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Was ist „vernünftig“, „rational“, „banal“?
12.-15.2.1973
siehe auch: Methoden, wie man zur wahren Erkenntnis gelangen kann Intuition: zwischen geistiger Schau und unbewusster Seelenfunktion Genius, Ingenium, Inspiration, Intuition, usw. Techne - Episteme - Phronesis - Nous - Sophia
Wenn ich sage, das Leben der meisten verlaufe die meiste Zeit völlig banal, so heisst das nicht, es sei belanglos. Kein Leben ist belanglos, nicht dasjenige der Landwirte, Strassenwischer, Bauarbeiter und Gussputzer, nicht dasjenige der Hausfrau und Daktylo, des Magaziners und Laboranten. Es mag banal sein in dem Sinne, dass jahrelang nichts Aufregendes passiert, sieht man einmal vom Ärger am Arbeitsplatz und in der Familie, von "Kulturereignissen", Wochenenderlebnissen und Ferienreisen ab. Das jedoch als persönliche Belanglosigkeit abzutun, sich über Gartenzwerge, Nippes und Fenster voll Kakteen, Balkone voll Gewürzkräutern lustig zu machen ist überheblich. Das ist die Arroganz derer, die sich Akademiker schimpfen oder sich zur Intelligentsia zählen. Es ist nichts Belangloses dabei, wenn ein Kumpel sein Reihenhäuschen mit der Fernsehantenne, einen Kleinwagen davor und irgendwo gar ein Schrebergärtchen über alles liebt und stellt und sich von einem Touristikunternehmen für ein paar Wochen in den klaren Norden oder den sonnigen Süden entführen lässt.
Das Leben des Bildungsträgers spielt sich nämlich genauso im Banalen ab. Darüber täuscht weder "anspruchsvolle" Lektüre noch die vornehme Berufsbezeichnung hinweg. Übrigens hat auch ein Direktor, Betriebsleiter oder Unternehmer nur ein Leben. Dieses gilt es zu leben, die ganze Spanne "bis zum bitteren Ende". Kurzfristige Erfolge mögen spektakulär sein; ob sie tragen, Jahrzehnte anhalten, ist fraglich.
Der Mensch zwischen Trieb, System und Transzendenz
Grundsätzlich wäre darüber hinaus festzuhalten, dass der Mensch mindestens in ein dreifaches Spannungsfeld eingefügt ist, dem zu entweichen unmöglich ist, sogar Anarchisten oder Wehrmännern. Die Eckpunkte können als Trieb, System und Transzendenz bezeichnet werden.
Dass der Mensch irgendwo zwischen Raubtier und Engel anzutreffen ist, wussten schon die Alten Griechen, Neuplatoniker und Kirchenväter. Der Mensch besteht aus irdischer und himmlischer Substanz, aus Lehm oder Staub, erfüllt von göttlichem Odem oder Fünklein, aus Materie und Geist. Man kann auch sagen, er sei eine Einheit aus Stoff und Form oder er bestehe aus Leib, Seele und Bewusstsein. Dass jede dieser Komponenten im Laufe der Geschichte mal als das Höchste und Edelste, mal als das Hässlichste und Niedrigste angesehen wurde, versteht sich. Das liegt am Wandel der Weltanschauungen. Unter den Nachwirkungen der Verdammung des Fleisches im Paulinischen Christentum leiden wir ja heute noch. Das Trieb- und Instinktleben wurde durch die Psychoanalyse und Verhaltensforschung blossgelegt, die Bürokratie heisst jetzt Organisation oder Management und die Vernunft - ja wie steht es mit dieser?
Verstand oder Vernunft?
Ursprünglich diente das Wort Vernunft etwa Meister Eckhart und Martin Luther zur Übersetzung des lateinischen "ratio" und bedeutete im Anschluss an die Scholastik das mittlere Erkenntnisvermögen zwischen Sinneswahrnehmung (sensatio) und Verstand (intellectus), das niedere Erkenntnisorgan, durch das die Wahrnehmungen unter Begriffe gebracht werden. Die Philosophen der Aufklärung und vor allem Kant drehten im 18. Jahrhundert das Verhältnis von Vernunft und Verstand um und schrieben der Vernunft als nun "oberem Erkenntnisvermögen" die Erkenntnis der Ideen und die Bildung der metaphysischen Begriffe zu. Aber etwa Schlegel und Schopenhauer hielten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts am alten Sprachgebrauch fest. Daher rührt die gerade unheimliche Verwirrung um die vier Namen Vernunft, Ratio, Verstand und Intellekt sowie deren Negierungen, zumal wenn man auf die sprachlichen Wurzeln zurückgeht und findet, dass im Althochdeutschen "firnunft" sinnliche Wahrnehmung, Einsicht, Verstand bedeutet und "firstan" dicht vor etwas stehen, um es zu begreifen. Daraus ergibt sich die Auffassung von Verstehen als "begreifen", als intuitives Erfassen von Sinngehalten, Wesen, Zusammenhängen, Ausdruck, Bedeutung und Typus, im Gegensatz zum Erklären und Begründen. Weiter erschwerend ist der Umstand, dass dieses Verstehen oder Einsehen (die Einsicht) heute auch als Intellekt bezeichnet und Ratio lateinisch ursprünglich Rechenschaft, Grund - für das Denken des (diskursiven, analytischen) Verstandes gebraucht wird.
Irrationalismus und Mystik?
Wer nur um diese paar wenigen Sachverhalten weiss, wird also mit den Bezeichnungen Anti-Intellektualismus, Irrationalismus und Geistfeindschaft - womit etwa die Lebensphilosophie gerne beglückt wird - etwas vorsichtiger umgehen. Auch jemanden, der wenig Begeisterung für das angeblich so vernünftige oder rationale Wesen des Menschen aufbringt, als Mystiker abzustempeln, trifft ja daneben, wenn man sich dessen bewusst ist, dass gerade der grösste Mystiker, eben Meister Eckhart als vornehmste Tätigkeit der Seele das Erkennen und als ihre höchste Kraft die Vernunft pries - vielleicht allerdings auch den Verstand, die "verstendikeit". Es kommt eben ganz darauf an, welches Wörterbuch man benützt. Leider, leider versagen da die erschwinglichen - ausser dem Hoffmeister - völlig. Bunt wird da alles durcheinandergewürfelt. Am eklatantesten sind die Widersprüche zwischen Müller/ Halder (Freiburg), Hoffmeister (Hamburg) und Klaus/ Buhr (Leipzig) bezüglich der Übersetzung von ratio und intellectus oder betreffs Mystik. Dass mit dem Beizug der griechischen Ausdrücke Logos, Nous, Noesis, Dianoia, Phronesis und Episteme, usw. die Sache geradezu hoffnungslos wird, werden wenige von der Hand weisen. Soll man sich also an den "gesunden Menschenverstand" halten? Hält dieser denn tatsächlich, was er als Steuerungs- und Orientierungsprinzip verspricht? Regiert nicht allzuoft die Unvernunft :-und - als Gegensatz des Verständnisvollen - der Schwachsinn.
Desungeachtet gehören jedenfalls Intuition und Scharfsinn, Phantasie und Logik zusammen, so wie Verstehen und Erklären, Anschauen und Begreifen. Doch sind diese Wörter nun auch nicht schon bereits wieder unkritisch verwendet worden, so beiläufig hergesagt wie "banal" und "belanglos"? Man denkt eben gern in ausgefahrenen Gleisen, ohne dass man sich bewusst ist, wer diese Spuren so tief gegraben hat.
Das waren beileibe nicht nur die Philosophen und Theologen, von den Populärpsychologen ganz zu schweigen, sondern auch die Politiker und Journalisten. Verführt durch die Sprache verführen sie auch andere zu Gemeinplätzen, teilen in Grüppchen ein und Zensuren aus, in Nord und Süd ebenso gut wie in West und Ost. Wussten Sie etwa, dass es eine „linke, progressive“ und eine „rechte, reaktionäre“ Mystik gibt? Zur ersteren gehören Eckhart und Böhme, zu letzterer Tauler, Seuse („schlechte Schüler Eckharts“) und der junge Luther. So befindet jedenfalls das DDR-Wörterbuch der Philosophie. Man lernt eben nie aus.
Wäre es nun "belanglos", Rabulistik, d. h. Haarspalterei und Wortklauberei zu betreiben? Nein, man muss den Benützern der Sprache unbedingt auf den Mund schauen. Eine Forderung, die schon vor zweieinhalb Jahrtausenden Konfutse stellte. Weniges sei für Frieden, Rechtschaffenheit und Wohlfahrt so verderblich wie die Verwirrung der Namen und Begriffe. Ob er recht hat? Wenn wir Buchtitel lesen wie "täglicher Faschismus", "Infantilgesellschaft", "Krieg im Frieden", "Durch Kriegsverhütung zum Krieg?", "Strafunrecht" oder die "Pferdearschbetrachtung des Friedrich Schröder-Sonnenstern", dann können wir nicht mehr so leicht sagen: "Uns geht's ja noch gold".
Intellektuell oder rational?
Ist da etwa etwas intellektuell oder rational? Das ist wohl so vernünftig, wie wenn junge Männer ihrem Vereinigungstrieb freien Lauf lassen, von ihrer "Zukünftigen" aber verlangen, dass sie "unberührt" sei. Oder wie wenn der Staat seit Jahren extremen Lehrermangel beklagt, das Volk aber über ein "Recht auf Bildung" abstimmen lässt. Das ist eben die Differenz zwischen Realität und Ideal. Ein beachtlicher Riss, der da durchs Gebälk des Rationalen, Berechenbaren zieht.
Behinderte, Gebrechliche und Alte aus der Gesellschaft abzuschieben und zu isolieren, sich über die "einfachen Gemüter", die einen röhrenden Hirsch im Unterholz, Meereswogen im Abendsonnenglanz oder einen wilden Hengst an der Wand hängen haben, zu mokieren, ist das intelligent? Soll man sich nicht besser an brutalen und unappetitlichen Theateraufführungen und Filmen delektieren - oder an Rock und Beat, Medikamenten und Drogen? "Jeden Tierchen sein Pläsierchen". Ist etwas im widerspruchsfrei zurechtgezimmerten Gerüst der Wissenschaft, der Erkenntnis, des Wissens faul? Wer hat die Verstrebungen des Vernünftigen angenagt: Skepsis oder Überheblichkeit?
Der Irrationalismus stelle die Seelen- und Gefühlskräfte in den Vordergrund, nehme über den Verstand hinausgehende Erkenntniskräfte an und misstraue demzufolge dem begrifflichen Denken. Der Rationalismus betrachte demgegenüber als vorzügliche Weise des menschlichen Denkens die begriffliche Erkenntnis; verknüpft damit sei ein gemässigter Dualismus und allgemein der Idealismus. Wären also Rationalisten Idealisten? Irgendwie schon, wenn man sie als Nativisten, d.h. Verfechter der Lehre von den "angeborenen Ideen" betrachtet und den Empiristen sowie Sensualisten gegenüberstellt. Die Rationalisten vernachlässigen die empirische Forschung, glauben an die unbegrenzte Erkenntnisfähigkeit des Menschen und damit die volle Begreiflichkeit sowie Beherrschbarkeit der Welt, kurz sie sind fortschrittsbegeistert und leben im Spekulativen. Nicht jeder wird sich gerne als Anhänger des Rationalismus bekennen, vor allem wenn er liest: "Dogmatischer als jeder Dogmatismus hat er sich, das Bestehende negierend, die historisch gegebenen Verhältnisse in Gesellschaft, Staat, Kirche, Wissenschaft, Kunst auflösend, zur agitatorischen Aufklärung in Frankreich des 18. Jh. entwickelt und den Glauben an die Autoritäten untergraben" (J. Hoffmeister, 1955, 507).
Ein geistiger Catch-as-catch-can?
Genau diesen Eindruck machen manche, die lautstark gegen einen Irrationalismus oder Mystizismus wettern. Vernunftgläubig, dogmatisch, agitatorisch, das sind Bezeichnungen, die aber wenige auf die eigene Position angewandt sehen möchten. Man kann es natürlich krasser ausdrücken: Jeder bewirft gern den andern mit Dreck, bemüht sich, seine Weste rein zu halten und ist bass erstaunt, wenn man seine Wäsche als schmutzig entlarvt. Das ist banal - weil es täglich passiert. So banal wie Verliebtsein, Verlobung, Heirat und Scheidung, die "Krise der Lebensmitte" respektive der "dritte Frühling", berufliche Unzufriedenheit und schiefer Haussegen. Es ist freilich nicht belanglos für den oder die Betroffenen. Spielt sich das eben Erwähnte mehr im seelischen Bereich ab, so werden wahre Hahnenkämpfe im Geistigen ausgetragen, also dort wo man mit konfusen Ideen und diffusen Begriffen um sich wirft. Da sind Auseinandersetzung wie Verschwisterung wohl viel intoleranter als beispielsweise im physischen Bereich. Bedenkt man, wieviele Restaurants es gibt, in denen Dutzende von Personen täglich zusammenkommen, so ist die Zahl der tätlichen Angriffe oder Messerstechereien verschwindend gering. Wo aber Worte gedruckt und gesendet werden, da herrscht erbitterter Kampf, meint doch fast jeder, er habe die Weisheit mit Löffeln gegessen. Also wird von -isten um -ismen gefightet, Verdächtigungen wechseln mit Vertuschungen um die Wette, da fliegen weltanschauliche Späne, Seile von Akrobaten werden angeritzt, Pfeile abgeschossen, kurz der geistige Bereich gleicht einer Schmiedewerkstatt unter einer Zirkuskuppel. Da findet keiner Schonung, Längstverstorbene werden auf ihre Liebeserlebnisse abgeklopft, nach Irrtümern und Widersprüchen wird gebohrt, bis sie fontänengleich gen Himmel sprudeln. Nichts bleibt da heilig.
Nicht, dass der Schlagabtausch nicht ernst genommen würde. Bewahre; jedenfalls den eigenen Standpunkt vertritt man vehement und mitunter mit Emphase, was nicht gleichbedeutend sein muss mit hieb- und stichfester Argumentation, d. h. mit Logik und Verstand. Das ist mit ein Grund, die Gegner nicht ernst zu nehmen, sich entweder über sie masslos zu ärgern oder denn lustig zu machen. Solches geschieht eben bei Akademikern, in den Kreisen, wo Intelligenz und Bildung heimisch sein sollten wie in den Parlamenten, Amts- und Redaktionsstuben. Sollten!
Was in Tat und Wahrheit - die Formel ist beim Wort zu nehmen – aber da wohnt, das ist einerseits die Vorstellung, man lebe nicht banal und der geistige Catch-as-catch-can sei nicht lächerlich, anderseits der unheimliche Dünkel des Halbbildungsphilisters, der den Mann und die Frau "auf der Strasse" glatt in den Ordner "Belanglos" abzulegen gewillt ist: Der interessiert sich ja doch nur für Fussball, Lotto, Porno und Horoskope. Ja, wäre der Arbeiter gar ein Okkultist, der Maskottchen ins Auto oder ans Handgelenk, Talismane um den Hals oder an den Gürtel hängt? Die Lebensphilosophie des Fussvolkes ist doch aus Heftchen und Traktätchen zusammengeflickt, ein vielfach gewaschenes, metaphysisches oder pseudoreligiöses Hemd vielleicht, aber doch keine Anschauung, die trägt. Wir, aus dem exklusiven Klub der Verständigen, der mit realpolitischen, taktisch-pragmatischen und feuilletonistischen Erleuchtungen und Handhaben Gesegneten, wir bestimmen doch, wie der Wagen läuft, warum und wohin und wie schnell. Als Herrgötter stehen wir turmhoch über der Masse der Trivialromanleser, Schnulzenhörer und Heimatfilmseher. Wir machen Politik, informieren objektiv, wir planen seriös, mutig, sind kritisch, packen heisse Eisen an, sorgen fürs Gemeinwohl, für alle ...
Ist alles Wirkliche vernünftig?
Da erstirbt die Selbsthuldigung. Stimmt das wirklich, oder ist es nur ein Traum, Illusion der Vernunft? Wenn, wie Hegel einst behauptete, alles Wirkliche vernünftig und alles Vernünftige wirklich wäre, dann wären ja Kriege, Hungersnöte und Epidemien vernünftig, Gewalt ebenso wie Neid, Bösartigkeit ebenso wie Unfähigkeit, Schlamperei und - falsche Informationen, Fehlplanungen. Wirklich sind sie wohl unbestreitbar, das wird jeder bestätigen, der sie am eigenen Leib, an der eigenen Seele auch, erfahren musste. Dass er sie als vernünftig verstanden haben möchte, wäre weder rational noch intelligent, nach psychoanalytischer Theorie bestenfalls eine Rationalisierung. Und das ist einer von vielen Abwehrmechanismen, nämlich derjenige, welcher nachträglich rationale Begründungen für das Auftreten von Ereignissen oder Rechtfertigungen für Handlungen und Einstellungen gibt, die aus vor- oder irrationalen, triebhaften oder nicht-eingestandenen Motiven erwachsen. Das letzte Wort soll nicht verführen: Nicht Rationalisierung ist ein Zeichen für Erwachsen-sein, sondern diesen Vorgang einsehen, verstehen. Also Selbstkritik.
Das erfordert noch grössere Mühewaltung als Begriffskritik. Doch vielleicht führt das zur Toleranz, zur Anerkennung des andern und des andersartigen. Zur Einsicht in die Banalität des Alltags in Büro, Betrieb oder Haushalt, im Bereich der Politik, Wissenschaft, Kunst und Massenmedien. Belanglos wäre dies jedenfalls nicht. Und was brauchte es dazu? Vernunft? Oder viel eher Verständnis, gar Liebe? Liebe für das Kleine, Unscheinbare, Bescheidene, Aufgeschlossenheit gegenüber dem Irrationalen, Über- oder meinetwegen Untervernünftigen, Zugewandheit zum Seelischen, zum Gefühl, zur Ahnung auch. Ferner ein Misstrauen denen gegenüber, die sich auf den Geist, auf das Bewusstsein berufen.
"Gesundes" Misstrauen? Bekanntlich ist nicht einmal die Weltgesundheitsorganisation imstande, "gesund" und "normal" befriedigend zu definieren. Folglich sind auch krank und abnormal "relative" Begriffe, genau wie die philosophischen. Wie soll man sich denn da noch zurechtfinden. Ist das nun noch normal oder vernünftig, wenn man durch Rilkes Grab ein Kabel legt und die sterblichen Reste des einst gefeierten Dichters beiseite wirft, auf dass der Mitbesitzer des Burgturms von Raron sich ihrer erbarmen, sie bergen und beim Pfarramt niederlegen muss. Eben: "Rose, oh reiner Widerspruch, Lust, niemandes Schlaf zu sein unter soviel Lidern".
Was ist vernünftig, sinnvoll, normal?
Dass Tierquäler härter bestraft werden als Kinderschänder, ist nachgerade bekannt, dass in der Schweiz fahrlässige Tötung im Strassenverkehr "unter Umständen" eine zehnmal geringere Strafe findet - und erst noch unbedingt - als beispielsweise Dienstverweigerung, ist ebenfalls notorisch. Sogar bei 2,2 Promille geistlichen Getränks in den zarten Blutgefässen kann man einen Freispruch erlangen. Man muss nur wissen wie. Sich vernünftig rechtfertigen.
Das gilt auch für beliebige "Massnahmen" im Bereich Handelsbilanz-Währungsordnung-Teuerung-Stagflation. Schon manches angesehene Blatt hat in seinem Leitartikel den Ausdruck "Schizophrenie" verwendet. Vom medizinischen Standpunkt aus sicher zu Unrecht, denn die Verantwortlichen oder Drahtzieher wissen ganz genau, was sie tun, aber auch, was sie tun sollten. Wäre denn doch eine psychiatrische Diagnose angemessen ...
Wenig vernünftig scheint es auch, für 10 Milliarden Francs ein Überschallflugzeug zu konstruieren, das dann niemand kaufen will. Wenig logisch ist es, von Umweltschutz zu sprechen und dabei immer mehr kurzlebige Güter und Verpackungen zu produzieren, mehr Energie zu gebrauchen und doch den Bau von Atomkraftwerken abzulehnen, Priorität des öffentlichen Verkehrs zu fordern und dennoch einen Zweitwagen zu kaufen.
Ist es noch normal, wenn jede 3. oder 5. Ehe geschieden wird und Bäume nur noch unter Polizeischutz gefällt werden können. Ist es sinnvoll, X Millionen Tonnen Bomben über ganz Indochina abzuwerfen und dann die Hand hinzu strecken, zu lächeln und Kredite zum Wiederaufbau anzubieten, oder wenn die Deutsche Bundesbank an einen einzigen Tag für 10 Milliarden Mark Dollars kaufen muss? Das entspricht einem Zehntel des gesamten Schweizer Volkseinkommens.
"Rose, oh reiner Widerspruch …“
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