HomeVorgeschichte und Frühgeschichte der Bauhütten

 

Anhang 6

 

Die Leiter der Bauarbeiten:

Bauverwalter, Schaffner, Werkmeister und Pfleger der Spätgotik

(1150-1500)

 

1. Bauverwalter der Geistlichkeit

 

- in Strassburg, bis 1282, meist "rectores fabrice" (vgl. Anhang 5).

 

- in Köln trugen die geistlichen Beamten, welche im Namen des Kapitels die mit dem Dombau zusammenhängenden Geldgeschäfte besorgten, unterschiedliche Titel, z. B. (lt. L. Ennen, S. 963ff):

1247: provisores seu rectores nove fabrice

1264: ein Priester: Magister Gerhard provisor fabrice

14. Jh.: Provisoren

um 1450: als ein Titel: fabrice ecclesie Col. magister, rector, provisor et administrator

1499: Baumeister (magister fabrice) Graf Philipp von Oberstein, später Erzbischof

 

(Weniger übersichtlich bei S. Beissel, Nachträge, S. 156; F. Janner, S. 108, 180f; vgl. auch P. Wiek, S. 97-102; S. Schröcker, S. 37, 44f, 66,110-8, 193, 196-200.)

 

- die Finanzverwaltung des Baus von Chartres lag in der Hand von zwei oder drei Kapitelmitgliedern, den "canonici provisores operis" oder später "magistri fabricae".
Ihnen war der Meister ("magister operis") verantwortlich (O. v. Simson, S. 316, 319).

 

- 1294-95 war Robert Clavel, clerc, proviseur du Chapitre de l'eglise Saint-Lazare in Autun (J. Gimpel, S. 42ff).

 

- in Speyer: "procurator fabricae, suspensor fabricae, petitor fabricae" (S. Beissel, Nachträge, S. 156).

 

- in Xanten seit 1356: "magister fabricae" (S. Beissel, S. 96, 182; II, S. 2ff; W. Jüttner, S. 36).

 

- in Basel ein Kaplan als "magister fabricae" (Basler Münsterbauverein, S. 167), z. B. 1382 Johannes Schwarz (G. A. Wanner, S. 208); 1496: "bumeister" (W. Jüttner, S. 87f; P. Booz, S. 26f).

 

- "Directores fabricae" und "rectores fabricae" in Prag (1372-78; Barbara Schock-Werner 1978, S. 55).

 

- im Frauenkloster zu Säckingen wird in einer Urkunde von 1336 eine "bûmeisterin" erwähnt (vgl. dazu O. Kletzl, S. 54-6); im nächsten Jh. stieg hier der Priester Johann Wibel vom "Pfleger (1454) zum "bûmeister" (1477) auf (W. Jüttner, S. 36 u. 86).

 

- am Dom zu Mainz: 1370 ein "bûmeister" (W. Jüttner, S. 86f).

 

- am Katharinenspital zu Esslingen: 1485 ein "Pfleger" (P. Booz, S. 27).

 

- den Rechnungsführer in Regensburg (um 1460) nennt F. Janner (S. 175) "Gottesjunker" oder "Aedil" und präzisiert S. 180: Der Bischof und sein Kapitel deputierten meist den jüngsten Kanonikus als "Lohnmeister".

 

- der Geistlichkeit unterstellte "Kirchenpfleger" (siehe Abschnitt 6) nennt S. Schröcker ferner für die Domkapitel von Worms (S. 44) und Halberstadt (S. 46, 89).
Die Pfarrkirche von Esslingen unterstand dem Domkapitel von Speyer (S. 46; vgl. 89f, 105).
Auch in Magdeburg beaufsichtigten Pfarrleute die beiden Kirchenmeister (S. 185, 192).

 

- die städtischen Pfleger (1305: procuratores; 1325: provisor) von Goslar (S. Schröcker, S. 38, 207) unterstanden der Aufsicht und Disziplinargewalt des Domkapitels (S. 46, 110); die Domfabrik selber wurde von zwei Mitgliedern des Kapitels verwaltet (S. 89); die "Vormunden" von St. Jakob waren aber 1472 auch dem Rat verpflichtet (S. 121), obwohl die Kirche dem Kloster Neuwerk inkorporiert war (S. 105).

 

Bruderschaften zur Finanzierung des Kirchenbaus gab es seit 1120 in Bayonne, später in Autun und vielerorts (P. du Colombier, S. 15), in Köln war es z. B. die "Petri-Bruderschaft" (F. Janner, S. 175; lt. L. Ennen, S. 981f im ersten Drittel des 14. Jh. gegründet).

Zur Finanzierung grundsätzlich F. Janner, S. 174-80; M. Warnke, S. 29-44, 64-78; ferner L. Ennen, S. 960ff; S. Schröcker, S. 51-94 und mehrfach.

 

Frühere Belege für "praepositus" (1022 u. 1045 in Frankreich), "custos" (1076 Lyon, 1089 Canterbury), "camerarius" (seit ca. 1040), "cellerarius" (seit ca. 1100), "procurator" (ca. 1150) usw. bei M. Warnke, S. 104-8, 176f, 183f; weitere Belege bei P. Booz, S. 25-26.

 

 

2. Bauverwalter der städtischen Räte:

 

- Einen städtischen Pfleger für Augsburg nennt S. Schröcker bereits 1298 (S. 91, vgl. S. 38: zechmaistaer, pflegaer), ferner für München ("Phleger und chirchprost von dez ratz wegen"), Greifswald (provisor), Schweinfurt (Gotteshausmeister) und anderswo (S. 96ff), etwa für Zürich (S. 41), Marburg (S. 97, 119, 181, 191: buwemeystere; 198: magister fabricae) und Lemberg (S. 90).

 

- Die Hildesheimer Kirchen hatten städtische Pfleger (S. 39, 96 ,104, 110, 174, 199; 1354: provisores, ab 1361 Aelterleute); die Lambertikapelle stand noch 1420 unter Aufsicht des Rates, wurde aber später dem Michaeliskloster inkorporiert (S. 152), daher wurden 1483 die "vitrici vel oldermanni" (S. 104f, 174, 201) von Kloster und Kirchenrektor gemeinsam ein- und abgesetzt, und sie hatten den Rechnungsbericht vor dem Abt zu erstatten.

 

- Pfleger an der Pfarrkirche (Münster) in Freiburg (1311 Gottfried von Schlettstadt; ferner 1359 u. nach 1400), in Strassburg (seit 1261, Name "Pfleger" seit 1294) und Ulm (1387, 1392, 1465 u. 1484 - vgl. S. Schöker, S. 98f, 176) - laut Barbara Schock-Werner, auch mit Beschreibung ihrer Aufgaben, 1978, S. 55 u. 58 (Anm. 4, 5, 8), 62; weitere Belege in Grimms "Deutschem Wörterbuch", 1889, Sp. 1748.

 

- in Regensburg 1307 Luckh als "ecclesie fabrice procurator", 1351 Heinrich Simon als "Pfleger des Wercks am Tumb" (P. Wiek, S. 104-6).

 

- "buwemeistere" (lt. P. Booz, S. 26f) in Augsburg im frühen 14. Jh., am Chorbau von St. Lorenz in Nürnberg zu Beginn des 15. Jh. ("paumeister" um 1470) und beim Bau der St. Bartholomäus-Kirche zu Frankfurt am Main (1483); die Verwaltung und Kontrolle der Kirchenfabrik war hier zwischen Stadt und Stift geteilt (Barbara Schock-Werner, 1983, S. 221; vgl. P. Wiek, S. 112); letzteres war seit 1256 auch in Lübeck der Fall (P. Wiek, S. 62, 94-7).

 

- Die Fabrik des Hamburger Doms unterstand seit 1336 je einem Verwalter (structurarii) des Domkapitels und des Rats der Stadt (P. Wiek, S. 112).

 

- auch die Verwaltung der Fabrik des Stephansdoms in Wien unterstand der Stadtgemeinde (Barbara Schock-Werner, 1983, S. 14, 221); seit 1336 verwaltete das Kirchenmeisteramt das Bauvermögen (P. Wiek, S. 93f).
Als "Kirchenmaister" ist von 1404-8 Hans Mosprunner fassbar (C. Heideloff, S. 31; Barbara Schock-Werner, 1978, S. 63).

 

- der bürgerlichen Verwaltung der Bremer Domfabrik hat P. Wiek einen ganzen Aufsatz gewidmet (Bremisches Jahrbuch, Bd. 46, 1959).

 

3. Schaffner:

 

Belege in Grimms "Deutschem Wörterbuch", 1893, Sp. 2034 unter Bezug auf "procurator"; Beschreibung bei Barbara Schock-Werner, 1978, S. 55; 1983, S. 26, 30-2, 59, 253 "priester" - in Strassburg (1289, 1383), Ulm und Freiburg ("Schreiber oder Schaffner"),

 

In England wurde er "clerk (oder keeper) of the works" genannt (Barbara Schock-Werner, 1983, S. 66). Für 1248 erwähnt M. Warnke, S. 176, einen "custos fabricae ecclesiae" in Southwell.

Genaueres - auch für den Werkmeister, "master mason" oder "master of the works" (magister operacionum), alle diese Titel seit ca. 1240 - bei Knoop/Jones: Genesis, S. 21ff; Mason, S. 15-39, 85-97).

 

4. Werkmeister

 

Laut P. Booz, S. 27f, "wercmeister" oder "wercman" schon im Alten Passional des 13. Jhs., dann "werkmeister" in Freiburg (1359 Johannes von Gmünd und 1471 Hans Niesenberger) und in Nürnberg (Conrad Roritzer - in Regensburg als "Tumbmaister" - und Hans Paur), "wergmann" an der St. Bartholomäuskirche zu Frankfurt (hier besonders häufig, z. B. 1483 Hans Ingelheim, 1507 "werkmeistere" Jacob von Ettlingen). "Werckmaister" schon 1348 in Regensburg (P. Wiek, S. 108).

 

In der Münsterfabrik zu Basel zuerst "magister operis", 1496 "werckmeister". Die von P. Booz, S. 26f, angetippte "ordinatio lapiscidorum fabricae" aus diesem Jahr ist bei W. Jüttner, S. 87f abgedruckt.

 

In Strassburg war Erwin 1284 "magister operis" (H. Weigelt, S. 26; lt. P. Wiek, S. 57: wercmeistere); er starb als "gubernator fabrice" (1318).

Hundert Jahre später starb Ulrich von Ensingen als "magister operis huius fabricae" (Barbara Schock-Werner, 1978, S. 58, Anm. 15). In den Rechnungsbüchern seit 1414 ist von "wergmeister" und "werckmeister", später von "werkmeister" die Rede (Barbara Schock-Werner, 1983, S. 255-7, 17).

Daneben gab es (wie auch in Nürnberg) Stadtwerkmeister, die mit dem Bau des Münsters gar nichts zu tun hatten (P. Booz, S. 29, vgl. 27).

 

In Köln finden sich 1441-69 und 1485 ähnlich "Stadtsteinmetze" (L. Ennen, S. 1004 u. 993).

 

Der erste Prager Werkmeister, Mathias von Arras (1344-52) wird ausnahmsweise "magister fabricae" genannt (W. Jüttner, S. 37 u. 87), Peter Parler dann "magister operis" (P. Booz , S. 29).

 

"magister operis" gab es auch in Frankfurt und anderen Städten sowie in Italien und Frankreich (J. Gimpel, S. 39, 88ff; O. v. Simson, S. 313-21, bes. 318ff.

 

Grundsätzlich zu diesem Titel: M. Warnke, S. 188f, ferner mehrere Belege für dessen Auftauchen um 1150 (S. 167, 181-2); früher lassen sich nur drei Belege finden. Der von W. Jüttner, S. 87, für 1215 erwähnte "magister operis" ist also nicht der erste.

 

In Bamberg ist 1231 Wortwin als "magister operis" belegt, ein Laie, aber Mitglied einer Gebetsbruderschaft (Pethard v. Winterfeld: Der Dom in Bamberg. Berlin: Mann 1979, S. 33). Ferner ist im Bamberger Stadtrecht von 1306 von einem "Baumeister" die Rede (R. Wissell, II, S. 170).

 

In Bayern und Österreich wird der Werkmeister häufig auch als "paumeister" bezeichnet; in Verträgen der Ulmer Münsterfabrik ist von "maister", "Kirchenmaister" und "bawmeister" die Rede (P. Booz, S. 29f).

 

Ein "wergkmeister" findet sich auch in der Zunftordnung von Erfurt (1423; P. Frankl, S. 125) .

 

Laut W. Jüttner (S. 37f u. 87ff) und F. Janner (S. 114f usw.) taucht die Bezeichnung "Werckmeister" auch in Heidelberg (1423) sowie in den Regensburger und Torgauer Steinmetzordnungen (1459/62) auf. P. Booz, S. 29, präzisiert: "Es sol auch kein werkman noch meister ..".

 

Der 1487 von Köln nach Xanten geholte "magister fabricae" ist lt. S. Beissel, S. 180ff (vgl. L. Ennen, S. 993f) wohl der Dombaumeister, also Werkmeister gewesen. In den ältesten Rechnungen von Xanten selber (seit 1356) heisst der Werkmeister einfach "magister lapicida", später "archilapicida" (1454 u. 1489) und "architectus ecclesiae" (1492).

 

In Cleve hiess er "magister operis" (1375) und "lapicida" (1475), in Kalkar "tymmermeister", in Speyer "Steinmetz" (S. Beissel, S. 182f, 159; Nachträge, S. 156).

 

"Magister cementariorum" (bei Knoop/Jones: Mason, S. 19, 31; O. v. Simson, S. 315; vgl. M. Warnke, S. 137) und "magister lathomus" (O. v. Simson, S. 318, 320; Knoop/Jones: Mason, S. 55) waren seit dem 13. Jh. in Gebrauch.

 

In Köln wurden die Titel recht verwirrend angewandt. Laut L. Ennen (S. 963ff) und S. Beissel (S. 74, 182 u. Nachträge S. 156 [=B]), kann man etwa folgende Zusammenstellung machen:

 

1257 magister Gerhardus lapicida rector fabricae

1301 Rutgerus magister fabricae et operis (B)

(1332 Rütger)

- Gerhard von Rile (Biel) (auch B)

- Werkmeister Gerart vanme Doyme

1315 Arnoldus magister operis (B)

1315 Johann: rector operis fabricae (B); Johannes laicus rector operis

1321-39 Johannes: magister operis de summo; rector fabricae; magister fabricae (B)

1360 Johannes: rector fabricae; Michael: magister fabricae (B)

1364 magister Michael lapicida magister operis

1368 magister Michael fabricae ecclesiae Col.

1387 magister Michael lapicida ecclesiae Col. Opifex

1398 Andreas, Meister im Tum

1412 Andreas von Everdingen: Werkmeister in dem doyme

1433/36 eine Frau als "uxor magistri fabrice ymme doim, des Werkmeisters in summo"

1464 magister operis

1467 werckmeister

1491 Doymmeister.

 

Laut P. Wiek (S. 107) waren die Dombaumeister in Köln, Strassburg und Regensburg stets Bürger der Stadt.

Überhaupt lagen die Grosskirchenbauten weitgehend in der Hand sesshafter bürgerlicher Meister.

 

Zu beachten ist, dass es den Titel "Werkmeister" auch in anderen Berufen gab, besonders bei den Schuhmachern, Gerbern und Kürschnern, aber auch bei Wollmachern, Knochenhauern und Schmieden (Belege für die Zeit seit 1375 bei R. Wissell, I, S. 128, 277, 301; II, S. 182f).

Otto Kletzl (S. 6 u. 24) erwähnt einen Küfermeister im 13. Jh. in Strassburg mit dem Titel "magister operis".

 

Der Werkmeister wurde meist mit einem Fünfjahresvertrag eingestellt (z. B. 1392 Ulrich von Ensingen in Ulm); bei gegenseitiger Zufriedenheit wurde dieser auf Lebzeiten verlängert (Barbara Schock-Werner, 1978, S. 62; vgl. W. Swaan, S. 83f; Knoop/Jones: Mason, S. 85f).

 

5. Bildliche-Darstellungen

 

Bereits im "Hortus Deliciarum" der Herrad von Landsberg (um 1175-95) finden sich mehrere interessante Zeichnungen, z. B. ausser der ersten technischen Zeichnung einer Mühle des Mittelalters (J. Gimpel, S. 113) auch die weibliche Figur der "Geometria" mit einem Zirkel und im "Turmbau zu Babel" Steinmetzen und ihre Handlanger bei der Arbeit, insbesondere mit Werkzeugen und Gerätschaften sowie Lot und Richtscheit (Winkelmass).

 

Um 1250 taucht in einer Federzeichnung des Trinity College in Dublin erstmals ein Architekt auf, der Winkelmass und Zirkel in der rechten Hand trägt (vgl. Günther Binding: Romanischer Baubetrieb in zeitgenössischen Darstellungen. Köln 1972, S. 14, 35f, 42f; Günther Binding 1974, S. 2).

Zirkel und Winkelmass tauchen auch auf den Glasscheiben von Chartres (um 1250) und auf der Grabplatte des "Maître-maçon William de Wermington" auf (P. du Colombier, S. 17 u. 103, vgl. auch S. 31, 99-105, 131), ferner auf der Grabplatte des Hugo Libergier (gest. 1263) in der Kathedrale von Reims (O. v. Simson, mit Erläuterungen zum Zirkel, S. 54-6, 324, Abb. 9; auch in G. Binding, 1974, S. 38-67, Tafel 16) und W. Swaan, S. 89).

 

Im Münster zu Freiburg hält wiederum eine Frau, die "Geometrie", Zirkel und Winkelmass (W. Swaan, S. 38).

 

Vielerorts abgebildet ist "Gott als Weltbaumeister" mit einem Zirkel (aus einer Bible moralisée, Wien, um 1250, zwei Versionen); weniger bekannt ist dasselbe Motiv aus der "Bible of St. Louis" in Toledo (W. Swaan, S. 265).

 

Das bekannte Bild "König Offa berät mit einem Architekten und einem Beamten über den Bau einer Kirche" (M. Warnke, S. 210f; G. Binding 1974, S.9) wird je nach Quelle auf 1220-59, 1300 oder ins 14. Jh. datiert.

 

6. Die Kirchenpflegschaft

 

Sebastian Schröcker verfolgt in seiner umfassenden Analyse der "Kirchenpflegschaft" (Paderborn: Schöningh 1934) diese Art der Verwaltung des Gotteshausvermögens oder Fabrikgutes bis auf das Jahr 1150 (Italien, England) resp. kurz nach 1200 (Flandern, Deutschland und Spanien, vielleicht auch Frankreich) zurück.

 

Leider unterscheidet er meistens nicht genau zwischen der Einsetzung durch geistliche oder weltliche Behörden, zwischen Laien und Geistlichen als Amtsträgern und schon gar nicht zwischen Vermögensverwaltern, Bauverwaltern und -aufsehern sowie Werkmeistern.

Dennoch sei eine Zusammenstellung einiger früherer Bezeichnungen gegeben, um erneut deren Vielfalt anzudeuten:

 

Italien (ernannt von der Stadt oder den Zünften)

 

1150 Venedig: procurator zur Verwaltung des Vermögens von San Marco

1157 Florenz: die "opera" von San Giovanni werden der Zunft der Calimala zur Verwaltung und Obsorge überwiesen, die dann ihrerseits "magistri operae" ernennt (1180 die Bezeichnung "operarius"; 1415 "camerarius operariorum")

1162 Pisa: "operae" der Kirche St. Maria, der Spitäler und Brücken

1274 Rimini: Procuratores Anniversariorum

 

(S. 35, 43, 57f, 99, 101, 107-9, 119-21, 149, 198f, 202; vgl. auch Anm. 88)

 

England

 

1153 York: Anfänge des Churchwarden-Amts (der Begriff aber erst im 14. Jh.)

1287 Exeter: custos instauri ecclesiae

(S. 35f, 130-2, 148, 191, 196, 198f, 202; vgl. auch oben Abschnitt 3.)

 

Flandern/Niederlande

 

1209: Abtei Bergen: kerkemagistri

1265: Kloster St. Dunis: magistri ejusdem ecclesie, qui dicuntur kercmesters

1279: Brügge: kercmeesters (1360: Gent, ab 1401 in Dordrecht)

1290: Utrecht: Procuratores Ecclesiarum

(S. 36, 53, 101, 184, 197 , 199)

 

deutscher Sprachraum

 

seit 1230 Bistum Halberstadt: Kirchenpflegeramt; 1262 und 1272: provisor; 1288: magistri operis seu fabrice; 1313: procuratores (S. 37f, 46-9, 52, 85, 148, 155, 173f, 198f)

1243 Worms: iurati parochie (S. 37, 43f, 110, 192, 197); bald darauf iurati ecclesiae als Pfleger von Klöstern (S. 197)

1248 Köln: magister Henricus petitor structurae maioris ecclesiae Coloniensis; 1324: magister ecclesie (S. 37, 44 , 110-8 , 197f)

1260 Provinzialkonzil von Köln: thesaurii seu custodes, vermutlich Küster oder Mesner (S. 197, 200)

1287 Nationalkonzil von Würzburg: "De laicis, qui fabricae ecclesiae administrant" (S. 38, 60, 148)

1298 Augsburg: "zechmaistaer" der Frauenkirche und andere "phlegaer, die do der zeche mit im phlagen"; später auch Zechpfleger (S. 38, 91, 96, 195)

1304 Greifswald: städtische provisores (S. 38, 97, 102, 110, 177, 197, 199)

1305 Goslar: procuratores (S. 38, 105, 110, 199); 1325: provisor fabrice (S. 46, 89, 199); 1472: des godeshus vormunden (S. 106, 121, 177, 190, 207)

vor 1307 Trient: Kirchenpropst (S. 40, 186f)

1309 Nürnberg: magistri fabricae; später Heiligenpfleger (S. 38, 178)

1310 München: Kirchenpropst an der Peterskirche, seit 1332 auch an der Frauenkirche (S. 38, 53f, 96, 107, 175, 187)

1313 Magdeburger Provinzialkonzil: laici Parrochialium provisores, seu vitrici, qui altirmanni vulgari vocabulario nuncupantur (S. 174, 199-201)

1314 Regensburg: Ecclesiarum vestrarum procuratores, qui Zechmaister vulgari nuncupantur (S. 195, 208)

1320 Halle: Alterleute (S. 38, 174)

1324 Esslingen: Bürger, die fast durchweg dem geistlichen Stande angehören, als Pfleger (S. 38, 46, 89)

1325 Schweinfurt: Gotteshausmeister (S. 38, 98, 176)

1336 Wien: Kirchenmeister, vitricus (S. 40, 98, 100f, 185, 201)

14. Jh.: Zürich: die Vermögensverwaltung des Fraumünsters liegt in den Händen städtischer Pfleger (S. 41); die Peterspfarrei wurde 1379 dem Spital inkorporiert (S.105)

14. Jh.: Bern: im Satzungsbuch (zwischen 1283 und 1448) finden sich Belege für die Bezeichnung kilchmeiger (S. 99, 183); dieselbe auch im Elsass (S. 124, 134, 183), usw.

 

Insgesamt hat Schröcker mehr als 80 verschiedene deutsche Bezeichnungen für Kirchenpfleger zusammengetragen (S. 172-196), dazu 24 lateinische und einige weitere.

Der Kirchenbaumeister, z .B. ab 1375 in Marburg (vgl. S. 97, 191), wird allerdings ein Werkmeister gewesen sein (S. 181, vgl. 119); ihm war 1396 als "oppirman" (Opfermann) ein Mesner oder Küster unterstellt (S. 107, 192).

 

Eine ähnlich verwirrende Fülle "Titel und Namen von Baumeistern deutscher Gotik" hat Otto Kletzl (München: Reinhardt 1935) zusammengetragen, allerdings weder chronologisch noch sachlich geordnet: Die über 90 engbedruckten Textseiten sind in ganze drei Kapitel gegliedert; auch ein Register fehlt.

 




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