gesehen, sagen Sie, daß unsere Eitelkeit uns zuweilen merken zu lassen, daß wir ein Geheimniß hätten, uns theuer zu stehen kommen könnte, so haben wir der Gefahr, die uns von der Neugierigkeit der Menschen bevorgestanden, dadurch zu entgehen gesuchet, daß wir der Welt ausreden wollen, als ob etwas hinter unsern Versammlungen verborgen stäcke. Was ist hiebey anders zu thun gewesen, als uns unter der Gestalt von Verräthern unsers Ordens zu verstecken, und durch eine falsche Offenbarung von Dingen, die bey uns vorgenommen würden, unsere wahren Geheimnisse in Sicherheit zu setzen. Ich bekenne, mein Herr, es wäre nichts vorteilhafter für unsern Orden, als die Welt von dem Verdachte, als ob wir ein Geheimniß hätten, abzuführen. Dieses würde uns vielerley Nachrede, unzähliche Untersuchungen, und unendliche andere Wirkungen der Neugierigkeit, die uns so oft beschwerlich gefallen sind, ersparet haben. Wenn wir uns zu diesem Endzwecke der Erfindung, die Sie uns zuschreiben, bedienet hätten, so wäre es in der That Schade, mein Herr, daß Sie durch eine sowol zusammenhängende Muthmassung hinter unsere Streiche gekommen wären, und diese Entdeckung wäre wichtiger, als die ganze Verrätherey, die in unserm Buche enthalten ist. Unterdessen macht uns der Grund, auf den Sie diese sinnreiche Meynung bauen, so wenig Ehre, daß wir gern überhoben seyn wollten, von Ihnen für so fein und listig angesehen zu werden. Es ist unmöglich, sagen Sie, daß es nicht gottloser unter uns zugehen sollte, als es diese Nachrichten beschreiben, welches in der That ein unbarmherziges Vorurtheil wider eine Gesellschaft ist, die so viele ehrliche Leute beständig mit so grossem Vergnügen besuchen.
Aber was wollen wir mit Ihnen und Ihres gleichen machen? Einmal ist es gewiß, daß Sie nicht glauben können, daß bey uns etwas gutes geschehen solte: Denn Sie sind nicht von unserer Gesellschaft, und sind fest entschlossen, sich niemals derselben einverleiben zu lassen. Es ist meistentheils den Menschen, die nur ein wenig billige Liebe für sich selbst haben, nicht eigen, zu glauben, daß da etwas gutes geschehe, wo sie nicht dabey seyn können, oder nicht wollen. Die gewöhnliche Art zu denken bringt es mit sich, daß man erstlich ohne mühsames Wählen eine Parthey ergreifft, die einem gefällt, und sodann den Grundsatz annimmt, daß dasjenige, was dieser Parthey zuwider ist, entweder böse sey, oder nichts sonderbares seyn könne. Folglich ist unstreitig, mein Herr, daß Sie, vermöge Ihrer schon ergriffenen Parthey, welche zu verlassen eine Leichtsinnigkeit seyn würde, nicht mehr als die zwo Meynungen übrig haben: Nemlich, entweder die Freymäurerey ist ein gottloses Geheimniß, oder sie bestehet aus geheimen Kleinigkeiten.
Ich will Sie lieber halb als gar nicht bekehren, mein Herr, und um Ihnen die Meynung zu benehmen, daß wir so gottlose Leute sind, sehe ich kein anderes Mittel, als Ihnen die Unwahrscheinlichkeit aus dem Kopfe zu bringen, die sie sich bey dem Bilde des Freymäurerordens vorstellen, das in diesem Buche entworfen ist. Denn sodann werden Sie schon von sich selbst nach der Prophezeyhung des Verfassers ausruffen: Ist es nichts mehr, als solche Kleinigkeiten?
Unser Verräther hat sie ja so heilig in der Vorrede seines Werks versichert, daß er ein Betrüger seyn will, wenn die Freymäurer andere Geheimnisse haben, als diejenigen, die er entdecket. Ja! sagen Sie, er hat uns aber seinen Namen nicht genennet. Was kann ihm also daran gelegen seyn, ob der Verfasser des Buchs für einen Betrüger gehalten wird oder nicht? Er würde, wenn man ihn des Betrugs überwiese, immer auf diesen unbekannten Schatten eines Schriftstellers schimpfen lassen, und seine wahre Person würde dabey unbesorgt unter den Menschen in Gestalt eines ehrlichen Mannes herumgehen. Wenn Sie dieses sagen, mein Herr, so kennen Sie die Bücherschreiber gar nicht recht. Dieses ist eine Art von Leuten, welche, so widersprechend es scheinet, zugleich bekannt und auch nicht bekannt seyn wollen. Sie wollen ihren Namen nicht sagen; aber man soll ihn doch wissen. Sie gehen incognito in die Welt, und wollen gleichwol alle Ehrbezeugungen erwiesen haben, als ob sie sich wirklich zu erkennen gäben; oder vielmehr, sie sind den Leuten gleich, welche zuweilen sich in fremden Landen für vornehmer ausgeben, als sie sind. Sie wollen in ihren Schriften für viel ehrlichere Leute gehalten seyn als in ihrem Leben. Ein Mensch, der ein buch ohne seinen Namen herausgiebt, wird durch den Tadel desselben oder durch eine Beschuldigung der Unwahrheit eben so sehr beleidigt, als wenn er mit seinem Tauff- und Zunamen und einer langen Reihe von Ehrentiteln auf der Aufschrifft des Buches gestanden hätte. Es wird in seinen Ohren eben so schmerzlich klingen, wenn es heißt: Der ungenannte Verfasser des - - - ist ein Betrüger, als wenn man gerade heraus sagte: N. N. ist ein Betrüger. Man hat wol eher bey dem geringsten Tadel einen Schriftsteller sich über die ihm unbekannter Weise angethanen Beschimpfungen unbekannter Weise beklagen und einen Lärmen darüber machen sehen, als ob man ihn um sein Glück und um seinen ehrlichen Namen gebracht hätte, und wenn man es ein wenig zu arg macht, so kömmt ein solcher Appelles hinter dem Bilde hervorgetreten, damit man weis, wen man getroffen hat. Da also unläugbar ist, daß die Schriftsteller ohne Namen gleichwol auch einen ehrlichen Namen haben, und sich beleidigt finden, wenn man ihnen nicht glaubt, so oft sie ihre unbekannte Ehre zum Pfande setzen: So können Sie daraus den Schluß machen, mein Herr, daß es zwar in dem bürgerlichen Leben eine Regel ist, einander nicht eher auf sein Wort zu glauben, bis man weis, wer er ist; aber daß es in Schrifften ganz anders hergehet, und daß es dem Gewichte der Versicherung, so uns der Verfasser dieses Buchs giebt, gar nichts benimmt, wenn man nicht weis, an wen man sich halten soll, wofern er uns mit Unwahrheit berichtet.
Was Sie noch weiter wider diese Versicherung einwenden, gilt noch weniger. Sie wollen des Verfassers Redlichkeit aus seiner eigenen Erzehlung bestreiten. Wenn es mit diesem Buche im Ernste gemeynet ist, sagen Sie, so muß der Verfasser einmal nicht so gewissenhaft seyn, Leute zu hintergehen, als das andere. Diejenigen, die in ihre Logen eingelassen, haben es in der Meynung gethan, daß er den Eyd geleistet und zur Verschwiegenheit verbunden wäre; nach dieser Meynung muß dessen Verbindlichkeit angesehen werden, weil er durch Nachmachung der Zeichen sich dafür ausgegeben, daß er den Eyd abgelegt, und folglich dafür gehalten werden muß, als ob er ihn wirklich gethan hätte. Sie setzen hinzu, daß Sie von eingen Freymäurern sagen hören, die Zeichen des Ordens wären nichts anders, als eine stillschweigende Wiederholung der Verbindung, die sie untereinander eingegangen wären. Endlich können Sie sich nicht einbilden, daß derjenige, der dem Verfasser das Geheimniß verkaufft, sich nicht sollte haben das Versprechen thun lassen, daß er es bey sich behalten wolle. Sie handeln die Sachen so casuistisch ab, als etwas seyn kann, und machen dabey den Zweifel, daß man nicht wissen könne, in welchem von beyden Fällen der Herr Verfasser im Ernste für einem Betrüger gehalten seyn wolle.
Aber, mein Herr, diese strenge Untersuchungen sind gut in dem Rechte der Natur auszuführen; in dem menschlichen Leben aber wissen Sie wohl, daß man sich gewisse kleine Streiche der Erfindung wegen zu gute hält, ob man gleich in andern mit der größten Ehrlichkeit handelt. Ein grober Meineyd, wobey weiter keine Kunst ist, als sein Wort nicht zu halten, ist ein grosses Verbrechen; aber eine sinnreiche Erfindung, seiner Verbindlichkeit aus dem Wege zugehen, übertäubt allezeit die Zweifel unsers Gewissens durch das Lob, welches wir derentwegen unserm Verstände beylegen. Es darf ihnen also gar nicht wunderlich vorkommen, daß der Verfasser nach der Erzehlung seiner sinnreichen und listigen Erfindungen noch immer darauf trotzet, daß er kein Betrüger sey, weil der artige Streich, den er gespielet hat, so wohl ausgesonnen ist, daß die Einwendungen, so man daraus wider seine Aufrichtigkeit und. Gewissenhaftigkeit machen könnte, nicht viel zu bedeuten haben. Ein so geringer Widerspruch in der Gemüthsbeschaffenheit eines Menschen macht auch dessentwegen nicht eine ganze Erzehlung unwahrscheinlich, denn man muß wohl in andern Erzehlungen grössere Abweichungen von dem Caracter eines Helden ertragen. Kömmt es Ihnen denn so unwahrscheinlich vor, daß man einem Bruder sein Geheimniß abkauffe? und daß man sich hierauf in die unvorsichtigen Logen einschleiche, die doch nicht wissen können, wo man das Geheimniß her hat, oder wo er aufgenommen worden? Der Verfasser hat ja nicht gesagt, daß es bey der Untersuchung der Fremden einen fürchterlichen Bruder gäbe, der die besuchenden Brüder nicht etwan obenhin untersucht, sondern durch die allerstrengste Prüfung führte, um die Falschen von den Wahren zu unterscheiden. Es ist wahr, der Verfasser ist nicht so dreiste gewesen, daß er bey dieser Erzehlung ebenfalls versichert hätte, er wollte für einen Betrüger angesehen seyn, wenn es nicht so zugegangen wäre. Eine so starke Betheurung durfte aber bey dieser Historie nicht abgenutzet werden, da sie aufgehoben war, zu versichern, daß wir kein anderes Geheimniß hätten, als dasjenige, so nunmehr leider! zu unserer Bestürzung offenbaret ist. Weit entfernt, daß wir Freymäurer, wie er sagt, die Welt betrügen wollen, so geben wir ihm Beyfall, und werden uns sehr hüten, ihn für einen Betrüger zu schelten, ob wir gleich uns deßwegen nicht zum Pfande setzen, daß wir für Betrüger angesehen seyn wollen, wennn [besser: wenn] er nicht die Wahrheit sagt.
Denn was haben wir nöthig, diese theure Versicherung von uns zu geben, da die Wahrheit seiner Erzehlungen aus der Sache selbst erhellet? Wenn er etwas falsches sagte, und der Welt nur mit Erdichtungen die Zeit vertreiben wollte, wie könnte er denn gerade auf die Einfälle gerathen seyn, die seine Vorgänger in dieser Entdeckung gehabt haben? Es ist ja kein wesentlicher Umstand, der nicht schon vorher erzehlet worden wäre. Die zergliederte Freymäurerey [1730], so wohl als der Bericht, den die Operistin Mlle. Carton ihrem Liebhaber abgelocket [1737], reden hierinnen einerley Sprache mit ihm, und unser Verräther ist von ihnen nicht anders, als durch die Artigkeit und Deutlichkeit seines Vortrages unterschieden. Sie, mein Herr Zweifler, wollen hieraus den Schluß machen, daß er sein Geheimniß von diesen erstem entlehnet, und durch seinen Witz ausgeputzet habe, und daraus einen Beweis von der Nichtigkeit seines ganzen Vorgebens ziehen. Denn Sie sagen, der erste Bericht dieser Sache wird wohl den zweyten, und beyde zusammen den dritten gezeuget haben. Diejenigen, die die Welt hintergehen wollen, (das sind wir Freymäurer) sind so thöricht nicht, daß sie ihr bald dieses bald jenes vorschwatzen sollten, sondern sie bleiben fein bey einerley Rede, und thun hernach, als wenn sie dergleichen Berichte widerlegten, sie thun es aber so nachläßig, daß man wohl sieht, es wäre ihnen nicht unangenehm, wenn man dergleichen Erzehlungen glauben wollte. Nach diesen Schlüssen, mein Herr, müßen Sie gleichwol alle Menschenliebe verloren haben. Denn erstlich wollen sie unserm Verfasser auf seine heiligsten Versicherungen nicht glauben, welches so viel ist, als ihn für einen Betrüger schelten, und nun sehen Sie ihn für einen Mann an, der aus andern Nachrichten ausschreibt, ohne zu melden, woher er es bekommen hat. Das erste ist der größte Schimpf für einen ehrlichen Mann, und das andere die gifftigste Beschuldigung für einen Bücherschreiber.
Unterdessen bin ich gewiß überzeugt, daß der Herr Verfasser hierinnen so unschuldig ist, als an der Entdeckung unsers Gsheimniß, dessen Verrath nicht ihm, sondern dem Bruder zuzuschreiben ist, der es ihm verkaufft hat. Denn ich bin versichert, daß er von den Schrifften, so schon vorher unser Geheimniß haarklein erkläret haben, nicht das geringste gewußt hat. Es ist wahr, daß der Mlle. Carton Entdeckung in allen Zeitungen gestanden, und die Freymäurer, deren Logen der Verfasser schon damals besuchet, über einen so tödlichen Streich ohne Zweifel sehr bestürzt gewesen seyn, und es zur Hauptmaterie der Unterredung in. allen ihren Versammlungen gemacht haben müssen. Aber was, schadet ihm das? Er hatte mehr zu thun, als hierauf Achtung zugeben. Denn sein ganzer Eifer gieng darauf, gelehrter, als alle unsere Schriftgelehrten zu werden, um der Sehnsucht der Welt hernach desto vollkommener Genüge zu thun. Er mußte also nur uns beständig auflauern, damit ihm nichts von unsern Gebräuchen entwischen möchte. Denn glauben Sie nur, man hat ein schweres Amt auf sich, wenn man vor hat, die Welt bey seinen ehrlichen Namen zu versichern, daß in einer Versammlung nichts anders vorgehe, als was wir ihr sagen. Wenn der Verfasser von diesen Schrifften etwas gewußt hätte, glauben Sie nicht, daß er sich die ganze Mühe ersparet haben würde, ein Buch davon zu schreiben, da er so froh gewesen ist, daß das erste Stück von dieser Sammlung unsrer Wissenschaft, welches den Titel führet: Das Geheimmß der Freymäurer [Le Secret des Francs-Maçons, 1744, ihm eines grossen Theils seiner Arbeit überhoben hatte? Würde ein so gewissenhafter Verfasser es dieser kleinen Schrifft, die er einrucket, wohl haben für voll hinausgehen lassen, daß sie so unbarmherziger Weise, ungeachtet die zergliederte Freymäurerey, wie mich dünkt, in England herausgekommen, die erste Plauderey davon den Franzosen und nicht etwa einen leichtsinnigen Bruder, sondern der ganzen Nation zur Last leget, von welchen einer dieses der andere jenes verrathen haben soll? Würde er wohl unterlassen haben, seinen Vorgängern die Ehre anzuthun, und ihrer zu erwähnen, wenn er sie gebraucht hätte? Es ist wahr, er könnte gefürcht haben, daß der Glaubwürdigkeit seiner Berichte vieles ahgehen möchte, wenn er seine Uebereinstimmung mit schon längst verworffenen Schrifften gezeigt hätte. Aber, was heißt dieses? Die Versicherung, wenn es nicht wahr ist, will ich ein Betrüger seyn, oder, welches eben so viel ist, wenn ich gelogen habe, so will ich gelogen haben, hätte alles gut gemacht und allen Verdacht einer Unwahrheit gehoben. Hieraus erhellet also ganz unwidersprechlich, daß der Verfasser dieses Buchs eben so wenig von den vorhergehenden Offenbahrungen dieses Geheimnisses gewußt habe, mit denen er doch völlig übereinstimmet, als manche Kunstrichter, die Bücher ausgeschrieben haben, aus welchen doch ganze Plätze mit ihren Schrifften völlig übereinkommen. Und folglich, da alle unsere Verräther ohne, wie vorausgesetzt wird, von einander zu wissen, ganz übereinstimmend geschrieben haben, so ist ganz sicher, daß sie die Wahrheit sagen.
Wenn Sie es ferner recht betrachten, mein Herr, so werden Sie auch leichtlich die Gedanken fahren lassen, als ob der Verfasser des Buches zu unsern Freunden gehöre, und nur deßwegen unser Verräther scheinen wolle, um uns loben zu können. Er stellet sich zwar, sagen Sie, in der Vorrede, als ob er ihre Geheimnisse für Nichtswürdigkeiten erklärte, er redet nemlich von den Geheimnissen, die er erzehlet, aber das Buch selbst zeiget bald, daß er alle Gelegenheit ergreiffet, sie herauszustreichen, und obgleich die größten Lobeserhebungen in derjenigen Schrifft stehen, die nicht von ihm seyn soll, und das Geheimnis der Freymäurer heisset, so hat er sie doch sein eigen gemacht, indem er nichts dawider erinnert, nachdem er vorher gesagt, daß er alles irrige in der Folge verbessert hätte. Ich bitte Sie dann, mein Herr, an welchem Orte soll man denn die wahren Gedanken eines Schrifftstellers suchen? In dem Buche selbst? oder in der Vorrede? Ich könnte ihnen mit tausend Exempeln beweisen, daß die Vorrede eigentlich der wahre Schauplatz der Gedanken eines Schrifftverfassers ist, in weichem er seine eigene Person spielet, eben so, wie in einer Comödie der Prologus allein derjenige Ort ist, da der Dichter und der Comödiant selbst reden, an statt daß sie hernach durch das ganze Stück fremde Rollen vorstellen, und oft anders sprechen müssen, als sie denken In dem Buche selbst nimmt man dergleichen Lobeserhebungen, oder andere solche Sprüche zum Zierrathe mit, wo es Gelegenheit giebt, sie anzubringen, damit man die Sache, die man vorträgt, angenehm mache, und den Leser für die Materie, von der man redet, einnehme. Man ist oftmals durch den Zusammenhang der Sachen gezwungen, etwas zu sagen, daß von seiner Meynung abgehet, zu bekennen, daß derjenige, den man ungern erhebet, Verdienste hat, oder daß eine Wahrheit, die uns bitter angehet, einigen Grund haben könnte. Die Rede bleibt dem Verfasser zum Kampfplatz, auf dem er seine Leidenschaften stürmen lassen kann. Denn es müssen doch alle Dinge Platz haben. Da kann man sich selbst loben, nachdem man sich durch das ganze Buch gezwungen. eine grosse Bescheidenheit blicken zu lassen; da kann man andern die tödtlichen Streiche versetzen, welche sich in dem Zusammenhange der Schrifft nicht anbringen lassen, wofern man sich selbst nicht widersprechen will; da kann man sagen, wessen Freund und wessen Feind man ist, da kann man Geschichte zum Nachtheile seiner Widersacher erzehlen; kurz, daselbst stehet es frey zu sagen, was uns Gunst, Haß, eitle Selbstliebe, Verachtung anderer, u. s. w. gebet. Ich kehre also ihren Schluß vielmehr um und sage: Obgleich der Verfasser des Buches, um es nicht ganz mit uns Freymäurern zu verderben, in dem Buche selbst uns viel Lob beyleget, und sich als unsern Freund ausgibt: So bezeiget doch die Vorrede, daß er nicht dazu gehöret, und daß er folglich wahr redet, und gar nicht derjenige seyn kann, der die Larve eines Feindes von uns angenommen, um der Welt die Gedanken auszureden, als ob wir ein heiliges Geheimniß hätten. Denn er sagt ja deutlich genug, daß unsere Geheimnisse Nichtswürdigkeiten sind; daß er sich auf unsern Zorn was zu gute thut; daß er sich gern über uns lustig gemacht hätte. Lauter Beweise, daß er unser Freund nicht ist, ob er gleich an andern Orten seiner Vorrede behutsamer und mit mehrerer Hochachtung von uns redet.
Ich habe alles, was ich Ihnen zu Behauptung der Wahrscheinlichkeit, daß dieses unser wahres Geheimniß sey, gesagt, mit solchen Beweisen bestärket, welche aus der Natur der Menschen und besonders der Schrifftsteller hergenommen sind, und ich glaube nicht, daß ihnen noch einiger Zweifel übrig seyn kann. Ich kann nunmehr, nach Art dererjenigen, die einen grossen Beweis führen, triumphiren, und Ihnen Trotz bieten, daß Sie etwas dawider einwenden; und ich bin bescheiden genug gewesen, daß ich diesen Triumph bis auf die letzt versparet und nicht damit den Anfang gemacht habe. Ich behaupte, daß meine Widerlegung eine der gründlichsten in diesen streitbaren Zeiten ist, und wenn ich Sie nicht überzeuge, so ist der Schade Ihre, denn ich habe doch auf alle Ihre Einwürfe geantwortet, und bin Ihnen nichts schuldig geblieben. Ich kenne zwar den Herrn Verfasser dieses Buches nicht; ich habe aber für diesen spitzfündigen und listigen Verräther unserer Geheimnisse alle kindliche Hochachtung, die ein Uebersetzer für den Urheber und Vater einer Schrifft, die er übersetzet, haben soll; und ich erachte es also, wie viele grosse Männer vor mir gethan haben, für meine Schuldigkeit, die Wahrheit desjenigen, was er sagt, bis auf den letzten Dintentropfen zu behaupten.
Einen einzigen Einwurff können Sie mir noch machen, der nicht den Herrn Verfasser, sondern meine Person betrifft. Nemlich, wenn dieses das wahre Geheimniß der Freymäurer ist, so fragen Sie, wie ich denn, nachdem ich geschworen, daß ich es niemals schreiben wollte, dasselbe nicht allein übersetzen, sondern auch ihm das Zeugniß geben könne, daß es wahrhaftig sey? Aber dieses ist eine Sache, davon ich Ihnen nicht Rechenschaft zu geben habe. So lange meine Brüder mich nicht des Meineyds beschuldigen: So werden andere Leute mir meine Ehre auch wohl lassen müssen.
Wegen der Uebersetzung der Gedichte und Lieder habe ich offenherzig hinzuzusetzen, daß sie nicht allezeit die allergenaueste ist. Ich bin öfters nicht im Stande gewesen, alle Begriffe meines Musters in eben so wenig Sylben auszudrücken. Die Gewohnheit mancher Uebersetzer ist, daß sie sich sehr hüten, nichts zu ihrem Original hinzuzusetzen, hingegen, was sie nicht wohl mit eben den Bildern geben können, mit eigentlichen Worten sagen, und den leeren Raum dessen, was sie auslassen, mit Bindewörtern ausfüllen, die zuweilen überflüßig, selten aber nöthig sind. Ich habe, wie es in Uebersetzungen gehet, mich zuweilen ebenfalls zu Auslassung eines Bildes genöthiget gesehen, das ich gern behalten hätte. Oeffters habe ich den Abgang des einen durch ein anderes, so sich in der Uebersetzung besser zu schicken schien, ersetzt; offt habe ich auch ganze Bilder hinzugethan, um dasjenige wieder zu erstatten, was ich an andern Orten hinweglassen müssen. Es sind ohnedem nicht alles Meisterstücke, und ich habe mich eben nicht verbunden gehalten, eine magere Zeile auch wieder mager zu machen, und die Schuld des Französischen Verfassers auf mich zu nehmen. Es würde der Welt wenig darangelegen gewesen seyn, wenn ich die Zeilen
De là I'Architecture civile Prit d'abord son commencement. und: Dans les Societés Des vrais Maçons & legitimes Freres.
von Wort zu Wort übersetzt hätte. Es wird so gebräuchlich, die Unrichtigkeiten einer Uebersetzung mit den Schönheiten von Popens Uebersetzung des Homer zu vergleichen und zu entschuldigen, daß ich nicht sehe, warum ich nicht so gut, als andere seyn, und mir dieses grosse Muster auch zu nutze machen wollte.
Die Lieder sind, so viel der Unterscheid der langen und kurzen Sylben im Deutschen zuläßt, nach eben denselben Melodien übersetzt, wie die Französischen; aber, da es nicht selten bey den Franzosen geschiehet, daß sie den Accent der musicalischen Töne auf Sylben legen, die nach der Deutschen Poesie nothwendig kurz sind, so stehe ich nicht dafür, daß sie so gut auf die Melodien passen sollten, als der Franzosische Text. Unterdessen hat ein gewisser mathematischer Musicus eine Sammlung von Arien und Liedern herausgegeben, darinnen die kurzen Sylben ebenfalls die Ehre sehr offt geniessen, einen musicalischen Accent zu haben; und diejenigen, denen es also schwer fallen sollte, meine Uebersetzung nach den Französischen Melodien zu singen, mögen bey ihm in die Schule gehen.
Hier haben Sie alles, mein Herr, was ich Ihnen von meiner Uebersetzung zu sagen hatte. Sie mögen hinführo von diesem Buche glauben, was Sie wollen, so werde ich allezeit mit der größten Hochachtung für Ihre Person verharren
Mein Herr
Dero
Gegeben zu - - - - 1745. ergebenster Diener, Der Uebersetzer
[ab hier – bis zu den Liedern - aus Der verrathene Orden der Freymäurer:]
Dem Ehrwürdigsten Bruder Procopius, Arzneykündigen und Freymäurer, Einem von den Ehrwürdigen derer zu Paris aufgerichteten zwey und zwanzig Logen.
[in Das entdeckte Geheimniß der Frey-Mäurer kommt dieses Kapitel erst nach der Nöthigen Vorrede“.]
Ehrwürdiger,
Das empfindliche Antheil, welches ihr an allem nehmet, was den erlauchten Orden der Freymäurer betrifft, hat mich zu dem Entschlusse gebracht, euch dieses kleine Werk anzubiethen.
Wenn es anfänglich der freymäurerischen Brüderschaft einigen Tort zu thun scheinet, so muß es, nach meinem Bedünken, an einem andern Theile die Häupter des Ordens auf eine lebhafte Art vermögen, das große Werk der Verbesserung aufs ehste zu vollenden, darauf man schon vorlängst gedacht hat. Man wollte, sagt man, eine ansehnliche Anzahl Brüder aus der Gesellschaft jagen, welche sie durch ihre niederträchtige Gemüthsart, und durch den schändlichen Eigennutz, der sie reizet, verunehren; und von zwey und zwanzig Logen, die zu Paris sind, nur zwölfe erhalten.
Dieses so weise als erschreckliche, aber auch nothwendige Unternehmen, ist bloß aus Furcht so lange verschoben worden, daß die Unbescheidenheit der erzürnten Ausgeschlossenen der ganzen Welt die heiligen Geheimnisse offenbaren möchte, welche kein einziger Weltlicher iernals würde haben ergründen können.
Itzo sehet ihr, daß ihr in diesem Stücke von ihrer Seite nichts zu befürchten habet, und ihr könnt die faulen Glieder von dem Körper eurer erlauchten Gesellschaft abreissen, welche niemals verdienen werden, daß sie darinnen aufgenommen worden sind.
Wenn diese große Sache geendiget ist, so wird man, wie ihr selbst empfindet, sich neue Zeichen anschaffen müssen. Es würde wenig nützen, den alten etwas beyzufügen, ihr würdet beständig einiger Verachtung ausgesetzet seyn: und warum soll man in einer Sache sparen, die so wenig kostet?
Ich überlasse euch die Sorge den Weisen von euerm Orden, so wohl in Frankreich als Engelland [andere Ausgabe: England], von allem diesem aufs eiligste Nachricht zu geben, damit sie einhellig gewisse Zeichen annehmen, welche ihr nur solchen Personen vertrauen müsset, welche sie zu verschweigen vermögend sind. Vielleicht wird es auch dienlich seyn, bekannt zu machen, daß nicht ein wahr Wort in demjenigen ist, was ich hier für das Geheimniß der Freymäurer ausgebe. Diejenige lebhafte und überredende Beredsamkeit, welche euch so natürlich ist, stehet euch im Voraus dafür, daß ihr viel Leichtgläubige finden werdet. Die Freymäurer und Unterhändler müssen niemals gestehen, daß man sie errathen hat. Ich bin dreymal dreymal Ehrwürdiger
Euer gehorsamster Diener.
Abbé Pérau
Diese Unterschrift stehet nicht in der Pariser Ausgabe, es ist darinnen nichts als der Zirkel und das Winkelmaas. Vermuthlich hat der Urheber die geheime Schrift der Freymäurer nicht gewußt, ich habe den Mangel ersetzt, und seinen Namen hergesetzt.
[in Die offenbarte Freymäurerey steht „Der Abt Perau“ sowie eine zusätzliche Anmerkung. In dem Französischen stehet dieser Name zwar in Chiffer, um aber den Leuten die Mühe zu ersparen, ihn zu dechiffriren, habe ich ihn lieber mit ordentlichen Buchstaben schreiben wollen.]
Nöthige Vorrede.
[in Das entdeckte Geheimniß der Frey-Mäurer kommt dieses Kapitel ganz am Anfang; in Die offenbarte Freymäurerey kommt dieses Kapitel erst nach dem Vorbericht und dem Inhaltsverzeichnis]
Wer einen Menschen nennet, der nennet ein neugieriges Thier, welches unsre. ersten Aeltern, und auch wir selbst bezeugen, so viel wir uns immer einbilden. Wir wollen weder untersuchen, ob diese Neugierigkeit eine Tugend oder Gebrechen ist, noch welche Gemüthsarten sie zu der einen oder dem andern machen: wir wollen sie eine Tugend nennen, ich habe meine Ursachen dazu.
Nachdem diese Sache also ausgemacht ist, so kann ich mich in aller Sicherheit rühmen, der allerneugierigste Mensch zu seyn, der auf dem Erdboden ist. So lange, als ich mich kenne, habe ich eine herrschende Neigung gegen alles bey mir empfunden, was das Bild des Wunderbaren, oder nur des Sonderbaren an sich hatte; sonderlich, wenn ich hierbey die Anmuth des Geheimnisses fand. Nichts ist mir zu schwer angekommen, diese Leidenschaft alles zu wissen zu vergnügen; ich habe gelesen, ich bin gereiset, ich habe alles durchstankert; ich habe die Leute zu kennen gesucht, welche sich durch irgend ein Geheimniß berühmt gemacht haben, und ich habe es ihnen öfters ziemlich theuer abgekauft. Endlich bin ich durch viel Mühe und Unkosten, so weit gekommen, daß ich ohne Pralerey, meinen Kopf zum wohlversehensten Vorrathshause von Kindereyen gemacht, das in Europa gewesen [Enfin … je suis parvenu à faire de ma tête le Magazin des fadaises le mieux fourni, sans vanité, qu’il y ait en Europe].
Denn du mußt wissen, mein freundlicher Leser, daß ich das Nützliche nicht eben zu meinem Augenmerke gehabt; darum habe ich mich wenig bekümmert. Ich habe nur zum Gegenstande gehabt, dasjenige zu entdecken, was man zu offenbaren sich halsstarrig widersetzte, dasjenige zu wissen, was den meisten Menschen unbekannt ist, und mit einem Worte, ein Gelehrter von einer ganz besondern Gattung zu werden.
Ich habe mir zwar vorgesetzet, die Welt einmal mit der Frucht meiner langen und arbeitsamen Untersuchungen zu beschenken: weil aber die Schätze, die ich für sie bestimmt habe, bey dem ersten Anblicke nicht jedermann dergleichen zu seyn scheinen könnten, so habe ich geglaubt, daß ich dieselbe zuvor durch die Herausgebung eines Werkes, welches eines allgemeinen Beyfalls nicht ermangeln kann, zu meinem Vortheile einnehmen müßte. Der Leser wird wohl urtheilen, daß unter dieser Menge von Sachen, die ich gelernet habe, sich gute finden. Ich habe auch diese weder in den Rang der Kindereyen, davon ich geredet habe, noch der pur neugierigen und sonderbaren Dinge gesetzt, deren Verdienst man wenigstens empfinden muß, wenn man, wie ich mit einem Geschmacke gebohren ist, der für alles, was nicht gemein, bestimmt ist. Die Materie dieses Buches ist wichtig. Es ist aller Welt darangelegen; einigen wegen der Figur, die sie selbst dabey machen; andern aus einer Bewegursache der Neubegierde. Die Materie ist darinnen gründlich abgehandelt. Mit einem Worte es sind Geheimnisse, des sehr geheimen, sehr alten und sehr ehrwürdigen Ordens der Freymäurer.
Weil ich mein Manuskript ins Reine zu bringen beschäftiget war, so erfuhr ich, daß mein Buchhändler zwey kleine Stücke drucken wollte, die ihm von Paris zugeschicket worden, und betitelt waren, eines das Geheimniß der Freymäurer [1744] und das andre, der Catechismus der Freymäurer [1744]. Ich habe sie von ihm entlehnet, und, nachdem ich sie gelesen, gesehen, daß man mich eines großen Theils meiner Arbeit überhoben hatte. Obgleich der Urheber des Geheimnisses der Freymäurer, keinen vollständigen Begriff von diesem berufenen Orden giebet, und sich in verschiedenen Stücken betrieget, so ist doch in der That dasjenige, was er überhaupt davon saget, der Wahrheit so gemäß, und mit solcher Anmuth erzählt, daß ich dem Buchhändler, das Stück, so wie es ist, zu drucken angerathen habe: doch mit Beyfügung eines Zusatzes, die Fehler darinnen zu verbessern, und die Auslassungen zu ergänzen. Was den Catechismus anbelanget, so habe ich nicht so vortheilhaftig davon geurtheilet. Man findet darinn zwar die Aufnehmung der Meister, nebst der Historie vom Hiram, oder Adomiram [besser: Adoniram], welche in dem Geheimnisse der Freymäurer, theils ausgelassen, theils übel erzählt worden; und der vornehmsten Fragen, welche die Brüder an einander thun, um sich zu erkennen: allein es sind so viel Auslassungen darinnen, vornehmlich in dem eigentlich genannten Catechismus, so, daß ich das Gute habe heraus (1) ziehen, und das Uebrige entweder verändern oder ergänzen müssen. Ich habe also eine Menge Sachen dazu gesetzt (2), die mir meine Sammlungen dargebothen haben; und von allen diesen bishieher zerstreuten Gliedern eine vollständige Sammlung von der Freymäurerischen Wissenschaft gemacht.
(1) Damit mir der Urheber nichts vorzuwerfen habe, so will chi [ich] eine Anmerkung hersetzen, welche er auf der 53 S. machet und in der That erhalten zu werden verdient. „Ich gestehe, sagt er, daß ich vielleicht (er hätte viel bejahender reden können) in diesem Catechismus, etliche Fragen und Antworten ausgelassen haben werde, die meinem Gedächtnisse entfallen sind: allein ich getraue mich zu versichern, daß er die vornehmsten und viel mehrere enthält, als ein einziger Lehrer des Gesetzes der Freymäurer derselben weis. Denn es giebet eine große Anzahl, auch unter ihren Gesetzgebern. die sehr verwirrt seyn würden, alle ihre Geheimnisse zu offenbahren; so viel Begierde sie auch dazu haben könnten, da die meisten sie nicht geübet und nur die Ceremonien der Tafel zu ihrem Augenmerke gehabt haben.
(2) Die wichtigsten von diesen Zusätzen sind, die verborgene Schrift der Freymäurer: eine richtige Erklärung ihrer Zeichen und Worte: Anmerkungen über verschiedene Gebräuche der Mäurerey, davon ich anderwärts zu reden keine Gelegenheit gehabt; und zween Abrisse von Logen, welche von denjenigen unterschieden sind, die der Urheber des Catechismus gegeben hat. Gleichwohl habe ich diese nicht weglassen wollen, weil es nicht unmöglich ist, daß es dergleichen, wegen der Unwissenheit vieler Meister in Ansehung der Ceremonien des Ordens, geben kann. Ich gedenke der Mopsen nicht, welches ein ganz neues Stück ist.
Damit also der Leser wisse, woran er sich deswegen zu halten hat, so muß ich ihm melden, daß er sich darauf verlassen kann, was in dem Geheimnisse der Freymäurer gesaget wird, bis auf etliche wenige Artikel (3), die sich in der Fortsetzung verbessert finden: was die Auslassungen anbelanget, so habe ich ihnen in dem Zusatze abgeholfen, allein, was den Zusah selbst betrifft, so kann man ihm vollkommenen Glauben beylegen.'
(3) Die vornehmsten von diesen Artikeln, sind die Aufnehmung der Meister, die Historie Hirams, oder Adonirams, die Zahl und Erklärung der Zeichen und Worte, weswegen man unumgänglich zu dem Zusatze Zuflucht nehmen muß.
In diesem Zustande bin ich diese Sammlung herauszugeben, mit meinem Buchhändler einig geworden. Nur über einen einzigen Artikel haben wir uns kaum vergleichen können; nämlich über den Titel; denn die Herren Buchhändler, wenn sie Besitzer eines Manuscripts sind, maßen sich das Recht an, ihm einen Namen zu geben, der ihnen gefällt. Er hat diesem Werke durchaus den Titel geben wollen, der verrathene Orden der Freymäurer. Ich habe ihm vergeblich vorgestellt, daß dieser Titel ein Merkmaal der Ehrlosigkeit für die Person des Urhebers bey sich führte, ich mußte nachgeben: allein unter der ausdrücklichen Bedingung, daß ich diesen verhaßten Verdacht, in meiner Vorrede abwenden möchte; dieses will ich itzo thun, und mich an die Freymäurer wenden.
Ja, meine Herren, es ist gewiß, und ganz gewiß, daß ihr verrathen seyd; allein ihr werdet sehen, daß ich nicht der Verräther bin: so ist die Sache. Ich habe euch gesaget, daß ich ungemein neugierig gebohren bin: ihr müsset daraus schließen, daß eure Geheimnisse meine Neubegierde haben anflammen müssen. Das kürzte war, mich zum Freymäurer zu machen: allein der Eid, den ihr fordert, hat mir allezeit Kümmerniß gemacht. Ich mußte also suchen, mich durch einen andern Weg zu vergnügen. Ich habe alles hierzu angewendet, und endlich eines von euern unwürdigen Mitgliedern gefunden, (denn es giebet dergleichen unter euch, wie in allen andern Gesellschaften,) den ich durch meine Wohlthaten zu vermögen gewußt, mir eure Geheimnisse zu offenbaren.
Anfänglich habe ich mich an einige von euern Brüdern gemacht, welche alle in die Falle gegangen sind. Ich habe, durch diesen guten Erfolg beherzt gemacht, die Verwegenheit gehabt, mich in eure Logen einzuschleichen; und ich habe mich seit zehn Jahren, da ich sie besucht, in allem, was euern Orden betrifft, so fest gesetzt, daß ich mich für fähig halte, den allertiefsinnigsten von euern Lehrern, die Stirne zu biethen. Ihr könnet die Erfahrung davon machen, wenn ihr euch an meinen Buchhändler wenden wollet; er wird besorgt seyn, euch meine Antworten richtig zukommen zu lassen.
Wenn ihr so aufrichtig seyd, meine Herren, zu gestehen, daß dasjenige wahr ist, was ich in diesem Werke sage, so werdet ihr euch sonder Zweifel mit dem Vorgeben verwahren, daß dieses nicht alles ist, daß ich nicht sage, worinn das große Geheimniß euers Ordens bestehet, und daß es unmöglich sey, dieses Geheimniß iemals zu entdecken. Ich erfahre auch, daß sich bereits einige von euch, auf den Ruf, den mein Buch in der Welt machet, ehe es ans Licht getreten ist, auf diese Art haben vernehmen lassen: und in der That könnet ihr nichts geschickters sagen, die Welt um die Fichte zu führen, welche kaum glauben wird, daß eure Geheimnisse auf solche Kleinigkeiten hinauslaufen. Gleichwohl wohl wissen wir, ihr so wohl als ich, was dran ist; und ihr werdet mir wohl erlauben, vor eben derselben Welt, die ihr zu täuschen suchet, zu erklären, daß ich für einen Betrieger gelten will, wenn andre Heimlichkeiten unter euch sind, als die sich in meinem Buche finden (4).
(4) Es ist mir nicht unbekannt, daß unter den Freymäurern ein leeres Gerüchte von einem gewissen Orden herum gehet, welchen sie die Schottländer nennen, und welche dem Vorgeben nach die ordentlichen Freymäurer übertreffen, und ihre Ceremonien und Geheimnisse absonderlich haben. Ich will wegen der Wirklichkeit dieses Ordens nichts entscheiden, und lieber gestehen, daß mir ihre Geheimnisse unbekannt sind, als zur Unzeit davon reden. So viel kann ich kühnlich versichern, daß wenn sie irgend ein besonder Geheimniß haben, sie ungemein eifersüchtig deswegen seyn, weil sie es auch den Meistern der Freymäurerey selbst verheelen.
Dieses erinnert mich eines Abentheuers, das sich vor zwey oder drey Jahren in einer von den vornehmsten Städten Deutschlandes zugetragen hat. Ich muß es erzählen. Der Markis von A.., den ihr ohne Zweifel aus seinen Werken kennet, widerstund den Vorstellungen seiner Freunde lange Zeit, welche ihn bathen, daß er ein Freymäurer werden sollte. Er hatte keinen großen Begriff von der Gesellschaft, und antwortete beständig, daß er nicht hinein treten würde, wenn man ihm nicht wenigstens zum voraus erklärte, worinn die Verbindlichkeit bestünde, dazu er sich verstehen sollte. Allein eines Tages verfolgten ihn seine Freunde dermaßen, daß sie ihn überwanden: er ließ sich in die Loge führen, bezahlte die sechzig Thaler, die man für den Eintritt giebet (5), er unterwarf sich geduldig allen den Ceremonien der Aufnehmung und ward zu der Theilnehmung der Geheimnisse des Ordens zugelassen. Gleichwohl glaubte er, er wisse sie noch nicht: denn als er sah, daß man ihm nichts mehr sagte, so wendete er sich gegen den Obermeister und sagte mit einer spöttischen Miene zu ihm: ist dieses alles, mein Herr von B… Ja, nicht anders, versetzte der Meister. Oh potz Stern [Oh! parbleu], ihr vexirt mich, erwiederte der Markis: ihr werdet mich nicht überreden, daß dieß die ganze Freymäurerey ist! Gleichwohl ist nichts gewissers, antwortete der Obermeister noch einmal. Wenn diesem so ist, sagte der Markis mit einem ernsthaften Tone, so habet die Gütigkeit, meine Herren, und gebet mir meine sechzig Thaler wieder; wo nicht, so lasse ich Morgen alle die Alfanzereyen [fadaises] in die Zeitungen setzen, die ihr mich gelernt habet. Dieß ist also diejenige Freymäurerey, die soviel Lärmen in der Welt machet! In Wahrheit, ich würde niemals geglaubet haben, daß vernünftige Leute dergleichen Kindereyen [bagatelles] so ernsthaft abhandeln könnten. Und weil er wirklich ärgerlich war, so setzte er eine Menge Dinge dazu, welche ich unterdrücke, damit ich die freymäurischen Ohren nicht allzusehr ärgere. Man gab ihm sein Geld wieder, und die Versammlung war dermaßen verstürzt über diesen Auftritt, daß man versichert, sie habe denselben, als eine von den größten Widerwärtigkeiten angesehen, deren in den Jahrbüchern des Ordens gedacht worden.
(5) Es fehlt sehr viel, daß diese Taxe über alle einerley wären, es giebt Logen zu allerhand Preisen, und ich kenne welche, wo man für drey Ducaten aufgenommen wird.
Ich war willens, meine Herren, mich hier auf eure Unkosten ein wenig lustig zu machen, um mich zum Voraus, wegen des Uebels zu rächen, das ihr unfehlbar von mir sagen werdet: allein, mein murrischer Buchhändler setzet sich darwider, er will die in allen Stücken sehr ehrwürdigen Freymäurer zu Freunden haben; und ich habe dieser Ursache um so viel williger Gehör gegeben, da ich selbst dergleichen unter euch habe. Ja, meine Herren, ich bekenne mit aller Aufrichtigkeil eines ehrlichen Mannes, daß es in euerm Orden eine große Anzahl von allen Ständen giebet, welche wegen ihrer Tugend und ihrer persönlichen Eigenschaften höchstschätzbar sind, und wohl verdienen, daß man in Ansehung ihrer, eines Haufens nichtswürdiger Taugenichts schone, die euch verunehren.
Ich habe wegen des Stücks, das die Mopse betrifft, nichts zu sagen: die Art mit welcher es geschrieben ist, überhebet mich so wohl eine Nachricht, als Vorrede dazuzufügen.
Nachricht
[in: Die offenbarte Freymäurerey: Vorbericht]
Wenn man verbunden ist, ein Werk mit der größten Eilfertigkeit zu schreiben, so ist es unmöglich, daß sich nicht einige Wiederholungen, oder Nachläßigkeit der Schreibart einschleichen sollte. Ich will wegen derjenigen, die sich in diesem Werke finden freywillig um Verzeihung bitten. allein ich habe es für eine Schuldigkeit gehalten, den Ausdruck der Richtigkeit der Sachen, welche ich erzähle, gewissermaaßen aufzuopfern. Wenn ich in Ansehung dieses Artikels etwas habe vergessen oder zu wenig thun können, so werde ich alles mit Vergnügen hören, was man mir sagen wird, und ich werde es anwenden, dasjenige vollkommen zu machen, was ich wirklich über diese Materie unter der Feder habe.
Man wird zu Ende dieses Bandes eine Sammlung von Stücken in Versen, und frevmäuerischen Liedren finden; man hat sie nach einem kleinen Buche gemacht, welches die Freymäurer in 1737 haben stechen lassen, und worinnen die Arien Noten haben. Ob man gleich kein Geheimniß von diesem Buche machet, so giebet man es gleichwohl nur den Brüdern des Ordens; es kostet einen Thaler, wer es haben will. Man hat mich versichert, daß ein gewisser Logenmeister, seinen Bedienten keine andre Besoldung gegeben, als was sie von dieser kleinen Sammlung gelöst haben.
Ich hätte viel andre Lieder dazu fügen können, die in verschiedenen Logen gesungen worden; allein da ich sie genau geprüfet, so habe ich nur zwey darunter gefunden, die den Druck verdienten: die meisten sind allzuschlecht, als daß sie der Welt überreichet werden sollten; und einige darunter haben mir allzufrey zu seyn geschienen. Diese letzten sind vermuthlich für Logen aufgesetzet worden, welche, wenn man nicht Vorsehung dawider trift, die gänzliche Zernichtung des Ordens nach sich ziehen werden.
Verzeichniß der Stücke welche in diesem Buche enthalten sind.
Das Geheimniß der Freymäurer. Zusatz zu dem Geheimnisse der Freymäurer. Aufnehmung des Meisters. Auszug der Historie Hirams, Adonirams, oder Adorams. Catechismus der Freymäurer. Eyd der Freymäurer. Verborgene Schrift der Freymäurer. Zeichen, Berührungen und Worte der Freymäurer. Anmerkungen über verschiedene Gebräuche der Freymäurer. Das entdeckte Geheimniß der Mopsgesellschaft.
[hier nicht verzeichnet sind: Lieder der ehrwürdigen Brüderschaft der Freymäurer nebst einigen vorhergehenden poetischen Stücken.
Das entdeckte Geheimniß der Frey-Mäurer hat hier Lieder der Freymäurer bei den Liedern selbst: Lieder der ehrwürdigen Brüderschafft der Freymäurer, vor welchen einige Poetische Stücke vorhergehen.
Die offenbarte Freymäurerey hat hier: Anhang einiger Gesänge der Freymäurer, und Einiger Reden der Freymäurer.]
Das Geheimniß der Freymäurer.
Von allen Gesellschaften, welche die Menschen vom Anfange der Welt unter sich haben aufrichten können, ist niemals eine angenehmere, (6) weisere, nützlichere, und zugleich sonderbarere, als der Freymäurer ihre gewesen.
(6) Es giebet einen viel ältern Orden, als der Freymäurer ihren, und dessen bloßer Name alle Annehmlichkeit bey sich führet, die ein Mensch nur wünschen kann, mit welchem wegen dieses Artikels fast nicht auszukommen ist; man nennet ihn den Orden der Freyheit. Moses, saget man, ist der Stifter desselben: ich glaube, daß man ihn nicht leicht weiter herholen kann. Dieser Orden blühet noch heutiges Tages. Die Gesellschafter tragen in dem Westenknopfloche eine Kette, woran eine Gattung einer Schaumünze hänget, welche durch ihre Figur eine von den Gesetztafeln vorstellet. An statt der Gebothe siehet man auf einer Seite zween Flügel eingegraben, mit diesen Worten darüber: Virtus dirigit alas. Man weis, daß die Flügel das Sinnbild der Freyheit sind. Auf der Gegenseite siehet man ein groß M. welches den Moses bedeutet; drunter einige Römische Ziffern, und zu unterst in arabischen Ziffern 6743. Vermuthlich um zu zeigen, daß sie ihrer Freiheit zu gebrauchen wissen, und daß die Gesellschafter durch die Unterdruckung der einen Gesetztafel den Anfang gemacht haben. Man kann nicht sagen, welche sie behalten haben, denn man siehet darauf nicht die geringste Spur von den Gebothen Gottes. Vielleicht würde das wenige, was davon übrig geblieben wäre, für einen Orden, worinn man nach nichts als der Freyheit trachtet, noch allzubeschwerlich gewesen seyn.
Sie leben, durch den zärtlichen Namen der Brüder mit einander vereiniget, in einem Verständnisse, welches man auch unter denjenigen, welche die Blutsfreundschaft am genausten vereinigen sollte, nur sehr selten antrift. Diese vertraute Einigkeit, welche der Menschlichkeit überhaupt so große Ehre machet, breitet in dem besondern Umgange, den die Freymäurer unter sich haben, Annehmlichkeiten aus, damit sich keine einzige andre Gesellschaft schmeicheln kann.
[Für die folgenden Abschnitte zum Thema Frauen siehe: L’Ordre des Francs-Maçons trahi. 1745 In der neuen deutschen Übersetzung von Reinhold Mueller, 1973]
Weil meine Hauptabsicht hier nicht ist, den Freymäurern eine Lobrede zu machen, so werde ich die Sätze, welche ich vorgetragen habe, nicht methodisch zu beweisen unternehmen: es sind wirklich geschehene Wahrheiten, deren Beweise man in der Folge meiner Erzählung wird sammlen können.
Der Orden der Freymäurer ist zu aller Zeit viel Widersprechungen ausgesetzt gewesen. Die Verschwiegenheit, welche man überall wegen alles desjenigen, was in dem Innersten ihrer Versammlungen vorgehet, gewissenhaftig beobachtet, hat sehr nachtheilige Verdachte für den ganzen Orden fassen lassen.
Die Frauenspersonen, welche überall seyn wollen, wo es Mannspersonen giebet, haben sich ungemein geärgert, daß sie sich beständig aus der Gesellschaft der Freymäurer verbannet sehen. Sie hatten es weit geduldiger ertragen, wenn sie in verschiedenen Orden nicht waren zugelassen worden, (7) welche zu wiederholten malen in Frankreich geblühet haben. Dieses waren eben so viel bachische Gesellschaften, in welchen man allein dem Gotte des Weins opferte: gleichwohl sang man darinnen einige Lobgesänge zur Ehre der Göttinn Cythere; allein man sang sie nur in währender Zeit, da man dem Bacchus sehr weitläuftige und wesentliche Opfer brachte.
(7) Dergleichen waren der Orden der Meduse, durch den Herrn von Bibray zu Toulon gestiftet; der von der Weintraube zu Arles, durch den Herrn Damas von Gravaisan; der durch die schönen Lieder des Herrn Aine berühmte Orden der Trancardiner; und endlich der Orden des Getränken, welcher zu Anfange des 1703. Jahres in Niederlanguedoc entstanden. Herr von Poßqvieres, ein Landedelmann, ist zum Großmeister ernennet worden, und hat den Namen, Bruder Franciscus der Lustige, angenommen. Weil dieser Orden alle die andern übertraf, die bis dahin zum Vorscheine gekommen waren, so hat man ihm den Titel der genauen Beobachtung gegeben. Ich habe der Welt ein Vergnügen zu machen geglaubet, wenn ich die Verordnungen desselben hier anführte: Die Zierlichkeit, der Geschmack, die Zärtlichkeit, welche darum herschen, geben einen sehr vortheilhaftigen Begriff von dem Orden und dem Stifter.
Bruder Franciscus der lustige, Großmeister eines bachischen Ordens, eines berühmten und blühenden Ordens, der zur öffentlichen Gesundheit gestiftet worden, wünschet allen, welche diese Verordnung lesen und hören werden, Glück und Heil!
Weil man weis, daß ieder in diesem Leben, nach dem Gefallen seiner Begierden, sich Vergnügungen zu machen suchet, nach dem Gesckmacke, der ihn einladet; so haben wir, da wir sehen, daß unsre schönen Tage, und die glückliche Zeit der Jugend mit solcher Geschwindigkeit davon fliehen, daß derselben Lauf nichts aufhalten kann, und gerne wollen, daß die wenigen Jahre, die uns dem Tode zuführen, ungeachtet der Eigensinnigkeiten des Verhängnisses ruhig und glücklich seyn möchten, mit unsrer guten Wissenschaft, unter der Freude und dem Ueberflusse, von aller Sorge, außer für unsern Bauch, befreyet, in einem öffentlichen Sitztage folgende Verordnungen aufgesetzet:
Ihr sollet in eurer erlauchten Gesellschaft nur Leute aufnehmen, welche alle gut essen und trinken, und ein lustiges Leben führen.
Vermischet allezeit mit euren Mahlzeiten die lustigen« Einfälle und Liederchen. Trinket euch auf Gesundheit eurer Liebsten satt, gleichwohl aber berauschet euch nicht.
Wenn, zum Unglücke, irgend ein Bruder den Verstand verlohren hätte, so habet Mitleiden mit seinem Elende, und führet ihn wieder nach seinem Hause.
Den edlen Rebensaft zu trinken bedienet euch eines sehr reinen Glases: allein stopfet die Flasche nicht zu, denn ich weis die Wirkung davon.
Ich will, daß in Zukunft bey Tische ieder nach seinem Belieben trinke; die Ergetzlichkeiten haben keine Annehmlichkeit, als in so fern man Freyheit dabey hat.
Thut denjenigen keine Gewalt an, welche den Wein ausschlagen; wenn sie diesen göttlichen Saft nickt lieben; so thun sie deswegen Busse genung.
Wann ungefähr in meinen Wirthshäusern ein Bruder seine Reden durch die geringste Unflätherey besudelt, so verbanne ich ihn auf vierzehn Tage daraus.
Wenn diese wiederhohlten Strafen bey ihm nicht die geringste Wirkung thun, so will ich, daß sein Proceß vor allen versammleten Tischen gemacht werde.
Vornehmlich hütet euch vor Verleumden; und wenn ihr im Gange seyd, euch zu belustigen, und zu lachen, so schonet allezeit des Nächsten.
Wenn ihr endlich von den unsrigen seyn wollet, so stehet einander in euern Bedürfnissen bey; es ist kein angenehmer Vergnügen, als wenn man der andern ihres befördert.
[siehe auch am Schluss dieses Werks: Lied des Bruder Franzen]
Es war nicht schwer, die Frauenspersonen von dergleichen Gesellschaften zu entfernen; sie schlossen sich aus Hochmuthe selbst davon aus, und versteckten dasjenige unter dem scheinbaren Vorwande des Wohlstandes, welches im Grunde nur eine tiefsinnige Aufmerksamkeit gegen ihre Liebreize war.
Sie haben von dem Orden der Freymäurer ganz anders gedacht. Als sie erfahren haben, mit welcher Mäßigkeit sie sich bey ihren, so wohl besondern als feyerlichen, Mahlzeiten aufführten, so haben sie sich nicht einbilden können, daß diese ehwürdigen Mitbrüder eben dieselben Ursachen gehabt hätten, sie von ihren Gesellschaften auszuschliessen. In der Einbildung, daß die Mannspersonen, ohne sie nur strafbare Ergetzlichkeiten genießen könnten, haben sie den Wollüsten, welche die Freymäurer in ihren Versammlungen empfunden, die allerverhaßtesten Farben gegeben.
Alle diese schimpfliche Muthmaassungen werden gar bald verschwinden, wenn ich dasjenige beschreiben werde, was in den Versammlungen der Freymäurer vorgehet. Es ist wohl wahr, daß sie Vergnügungen zusammen bringen, allein es sind ihnen keine andren bekannt, als auf welche niemals einige Reue folget. Dieses setzet einen gerechten und wohlüberlegten Geschmack voraus, welcher, da er sie zu allem, was gut und liebenswürdig reizet, ihnen zu gleicher Zeit einflösset, nichts mit einer heftigen Begierde zu suchen. Dieser ruhige Zustand des Herzens, welcher sehr weit von der verdrießlichen Gleichgültigkeit entfernet ist, läßt unter ihren Händen beständig neue Vergnügungen gebohren werden. Sie würden vielleicht viel lebhafter seyn, wenn sie von den Leidenschaften unterstützet wären; allein würden sie auch so angenehm, so mannichfaltig, und so dauerhaftig seyn? Ich beziehe mich auf diejenigen, welche die Erfahrung davon haben. Ich würde eben so gern die Frauenspersonen selbst zu Richtern annehmen; allein ich würde nur diejenigen hören, welche die Reife des Alters, oder der Abgang einiger Reize gewisser Anfälle der Vernunft fähig machen.
Ein Verdacht von einer andren Gattung hat mehr Aufmerksamkeit zu verdienen geschienen. Man hatte sich eingebildet, daß von Seiten einer zahlreichen Gesellschaft von verdienstvollen Leuten, welche unter dem Siegel der Verschwiegenheit so genau vereiniget sind, für die Ruhe des Staats alles zu fürchten sey. Man hat so gleich geglaubt, daß, da sie die Frauenspersonen von ihren Versammlungen ausgeschlossen, sie das Absehen gehabt, die Unnützlichkeit und Unbedachtsamkeit daraus zu verbannen, um sich den allerernsthaftigsten Geschäften gänzlich zu überlassen.
Ich gebe es zu, daß dieser Verdacht etwas scheinbares hatte. In der That, wenn die Begierde eines einzigen Menschen, wie man es mehr als einmal gesehen hat, in einem Staate seltsame Veränderungen hat verursachen können; was würde daraus werden, wenn eine so zahlreiche und so einige Gesellschaft, als diese, davon ich rede, aufrührischer Eindrücke, Ränke und Rottirereyen fähig wäre, welche der Hochmuth und die Herrschsucht nur allzuoft in dem menschlichen Herzen hervorbringen?
Man hat in diesem Stücke nichts von den Freymäurern zu befürchten. Sie bringen die Liebe der Ordnung und des Friedens in das Herz. Da sie mit der bürgerlichen Gesellschaft eben so verbunden sind, als sie unter sich vereiniget seyn, also kann man in ihrer Schule viel wirksamer, als aus dem Munde derjenigen, welche Amts wegen unterweisen, lernen, welche Ehrerbietung, Unterthänigkeit und Verehrung wir gegen die Religion, den Fürsten und die Regierung haben sollen. Bey ihnen wird die Ordnung der Untergebung besser als an allen anderen Orten ausgeübet, und als eine Tugend und gar nicht als ein Joch angesehen. Man unterwirft sich derselben aus Liebe und nicht aus derjenigen kriechenden Furchtsamkeit, welche der ordentliche Bewegungsgrund niederträchtiger und gemeiner Seelen ist.
Engelland [andere Ausgabe: England] (8) ist der Freymäurer Geburtsort, und sie behaupten sich darinn mit einem Ansehen, welches der Lauf vieler Jahrhunderte bis itzo nicht hat verändern können. Die Einrichtung dieser Gesellschaft ist auf ein Geheimniß gegründet, welches allezeit unergründlich gewesen ist, so lange die Engländer allein dasselbe in ihrer Gewalt gehabt haben. Diese etwas verschwiegene Nation, weil sie beständig denket, war viel geschickter als irgend eine andre ein so kostbares Pfand zu verwahren.
(8) England [andere Ausgabe: England] ist das Land, wo man die meisten Privatgesellschaften stiftet. Man nennet sie Zusammenkünfte. Man hat darinn die Zusammenkünfte der Fetten und Magern, - - der Könige, - - des h. Georgens, - - der Nachbarn die in einer Gasse gewohnt, - - der Plauderer und Trinker der braunschweigischen Mumme, - - der Duellisten, - - der zween Pfennige - - der Häßlichen, - - der Handschuhe mit Franzen, - - der Verliebten, - - der wöchentlichen Gesellschaft, - - der ewigen Gesellschaft, und viel andre gehabt. Die ewige Gesellschaft, welche erstlich gegen das Ende der bürgerlichen Kriege in England [andere Ausgabe: England] gestiftet worden, und verschiedene Unterbrechungen erlitten hat, hatte gleichwohl bereits zu Anfange dieses Jahrhunderts funfzig Tonnen Toback, dreyßig tausend Faß Bier, tausend Eymer rothen portugiesischen Wein, zwey hundert Pipen Brandewein u. a. m. verzehret.
Wir würden hier noch in einer tiefen Unwissenheit wegen der Geheimnisse dieses Ordens schmachten, wenn er nicht endlich in Franckreich eingeführet worden wäre. Der Franzose, ob er gleich außerordentlich für seine eignen Verdienste eingenommen ist, trachtet nichts desto weniger der andren Nationen ihren nach, weil sie die Annehmlichkeiten der Neuigkeit für ihn haben: oder besser zu sagen, alles was dem Franzosen neu ist, hat für ihn die Anmuth der Verdienste. Das Frauenzimmer fing vor einigen Jahren an, gewisse englische Moden nachzuahmen. Dieses zauberische Geschlecht, welches der Franzose anbethet, ohne daß er sich die Zeit nimmt es zu lieben, gab dem Geschmacke der Nation für seine neue Entdeckungen gar bald den Schwung. Man wollte sich alsdenn wie die Engländer kleiden, man ward dieses kurz drauf überdrüssig. Die Mode der Kleider führte nach und nach die Art zu denken ein; man nahm ihre Metaphysik an; man ward wie sie ein Meßkünstler; unsre theatralischen Stücke schmeckten nach dem englischen Umgange; man wollte so gar bey ihnen die Grundsätze der Gottesgelahrtheit schöpfen: Gott weis, ob man in diesem Stücke etwas gewonnen hat!
Endlich mangelte dem Franzosen nichts weiter, als das Glück ein Freymäurer zu seyn; und er ist es geworden. Diese liebenswürdige und unbedachtsame Nation hat kaum das Geheimniß dieses Ordens vertrauet bekommen, als sie sich von einer entsetzlichen Last überladen fühlte, die sie zu Boden drückte. Die französischen Gesellschafter haben sich anfänglich keine andre Linderung zu verschaffen getrauert, als daß sie über alle vorgegeben, daß sie ein Geheimniß wüssten, aber nichts vermögend seyn würde, dasselbe von ihnen herauszubringen. Ein so ausposauntes Geheimniß ist schon halb entdeckt. Sie haben sich dennoch einige Zeit über gut gehalten. Die vorwitzige Neubegierde der Franzosen, die keine Freymäurer waren, schmeichelte der Eitelkeit derjenigen, welche es waren, und munterte ihre Verschwiegenheit auf; sie wunderten sich selbst über die großmüthigen Bestrebungen, welche sie anzuwenden sie das Herz hatten, dasjenige nicht zu entdecken, was sie ein feyerlicher Eyd zu verschweigen verpflichtete.
Eine heftige Begierde, welche Hindernisse findet, wird dadurch nur feuriger und scharfsinniger, sich zu vergnügen. Die französische Neubegierde, da sie die schwachen Schranken, in welchen ihre Landsleute ihr Geheimniß eingeschlossen hatten, nicht mit offenbarer Gewalt durchbrechen gekonnt, hat die Arglist angewendet, welche die Gemüthsart dieser Nation am gleichförmigsten ist. Die Neubegierigen haben eine verächtliche Gleichgültigkeit gegen Geheimnisse angenommen, die man ihnen so halsstarrig verbarg. Dieß war das wahre Mittel Leute geschmeidiger zu machen, derer Verschwiegenheit nur prahlerisch war.
Die List hat ihre Wirkung gehabt; die sich selbst gelassenen Freymäurer sind viel umgänglicher geworden; man ist glücklich gewesen, daß man sie von ihrem Orden zu schwatzen vermocht; der eine hat dieses, der andre jenes gesaget. Diese verschiedene Sammlungen haben anfänglich ein ziemlich unvollkommen Ganzes gemacht; allein es ist durch neue Erlauterungen verbessert worden, und endlich ist es zum Puncte der Richtigkeit gebracht worden, unter welcher Forme ich es itzo vorstelle.
Ich kann nicht verheelen, daß ich als ein Franzose in dieser Gattung von Unbescheidenheit ein sonderbares Vergnügen empfinde. Es ist wahr, daß dabey eine schmeichelhafte Abwürzung fehlet, welches die Verbündlichkeit nicht zu reden seyn würde. Wie aber ein guter Appetit gemeiniglich dasjenige ersetzet, was in Ansehung der Kunst in einem Gerichte mangelt: so ist das Vergnügen, welches mich die Geheimnisse der Freymäurerey zu offenbaren beweget, für mich eben so empfindlich, als wenn ich Verbündlichkeiten zu schweigen hätte.
Das Geheimniß der Freymäurer bestehet vornehmlich in der Art, wodurch sie sich erkennen. Zween Freymäurer, die einander niemals gesehen haben, werden sich unfehlbar erkennen, wenn sie einander antreffen. Diß ist die Wirkung gewisser Zeichen, darüber sie mit einander einig geworden sind. Sie wenden dieselben vielfältig, so wohl in ihren Versammlungen, als in absonderlichen Begegnungen an, daß man sie für eben so viel Gaukler ansehen könnte. Uebrigens sind die Zeichen. deren sie sich bedienen, so deutlich und ausdrückend, daß man sich in diesem Stücke noch niemals versehen hat.
Wir haben drey ganz frische Beyspiele, welche die Wirksamkeit von den Zeichen der Freymäurerey, und die zärtliche Einigkeit, die unter diesen ehrwürdigen Mitbrüdern herrschet, augenscheinlich beweisen.
Vor ungefähr drey Jahren, erlitt ein französischer Kaper, der ein Freymäurer war, an den Küsten einer Insel unglücklichen Schiffbruch, deren Unterkönig auch von diesem Orden war. Der Franzose war so glücklich, sich zu retten; allein er verlohr nebst seinem Schiffe, seine Besatzung und sein Gut. Er ließ sich dem Unterkönige vorstellen. Seine Verwirrung war, wie er ihm sein Unglück auf eine solche Art erzählen sollte, daß er seinen Glauben auf sein Wort verdienen möchte. Er war sehr erstaunt, als er den Unterkönig die Zeichen der Freymäurerey machen sah. Der Franzose beantwortete sie aus Herzensgrunde. Sie umarmeten einander als Brüder, und redeten mit aller Offenherzigkeit mit einander, welche die allerzärtlichste Freundschaft einflössen kann. Der Unterkönig, der von des Franzosen Unglücke empfindlich gerühret war, behielt ihn auf seiner Insel, und verschafte ihm, während seines Aufenthalts darauf, alle Hülfe, und mögliche Ergetzlichkeiten. Als sich der Franzose wieder in See begeben wollte, um an der Ersetzung seiner Einbußen zu arbeiten, überhäufte ihn der Unterkönig mit Geschenken, und gab ihm so viel Geld, als er zur Rückreise in sein Land nöthig hatte. Der Franzose, voller Erkenntlichkeit, legte gegen seinen Wohlthäter die Danksagungen ab, welche seine Großmüthigkeit verdiente; und er machte sich der Gelegenheit eines Schiffes zu Nutze, welches unter Segel gieng, um wieder nach Frankreich zu kommen. Man hat die umständliche Beschreibung dieses Abentheuers von dem Franzosen selbst erfahren. Er heisset Preverot. Er ist des Herrn Preverot, Doctors der Arzneykunst, Bruder, der, wie ich glaube, ungefähr vor einem Jahre gestorben ist.
Vor etlichen Monaten ward ein englischer Edelmann, da er nach Paris kam, auf seinem Wege durch Räuber angehalten. Man nahm ihm sechzig Louisdor. Dieser Engelländer [andere Ausgabe: Engländer], der ein Freymäurer war, war kaum zu Paris angekommen, als er die Zeichen machte. welche die Freymäurerey bezeichnen. Dieses Mittel glückte ihm; er ward von den Brüdern umhalset, denen er seine betrübte Begegnung erzählte: man sammlete in einer Versammlung eine Beysteuer, und gab ihm die sechzig Louisdor wieder, die ihm geraubet worden waren. Er hat sie, nach seiner Zurückkunft in Engelland [andere Ausgabe: England], zu Paris wieder bezahlen lassen.
In der Schlacht bey Dettingen ward einem Gardereiter des Königes sein Pferd unter dem Leibe erschossen, und ihm selbst lag es dermaassen auf dem Leibe, daß er sich unmöglich darunter hervor helfen konnte. Ein englischer Reiter kam mit aufgehobenem Säbel auf ihn loß, und würde seiner übel gewartet haben, wenn nicht der Gardereiter, der ein Freymäurer war, ganz von ungefehr die Zeichen des Ordens gemacht hätte. Zum Glücke für ihn war der englische Reiter auch von derselben Gesellschaft: er stieg vom Pferde, er half den Franzosen unter dem seinigen hervor, und rettete ihm, als einem Mittbruder, das Leben, machte ihn aber dennoch zu seinem Gefangenen, weil kein Freymäurer den Dienst seines Fürstens iemals aus den Augen setzet.
Ich sehe bereits, wie mein Leser mit Ungeduld erwartet, daß ich diese wunderthätigen Zeichen abmale, welche so heilsame Wirkungen hervorzubringen sind; allein ich bitte ihn um Erlaubniß, noch etwas überhaupt von dem Orden der Freymäurer zu sagen; nach diesem will ich mich in eine sehr weitläuftige Beschreibung einlassen, darüber man vergnügt zu seyn Ursache haben wird.
Anfänglich scheint es, daß die Tafel der festgesetzte Punct sey, der die Freymäurer vereiniget. Bey ihnen ist ein ieder, der zu einer Versammlung eingeladen wird, auch zu einer Mahlzeit eingeladen; also werden die Geschäfte dabey untersuchet. Es ist bey ihrem Orden nicht wie bey denjenigen in allen Absichten trockenen Gesellschalten, in welcher von langer Zeit das Gemüth und der Leib aus Staate zu einem ewigen Fasten verdammet zu seyn scheinen. Die Freymäurer wollen trinken, essen und sich lustig machen; Dieses eben muntert ihre Beratschlagungen auf.
Man siehet daß diese Art, sein Gutachten zu sagen, sich für viel Leute schicken kann; der Verständige, derjenige, welcher nicht dafür gehalten wird, der Staatsmann, der Privatmann, der Edelmann, der Bürger, ieder wird dabey zugelassen, ein ieder kann seine Rolle dabey spielen. Dieses ist etwas unvergleichliches, daß sich in einer so seltsamen Vermischung niemals weder Hochmuth noch Niederträchtigkeit findet. Der große Herr erlaubet seinem Adel, sich gemein zumachen; der gemeine Mann nimmt Hoheit an; mit einem Worte, ein jeder, der in irgend einer Art, die es auch sey, mehr hat, will gern von dem seinigen was abtreten, so daß sich alles gleich findet. Der Titel, Brüder, den sie einander wechselsweise geben ist kein leeres Wortgepränge, sie geniessen insgemein aller der Annehmlichkeiten der Brüderschaft. Das Verdienst und die Gaben thun sich dabey nichts destoweniger hervor; allein diejenigen, welche damit versehen zu seyn das Glück haben, besitzen sie ohne Stolz und Furcht, weil diejenigen, welche nicht mit eben denselben Vortheilen begabet sind, deswegen weder gekränkt noch eifersichtig werden. Niemand will dabey schimmern, iedermann suchet zu gefallen.
Dieser schwache Entwurf kann, nach meinem Bedünken, einen ziemlich vortheilhaftjgen Begriff von der Anmuth und Weisheit geben, welchem der Gesellschaft der Freymäurer herrschen. Man hat ihnen vergeblich vorwerfen wollen, daß sie nur darum Versammlungen halten, damit sie desto freyer über Religionsmaterien, oder was den Staat betrift, reden können; über diese beyden Artikel hat man niemals die geringste Frage unter ihnen aufwerfen gesehen. Der Gott des Himmels, und die Herren der Erde werden darinnen unverletzlich verehret. Niemals handelt man darinnen eine einzige Sache ab, welche die Religion betreffen könnte; dieß ist eines (9) von den Grundgesetzen der Gesellschaft.
(9) Dieses erinnert mich an einer sehr seltsamen Verordnung, welche in den Schweizercantons wegen der Unruhen kundgemacht worden, welche in diesen Provinzen von denen, unter den Gottesgelehrten entstandenen Zänkereyen über einige Religionspuncte, erreget worden sind. Es ward von der Gnade, der Gnadenwahl, der Wirkung Gottes in die Kreaturen, u. d. m. gestritten, ungemein schwere Materien, auch für die allerscharfsinnigsten Köpfe. Well es nun schon lange Zeit war, daß man einander nicht verstund, so war zu befürchten, daß der Federstreit endlich auf eine öffentliche Empörung hinauslaufen möchte. Die Sache ward vor dem höchsten Rath gezogen, welcher die Schwierigkeit hob, indem er durch einen kundgemachten Befehl allen und einem ieden von Gott weder in guten, noch in bösen zu reden verboth.
In Ansehung der geheiligten Person Ihrer Majestät, so gedenket man derselben beym Anfange der Mahlzeit auf eine rühmliche Art: die Gesundheit dieses durchlauchtigsten Monarchen wird dabey mit aller möglichen Pracht und Feyerlichkeit getrunken: wenn dieses vorbey, so redet man nicht mehr vom Hofe.
In Absehn auf die Unterredungen, die man unter währender Mahlzeit hält, so gehet dabey alles mit einer Wohlanständigkeit zu, die sich sehr weit erstrecket: ich weis auch nicht, ob die strengen Verfechter der ernsthaften Moral derselben ganze Regelmäßigkeit würden behaupten können. Man redet niemals von den Abwesenden, man saget von keinem einzigen Menschen, wer er auch sey, etwas Böses, die boßhafte Satire ist davon ausgeschlossen, die Spötterey ist dabey verhaßt: man würde überdieß die verzuckerte Ironie unsrer vorgegebenen Weisen, weil sie fast allezeit boßhaftig eifrig sind, nicht dabey leiden; und mit einem Worte alles zu sagen, man duldet dabey nichts, was nur den allerleichtesten Abdruck des Lasters bey sich zu führen scheinet.
Diese genaue Ordnung, an statt daß sie eine traurige Ernsthaftigkeit gebähren sollte, breitet vielmehr in den Herzen und Gemüthern die allerreinste Wollust aus; man siehet die schimmernde Farbe der Lustigkeit und Munterkeit auf ihrem Gesichte hervor brechen; und wenn die Schattierungen derselben manchmal ein wenig lebhafter als ordentlich sind, so läuft der Wohlstand niemals die allergeringste Gefahr dabey, dieß ist die Weisheit bey guter Laune. Wenn es sich gleichwohl zutrüge, daß sich ein Bruder vergässe, und in seinen Gesprächen die Schwachheit begienge, dergleichen Ausdrücke zu gebrauchen, welche die Verderbniß unsrer Zeit, unter den Namen der Freyheiten auf eine ehrbare Art zu beschönigen geglaubt hat, so würde ihn ein furchtbares Zeichen gar bald seiner Pficht erinnern, und er würde sich augenblicklich wieder erholen. Ein Bruder kann wohl wider seine Pflicht handeln, weil er ein Mensch ist; allein er hat die Herzhaftigkeit sich zu bessern, weil er ein Freymäurer ist.
Nunmehro ist es Zeit die Neubegierde des Lesers zu vergnügen, und ihm das Innerliche der frevmäurischen Versammlungen umständlich zu zeigen. Weil ich mich bey allem, was ich sagen will, der Ausdrücke des Ordens bedienen werde, so halte ich es für dienlich, sie hier zur Erleichterung des Verstandes alles desjenigen, was ich zu sagen habe, zu erklären.
Frey Mäurer, (in Englischen Free Mason) bedeutet einen freyen Mäurer. Im Ursprunge war dieß eine Gesellschaft von Personen, welche man dafür hielt, daß sie sich freywillig gewidmet hätten, einmal an der Wiederaufbauung des Tempels Salomons zu arbeiten. Ich glaube nicht, daß die heutigen noch den Vorsatz eines solchen Anschlages haben, welcher sehr viel Zeit und Mühe brauchen würde. Wenn dieses wäre, und daß sich diese Gesellschaft bis zur Wiederaufbauung dieses berühmten Gebäudes erhielte, so würde sie wahrscheinlicher Weise noch sehr lange Zeit dauern.
Uebrigens ist dieser ganze Geschmack der Mäurerey pur allegorisch, es kömmt darauf an, das Herz zu bilden, den Verstand zu ordnen, und nichts zu thun, was nicht mit der guten Ordnung übereinkömmt: dieses wird durch die vornehmsten Denkbilder der Freymäurer bedeutet, welche das Winkelmaas und der Zirkel sind.
[von hier an ist die kürzere Fassung Aus Der Entdeckte Und von allen seinen Geheimnissen Entblösste Freymaurer. Strasburg, Bey Johann Heinrich Belcker, 1745, 14-45. bis zur Ausstossung eines unhöflichen Bruders zu lesen unter:
Vor diesem ist nur ein einziger Obermeister [Grand-Maitre] gewesen, der ein Engelländer [andere Ausgabe: Engländer] war, itzo haben die verschiedenen Länder, in welchen es Freymäurer giebet, iedes den ihrigen. Derjenige, welcher mit dieser Würde bekleidet ist, heißet der Ehrwürdigste [le Très-Venerable]. Er liefert den Meistern [Maitres], welche den besondern Versammlungen vorgesetzet sind, die Bestallungsbriefe aus, welche man Constitutionen nennet. Diese besondern Vorsteher [Présidens particuliers] werden mir Ehrwürdige [Venerables] genennet (10). Ihre Bestallungsbriefe oder Constitutionen werden durch einen Oberbeamten [Grand-Officier] des Ordens gegengezeichnet, welcher der allgemeine Secretär [Sécrétaire Général] ist.
(10) Man muß beobachten, daß, wenn diese Ehrwürdigen in Verrichtung in ihrer eignen Loge sind, man sie Ehrwürdigste nennet.
Die Mäurerversammlungen werden gemeiniglich Logen genennet. Wenn man also eine Versammlung auf diesen oder jenen Tag ankündigen will, so saget man: Diesen Tag wird Loge seyn. Die Ehrwürdigen können Loge halten, wenn sie es für dienlich erachten. Es giebt keine festgesetzten Versammlungen, als alle ersten Sonntage iedes Monats.
Obgleich alle die Versammlungen der Freymäurer Logen genennet werden, so wird doch dieser Name denjenigen eigentlicher beygeleget, welche einen von dem Obermeister ernannten Ehrwürdigen haben. Dieser Logen giebet es heutiges Tages an der Zahl zwey und zwanzig. Man bezeichnet sie durch den Namen derjenigen, welche darinnen vorsitzen: also saget man; Ich bin in des Herrn N. Loge aufgenommen worden.
Weil sich die besondern Freymäurer versammlen können, wenn sie wollen, so ernennen sie unter sich einen Ehrwürdigen nach der Mehrheit der Stimmen, wenn sich derjenige, welcher von dem Großmeister ernennet worden, nicht da befindet. Wenn gleichwohl sich einer von den beyden Oberbeamten [Grands-Officiers] dabefände, welche gemeiniglich demjenigen zugegeben werden, der Amts wegen der Ehrwürdige ist, so würde man ihm den Vorsitz auftragen (11). Ich werde in einer Minute sagen, was man durch diese Oberbeamte verstehet.
(11) Diese Beamten nehmen die Stelle des Ehrwürdigen nicht eher ein, als wenn er bey der Versammlung erschienen ist. und wegen irgend eines Geschäftes, oder sonst hat weggehen müssen. Denn wenn er nicht erschienen ist, so erwählet man einen unter den Meistem nach der Mehrheit der Stimmen.
Die Logen bestehen aus mehr oder weniger Personen. Unterdessen muß eine Versammlung der Freymäurer, ehe sie eine Loge genennet werden kann, zum wenigsten zween Meister, drey Gesellen und zween Lehrjungen haben. Bey der Beschreibung einer Aufnahme wird man den Unterscheid der Grade der Freymäurerey sehen.
Wenn man in einer Loge ist, so giebet es unter dem Ehrwürdigen zween Hauptbediente, welche Uebelaufseher [Surveillans] genennet werden. Diese sorgen für die Volstreckung der Verordnungen des Ordens, und befehlen darinn die Uebung, wenn es der Ehrwürdige befiehlet. Jede Loge hat auch ihren Schatzmeister [Trésorier], unter dessen Händen die Capitalien der Gesellschaft sind. Er hat die Unkosten zu bezahlen über sich, die man darinn machen muß, und nach der Regel soll er den Brüdern in der Versammlung des ersten Sonntags im Monate von der Einnahme und Ausgabe Rechnung ablegen. Es ist auch ein Secretär [Secretaire] darinnen, die vornehmsten Beratschlagungen der Loge zu sammlen, damit er dem allgemeinen Secretär des Ordens Nachricht davon geben kann.
Ein Ehrwürdiger, ob er gleich das Haupt der Loge ist, hat keine Gewalt darinn, als in so fern er selbst ein eifriger Beobachter der Verordnungen ist; denn wenn er dawider handelte, so würden die Brüder nicht ermangeln, es ihm zu verweisen. In diesem Falle, schreitet man zur Sammlung der Stimmen (sie nennen dieses balotiren;) und die Strafe ist nach der Art des Verbrechens schärfer oder gelinder. Dieß kann gar so weit gehen ihn abzusetzen und von der Loge auszuschließen, wenn es der Fall erfordert.
Wenn ein Bruder wider seine Pflicht gehandelt hat, so strafet ihn der Ehrwürdige; und er kann ihm auch aus eigner Gewalt eine Geldbusse auflegen, welche stehenden Fusses bezahlet werden muß: sie ist beständig zum Nutzen der Armen. Der Ehrwürdige kann nur wegen leichter Fehler also verfahren; wenn sie von einer gewissen Wichtigkeit sind, so ist er die Versammlung zu berufen verbunden, um darinnen zu verfahren. Man wird weiter unten die besondere Ceremonie sehen, welche bey der Ausschliessung eines Freymäurers beobachtet wird. Hier will ich nur beobachten, daß, wenn ein Bruder ausgeschlossen wird, oder ohne daß er ausgeschlossen wird, der Gesellschaft ein so schweres Mißvergnügen verursachet hat, daß man mit Schärfe wider ihn verfahren muß, man ihn deswegen nicht augenblicklich aus der Loge gehen läßt, sondern nur ankündiget, daß sie geschlossen ist. Man wird anfänglich glauben, daß eine Loge schließen, so viel bedeute, daß die Thüre derselben wohl verschlossen werden müsse: allein es ist gleich das Gegentheil. Wenn man saget, daß die Loge geschlossen ist, so kann jedermann, der kein Freymäurer ist, hinein gehen, und mit essen und trinken und von neuen Zeitungen schwatzen. Eine Loge eröffnen, bedeutet in der Freymäurer Sprache, daß man öffentlich von den Geheimnissen der Freymäurerey und allem, was den Orden betrift, reden kann; mit einem Worte, ungescheut denken, ohne daß man befürchten darf, von irgend einem Weltlichen gehöret zu werden (also nennet man diejenigen, welche nicht von der Brüderschaft sind.) Alsdenn kann niemand hinein gehen; und wenn es sich zutrüge, daß sich irgend einer hinein schliche, so würde man die Loge augenblicklich schließen, das heißt, daß man von den Geschäften der Mäurerey schweigen würde.
Uebrigens ist man nur in den besondern Versammlungen ausgesetzt, manchmal gestöret zu werden; denn wenn man große Loge hält, so sind alle die Zugänge so wohl bewahrt, daß kein einziger Weltlicher hinein kommen kann. Wenn unterdessen, aller angewendeten Vorsichten ungeachtet, irgend einer sich einzuschleichen so geschickt wäre oder irgendein verdächtiger Lehrjunge in der Zeit erschiene, da man von den Geheimnissen der Mäurerey handelt, so warnet der erste, der es wahrnimmt, die Brüder augenblicklich und saget: Es regnet: diese zwey Worte bedeuten, daß man nichts absonderliches mehr sagen dürfe.
In diesen feierlichen Versammlungen hat ieder Bruder ein weiß ledernes Schurzfell [Tablier], dessen Bänder auch von Leder seyn müssen. Einige tragen dieselben ganz schlecht, oder ohne den geringsten Zierrath, andre sind mit einen: blauen Bande verbrämt. Ich habe welche gesehen, welche in dem Latze des Schurzfells die Denkbilder des Ordens trugen, welche, wie ich bereits gesaget habe, ein Minkelmaas [besser: Winkelmaas] und Zirkel sind.
Wenn man sich zu Tische setzet, so setzet sich der Ehrwürdige zu erst oben an, an der Seite gegen Morgen. Der erste und andre Uebelaufseher nehmen ihren Platz gegen Abend, dem Ehrwürdigen gegen über. Wenn es ein Aufnehmungstag ist, so haben die Aufzunehmenden die Ehrenstelle, das heißt, sie sitzen dem Ehrwürdigen zur Rechten und zur Linken.
An den Aufnehmungstagen tragen der Ehrwürdige, die zween Uebelaufseher, der Secretär und der Schatzmeister des Ordens, ein blau Band (12) am Halse, das wie ein Dreyeck geschnitten ist, fast wie die Comther des h Geistordens tragen, die von der Kirche oder den Gerichten sind. Unten an dem Bande eines Ehrwürdigen hangen ein Winkelmaas und ein Zirkel, welche von Golde, oder wenigstens vergoldet seyn müssen. Die Oberaufseher und andre Beamten tragen nur den Zirkel.
(12) Es ist eben nicht unumgänglich nöthig, daß das Band die Figur habe, wie man es hier beschreibet. Ich habe gesehen, daß man es auf die Art wie das Band des goldenen Vliesses getragen; dieses machet allezeit eine Art des Dreyecks, welches aber nicht so vollkommen als dasjenige ist, davon man geredet hat.
Die Lichter, welche man auf den Tisch setzet, müssen allemal in einem Dreyangel stehen; es giebet auch viel Logen in welchem die Leuchter dreyangelförmig sind. Sie sollten von Holze und mit allegorischen Figuren versehen seyn, die sich auf die Mäurerey beziehen. Die Verordnungen müssen bey diesem Artikel keine Gleichförmigkeit fest setzen; denn ich habe verschiedene von diesen Leuchtern gesehen, welche von ganz verschiedener Art waren, so wohl in Ansehung der Materie, daraus sie gemacht waren, als der Figur, die man ihnen gegeben hatte.
Die Tafel wird allezeit mit drey, oder fünf, oder sieben oder neun Gerichten besetzt. Wenn man sich gesetzt hat, kann ieder eine Flasche vor sich setzen lassen. Alle Wörter, derer man sich beym trinken bedient, sind von der Artillerie enlehnet.
Die Flasche wird die PulverTonne [Baril] genannt: einige sagen Faß [Barique], welches gleichgültig ist.
Dem Weine giebet man den Namen des Pulvers [Poudre] so wohl als dem Wasser, mit diesem Unterschiede, daß der erste roth Pulver, und das andere weiß Pulver ist.
Die Uebung, welche man beym Trinken machet, erlaubet den Gebrauch der Gläser nicht; es würde nicht ein einziges nach geschehenem Trinken ganz bleiben; man hat lauter Becher, die man Canonen [Canons] nennet. Wenn man Ceremonien mässig trinket, so saget man: Ergreift das Pulver [Donnez de la Poudre]. Ein ieder stehet auf, und der Ehrwürdige saget: Ladet [Chargez]. Hierauf schenket ein ieder Wein in seinen Becher. Hierauf saget man: Ergreifet eurer Gewehr [Portez la main à vos Armes] - - - Schlaget an [En joue] - - - Feuer [Feu, grand feu]. Dieß sind die drey Absätze, die man beym Trinken beobachten muß. Bey dem ersten leget man die Hand an den Becher, bey dem andren bringet man ihn vor sich, als wenn man das Gewehr präsentirt; und beym dritten trinket ein ieder. Beym Trinken hat man die Augen auf den Ehrwürdigen gerichtet, damit alle zugleich einerley Uebung machen, wenn man den Becher absetzt, bringet man ihn ein wenig vor sich, nach diesen an die linke Brust und dann an die rechte; welches dreymal also geschiehet. Hierauf setzet man den Becher in drey Bewegungen wieder auf den Tisch, man klatschet dreymal in die Hände, und ieder schreiet auch dreymal: Vivat.
Diese Art zu trinken machet den schönsten Anblick den man sich immer einbilden kann; und man kann es den Freymäurern zum Ruhme nachsagen, daß die Uebungen in keiner Kriegsschule mit mehr Aufmerksamkeit, Richtigkeit, Pracht und Majestät gemachet werden, als bey ihnen. So zahlreich auch die Versammlung ist, so ist doch die Bewegung des einen beständig die Bewegung der anderen alle; man siehet keinen Nachplatzer [Traineurs], und so bald die ersten Worte zur Uebung ausgesprochen sind, so wird dabey alles bis zum Ende mit einer solchen Gleichheit ausgeführt, daß man es für Zauberey hält. Das Getöse, welches gemacht wird, wenn man die Becher wieder auf den Tisch setzet, ist ziemlich groß, aber nicht tumultuarisch: Es ist nur ein einziger Schlag, der starck genung ist, solche Gefässe zu zerbrechen, die von keiner gewissen Festigkeit find.
Wenn irgend einer bey der Uebung fehlet, so fängt man wieder an; allein man nimmt hierzu keinen Wein wieder. Dieser Fall ist ungemein selten, gleichwohl hat er sich manchmal eräuget. Dieses kömmt gemeiniglich von denen Neuangenommenen her, welche noch nicht fertig genung in den Uebungen sind.
Die erste Gesundheit, die man feyerlich trinket, ist des Königes seine. Hierauf trinket man des Ehrwürdigsten seine. Nach dieser folget des Ehrwürdigen seine. Hierauf trinket man auf des ersten und andren Uebelaufsehers, und endlich auch der Brüder der Loge ihre.
Wenn Neuaufgenommene zugegen sind, so trinket man auch ihre Gesundheit, unmittelbar hernach, da man auf der Uebelaufseher ihre getrunken hat. Eben diese Ehre erweiset man auch den Brüderbesuchern [Frères Visiteurs], die sich in der Loge befinden: also nennet man die Freymäurer einer Loge, welche sich im Vorbeyreisen mit den Brüdern einer andren Loge zu besprechen dahin kommen. Der Titel der Brüder, der gleich durch die Zeichen des Ordens bekräftiget wird, verschaffet ihnen den Eintritt und die Ehrenbezeigungen in allen Logen.
Man muß beobachten, daß, wenn man Ceremonien mässig trinket, iedermann aufstehen muß. Wenn der Ehrwürdige irgend einer Verrichtung halber aus der Loge gehet, so setzet sich der erste Uebelaufseher auf seinen Platz, und einer von den Brüdern wird der andre Uebelaufseher: diese Stellen sind niemals ledig. Der erste Uebelaufseher, welcher der Ehrwürdige geworden, verordnet eine Gesundheit für denjenigen, der hinausgegangen ist, und er ist besorgt seiner Mäurerinn [Maçonne] ihre dazu zu fügen; dieses geschieht mit viel grösserer Feyerlichkeit; man wird die Beschreibung davon sehen, wenn ich von der Aufnehmungsmahlzeit reden werde. Wenn der Ehrwürdige unter währender Ceremonie wieder in die Loge kömmt, so kam er seinen Platz nicht wieder einnehmen; er muß stehen bleiben, bis die Ceremonie geendiget ist.
[für die nächsten paar Absätze vergleiche erneut: L’Ordre des Francs-Maçons trahi. 1745 „Bei der Beschreibung des Tafelrituals“]
Ich will hier in Ansehung der Mäurerinn beobachten, daß, ob gleich die Frauen in den Versammlungen der Freymäurer nicht zugelassen werden, man derselben dennoch in denselben allezeit rühmlich gedenket.
An dem Aufnehmungstage, wenn man einem Neuaufgenommenen daß Schurzfel giebet, giebt man ihm auch zu gleicher Zeit zwey Paar Handschuh, das eine für ihn, und das andre für seine Mäurerinn, dieß heißt für seine Ehfrau, wenn er verheirathet ist, oder für das Frauenzimmer, welches er am höchsten schätzet [qu’il estime le plus], wenn et das Glück hat, ehloß zu seyn.
Man kann das Wort Hochachtung auslegen, wie man will. Ehmals hatte es nur eine sehr ehrbare Bedeutung; es bedeutete nur eine freundliche Neigung, welche auf die Vortrefflichkeit oder auf die Anständigkeit der Eigenschaften des Herzens und des Verstandes gegründet war. Allein, nachdem die Schamhaftigkeit des Frauenzimmers sie diesen Ausdruck hat anwenden lassen, eine Liebe, auf eine ehrbare Art auszudrücken, die öfters nichts weniger als ehrbar ist, so ist es sehr zweydeutig geworden. Uebrigens mögen die Verbindungen von einer Art seyn, von welcher sie wollen, welche die Freymäurer mit dem Frauenzimmer haben können; so ist es doch ganz gewiß, daß der Damen so wohl in den feyerlichen als besondeen [besser: besondren] Versammlungen nicht anders, als auf eine sehr anständige und kurze Art gedacht wird; man trinket auf ihre Gesundheit, und man giebet ihnen Handschuh, dieß ist alles, was sie davon bekommen. Dieses wird vielleicht ein wenig kränkend für ein Geschlecht zu seyn scheinen, welches es lieber hat, daß man Böses, als ganz und gar nichts von ihm sage. Mich dünket andern Theils, daß ein so ehrwürdiges Stillschweigen wegen einer Materie, welche so oft abgehandelt zu werden erfordert, viel Leuten einen Ekel vor der Mäurerey machen muß. Eine solche Gesellschaft wird gewißlich nicht nach dem Geschmacke unsrer meisten jungen und brausenden Unbesonnenen seyn, welche am öftersten, statt aller Unterredung, nichts als eine unflätige Erzählung von einigen lächerlichen Eroberungen haben, die durch die Verderbniß ihrer Herzen auf eine plumpe Art erfunden worden: sie würden unfehlbar in einer Gesellschaft verdrießlich werden, deren Ergetzlichkeiten und Unterredungen nach Weisheit schmecken. Ich darf nur sagen, wie viel man auch über eine dergleichen Erlangung verdrießlich seyn würde.
Ob gleich die Wohlanständigkeit und Weisheit bey den freymäurerischen Mahlzeiten allezeit auf das genauste beobachtet werden, so schliessen sie deswegen die Lustigkeit und Frölichkeit nicht davon aus. Dir Unterredungen dabey sind sehr belebt; allein ihre meiste Anmuth bekommen sie von der brüderlichen Zärtlichkeit und Treuherzigkeit, die man darinnen herrschen siehet.
Wenn die Brüder, nachdem sie einige Zeit Unterredung gepflogen haben, ihr Glück zu besingen Vorhabens zu seyn scheinen, so traget der Ehrwürdige diese Verrichtung dem ersten oder andren Uebelaufseher auf, oder demjenigen von den Brüdern, den et für den geschicktesten hält, sich dieser Verrichtung würdiglich zu entledigen. Man hat vornehme Logen gesehen, in welchen die von dem Ehrwürdigen zugestandene Erlaubniß zu singen durch eine Musik von Waldhörnern und andern Instrumenten gefeyret worden ist, deren übereinstimmender Wohlklang die verehrenswürdigen Kennzeichen der vertrauten Einigkeit und des angenehmen Verständnisses, welche der Freymäurer Glück machen, in die Ferne ausgebreitet hat. Nach diesem geendigten Concerte sang man die Lobgesänge der Brüderschaft.
Diese Lobgesänge sind von verschiedenen Gattungen; Einige sind für die Uebelaufseher, andre für die Meister, es giebet einige für die Gesellen, und endlich beschließt man mit der Lehrjungen ihren. Allemal, wenn man Loge hält, singet man zum wenigsten die Lieder der Gesellen und Lehrjungen. Man wird zu Ende dieses Bandes eine Sammlung von den meisten Liedern finden, welche in verschiedenen Logen sind gesungen worden. Sie sind nicht gleich gut; doch drücken sie alle den Geist der Einigkeit und Verträglichkeit aus welcher die Seele der freymäurerischen Brüderschaft ist.
Wenn man das letzte Lied singet, so kommen die Bedienten [les Domestiques], welche man dienende Brüder [Frères-Servans] nennet, und auch von dem Orden sind, an den Tisch der Meister und bringen ihre geladenen Canonen mit sich (man weis schon, was dieses bedeutet,): sie setzen sie auf den Tisch der Meister, und sich unter sie. Jedermann stehet alsdenn auf, und man machet die Kette [la chaine], dieß heißt, daß ein ieder den andren bey der Hand fasset, aber auf eine ganz besondere Art. Man hat die Hände kreuzweise und schränket sie auf die Art, daß derjenige, der zur Rechten ist, die linke Hand seines Nachbars hält, und aus eben der Ursache, hält derjenige die rechte Hand, welcher zur Linken ist: auf diese Art wird die Kette um den Tisch herum gemacht. Alsdenn singet man:
Brüder von der Mäurerey Lasset uns, von Sorgen frey, Unsers Lebens Lust geniessen, Laßt das rothe Nasse fliessen; Ein dreyfacher Freuden Schall Welchen unsre Gläser geben, Der beweise überall, Daß wir als wie Brüder leben.
Wenn dieser Vers gesungen ist, so trinket man mit allen den Ceremonien, außer daß man nicht Vivat schreyet. Man singet nach diesem die andern Verse, und trinket zuletzt mit aller freymäurerischen Zurüstung und Feyerlichkeit, ohne daß man eine einzige Ceremonie ausläßt.
Scheinet diese seltsame Vermischung der Meister und Bedienten nicht anfänglich etwas wunderliches und außerordentliches vorzustellen? Wenn man es gleichwohl unter einem gewissen Augenpuncte betrachtet, welches Glück machet sie nicht der Menschlichkeit überhaupt, und dem Freymäurerorden insbesondere? Man siehet mit welcher Aufmerksamkeit sie in Ansehen ihrer die Eigenschaft eines Bruders zur Wirklichkeit bringen, dessen Namen sie führen. Dieß ist bey ihnen keine leere Benennung, als wie in denjenigen beklagenswürdigen Ländern, wo man die verehrungswürdigen Namen, Vater und Bruder nur täglich gebrauchet, um sie unanständiger Weise zu entweihen: die ersten sind stolze Tyrannen, und die andern niederträchtige Sklaven. Bey den Freymäurern ist es gleich das Gegentheil: die dienenden Brüder geniessen mit ihren Herren einerley Vergnügungen, und eben dieselben Vortheile wie sie. Welches andre Beyspiel würde uns heutiges Tages die glückseligen Zeiten der göttlichen Asträa getreulicher abschildern? Die Menschen waren damals weder dem ungerechten Joche der Dienstbarkeit, noch der kränkenden Verwirrung bedient zu werden, unterworfen: Es war damals weder Oberstelle [ni supériorité], noch Untergebung [ni subordination], weil man das Laster noch nicht kannte.
Nachdem ich einen allgemeinen Begriff von der Art gegeben habe, nach welcher sich die Freymäurer in ihren Versammlungen betragen, so. halte ich es itzo für eine Schuldigkeit, die Ungeduld des Lesers zu vergnügen, und ihm eine ziemlich umständliche Beschreibung von demjenigen zu machen, was in ihren Aufnehmungstagen beobachtet wird.
Wenn man dazu gelangen will, als ein Freymäurer aufgenommen zu werden, so muß man anfänglich einem oder dem andern von diesem Orden bekannt seyn, welchem das Leben und die Sitten des Aufzunehmenden gnüglich beywohnen, damit er dafür stehen kann. Derjenige, welcher diesen Dienst über sich nimmt, giebet anfänglich den Brüdern von seiner Loge von den guten Eigenschaften der Person Nachricht, welche in die. Brüderschaft aufgenommen zu werden verlanget: nach der Antwort der Brüder, wird der Aufzunehmende sich vorzustellen zugelassen.
Der Bruder, welcher mit der Gesellschaft von dem Auszunehmenden geredet hat, heißt der Vortrager [Proposant], und an dem zur Aufnehmung bestimmten Tage hat er das Amt des Pathen [Parrain].
Die Aufnehmungsloge muß aus verschiedenen Gemächern bestehen, in deren einem nicht das geringste Licht seyn darf. In dieses führet der Pathe den Aufzunehmenden zuerst. Man fraget ihn, ob er den nöthigen Beruf [la Vocation nécessaire] bey sich fühlet, aufgenommen zu werden? Er antwortet mit Ja. Man fraget ihn hierauf nach seinem Namen, Vornamen und Stande. Nachdem er diesen Fragen Genüge gethan, so nimmt man ihm alles ab, was er von Metalle an sich haben kann, als Schnallen, Knöpfe, Ringe, Dosen u. d. m. Es giebet auch Logen, wo man dieses so weit treibet, daß man einem Menschen auch seine Kleider ausziehet, wenn goldene oder silberne Borten darauf sind. Nach diesem machet man ihm das rechte Knie bloß, und läßt ihn den Schuh am linken Fusse wie einen Pantoffel niedertreten. Hierauf bindet man ihm eine Binde vor die Augen, und überlasset ihn seinen Betrachtungen ungefähr eine Stunde. Die Kammer, darinn er ist, wird von den Brüder Uebelaufsehern, mit dem blossen Degen in der Hand, von innen und aussen bewachet, die Weltlichen abzuhalten, wenn sich irgend einer zeigen sollte. Der Pathe bleibet mit dem Aufzunehmenden in der finstern Kammer, allein er redet nicht mit ihm.
Wenn diese Zeit des Stillschweigens verflossen ist, so thut der Pathe drey Schläge an die Aufnehmungskammer. Der Ehrwürdige Obermeister der Loge antwortet von innen durch drey andre Schlage, und befiehlt darauf die Thüre zu eröffnen. Der Pathe saget alsdenn, daß ein Edelmann(13) Namens N. - - vorgestellt werde, welcher aufgenommen zu werden bittet. Der Ehrwürdige saget zu dem Pathen: Fraget ihn ob er den Beruf hat? Dieser gehet den Befehl zu vollstrecken, und nach diesem bringet er die Antwort des Aufzunehmenden zurück. Alsdenn befiehlt der Ehrwürdige, ihn herein zu lassen; die Uebelaufseher stellen sich an seine Seiten, und führen ihn.
(13) Man mag ein Edelmann seyn oder nicht, so wird man allezeit unter den Freymäurern als ein solcher angemeldet: der Brudername, den sie einander geben, machet sie in Ansehung des Standes alle gleich.
Man muß beobachten, daß mitten in der Aufnehmungskammer [la chambre de Réception] ein großer Raum ist, worauf man zwo Säulen, Ueberbleibsel von Salomons Tempel abzeichnet. An beyden Seiten dieses Raums siehet man auch ein groß J. und ein groß B. gezeichnet. In der Mitten des Raums, und zwischen denen aufgerissenen Säulen stehen drey angezündete Lichter, in einem Dreyangel gesetzt.
Der Aufzunehmende wird mit verbundenen Augen und in dem Zustande, den ich erstlich vorgestellet habe, durch die Uebelaufseher eingeführet, welchen seine Schritte einzurichten aufgetragen ist. Es giebet Logen, in welchen man so bald, als der Aufzunehmende in die Aufnehmungskammer tritt, Pulver oder harzigt Pech anzündet. deren Entzündung allezeit eine gewisse Wirkung thut, ob mal, gleich verbundene Augen hat.
Man führet den Aufzunehmenden um den mitten in der Kammer beschriebenen Raum herum, und läßt ihn diesen Weg dreymal thun. Es giebet Logen, wo dieser Marsch dreymal dreymal geschiehet, dieß heißt, daß man den gedachten Umgang neunmal thut. In währendem Marsche machen die Brüder Uebelaufseher, die ihn begleiten, ein gewisses Getöse, indem sie auf die Ordenszeichen unaufhörlich mit etwas schlagen, welche an dem blauen Bande hangen, das sie am Halse tragen. Es giebet Logen, wo man sich dieses Getöses überhebet.
Diejenigen, welche diese Ceremonie ausgestanden haben, versichern, daß nichts beschwerlichers als dieser Gang sey, den man mit verbundenen Augen also thun muß. Man ist so müde, wenn er zu Ende ist, als wenn man eine lange Reise gethan hätte.
Wenn alle die Umgänge geschehen sind, so führet man den Aufzunehmenden mitten in den beschriebenen Raum; man lässet ihn in dreyen Absätzen dem Ehrwürdigen gegen über fortgehen, der zu oberst hinter einem Armstuhle stehet, auf welchem das Evangelium des heil. Johannes lieget. Der Obermeister saget alsdenn zu dem Aufzunehmenden: Empfindet ihr den Beruf, aufgenommen zu werden? Der Bittende antwortet mit Ja. Lasset ihn den Tag sehen, saget der Großmeister augenblicklich, er hat desselben lange genung entbehren müssen. Man bindet ihm die Augen auf, und mittlerweile man ihm die Binde wegnimmt, so stellen sich die Brüder mit blossen Degen in der Hand, dessen Spitze sie gegen ihn halten, in einem Kreise um ihn herum. Die Lichter, die blinkenden Degen, die sonderbaren Zierrathen, damit die Oberbeamten, wie ich gesaget habe, abgeschmückt sind, der Anblick aller der Brüder in weissen Schurzfellen, machen ein ziemlich blendendes Schauspiel für iemand, welcher bey nahe zwo Stunden des Lichts beraubet gewesen, und überdieß ungemein abgemattete Augen durch die Binde hat. Diese Dunkelheit, in welcher er lange Zeit über gewesen ist, und die Ungewißheit, worinn er in Ansehung desjenigen ist, was er, um aufgenommen zu werden, zu thun hat, setzen das Gemüth unfehlbar in eine Bestürzung, welche ein sehr empfindliches Erstaunen in dem Augenblicke veranlasset, da man das Licht wieder zu sehen bekömmt.
Szene während der "Ceremonie der Aufnehmung"
Wenn die Binde weggenommen ist, läßt man den Aufzunehmenden in dreyen Absätzen bis zu einem Sessel fortgehen, der an dem Fusse des Armstuhls stehet. Auf diesem Sessel lieget ein Winkelmaas und ein Zirkel. Hierauf saget der Bruder, den man den Sprecher [l’Orateur] nennet, weil er die Aufnehmungsrede halten muß, zu dem Aufzunehmenden: Ihr wollet einen ehrwürdigen Orden annehmen, der viel strenger ist, als ihr wohl denket. Es ist darinnen nichts wider das Gesetz, wider die Religion, wider den König, und wider die Sitten. Der ehrwürdige Obermeister wird euch das übrige sagen. Man siehet aus dieser Rede, daß die Sprecher Freymäurer Freunde der Kürze sind.
Gleichwohl ist es demjenigen, welchem das Amt zu reden aufgetragen ist. erlaubt, der gebräuchlichen Formel etwas beyzufügen; allein dieser Zusatz muß ungemein kurz abgefasset seyn: diese Regel ist von den Stiftern des Ordens gegeben worden, welche aus einer weisen Vorsicht den Verdruß und die Unnützlichkeit von sich verbannet gewollt haben. Sie haben ohne Zweifel vorhergesehen, daß eine ausgedehntere Erlaubniß gar bald unter ihnen, wie anderwärts, den ekelhaften Gebrauch derjenigen langen und abgeschmackten Reden einführen würde, deren wunderliches Geschwätz verständige Ohren seit langer Zeit abmattet.
Die Pflicht eines Freymäurers bestehet darinn, daß er mit seinen Brüdern wohl lebet, die Gebräuche des Ordens getreulich beobachtet, und vornehmlich ein unergründliches Stillschweigen wegen der Geheimmsse der Brüderschaft in acht nimmt. Es braucht keiner langen Reden, einen Aufzunehmenden wegen dieses Artikels zu unterrichten.
Wenn der Sprecher seine Rede geendiget hat, so wird dem Aufzunehmenden gesaget, ein Knie auf den Sessel zu setzen. Er muß mit dem rechten Knie daraufknien, welches, wie ich bereits gesaget habe, entblößt ist. Nach der alten Regel der Aufnehmung, mußte der Aufzunehmende, ob er gleich auf dem rechten Knie kniete, dennoch den linken Fuß in der Luft haben. Diese Stellung scheint mir ein wenig beschwerlich zu seyn: es muß auch andren so vorgekommen seyn; denn es giebet viele Logen, in welchen sie nicht beobachtet wird; man läßt nur den Schuh des linken Fusses wie einen Pantoffel nieder treten.
Wenn der Aufzunehmende in dieser Stellung ist, so saget der Ehrwürdige Obermeister zu ihm: Versprecher ihr, die Geheimnisse der Freymäurer und der Freymäurerey niemals weder zu entwerfen, zu beschreiben, noch iemanden zu offenbaren, als einem Bruder in der Loge, und in Gegenwart des ehrwürdigen Obermeisters? Man begreift wohl, daß ein ieder, welcher die Unkosten der Vorstellung aufgewendet hat, bis zum Ende fortgehet, und alles verspricht, was man von ihm fordert. Alsdenn entblösset man ihm den Busen, um zu sehen, ob es kein Frauenzimmer ist, das sich vorstellet; und ob es gleich Frauenspersonen giebet, die in diesem Stücke nicht viel besser versehen sind als die Männer, so ist man doch mit dieser leichten Besichtigung zu frieden. Hierauf setzet man auf den linken Biez [sur la mammelle gauche] des Aufzunehmenden die Spitze eines Zirkels, welches eben derselbe ist, den er in der linken Hand hält; und er verspricht dasjenige zu beobachten, was ihm der ehrwürdige Obermeister gesaget hat. Nach diesem leget er folgenden Eid ab: Im Uebertretungsfall erlaube ich, daß mir die Zunge ausgeschnitten, das Herz herausgerissen, mein Körper zu Pulver verbrannt und die Asche in die Luft gestreuet werde, damit unter den Menschen nicht mehr davon geredet werde: So wahr mir Gott helfe, und dieses h. Evangelium (14).
(14) Hier ist eine andre Formel, die mir mitgetheilet worden: man hat mich versichert, daß es eine Uebersetzung des Eides wäre, welchen die englischen Freymäurer an ihrem Aufnehmungstage ablegen: »Ich bekenne förmlich in Gegenwart Gottes des allmächtigen und dieser Gesellschaft, daß ich die Geheimnisse, welche mir diesen Abend, oder zu andrer Zeit entdecket worden, niemals weder mündlich noch durch Zeichen zu erkennen geben, noch sie zu Papiere bringen, oder auf Kupfer, Metall, Stein, Holz oder andre dergleichen Materialien schneiden oder graben, und sie keinem einzigen Menschen durch einiges Zeichen oder Bewegung zu erkennen geben will, als denjenigen, welche Mitbrüder oder Glieder von der Gesellschaft sind; bey keiner andren Strafe, als daß mein Herz sowohl als meine Eingeweide an der Seite meines linken Bietzes aus dem Leibe gerissen, meine Zunge bis auf die Wurzel aus dem Munde geschnitten und verbrannt werde, bis sie der Wind zerstreuet hat, damit man durch diese Bestrafung das Andenken verliehre, daß ich ein Mitbruder oder Glied dieser Gesellschaft gewesen bin. Dieses ist nicht mehr, wird anch [besser: auch] nicht mehr seyn, und ist noch.
Weil ich nicht verstehe, was diese letztern Worte bedeuten, so wird man es mir erlassen, die Erklärung davon zu geben.
Wenn der Eid abgeleget ist, so läßt man den Aufzunehmenden das Evangelium küssen. Hierauf läßt ihn der ehrwürdige Obermeister an seine Seite treten: man giebet ihm nach diesem das Freymäurerschurzfell, davon ich oben geredet habe; und man giebet ihm auch ein Paar Handschuh für ihn, und ein Paar Frauenzimmerhandschuh für die Dame, die er am höchsten hält. Diese Dame kann des Aufzunehmenden Ehgattinn seyn, oder ihm auf eine andre Art zugehören; deswegen lässet man sich unbekümmert.
Wenn die Ceremonie der Vorstellung, des Schurzfells und der Handschuh geschehen ist, so lehret man den Neuaufgenommenen die Zeichen der Freymäurerey, und erkläret ihm einen von den Buchstaben, die in dem beschriebenem Raume mitten in der Kammer abgezeichnet sind, darinnen er aufgenommen worden, nämlich das J. welches Jakin sagen will. Man lernet ihn auch das erste Zeichen, diejenigen zu kennen, welche von der Brüderschaft sind, und sich denselben zu erkennen zu geben. Dieses Zeichen wird das Kehlzeichen [Guttural] genennet. Man machet es, indem man die rechte Hand solcher gestalt an die Kehle leget, daß der Daumen auf der Flachenhand senkrecht erhaben stehet, welche in einer Horizontallienie seyn muß, und ein Winkelmaas machet. Die rechte Hand, welche also auf die linke Seite des Kinns geleget wird, machet den Anfang des Zeichens, nach diesem führet man sie wieder unter die rechte Seite, und thut einen Schlag auf die Schoos des Kleides an eben derselben Seite. Dieses Zeichen erreget so gleich die Aufmerksamkeit eines Freymäurers, wenn einer unter der Gesellschaft ist, darinnen man sich befindet. Er wiederholet es seiner Seits auch und sie nähern sich einander. Wenn ihm der erste antwortet, alsdenn folget ein ander Zeichen: man reichet einander die Hände, und wenn man sie nimmet, so setzet man an beyden Theilen den rechten Daumen auf das erste und dicke Gelenke des Zeigefingers, und man nähert sich einander, als wenn man in Geheim mit einander reden wollte. Alsdenn spricht man das Wort Jakin aus. Diese Zeichen geben diejenigen zu erkennen welche man Lehrlinge nennet. Dieß sind auch die ersten Zeichen, welche die Freymäurer anfänglich machen, wenn sie einander begegnen. Man nennet das andre das Handzeichen [le signe Manuel]. Gleichwohl ist es dienlich zu beobachten, daß die französischen Freymäurer schon vor ziemlich langer Zeit einige Veränderung in dieser Art einander zu berühren gemacht haben. Nach dem Gebrauche, der heutiges Tages im Schwange geht, berühren zween Freymäurer, welche sich ihrer versichern wollen, nicht einerley Gelenke: dieß heißt daß, wenn der erste, der die Hand nimmt, das erste Gelenke drücket, der andre das andre oder das dritte drücken muß, wenn der erste das andre gedruckt hat.
Nach denen von undenklicher Zeit unter den Freymäurern beobachteten Gebräuchen, sind Zwischenzeiten zwischen iedem Grade gewesen, den man in dem Orden erlangte. Wenn man als ein Lehrling aufgenommen war, so blieb man drey oder vier Monate in diesem Stande, nach welchen man zum Gesellen aufgenommen ward, und sechs Monate hernach ward man zur Meisterschaft [Maitrise] zugelassen. Auf diese Art hatte man Zeit sich zu unterrichten; und man war, wenn man zu dem letzten Grade gelangte, die Würde desselben zu behaupten besser im Stande.
Die französische Lebhaftigkeit hat alle diese Fristen nicht aushalten können, man hat alle die verborgensten Geheimnisse im Augenblicke ergründen gewollt, und es haben sich Meister von der Loge gefunden, welche die gefällige Schwachheit gehabt, der heftigen Begierde der Aufzunehmenden die ehrwürdigen Gebräuche aufzuopfern, welche ihre Weisheit und Alterthum vor allem Mißbrauche hätten in Sicherheit sehen sollen. Allein das Uebel ist geschehen, und dieß ist das geringste, welches die Brüderschaft der Freymäurer seit ihrer Einführung in Frankreich erlitten hat. Der Franzose muß alles anrühren; seine flüchtige Gemüthsart beweget ihn, allem ein Merkmahl seiner Hand einzudrücken. Was mittelmäßig ist, machet er vollkommen; was vortrefflich ist, verderbet er. Die Freymäurerey wird mir deswegen Beweise darbiethen, die ich bald anführen will. Ich komme wieder auf die Ceremonie der Aufnahme.
Wenn man dem Lehrlinge die Zeichen des Ordens und das Wort Jakin gelernet hat, welches man als einen von den geheimnißvollen Ausdrücken der Brüderschaft ansehen kann, so lernet man ihn überdieß eine andre Art, es auszusprechen. Man ist genöthiget gewesen Zuflucht dazu zu nehmen, um alle Hintergehung irgend einiger Weltlichen zu vermeiden, welche durch starkes Nachforschen die Zeichen und Redensarten der Freymäurerey hätten entdecken mögen. Wenn man also Ursache zu argwohnen, hat, daß derjenige, welcher dis Zeichen der Gesellschaft gemacht hat, nicht von derselben seyn möchte, so heisset man ihn buchstabieren: man braucht keine weitläuftigere Erklärung; ein ieder Freymäurer verstehet so gleich, was dieß sagen will. Hierauf saget der eine J, der andere muß antworten A, der erste saget K, der andre I, und der vorige wieder N. welches das Wort Jakin zusammensetzet. Dieß ist die wahrhaftige Art, wodurch die Freymäurer einander erkennen. Gleichwohl ist es wahr, daß diese ersten Losungen nur einen Lehrling unter den Freymäurern bedeuten; für die Gesellen und Meister giebet es andre, ich will sie in wenig Worten erklären.
Die Ceremonie der Einführung eines Lehrlings in den Orden der Gesellen geschiehet allezeit in der großen Loge. Der Ehrwürdige und die Uebelaufseher sind mit allem Zubehör ihrer Würden bekleidet. Die Zeichen sind auf den Thielen [sur les planches] des Aufnehmungssaals abgerissen [crayonnées], und an statt eines unbearbeiteten Steins, welcher in der Aufnehmungszeit eines Lehrlings aufgerissen ist, welches ihn gleichsam lernen soll, daß er weiter zu nichts geschickt ist, als das Werk aus dem gröbsten zu arbeiten, zeichnet man bey der Aufnahme eines Gesellens einen Stein, der geschickt ist die Werkzeuge zu schärfen, um ihm zu erkennen zu geben, daß er sich in Zukunft bemühen kann, sein Werk zu polieren, und die letzte Hand daran zu legen.
Man läßt ihn den bereits geleisteten Eid nicht wiederholen, er wird zureichend durch ein Zeichen ausgedruckt, welches man das Brustzeichen [Pectoral] nennet. Man belehret den Aufzunehmenden, seine Hand solcher gestalt auf die Brust zu legen, daß sie ein Winkelmaas machet. Die Stellung meldet einen stillschweigenden Eid an, vermöge dessen der Lehrjunge, welcher Geselle werden will, bey der Treue eines Bruders verspricht, die Geheimnisse der Freymäurerey nicht zu offenbaren. Hierauf giebet man ihm die Erklärung des großen B, welches mit dem J in dem Raume, wo man die Säulen von Salomons Tempel aufgerissen hat, ein Bleygewicht [pendant] machet. Dieser Buchstab bedeutet Booz. Man bachstabiret [besser: buchstabiret] es, wie ich gesagt habe, daß man es mit dem Worte Jakin machet, wenn man befürchtet, durch irgend einen hintergangen zu werden, der sich für einen Gesellen anmelden möchte, ohne daß er es wirklich wäre.
Das Geheimniß bey der Aufnahme der Meister, bestehet nur in einer ziemlich seltsamen Ceremonie, und worüber ich den Meistern, die schon vor langer Zeit aufgenommen worden, einige Umstände berichten will, die ihnen ganz und gar unbekannt sind.
Wenn einer zum Meister aufgenommen werden soll, so wird der Aufnehmungssaal auf eben dieselbe Art ausgeziert, als bey der Aufnahme der Lehrjungen und Gesellen; allein es sind mehr Figuren in dem Raume, den man in der Mitten beschrieben hat. Außer denen Driangelweise gesetzten Lichtern und den zween berufenen Säulen, davon ich geredet habe, beschreibet man darinnen, aufs beste als man kann, etwas, welches einem Gebäude ahnlich ist, das sie den mosaischen Pallast nennen. Man zeichnet auch zwo andre Figuren hienein; die eine heißt die eingekerbte Qvaste, und die andre der mit Sternen durchsäte Thronhimmel. Es ist auch eine senkrechte Linie unter der Figur eines Werkzeuges der Mäurerey, welches die Handwerksleute gemeiniglich das Bley oder die Bleywage nennen. Der Stein, welcher zu diesem Figuren gedienet hat, bleibet auf den Thielen der Aufnehmungskammer zurück. Man siehet darauf auf mehr als eine Art die Vorstellung, welche Hirams Grabmaal bezeichnet. Die Freymäurer machen viel Wehklagens über dieses Hirams Tod, welcher bald vor drey tausend Jahren verschieden ist. Dieses scheinet mir eine Aehnlichkeit mit den Festen zu haben, welche die Alten wegen des Todes des unglücklichen Liebhabers der zärtlichen Venus so kläglich gefeyert haben. Man weis, daß die heidnischen Frauen viele Jahrhunderte über, an einem gewissen Tage, des Adonis grausamen Tod durch die allerkläglichsten Gesänge gefeyert haben.
Es giebet viel Freymäurer, welche diesen Hiram nur dem Namen nach kennen, ohne daß sie wissen, was er gewesen ist. Einige meynen, es sey die Rede vom Hiram, Könige von Tyrus, welcher mit dem Salomo ein Bündniß machte, und ihm alle nöthige Materialien zur Erbauung des Tempels im Ueberflusse verschafte. Man glaubet dem Andenken eines Prinzen heutiges Tages Thränen schuldig zu seyn, der ehmals zur Aufführung eines Gebäudes so willig beygetragen hat, dessen Aehnlichkeit man entwirft.
Hiram, dessen bey den Freymäurern gedacht wird, ist nichts weniger als König zu Tyrus gewesen. Er war ein vortrefflicher Arbeiter in allen Gattungen von Werken in Metalle, als Gold, Silber und Kupfer. Er war eines Tyriers und einer Frau aus dem Stamme Naphtali Sohn. (15)
(15) Der König Salomo sandte hin und ließ holen Hiram von Tyro, einer Wittwen Sohn aus dem Stamme Naphtali, und sein Vater war ein Mann von Tyro gewesen, der war ein Meister in Erz, voll Weisheit, Verstand und Kunst, zu arbeiten allerley Erzwerk. l B. der Kön. VII, 13 u. f.
Salomo ließ ihn von Tyrus holen, um an den Zierrathen des Tempels zu arbeiten. Man siehet im andren Buche von den Königen die Beschreibung der Werke, welche er zur Verschönerung dieses Gebäudes gemacht hat. Unter andren Werken wird in der heil. Schrift der beyden Säulen von Erz gedacht, davon iede achzehn Ellenbogen hoch, und zwölfe im Umfange war, auf welchen gegossene Knäufe wie Lilien gebildet waren. Er gab diesen beyden Säulen Namen: er nennte die zur rechten Jakin, und die zur linken Booz (16). Dieser Hiram ists, den man heutiges Tages betrauert. Ich glaube, es werden nur einige Meister wegen dieser Erläuterung verbunden seyn; man ist allezeit erfreut zu wissen, wen man beweinet. Uebrigens dünket mich nicht, daß sie sich wegen Hirams so sehr betrüben dürften: wenn die Freymäurer nur geschickter Werkleute nöthig haben, so werden sie unter den neuern genung finden, die sie wegen des Verlusts der Alten trösten können.
(16) Und er (Hiram) richtete die Säulen auf vor der Halle des Tempels, und die er zur rechten Hand setzte, hieß er Jachin; und die er zur linken Hand siezte, hieß er Boas. Ebend. 21. v.
Diese letzte Aufnahme ist nur ein blosses Gepränge; man erfähret dabey fast nichts neues, als den Zusatz eines Zeichens, das man das Fußzeichen [Pedestral] nennet; es wird gemachet, daß er seine Füsse auf die Art setzet, daß sie ein Winkelmaas machen können. Man erkläret diese Figur allegorisch; sie bedeutet, daß ein Bruder die Billigkeit und Gerechtigkeit nebst der Treue gegen seinen König, zu seinem beständigen Augenmerke haben, und in seinen Sitten untadelhaftig seyn soll.
Dieß sind also die vier Hauptzeichen, welche die Freymäurer zu erkennen geben. Das Kehlzeichen, also genannt, weil man die Hand, mit Bildung eines Winkelmasses, nach der Kehle führet. Das Handzeichen, in welchem man einander die GeIenker der Finger berührt. Das Brustzeichen, in welchem man die Hand als ein Winkelmaas nach dem Herzen führet. Und das Fußzeichen, welches seinen Namen von der Setzung der Füsse bekömmt.
Was die Wörter anbelanget, die man zur Versicherung der Wahrheit von den Zeichen der Freymäurerey ausspricht, so giebet es nur die zwey, davon ich hier oben geredet habe, nämlich Jakin, (in der heil. Schrift stehet Jachim) und Booz. Das erste ist für die Lehrjungen, und sie haben dieses allein. Die Gesellen und Meister bedienen sich beyder, und dieß geschiehet also: Nachdem man die ersten Zeichen gemacht hat, daß man nämlich die Hand als ein Winkelmaas nach der Kehle führet, darauf auf die rechte Schooß des Kleides schläget, ein ander wechselsweise das Gelenke der Finger drücket, und das Wort Jakin ausspricht; so leget man die Hand als ein Winkelmaas auf die Brust, und spricht Booz, mit eben denselben Vorsichtigkeiten, die man bey dem ersten beobachtet hat. Die Meister haben keine andren Wörter, welche sie von den Gesellen unterscheiden; sie beobachten nur, wenn sie einander umarmen, daß sie den Arm über die Schulter legen: Dieß ist ihre Unterscheidung, worauf das Fußzeichen folget. Alles dieses geschieht mit so großer Behutsamkeit, daß es allen andern, als einem Freymäurer schwer wird, es wahrzunehmen.
Ich will itzo die Aufnehmung eines Lehrjungen wieder an dem Orte anfangen, wo ich sie gelassen habe. Ich bin nicht versichert, daß ich hier nicht in einige Wiederholungen fallen werde, weil ich den Bogen nicht vor Augen habe, wo ich davon geredet habe; ich will auf gerathe wohl den Faden meiner Erzählung, aufs beste als ich können werde, wieder ergreifen. Man wird mich entschuldigen, wenn ich, was ich schon gesaget habe, wiederhole; allein ich will, in einer Sache, woran gelegen seyn kann, eben dieselbe Sache lieber zweymal sagen, als den geringsten Umstand auslassen.
Wenn der Aufzunehmende den Eid geleistet hat, so umarmet ihn der ehrwürdige Obermeister, und saget zu ihm: Bis hierher habe ich als Meister mit euch geredet, itzo will ich euch als einem Bruder begegnen. Er läßt ihn neben sich treten. Hierauf giebet man ihm das Mäurerschuzfell [besser: -schurzfell] und zwey Paar Handschuh, eines für ihn, und das andre für seine Mäurerinn. Der andre Uebelaufseher saget hierauf zu ihm: Wir geben euch diese Handschuh als unserm Bruder; und hier ist ein paar für eure Mäurerinn, oder eure Getreuste. Die Weiber halten uns für ihre Feinde, ihr werdet ihnen hierdurch beweisen, daß wir an sie gedenken. Der Neuaufgenommene umarmet hierauf die Meister, die Gesellen und die Lehrjungen; nach diesem setzet man sich zur Tafel.
Der Ehrwürdige nimmt seinen Platz gegen Morgen, die Uebelaufseher gegen Abend, die Meister und Gesellen gegen Mittag, und die Lehrjungen gegen Mitternacht: der Neuaufgenommene hat die Ehrenstelle, neben dem Ehrwürdigen. Ein ieder wird von seinem Bedienten bedient, welcher gleichwohl dieses Amt nicht verrichten kann, als bis er zum Freymäurer aufgenommen ist (17). Die Aufnehmungsceremonie der Bedienten, geschiehet auf eben dieselbe Art, als der Lehrjungen ihre; sie wissen nur das Wort Jakin; sie haben auch nur die ersten Zeichen, und können niemals zur Meisterschaft gelangen.
(17) Die Freymäurer haben auch für dienlich erachtet, die meisten Speisewirthe und ihre vornehmsten Pursche in ihrem Orden zuzulassen; weil, da sie ihre Häuser gemeiniglich zu ihren Versammlungeu [besser: Versammlungen] erwählen, sie dadurch in mehr Sicherheit sind; der Herr und seine Pursche lassen sich angelegen seyn, die Weltlichen zu entfernen.
Die Aufwartung der Bedienten bestehet weiter in nichts, als in Aufsetzung der Schüsseln auf die Tafel, und in Veränderung der Teller. Sehr selten läßt man sich zu trinken reichen: gemeiniglich hat ieder seine Flasche oder Pulvertonne vor sich. Die erste Gesundheit [santé], welche des Königes seine ist, wird auf folgende Art gefeyert.
Der Ehrwürdige thut einen Schlag auf den Tisch, der erste und der andre Uebelaufseher thun eben dasselbe: Hierauf wendet die ganze Versammlung die Augen nach dem Ehrwürdigen, und höret mit Aufmerksamkeit zu, was er sagen wird. Denn man muß merken, daß, wenn man auf den Tisch schläget, es nicht allezeit geschiehet, eine Gesundheit auszubringen; es geschiehet auch allemal, wenn man etwas zu sagen hat, was die Freymäurerey überhaupt, oder nur die Brüder der Loge angehet.
Wenn der andre Uebelaufseher aufgeklopfet hat, so stehet der Ehrwürdige auf. leget die Hand wie ein Winkelmaas auf das Herz und saget: In die Ordnung meine Brüder. Der erste und andre Uebelaufseher wiederholen eben dasselbe. Der Ehrwürdige füget dazu: Ladet, meine Brüder zu einer Gesundheit. Dieses wird gleichfalls durch die Uebelaufseher wiederholet. Hierauf thut ein jeder so viel Pulver in seine Canone. sowohl rothes als weisses, als er für dienlich erachtet; man zwinget niemand weder wegen der Menge, noch wegen der Beschaffenheit. Wenn die Canonen im Stande sind, saget der erste Uebelaufseher zu dem Ehrwürdigen Obermeister: Ehrwürdiger, wir haben geladen. Hierauf saget der Obermeister: Erster und andrer Uebelaufseher, Brüder und Gesellen von der Loge, wir wollen auf die Gesundheil des Königes, unsers Durchlauchtigsten Herrns trinken, welchem Gott eine vollkommene Gesundheit, und lange Folge von Glückseligkeiten gebe. Der erste Uebelaufseher wiederholet, was der Obermeister gesaget hat. Ich habe zu sagen vergessen, daß, wenn er die Versammlung auffordert, er allezeit mit den Ehrenämtern den Anfang machet; also saget er alsdenn: Sehr ehrwürdiger andrer Uebelaufseher, Brüder und Gesellen von dieser Loge, wir u. s. w. Der andre Uebelaufseher saget hierauf: Sehr ehrwürdiger erster Uebelaufseher, Brüder u. s. w.
Nach dieser letzten Wiederholung saget der ehrwürdige Obermeister: Andrer Uebelaufseher befehlet die Ordnung. Alsdenn saget dieser: Meine Brüder sehet auf den Ehrwürdigen, er leget die Hand an seine Canone, und commandieret die Uebung also: Ergreifet mit der rechten Hand euer Gewehr: man leget die Hand an seine Canone, allein ohne daß man sie aufhebet. Schlaget an: man erhebet seine Canone, und bringet sie vor sich. Feuer, groß Feuer; dieß ist für den König, unsern Herrn. Hierauf trinket ein ieder. und man hat die Augen beständig auf den Ehrwürdigen, damit niemand seine Canone eher absetzet, als bis er mit trinken fertig ist. Der andre Uebelaufseher, welcher den Ehrwürdigen auch ansiehet, folget der Bewegung seines Armes, und die ganze Versammlung folget beyden. Wenn man die Canone absetzet, so präsentiret man das Gewehr; hierauf führet man es zur Linken und zur Rechten; Diese Uebung wird dreymal hintereinander gemacht. Nach diesem setzet man zusammen, in dreyen Absätzen, die Canonen wieder auf den Tisch; man klatschet dreymal in die Hände, und schreiet dreymal Vivat.
Die genaue Gleichheit, welche in dieser Hebung herrschet, und die vernünftige Lustigkeit, welche das Gesicht der Brüder zieret, und welche noch viel lebhaftere Annehmlichkeiten durch die Freude erhalt, von welcher alle ehrliche Franzosen allezeit eingenommen werden, wenn sie ihren Eifer für ihren König, feyerlich bezeugen können; alles dieses, sagt man, machet einen so bezaubernden Anblick, welcher diejenigen selbst in den Orden ziehen würde, welche itzo am wenigsten günstige Neigungen gegen die Freymäurer haben.
Ich erinnere mich gesagt zu haben, daß man nach des Königes Gesundheit, des ehrwürdigsten Großmeisters, des Hauptes des Ordens seine trinket; und nach dieser des ehrwürdigen Obermeisters der Loge, worinn man sich befindet; der Oberaufseher, des Aufzunehmenden, und der Brüder ihre u. s. w. Alles, dieses geschiehet mit großen Gepränge.
Es ist dienlich zu beobachten, daß, obgleich fast allezeit der Ehrwürdige der Loge eine Gesundheit zu trinken vortraget, es gleichwohl dem ersten oder andern Uebelaufseher, und auch allen andern erlaubt ist, um die Ausbringung einer Gesundheit zu bitten. Dieses geschieht auf folgende Art:
Derjenige, welcher eine Gesundheit ausbringen will, thut einen Schlag auf den Tisch, hierauf schweiget jedermann stille. Alsdenn saget der Vortragende: Ehrwürdiger, erster und andrer Uebelaufseher, Brüder und Gesellen, ich bringe euch die Gesundheit des Herrn N. Wenn man die Gesundheit eines Oberbeamten trinket, so nennet man ihn in dem Complimente nicht, das man an die Oberämter richtet. Zum E. wenn es des Ehrwürdigen seine ist, so fänget man also zu reden an: Erster und andrer Uebelaufseher, Brüder u. s. w. Ist es des ersten Uebelaufsehers seine, so saget man: Ehrwürdiger, andrer Uebelaufseher, Brüder u. s. w.
Derjenige, auf dessen Gesundheit man trinket, muß so lange, als man trinket, sitzenbleiben; er stehet erstlich auf, wenn die Ceremonie geendiget ist, und wenn sich alle niedergesetzet haben. Alsdann danket er dem Ehrwürdigen, dem ersten und andren Uebelaufseher, und den Brüdern, und meldet ihnen, daß er dem Vergnügen, welches man ihm gemacht, auf seine Gesundheit zu trinken, Bescheid thun wolle. Hierauf machet er ganz allein die Uebung, derer ich gedacht habe.
Weil alle die Ceremonien, welche beym Gesundheittrinken viel Zeit wegnehmen, und irgend ein Bruder so durstig seyn möchte, daß er in diesen Zwischenzeiten zu trinken nöthig hätte, so läßt man einem ieden die Freyheit, nach seiner Phantasie zu trinken; und diejenigen, welche also trinken, thun es, so zu sagen, verstohlner Weise, dieß heißt, ohne die gebräuchlichen Ceremonien.
Ich will nicht unternehmen, das sonderbare Vergnügen auszudrücken, welches die Freymäurer in dieser Art des Gesundheittrinkens empfinden: sie allein empfinden es, und können es nicht mittheilen. Ich habe von Enthusiasten des Ordens in ausdrücklichen Worten sagen gehört, daß bey dieser Materie die Empfindung dem Ausdrucke nichts darbiethen könne.
Ob gleich die Art, mit welcher man die Gesundheiten trinket, einen guten Theil der Zeit ausmachet, welche die Freymäurer ihren Versammlungen widmen, so bleibet ihnen gleichwohl noch Zeit genung übrig einander wechselsweise Unterweisungen zu geben, welche allezeit so wohl in Ansehung der Sachen selbst, die man darinn lernet, als in Ansehung der Manieren mit welcher sie gelehrt werden, sehr gnungthuend sind. Wenn man einen neu aufgenommenen Bruder geschickt machen will, so thut man einige Fragen wegen der Ordensgebräuche an ihn. Befindet er sich nicht stark genung darauf zu antworten, so leget er die Hand winkelmaas förmig auf die Brust, und machet eine Neigung: dieses will sagen, daß er ihn mit der Antwort zu verschonen bittet. Alsdenn wendet sich der Ehrwürdige zu einem ältern, und saget zu ihm, z. E. Bruder N. was wird erfordere, eine Loge zu machen? Der Bruder antwortet: Ehrwürdiger, Dreye bilden sie, aus fünfen bestehet sie, und sieben machen sie vollkommen.
Was die Meister betrift, so leget man ihnen viel höhere Fragen vor; oder viel mehr, auf eine sehr einfältige Frage, der gefragte Meister antwortet auf die erhabenste Art. Z. E. der ehrwürdige Obermeister saget zu einem Uebelaufseher: Bruder, wo kommt ihr her? So antwortet dieser. Ehrwürdiger, ich komme von der Loge des h. Johannes. Der Ehrwürdige verfolget hierauf; was habet ihr daselbst gesehen, als ihr habet sehen können? Der Uebelaufseher antwortet: Ehrwürdiger, ich habe drey große Lichter, den mosaischen Pallast, den mir Sternen durchsäeten Thronhimmel, dle gekerbte Quaste, die senkrechte Linie, und den unbehauenen Stein u. s. w. gesehen [Vénérable, j’ai vu trois grandes Lumières, le Palais Mosaïque. le Dais parsemé d’étoiles, la Houpe dentelée, la Ligne perpendiculaire, la Pierre à tracer, etc.]
Man kann nichts besser beschrieben sehen, als diese Antwort, und ob sie. gleich nicht ganz deutlich zu seyn scheinet, so thut sie doch den Brüdern, die sie verstehen. unendlich Genüge, und machet der ganzen Gesellschaft ein sehr empfindliches Vergnügen. Man läßt auch von Zeit zu Zeit die Zeichen der Mäurerey wiederholen. Diejenigen welche sie vollkommen in ihrer Gewalt haben, machen sie mit einer anständigen Würdigkeit, welche die Zuschauer bezaubert; und diejenigen, welche noch nicht ganz vollkommen, oder in ihren Manieren ein wenig verkehrt sind, verschaffen den Brüdern manchmal einen Zeitvertreib durch die Verwirrung, die sie erfahren, wenn sie sich in Bildung der Zeichen vollkommen machen wollen. Es würde unnützlich seyn, sich in eine weitläuftige Beschreibung solcher Materien einzulassen, auf welche die Unterweisungen oder Gespräche der Brüder von der Freymäurerey gehen können; alles ist bey nahe von eben derselben Stärke, als was ich erstlich gesaget habe.
Es ist also vergeblich, wenn man den Orden der Freymäurer mit den aller verhaßtesten Verdachten hat belegen wollen; Die Vergnügungen, welche sie zusammen geniessen, sind sehr rein, und die Gleichheit, welche darinn herrschet, giebt niemals zu Verdrusse Anlaß, weil sie einander zärtlich lieben. Ich begreife wohl, daß sie alle andre, als ein Freymäurer, um viele Sache kaum bekümmern würden, welche die Wollüste ihrer Gesellschaft [les délices de leur Société] zu seyn scheinen, allein alles dieses ist eine Sache der Empfindung auf die Erfahrung gegründet. Wenn man ein Freymäurer ist, so nimmt alles, was den Orden betrift, das Gemüth und Herz besonders ein. Was für einen Weltlichen abgeschmackt seyn würde, wird für einen Freymäurer ein sehr deutliche Wirkung desjenigen, was man eine Gnade des Standes [grace d’état] nennet.
Es ist also alles sehr einfältig und unschuldig in den Unterredungen, welche die Freymäurer bey Tische halten; und die Reinigkeit der Empfindungen [la pureté des sentimens], welche diese Gesellschaft von so viel andern unterscheidet, bekömmt noch einen neuen Glanz von den frölichen Lobgesängen, welche die Brüder unter sich singen, wenn man einige Zeit Tafel gehalten hat.
Man weis, daß sich die Gemüthsart ieder Privatperson sehr oft durch die Lieder offenbaret. Ein gewisser wird, aus Staate oder aus Ehrerbietigkeit gegen sein Alter, nur anständige Reden führen; welcher zu Ende einer Mahlzeit, wenn ihm der Kopf durch die Dünste eines angenehmen Getränkes erhitzt wird, sich ein wenig vergessen zu können, und so zu reden, der Unanständigkeit an der Seite gehen zu dürfen glaubet, wenn er sich derselben nicht gänzlich preis giebet. Es ist ein ganz gemeiner Grundsatz. Im Singen ist alles erlaubt. Die Freymäurer haben ihn nicht angenommen, und ihre Lieder, die so rein und einfältig [aussi pures & aussi simples], als ihre Unterredungen sind, kündigen zugleich die Frölichkeit und Unschuld an. Es wird dem Leser leicht seyn, durch sich selbst davon zu urtheilen; ich will zu Ende dieses Werks eine ziemlich artige Sammlung von ihren vornehmsten Liedern anhängen.
Die Unhöflichkeit gehet über alle im Schwange, daß man bey Tische seinem Nachbar ms Ohr redet; allein gemeiniglich ist dieß nur eine Unhöflichkeit. Bey den Freymäurern ist es ein Verbrechen [crime], welches strenger und gelinder nach dem Verhältnisse bestraft wird, nachdem der Bruder, der mißgehandelt hat, mehr oder weniger widerspänstig ist. Ich will hier zur Schande unserer Franzosen beobachten, daß man bey ihnen die besondere Formel, welche der Ausschliessung eines Freymäurers gewidmet ist, zum erstenmale zu gebrauchen gezwungen gewesen ist.
Der Ehrwürdige schreitet nicht so gleich zur Strenge; er fängt mit freundlichen Ermahnungen an, und wenn der Bruder, der gefehlt hat, sich seiner Pflicht wieder gemäß bezeiget, so wird er zu einer Geldbusse verdammt. Ich habe oben gesaget, daß sie allezeit zum Nutzen der Armen ist, weil dieß der beständige Gebrauch unter den Freymäurern gewesen ist. Man hat in etlichen neuern Logen für dienlich gehalten, dieses Geld zu verwahren um sich insgemein zu bewirthen.
Wenn der Bruder, welcher ermahnet worden, keine Achtbarkeit gegen die Vorstellungen des Ehrwürdigen hat, so verfährt man mit der Schärfe wider ihn, wenn es der Fall zu erfordern scheinet. Der Ehrwürdige hält Rath oder sammlet die Stimmen; und wenn das Gutachten auf die Ausschliessung eines Bruders ausfällt, so verfährt man damit also. Der Ehrwürdige klopfet auf den Tisch und saget: In Ordnung, meine Brüder. Die Uebelaufseher klopfen auch und wiederholen, was der Ehrwürdige gesaget hat. Wenn alle Welt auf den gegebenen Befehl aufmerksam zu seyn scheinet, so leget der Ehrwürdige die Hand winkelmaasförmig auf die Brust, er wendet sich zu dem ersten oder andern Uebelaufseher, und saget zu ihm: Bruder, warum habet ihr euch zum Freymäurer aufnehmen lassen? Der Befragte antwortet: Ehrwürdiger, weil ich in der Finsterniß war, und das Licht sehen wollte. Der Ehrwürdige: Wie seyd ihr zum Mäurer aufgenommen worden? Antwort: Durch drey große Schläge. Der Ehrwürdige: Was bedeuten diese drey große Schläge? Antwort: Klopfet an, so wird euch aufgethan, bittet so wird euch gegeben, suchet so werdet ihr finden. Der Ehrwürdige: Als ihr aufgenommen worden seyd, was habet ihr gesehen? Antwort: Ehrwürdiger, nichts, das ich begreifen können. Der Ehrwürdige: Wie seyd ihr gekleidet gewesen, als ihr in die Loge aufgenommen worden? Antwort; Ehrwürdiger, ich war weder nackicht, noch bekleidet; gleichwohl war ich auf eine wohlanständige Art. Der Ehrwürdige: Wo befand sich der Ehrwürdige, als ihr aufgenommen worden seyd? Antwort: Ehrwürdiger, gegen Morgen. Der Ehrwürdige: Warum gegen Morgen? Antwort: Ehrwürdiger, weil, wie die Sonne im Oriente aufgehet, der Ehrwürdige sich daselbst aufhält, den Arbeitern die Loge zu eröffnen, und sie zu erleuchten. Der Ehrwürdige: Wo stunden die Uebelaufseher? Antwort: Ehrwürdiger, gegen Abend. Der Ehrwürdige: Warum gegen Abend? Antwort: Weil, wie die Sonne im Occidente untergehet, die Uebelaufseher daselbst stehen, die Arbeiter zu bezahlen, und die Loge zuschliessen.
Hierauf spricht der Ehrwürdige das Ausschliessungsurtheil und saget: Erster und andrer Uebelaufseher, Brüder und Gesellen von dieser Loge, die Loge ist geschlossen. Die Uebelaufseher wiederholen eben dasselbe. Der Ehrwürdige saget alsdenn zum Bruder, der gefehlt hat, daß man wegen seines begangenen Fehlers, und weil er ihn nicht gut machen wollen, die Loge geschlossen habe. Von der Zeit ist der Gegenstand des Verweises von dem Orden ausgeschlossen; es wird seiner nicht mehr gedacht, wenn man die Brüder einer Aufnehmung beyzuwohnen einladet; und man ist besorgt, den andren Logen von der unverträglichen Gemüthsart desjenigen Nachricht zu geben, wider welchen man mit der Schärfe zu verfahren genöthiget gewesen: alsdenn darf er an keinem Orte zugelassen werden, welches eine von den Verordnungen des Ordens ist.
Uebrigens muß die Halsstarrigkeit eines Bruders sehr weit gekommen seyn, wenn man zu einem so gewaltsamen Verfahren schreiten soll. Ein Orden, der nach nichts als Gelindigkeit, Ruhe und Friede trachtet, erlaubet nicht, daß man das geringste scharfe Unheil wider ein Mitglied ausspreche, ohne daß man zuvor alle mögliche Mittel der Versöhnung versuchet hat.
Eine so kränkende Unterbrechung muß das Vergnügen ungemein stöhren, das die Brüder bey der Anstimmung ihrer Lobgesänge empfinden. Weil es aber nach der Regel ist in der ordentlichen Versammlung zu singen, so fänget man die Lieder wieder an, so bald die Stille gänzlich wieder hergestellet ist. Ich habe bereits gesaget, daß man mit dem Liede der Lehrjungen beschließt, und zugleich beobachtet, daß die Bedienten, oder dienenden Brüder, alsdenn sich mit den Meistern in die Reihe setzen. Ich habe an eben demselben Orte beschrieben, aufweiche Art man sich bey dieser letzten Ceremonie aufführet; also glaube ich überhoben zu seyn, hier weiter davon zu reden. Vielleicht werde ich mich einmal in eine umständlichere Beschreibung einlassen, wenn ich eine vollständige Historie dieses Ordens ans Licht geben werde. Man wird darinn seinen Ursprung, seine Fortgänge und Veränderungen sehen; und vielleicht wird mir auch dasjenige, was heutiges Tages vorgehet, die Historie von seinem Verfalle, und gänzlichen Untergange darbiethen.
Dieser Orden, ob er gleich zu den Franzosen gekommen ist, würde sich doch bey ihnen in aller seiner Würde haben erhalten können, wenn man bey der Wahl derjenigen, welche darinnen aufgenommen zu werden verlanget, mehr Aufmerksamkeit und Einsicht angewendet hätte. Ich sage nicht, daß man Geburt oder außerordentliche Gaben hätte fordern sollen; es würde zureichend gewesen seyn, sich hauptsächlich an die Erziehung und Empfindungen zu halten; mit einem Worte an die Eigenschaften des Verstandes und des Herzens Man würde eine Gesellschaft nicht ins Unendliche vermehret haben, welche sich niemals als durch die sonderbaren Verdienste seiner Glieder erhalten wird.
Ich bin der Meynung derjenigen nicht, welche glauben, daß die Empfindungen, oder Sitten vielmehr in ein Quartier gehöre, als in das andre. Man denket wirklich, sowohl an den Morast, als an die Vorstadt S. Germain, und man wird daselbst gar bald eben dieselbe Sprache reden, und eben dieselben edlen Manieren haben. Unterdessen will ich in Ansehung der Freymäurer beobachten, daß dieses Vorurtheil des artlichen Verdienstes einige Statt haben könnte.
Der Zeitpunct ihres Verfalls kann auf die Zeit gesehet werden, da sich diese Gesellschaft gegen die Straffe des h. Dionysius ausgebreitet hat: daselbst sind sie bey ihrer Ankunft mit bösen Einflüssen angegriffen worden, welche anfänglich die Regelmäßigkeit ihrer Züge verändert, und sie nach diesem durch den Umgang der Lombardsstrasse gänzlich verunstaltet haben. Ich überlasse den wahrhaftigen und eifrigen Freymäurern die Sorge, dasjenige verständlich zu machen, was ich hier sage; es ist ihnen daran gelegen.
So viel ist gewiß, daß man aus einer allzugroßen Leichtsinnigkeit Leute zu der Gesellen- und Meisterwürde zugelassen hat. welche in wohleingerichteten Logen nicht die erforderten Eigenschaften, Freymäurer zu werden, gehabt haben würden. Man ist noch weiter gegangen: man hat die Redlichkeit des Großmeisters so weit betrogen, daß er Meisterbestallungsbriefe einer Loge an Personen auszufertigen verwilliget hat, die nicht vermögend sind, die allerniedrigste Classe der Weltlichen zu regieren. Damals hat die bestürzte Freymäurerey sich den verächtlichen Eigennutz und den groben Uebelstand in ihr Innerstes mit Abscheu zum erstenmale: einschleichen gesehen.
Wenn Leute von einer gewissen Art begierig und eine Gesellschaft zu machen, warum suchen sie nicht in ihrer Gattung, woraus sie zu stiften ist?
Der weise Engelländer [andere Ausgabe: Engländer], bey welchem die Freymäurerey gebohren worden, bietet uns die Beyspiele von einer Menge Gesellschaften dar, welche so verschieden unter einander sind, als es verschiedene Classen von Unterthanen in einem Staate giebet; und es ist zur Schande gewisser Franzosen, die sich in die Freymäurerey eingedrungen haben, merkwürdig, daß auch die allerniedrigsten Gesellschaften, nach ihrer Art, den genausten Wohlstand beobachten. Es giebet unter andern eine Gesellschaft zu Londen, welche man die Zusammenkunft der zween Pfennige nennet, weil ieder Gesellschafter beym Eintritte in die Versammlung, zween Pfennige auf den Tisch leget. Die Brüderschaft bestehet nur aus sehr groben Handwerksleuten, unter welchen man niemals sagen gehört hat, daß etwas wider gute Ordnung vorgegangen wäre: Die Tugend vereiniget sie: sie ist zwar ein wenig grob, allein es ist die Tugend ihres Standes. Diese Gesellschafter haben Verordnungen, welche ihrer Grobheil ziemlich gemäß sind. Ich will nur den 4ten Artikel ihrer Ordnung zum Beyspiele anführen, der in diesen Worten abgefasset ist: Wenn einer schwöret, oder einem andren schimpfliche Worte saget, so kann ihm sein Nachbar einen Stoß mir dem Fusse aufs Schienbein geben (18). Diese seltsame Art seinen Nachbar zu erinnern, scheint mir ziemlich nachdrücklich zu seyn. Das unvergleichlichste dabey ist, daß, wenn man derselben gebraucht hat, niemals die geringste Unordnung daraus entstanden ist; vielmehr wird derjenige, der auf diese Art erinnert wird, nicht verdrießlich darüber, er nimmt die Erinnerung gm auf, und bessert sich.
(18) Dieß ist aus dem Zuschauer [tiré du Spectateur] genommen.
Man würde gleichfalls zu Paris Gesellschaften haben aufrichten können, die der Gemüthsart und den Manieren unzähliger Privatleute gemäß gewesen wären (19), welche nicht zu dem Umgange, mit Personen, welche denken, gemacht sind. Man hätte ihnen Verordnungen, nach ihrem Begriffe geben können. Diejenige, welche ich angeführet habe, würde darunter eine so viel bessere Figur gemacht haben, da sie dazu gewohnt sind: und in ihren Ergetzungsviertelstunden, oder wenn es keinen Verkauf giebet, sich dieser edlen Uebung freywillig überlassen, so hätten sie sich derselben auch bedienen können, einander ihren Fehler aufeine liebreiche Art zu erinnern. ^
(19) Diejenigen, welche die Einwohner in gewissen Kaufmannsquartieren ein wenig kennen, wissen die sonderbaren Manieren zur Gnüge, mit welchen diese Herren einander anreden. Bey der Rauhigkeit ihrer Geberden, und der Grobheit ihrer Reden, scheinet es, daß sie mit einander beständig um die Grobheit streiten.
Der Ehrwürdigste, welcher heutiges Tages das Haupt des Ordens ist, will, sagt man, nachdrücklich arbeiten, alles von der freymäurerischen Brüderschaft zu verbannen, was derselben unanständig ist. Dieses große Werk war von seinem erlauchten Vorfahren entworfen worden welchen ein frühzeitiger Tod der Welt und der Freymäurerey entrissen hat.
Man hat bemerket, daß die parisischen Freymäurer nicht bedacht gewesen sind, einen Dienst für die Ruhe der Seele dieses letzten Großmeisters halten zu lassen. Einige haben geglaubt, daß vermöge eines besondern Vorrechts, ein wahrhaftiger Freymäurer, und noch vielmehr derjenige, der mit der erlauchten Würde eines Ehrwürdigsten bekleidet ist, wenn er die Welt verläßt, von Mund auf gen Himmel fahren müsse [un libre essor vers le Ciel], ohne die geringste Verirrung auf den Wege zu erfahren.
Andre haben sich eingebildet, daß, da man den Freymäurerorden von den Engelländern [andere Ausgabe: Engländern] angenommen, die Mitglieder vielleicht zu gleicher Zeit den wenigen Gefallen geerbet hätten, den diese Nation an dem Fegefeuer zu haben scheinet.
Die Ursache mag seyn, welche es will, die zu Unterlassung des Leichendienstes Anlaß gegeben hat, so haben die normannischen Freymäurer ganz anders gehandelt: Sie haben in der Jacobinerkirche zu Rouen ein Leichengepränge geordnet; sie haben der Leidtragenden Stelle vertreten, die Einladung ist förmlich geschehen, und es haben sich die Brüder von sieben Logen in Rouen, alle in Trauerkleidung dahin begeben; sie haben, so viel als der Umstand ihnen erlaubt hat, die Ceremonien ihres Ordens beobachtet, und verordnet, daß man drey und drey beym Leichenbegängnisse gehen sollte. Dieses ist zur Ehre der Freymäurerey, und, zur Erbauung aller treuen Normänner genau ausgeführet worden.
Zusatz zu dem Geheimnisse der Freymäurer.
Aufnehmung des Meisters.
Der ausgelernte Geselle der sich zum Meister will aufnehmen lassen, muß sich zu irgend einem Meister wenden, der bereits aufgenommen ist; eben auf die Art, wie ein weltlicher, der ein Freymäurer werden will, verbunden ist, sich an irgend einen Bruder zu wenden, der ihn vorträget. Der Vortrag des Meisters, und die Antwort der Loge, geschehen mit eben denselben Ceremonien, welche in Ansehung der Weltlichen beobachtet werden, nämlich, daß der Bittende auf das Zeugniß des Vortragers aufgenommen wird, und man ihm einen Tag zu seiner Aufnehmung bestimmet, welche auf folgende Art geschiehet.
Der Aufzunehmende hat weder die Augen verbunden, noch das Knie entblößt, noch einen Schuh, als einen Pantoffel niedergetreten, und man beobachtet auch nicht, daß er kein Metall an sich haben darf, wie man bey der Aufnahme eines Lehrjungens und Gesellens thut. Er ist nach seinem Gefallen gekleidet, nur daß er ohne Degen ist, und daß er seyn Gesellenschurzfell träget (20):
(20) Der Geselle heftet den Latz seines Schurfells [besser: Schurzfells] an sein Kleid, der Meister läßt ihn über das Schurzfell fallen.
Er bleibet nur an der Thüre außer der Loge stehen, bis ihn der andre Uebelaufseher hinein gehen läßt; und man giebet ihm zur Gesellschaft einen Bruder ausgelernten Meistergesellen [un Frère Apprentif-Compagnon-Maitre], den man in diesem Falle den erschrecklichen Bruder [le Frère terrible] nennet, dieß ist derjenige, welcher ihn vortragen und dem andern Uebelaufseher übergeben muß. Man erlaubet denjenigen nicht, welche nur Lehrlinge und Gesellen sind, der Aufnehmung der Meister beyzuwohnen.
In der Kammer, wo diese Ceremonie geschiehet, reisset man auf die Thielen die Meisterloge, welche von der Forme eines mit Thränen umgebenen Sarges ist (21). Auf das eine Ende des Sarges zeichnet man einen Todtenkopf; auf dem andren zwey kreuzweise liegende Beine [deux Os en sautoir]; und man schreibet in die Mitten Jehova, das alte Meisterwort.
(21) Man sehe den wahrhaftigen Abriß [le Véritable Dessin] von der Meisterloge.
Vor dem Sarge reisset man einen offenen Zirkel ab, am andren Ende ein Winkelmaas, und auf der rechten Hand einen Berg, auf dessen Gipfel ein Ast von Acacia ist, und man bemerkt wie in der Lehrlingsgesellenloge die vier Hauptgegenden. Man erleuchtet diesen Abriß mit neun Wachslichtern, nämlich drey gegen Morgen, drey gegen Mittag, und drey gegen Abend: und drum rum stellet man drey Brüder, einen gegen Mitternacht, den andern gegen Mittag und den dritten gegen Morgen, welche ieder eine Rolle Papier halten, oder eine andre biegsame Materie unter dem Kleide verborgen haben.
Hierauf nimmt der Obermeister der Loge, welchen man alsdenn den Ehrwürdigsten nennet, seinen Platz ein, und setzet eine Art eines kleinen Altars vor sich, der gegen Morgen ist, und auf welchen das Evangelienbuch und ein kleiner Hammer lieget. Der erste und andere Uebelaufseher, welche man alsdann Ehrwürdige nennet, stehen gegen Abend, dem Großmeister gegen über, in den beyden Ecken der Loge. Die andern Beamten, welche aus einem Sprecher, einem Secretär, einem Schatzmeister, und einem andren bestehen, welcher Stillschweigen gebiethet, stellen sich ohne Unterschied mit den andren Brüdern in der Loge, herum. Nur ein einziger stehet inwendig an der Thüre der Loge, und hält mit einem blossen Degen in ieder Hand, dem einen mit der Spitze in die Höhe, und den andren mit der Spitze unterwärts gekehrt, Schildwacht davor: Den er in der linken Hand hält, giebet er dem andren Uebelaufseher, wenn er den Aufzunehmenden eintreten läßt.
Wenn iedermann seine Stelle auf diese Art eingenommen hat, so machet der Obermeister das Meisterzeichen; welches ist, daß er die rechte Hand über den Kopf leget, dabey das Auswendige derselben gegen die Stirne gekehrt ist, die vier Finger ausgestreckt und dicht an einander, der Daumen davon abgesondert ist, und von da auf die Herzgrube führet. Hierauf saget er: Meine Brüder helfet mir die Loge eröffnen. Worauf der erste Uebelaufseher antwortet? Frisch, meine Brüder, in die Ordnung. So gleich machen alle das Meisterzeichen, und bleiben in der letzten Stellung dieses Zeichens die ganze Zeit über, da der Obermeister abwechselungsweise einige Fragen aus dem folgenden Catechismo an den ersten und andren Uebelaufseher thut, und so lange, bis er endlich saget: Meine Brüder, die Loge ist eröffnet.
Hierauf nimmt man eine Stellung, welche man will, und der erschreckliche Bruder klopfet drey mal mit dreyen Schlägen an (22).
(22) Man klopfet anfänglich ganz leise zweymal hintereinander an, allein zwischen dem andren und dritten Anklopfen wartet man ein wenig länger, und klopfet auch stärker. Eben dieselbe Vermehrung der Stärke und Geschwindigkeit, wird auch bey Tische beobachtet, wenn man in die Hände klatschet, nachdem man getrunken hat.
Der Großmeister antwortet ihm, indem er auf eben dieselbe Art mit seinem kleinen Hammer dreymal drey Schlage auf den Altar thut, der vor ihm stehet. Hierauf machet der andre Uebelaufseher das Meisterzeichen und eröffnet, nachdem er eine tiefe Verbeugung gegen den Obermeister gemachet, die Thüre, und fraget denjenigen, der angeklopfet hat: Was verlanget ihr, Bruder? Der andre antwortet: Hier ist ein ausgelernter Mäurergeselle, der zum Meister aufgenommen zu werden verlanget. Der andre Uebelaufseher versetzet: Hat er seine Zeit gelernt? Ist sein Meister mit ihm zufrieden? Ja Ehrwürdiger, antwortet der erschreckliche Bruder. Hierauf machet der Uebelaufseher die Thüre zu, nimmt seinen Platz wieder ein, und saget, nachdem er das Meisterzeichen und die Verbeugung gemachet hat zu dem Obermeister: Ehrwürdigster, es ist ein ausgelernter Geselle, welcher zum Meister aufgenommen zu werden verlanget. Hat er seine Zeit gelernt? Ist sein Meister mit ihm zu frieden? Haltet ihr ihn für würdig dazu? fraget der Obermeister. Ja, Ehrwürdigster, antwortet der andre Uebelaufseher. Lasset ihn also herein kommen, erwiedert der Obermeister. Auf diese Worte fordert der andre Uebelaufseher, nachdem er nochmals das Zeichen und die Verbeugung gemacht, die er schon zweymal gemacht hat, von dem Bruder, der Schildwacht stehet, den Degen, welchen er in der linken Hand hält, er nimmt ihn auch mit eben derselben Hand, und eröffnet die Thüre mit der rechten plötzlich, in dem er dem Aufzunehmenden die Spitze seines Degens vorhält, zu welchem er zu gleicher Zeit saget, daß er ihn bey diesem Ende mit der rechten Hand nehmen, ihn auf den linken Biez setzen, und ihn also halten soll, bis man ihm denselben wegzunehmen saget. Wenn dieses geschehen, so nimmt er ihn mit der rechten Hand bey der andren Hand, und läßt ihn auf diese Art in die Aufnehmungskammer gehen, er läßt ihn dreymal (23) um die Loge herumgehen, (mit dem Rücken gegen die Mitten der Loge gekehrt, wo die Figur des Sarges ist,) indem er, von der Abendseite anfänget, beständig in eben derselben Stellung, außer daß iedesmal, wenn sie vor dem Obermeister vorbeygehen, der Aufzunehmende die Spitze des Degens und die Hand seines Führers fahren läßt, und nach dem er sich geneiget, das Gesellenzeichen machet. Der Obermeister und alle die andren Brüder, antworten ihm durch das Meisterzeichen: worauf der andre Uebelaufseher und der Aufzunehmende sich in ihre erste Stellung setzen, und ihren Weg verfolgen, aber bey iedem Umgange eben dieselbe Ceremonie verrichten.
(23) In einigen Logen neunmal, und in manchen nur einmal.
Man muß hier beobachten, daß der Obermeister, ehe der Aufzunehmende in die Loge geführt wird, dem zuletzt aufgenommenen Meister befiehlt, sich auf die Erde über die Figur des Sarges, davon ich geredet habe, zu legen, mit dem Gesichte in die Höhe, den linken Arm längst der Hüfte ausgestreckt, den rechten über die Brust auf die Art gebogen, daß die Hand den Ort des Herzens berührt, und eben diese Hand wird mit dem Schurzfelle, welches man deswegen aufhebet, und das Gesicht mit Leinwand, die mit Blute gefärbt ist, bedeckt, wovon ich den Augenblick reden will.
Wenn der letzte Umgang vollbracht ist, so befindet sich der Aufzunehmende dem Obermeister gerade gegen über und zwischen den beyden Uebelaufsehern. Alsdenn gehet der Obermeister nach dem Bruder zu, der auf der Erde ausgestreckt lieget und hebet ihn mit eben denselben Ceremonien wieder auf, die er bey der Wiederaufrichtung des Aufzunehmenden anwendet, und welche man in der Folge sehen wird. Wenn dieses geschehen, so giebet der andre Uebelaufseher demjenigen den Degen wieder, von dem er ihm genommen hat, und thut dreymal drey Schläge auf des ersten Uebelaufsehers Schulter, indem er die Hand hinter dem Aufzunehmenden wegführet. Hierauf fraget ihn der erste Uebelaufseher: Was verlanget ihr, Ehrwürdiger? Er antwortet: Hier ist ein ausgelernter Mäurergeselle, welcher zum Meister aufgenommen zu werden verlanget. Hat er seine Zeit gedienet? erwiedert der erste Uebelaufseher. Ja, Ehrwürdiger, versetzt der andere. Hierauf machet der erste Uebelaufseher das Meisterzeichen, und saget zu dem Obermeister: Ehrwürdigster, hier ist ein ausgelernter Geselle, der zum Meister aufgenommen zu werden verlanget Lasset ihn als Meister gehen, und stellet mir ihn vor, antwortet der Ehrwürdigste. Hierauf läßt ihn der erste Uebelaufseher das doppelte Winkelmas machen, nämlich die zwo Fersen gegen einander sehen, und die beyden Spitzen des Fusses auswärts, so daß sie die Enden des Winkelmaases berühren, welches in der Meisterloge abgezeichnet ist. Hierauf weiset er ihm den Meistergang, daß er nämlich den Weg zwischen dem Winkelmaasse und dem Zirkel, in drey großen gleichen Schritten zurückleget, welche ein wenig einen Driangel machen; dieß heißt, daß er, wenn er von dem Winkelmaaße weggehet, den rechten Fuß ein wenig vor gegen Mittag setzet, und den linken ein wenig gegen Mitternacht ziehet: und bey dem letzten Schritte setzet er den rechten Fuß an die Spitze des Zirkels, die gegen Mittag ist, läßt den linken folgen, und bringet die zwo Fersen auf die Art zusammen, daß dieses mit dem Zirkel nochmals ein doppeltes Winkelmaas machet. Es ist nöthig zu beobachten, daß bey iedem Schritte, den er thut, die drey Brüder, davon ich geredet habe, die eine Rolle Papier halten, ihm ein ieder damit einen Schlag auf die Schultern geben, wenn er bey ihnen vorbey gehet.
Nach diesem drey gethanen Schritten befindet sich folglich der Aufzunehmende dem Großmeister gegen über, welcher alsdenn seinen kleinen Hammer nimmt, und zu dem Aufzunehmenden saget: Versprechet ihr, unter eben derselben Verbindlichkeit, die ihr eingegangen habet, da ihr euch zum ausgelernten Gesellen haben aufnehmen lassen, das Geheimmiß der Meister gegen die Gesellen zu bewahren, wie ihr der Gesellen ihres gegen die weltlichen verwahret habet; und die Partbey der Meister gegen die aufrührischen Gesellen zu nehmen? Ja, Ehrwürdigster, saget der Aufzunehmende. Nach diesem giebet ihm der Obermeister drey sanfte Schlage mit seinem Hammer auf die Stirne, und, so bald als der dritte Schlag geschehen ist, werfen ihn die beyden Uebelaufseher, welche ihn umfaßt halten, so gleich rücklings der Länge nach auf die Figur des Sarges, welche auf den Thielen abgerissen ist: so gleich kömmt ein andrer Bruder, und leget ihm ein Stück Leinwand übers Gesicht, welches an vielen Orten mit Blute gefärbt zu seyn scheinet. Wenn diese Ceremonie geschehen, so klatschet der erste Uebelaufseher dreymal in die Hände, und sogleich ziehen alle Brüder den Degen, und richten die Spitze nach des Aufzunehmenden Körper. Sie bleiben alle eine Minute in dieser Stellung stehen. Der Uebelaufseher klatschet noch dreymal in seine Hand: hierauf stecken alle Brüder den Degen wieder in die Scheide, und der Obermeister nähert sich dem Aufzunehmenden, er nimmt den Zeiger (oder den ersten Finger) der rechten Hand, mit aufgedruckten Daumen auf das erste und dicke Gelenke, und stellet sich, als wenn er ihn aufheben wollte, lässet aber die Finger abglitschen und ihn gutwillig fahren, und saget, Jakin. Hierauf nimmt er ihn noch einmal auf eben diese Art bey dem andren Finger, und saget, nachdem er ihn eben wie das erstemal fahren lassen, Booz. Hierauf nimmt er ihn bey der Faust, indem er ihm die vier ausgesperrten und wie Vogelklauen halb gebogenen Finger auf das Faustgelenke über der flachen Hand, und seinen Daumen unter dem Daumen und Zeiger des Aufzunehmenden leget, und ihm dadurch die Meisterberührung giebet. Indem er ihm die Hand beständig also drücket, so saget er zu ihm, seinen rechten Schenkel nach dem Leibe zu ziehen, und ihn auf die Art zu beugen, daß der Fuß platt auf der Thiele stehen kann; dieß heißt, daß das Knie und der Fuß in senkrechter Linie sind, so viel als möglich ist, und saget ihm, den Leib ausgestreckt, fest, und gleichsam starre zu halten. Zu gleicher Zeit nähert sich der Obermeister mit seinem rechten Schenkel des Aufzunehmenden seinem auf die Art, daß das Inwendige von dem Knie des einen, das Inwendige von dem Knie des andern berührt; und darauf heißet er ihm, die linke Hand um den Hals schlagen; und der Obermeister, welcher, in dem er sich bücket, seine linke Hand auch um den Hals des Aufzunehmenden schläget, hebet ihn augenblicklichs auf, indem er Fuß gegen Fuß, Knie gegen Knie, Brust gegen Brust, Gesicht gegen Gesicht setzet; und saget darauf zu ihm halb in ein Ohr, und halb ins andre Mac-benac, welches das Meisterwort ist.
Alsdenn nimmt man ihm die mit Blute gefärbte Leinwand vom Kopfe weg, und der Obermeister saget ihm, zu wessen Gedächtnisse man diese ganze Ceremonie gemacht, und unterrichtet ihn von den Geheimnissen der Meisterschaft, welche man oben gesehen hat, und das Zeichen, die Berührung und das Wort sind. Vermittelst derselben erkennet man denjenigen unter den Frevmäurern für einen Bruder, der alle Grade der Mäurerey durchgangen ist, und weiter nichts, als die vollkommene Wissenschaft des Catechismus zu wünschen hat, welchen ich mittheilen will, wenn ich zuvor Hirams Historie erzählet habe.
Auszug der Historie Hirams Adonirams oder Adorams, des Baumeisters von Salomons Tempel.
Um die Verwandschaft zu begreifen, welche zwischen dieser Historie und der Freymäurer Gesellschaft ist, so muß man wissen, daß ihre Loge den Tempel Salomons vorstellet, und daß sie dem Baumeister, welchen dieser Prinz zur Aufführung dieses weltberühmten Gebäudes erwählet hat, den Namen Hiram geben.
Einige geben vor, es sey dieser Hiram König zu Tyrus gewesen; und andre, daß er ein berühmter Arbeiter in Erz gewesen, welchen Salomo aus fremden Ländern hatte kommen lassen, und welcher die zwo Säulen von Erz gemacht, die man in der Halle des Tempels sah, und davon die eine Jachin und die andre Boaz hieß.
Der Urheber von dem Geheimnisse der Freymäurer hat Grund zu sagen, daß bey den Freymäurern nicht die Rede vom Hiram, dem Könige zu Tyrus sey. Allein es ist eben so wenig, wie er vorgiebet, die Rede vom Hiram, demjenigen unvergleichlichen Arbeiter in Metallen, welchen Salomo von Tyrus hatte kommm lassen, und der die zwo Säulen von Erz gemacht hat (24).
(24) Joseph nennet diesen Werkmeister Chiram.
Welche Verwandtschaft könnte ein Werkmeister in Metalle mit der Brüderschaft der Freymäurer haben? Mir deucht, daß der Titel, welchen sie von Mäurern nehmen, das Schurzfell von weissen Leder, die Maurerkelle, die sie führen, und alle die andren Werkzeuge, damit sie sich zieren, wenn sie Loge halten, nichts mit den Goldschmieden, den Schlössern, den Rothgiessern, noch Kupferschmieden gemein haben. Allein, ausser daß es nicht wahrscheinlich ist, daß unter ihnen die Rede entweder vom Hiram, dem Konige [besser: Könige] zu Tyrus, oder vom Hiram, dem Werkmeister in Metalle sey; so gestehen alle, daß sie alle ihre Ceremonien zum Andenken des Baumeisters von Salomons Tempel machen, und vornehmlich diejenigen, welche sie bey der Aufnehmung der Meister beobachten.
Wie kann man sich nach diesem versehen, weil uns die heil, Schrift meldet, daß derjenige, welcher die Aufsicht über die Arbeiten bey der Aufführung von Salomons Tempel gehabt, Adoniram geheissen hat? Es ist wahr, daß Joseph in seiner jüdischen Historie saget, er habe Adoram geheissen; allein wegen dieses Unterschiedes darf man ihn weder mit Hiram, dem Könige zu Tyrus, noch mit Hiram, dem Werkmeister in Metalle, vermengen. Es ist also außer Zweifel, daß derjenige, dessen Gedächtniß die Freymäurer feyern, Adoniram oder Adoram geheissen, und demselben, wie sie vorgeben, das klägliche Abentheuer begegnet seyn soll, das ich erzählen will.
Man findet nicht die geringsten Spuren von dieser Geschichte, weder in der h. Schrift, noch im Joseph. Die Freymäurer geben vor, sie sey aus dem Talmud geschöpfet worden; weil ich es aber für sehr gleichgültig halte zu wissen, woraus sie genommen seyn kann, so habe ich keine großen Untersuchungen angestellt, mich derselben zu versichern. Ich gründe mich allein auf die unter den Freymäurern angenommene Tradition, und führe sie getreulich an, wie sie sie alle erzählen.
Adoniram, Adoram oder Hiram, welchem Salomo die Aussicht und Einrichtung der Arbeiten seines Tempels gegeben, hatte eine so große Anzahl von Arbeitsleuten zu bezahlen, daß er sie nicht alle kennen konnte, und damit er nicht Gefahr laufen wollte, den Lehrjungen wie den Gesellen, und den Gesellen wie den Meistern zu bezahlen, so redete er mit ieden von denselben ins besondere gewisse Wörter, Zeichen und Berührungen ab, um sie zu unterscheiden.
Das Wort des Lehrjungen war Jachin, der Name einer von den beyden erzenen Säulen, welche in der Halle des Tempels waren, bey welcher sie sich ihr Arbeitslohn zu empfangen versammleten. Ihr Zeichen war die rechte Hand auf die linke Schulter zulegen, sie in eben derselben Linie nach der rechten Seite zurück zu nehmen, und sie von da wieder auf die Hüfte fallen zu lassen, alles in dreyen Absahen. Ihre Berührung war, daß sie den rechten Daumen auf das erste und dicke Gelenke des Zeigefingers an der rechten Hand desjenigen druckten, dem sie sich zu erkennen geben wollten.
Das Wort der Gesellen war Boaz: man hieß die andre Säule von Erz also, welche in der Halle des Tempels stund, wo sie sich gleichfalls zur Empfangung ihres Lohns versammleten. Ihr Zeichen war, daß sie die rechte Hand auf die linke Brust legten, die vier Finger dichte beysammen und ausgestreckt, und den Daumen abgesondert. Ihre Berührung war mit der Lehrjungen ihrer einerley, ausser daß sie sie auf den andern Finger, und die Lehrjungen auf dem ersten machten.
Der Meister hatte nur ein Wort, sich von denjenigen unterscheiden zu lassen, von welchen ich gerede habe, welches Jehova war; allein es ist nach Adonirams Tode, dessen Historie ich beschreiben will, verändert worden.
Drey Gesellen, welche die Bezahlung der Meister zu erhalten bemühet waren, beschlossen, das Wort der Meister vom Adoniram zu verlangen, wenn sie ihn allein antreffen könnten, oder ihn zu ermorden, wenn er es ihnen nicht sagen wollte. Zu diesem Ende versteckten sie sich in dem Tempel, wo sie wußten, daß Adoniram alle Abende allein die Runde hielt. Sie stellten sich einer gegen Mittag, der andre gegen Mitternacht, und der dritte gegen Morgen. Als Adoniram, welcher wie gewöhnlich durch das Thor gegen Abend hinein gegangen war, durch das gegen Mittag wieder hinausgehen wollte, so verlangte einer von den dreyen Gesellen das Meisterwort von ihm und hob den Stock, oder Hammer, den er in der Hand hatte, wider ihn auf. Adoniram sagte zu ihm, daß er das Meisterwort auf diese Art nicht erhalten hätte. So gleich gab ihm der Geselle mit seinem Stocke oder Hammer, einen Schlag auf den Kopf. Da der Schlag nicht so heftig war, daß er den Adoniram zur Erde stürzte, so rettete er sich nach dem Thore gegen Mitternacht, wo er den andern antraf, der ihm eben so begegnete. Unterdessen, weil ihn dieser andre Schlag noch nicht zur Erde gefällt hatte, wollte er durch das Thor gegen Morgen hinausgehen: allein daselbst fand er den letzten, welcher, nachdem er eben dasselbe von ihm verlangte, wie die beyden ersten, ihn vollends todtschug. Hierauf kamen sie alle drey wieder zusammen. Weil es aber noch Tag war, so getrauten sie sich nicht den Körper aufs Feld zu tragen: sie verbargen ihn nur unter einen Steinhaufen, und trugen ihn, als es Nacht geworden war, auf einen Berg, wo sie ihn begruben, und damit man den Ort kennen könnte, so hieben sie einen Ast von einem Acacia ab, der nahe bey ihnen stund, und pflanzten ihn auf das Grab.
Salomo, da er den Adoniram in sieben Tagen nicht gesehen hatte, befohl neun Meistern, ihn zu suchen, und zu diesem Ende mußten sich so gleich drey an jedes Thor des Tempels stellen, und sich zu erfahren bemühen, wo er hingekommen wäre. Diese neun Meister kamen Salomons Befehlen getreulich nach, und nachdem sie länge Zeit in den Gegenden herum gesucht, ohne daß sie die geringste Zeitung vom Adoniram bekommen hatten, so befanden sich drey unter ihnen, die etwas müde waren, gleich bey dem Orte auszuruhen, wo er begraben war. Der eine von den dreyen, ergriff um sich destogemächlicher niederzusetzen, den Ast der Acacia welcher ihm in der Hand blieb; welches ihm zu bemerken Anlaß gab, daß die Erde an diesem Orte unlängst umgegraben worden war; und weil sie die Ursache davon wissen wollten, so fingen sie an zu graben, und fanden Adonirams Körper. Hierauf winkten sie den andern, zu ihnen zu kommen, und sie kamen, nachdem sie ihn alle für ihren Herrn erkannt, auf den Verdacht, daß wohl einige Gesellen diese That begangen hätten, indem sie ihn zwingen wollen, ihnen das Meisterwort zu geben; und in der Frucht, daß sie es ihm abgepresset haben möchten, beschlossen sie es so gleich zu verändern, und das erste Wort zu nehmen; welches einer unter ihnen beym Ausgraben der Leiche sagen könnte. Einer darunter nahm sie bey einem Finger, allein die Haut gieng davon ab und blieb ihm in der Hand. Der andre Meister nahm ihn ohne Anstand bey einem andern Finger, mit dem es ihm eben so gieng. Der dritte nahm ihn bey der Faust auf eben die Art, wie der Obermeister, die Faust des Gesellen in der Aufnehmungsceremonie ergreifft, welche hier oben beschrieben worden. Die Haut gieng auch ab: hierauf schrie er Macbenac, welches, nach den Freymäurern bedeute, das Fleisch gehet von den Beinen ab, oder der Körper ist verweset. So gleich wurden sie mit einander einig, daß dieses in Zukunft das Meisterwort seyn sollte. Sie giengen stehenden Fusses hin, und statteten dem Salomo von diesem Abentheuer Bericht ab, welcher sehr betrübt darüber war, und zur Bezeigung der Hochachtung, die er gegen den Adoniram gehabt, allen den Meistern befohl, ihn auszugraben und in den Tempel zu bringen, wo er ihn mit großer Pracht begraben ließ. Unterwährender Ceremonie trugen alle die Meister Schurzfelle und Handschuh von weissen Leder, zum Zeichen, daß kein einziger von ihnen seine Hände mit dem Blute ihres Oberhaupts besudelt hätte.
Dieß ist die Historie Hirams, welche der Obermeister dem Aufzunehmenden an Aufnehmungstage erzählt. Weil dieses nur ein Gedicht ist, und man weder in der geistlichen noch weltlichen Historie nicht die geringste Spur davon findet, so darf man sich nicht verwundern, wenn die Freymäurer wegen des Namens dieses Baumeisters, und wegen der Umstände seines Todes nicht einig sind. Zum Exempel: Ich habe gesaget, daß die drey Gesellen einen Ast von Acacia auf Hirams Grab gepflanzt; allein andre wollen, daß dieser Ast von den Meistern gepflanzet worden, welche den Körper gesuchet haben, damit man den Ort kennen sollte, wo sie ihn gefunden hatten- Einige geben auch vor, daß die Mäurer Hirams Körper eher ausgegraben, als sie dem Salomo von ihrem Abentheuer Bericht erstattet hätten: an statt daß ich gesaget habe, es habe dieser Prinz die Leiche ausgraben lassen. Es behaupten auch einige, daß der erste Schlag, den Hiram bekommen, mit einem Ziegelsteine; der andre mit einem cubischen Steine, und der dritte mit dem Hammer geschehen sey. Endlich sagen einige, daß Salomo auf den Einfall gekommen, das Meisterwort zu verändern, da hingegen andre vorgeben, daß die Meister diese Veränderung, ohne ihn um Rath zu fragen, gemacht hätten. Mit einem Worte, ich habe in allen Logen, die ich gesehen habe, einigen Unterscheid gefunden, allein nur in Ansehung der Umstände, aber nicht wegen des Wesentlichen. Die Art, wie ich diese Historie erzählet habe, ist der gemeinsten angenommenen Meynung gemäß.
Es folgt: Catechismus der Freymäurer 91-105 siehe: Katechismus 1745
[ab hier, 106, sind die Kopfzeilen des Textes ab und zu anders, mit Sternchen und Vignetten, gestaltet]
Eid, Welchen die Freymäurer bey ihrer ersten Aufnehmung leisten, und dabey die Hand auf das Evangelium legen.
[vgl. Das NE. Lehrlingsfragstück nach Prichard, 1730]
Ich verspreche bey der Treu eines Edelmanns, (25) und verpflichte mich vor Gott und dieser ehrwürdigen Gesellschaft, die Geheimnisse der Mäurer und der Mäurerey niemals zu offenbaren, noch die mittelbare oder unmittelbare Ursache zu seyn; daß dieses Geheimniß offenbaret, oder in irgend einer Sprache oder Zeichen, wie sie Namen haben, gestochen und gedruckt werde. Ich verspreche auch niemals von der Mäurerey, als mit einem Bruder, nach einer richtigen Prüfung, zu sprechen. Ich verspreche alles dieses bey Strafe, daß mir die Kehle abgeschnitten, die Zunge ausgeschnitten, das Herz aus dem Leibe gerissen, und dieses alles in die Tiefe des Meers begraben, mein Körper zu Asche verbrannt, und die Asche in den Wind geworfen werde, damit weder unter den Menschen noch unter den Mäurern, das geringste Andenken von mir übrig bleibe.
(25) Es ist oben gesaget worden, daß dieser Titel allen Freymäurern gegeben wird, sie mögen adlich seyn oder nicht.
Dieß ist der Innhalt des Eides: der Verstand ist allezeit einerley, ob es gleich darinn einigen Unterschied in den Redensarten geben kann. Zum E. an einem Orte, den ich nicht nennen will, weil die Logen daselbst untersaget sind, saget man, ich verpflichte mich vor dem großen Baumeister des Weltgebäudes, an statt ich verpflichte mich vor Gott, u. s. w.
Die verborgene Schrift der Freymäurer.
Man siehet aus der Kupferplatte, daß diese verborgene Schrift von zwoen verschiedenen Figuren zusammen gesetzet ist, davon die eine durch vier Linien gebildet wird, welche, da sie sich rechtwinklich durchschneiden, neun Fächer oder Logen machen. Das mittelste Fach allein ist gänzlich geschlossen: die andern sind offen, entweder auf einer oder auf zwo Seiten; und die Seite oder Seiten der Oeffnung sind in allen unterschieden.
Man schreibet in diese Figur die Buchstaben des A. B. C. zween in iedes Fach: Dieses reichet bis aufs t.
Hierauf zeichnet man die andre Figur, welche nur aus zwo Linien, in Form eines Andreaskreuzes bestehet. Dieses machet vier Winkel, welche mit der Spitze zusammen laufen, und alle verschiedentlich gesetzt sind. In diese Winkel schreibet man die Buchstaben u r. y. z.
Wenn man sich dieser verborgenen Schrift bedienen will, so zeichnet man die Figur des Fachs, oder Winkels, welche den Buchstaben einschliessen, den man nöthig hat. Und weil in der ersten Figur, welche vom a bis aufs t gehet, sich zween Buchstaben in iedem Fache finden, und man den andren Buchstaben von dem ersten unterscheiden muß; so beobachtet man, wenn man den andren Buchstaben ausdrücken will, einen Punct in die Figur zu setzen, welche das Fach vorstellet. Also wenn ich ein i brauche, welches sich in dem mittelsten Fache findet, so zeichne ich ein viereckichtes von allen Seiten geschlossenes Fach: brauche ich aber ein l, so zeichne ich eben dasselbe Fach, und setze in die Mitten einen Punct. Habe ich ein o nöthig, so zeichne ich ein Fach, das oben offen ist; und wen [besser: wenn] ich ein d brauche, eben dasselbe Fach mit einem Puncte. Also mit den übrigen. Dieses hat nur für die Buchstaben der ersten Figur statt: denn was der andren ihre anbelanget, so darf man, weil nur einer allein ist, nur die Figur des Winkels zeichnen, darinn er enthalten ist.
Nach diesen Erlauterungen wird man das Exempel der Kupfertafel ohne Mühe verstehen, wo die Worte; Die geheime Schrift der Freymäurer bekannt gemacht, in der verborgenen Freymäurerschrift geschrieben sind.
Das Alphabeth, welches man hier stehet, ist für die Franzosen gemacht, welche weder das k, noch das w brauchen. Es ist leicht auf andre Sprachen einzurichten, und diese zween Buchstaben, wie auch das v dazu zufügen: Man darf nur drey Buchstaben in eins oder in zwey Fächer setzen, und an statt eines Puncts zween, wenn man des dritten Buchstabens nöthig hat.
Wenn die Herren Freymäurer ihre verborgene Schrift ändern, wie sie ohne Zweifel zu thun genöthiget seyn werden, um ihre Geheimnisse der Entweihung nicht mehr bloß zu stellen; so kann ich sie eine lernen, die, vermöge eines demonstrativischen Beweises, nicht zu entziffern ist. Sie hat überdieß die besondere Eigenschaft, daß alle Welt die Einrichtung derselben und auch die Tabellen haben kann, deren man sich bedienen muß, und gleichwohl niemand, als derjenige, an den man schreibet, den Brief entziffern kann.
Zeichen, Berührungen und Worte Der Freymäurer.
Weil die Zeichen, Worte und Berühruungen in dieser Sammlung nicht allezeit mit aller erforderlichen Sorgfalt angeführet worden, so habe ich es für dienlich erachtet eine richtige Beschreibung davon zu geben und derselben wahrhaftigen Gebrauch zu erklären. Man wird überdieß sie hier gern alle beysammen finden, damit man sich nicht die Mühe machen darf, sie an verschiedenen Orten des Buches zu suchen.
Für die Lehrjungen.
Das erste Zeichen, welches die Lehrjungen machen, ist das Kehlzeichen. Man leget die rechte Hand auf die linke Seite des Halses unter dem Kinne. Die Hand muß horizontal liegen, d«e vier Finger ausgestreckt und dicht beysammen, und der Daumen (26) eingeschlagen seyn, so daß er eine Art eines Winkelmaaßes machet. Dieß ist der erste Absatz.
(26) Der Urheber des Geheimnisses der Freymäurer saget, es müsse der Daumen senkrecht erhaben seyn, allein er betrüget sich.
Der andre bestehet darinn, daß man die Hand in eben derselben Linie nach der rechten Seite der Gurgel zurückziehet; und beym dritten läßt man die Hand auf die Hüfte fallen, und schläget zugleich auf die Schooß des Kleides. Alles dieses muß mit einer ungezwungenen Art geschehen, ohne daß man die drey Absätze allzusehr merket: man unterscheidet sie hier nur; das Zeichen begreiflicher zu machen.
Wenn derjenige, dem man das Zeichen machet, auch ein Freymäurer und nur ein Lehrjunge ist, so wiederholet er das Zeichen; und wenn er ein Geselle oder Meister ist, so stehet es ihm frey, entweder mit dem Brustzeichen, oder dem Lehrjungenzeichen zu antworten. Wenn dieses geschehen, so nähert sich der erste und drücket ihm den rechten Daumen auf das erste Gelenke (27) des Zeigers (oder ersten Fingers) der rechten Hand. Dieß ist die Berührung; man nennet sie das Handzeichen. Der andre Bruder wiederholet es mit diesem Unterschiede, daß er, wenn er ein Geselle oder Meister ist, seinen Daumen auf das Gelenke von dem andren Finger des Lehrjungens drücket. Nach der Regel sollte man nur mit dem Lehrjungenszeichens antworten, weil derjenige, der fraget, nur ein dienender Bruder seyn könnte, und, wenn man ihm auf eine andre Art antwortet, man Gefahr läuft, ihm das Gesellen- oder Meisterzeichen zu entdecken.
(27) Nämlich dasjenige, welches den Finger mit der Hand »«einiget.
Nach dem Zeichen buchstabiren sie das Wort Jakin mit einander, auf die Art, wie man sie in dem Cathechismus erklärt hat.
Das Losungswort der Lehrjungen ist Tubalcain. Diese Losungsworte so wohl der Lehrjungen, als der Gesellen und Meister sind nicht durchgängig in Gebrauche.
Für die Gesellen.
Das Gesellenzeichen bestehet darinn, daß man die rechte Hand auf die Brust an den Ort des Herzens leget, die Finger ausgestreckt und dicht beysammen, der Daumen ausgesperrt, fast wie ein Wmkelmaas; und der Arm vom Leibe entfernet, damit man den Ellenbogen vorrücken lasset. Disß ist das Brustzeichen. Man bedient sich dessen auch in der Loge, wenn man etwas zu sagen hat, das den Orden betrift, und vornehmlich wenn man den Ehrwürdigen anredet.
Die Berührung ist eben dieselbe, als der Lehrjungen ihre, doch mit dem Unterschiede, daß sie auf dem andren Finger geschiehet.
Das Wort Boaz, welches man wie Jakin buchstabieret und ausspricht.
Das Losungswort, ist Schibboleth.
Für die Meister.
Die Meister brauchen eben dasselbe Zeichen. eben dieselbe Berührung, und eben dasselbe Wort, als wie die Gesellen.
Ihr Losungswort ist Giblim.
Gleichwohl giebet es ein Wort, eine Berührung und ein Zeichen, welche den Meistern eigen sind. Das Wort ist Mak-benak; allein man lässet es selten aussprechen, weil man es als heilig ansiehet. Man läßt es auch nicht leicht zur Meisterberührung kommen, welche darinn bestehet, daß man den rechten Daumen, zwischen dem rechten Daumen und dem ersten Finger desjenigen stecket, dem man die Hand giebet, und, indem man ihn das Inwendige der Faust mit den vier andren ausgesperrten, und ein wenig wie Vogelklauen gebogenen Fingern auf die Art umfaßt, daß der mittelste Finger sich auf das Innwendige der Hand stützet, füget man sich mit den Leibern zusammen, und umarmet einander, wie ich es unten erkläre.
Das Meisterzeichen ist, daß man mit der Hand das Winkelmaas auf die Art machet, wie es bereits etlichemal erklärt worden ist; daß man sie horizontal so hoch als den Kopf erhebet, und die Kuppe des Daumens auf die Stirne setzet; daß man sie nach diesem in ebenderselben Stellung bis unter die Brust runter fahren läßt, und die Daumenkuppe in die Herzgrube setzet. Allein dieses Zeichen ist nur in der Loge gebräuchlich, und allein bey der Aufnehmung eines Meisters. Es ist oben nicht richtig erkläret worden.
Außer diesen Zeichen giebet es noch eines, welches aber außer den Logen wenig im Gebrauche ist; ob es gleich dem Lehrjungen, Gesellen und Meistern, ohne Unterschied dienet. Dieß ist das Fußzeichen. Man machet es, indem man die zwo Fersen gegen einander, und die Spitzen des Fußes von einander setzet, so daß sie ein Winkelmaaß machen.
Anmerkungen über verschiedene Gebräuche der Freymäurer.
I. Es giebet Brüder, welche in den Briefen die sie schreiben, ein Winkelmaas, einen Zirkel, oder ein ander Sinnbild des Ordens, entweder über, oder unter, oder an die Seite ihrer Unterschrift setzen. Dieß hat der Urheber von der Zuschrift des Geheimnisses der Freymäurer gethan. Allein dieß ist ein Mißbrauch, der durch die Unwissenheit oder Prahlerei) der Neulinge eingeführet worden. Ein wohlunterrichteter Freymäurer, der an einen Bruder schreibet, muß nichts, als diese Formel gebrauchen; Ich grüße euch durch die ordentliche Zahl, und dazu fügen, drey u. s. w. Die ordentliche Zahl ist Drey. Man weis daß die Freymäurer in der Loge, und bey Tische alles durch drey thun. Allein wenn eine Loge an eine andre schreibet, alsdenn setzet man irgend eines von den Sinnbildern dazu, davon ich geredet habe, und überdieß schreibet man die Ueberschrift oder den Anfang eines Briefes wie ein Winkelmaas, wie man hier die Wörter, mein Herr siehet.
II. Die dienenden Brüder werden nicht allein niemals Meister, wie es in dem Geheimnisse der Freymäurer gesaget worden; sondern sie können auch niemals Gesellen werden.
In ieder Loge ist zum wenigsten allezeit einer. Er ist der Pedell [Bedeau] der Loge.
III. Wenn man dasjenige werden will, was man ein Glied der Loge nennet, so muß man seine Wohnung an dem Orte haben, wo die Loge aufgerichtet ist; und zu den Steuern beytragen, welche alle Monate und an allen Versammlungstagen erleget werden. Diese allein können nach Ehrenstellen trachten. Gemeiniglich ist man ein Glied der Loge, worinnen man aufgenommen wird: allein man kann gleichwohl ein Glied von einer andren Loge werden, vornehmlich wenn man die Wohnung verändert.
IV. Dieß ist die Prüfung, welcher man einen Besuchbruder unterwirft, welcher sich als ein Meister bey der Loge anmeldet. Er klopfet dreymal an die erste Thüre, und wenn man ihm aufgemachet hat, so saget er: Ich bin ein Bruder und Meister. Einer von den Lehrjungen, welche die Wache bey der Thüre halten, meldet ihn bey der Loge an, und sogleich schicket der Meister von der Loge einen von den beyden Uebelaufsehern ab, um ihn nach dem Catechismo, wegen der Berührung, und wegen desjenigen zu prüfen, was man die fünf Puncte der Meisterschaft nennet, nämlich daß sie Fuß wider Fuß, Knie wider Knie, Brust wider Brust, Backen wider Backen fügen; einander den linken Arm über die Achsel schlagen, und die linke Hand in Forme einer Vogelklaue auf den Rücken legen. (Dieß sind die Ceremonien, welche bey der Aufnehmung eines Meisters gebraucht werden.) Wenn der Besuchbruder allem Genüge thut, so führet man ihn in die Loge ein, und läßt alle Lehrjungen und Gesellen hinaus gehen, so daß niemand, als die Meister darinn bleiben. Der Meister von der Loge befiehlt alsdenn demselben Uebelaufseher, den Fremden die Berührungen wiederholen zu lassen: hierauf saget er ihm selbst, das Meisterwort zu sagen. (Dieses Wort, wie man weis, ist Mak-benak (28) und wird halb ins rechte, und halb ins linke Ohr gesaget. Nach der Regel spricht man dieses Wort niemals, als bey dieser Gelegenheit, und bey der Aufnehmung eines Meisters aus.) Wenn dieses geschehen, so wird der fremde Meister für einen solchen erkannt, und ihm mit aller möglichen Treuherzigkeit begegnet.
(28) Also muß man es buchstabieren, und nicht mit zweyen c.
V. Die Art, wie die Freymäurer ihren Armen beystehen, verdient erzählt zu werden. Sie machen in diesem Stücke nicht den geringsten Unterschied unter den Fremden. und denen aus derselben Stadt. Es ist überdieß nicht nöthig, daß die ersten Empfehlungsbriefe haben, oder daß sie bekannt sind: es ist genung, daß sie im Stande sind, die Prüfung auszuhallen. Ist es ein Fremder, so meldet er sich bey der Loge, und klopfet dreymal an die erste Thüre an, auf eben die Art wie es bey der Aufnahme eines Lehrjungens bräuchlich ist. Die zween letzten Lehrjungen (29), die mit dem Degen in der Hand an der Thüre stehen, öffnen sie, und fragen, wer er ist? und was er will? Er saget, ich bin ein Bruder, und will hinein.
(29) Es giebt Logen, wo die erste Thüre von zween dienenden Brüdern, und die andre von zween Lehrjungen bewachet wird.
Man führet ihn in das Vorzimmer, und der eine von den beyden Lehrjungen gehet weg, dem Meister von der Loge zu sagen, daß ein Fremder angekommen ist. Hierauf befiehlt der Meister einem von den Uebelaufsehern, dem Gebrauche des Ordens zu folgen, welcher in einer scharfen Prüfung wegen der Zeichen, der Berührungen, der Worte, und des Catechismus bestehet. Wenn der Uebelaufseher zur Gnüge überzeuget ist daß der Angemeldete ein Bruder ist, so führet er ihn in die Kammer der Versammlung, wo er mit Achtbarkeit und Freundschaft aufgenommen wird. Alsdenn träget der Fremde seine Bedürfnisse vor, und bittet um einige Hülfe, indem er sich nicht allein an den Meister, sondern an die ganze Gesellschaft wendet, und so gleich befiehlt der Meister dem Schatzmeister ihm die durch die Verordnungen festgesetzte Summe zu geben, welche auf vier oder fünf Ducaten steigen kann, und aus der gemeinen Casse genommen wird. Diese Casse wird die Casse der Armen genannt; man verwahret darinn zu dergleichen Allmosen das Geld, welches die Aufzunehmenden am Tage ihres Eintritts geben. Wenn die Summe, davon ich geredet habe, für den Fremden nicht zureichend ist, so bittet er die Loge, ihm etwas mehr zu verwilligen; und darauf läßt der Meister in seiner Gegenwart ein Allmosen in der Versammlung einsammlen.
An den Orten, wo die Logen nicht öffentlich sind, muß sich der Fremde, der sich in Noth befindet, durch Zeichen bemühen, irgend einen Bruder zu entdecken. Wenn er dadurch einen gefunden hat, so ist derselbe verbunden, ihm des Obermeisters Haus [la maison du Grand-Maitre] anzuzeigen. Der Fremde begiebet sich dahin, und der Meister, nachdem er die Prüfung ausgestanden hat, schicket den Pedel der Loge bey allen Brüdern eine Beysteuer zu sammlen, und giebet dem Fremden das gesammlete Geld.
Diese Verbündlichkeit, Mildthätigkeiten aus zuüben. ist eines von den Grundgesetzen des Ordens, dessen Beobachtung man beschwöret, und solches allemal, wenn Loge gehalten wird, zu wiederholen besorget ist. Gleichwohl wird es sehr übelbeobachtet, wenn man dießfalls gewissen Freymäurern glauben darf. Ich kenne auch einige, die mir gesaget saget haben, daß sie Brüder gefunden hätten, welche, damit sie nicht in Beutel greifen dürfen, geleugnet haben, daß sie von der Gesellschaft wären. Ich bin versichert, daß diejenigen, welche also mit mir geredet ihre Ursachen gehabt: allein ich zweifle sie auch nicht, daß die andren nicht die ihrigen gehabt hätten, und sie würden, nach meinem Erachten, sehr zu beklagen seyn, wenn sie verbunden wären, alle die Faullenzer zu ernähren, welche der Ruf von ihrer Mildthätigeit in ihren Orden ziehet,
VI. Der Titel eines Meisters der Loge [Maitre de Loge], und eines Obermeisters [Grand-Maitre], werden oft vermenget, wenn man von einer versammleten Loge redet. Dieß kommt daher, weil viel Meister in einer Loge sind, und, um sie von demjenigen zu unterscheiden, der den Vorsitz hat, man diesen manchmal den Obermeister nennet. Allein diesem ungeachtet verstehet man einander. Ein ieder weis, daß nur ein Obermeister für iedes Land ist. und das die Häupter der besondern Logen [les Chefs des Loges particulières] nichts als Logenmeister [Maitres de Loge] sind.
VII. Dasjenige, was man eigentlich die Loge nennet, nämlich, die an den Aufnehmungstagen auf die Thielen mit Kreide aufgerissenen Figuren, muß nach dem Buchstaben aufgerissen, und nicht auf ein leinen Tuch gemalt werden, welches man in einigen Logen zu diesen Tagen ausdrücklich verwahret: dieß ist wider die Regel.
Bey Gelegenheit dieser Figuren will ich bemerken, daß einige einen Erdglobum an statt der Sphäre setzen, die ich in dem wahrhaften Abrisse von der Loge der Lehrjungen habe vorstellen lassen. Es ist auch selten, daß nicht von einem Lande oder von einer Stadt zur andren einiger kleiner Unterschied in der Wahl oder Einrichtung dieser Sinnbilder seyn sollte. Allein die Zeichnungen, welche ich habe stechen lassen, sind dem alten Gestifte am gleichförmigsten.
Es folgt Das offenbarte Geheimniß der Mopsgesellschaft 121-144 siehe: Mopsgesellschaft. 1745
Lieder der ehrwürdigen Brüderschaft der Freymäurer nebst einigen vorhergehenden poetischen Stücken.
[in einer digitalisierten Ausgabe - Leipzig, bey Arkstee und Merkus 1745, 145ff - finden sich andere Übersetzungen der Lieder: http://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/16870/3/cache.off]
Norma morum
Trau Gott; misstraue dir; verrichte nur das deine; Sey fleissig im Gebet; mit wenig leb vergnügt; Nach Hoheit strebe nicht; hör vieles, rede wenig; Geheimnisse verschweig; in Grosse schicke dich; Dem Niedrigen verschon; den Gleichen trag gedultig; Vor Fauheit hüte dich; entfärbe dich ab nichts; Veracht den stolzen Narr; gelassen leid' das Uebel; Und daß du selig sterb’st, so lebe deinem Gott!
Uebersetzung der französischen Verse, durch den Herrn Gobin.
Mach keinen Götz aus dir; vertrau dem höchsten Wesen; Und wünsche nur, was nüzt; vergnüge dich mit dem Was dir nur nöthig ist; auf einmal thu nur eines; Dadurch nur bahnst du dir den Weg zum wahren Glück. Bey Hoheit herrscht Gefahr; bewahr die Heimlichkeiten; Hör' alles aufmerksam; red wenig, und bedacht; Den Vortheil nutze wohl; doch unterdrücke nimmer, Den, welchen du besiegst; den Grossen weiche stets; Die Gleichen trage gern; die Stolzen keck verachte, wenn Ehr und Pracht sie gleich unwürdig überdeckt; Entsetze dich ab nichts; das böse leid’ gedultig, So sehr es dich auch schmirzt; verjag der Trägheit Pest; Kurz: Erst denn zeigst du dich als einen wahren Weisen, Wenn du Gott lebst, allein; du stirbest denn auch Gott.
Vertheidigung Der Freymäurer.
Durch den Bruder Procopius, einen Arzneykundigen und Freymäurer.
Was? Brüder! leidet ihrs noch immer, Daß unsere erlauchte Zunft Den Stich gewetzter Lästerzungen Und schwarzer Lügen fühlen soll? Nein! Nein! wir haben endlich gnug Von Argwohn, Unbill, Haß erlitten! Auf! Brüder, auf! Erlaubet mir Der Welt zu sagen, wer wir sind!
Fürwahr, man darf uns kennen lernen! Entdeckung ist uns vortheilhaft. Und meine Rede soll entzünden Die Lust in unsrer Zunft zu seyn. Seht das erhabne Bildniß hier Des Mäurers: Seht in ihm den Bürger; Den eifersvollen Unterthan, Dem Fürsten und dem Staat getreu; Den wahren und vollkommnen Freund.
Nur solche Freyheit herrscht bey uns Die sich dem Wohlstand unterwirft, Wir schmecken eine seltne Lust Die mit der Unschuld stets gepaart. Ob unsre Freuden gleich der Welt Noch ein verdecktes Essen bleiben; Der Orden unterzieht uns doch Den allerstrengesten Gesetzen, Wir fürchten die Gewissensbisse Und eine späthe Reue nicht.
Wir sind bemüht von Tod und Grab Asträa wieder zu erwecken; Bemüht, die armen Sterblichen Zum alten Stande zu bekehren, wie sie zu Rhea Zeiten waren, Wir geh'n noch kaum betrettne Steige, Erbauen; das ist unser Zweck! Und seht, was unsre Hauser sind: Gefängnisse der schnöden Laster; Der edlen Tugend prächt'ge Tempel!
Jetzt, liebe Brüder! will ich uns Vertheidigen bey jenen Schönen, Die uns mit ihrem Zorne straffen, Daß wir denselben nicht erlauben Gespielen unsrer Zunft zu seyn. Bleibt ihnen dieses gleich verbotten, So seyen sie nur nicht entrüstet; Ich weiß, sie werden selbst uns loben, So bald sie wissen unsre Gründ.
Anbätungwürdiges Geschlecht, Wir ehren, schätzen, lieben dich! Jedoch, wir fürchten euch, ihr Schonen; Und unsre Furcht ist höchst gerecht! Was unsre Mutter ihren Kindern Zum ersten Unterricht erzehlt, War: daß aus euern zarten Händen Adam den sauren Apfel nahm; Und daß vielleicht ohn' eure Reitze Ein jeder Mensch ein Mäurer wär'!
Vierzeiliger Vers durch den Bruder Nicaut.
Ein Freymäurer wird der Welt Stets ein wahres Räthsel seyn, Das man erst entzifern kann, Wenn man selbst ein solcher wird.
Die Freymäurer. Ein Traum. siehe: Ein Traum eines Freimaurers Version II
Lied der Meister.
Erste Strophe, allein.
Auf singet wechselweis Zu Ehren unsrer Meister Auf rühmet in die Wett' Die Werke ihrer Alten. Es müß ihr edler Nam' Zu Land und Meer erschallen, Und die Freymäurerkunst Der Erde Rund erfüllen.
Chor.
Auf weiht Gelübd' der königlichen Kunst Und dem Geheimniß, reg von edlem Feuer; Der Mäurer Herzen wo es bleibt verwahrt, Sind stets der ersten Loge sichre Bürgen.
Andere Strophen, allein.
Der Fürsten machtigste, Die Asien uns zeigte, Verstuhnden zu dem Bau Die schönsten Ebenmaasse. Wir wissen noch auf heut Die edle Kunst zu bauen, Der Mäurer, so die Schrift, Als grosse Meister preiset.
Durch dieser Söhne kam Die Baukunst auf die Griechen, Wo sie in schönster Zier Und wahrer Feinheit glänzte. Drauf wußt Vitruvens Fleiß Sie trefflich zu vermehren, Und in dem stolzen Rom Mit grossem Pracht zu üben.
Zuletzt kam auch die Kunst In kältre Abendländer, Und ward sogleich bekannt Den Britten und Franzosen, Die sich die gute Weil Des angenehmen Lebens Mit der berufnen Lust Der Mäurerey ergötzen.
Da wir, ihr Bruder, seh’n Die so beglückten Zeiten, Und mit dem Nectarsaft Oft unsre Gläser füllen, So preißt ohn Unterlaß Den Bauherr dieser Welten, Der zu des guten Zahl Auch diesen Wein uns schenket.
Lied der Uebelaufseher.
Erste Strophe, allein.
Von Adams Fleisse kam zuerst Die Wissenschaft geschickt zu bauen Und Cain ein erfahrner Mäurer Wies uns derselben Nutzbarkeit: Er hat die erste Stadt gebauet In einer Gegend Morgenlands, Allwo der Baukunst neue Uebung Den allerersten Ursprung nahm.
Der Chor.
Besinnt der Baukunst Trefflichkeiten. Durch diese nur blüht unser Glück, Erhebet eifrig ihre Grösse: Nur sie macht Könige recht groß.
Andere Strophen, allein.
Vom Hirten Jubal wurden erst Bequeme Zelten aufgeschlagen, worinn er die in müdem Schweisse Errungnen Zinse froh genoß. Drauf fand man diese Feldgebäude Für tücht'ge Häuser dem Soldat, Und Mavors Söhne, grosse Helden Beadeln sie mit ihrem Glanz.
Nie hätt Neptun auf seinem Meer Des Schiffbaus Werke je geshen, Die Läste mächt'ger Kriegesschlffe, Die Schiffe reicher Kaufmannschaft, Hätt Noe nicht der fromme Vater, Von dem Allmächtigen gelehrt, Mit eignem Arme das Gebäude Der schönen Arche dargestellt.
Als sich der Menschen Zahl vermehrt, Entstuhnden Ungerechtigkeiten, List stuhnde dem Gewalt zur Seiten, Und drückt' den Armen in den Koth. Den stolzen Nimrod zu besiegen Dient' damals Schwachen eine Schanz: Ein Wall verdoppelt' ihre Stärke, Und widerstuhnd des Helden Macht.
Die Menschen wurden einst so kalt In Gottes Liebe, daß die Thoren Sich mit dem Ziegelbrand bemühten Zu dem berühmten Babelsthurm: Biß die Verwirrung ihrer Sprache Der Mäurer Arbeit unterbrach. Da suchten sie die Häuser wieder, Und liessen jenes kühne Werk
Drauf ward ein prächtig Heiligthum, Wo sich das helle Licht der Wahrheit In den Orakeln offenbarte, Von Gott und Moses aufgebaut. Bald ward die heil'ge Kunst zu bauen Durch Götzenbilder schnöd entweiht, Weil ihre prächtigen Gestalten Der Menschen Witz bezauberten.
Dem Freund des Friedens Salomon Gedeihte seiner Zeit das Glücke, Daß ihm kein Mensch an Weißheit glieche, Daß er der gröste Mäurer war. Er baute seinem Gott den Tempel, Das gröste Meisterstück der Kunst: Der Fürsten Chor folgt sein Exempel, Und werden Mäurer überall.
Die Kunst in ihrer ganzen Pracht Kam daher auch in Rom, Sicilien, In Griechen- und Egyptenlande, In Frankreich und in unsre Stadt. Ja heut zu Tage weicht uns Asien An der Gebäude Zierlichkeit, Es trinket nicht so gut Ambrosien, Als wir vom allerbesten Wein.
Man wiederholet den Chor.
Lied der Gesellen.
Erste Strophe, allein.
Kunst die selbst das höchste Wesen Uns zu schenken hat gewürdigt, Daß wir durch dich sicher seyn. Hier in der erlauchten Logen Sey dein würdig Lob gesungen, Und erschalle überall.
Der Chor.
Hier in der erlauchten Logen Sey dein würdig Lob gesungen, Und erschalle überall.
Andere Strophen, allein.
Phebus mag gleich von uns weichen, Oder nahe uns erhitzen, Gibt die Baukunst guten Schutz. Sie wird nach der Meßkunst lehren In dem schönsten Ebenmaasse In fünf Ordnungen bestehn.
Laßt uns ihren Ruhm erhöhen Laßt uns ihren Namen preisen, Mit dem allerschönsten Lied. Immer soll der Saft der Reben Ihr zu Ehren sich ergiessen Unter der Gesellen Zunft.
Lied der Lehrjungen. siehe: Lied der Lehrlinge, 1722 3. deutsche Übersetzung
Duett. Für die Freymäurer. Durch den Bruder Naudot.
Wenn in den ersten göldnen Zeiten Die Unschuld unser Führer war; Wenn man nichts sah' von Krieg und Schlachten, Noch den Erdboden überdeckt Von Leichen voller Blut und Wunden; Was, Bruder! war der Grund davon? Das: Jeder Mensch war ein Freymäurer! So klein als groß; so jung als alt, Vertheilten in Gleichförmigkeit Ohn' Klag und Zanken unter sich Die edlen Güter der Natur.
Andre neue Lieder
Wie schwatzt von unserm hohen Orden Der Pöbel doch so pöbelhaft; Der ein Geheimniß will ergrübeln, Das seine Sinnen übersteigt! Uns schmerzt sein eitler Tadel nimmer; Wir lachen seines Argwohns nur. Die Weißheit mit der Freud beleben, Ist unsere geheime Kunst.
Viel sagen, daß in Zauberkünsten Des Mäurers Wissenschaft besteh'; Daß sie sich durch die Schwarzkunst kennen. Doch das sind eitle Hirngespenster. Das Schweigen, das ist unsre Kunst! Wir können unser Glück verdecken; Der, welcher es zu schmecken wünscht, Muß erst das Licht gesehen haben.
Seht eines Mäurers Lebensregel: Thu nur, was recht und billich ist; Steh deinem Bruder in den Nöthen Mit ungeschminkter Liebe bey; Thu nichts aus karger Lohnbegierde; Und frage die Vernunft um alles; Sey nimmer müde guts zu thun.
Gieb' uns doch deinen Beyfall endlich? Du schön- und reizendes Geschlecht! Ein jeder Mäurer huldigt dir, Und macht sich grossen Ruhm daraus. Durch die Erhaltung deiner Gunst Wird er des Mäurer-Namens würdig; Der Laster Erb- und Erzfeind seyn Gehört zu der Natur des Mäurers.
Kaum hatte Simson sein Geheimniß Der falschen Delila entdeckt, Fühlt er der Uebereilung Frucht. War' er aus unsrer Zunft gewesen, Würd' grössere Verschwiegenheit Mit gleicher Treu und Zärtlichkeit Ihn vor dem Fall bewahret haben.
Für die Freymäurer. Im Christmonate 1743.
[die französische Ausgabe hat hier den Zusatz: Sur l’Air de la Bequille. Das entdeckte Geheimniß der Frey-Mäurer übersetzt: Nach der Krücken-Melodey.] Die offenbarte Freymäurerey übersetzt: Nach der Weise des Französischen Liedes von der Krücke des Vaters Barnabas.]
siehe: Das Lied von Diogenes, 1743 Version III
Lied.
[die französische Ausgabe hat hier den Zusatz: Sur l’Air: Vlà c’ que c’est qu’ d’aller au bois.]
In unsern Logen bauen wir: Seh’t da, was Mäurer sind für Leute! Wir gründen alles auf die Tugend; Nie schlich der Laster scheußlich Heer Durch unsre Häuser sich zu uns! Seh’t da, was Mäurer sind für Leute!
All’ unser Thun geräthet wohl: Seh’t da, etc. Die Regel unsres Plans ist richtig; Sie richtet sich nach der Natur, Und diese leitet Riß’ und Züge; Seh’t da, etc.
Wir bauen prächtige Altäre; Seh't da, etc. Wir weihen sie den Künsten ein; Die ruhigen und stillen Musen Bevölkern unsre Freystädt' immer, Mit ihren holden Pflege-Söhnen. Seht da etc.
Hört, Schönen! Unsre Seufzer mir; Seh’t da, etc. Im Reitz, den wir in euch verehren Erblicken wir des Schöpfers Bild; Den betten wir auch an in euch. Seh’t da, etc.
Unheilige! euch ruffen wir: Seh't da, etc. Sie sind in den Affecten mäßig; Verschwiegen bey dem Frauenzimmer; Getreu, gerecht und redlich immer; Vollkommne Freund' und Spießgesellen. Seht da, was Mäurer sind für Leute
Ein anders.
[die französische Ausgabe hat hier den Zusatz: Sur l’Air: Nous vivons dans l’innocence.]
Alle Freuden dieses Lebens Sind ein Tand, ein blendend Nichts; Auf genoßne Lüste folget Bittre Reue, spathe Klag. Nur die Mäurerey allein Schenkt uns wahr- und stete Freude!
Unschuld wohnt in stolzer Ruhe Hier in diesem Aufenthalt. Gift der Ungebundenheit Nie hast du den Ort entweyh’t! Und die Wollust läßt sich willig Von dem Wohlstand ganz regieren.
Man war mit dem Drucke dieser Sammlung zu Ende, als ich eine Abschrift von der Danksagung erhalten habe, welche der Abt Freron ganz neulich an dem Abende seiner Aufnehmung gegen die Brüderschaft der Freymäurer abgeleget hat. Es ist zu verwundern, daß dieser Abt, welcher für keinen Eifrer der akademischen Formuln gehalten wird, sich derselben beym Eintritte in eine Gesellschaft hat bedienen wollen, worinn das Complimentieren ebenso fürchterlich, als die Unverschwiegenheit ist. Hier ist es, wie es mir mitgetheilet worden.
Ein anders.
[die französische Ausgabe hat hier den Zusatz: Sur l’Air de la Confession. Das entdeckte Geheimniß der Frey-Mäurer übersetzt: Im Ton der Bekänntniß. Die offenbarte Freymäurerey übersetzt: Nach der Weise, wie die Beichte gesungen wird.]
Br. Mir ists denn erlaubt, Sehr geliebte Freunde! Daß ich auch, wie ihr, Schwimmend' nach dem Strom Angenehmer Freuden, Meine Tag' verschleisse. Mit Entzücken sieht Mein begierig Aug Diesen prächt’gen Tempel; Dessen kostbar'n Glanz Der vergifte Hauch Des verachten Volks, (Das der Gegenstand Unsers Spottes ist) Nicht verdunkeln kann! Sagt, worinn bestehet Die Freymäurerey?
Ehrw. Darinn, daß der Zoll Reiner Freundes Liebe Recht bezahlet wird. Dieß ist unsers Ordens Einiges Gesetz.
Br. Was sind eure Freuden Die, wenn ihr versammelt Ihr vereint geniesset?
Ehrw. Solche reine Lüste, Solche süsse Freuden, Denen nichts auf Erden Kann verglichen werden; Freuden, welche selbst Könige beneiden!
Br. Sagt, was wollt ihr mehr Daß von mir geschehe, Euch genug zu thun?
Ehrw. Sey geheim und klug. Lehrn die Kunst des Schweigens. Rede mit Bedacht, Und vergaum' die Reu Der Verplauderung Unsrer Heimlichkeit.
Br. Diese Schweigenskunst, (Ein Geschenk des Himmels) Lehrnt' ich, eh' ich noch Ein Frevmäurer ward. Dieser kleine Kragen Soll der Bürge seyn Meiner Schweigenskunst.
[die folgenden zwei Lieder fehlen in: Das entdeckte Geheimniß der Frey-Mäurer]
Lied, welches ein Freymäurer bey Tische und ausser der Loge singen kann.
[die französische Ausgabe hat noch den Zusatz: Par le Frère de la Tierce.]
I. Der Mäurer Noah ist zu preisen. Er machte erst die Menschen froh, Nahm die Trauben preßte Wein, Den edeln Tranke. Drum füllet jedes Glas von diesem süssen Safte: Sein Geist erquicke unsern Sinn! Wie sanft, thut er! So ehren Mäurer ihre Tafel.
II. Die Fluth hat jener grosse Vater Der Baukunst durch die Arch besiegt, Daß kein guter Bruder nicht Darinn ertrunken. Drauf baute er das Faß, Die Flasche und den Becher, Und rief; kommt her, erquicket euch. Wie gut ist das! Wir Mäurer folgen so dem Lichte.
[das folgende Lied fehlt In der französischen Ausgabe sowie in einer andern Ausgabe von Der verrathene Orden der Freymäurer und ebenfalls in Die offenbarte Freymäurerey. Es taucht auch in keiner späteren Liedersammlung mehr auf.]
Lied des Bruder Franzen.
Ich Bruder Franz, der Lustigmacher, Großmeister eines bachischen Berühmten, blühnden, hohen Ordens; Gestiftet für die allgemeine Gesundheit aller Sterblichen; Entbiete Gruß und Segen denen Die folgendes vernehmen können:
Man weiß, in diesem kurzen Leben Sucht jeder sich vergnügt zu machen, Nur, wie es seiner Lust gefällt; Nur, wozu sein Geschmack ihn reitzt. Wir denn, die wir die schönen Tage, Die zarten Jahr beglückter Jugend, So Pfeilgeschwind verstreichen sehen, Daß ihren Lauf nichts hemmen kann; Und wünschen, daß die kurzen Jahre Die uns zu Charons Nachen führen, (Es mag des Schicksals Eigensinn Auf uns verhängen was er will) In Glück und süsser Ruh verfliessen: Wir haben, die wir wohl gegründt In solchen Wissenschaften sind, Befreyt von allen andern Sorgen Als nur für unsern edlen Bauch; Unlängst, da wir beysammen sassen In froher Lüsten Ueberfluß, Die folgenden Gesetz errichtet:
Ihr sollt in eure hohe Zunft Den Eintritt keiner Seele gönnen, Als denen nur, die in dem Essen Und Trinken sich als Helden zeigen; Und allezeit braf lustig sind.
Belebet eure Gastereyen Mit Liederchen, mit Scherz und Geist; Und leert die Gläser auf Gesundheit Geliebter Schönen dapfer aus; Doch nur so viel, daß ihr noch wisset Was Namens und Geschlechts ihr seyt.
Doch, wenn zum Unglück sich ein Bruder Verstand und Sinn versoffen hätt', So führt ihn voll Barmherzigkeit Nach seinem Hauß und Bette hin.
Den edlen Rebensaft zu kosten Bedienet euch des reinsten Glases; Verstopfet nur die Flasche nicht, Ich weiß die Wirkung wohl davon.
Bey Tische darf ein jeder trinken So viel nur, als er gerne will. Der Zwang verbittert alle Freuden, Die Freyheit nur verzuckert sie.
Auch zwinget niemand Wein zu trinken Wer ihn aus Wiedrigkeit versagt; Wer diesen Göttertrank nicht liebet Ist mehr dadurch als gnug gestraft.
Und wenn mein Hauß ein frecher Bruder Mit garstigem Geschwätz entweyh't; Werd er vor jedes wüste Worte Vierzehen Tage draus verbannt.
Wo diese wiederholten Strafen An Wirkung nicht gesegnet sind, Werd' ob ihm, wenn die Brüderschaft Zu Tische sitzt, der Stab gebrochen.
Verpfuyet den Verleumdungsgeist; Kommt euch der Trieb zum lustig seyn, So laßt der Zung den freven Zügel; Nur schone sie dem Nächsten immer.
Ihr, die ihr zu uns treten wollt; Sollt uns in Nöthen Beystand leisten. Ist doch kein edleres Vergnügen, Als wenn man andrer Glücke macht.
[Die folgenden zwei Lieder finden sich nur in: Die offenbarte Freymäurerey. Es handelt sich vermutlich um deutsche Neuschöpfungen von Johann Elias Schlegel.]
Ein Lied für die Freymäurer.
[später aufgenommen in: Freimäurer-Lieder und Gesänge zum Gebrauch der Ehrwürdigen Loge genannt die wachsende zu den Dreien Schlüsseln in Regensburg, 1757, 18-20, unter dem Titel: Freymäurer-Lied; Freimaeurer Lieder mit neuen Melodien. 1772, 80-81, unter dem Titel: Freimäurer-Lied; Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen, in Zwey Büchern. Kopenhagen und Leipzig 1776, 107-109 (XXXIX. ohne Titel; mit der Anmerkung: „Schlegel“); Lieder zum Gebrauch in den Logen. Breßlau 1777, 38-39 (3. und 4. Strophe vertauscht) Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg, 1804, 121-122 (LXX); leicht abgewandelt in: Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 64, unter dem Titel: Zur Eröfung der Loge (die 3. und 4. Strophe sind vertauscht); Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 129-130 (die 3. und 4. Strophe sind vertauscht)]
Hier, wo uns kein Spötter [1784: Neider] höret, Brüder, hier genießt der Zeit! Preist das Schicksal ungestöret, Preist es, daß ihr Maurer seyd! Freyheit, Freundschaft und Vergnügen Sind das Glück der Maurerey.
Freyheit, Freundschaft und Vergnügen! Kommt zu uns herab gestiegen, Wohnet unsrer Arbeit bey!
Hier entstehn die Zeiten wieder, Da man keinen Stolz gekannt; Hier sind Fürsten unsre Brüder; ]1784, 1801 und 1804: Fürsten werden unsre Brüder;] Hier ist Zwang und Furcht verbannt. [1784: Zwang und Furcht ist hier verbannt.]
Freyheit, Freundschaft und Vergnügen etc.
Hier entzündet sich Vertrauen, Welches Händ in Hände flicht. An des Bruders Glück zu bauen Ist der Brüder größte [1804: größ're] Pflicht. [1784 und 1801: und der Brüder Glück zu bauen, ist der Maurer schönste Pflicht.]
Freyheit, Freundschaft und Vergnügen etc.
Hier erwecken [1784 und 1801: verbinden] sich die Herzen, Ohne Sorge [1784 und 1801: Sorgen] froh zu seyn. Freud [1784: Freund] und Anmuth reitzt zum Scherzen, Und den Scherz beseelt der Wein.
Freyheit, Freundschaft und Vergnügen etc.
Lied eines Maurers an seine Maurerin.
[später aufgenommen in: Freimäurer-Lieder und Gesänge zum Gebrauch der Ehrwürdigen Loge genannt die wachsende zu den Dreien Schlüsseln in Regensburg, 1767, 17-18; Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen, in Zwey Büchern. Kopenhagen und Leipzig 1776, 194-195 (mit der Anmerkung: „Schlegel“);
nur die ersten zwei Strophen aufgenommen in: Lieder zum Gebrauch in den Logen.
Breßlau 1777, 53, Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 24; Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, 1801, 46-47]
Dem festen Bau von meinem Glücke Verleyhst du Herrlichkeit und Zier; Sein Glanz entsteht von deinem Blicke; Sein schönes Gleichmaas kömmt von dir; Er bliebe stets unausgeführet, So ämsig ich zur Arbeit bin; Doch daß ihm nichts mehr fehlt, das rühret Von dir nur, meine Maurerin.
Laß dir den Ruf nicht Zorn erregen. In Logen gehn, sey euch verwehrt. Da seyd ihr Schönen stets zugegen, Wo jemand ist, der euch verehrt. Du folgst mir, wo ich mich befinde, Ich führe dich in mir dahin; Da opfert ieder seinem Kinde Und trinkt aufs Wohl der Maurerin.
Du wilst ein Bild der Loge sehen, Wohlan denn! schließ die Thüre zu! Hierein soll kein Profaner gehen, Hier wohne Freundschaft, Lieb und Ruh! Statt Weins beseele muntres Küssen Mit Scherz und Freuden unsern Sinn Wir können Schürz und Werkzeug missen: So macht man eine Maurerin.
[die folgenden zwei Reden finden sich nur in: Die offenbarte Freymäurerey: sie wurden übernommen von: Der neu-aufgesteckte Brennende Leuchter des Freymäurer-Ordens, 1746, 431-444]
Verzeichniß der Stücke welche in diesem Buche enthalten sind.
Rede über die Gleichheit der Glieder der ehrwürdigen Gesellschaft der Freymäurer.
Meine Brüder, So bald man einen Entwurff zu einer Gesellschaft machen will, wo eine ungestörte Zufriedenheit herrschen soll; woraus der Zwang, der gewöhnliche Widersacher der Freude, verbannet wird; woraus die Zwistigkeiten, das Mißtrauen, die Eyfersucht, der Ehrgeitz, sowol als die Schmeicheley und ihre Begleiterinn die Falschheit ausgeschlossen sind: und wo man sich bemühet, den Verdruß und die Langweiligkeit durch anmuthige Gespräche, durch eine mit Ernst vermischte Munterkeit, und durch einen unverbittenen Scherz abzuhalten: So ist der erste Grundsatz, den man darinnen annehmen muß, alle Glieder derselben in einen gleichen Rang zu setzen, und allen gleiche Rechte und gleiche Vorzüge zu gestatten. Die Verschiedenheit des Standes unter den Menschen, die Erniedrigung der Geringern gegen die Grössern, das Ansehen der Grössern vor den Geringern, Dinge, welche sonst in tausend Fällen der Welt nicht allein nützlich sind, sondern auch dem ganzen menschlichen Geschlechte Ordnung, Glanz und Schönheit geben, sind gleichwol alsdenn ein überflüßiger Zierrath, der zu nichts anders, als zur Last gereichet, wenn eine Gesellschaft ein recht reines und ungezwungenes Vergnügen suchet. Sie sind hierinnen dem Putze der Kleidung ähnlich, den man desto lieber ableget, ie schöner er ist, so bald man einer vollkommenen Gelassenheit geniessen, und sich von allem Zwange befreyen will.
So bald eine Gesellschaft sich von diesem prächtigen Fesseln entledigt, so kehret gleichsam dieser Theil der Menschen auf einige Zeit wieder in seine natürliche Freyheit zurück. Der Niedrige vergißt die demüthigenden Gedanken von seiner Geringigkeit; der Höhere sagt dem Vortheile seines Ranges ab, um den viel grössern Vortheil des Vertrauens und der Freundschaft, die sich sonst vor dem Glanze der Grossen zu fürchten und zu verkriechen pflegen, gemeinschaftlich zu gemessen. Alsdenn ist man einer vollkommenen Einigkeit versichert, weil man die Ursachen der Streitigkeiten, die Ehre und die Gewalt herausgelassen hat; alsdenn reden die Lippen, wie die Herzen denken, weil sie keine Furcht hindert, miteinander übereinzustimmen; und die Herzen denken desto edler, weil sie durch die Freyheit weit höher erhoben werden, als durch die Hoheit des Standes, oder durch die Flügel des Glückes; alsdenn herrschet das Vergnügen, weil es durch keine Betrachtungen von dem Unterschiede der Menschen unterdrücket wird; alsdenn regieret die Freude, weil sie durch das Vertrauen erwecket, und durch keine Ehrfurcht in Banden gehalten wird; alsdenn bemeistert der Scherz sich der Gemüther und der Unterredungen, weil ihn alles ermuntert und nichts niederschlägt.
Aber wo findet sich wohl eine Gesellschaft, meine Brüder! die nach einem so reitzenden Entwurfe eingerichtet wäre; wollen wir den Philosophen glauben, so ist sie nirgends in strengem Verstande anzutreffen; wollen wir mit unserer Einbildungskraft den Dichtern folgen, so ist sie vormals in den güldnen Zeiten und bey den Arcadischen Schäfern gewesen; wollen wir aber unsern Augen und unserer eigenen Empfindung trauen: So ist sie wirklich in dieser unserer ehrwürdigen Versammlung vorhanden.
Es ist ein Vorzug unseres Ordens, der nicht bloß in den verschlossenen Thüren unserer Logen verborgen gelieben; sondern den die ganze Welt kennet, daß eine vollkommene Gleichheit der Glieder der Grund und eines der vornehmsten Gesetze unserer Brüderschafft sey. Diejenigen, so sich unter dieses angenehme Gesetz begeben haben, wissen, daß dieselbe nicht blos ein Werk der Einbildung und eine kraftlose Verordnung unserer Stifter geblieben, sondern, daß sie bey uns wirklich beobachtet wird und in unsern Logen eben dieses entzückende Vergnügen ausbreitet, welches unsere Gesellschaft zur Wohnung einer wahren Freude machet, und welches unsere Verächter nicht begreifen können. Hier sind allen gleiche Rechte, gleiche Freyheiten, gleiche Titel, gleiche Hochachtung und bey eräugenden Fällen auch gleiche Strafen gemein; hier ist der Vornehme mit dem Geringern einerley, und der König selbst ist, so bald er die Schürze nimmt, und sich zu unsern Versammlungen gesellt, nicht mehr König, sondern Bruder; hier schweigen alle andere Ehrentitel, und der Name eines Bruders ist die größte und einzige Ehrenbezeugung, die er bekömmt; hier hören nicht allein die Titel der Grössern auf, sondern auch das Ansehen derselben, und sie sind dessen nicht allein beraubt, sondern sie werfen es selbst hinweg, und würden nimmermehr zulassen, daß man sie nöthigte, dasselbe zu behalten. Die Befehlshaber befehlen hier nicht mehr; sondern sind Unterthanen der Gesetze unserer ehrwürdigen Gesellschaft; diejenigen, die sonst die Macht zu strafen haben, unterwerfen sich hier den Urtheilen der Brüderschaft. Kurz, die Vornehmsten unter den Menschen finden hier die alleredelste Gelegenheit zu einer großmüthigen Herunterlassung, bey welcher sie sich überzeugen können, ob ihren Verdiensten der Glanz, in dem sie stehen, entbehrlich sey, und ob sie ohne Hoheit und Ehrenstellen doch noch der Hochachtung der Menschen würdig seyn würden. Nichts wird hier dessentwegen für gut und des Beyfalls würdig geachtet, weil es aus einem gebietherischen Munde kömmt; nichts wird hier dessentwegen verworffen, weil es von einer furchtsamen Zunge gesagt wird. Ueberall ist gleiche Freyheit zu reden, zu rathen, zu urtheilen, zu scherzen. Und weil alsdenn erst der Glanz der Verdienste am meisten hervorleuchtet, wo alles andere, was blendet, hinweggenommen ist: So ist hier der Ort, wo man die Menschen in ihrem wahren Lichte zu sehen bekömmt.
Wie unendlich groß, meine Brüder, ist dieses Vergnügen für Seelen, die nur gegen den wahrhaften Werth der Dinge empfindlich sind. Wie viel Vertrauen, wie viel Freundschaft, wie viel vergnügende Gedanken muß diese Gleichheit in allen unsern Mitgliedern hervorbringen. Ich erachte mich nicht fähig, meine Brüder, ihnen alle Vortheile vorzustellen, die aus der Gleichheit, so unter uns beobachtet wird, entspringen. Was ich ihnen gesagt habe, dienet bloß, sie zu Erwägung dieses edlen Vorzugs unserer Gesellschaft aufzumuntern. Wenn diejenigen, so das innere unserer Brüderschaft nicht kennen, diesen reitzenden Vortheil, dessen wir geniessen, in seiner ganzen Grösse wüssten: So bin ich überzeugt, daß sie entweder zu uns treten oder uns beneiden würden. Aber das Geheimniß, so wir unter uns beobachten, hat, unter tausend andern Eigenschaften, aus dieses, daß es eine Schutzmauer ist, welche die Gleichheit unter uns nicht allein befestiget, sondern auch uns zur gleichen Zeit vor dem Neid bewahret. Es ist noch übrig, meine Brüder, daß - - -
Brüder, die sie nunmehr zu unsern Geheimnissen hinzugelassen sind, ich kann nicht anders, als ihnen von Herzen Glück wünschen, dass sie in eine Gesellschaft getreten sind, in welchen sie so viele Zufriedenheit finden, und so vieles Vergnügen geniessen werden. Eine Freyheit, welche durch nichts, als durch die Gesetze des Wohlstandes eingeschränket ist, eine Freundschaft und ein brüderliches Vertrauen, welches durch die Einigkeit dieser Brüderschaft befestiget wird. Ergötzlichkeiten, welche durch die Freyheit verstärket und durch die Eintracht versüsset werden, kurz, alle angenehme Folgen einer vollkommenen Gleichheit unter allen unsern Mitgliedern werden verursachen, daß sie allezeit unsere Versammlungen mit einer unendlichen Lust besuchen, und selbst die Vorzüge unsers Ordens fühlen werden, die ich ihnen theils beschrieben habe, theils zu beschreiben nicht vermögend gewesen bin.
Rede über die Wichtigkeit des Geheimnisses der Freymäurer.
Meine Brüder! Wenn niemand in der Welt dasjenige was er weis, zum Schaden des andern mißbrauchte; wenn es keine ungestümmen und beschwerlichen Menschen gäbe, die einen Gefallen haben, andere Leute in ihrem Vornehmen zu hindern, oder welches eben so viel ist, sich ungebethen darein zu mischen; wenn die Menschen nicht das Wunderbare liebten, und die Wahrheit lieber nackend, als in einer zierlichen Kleidung sehen wollten: So würde nichts, als das Laster, der Geheimnisse bedürfen; eine furchtsame Tugend würde nicht nöthig haben, sich vor dem Tage zu verbergen; man würde nicht fürchten dürfen, sein Herz in seinem Angesichte abgeschildert zu zeigen; man würde nicht brauchen, die Wahrheit mit einem Schleyer von Bildern zu umhüllen; die Freymäurer selbst würden ihre Versammlungen unter freyem Himmel und vor den Augen aller Welt halten können; unsere Verschwiegenheit würde nicht durch so feste Verbindungen versiegelt und unsere Thüren nicht so sorgfältig bewacht und verschlossen seyn. Nun aber ist es oft unumgänglich nöthig, daß die Tugend aus Behutsamkeit eben dasjenige thue, was das Laster aus Schaam zu thun gezwungen ist. Nicht allein böse Handlungen scheuen das Licht; sondern die Ungleichheit der menschlichen Gemüther ist Ursache, daß man öfters Thaten verbergen muß, welche der Augen der Welt am allerwürdigsten wären. Wie oft muß ein edler Freund einem unschuldig verfolgten Freunde im Dunkeln zu Hülfe kommen, um das Ungewitter, welches diesen niedergeschlagen, nicht auch auf sich zu erzürnen? Wie oft muß man seine Bemühungen, sich vollkommener zu machen, und die Wege seinem Vaterlande zu dienen, Wege, auf denen, man nach Ehre und Unsterblichkeit gehet, in der dickesten Finsterniß verstecken, um nicht theils verspottet, theils gehindert, theils zurückgetrieben zu werden. Es ist öfters eben so nöthig, seine untadelhaftesten Handlungen zu verbergen, als es nöthig ist, daß ein Reisender behutsam und stille bey den Höhlen der Räuber vorbey schleiche.
Da dieses der wahre Gebrauch und Nutzen der Geheimnisse ist, warum können denn diejenigen, so ausser unserer Gesellschaft sind, die zwey Dinge nicht zusammen reinem, daß unsere Ehrwürdige Brüderschaft die Absicht haben soll, uns vollkommener zu machen, und unsere Glückseligkeit zu befördern, und daß es zur gleichen zeit Geheimnisse darinnen geben soll? Ist es denn bloß ein Eigenthum des Lasters, geheim zu seyn? Ist es denn so was seltes, die edelsten Absichten in Finsterniß verborgen anzutreffen, daß man zu unserm Nachtheile die Folge machen muß, unser Geheimniß bestehe entweder in unerlaubten oder in abaeschmackten und nichtswürdigen Dingen? Verdecken denn nicht alle Menschen mit grosser Sorgfalt die innerliche Beschaffenheit ihrer häuslichen Umstände und die Wege, wodurch sie zu Reichthum oder zu Ehrenämtern zu gelangen suchen? Warum kömmt es denn den Leuten so ungewöhnlich vor, die innerliche Einrichtung einer Gesellschaft zu verbergen? Oder ist es unmöglich, verborgene Mittel zu haben, durch die man sich ermuntert, nach seiner Glückseligkeit zu leben, eben wie man durch verdeckte Wege zu unedlern Güthern gelangen kann? So geringschätzig sind die Einwürfe, meine Bruder, welche man gegen unsere Geheimnisse vorbringen kann, um dieselben entweder zu verdammen oder zu verachten.
Ich halte dafür, meine Brüder, daß wir auch diejenigen, so unser Heiligthum noch nicht in seinem innern Glanze betrachtet haben, auf gewisse Art von der Wichtigkeit unserer Geheimnisse überzeugen können, und daß es nicht unmöglich ist, den Vorwurf von uns abzulehnen, als ob wir ihnen, statt aller Widerlegung, nur beständig ihre Unwissenheit vorrückten, die wir ihnen doch nicht benehmen wollen.
Die Wichtigkeit einer Sache, meine Brüder, beruhet sehr oft auf dem Endzwecke derselben. Der meiste Theil grosser Dinge, die man vornimmt, würden an sich selbst Kleinigkeiten seyn, wenn sie nicht mit einer Absicht verbunden wären, die ihnen einen Werth verleyhet, und sie über den Rang gemeiner Handlungen erhebet. Einerley That kann zu grossen und zu schlechten Absichten gebraucht werden, eben so, wie man mit einerley Werkzeuge Hütten, Mauern und Palläste aufführen kann. Es ist also ein sicherer Beweis, daß eine Sache wichtig sey, wenn sie zu einem wichtigen Endzwecke entweder unentbehrlich oder auf eine ausnehmende Art nützlich ist. Nichts muß man als Kleinigkeiten verachten, welches diesen edlen Gebrauch hat. Denn wenn wir die Mittel und Absichten in ihrem Zusammenhange betrachten, so ist nichts klein, als was unnütze ist, und wenn wir sie ohne denselben ansehen, so ist bey nahe alles klein und lächerlich. Daß der Mensch eyfrig ist, kleine Stücke von Metall zu besitzen, daß er sich den Kopf zerbricht, seinen Namen durch Ehrentitel zu verlängern, daß ganze Heere von Leuten einander erwürgen, die sich nicht kennen, daß man aus einem zerbrechlichen Holze über das Wasser von einem Orte zum andern schwimmet, alles führet so zu sagen seine eigene Satire bey sich, wenn es aus einem Zusammenhange der menschlichen Handlungen herausgenommen wird, und giebt den Weltweisen Anlaß, zu bemerken, daß iegliches Ding seine lächerliche Seite habe, ob es gleich Dinge sind, die durch alle Welt für wichtig und der größten Aufmerksamkeit würdig gehalten werden. Vor allen andern haben diejenigen Gebräuche, welche die Einbildungskraft bey grossen Gelegenheiten rühren, und dadurch das Andenken wichtiger Sachen in unser Gemüth einprägen sollen, diese Eigenschaft, daß sie zur Belustigung erfunden zu seyn scheinen, wenn sie ohne ihre Bedeutung angesehen werden. Man ist schon gewohnt, in ganzen Büchern die lächerlichen Auslegungen fremder Völker über unsere ernsthaftesten Sitten zu lesen, und wem solte es z. E. nicht wunderlich vorkommen, daß man denjenigen mit Oele beschmieret, den man als das Haupt eines ganzen Volkes einweyhen will, wenn das Alterthum nicht diesen Gebrauch unter den allervernünftigsten Bedeutungen geheiliget hätte. So viel lieget daran, bey einer Sache den Endzweck derselben zu untersuchen, ehe man sie für klein oder wichtig hält.
Ist aber dieses, meine Brüder, so muß die Wichtigkeit unseres Geheimnisses der ganzen Welt in die Augen leuchten, die uns nimmermehr überführen wird, daß der Endzweck unserer Gesellschaft nicht wichtig sey. Es ist gewiß, und unsere Gesetze bezeugen es, daß unser Bau unsere Glückseligkeit und Zufriedenheit ist, und daß unsere Werkzeuge dazu in Vernunft, Tugend, guten Künsten und Wissenschaften und in einer einträchtigen Frölichkeit bestehen. Eintracht und vollkommene Uebereinstimmung, dieser höchste Grad der Geselligkeit in dem menschlichen leben, und die zusammengesetzte Bemühung nach unserer Vollkommenheit, diese zwey nächsten Mittel zu einer ungestörten Zufriedenheit und Glückseligkeit sind unser beständiges Augenmerk. Ist es hiebey nicht nöthig, daß kein einziger sich in unsere Versammlungen einschleiche, der nicht durch einstimmige Einwilligung der Brüder darein aufgenommen worden? Wird zu einer vollkommenen Ausübung der allerdienstfertigsten Gefälligkeit nicht erfordert, daß ein Bruder überall sich seinen Brüdern unzweifelhaft zu erkennen geben könne, um die Dienste unserer Freundschaft zu geniessen? Wie kühn würde oft ein Unwürdiger durch Betrug und falsches Vorgeben sich der Wohlthaten anmassen, die die Brüder einander widerfahren lassen, und den Beystand, den sie der Geschicklichkeit und der Tugend leisten, dem Laster zueignen, wenn es nicht untrügliche Kennzeichen gäbe, an welchen wir wahre und falsche Brüder von einander unterscheiden können? Wie bald würde die Zwietracht die unschuldige und vertrauliche Frölichkeit unserer Versammlungen zerstören, und unsere Unterredungen mit Galle vermengen? Wie leicht würde ein Untugendhafter sich einschleichen und unsere Ermunterungen zur Vollkommenheit verspotten und unsere allgemeine Gesetze mit Füssen treten können, wenn nicht das unverbrüchliche Geheimniß, woran wir einander erkennen, alle, die nicht zu uns gehören, gleichsam durch einen Riegel von uns abhielte?
Wenn wir also gleich diejenigen, die uns entweder mit gehäßigen oder mit gleichgültigen Augen ansehen, bey der Meynung lassen, daß unser Geheimniß in ganz gemeinen Dingen bestehe, würde es dessentwegen nichtswürdig seyn, weil es weder weitläufftig zu erklären, noch schwer zu begreiffen, noch verwirrt zu behalten wäre? Wenn wir weiter nichts heimlich hielten, als den Schlüssel dieser glückseligen Wohnung der Freude, nemlich die Zeichen, daran wir uns erkennen, und deren Erkänntniß der Freundschaft, die Vertraulichkeit, die Gefälligkeit, die Dienstfertigkeit, und alles, was das Band der Gesellschaft fester zusammen ziehet, zu Begleiterinnen hat: So würde dennoch dieses Geheimniß wichtig genug seyn, weil der Endzweck desselben, die Erhaltung einer Gesellschaft, die unter der Anführung der aljerheilsamsten Verordnungen tausend Gutes vor den Augen aller Welt befördert, darauf gegründet ist.
Unterdessen ist das wenigste, was uns noch über dieses von unsern Verächtern zugestanden wird, noch dieses, daß wir gewisse Ceremonien oder Sinnbilder, oder etwas dergleichen unter uns haben, wiewol sie dieselben öffters mit verächtlichen Namen nennen. Wir sind billig und leugnen ihnen nicht, daß so wohl Ceremonien als Sinnbilder bey uns gebräuchlich sind. Aber kann man, woferne man nur richtige Folgen aus unsern öffentlichen und von allen Logen für gültig erkannten Gesetzen ziehen will, andere Ceremonien und Sinnbilder bey uns vermuthen, als diejenigen, welche uns auf wahre Pflichten der Tugend und auf die Beförderung unserer Vollkommenheit weisen?
Das Geheimniß ist nicht geringe, meine Brüder, die Tugend unter gewissen Bildern sich beständig vor Augen zu stellen, welche weit rührender und einnehmender sind, als die nackende Wahrheit. Es ist von allen klugen Sittenlehrern für das kräfftigste Mittel zur Tugend gehalten worden, wenn man die Einbildungskraft rühret, indem man das Herz verbessern will. Was rühret aber die Einbildungskraft besser, als weise, wohl ausgesonnene und zugleich angenehme und ehrwürdige Bilder, welche allen andern ausser uns verborgen gehalten werden? Das Verlangen zu wissen, das dem Menschen angebohren ist, verstärket sich in uns, wenn es neugierig gemacht wird, in Geheimnisse einzudringen; es ergreiffet dasjenige mit mehrerer Aufmerksamkeit, was es mit so vieler Sehnsucht zu erfahren gewünscht hat; und der Verstand verwahret dasjenige desto länger, was ihm, gleich einem Blitze, die Augen gerühret, und sich durch ehrwürdige Umstände eingedrückt hat. Er hat noch nachher ein beständiges Vergnügen darüber, etwas zu wissen, das andere zu wissen wünschten, und er kann dieses Vergnügen nicht geniessen, ohne zugleich sich der Wahrheiten zu erinnern, die ihn dadurch gelehret worden.
Man gehet sogar bey den größten Wundern der Natur vorbey, die man für bekannt hält, und machet sich ein Vergnügen, in Geheimnissen derselben zu grübeln, die von geringer Wichtigkeit sind. Ein auf einer flüßigen Bahn in einem abgemessenen Creyse schwimmende Erde, eine von Strahlen umkleidete und in eine unermeßliche Weite wärmende und erleuchtende Sonne machet uns nicht so viel Aufmerksamkeit, als ein Nordlicht, ein Magnet, Dinge, deren Ursachen wir mit Begierde zu wissen verlangten. Könnte wohl diese Sehnsucht der Menschen, Geheimnisse zu wissen, und zu sehen, was andern dunkel ist, schöner angewandt werden, als wenn sie dazu gebraucht wird, uns zu unsern Pflichten zu führen?
Eben diese Betrachtungen haben bey den alten Egytiern [besser: Egyptiern] die Hieroglyphen hervorgebracht, Geheimnisse, welche man niemanden lehrte, der nicht dazu eigeweyhet [besser: eingeweyhet] worden; sie sind der Grund von den Geheimnissen des Pythagoras gewesen. Und allezeit hat diese Art, die Tugend zu lehren, ihre glückliche Wirkung über die Herzen der Menschen gethan.
So wichtig sind also unsere Geheimnisse, meine Brüder, die von den Unwissenden verachtet werden, selbst wenn wir sie nach demjenigen Begriffe beurtheilen, die sich diese Verächter davon gemachet haben. Sie befördern den größten Endzweck, auf den alle Handlungen eines vernünftigen Menschen gehen sollen; sie erheben den Geist zu einer Betrachtung über Tugend und Glückseligkeit; sie unterhalten die angenehme und fröliche Eintracht, in der wir versammlet sind; sie unterstützen unsere Gesetze und Ordnungen. Kurz, sie sind der Grundstein unsers Baues.
Was uns betrifft, meine Brüder, so sind wir glücklich, daß wir nun von der Wichtigkeit unserer Geheimnisse überzeugt zu seyn, keine Beweise nöthig haben, sondern daß dieselben auch denen, so unter uns neu aufgenommen sind, durch eine blosse Erzehlung in die Augen leuchten.
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