Home Das NE. Lehrlingfragstück nach Browne, 1798

                     dt. von Karl Friedrich Christian Krause, 1820

 

 

Inhalt (ca. 63 Seiten)

Bibliographische Angaben

Das NE. Lehrlingfragstück nach Browne.

Aus der Vorerinnerung {von Krause}

Einleitung {des englischen Herausgebers}.

Browne's Hauptschlüssel

Der Feiergebrauch, die Loge zu öfnen und zu schliessen.

Ein Gebet, bei Eröfnung der Loge gebräuchlich.

Ein Gebet, bei’m Schluss der Loge gebräuchlich.

 

Gesetze und Verordnungen für das Benehmen und Betragen der Maurer.

Erster Abschnitt.

    Bemerkungen über das erste Lehrfragstük

Erster Abschnitt.

    Warum ein Freimaurer frei geboren sein muss?

    Warum die Bibel eine Loge gerecht macht? (Vom Herausgeber.)

Zweiter Abschnitt.

    Die Erklärung, wozu jeder Ansuchende vor seiner Einweihung seine Einstimmung abgeben muss.

    Ein Gebet, bei der Einweihung gebräuchlich.

    Gebet der Weihe eines Ansuchenden (Candidaten).

    Warum Freimaurer sein sollen freie Männer, von reifem Alter, von gesundem Urtheil, und streng sittlichem Lebenwandel.

Dritter Abschnitt.

    Anrede bei der Einweihung in den ersten Grad.

    Lobrede.

    Lobrede auf die allgemeine Liebe {Menschenliebe). (Von dem Herausgeber.)

Vierter Abschnitt.

    Warum die drei ersten grossen Opfer, an welchen Gott Gefallen hatte, den Grundbau der Maurerei heilig machen?

    Die glückliche Erlösung der Kinder Israel's aus ihrer Gefangenschaft in Egypten.

    Das erste zur Gottesverehrung ausschliesslich bestimmte Gebäude.

    Erklärung der Jacob-Leiter.

    Lobrede auf den Glauben, die Hofnung und die allgemeine Liebe.

    Allgemeine Liebe (Menschenliebe), das unterscheidende Kennzeichen der Maurer.

    Warum die Bibel die Jacob-Leiter unterstützt?

Fünfter Abschnitt.

    Preis des musivischen Pflasters, des flammenden Sterns, und der zakkigten buntgewürkten Einfassungen.

    Lobrede auf die musivische Arbeit.

    Eine schön abgestufte Vergleichung.

    Warum die Freimaurerlogen sowohl dem heiligen Johannes dem Evangelisten, als dem heiligen Johannes dem Täufer, geweihet werden?

Sechster Abschnitt.

    Warum der Meister und die Brüder innerhalb einer Freimaurerloge im Wesenlichen nicht irren können?

    Preiss der Freiheit (des Freisinns), der Wärme (Inbrunst) und des Eifers.

    Lobrede auf die Bruderliebe, Hülfe und Treue.

    Lobrede auf die vier Haupttugenden in der Gottlehre (christlichen Sittenlehre). (Vom Herausgeber.)

    Die vier Haupttugenden weiter erklärt.

    Tugend, als unterscheidendes Merkmal (Eigenkennzeichen) eines Maurers.

Des aufgenommenen Lehrlinges Gesang.

Ursprung der Hieroglyphen, mit deren Erklärung, im ersten Grade.

 

Inhalt des neuenglischen Gesellenfragstükkes nach Browne’s Master-Key.

Erster Abschnitt.

     Eröffnung der Lehrlingloge und dann der Gesellenloge, und Beschreibung der Aufnahmegebräuche eines Zunftgesellen (Fellow-Craft).

Zweiter Abschnitt.

     Von der Geometrie, vom Reisen und Arbeiten der Maurer, und von dem Ausruhen derselben am siebenden Tage, von den sechs Schöpfungtagen, und dem Ruhetage Gottes.

Dritter Abschnitt.

    Die Pfeiler: Jachin und Boaz, vor dem Thore der mittlern Kammer des Salomon'schen Tempels, (wo die Arbeiter den Lohn empfingen,) mit ihren verzierten Capitälen, worauf die Erd- und Himmelkugel.

Vierter Abschnitt.

    Zu der Thür der mittlern Kammer führt eine Wendeltreppe von 3, 5, 7 oder mehr Stufen, um die 3 Maurer, die eine Loge regieren, die 5 Säulenordnungen und 5 Sinne, und die sieben freien Künste und Wissenschaften anzudeuten.

Fünfter Abschnitt.

    Durch Passgriff und Passwort gelangen die Gesellen zur mittleren Kammer des Tempels, woselbst sie den Lohn empfangen, und den Buchstaben G erblikken, der Geometrie und Gott anzeigt. Zunftbegrüssung bei'm Schluss der Gesellenloge. Gesellenlied. Lehrlingschluss.

Des Gesellen Gesang.

 

Teilübersetzung aus dem Meistergrad.

 

 

Bibliographische Angaben

 

John Browne: The Master-Key through all the Degrees of a Free-mason's Lodge. To which are added, eulogiums and illustrations upon free-masonry; theology ... &c. With a ... list of all the modern regular lodges. London 1798; 2. Aufl. 1802;
Reprint Gale Ecco, Print Editions 2010;
dt. Übersetzung der 2. Aufl.: Meisterschlüssel. Browne’s Master Key. Übersetzt von Felix Sonnenkalb, Berlin: Mittler 1922.

 

 

Übersetzung (mit englischem Text) des grössten Teils, ausser dem Meistergrad, nach der Auflage von 1802

von Karl Christian Friedrich Krause: Die drei ältesten Kunsturkunden der Freimaurerbrüderschaft. Zweite Ausgabe, Erster Band, Zweite Abtheilung, 1820, 84-274.

 

Titelangabe Seite 97:

Browne’s masonischer Haupt-Schlüssel durch die drei Grade, vermittelst einer Polyglottenschrift.

 

[ ] Anmerkungen von Krause in eckigen Klammern

Da Krause die Auszeichnungen nicht konsequent handhabt, wurden nur die Wörter, die im englischen Original gesperrt gedruckt sind, in der Übersetzung kursiv gesetzt.

 

Unter den meisten Zwischentiteln ist angegeben, worauf sich Krause beim Zitieren aus William Prestons „Illustrations“ (Ausgaben 1775 bis 1812) bezieht.

 

 

 

Das NE. Lehrlingfragstück nach Browne.

Krause, 84

 

[Die dritte Gestalt des neuenglischen Lehrfragstükkes des Lehrlinggrades (der neuenglische Lehrlinglection), sowie solches in Browne’s Schrift: Masonic Master-Key etc. vollständig enthalten, und bis zu dem Jahre 1813 in den nach dem Gebrauchthume der neuenglischen Grossloge zu London arbeitenden Logen in Gebrauch gewesen ist.]

 

 

Aus der Vorerinnerung

Krause, 85-86

 

In Preston's Illustrations (in der Ausgabe vom J. 1788 p. 30-54, in der 8ten Ausgabe, London, 1792; р. 29-56, und in der 12ten vom J. 1812 p 32-46, steht gleichfalls eine kurze Darstellung des Inhaltes des neuenglischen Lehrlingfragstükkes, ohne lehrfragliche Form, nur mit dem Unterschiede, dass Preston, weil seine Schrift für das ganze Volk bestimmt ist, dem er die Gebräuche der Kunst vorenthalten will, bloss die moralischen Lehren, ganz ohne die Bilder und Symbole, darstellt.

Dieser von Preston verfasste Inhalt des Lehrlingfragstükkes stimmt von Zeile zu Zeile mit dem von Browne mitgetheilten Lehrlingfragstükke zusammen; so dass, wenn nicht schon aus andern Gründen erwiesen wäre, dass Browne die wahren, bis 181З gebräuchlichen, neuenglischen Lectionen vollständig enthält.

Diess schon durch die Vergleichung seines Master-Key mit Preston's Illustrations bewiesen würde; da des Letztern Schritt, nach dem an eine Loge ertheilten Zeugnisse der Lodge of Antiquity in London, deren Meister im Stuhl Preston war, „die echten Grundsätze der Kunst“ enthält.

… Um das von Browne mitgetheilte Lehrlingfragstück noch brauchbarer zu machen, werde ich daher aus Preston's Illustrations (nach der Ausgabe vom J. 1812) die Angabe des Inhaltes vor einem jeden der VI Abschnitte des Lehrlingfragstükkes. nebst den eingestreuten einzelnen Preston'schen Abhandlungen, mit abdrukken lassen.

 

Zu beachten:

Das Grundgerüst der sechs Abschnitte („Sections“ - im Rahmen der „First Lecture“) findet sich bereits in der ersten Ausgabe der „Illustrations of Masonry“ (1772, 52-60).

Schon drei Jahre später (1775, 47-50; 56-74; 75-93; ferner 41-42: Eulogium) entspricht der Text in Formulierungen und Umfang fast völlig demjenigen der späteren Ausgaben.

 

Prestons „Anrede bei der Einweihung in den ersten Grad“ mit der anschliessenden Lobrede auch separat mit verschiedenen Versionen des englischen Texts.

Prestons „Gesetze und Verordnungen für das Benehmen und Betragen der Maurer“ ebenfalls separat.

 

 

 

Einleitung [des englischen Herausgebers].

Krause, 99-100

 

Der Herausgeber bezeiget der würdigen Brüderschaft dankbarlichst seine Erkenntlichkeit, wozu ihn die sehr freigebige Unterstützung verpflichtet, die sie ihm durch den überaus schnellen Absatz der ersten Auflage dieses Werks wiederfahren liess; und da er nunmehr den Umfang desselben um den vierten Theil erweitert hat, auch die verschiedenen nöthigen Zusätze so regelmässig und methodisch zusammen getragen, und mit einer so ganz besondern Genauigkeit und Deutlichkeit angeordnet worden sind, dass es sich dadurch nicht nur für den Meister und die Beamten, sondern auch für die Zunftgenossen überhaupt, eignet; so wird in dieser Hinsicht jeder frühere Käufer die neue Ausgabe so nützlich finden, dass er um keinen Preis dieselbe wird entbehren wollen.

 

Einige werden sich vielleicht wundern, wie eine Druckschrift dieser Art zum Vorschein kommen dürfe; und der Verfasser wird nicht in Erstaunen gerathen, wenn er hören wird, dass Lästerer dieselbe verdammen; wahrend Andere, die sich im Besitze des Schlüssels befinden, denselben für so mühsam und den Inhalt für so schwer herauszubringen halten werden, dass sie nach dem ersten Versuch es lieber wieder bei Seite legen: wenn sie indess nur 24 Stunden lang an verschiedenen Stellen des Buches die Bogten (Windungen) innen vor dem Schlüsselloche und die Form des Schlosses aufmerksam betrachten wollten, so würden sie von dieser verborgenen Wissenschaft mehr verstehen lernen, als wenn sie Jahre lang Logen besucht hätten.

 

Der Verfasser ist völlig überzeugt, dass er Nichtmaurern auf keine Weise Eines der maurerischen Geheimnisse verrathen hat; und indem er dieselben auf diese sehr versteckte (verborgene) Weise hat abdrukken lassen, fordert er Jene auf, irgend ein Stück zu entziffern. Gesetzt aber auch, Diess wäre möglich, so würden sie sich doch in gleicher Lage befinden mit Einem, der versuchen wollte, ein Pistol ohne Pulver abzufeuern, oder ein stattliches Gebäude ohne Handwerkzeug oder Baumaterialien aufzuführen.

 

Da ein grosser Theil dieses Buches nicht bloss unterhaltend und belehrend, sondern auch sehr verständlich ist; so wird auch das grosse Publikum es seiner Aufmerksamkeit würdig achten; und der Herausgeber schmeichelt sich, dass Die, welche Verlangen tragen, sich mit dem „Ne plus ultra" (dem: Nun-nicht-weiter) dieser Kunst bekannt zu machen, nach dem Lesen dieses Werkes werden Maurer werden.

 

Dieser mystische Schlüssel muss Jedem in Person ausgehändiget werden, und zwar Niemanden, der nicht den erhabenen Grad der Meistermaurer erstiegen hat. Es ist daher erforderlich, dass Personen in der Provinz sich an ihre Freunde in London wenden, um ihnen Exemplare dieses Buches zu verschaffen.

 

No. 60 auf dem Schneehügel.

Den 1. Nov. 1802.

 

[… Endlich sind noch folgende Abkürzungen zu bemerken!

R. W. M. für: Right-Worshipful Master, sehr ehrwürdiger Meister.

B. S. W. für: Brother Senior Warden, Bruder älterer Aufseher (Pfleger).

B. J. W. für: Brother Junior Warden, Bruder jüngerer Aufseher (Pfleger).

Вn. oder Bs. für: Brethren oder Brothers, Brüder.]

 

 

Browne's Hauptschlüssel

durch die

drei Grade

einer

Freimaurer-Loge,

vermittelst einer Polyglottenschrift.

Sit lux, et lux fuit.

[Es werde Licht! und es ward Licht.]

 

 

Der Feiergebrauch, die Loge zu öfnen und zu schliessen.

Krause, 105-109, zitiert Preston: The Ceremony of Opening and Closing the Lodge

 

 

In allen wohlgeordneten Gesellschaften der Menschen, welche für weise und nützliche Zwekke verbunden sind, ist der Anfang und der Schluss ihrer Verhandlungen mit einiger Förmlichkeit verbunden. In jedem Lande der Erde herrscht dieser Gebrauch, und wird für wesenlich gehalten. Er schreibt sich aus den entferntesten Zeiten des Alterthums her, und die Fortschritte der neueren Zeiten zu feinerer Bildung haben denselben nicht aufgehoben.

 

Feiergebräuche (Ceremonien) sind, an sich selbst betrachtet, wenig mehr, als Spiele der Einbildungkraft; aber ihre Wirkungen sind zuweilen wichtig. — Wenn sie dem Gemüthe Scheu und Ehrfurcht eindrükken, und durch äussere Formen die Merksamkeit auf feierliche Handlungen richten, so sind sie angeistende Gegenstände (von Bedeutung). Diese Absichten werden erreicht, wenn mit Verstand gewählte Feiergebräuche regelmässig ausgeführt, und auf eine schickliche Art angeordnet werden. Aus diesem Grunde haben sie die billigende Bestätigung der weisesten Menschen aller Zeiten erhalten, und konnten daher auch der Aufmerksamkeit der Maurer nicht entgehen. Wohl zu beginnen, ist der schicklichste Weg, um wohl zu enden: und es ist eine treffende Bemerkung, dass, wenn Ordnung und regelmässiges Verfahren bei dem Beginn vernachlässigt werden, man auch selten finden wird, dass dieses bei dem Schlüsse statthat.

 

Desshalb ist der Gebrauch, die Loge mit Feierlichkeit und würdigem Anstande zu öfnen und zu schliessen, allgemein unter den Maurern angenommen; und obgleich die Art, ihn zu verrichten, bei einigen Versammlungen abwechseln mag, und in jedem Grade eine andere sein muss, «о findet doch eine gewisse Einförmigkeit bei der allgemeinen Ausübung in der Loge statt; und Abänderungen (wenn sich anders dergleichen finden) sind einzig durch den Mangel an regelmassigem Verfahren verursacht, welcher durch eine kleine Aufmerksamkeit (Übung) leichtlich entfernt werden wird.

 

Diesen Feiergebrauch mit gehörigem Anstände zu verrichten, muss jedes Maurers besonderer Befleiss sein; vorzüglich Derer, welche die Ehre haben, unseren Versammlungen vorzustehen. Auf die Männer, welche hierzu würdig befunden worden sind, ist jedes Auge in Ansehung der Regelmässigkeit ihres Benehmens und des Betragens gerichtet; und andere, weniger unterrichtete Brüder müssen natürlicherweise erwarten, aus ihrem Beispiele Belehrung zu ziehen.

 

Von der thätigen Theilnahme an diesem Feiergebrauche ist kein Maurer ausgenommen; er ist eine gemeinsame Verrichtung, wobei Alle mitwirken müssen; auch ist er die erste Anordnung des Meisters, und die Einleitung zu der Arbeit. Sobald als dieser Gebrauch angekündigt wird, stellt sich jeder Beamte auf seinen Posten, und die Brüder ordnen sich nach ihren Graden. Der Zweck der Versammlung wird der Gegenstand der Aufmerksamkeit, und das Gemüth wird unmerklich von allerlei fremdartigen Gegenständen der Unterhaltung abgezogen, welche sich uns in weniger ernsten Augenblikken aufzudringen pflegen.

 

Unsere erste Sorge ist auf die äusseren Zugänge der Loge gerichtet, und die besonderen Beamten, deren Geschäft es ist, dieser Pflicht Genüge zu leisten, erfüllen ihren Auftrag getreulich. Unter gewissen mystischen (geheimsinnigen) Formen, eines nicht neuen Ursprunges, wird angezeigt, dass wir in Sicherheit zum Werke schreiten können. Um Betrüger unter uns zu entdekken, schikken sich hierauf die Anwesenden förmlich zur Ordnung in der Eigenschaft als Maurer an, und die Loge wird dann in feierlicher Form eröfnet oder geschlossen.

 

Bei Eröfnung der Loge werden zwei bestimmte Absichten erreicht: der Meister wird an die Würde seines Amtes erinnert, und die Brüder an die Huldigung und Ehrerbietung, welche sie ihm nach ihrem verschiednen Stand und Verrichtung schuldig sind. Doch sind dieses nicht die einzigen Vortheile, welche aus der genauen Beobachtung jenes Feiergebrauches fliessen; auch ehrfurchtvolle Scheu vor der Gottheit wird dadurch eingeprägt, und das Auge fest auf jenen Gegenstand (jenes Wesen) gerichtet, aus dessen Strahlenfülle allein Licht entspringen kann. Daher werden wir in diesem Feiergebrauche gelehret, Gott anzubeten, und seinen Schutz bei unsern wohlgemeinten Unternehmungen zu erflehen. Der Meister ergreift das Ruder der Regierung in gebührender Form, und unter ihm seine Aufseher (Pfleger); welche ihre anvertraute Verpflichtung (Amt), nach den gewöhnlichen Begrüssungen, übernehmen. Dann vereinigen sich die Glieder, mit Einem Vereinklange (einmüthig) in Pflicht und Achtung, und der Feiergebrauch endet.

 

Bei dem Schliessen der Loge findet eine ähnliche Form statt. Hier werden auch die weniger wichtigen Pflichten des Ordens nicht unbeachtet gelassen. Die nöthige Abstufung der Unterordnung (Subordination), welche bei der Regierung der Loge stattfindet, wird auf eigne Weise dargestellt, während der schuldige Zoll der Dankbarkeit dem wohlthuenden (gütigen) Urheber des Lebens dargebracht wird, dessen Segen (Segnungen) erflehet, und auf die ganze Brüderschaft ausgedehnt wird. Jeder Bruder legt dann den Schatz, den er gewonnen, getreulich in seinen eignen Schrein (Vorratskammer) nieder; und, zufrieden mit seinem (empfangenen) Lohne, entfernt er sich, um sich der Früchte seiner Arbeit, und seines Fleisses in der Loge, zu, erfreuen, und sie in den besonderen Kreisen seiner Freunde auszuspenden und zu verbreiten.

 

Dieses sind die schwachen Aussenlinien eines Feiergebrauches, welcher unter den Maurern allgemein obwaltet, und alle ihre Versammlungen auszeichnet. Daher ist derselbe als ein allgemeiner Abschnitt in jedem Grade des Ordens angeordnet, und steht an der Spitze aller unserer Erläuterungen.

 

 

Ein Gebet, bei Eröfnung der Loge gebräuchlich.

 

Möge die Gunst des Himmels über dieser Versammlung sein! und sowie sie glücklich begonnen, also möge sie in Ordnung vollführet, und in Einklang geschlossen werden!

Amen.

 

 

Ein Gebet, bei’m Schluss der Loge gebräuchlich.

 

Möge der Segen des Himmels über uns und allen gesetzlichen Maurern weilen (walten)! Möge Bruderliebe obwalten, und jede sittliche und gesellschaftliche Tugend uns zusammenhalten (verkitten)!

Amen.

 

 

Gesetze und Verordnungen für das Benehmen und Betragen der Maurer.

 

Eine Verlesung der alten Gesetze (Altgesetze) folget mit Fug der Eröfnung und gehet voran der Schliessung der Loge.

Dieses war der beständige Gebrauch unserer alten Brüder, und sollte in unseren gesetzförmigen Versammlungen nie vernachlässiget werden. Eine Wiederholung unserer Verpflichtung kann Denen, die damit bekannt sind, nicht unangenehm sein; Denen aber, welche diese noch nicht kennen, wenn es irgend Solche giebt, dieselbe zu empfehlen, ist sehr dienlich und zweckmässig.

 

 

Krause (109) kommentiert in einer Anmerkung:

Was Preston hier, übrigens mit den Worten der Anderson'schen und anderer älterer Constitutionen, zu diesem Ende mittheilt, ist untauglich; weil es die erstwesenlichen Verordnungen nicht enthält, Vieles mit aufgenommen ist, was bloss auf die sonstige Zunftmaurerei einen sinnvollen Bezug hat, auch dabei zu weitläufig ist.

 

Freilich hat Krause diese „Altgesetze“ ein Jahr später andernorts übersetzt (II, 2, 245-252).

.

***

 

Nach den *** kommt jeweils der Text von Browne

 

 

Brüder, helfen Sie mir die Loge eröfnen!

(Die Brüder stehen alle in gehöriger Form.)

I.) Вruder älterer Aufseher, was muss die erste Sorge sein, bevor der Meister zur Eröfnung seiner Loge schreitet?

Dafür zu sorgen, dass die Loge wohl gedeckt (festgeschlossen) ist, sehr ehrwürdiger (hochwürdiger) Meister.

II.) Bruder jüngerer Aufseher, sorgen Sie dafür, dass diese Pflicht (Schuldigkeit) aussen an der Thür beobachtet (gethan) werde!

(Der jüngere Aufseher gehet an die Thür, und thut daran drei vernehmliche Schläge. Der Ziegeldekker antwortet durch drei ebensolche Schläge.)

Wohlgedeckt, sehr ehrwürdiger (hochwürdiger) Meister!

III.) Brüder, haben Sie auf sich selbst Acht, sich als Maurer im ersten Grade der Maurerei zu betragen!

IV.) Bruder älterer Aufseher, als Sie zum Maurer gemacht wurden, wo stand da der Meister?

In Osten.

V.) Sein Geschäft allda?

Sowie die Sonne in Osten aufgeht, um den Tag zu eröfnen, so steht der Meister in Osten, um seine Loge zu eröfnen, und seine Leute als Maurer an die Arbeit zu stellen.

Brüder, im Namen des grossen Baumeisters des Weltall erkläre ich, als Meister in Osten, diese Loge für gehörig im ersten Grade der Maurerei eröfnet. Sowie sie glücklich begonnen ist, so möge sie fortgesetzt und beendigt werden mit Ordnung, Einklang und Bruderliebe!

(Der S. E. Meister thut drei vernehmliche Schläge; die Aufseher thun Jeder zwei Schläge.)

VI.) Bruder älterer Aufseher, belieben Sie, zu laden! — Haben Sie Alle geladen (gefüllt)?

Alle haben in Westen geladen, S. E. Meister! – Der König und die Zunft mit (durch die Zahl) Drei!

 

 

Erster Abschnitt.

Krause zitiert hier, 113-115, Preston: Remarks on the First Lecture

 

Bemerkungen über das erste Lehrfragstük.

 

Nachdem ich den Feiergebrauch, die Loge zu eröfnen und zu schliessen, erläutert habe, und die Gebete und Gesetze beigefügt, welche gewöhnlich bei diesen Gelegenheiten in unseren gesetzformigen Versammlungen gesprochen werden, so wollen wir uns nun in eine Untersuchung über die verschiedenen Abschnitte der Fragstükke (Lectionen) einlassen, welche Jedem der drei Grade des Ordens eigen sind; indem wir einen kurzen Hauptinhalt des Ganzen geben, und zu jeder Bemerkung die besondern Dinge beifügen, worauf der Abschnitt anspielt. Durch diese Einrichtung wird der fleissige (arbeitlustige) Maurer besser über die regelmässige Anordnung der Lehrfragstükke unterrichtet, und geschickt gemacht werden, sich mit grösserer Leichtigkeit ausreichende Kenntniss der Kunst zu erwerben.

 

Das erste Lehrfragstück ist in Abschnitte, und jeder Abschnitt in Unterabtheilungen getheilt. In diesem Lehrfragstükke wird die Tugend mit den schönsten Farben gemalt, und die Pflichten der Sittlichkeit streng eingeschärft. Hier werden wir in so nützlichen Lehren unterwiesen, dass sie das Gemüth (den Geist) zu einem regelmässigen (gesetzfolglichen) Fortschritte in den Grundsätzen der Erkenntniss und Wissenschaft (philosophy, Lebenweisheit) vorbereiten können; und diese werden dem Gedächtnisse durch lebenvolle und empfindbare Bilder eingeprägt, aufdass sie Einfluss gewinnen auf unser Betragen, zu gehöriger Erfüllung der Pflichten des gesellschaftlichen Lebens.

 

 

Erster Abschnitt.

Krause zitiert hier, 115-117, Preston: The First Section

 

Der erste Abschnitt dieses Lehrfragstükkes ist der Fähigkeit eines Jeden angemessen, und sollte von einem Jeden gekannt (verstanden) werden, der zu den Maurern gerechnet zu werden wünscht. Derselbe besteht aus allgemeinen Grundsätzen, welche, obgleich kurz und einfach, doch Gewicht in sich haben (tragen). Sie dienen nicht nur zu Unterscheidungzeichen, sondern gewähren auch eine nützliche und angeistende Einsicht, wenn man ihnen gehörig weiter nachdenkt (nachforscht). Sie machen uns geschickt, die rechtmässigen Ansprüche Anderer auf unsere Gesellschaftrechte (Zunftvorrechte) zu prüfen und zu erforschen, während sie zugleich die Rechtmässigkeit der unsrigen darthun; und sowie sie uns Anleitung geben, andere besondere Dinge von grösserer Wichtigkeit genauer und mehr in's Einzelne zu untersuchen, so dienen sie auch zu einer schicklichen Einleitung in die Gegenstände, welche in den folgenden Abschnitten ausführlicher erklärt werden.

 

Da wir dieser Anmerkung keine mit den Regeln der Maurerei bestehende weitere Erörterung beifügen können, so müssen wir den Forschbegierigeren in Ansehung weiteren Unterrichtes auf unsere gesetzformigen Versammlungen verweisen.

 

***

 

1) Bruder älterer Aufseher, wo trafen Sie und ich als freie und angenommene Maurer zuerst zusammen?

An (auf) dem Winkelmaasse.

2) Wo hoffen wir zu wandeln (voneinander zu scheiden, uns zu trennen)?

An (auf) dem Richtscheite.

3) Warum auf eine so ganz eigne Art sich treffen und wandeln (voneinander scheiden)?

Alle Maurer sollen sich an dem Winkelmaasse treffen und nach dem Richtscheite wandeln mit allen Menschen, aber noch besonders mit einem (jeden) Bruder Maurer.

4) Woher kommen Sie als Maurer?

Von Westen.

5) Wohin nehmen Sie Ihren Weg?

Nach Osten.

6) Was bestimmt Sie, Westen zu verlassen und nach Osten zu reisen?

Einen Meister zu suchen und von ihm Unterricht zu erhalten.

7) Wer sind Sie, dass Sie Unterricht bedürfen?

Ein freier und angenommener Maurer.

8) Was für ein Mann muss ein freier und angenommener Maurer sein?

Ein freier Mann, von einem freien Weibe geboren, der Bruder eines Königes, der Genoss eines Fürsten, oder der Gesellschafter eines Bettlers, wenn er ein Maurer ist.

9) Warum diese Gleichheiten unter den Maurern?

Wir sind Alle Brüder von der Schöpfung her; aber noch insonderheit sind wir es durch die Stärke einer genauen Vereinigung.

10) Warum freigeboren?

 

 

Warum ein Freimaurer frei geboren sein muss?

{Gen. 21. Kap. 14.)

 

Diese Stelle handelt von dem grossen Feste, welches Abraham bei der Entwöhnung seines Sohnes Isaak veranstaltete. Als nun Sarah bemerkte, dass Ismael, der egyptíschen Sclavin Hagar Sohn, den ihrigen verhöhne, ärgere und plage, und besorgte, es möchte, wenn sie Beide miteinander erzogen würden, Isaak Manche von Ismael's sclavischen Grundsätzen einsaugen; so machte sie Abraham Vorstellungen darüber und sagte: „thue diese Sclavin und ihren Sohn von dir; denn ein Solcher soll nicht erben mit unserem Freigebornen." Sie wusste ausserdem durch göttliche Eingebung sehr wohl, dass aus Isaak's Lenden entspringen würde ein grosses und mächtiges Volk, welches dienen würde dem Herrn mit Freiheit (Freisinne), Inbrunst und Eifer. Auch bemerkte man überhaupt schon zur damaligen Zeit, dass der Verstand der Sclaven weniger aufgeklärt ist, als der der Freigebornen.

 

11) Woher kamen Sie, insofern Sie überhaupt ein Maurer sind?

Von der heiligen Loge des heiligen Johannes.

12) Welche Empfehlung bringen Sie mit?

Die Empfehlung, welche ich von den sehr würdigen und ehrwürdigen Brüdern und Genossen der heiligen Loge des heiligen Johannes bringe, ist, Euer Ehrwürden (Hochwürden) schön (wohl) zu grüssen.

13) Bruder, ich grüsse Sie schön (wohl). — Noch irgend eine andere Empfehlung?

Allen Brüdern und Genossen einen herzlich guten Wunsch!

14) Der eine Bruder bringt einen herzlich guten Wunsch, und ein anderer (mancher andere) eine gute Empfehlung. Was kommen Sie hier zu thun? (in welcher Absicht sind Sie gekommen?

Meine Leidenschaften bezwingen zu lernen, und weitere Fortschritte in der Maurerei zu machen.

15) Demnach vermuthe ich, Sie sind ein Maurer.

Ich bin so auf- und angenommen unter Brüdern und Genossen.

16) Woran erkennen Sie sich selbst für einen Maurer?

An der Regelmässigkeit meiner Einweihung. Nachdem ich in verschiedenen Logen geprüft und dafür erkannt worden, so bin ich nun aufgestanden (hergekommen), um von Euer Ehrwürden (Hochwürden) dafür erkannt oder verworfen zu werden.

17) Bruder, ich erkenne Sie an (ich bin mit Ihnen zufrieden). — Da Sie (ein Bruder) sich selbst als einen Maurer erkannt (erklärt) haben, woran soll ich weiter erkennen, dass Sie Einer sind?

An den Zeichen, Merkmalen und den vollkommnen (vollständigen) Punkten des Antrittes (Einlasses).

18) Was sind Zeichen?

Alle rechte Winkel, alle wasserrechte und senkrechte Linien sind echte und zuverlässige Zeichen, woran man einen Maurer erkennen kann.

19) W«s sind Merkmale?

Viele (mancherlei) zuverlässige, freundliche, regelmässige Griffe, woran ein Bruder den andern im Dunkeln so gut, als im Lichten, erkennen mag.

20) Wollen Sie mir die Punkte des Antrittes geben? — Geben Sie mir den Ersten, so (dann) will ich Ihnen den Zweiten geben.

21) Ich hehle.

Ich verberge.

22) Was verbergen Sie?

Alle Geheimnisse und Mysterien, welche den freien und angenommenen Maurern in der Maurerei eignen.

23) Ich lobe einen jeden Bruder wegen seiner Vorsicht; doch da ich der Prüfende bin, so können Sie mir ohne Gefahr die Punkte des Antrittes entdekken.

Nach, bei und an.

24) Nach, bei und an Was?

Nach meinem eignen freien Willen und Zustimmen, bei der Thür der Loge, und an der Spitze eines scharfen Werkzeuges, das auf meine nakkende linke Brust gesetzt ward.

25) Wann wurden Sie zum Маurer gemacht?

Als die Sonne in ihrem gehörigen Mittagkreise stand.

26) Was geben Sie für Rechenschaft darüber, dass gewöhnlich die Maurer des Abends gemacht (aufgenommen) werden?

Da die Welt kugelig ist, so steht die Sonne überall in ihrem gehörigen Mittagkreise, auf einer Seite der Kugel, wie auf der andern.

27) Wo wurden Sie zum Maurer gemacht?

In einer gerechten und vollkommnen Loge von Maurern.

28) Was ist eine Loge von Maurern?

Eine Versammlung von Brüdern, welche wohl (gesetzlich) versammelt sind, um sich über die Mysterien des Gewerkes zu verbreiten (um die Mysterien des Gewerkes zu umfassen).

29) Wenn sie beisammen ist, Was macht dann die Loge gerecht (vollwesenlich)?

Die heilige Bibel.

 

 

Warum die Bibel eine Loge gerecht macht?

(Vom Herausgeber.)

 

Die Bibel ist das ursprüngliche, vornehmste, grosse Urkundenthum (Archiv) der Maurerei; und sie macht eine Loge gerecht, weil sie in sich begreift jene ehrwürdige Geschichte, genannt die heilige Schrift, überliefert von Moses, der die Befehle Gottes auf Dessen unmittelbare Eingebung niederschrieb, und der Grossmeister der Loge Israel's war. Auch enthält sie die Schriften der Propheten und Apostel, nebst den erhabensten, sowohl moralischen, als göttlichen (religiösen), Tugendsprüchen (Tugendbeispielen). Und da aus unserm Glauben an die darin geoffenbarten Wahrheiten der Religion unsere Liebe zu Gott und unsre Furcht vor Gott entspringen, die die Quellen aller Weisheit sind; so wirkt sie in uns jenes Vermögen, über geistliche Dinge zu urtheilen, welches uns geschickt macht, unsern Lebenwandel so einzurichten, dass wir nicht allein hier die Segnungen eines ruhigen Gemüthes, sondern auch die gewisse Zuversicht himmlischer Glückseligkeit in der zukünftigen Welt, erlangen.

 

 

30) Was macht eine Loge vollkommen?

Sieben oder mehre regelmässig gemachte Maurer.

3i) Unter was für Benennungen?

Ein Meister, zwei Aufseher, zwei Gesellen, und die Übrigen mögen angetretne Lehrlinge sein.

32) Warum wurden Sie zum Maurer gemacht?

Um der Heimlichkeit willen, und um aus der Finsterniss zum Lichte gebracht zu werden.

33) Haben die Maurer einige Geheimnisse?

Viele, und welche von grossem Werthe

34) Wo verwahren sie dieselben?

 In ihren Herzen.

35) Wem vertrauen sie dieselben an?

Keinem, ausser Brüdern und Genossen.

36) Wie entdekken sie dieselben?

Durch Zeichen, Merkmale, und besondere Worte.

37) Wie gelangen sie zu denselben?

Mit Hülfe eines Schlüssels.

38) Sagt man, dass dieser Schlüssel hange oder liege?

Man sagt, er hange; nicht aber, er liege.

39) Warum sagt man, er hange, nicht aber, er liege?

Er muss allemal hangen zur Verteidigung eines Bruders, und niemals liegen zu dessen Nachtheile.

40) Woran hangt er?

An dem Bande (Faden) des Lebens, bei der Pforte des Einganges, neun Zoll oder eine Spanne lang, als die Länge, welche von der Kehle bis an die Brust angenommen wird.

41) Warum so nahe verbunden mit dem Herzen?

Da die Zunge der Verkündiger des Gemüthes ist, so soll sie Nichts äussern, als was das Herz der Treue gemäss (in Wahrheit) eingiebt.

42) Um diese maurerische Mysterie aufzulösen, — aus welcher Art von Metall besteht dieser Schlüssel?

Aus gar keinem Metall, sondern aus einer Zunge von gutem Rufe.

 

Bruder älterer Aufseher, belieben Sie, laden zu lassen! — Haben Sie Alle geladen?

Alle (haben) geladen in Westen, S. E. Meister!

Bruder, belieben Sie, auf den Trinkspruch (die Ladung das Feuer) zu merken! —

Dem vortrefflichen Schlüssel einer Maurerzunge, welche von einem Bruder allezeit ebenso gut in seiner Abwesenheit sprechen soll, als wenn er zugegen ist, und wenn Diess nicht mit Ehren, Gerechtigkeit oder Schicklichkeit (auf angemessne Weise) geschehen kann, die Tugend eines Maurers beobachten (sich zu eigen machen), nehmlich Stillschweigen.

 

 

Zweiter Abschnitt.

Krause zitiert hier, 131-137, Preston: The Second Section

 

Der zweite Abschnitt macht uns mit den eigenthümlichen Formen und Feiergebräuchen bekannt, welche bei der Einweihung der Ansuchenden in die Maurerei in Ausübung sind, und überzeugt uns, über die Kraft jedes Widerspruches,, von der Zweckmässigkeit unseres Gebrauchthumes; indem sie dem zweifelsüchtigsten und auf's Leichteste Anstoss nehmenden Gemüthe die Vortrefflichkeit und Nutzbarkeit desselben beweist.

 

Folgende Einzelangaben, die sich auf den Feiergebrauch der Aufnahme beziehen, mögen wohl hier ihre schickliche Stelle linden.

 

 

Die Erklärung, wozu jeder Ansuchende vor seiner Einweihung seine Einstimmung abgeben muss.

 

„Erklären Sie ernstlich, auf Ihre Ehre, vor diesen angesehenen Herren, dass Sie, unüberredet (unzugenöthiget) durch Freunde wider Ihre eigne Neigung, und ohne den Einfluss gewinnsüchtiger Beweggründe, ungezwungen und freiwillig, sich zu einem Aufnahmling in die Mysterien der Maurerei anbieten?"

— Ich erkläre es.

„Erklären Sie ernstlich, auf Ihre Ehre, vor diesen angesehenen Herrn, dass Sie lediglich bewogen worden sind, die Vorrechte der Maurerei zu suchen, durch eine günstige Meinung, die Sie von dieser Anstalt gefasst hatten, durch ein Verlangen nach Erkenntniss, und einen lauteren Wunsch, Ihren Mitgeschöpfen nützlich zu sein (zu dienen)?''

— Ich erkläre es.

„Erklären Sie ernstlich, auf Ihre Ehre, vor diesen angesehenen Herren, dass Sie sich mit Freuden nach allen von Alters her eingeführten Gebräuchen und Gewohnheiten des Ordens richten wollen?"

— Ich erkläre es.

 

Dann wird der Ansuchende in ofner Loge vorgeschlagen, wie folget:

„Sehr ehrwürdiger Meister und Brüder,

Auf Ansuchen des Herrn A. B. (hier wird sein Stand und Wohnort angegeben) schlage ich denselben in gesetzlicher Form (förmlich) als einen tauglichen Ansuchenden zu den Mysterien (Geheimnissen) der Maurerei vor; ich empfehle ihn, als würdig, an den Vorrechten (gesellschaftlichen Rechten) der Brüderschaft teilzunehmen; und, in Folge einer Erklärung seiner Absichten, die er freiwillig gethan und auf gehörige Weise unterzeichnet (bescheinigt) hat, glaube ich, dass er den Regeln des Ordens streng nachleben wird."

 

Hierauf wird angeordnet, dass der Ansuchende zur Einweihung vorbereitet werde.

 

 

Ein Gebet, bei der Einweihung gebräuchlich.

 

„Verleihe deinen Beistand, allmächtiger Vater des Weltall, zu dieser unserer gegenwärtigen Zusammenkunft (Verhandlung, Vertrage), und gieb, dass dieser um die Maurerei Ansuchende sein Leben deinem Dienste widmen und weihen möge, und ein guter (echter) und treuer (aufrichtiger) Bruder werde unter uns!

Begabe ihn mit einem (hinlänglichen) Antheile deiner göttlichen Weisheit, dass er, durch die Geheimnisse dieser Kunst, möge geschickter werden, die Schönheiten der Gottseligkeit (Frömmigkeit), zu entfalten, zu Ehren deines heiligen Namens!

Amen."

 

Anmerkung. Es liegt jedem Logenmeister die Pflicht ob, noch ehe der Feiergebrauch der Einweihung stattfindet, den Ansuchenden von dem Zwekke und der Absicht der Anstalt zu unterrichten; ihm die Beschaffenheit seiner feierlichen Verpflichtungen zu erklären, und, auf eine den Maurern eigne Weise, von ihm freudiges Beruhen bei den Vorschriften des Ordens zu verlangen.

 

***

 

43) Bruder älterer Aufseher, wo wurden Sie zuerst vorbereitet, um zum Maurer gemacht zu werden?

In meinem Herzen, Sehr ehrwürdiger.

44) Wo zunächst?

In einem schicklichen Zimmer neben der Loge.

45) Wer brachte Sie dahin, um vorbereitet zu werden?

Ein Freund, den ich nachher als einen Bruder erkannte.

46) Was machte dieser freundliche Bruder, (dieser Bruder, Ihr Freund,) mit Ihnen, oder liess mit Ihnen machen?

Er liess mir alles mögliche Metall (alles Metallartige) abnehmen, mir die Augen verbinden, mich den Schuh niedertreten und auf andre Art (sonst) eigens zubereiten.

47) Warum wurden Sie alles Metalles entledigt?

Damit ich Nichts, was zum Angriff oder zur Vertheidigung dient, in die Loge brächte, wodurch die freundliche Eintracht (Harmonie) derselben gestört werden könnte.

48) Es giebt einen zweiten Grund, warum Sie des Metalles entledigt wurden.

Sowie ich in die Maurerei aufgenommen wurde in einem Zustande der Armuth und Niedergeschlagenheit, so geschahe Diess, um mir zu Gemüthe zu führen, dass ich allen armen und bedürftigen Brüdern aufhelfen solle, wenn ich sie Dess würdig finde, vorausgesetzt, dass ich es thun könne, ohne mir selbst oder meinen Verbindungen (Bekannten, oder auch: Verhältnissen) Schaden zu thun.

49) Es giebt noch einen dritten, sehr wesenlichen Grund.

Die Steine wurden gebrochen in dem Steinbruche, daselbst zugehauen, bezeichnet und gezählt (mit Numero, versehen); die Baustämme gefället im Forste auf Libanon, daselbst zugehauen, bezeichnet und mit Zahlen bezeichnet; so wurden sie dann hinunter geflösset nach Joppe, und vonda auf hölzernen Wagen auf den Berg Moriah, in Jerusalem, geschaffet, und dort mit hölzernen Hämmern aufgerichtet, und mit andern hölzernen Instrumenten, die zu diesem Ende gemacht worden waren,

50) Warum wurden die Steíne und Bauhölzer in einer so grossen Entfernung zubereitet?

Diess geschah, um desto besser die Vortrefflichkeit der Zunft in jenen Tagen zu zeigen; denn obgleich die Steine und Bauhölzer in einer so grossen Entfernung gehauen und zubereitet wurden, so passte doch, als man sie auf den Berg Moriah zu Jerusalem gebracht hatte, um zusammengesetzt zu werden, jedes einzelne Stück mit so genauer Vollendung zusammen, dass sie mehr das Werk des grossen Baumeisters, als von Menschenhänden gemacht, zu sein schienen.

51) Warum waren metallne Werkzeuge verboten?

Damit der Tempel nicht unrein gemacht (befleckt) werde.

32) Warum waren Sie mit verbundnen Augen?

Im Fall ich mich geweigert hätte, mich der Ceremonie zu unterziehen, welche stattfindet, wenn ein Maurer gemacht wird, so sollte ich aus der Loge geführt werden können, ohne die Gestalt derselben zu entdekken.

53) Es giebt einen zweiten Grund, warum Ihnen die Augen verbunden waren.

Sowie ich in einem Zustande der Dunkelheit in die Maurerei aufgenommen wurde, so geschähe Diess, dass ich daran erinnert würde, alle Welt darin zu erhalten, ausser wenn man auf dieselbe gesetzliche Weise zum Lichte käme, als ich. soeben thun wollte.

54) Es giebt einen dritten Grund.

Dass mein Herz fassen möchte, ehe meine Augen entdekken würden.

55) Warum traten Sie Ihren Schuh nieder?

Da angenommen wird, die Loge stehe auf heiligem Grunde, so spielt Diess auf jene Stelle in der Schrift an, wo der Herr aus dem brennenden Busche zu Moses sprach: „tritt deine Schuhe nieder von deinen Füssen; denn der Grund, worauf du stehst, ist heilig."

56) Nachdem man Ihnen alles Metall abgenommen, die Augen verbunden, und Sie den Schuh hatte niedertreten lassen, und Sie noch anders (sonst) eigens vorbereitet hatte, wo führte man Sie dann hin?

Zu der Thür einer Loge.

57) Wie fanden Sie diese Thür?

Geschlossen und wohlgedeckt.

58) Durch Wen wird sie gedeckt?

Durch einen Mann mit einem gezogenen Schwerdte, namentlich vom Ziegeldekker.

59) Sein Geschäft allda?

Alle, welche die Maurerei belauschen, abzuhalten, und dafür zu sorgen, dass die Ansuchenden (Candidaten) gehörig zubereitet werden.

60) Da Sie damals in einem Zustande der Finsterniss waren, wie konnten Sie erkennen, dass eine Thür da war?

Daran, dass ich erst einen Widerstand fand, und dann Zulassung erlangte.

61) Wie erlangten Sie Ihre Zulassung?

Durch drei vernehmliche Schläge.

62) Worauf spielen sie an?

Auf eine gewisse Stelle in der Schrift, worin gesagt wird: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgethan.“

63) Wie wandten Sie Diess auf Ihre damalige Lage an?

Nachdem ich in meinem Gemüthe gesucht (geforscht) hatte, befragte ich meinen Freund; der Ziegeldekker klopfte an, und die Thür der Maurerei wurde mir aufgethan.

64) Als Ihnen die Thür der Maurerei aufgethan wurde, Wer kam da zu Ihrem Beistande?

Einer, den ich nachmals als den jüngern Aufseher erkannte.

65) Was fragte der jüngere Aufseher den Ziegeldekker?

Wen er da (bei sich) habe?

66) Des Ziegeldekkers Antwort?

Einer, der wohl und würdig empfohlen, über den gehörig kugelgestimmt (ballotirt), und der gehörig (richtig) zubereitet wurde, und nun mit seinem eignen freien Willen und Zustimmung gekommen ist, um zum Maurer gemacht zu werden.

67) Was verlangte der jüngere Aufseher dann von Ihnen?

Zu warten, bis er mich bei dem Meister angemeldet haben würde, welcher dann so gefällig war, meinen Einlass anzuordnen.

68) Wie und woran wurden Sie eingelassen?

An der Spitze irgend eines scharfen Werkzeuges (Instrumentes), das auf meine nackte linke Brust gesetzt wurde.

69) Warum wurde die Spitze dieses scharfen Werkzeuges auf Ihre nackte Brust gesetzt?

Es geschah, um mich in Furcht zu setzen, und mir zugleich einzuschärfen, dass ich im Begriff sei, mich zu etwas Ernstem, Feierlichem und (schauerlich) Ehrwürdigem zu verpflichten; zugleich auch, um das Geschlecht zu unterscheiden.

70) Als Sie eingelassen worden waren, Was befahl Ihnen der Meister zu thun?

Niederzuknieen, und die Wohlthat eines Gebetes zu empfangen.

71) Wiederholen Sie dieses Gebet!

 

 

Gebet der Weihe eines Ansuchenden (Candidaten).

 

Verleihe Deinen Beistand, allmächtiger Gott, Du grosser Baumeister und Gründer des Weltall, dieser unsrer gegenwärtigen Versammlung, und gieb, dass dieser Aufnahmling der Maurerei sein Leben Deinem Dienste so widmen und weihen möge, dass er ein treuer und aufrichtiger Bruder unter uns werde!

Begabe ihn mit dem (einem) himmlischen Erbtheile Deiner göttlichen Weisheit, damit er durch die Geheimnisse dieser unsrer königlichen Maurerkunst (Masonkunst) desto geschickter werden möge, die Schönheiten wahrer Gottseligkeit zu entfalten, zur Ehre und zum Ruhme Deines heiligen Namen!

Amen.

 

 

72) Nachdem Sie die Wohlthat dieses Gebetes empfangen hatten, Was fragte Sie da der Meister?

Auf Wen ich mein Vertrauen setze?

73) Ihre Antwort?

In Gott.

7 4) Und der Meister erwiederte?

Da ich mich auf einen so sichern Wegweiser verlasse, so möchte ich getrost aufstehen, meinem Führer folgen, und keine Gefahr fürchten.

75) Was nahm Ihr Führer- mit Ihnen vor?

.Ich war weder nackt, noch bekleidet, weder baarfuss noch beschuhet, doch in einer recht (sehr) demüthigen, haltend beweglichen Stellung; da nahm mich der jüngere Aufseher freundlich bei der rechten Hand, leitete mich hinauf nach Norden, um den Meister in Osten herum, hinab nach Süden, und übergab mich dem ältern Aufseher in Westen mit drei Schlägen an die Schulter.

76) Warum wurden Sie auf diese besondere Weise rund um die Loge geführt?

Damit alle gegenwärtige Brüder sehen möchten, dass ich der vorgeschlagne Aufnahmling (Candidat), gehörig zubereitet, und tauglich sei, zum Maurer gemacht zu werden.

.77) Das führt mich darauf, zu fragen, welches fähige Personen sind, zu Maurern gemacht zu werden?

Freie Männer von reifem Alter, von gesundem Urtheil, und von streng sittlichem Lebenwandel.

 

(Das Folgende ist bestimmt, noch besonders für alle anwesende Brüder (rund herum, der ganzen Versammlung) erklärt zu werden.)

 

 

Warum Freimaurer sein sollen freie Männer, von reifem Alter, von gesundem Urtheil, und streng sittlichem Lebenwandel.

 

Freie Männer. Damit die lasterhaften Gewohnheiten der Sclaverei die freien (freisinnigen) Grundsätze des Zustandes der Freiheit, worauf die Maurerei gegründet ist, nicht beflekken mögen.

Von reifem Alter. Damit sie desto geschickter sein mögen, sowohl für sich selbst, als für die Brüderschaft im Ganzen ein Urtheil zu fallen.

Von gesundem Urtheil und streng sittlichem Lebenwandel. Damit sie nicht nur durch Lehre sondern auch durch Beispiel, desto geschickter sein mögen, den schuldigen Gehorsam zu beweisen jenen vortrefflichen Regeln und Vorschriften, welche in der Maurerei zum Grunde gelegt (als Grund angenommen) werden.

 

 

78) Nachdem der jüngere Aufseher Sie auf diese besondere Art in die Loge geleitet, und dem älteren Aufseher in Westen übergeben hatte} Was nahm Dieser dann mit Ihnen vor?

Er näherte mich dem sehr ehrwürdigen Meister in Osten, und lehrte mich sodann, mich ihm durch drei regelmässige Schritte zu nahen.

79) Woraus bestehen diese drei regelmässigen Schritte?

Aus geraden Linien und rechten Winkeln.

80) Was lehren sie uns im moralischen Sinne?

Rechtschaffenes Leben, und wohl geregelte Absichten (Gesinnungen).

81) Als Sie vor den Meister in Osten kamen, Was fragte er Sie?

Was ich käme, hier zu thun?

82) Ihre Antwort?

Um zum Maurer gemacht zu werden.

83) Machte er einen Maurer aus Ihnen?

Ja, und Das in gehöriger Form.

84.) Beschreiben Sic mir gefällig diese gehörige Form!

Mein linkes Knie blos und gebogen, meinen Leib im Winkelmaasse, meine rechte Hand auf der heiligen Bibel, während meine linke einen Zirkel hielt, der gegen meine nackte linke Brust in Form eine» Winkelmaasses ausgespannt war.

85) Warum wurde der Zirkel an Ihre nackte linke Brust gesetzt, gerade zu dieser Zeit und in Form eines Winkelmaasses?

Sowie der Zirkel damals ein Sinnbild (Emblem) eines Stachels für mein Fleisch war, so möchte er auch hinfort stets ein Stachel für mein Gewissen sein, wenn ich in Versuchung käme, irgend Eines dieser königlichen Geheimnisse zu verrathen, mit denen ich eben im Begriffe stand, vertraut gemacht zu werden.

86) Als Sie in diese Stellung gebracht waren, Was waren Sie da im Begriffe zu thun?

Die feierliche Verpflichtung eines angetretnen Lehrlinge« zu übernehmen.

87) Nachdem Sie diese feierliche Verpflichtung eines angetretnen Lehrlinges übernommen hatten, Was sprach und machte der Meister mit Ihnen?

Als ein Pfand meiner Treue, und um die Verpflichtung zu bekräftigen, die ich soeben übernommen hatte, verlangte er von mir, die heilige Schrift mit meinen Lippen zu versiegeln; Welches immer dieser Verpflichtung einen unschätzbaren Werth verliehen hat; und, als ein ferneres Zeugniss seiner brüderlichen Liebe, nahm er mich freundlich bei der rechten Hand und sprach: „Steh' auf, neu verpflichteter Bruder, unter Maurern!"

88) Was fragte Sie der Meister dann?

Was ich am meisten verlange?

89) Ihre Antwort?

Das Licht.

 90) Was befahl der Meister dem ältern Aufseher zu thun?

Mir das Licht zu zeigen.

 

Bruder älterer Aufseher, belieben Sie, laden zu lassen! — Haben Sie Alle geladen?

Alle haben gefüllt im Westen, S. E. Meister.

Brüder, belieben Sie, auf den Trinkspruch (das Abfeuern, das Feuer) zu merken!

„Dem Herzen, das verhehlt, und der Zunge, die nimmer ungebührlich erzählt irgend Eins oder das Andre von den Geheimnissen oder Mysterien, die den freien und angenommenen Maurern gehören!

 

 

Dritter Abschnitt.

Krause zitiert hier, 157-167, Preston: The Third Section

 

Der dritte Abschnitt ist, durch die wechselseitige Mittheilung unserer unterscheidenden Merkzeichen, ein Beweis von der Regelmässigkeit unserer Einweihung; und schärft jene notwendigen und lehrreichen Verpflichtungen ein, welche zugleich unserm Character Würde geben in der doppelten Eigenschaft als Menschen und als Maurer.

 

Wir können diesen Abschnitt nicht besser erläutern, ab indem wir einschalten die folgende

 

 

Anrede bei der Einweihung in den ersten Grad.*

 

* Die Sätze, welche in Haken ( ) eingeschlossen sind, können nach Befinden weggelassen werden, wenn die Zeit den Vortrag der ganzen Anrede nicht gestatten will.

 

 

Bruder!

(Da Sie nun in die ersten Grundsätze unsers Ordens eingeleitet worden sind, so ist es meine Pflicht, Ihnen Glück zu der Annahme als Mitglied in eine alte und ehrenwerthe Gesellschaft zu wünschen; sie ist alt, indem sie seit undenklichen Zeiten bestanden hat; und ehrwürdig, indem sie in allen einzelnen Theilen (Einrichtungen) dahin abzweckt, alle Menschen ehrwürdig zu machen, welche ihren Vorschriften gemäss leben wollen. Keine Anstalt war jemals auf einen besseren Grundsatz, oder auf eine festere Grundlage, errichtet; noch wurden jemals vortrefflichere Regeln und nützlichere Lebengrundsätze an den Tag gelegt (aufgestellt), als die, welche einem Jeden eingeschärft werden, der in unsre Mysterien eingeweiht wird. Monarchen aller Zeiten sind Aufmunterer und Beförderer der Kunst gewesen, und haben nimmer geglaubt, dass ihren Würden dadurch Etwas entzogen werde, indem sie sich mit den Brüdern in gleiche Linie (auf gleichen Fuss) setzen, ihre Vorrechte ausdehnen, und ihre Versammlungen beschützen.)

 

Als ein Maurer haben Sie dem Sittengesetze nachzudenken, sowie es in der heiligen Schrift enthalten ist, dasselbe als die untrügliche Fahne der Wahrheit und Gerechtigkeit zu betrachten, und Ihr Leben nach dessen göttlichen Vorschriften zu regeln. — Die drei grossen sittlichen Pflichten gegen Gott, Ihren Nebenmenschen,. und Sie selbst, haben Sie streng zu beobachten: — gegen Gott; indem Sie seinen Namen in heiliger Scheu und Verehrung halten; indem Sie ihn als das höchste Gut betrachten, und seine Hülfe anrufen bei lobwürdigen Vorhaben, und seinen Schutz erflehen bei gutgemeinten Unternehmungen; — gegen Ihren Nächsten; indem Sie nach dem Winkelmaass handeln, und ihn mit Ihnen selbst für gleichberechtigt halten, die Segnungen der Vorsehung zu empfangen, und ihm dieselben Dienste (freiwilligen Liebedienste) erweisen, welche Sie in einer ähnlichen Lage von ihm zu erhalten erwarten würden: — Und gegen sich selbst; indem Sie die Güte (gütigen Gaben) der Vorsehung nicht misbrauchen, noch Ihre Fähigkeiten durch unordentliches Leben schwächen, oder Ihren Stand und Beruf durch Unmässigkeit herabsetzen.

 

Im Staate sollen Sie ein ruhiger und friedlicher Unterthan sein, getreu Ihrem Landesherrn, und gerecht gegen Ihr Vaterland; Sie sollen Gesetzwidrigkeit (ungesetzliche Gesinnung) oder Aufruhr nicht unterstützen, sondern sich geduldig der gesetzmassigen Staatbehörde unterwerfen, und mit Freuden sich nach der Regierung bequemen, unter welcher Sie leben; indem Sie den Gesetzen, welche Ihnen Schutz verleihen, Gehorsam leisten, und nimmer der Anhänglichkeit vergessen, welche Sie dem Orte Ihrer Geburt, noch der Pflichttreue, die Sie dem Herrn oder den Beschützern dieses Bodens (Landes) schuldig sind.

 

(In Ihrem äusseren Betragen haben Sie gegründetem Tadel oder Beschimpfungen (Vorwürfen, Strafen) auszuweichen, und sich vor allen Denen zu bewahren (hüten), welche sich künstlich in Ihre Achtung einzuschleichen suchen möchten, in der Absicht, Ihre tugendhaften Entschlüsse zu vereiteln (irrezuleiten), oder Sie von den Grundsätzen der Anstalt abwendig zu machen. Lassen Sie weder Gewinnsucht, Vorgunst, noch Vorurtheil, auf Ihre Rechtschaffenheit nachtheiligen Einfluss gewinnen, oder Sie bewegen; dass Sie sich einer entehrenden Handlung schuldig machen; sondern lassen Sie Ihre Aufführung gleichförmig, und Ihr Betragen der Würde Ihres (maurerischen) Bekenntnisses angemessen sein!)

 

Über Allem üben Sie Wohlwollen und allgemeine Liebe; denn diese Tugenden haben zu allen Zeiten und in allen Ländern die Maurer ausgezeichnet. (Das unnennbare Vergnügen, zu der Wohlfarth (zum Trost und zur Erleichterung) unserer Mitgeschöpfe beizutragen, wird von Menschen, welche Anlage zu menschlicher Gesinnung (menschheitliche Anlage) haben, in Wahrheit erfahren; welche, vermöge ihrer innern Stimmung, durch Mitgefühl erweckt werden, ihre Hülfe zu Erleichterung des Elendes Anderer anzuwenden. Dieses ermuntert den edelmüthigen Maurer, seine Güte (Wohlthaten) mit Liebfreudigkeit auszutheilen. Indem er sich selbst in die Lage des unglücklichen Dulders versetzt, lauschet er mit Aufmerksamkeit auf die Erzählung des Wehes, weihet dem Unglükke der Liebe Thräne, und lindert mit freudiger Eile den Kummer.)

 

Die Constitutionen (das Gesetzthum und die. Einrichtungen) des Ordens sollen zunächst Ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen. (Diese bestehen in zwei Punkten, zu mündlicher und schriftlicher Mittheilung. Die erstere umfasst die Mysterien der Kunst, welche nur durch werkthätige Ausübung und Erfahrung in der Loge erlangt werden können; die letztere begreift die Geschichte der ursprünglichen, echten Maurerei, die Lebenbeschreibung und Charakterschilderung ihrer Patrone (Schutzherren), und die alten Gesetze (Altgesetze) und allgemeinen Verordnungen der Zunft (der Genossenschaft).)

 

Eine pünktliche Merksamkeit (Obacht) auf die Pflichten des Ordens schärfen wir Ihnen ernstlich ein, und noch besonders hinsichts der Gesellschaft, bei welcher Sie als Mitglied eingeschrieben sind. (Daselbst, sowie in allen gesetzformigen Versammlungen der Brüderschaft, sollen Sie sich mit Ordnung und würdigem Anstand betragen, dass Einklang möge erhalten, und die Werkthätigkeit der Maurerei gehörig vollführt werden. Die Regeln der guten Sitten (Zucht und Ehrbarkeit) sollen Sie nimmer verletzen, indem Sie ungebührliche Reden führen zu Entweihung des Namen Gottes oder zum Verderbniss der guten Sitten; noch sollen Sie sich in irgend ein Streitgespräch über Religion oder Staatangelegenheiten einlassen; noch sich unehrerbietig betragen, während die Loge mit ernsten und wichtigen Dingen beschäftigt ist.) Bei jeder Gelegenheit sollen Sie dem Meister und den vorsitzenden. Beamten die gebührende Ergebenheit und Ehrerbietung erweisen, und sich mit Fleiss dem Werke der Maurerei ergeben, damit Sie recht bald darin weiter gedeihen (wohlerfahren werden), sowohl zu Ihrem eignen guten Ansehen (Ehre, Empfehlung), als auch zur Ehre des Vereines, mit dem Sie gesellschaftlich verbunden sind.

 

Obgleich Ihr fleissiges Besuchen unserer gesetzformigen Versammlungen ernstlich verlangt wird, so sollen doch dadurch Ihre nothwendigen Geschäfte nicht vernachlässigt werden: auch sollen Sie nicht dulden, dass Ihr Eifer für Maurerei die Grenzen kluger Beurtheilung überschreite, oder Sie in Wortwechsel und Streit mit Menschen verwikkele, welche unsere Bundlehre (System) verlachen (lächerlich machen) könnten; sondern Sie sollen Ihr Mitleid auch auf Die ausdehnen, welche fähig sind, aus Unwissenheit Das zu verachten, was sie nie Gelegenheit hatten zu erfassen (begreifen). — Alles aber, was Ihnen im Allgemeinen zu beobachten empfohlen wird, ist, dass Sie bei Musse die freien Künste mit Fleiss erforschen, der Wissenschaft in den Werken vorzüglicher Meister nachspüren, und in Untersuchung des (maurerischen) Systems (der Freimaurerei) fortschreiten durch den Umgang mit wohlbelehrten Brüdern, welche so bereitwillig sein werden, Ihnen Unterricht zu einheilen, als Sie es immer sein können, ihn zu empfangen.

 

Schlüsslich! Hangen Sie treu an den Constitutionen (dem Bundgesetzthume), und erhalten Sie aufrecht die Vorrechte, welche Sie als einen Maurer über den andern Mitgliedern des gemeinen Wesens (der menschlichen Gesellschaft) auszeichnen (vorkennzeichnen) und Ihren Rang (Belang, Einfluss) unter den Brüdern bestimmen sollen. Wenn Sie im Kreise Ihrer Bekanntschaft einen Mann finden, der in den Orden eingeweiht zu werden wünscht, so haben Sie ganz besondere Obacht, dass Sie ihn nicht empfehlen, es sei denn, dass Sie überzeugt sind, er werde sich nach unsern Gesetzen bequemen, damit der Werth der Maurerei erhöhet werde durch die Schwierigkeit der Erwerbung, und die Ehre und das Ansehen der Anstalt auf den festesten Grund gegründet, und die Welt allgemein (überhaupt) überführet werde von ihrem heilsamen (milden) Einflüsse.

 

(Aus der Aufmerksamkeit, welche Sie dem Vortrage der Pflichten des Ordens gewidmet haben, sind wir geneigt, die Hofnung herzuleiten, dass Sie sich ein richtig würdigendes Urtheil über den Werth der Maurerei bilden, und Ihrem Gemüthe die Vorschriften der Rechtschaffenheit (Treue und Wahrhaftigkeit), der Ehre und der Gerechtigkeit einprägen werden.)

 

Dieser Abschnitt schliesset gewöhnlich mit folgender

 

Lobrede.

diese - als "Eulogium" bezeichnet - steht in den Ausgaben von Prestons Illustrations, 1772-1795, jeweils vor den Sections

 

Maurerei umfasst in ihrem Kreise jeden Zweig nützlicher Kenntniss und Gelehrsamkeit, und präget ihren echten Bekennern ein unaustilgliches Zeichen der Vorwesenheit (Überlegenheit) ein, welches weder Zufall, Gewalt, noch Glück verleihen kann. Wenn ihre Vorschriften genau (streng) befolgt werden, so ist sie eine sichere Grundlage der Seelenruhe mitten in den mancherlei Unfällen des Lebens, ein Freund, der nicht täuschen kann, sondern der uns stärken und uns beistehen wird in Glück und in Misgeschick (Widerwärtigkeit), eine Beseligung, welche bleibend ist zu allen Zeiten, unter allen Umständen, und an allen Orten, und wohin wir Zuflucht nehmen können, wenn andere irdische Stützen und Tröstungen in Unbedeutenheit (Vergessenheit) dahinsinken.

 

Maurerei giebt dem Menschen lebwirkliche und. innere Vollwesenheit (Vorwesenheit) (wirkliche und innere Vortrefflichkeit), und macht ihn geschickt für die Pflichten der Gesellschaft. Sie stärket (stählet) das Gemüth wider die Stürme des Lebens, ebnet (pflastert) dem Frieden den Weg, und befördert häusliches, (ehethumliches) Glück. Sie verbessert die Eigengemüthstimmung (Temperament), und bildet den Verstand (die Geistfähigkeit); sie leistet Gesellschaft in Einsamkeit, und.verleihet der geselligen Unterhaltung (dem Umgange) Lebendigkeit (Lebenfülle), Mannigfalt (Abwechselung) und Kräftigkeit (Urkraft). In der Jugend waltet sie leitend über den Leidenschaften, und wendet mit Nutzen unsere wirksamsten (thatkräftigsten) Vermögen an; und im Alter, wenn Siegheit, Schwäche, und Unbehagen die leibliche Hülle umfangen (entthätigen), und den Verein von Seele und Leib fast unerträglich machen, dann verleiht sie einen Schatz von Stärkung und Genügen (Beruhigung, Tröstung).

 

Dieses sind ihre allgemeinen Vortheile; sie alle einzeln zu erzählen, würde eine endlose Arbeit sein: es möge hinreichen, zu bemerken, dass, Wer diese Wissenschaft- ausbildet (erfleisset), und der Eigenwesenheit (dem Character) eines Maurers übereinstimmig lebt, in sich selbst den Quell und die Stützkraft jeder geselligen Tugend hat, und einen Gegenstand der Beschauung (Betrachtung, Forschung), welcher das Gemüth erweitert, und allen seinen Kräften mehr Umfang und Ausdehnung giebt; einen Hauptgedanken, der unerschöpflich ist, immer neu, und stets angeistend (interessant).

 

***

 

91) Bruder älterer Aufseher! Als die Binde von Ihren Augen genommen worden war, Was zog ganz vorzüglich Ihre Aufmerksamkeit auf sich?

Drei grosse Lichter.

92) Wie waren sie gelegen (gestellt)?

Genau Ost und West.

93) Zu was Ende?

Nicht allein um den regelmässigen Lauf der Sonne anzuzeigen, welche in Osten aufgeht, ihre Mittaghöhe in Süden hat, und ihren Untergang in Westen, sondern auch um den Männern zu, bei und von ihrer Arbeit zu leuchten

94) Warum war kein Licht in Norden?

Da die Sonne niedrig an unserm, dem Norden nahen, Gesichtkreise läuft; so erscheint uns diese Himmelgegend als der Sitz der Finsterniss; weil die Sonne vondaher auf unsere Halbkugel keine Stralen wirft.

95) Was und Wen sagt man, dass diese drei grossen Lichter vorstellen?

Die Sonne, den Mond und den Meister der Loge.

96) Warum die Sonne, den Mond, den Meister der Loge?

Sowie die Sonne den Tag regiert, und der Mond die Nacht, so soll der Meister seine Loge regieren und leiten.

97) Warum hat der Meister die Ehre, mit diesen zwei grossen leuchtenden Körpern in der Freimaurerei in Vergleichung gesetzt zu werden?

Sowie es uns durch den beseligenden, göttlichen Einfluss der Sonne und des Mondes möglich wird, als Menschen die Pflichten eines geselligen Lehens zu erfüllen, so werden wir durch die liebreiche Sorgfalt und Unterweisung des Meisters als Maurer geschickt, die Pflichten zu erfüllen, welche er und die Zunft von uns verlangen.

98) Da Sie zum Lichte gebracht worden waren, Was. befahl dann der Meister dem ältern. Aufseher zu thun?

Mich mit einem weissen Schurzfelle (Lederschurze) zu bekleiden; da es das unterscheidende Ehrenzeichen eines Maurers ist; und der ältere Aufseher war, auf des sehr ehrwürdigen Meisters Geheiss, so gefällig, mich zu belehren, es sei älter, als der römische Adler, oder das goldne Vliess, und ehrenvoller, als Stern und Hosenband, oder irgend ein anderer Orden unter der Sonne, es müsste denn ein höherer. Grad in der Maurerei selbst sein; auch empfahl er mir auf's Nachdrücklichste, es immer als das Zeichen der Unschuld und als das Band der Freundschaft zu tragen; ferner sagte er mir noch, dass, wenn ich nimmer diess Ehrenzeichen verunehrete (beschimpfte), es auch mich nimmer verunehren würde.

99) Nachdem Sie wieder angekleidet waren, Was vertraute Ihnen da der Meister an?

Drei Dinge; das Zeichen, das. Merkmal und das Wort eines angetretenen Lehrlinges.

100) Geben Sie mir das Zeichen in gehöriger Form! Geben Sie das Merkmal Ihrem nächsten Bruder!

Es ist richtig, Sehr Ehrwürdiger.

101) Was erfordert Diess? Ein Wort.

102) Was ist das für ein Wort?

Ich will es mit Ihnen halbiren, oder buchstabiren.

103) Wie Sie wollen; fangen Sie denn an!

. — — Von den sehr würdigen und ehrwürdigen Brüdern und Genossen der heiligen Loge des heiligen Johannes kam ich, Euer Ehrwürden wohl zu grüssen.

104) Bruder, ich grüsse Sie wohl.

Nachdem Sie das Licht empfangen, sich angekleidet hatten, und man Ihnen das Nöthige vertraut hatte (Sie feierlich angenommen hatte), wo wurde Ihnen dann Ihr Platz angewiesen?

In der Nord-Ost-Ekke der Loge, mit meinen Füssen einen rechten Winkel bildend, und meinen Leib aufrecht; da der sehr ehrwürdige Meister so gefällig war, mich zu belehren, dass ich so, allem äussern Anscheine nach, als ein gerechter und aufrichtiger Mann und Maurer da stände, und empfahl es mir auf's Nachdrücklichste, immer als ein Solcher zu leben und zu handeln.

105) Warum erhielten Sie Ihre Stelle in der Nord-Ost-Ekke der Loge?

Da es bei allen kostbaren und prachtvollen Gebäuden die Gewohnheit ist, den ersten Stein an der Nord-Ost-Ekke des Gebäudes zu legen, wenn es sich so schickt: so wurde mir in der Nord-Ost-Ekke der Loge meine Stelle angewiesen, um diesen Stein vorzustellen, und um anzuzeigen, dass ich im ersten Grade der Maurerei stehe, in dem eines angetretenen Lehrlinges.

106) Als Sie in der Nord-Ost-Ekke der Loge Ihre Stelle erhalten hatten, Was Waren Sie da in den Stand gesetzt zu entdekken?

Die Gestalt der Loge.

107) Von welcher Form (ist sie)?

Von der Form eines Rechtvierekkes (Рагallelogrammes).

108) Wie lang?

Von Osten nach Westen.

109) Wie breit?

Binnen Norden und Süden.

110) Wie tief?

Von der Oberfläche der Erde bis zum Mittelpunkte.

111) Wie hoch?

Gerade so hoch, als der Himmel.

112) Warum sagt man, dass eines Maurers Loge von dieser weiten Ausdehnung ist?

Nicht allein um die Allgemeinheit der Wissenschaft anzuzeigen, sondern dass eines Maurers allgemeine Liebe (Menschenliebe, Liebinnigkeit) keine Grenzen kennen soll, als die der Klugheit.

 

 

Lobrede auf die allgemeine Liebe {Menschenliebe).

(Von dem Herausgeber.)

 

Allgemeine Liebe (Urliebe, Milde, Mildherzigkeit) ist der Grund unsers Maurerordens; sie ist die holdseligste, beseligendste und erspriesslichste aller menschlichen Tugenden; sie kommt vom Himmel, und nimmt vollen Besitz von unseren Herzen, welchen die auserlesensten Segnungen als Belohnung vorbehalten bleiben, sodass sie unseren Gemüthern nicht nur die zärtlichste Neigung gegen unsere leidenden Brüder einflösset, sondern uns auch zum Mitgefühl gegen unsere Mitgeschöpfe, und zur Milderung ihres Elendes, erwekket, dass wir ihren Kummer versüssen, ihr Misgeschick erleichtern und ihre Gebrechen (mit dem Mantel der Liebe) zudekken, ebenso bereitwillig, ihre Beleidigungen zu vergessen, als wir Vergebung aus der Hand des Allmächtigen erwarten. Dann wird es offenbar an uns werden, dass wir leben und sterben im Wohlwollen und in der Liebe mit der ganzen Welt, und insbesondere untereinander als Brüder und Maurer.

 

(Der sehr ehrwürdige Meister mag Diess dem neuaufgenommenen Bruder erklären, indem er ihn zu einer kleinen Gabe (Beisteuer) auffordert.)

 

Bruder älterer Aufseher, belieben Sie, laden zu lassen! — Haben Sie Alle gefüllt? —

Alle haben gefüllt im Westen, S. E. M.

Brüder, belieben Sie, auf den Trinkspruch (das Feuer, das Abfeuern) zu merken! — Allen liebevollen (mildthätigen) und allen bekümmerten Maurern, wo auch immer zerstreuten!

 

 

Vierter Abschnitt.

Krause zitiert hier, 179-183, Preston: The Fourth Section

 

 

Der vierte Abschnitt giebt vernünftige Rechenschaft über den Ursprung unseres hieroglyphischen Unterrichtes (Lehrbegriffes), und setzt die Vortheile auseinander, welche die getreue Beobachtung unserer Schuldigkeit begleiten; er erläutert zu gleicher Zeit gewisse Einzelheiten, deren Unkunde uns in Irthum führen könnte, und welche zu kennen wir als Maurer unerlässlich verbunden sind.

 

Täglichen Fortschritt in der Kunst zu machen, ist eine beständige und durch unsere allgemeinen Gesetze ausdrücklich geforderte Pflicht. Welcher Endzweck kann edler sein, als das Streben nach Tugend? welcher Beweggrund anlokkender, als die Ausübung der Gerechtigkeit? oder welcher Unterricht wohlthätiger, als eine genaue Beleuchtung von Lehrzeichen (Symbolen), welche dahin abzielen, den Geist zu erheben (bekräftigen) und zu verschönen? Jedes Ding, welches das Auge rührt, nimmt die Aufmerksamkeit unmittelbar in Anspruch, und prägt dem Gedächtnisse ernste und feierliche Wahrheiten ein. Desshalb haben die Maurer allgemein den Plan angenommen, die Vorschriften ihres Ordens in vorbildlichen Gestaltnissen (Figuren), und allegorischen Emblemen (gegenähnliсhеп Sinnbildern) einzuschärfen, um zu verhüten, dass ihre Mysterien in den gemeinleblichen Bereich unaufmerksamer und unvorbereiteter Neulinge herabsinken, von welchen sie nicht die schuldige Verehrung erhalten würden.

 

Die Gebräuche und Gewohnheiten der Maurer haben immer mit denen der alten Egypter übereingestimmt, mit denen sie eine nahe Verwandtschaft haben. Indem diese Philosophen nicht Willens waren, ihre Mysterien gemeinen Augen blosszustellen, verbargen sie ihre besondern Vorschriften und Grundsätze der Regierungkunst und Philosophie unter hieroglyphische Figuren, und drückten ihre Vorstellungen über Staatverwaltung durch Zeichen und Lehrbilder aus, welche sie allein ihren Magi (Eingeweiheten) mittheilten, welche durch einen Eid verpflichtet waren, sie nicht zu entdekken. Pythagoras scheint sein System auf einen ähnlichen Plan gegründet zu. haben, und viele Orden eines neueren Ursprunges haben dieses Beispiel nachgebildet. Indess ist die Maurerei nicht allein die älteste, sondern auch die am meisten auf Sittlichkeit gerichtete Anstalt, welche jemals bestanden hat; indem jeder Zug (Strich), Figur und Lehrzeichen (jeder Character, Figur, und Emblem), das in der Loge abgebildet ist, ein sittliches (lebwirkliches) Absehen hat, und dahin zielt, die Ausübung der Tugend einzuschärfen.

 

(Dieser Abschnitt schliefst mit einer Begriffbestimmniss der allgemeinen Liebe, welche sich weiter unten befindet.)

 

***

 

113) Bruder älterer Aufseher, auf was für Grunde nimmt man an, dass die Loge stehe?

Auf heiligem Grunde.

114) Warum auf heiligem Grunde?

Weil die erste regelmässig eingesetzte (constituirte) Loge auf jenem heiligen, geweihten Grunde gehalten wurde, worauf die ersten drei grossen Opfer dargebracht wurden, welche hernach Gottes Billigung erhielten.

115) Nennen Sie die drei ersten grossen Opfer!

 

Warum die drei ersten grossen Opfer, an welchen Gott Gefallen hatte, den Grundbau der Maurerei heilig machen?

(Genes. Kap. XXII; — 2. Buch Samuel's Kap. XXIV; — 1. B. der Könige Kap. VIII.)

 

Erstens. — Wegen der geschwinden Ergebung Abraham's in den Willen des Allmächtigen, indem er sich nicht weigerte, seinen einzigen Sohn Isaak zum Brandopfer darzubieten; da es denn dem Herrn gefiel, ein angemesseneres Opfer an seiner Statt zu stellen, nehmlich einen Widder, der in einem Dickicht aufgefangen wurde.

 

Zweitens. — Wegen der vielen frommen Gebete und Seufzer, von dem Könige David zum Opfer dargebracht, welche den Zorn Gottes vollkommen stilleten, sodass er die Pestilenz aufhören liess, die unter dessen Volke wüthete, und die David's Unbedachtsamkeit beizumessen war, nach Welcher er dasselbe hatte zählen lassen.

 

Drittens. — Wegen der unzähligen Danksagungen und köstlichen Opfer, die der König Salomon bei der Vollendung des Tempels, und dessen Einweihung zum Dienste Gottes, darbrachte.

 

Da nun jene drei grossen Opfer auf dem nehmlichen Grund und Boden dargebracht wurden, wo der Tempel von Jerusalem erbauet war, und wo König Salomon die erste regelmassig eingesetzte (constituirte) Loge hielt: so macht Diess den Grundbau der Maurerei heilig.

 

 

116) Wie soll eines Maurers Loge gelegen sein?

Genau Ost und West.

117) Warum so?

Weil alle der Gottesverehrung gewidmete Orte so gelegen sind oder sein sollten.

118) Wir haben dafür drei Gründe; geben Sie mir den ersten!

Die Sonne ging zuerst in Osten auf, und verbreitete ihren göttlichen Einfluss nach Westen.

119) Es giebt einen zweiten Grund.

Evangelische und sittliche (moralische) Erkenntniss wurde zuerst in Osten gepredigt und vonda nach Westen verpflanzt.

120) Es giebt einen dritten und letzten Hauptgrund.

 

 

Die glückliche Erlösung der Kinder Israel's aus ihrer Gefangenschaft in Egypten.

(Exod. Kap. 13, 14, 15, 19.)

 

Seit der frühesten Zeitperiode hatte das menschliche Geschlecht immer die überzeugendsten Beweise von dem Dasein eines höchsten Wesens. Indess finden wir bei den ältesten und besten Geschichtschreibern keine Spur einer Nachricht, dass irgend ein Ort zur Verehrung des wahren Gottes ausersehen worden sei, als nach glücklicher Erlösung der Kinder Israel's aus ihrer egyptischen Gefangenschaft; da denn die Zeit gekommen war, dass der Allmächtige sich selbst offenbarte unter den Menschen auf eine so wunderbare Weise, dass dadurch sein Name verherrlicht wurde unter allen Völkern.

 

Er leitete die Kinder Israel's nicht durch das Land der Philister, ob es wohl ein viel näherer Weg war, sondern durch die Wüste; wodurch er seine grosse Weisheit und Barmherzigkeit an den Tag legte, indem ihnen, bei denen der Geist der Freiheit nur erst erweckt worden war, bei der Erscheinung eines so streitbaren Volkes, als die Philister, der Muth hätte sinken und sie in ihre vorige Sclaverei hatten zurückkehren mögen.

 

Er befahl daher seinem treuen Diener Moses, sie zu fuhren durch die Wüste an das Gestade des rothen Meeres, auf ihrem Wege in das gelobte Land; worauf es den König Pharao von Egypten gereuete, dass er so viele nützliche Sclaven, „wie er sie zu nennen beliebte," aus seinen Besitzungen hatte ziehen lassen; und er befahl, dass 600 auserlesene Wagen ihnen nachjagen sollten, mit allen den Wagen und Heerführern, die sich in Egypten befanden; denn er hatte beschlossen, sie entweder in ihre vorige Gefangenschaft zurückzubringen, oder bei dieser Unternehmung umzukommen; und im Nachsetzen ereilte er sie bei Pihahiroth, vor Baalzephon.

 

Als nun die Kinder Israel's sich eingeschlossen sahen, vor sich vom rоthen Meere, zur Rechten und Linken von unersteiglichen Gebirgen, und im Rükken von dem Heere der Egypter; so überfiel sie ein Schrekken, und sie murreten in ihrer Verzweiflung heftig wider Moses, indem sie sagten: „Warum hast du uns hieher in die Wüste gebracht, um erschlagen zu werden? Waren nicht Gräber genug in Egypten, dass wir dort hätten beerdiget werden können?"

 

Hierauf sprach Moses ihnen Trost zu und sagte: sie sollten sich nicht fürchten; denn sie würden noch an dem nämlichen Tage erfahren das Heil des Herrn, der für sie streiten würde. Damit er nun seine Behauptung wahrmachte, streckte er, auf Gottes Befehl, seine geheiligte Hand aus über die Wellen des rothen Meeres; und es erhob sich ein starker Ostwind, der das Gewässer theilte, sodass es auf jeder Seite ein Wall zu sein schien; und die Kinder Israel's gingen hindurch auf trocknem Boden.

 

Als Pharao Diess gewahr wurde, verstockte sich sein Herz; und er versuchte, ihnen nachzufolgen; allein der Allmächtige fuhr fort, sie zu beschirmen, vermittelst einer wunderbaren Säule von doppelter bewundernswürdiger Wirkung: sie erschien eines Theils zur Nachtzeit den Israeliten leuchtend, um dieselben durch das rothe Meer zu führen, und andern Theils als eine Wolken- und Rauchsäule bei Tage, welche für die Egypter Finsterniss hervorbrachte und ihr Nachsetzen verhinderte. Auch fügte der Allmächtige diesen noch eine andere Plage zu; denn er sendete in der Nacht einen Engel, der mit mächtiger Hand und ausgestrecktem Arme ihre Wagenräder zerschlug, dass sie nur mit Mühe weiter fahren konnten, und beide Heere in dieser ganzen Nacht nicht aneinanderkámen.

 

Bei'm Anbruche des Morgens gewahrte Pharao die Hand Gottes, die ihm mächtig entgegenwirkte, und versuchte, umzukehren: allein nunmehr war es zu spät; indem die Israeliten bereits die entgegengesetzte Küste erreichet hatten; da denn Moses sie zurückschauen hiess auf ihren seit so langer Zeit gefürchteten Feind, die Egypter, weil sie dieselben vonnunan nicht mehr sehen würden. Hierauf streckte er, auf Gottes Befehl, nochmals seine geheiligte Hand aus über das rothe Meer: und das Gewässer kehrte in sein ursprüngliches Bette zurück, und überströmte Pharao und sein ganzes Heer.

 

Und zum Gedächtniss einer so glücklichen und glorreichen Rettung liess Moses die Kinder Israel's drei Tage lang in der Wüste ziehen, Loblieder singend, und Lieder des Preises und Dankes dem Höchsten. Auch richteten sie ein Gezelt oder Stifthütte auf in der Wüste, dem Grundrisse gemäss, der dem Moses gegeben worden war auf dem Berge Sinai, und der in der Folge das Model oder der Grundriss jenes prächtigen Tempels sein sollte, der erbaut ward zu Jerusalem durch den König Salomon mit einem solchen königlichen Glänze und so unvergleichlichen schimmerreichen Ansehen, dass es alle unsere Vorstellungen übersteigt.

 

Diess ist der dritte und letzte Hauptgrund, warum alle der Gottesverehrung gewidmete Orte sowohl, als alle regelmässig eingesetzte Logen, genau von Osten nach Westen gelegen sind oder sein sollen.

 

 

Das erste zur Gottesverehrung ausschliesslich bestimmte Gebäude.

{Genesis, Kap. 4, 6, З2; Exodus, Kap. 13, 20; 1ste B. der Könige, Kap. 8.]

 

Wenn wir die göttliche Weisheit des Schöpfers in den glorreichen Werken der Schöpfung betrachten, und alle Dinge, welche darin und darauf erschaffen worden sind: sollten wir nicht mit willigem Herzen und frohem Muthe den weisen Lenker des Verhängnisses bewundern, der seit dem frühesten Zeitraume sich nie ohne ein lebendiges Zeugniss von sich unter den Menschen erwiesen hat?

 

Wir lesen von Abel, dass er dem Herrn ein ihm angenehmes Opfer brachte; von Noah, dass er ein frommer und rechtschaffener (aufrichtiger) Mann war, der demüthig wandelte vor Gott unter seinem Geschlechte, und von Jacob, dass er mit einem Engel kämpfte und ihn überwältigte; wofür er von ihm gesegnet ward; aber wir hören nirgend früher von einem Orte, der zu feierlichen Gottesverehrungen ausschliesslich bestimmt worden wäre, als nach der glücklichen Erlösung der Kinder Israel's aus ihrem lästigen Stande der Sclaverei und Knechtschaft in Egypten; da es dem Herrn gefiel, sie daraus fortzuführen mit erhobener Hand und ausgestrecktem Arme unter seinem treuen Diener Moses.

 

Und als die Israeliten ein grosses und mächtiges Volk wurden, und in den Besitz der Zugänge zu den Wohnorten ihrer Feinde kamen, fand der Herr für gut, ihnen zu offenbaren die beiden folgenden Einsetzungen, nehmlich die Moral-, Ceremonial- und Rechts-Gesetze; und zur bessern Feier der Gottesverehrungen wurde eine Lade der Gesetztafeln, ein Gezelt, oder Stifthütte, errichtet in der Wüste, welches in der Folge sein sollte das Model, oder der Grundriss, jenes prächtigen Tempels, der erbauet ward durch den König Salomon zu Jerusalem.

 

 

121) Was unterstützt eines Maurers Loge?

Drei grosse Pfeiler.

122) Wie werden sie genannt?

Weisheit, Stärke und Schönheit.

123) Warum Weisheit, Stärke und Schönheit?

Weisheit, um zu entwerfen; Stärke, um zu unterstützen; und Schönheit, um zu zieren.

124) Belieben Sie, dieselben geistig (lebwirkig, moralisch) auszulegen!

Weisheit, um bei allen unsern Handlungen den Entwurf zu machen; Stärke, um uns in allen unsern schwierigen Lagen (Verlegenheiten) aufrecht zu erhalten (zu unterstützen); und Schönheit, um den Geist des Menschen zu verschönen, und ihn zum Ebenbilde seines göttlichen Schöpfers zu machen.

125) Nach welchen Ordnungen der Baukunst sagt man, dass diese Säulen zusammengesetzt sind?

Nach den dreien, die bei'm Tempelbau die berühmtesten waren; nehmlich der toscanischen, dorischen und corinthischen.

126) Wen sagt man, dass sie vorstellen?

Salomon König von Israel, wegen seiner Weisheit, womit er den Tempel zum Dienste Gottes baute; Hiram, König von Tyrus, wegen des grossen Nachdrukkes womit er König Salomon mit Leuten und Baustoffen unterstützte; und Hiram Abiff, weil er ein so erfahrner und sinnreicher Arbeiter in Gold, Silber, Erz und andern Metallen war, um den Tempel damit zu verschönen und zu schmükken.

127) Was ist die Bedekkung der Loge des Maurers?

Ein Thronhimmel (himmlisches Gezelt) von verschiedenen Farben.

128) Wie hoffen wir diesen zu erreichen?

Mit Hülfe einer Leiter.

129) Wie wird sie in der Schrift genannt?

Jacob-Leiter.

 

 

Erklärung der Jacob-Leiter.

(Gen. Kap. 27, 28, 41.)

 

Rebekka, das geliebte Weib Isaak's, die wohl wusste, dass in der Seele ihres Ehegatten ein besonderer Segen ruhete, beschloss, denselben für ihren jüngsten Sohn Jacob zu erlangen zu suchen, wiewohl er, nach dem Rechte der Erstgeburt, dem Esau, ihrem Erstgebornen, gebührte. Sie hatten diesen Segen nicht sobald mit List erlanget, als Jacob genöthiget war, zu entfliehen vor dem Grimme seines Bruders, der sich vornahm, ihn zu erschlagen.

 

Und er wanderte nach Padanaram, in das Land von Mesopotamien, wohin er zu gehen durch den ausdrücklichen Befehl seiner Eltern angewiesen war, und kam auf eine wüste Ebene. Da nun die Sonne untergegangen war, so sah er sich genöthiget, für die Nacht seinen Aufenthalt dort zu nehmen, wo der kalte Erdboden sein Bette, ein Stein sein Hauptkissen und das Zelt des Himmels seine Dekke war. Nach seinem Entschlummern sah' er im Traum’ eine Leiter, deren unterster Theil auf der Erde stand, und deren Spitze an den Himmel reichte. Auf ihr stiegen die Engel Gottes auf und nieder; die hinaufsteigenden Engel gingen, um die göttlichen Befehle au empfangen, und die herabsteigenden kamen hernieder, um jene Gebote zur Ausführung zu bringen.

 

Zn dieser Zeit und an diesem Orte errichtete der Allmächtige einen feierlichen Vertrag mit Jacob, dass Wenn er beharren würde in seinen Geboten und seine Befehle vollführen, er ihn nicht nur in seines Vaters Haus in Frieden und Überfluss zurückbringen, sondern auch ein grosses und mächtiges Volk aus ihm entspringen lassen wolle. Und so ward in der Folge Joseph, Jacob's Sohn, von Pharao zum zweiten Befehlhaber in Egypten bestellt, und die Israeliten wurden das grösseste und mächtigste Volk unter dem Himmel.

 

 

130) Aus wievielen Sprossen oder Stäben besteht diese Leiter?

Aus vielen Sprossen oder Stäben, welche ebenso viel moralische Tugenden andeuten, vorzüglich aber drei Hauptstufen: Glaube, Hofnung und Liebe.

131) Erklären Sie mir den Glauben, die Hofnung und die allgemeine Liebe!

Glaube an Christum, Hofnung des ewigen Heils, und in Liebe zu leben mit allen Menschen.

132) Es giebt noch eine fernere Erklärung des Glaubens, der Hofnung und der allgemeinen Liebe, welche noch besonders in die Runde erklärt werden müssen.

 

 

Lobrede auf den Glauben, die Hofnung und die allgemeine Liebe.

dieses kurze Loblied stammt nicht von Preston, sondern von Browne

 

Glaube ist die Grundlage jeder Gerechtigkeit, das Band der Eintracht und die erste Stütze der Gesellschaft. Wir leben nach (durch) dem Glauben; wir wandeln nach dem Glauben; durch den Glauben haben wir eine fortwährende Hofnung in der Anerkenntniss des (eines) höchsten Wesen; durch den Glauben werden wir gerechtfertiget, aufgenommen und endlich angenommen.

 

Ein echter christlicher Glaube ist das Wesen (die Substanz) von Dem, was man hoffet, die Überzeugung von Dem, was man nicht siehet. Diese, unserem maurerischen Berufe gemäss wohlbewahret, wird den Glauben in ein Schauen umwandeln, und uns bringen in jene seligen Wohnungen, wo wir ewig befriediget (glücklich) sein werden bei Gott, dem grossen Baumeister (Baukunster) des Weltall, Dessen Sohn für uns gestorben und wieder auferstanden ist, damit wir gerechtfertiget wurden durch den Glauben in seinem höchst kostbaren Blute.

 

Hofnung ist der Anker der Seele, ein ebenso zuverlässiger, als standfester, und dringt bis innerhalb des Vorhanges, l.asst festes Vertrauen in des Allmächtigen Treue unsere Unternehmungen beseelen, und uns belehren, dass wir unsere Hofnungen innerhalb der Grenzen seiner herrlichen Verheissungen erhalten: so wird ein glücklicher Erfolg unser warten. Halten wir Etwas für unmöglich. so mag wohl unsre Kleinmüthigkeit es uns so darstellen; allein, Wer ausharret, der wird alle Hindernisse überwinden.

 

Allgemeine Liebe! (Urliebe, Allliebe, Menschenliebe!) О wie lieblich ist die Aufgabe, über dich zu sprechen! Sie ist der glänzendste Edelstein, der unsern maurerischen Beruf schmùkken kann; sie ist das beste Prüfsal (Probierstein), und der beste Erweis der Religion. Wohlwollen, unterstützt von der himmelgebornen Liebe, gereicht zum Ruhm eines Volkes, von welchem sie entspriesst, und welches sie nähret und pflegt (hegt). Selig ist der Maurer, der den Samen des Wohlwollen in seine Brust gesäet hat! Die Saat derselben ist Liebinnigkeit (zartsinnige Liebe) und Weseninnigkeit. Er beneidet nicht seinen Nachbar; er horchet (lauschet) nicht einem Geschwätze, wenn es zu Dessen Verkleinerung abzielet; Rachgier oder Bosheit finden keine Stelle in seiner Brust; er vergiebt die Beleidigungen der Menschen, und bestrebt sich, sie aus seinem Gedächtnisse zu tilgen. Lasst uns also bedenken, dass wir Christen und Maurer sind, immer bereit, der Stimme Dessen zu lauschen, der unsern Beistand fordert, und Dem, der in Mangel ist, eine freigebige Hand nicht zu entziehen (vorzubehalten)! So wird herzinnige (herzgefühlte) Zufriedenheit der Lohn unsrer Arbeit sein, und die Früchte der Liebinnigkeit (zartsinnigen Liebe) und der allgemeinen Liebe werden gewisslich folgen.

 

 

Allgemeine Liebe (Menschenliebe), das unterscheidende Kennzeichen der Maurer.

Krause zitiert hier, 199-203, Preston: Charity the distinguishing Characteristic of Masons

 

Allgemeine Liebe ist die erste jeder geselligen Tugend und das unterscheidende Kennzeichen der Maurer. Diese Tugend hält in sich den höchsten Grad der Liebe gegen den grossen Schöpfer und Regierer des Weltall, und eine unbegrenzte Zuneigung zu den (endlichen) Wesen seiner Schöpfung von jeder Eigenwesenheit (Art) und Benennung. Diese letztere Verpflichtung wird mächtig eingeschärft durch das Beispiel der Gottheit selbst, welche freígebig ihre Wohlthätigkeit ausbreitet an unzählige Welten.

 

.Es gehört nicht zu unserem besonderen Berufe, in eine Untersuchung jedes Zweiges dieser liebwürdigen (liebevollen} Tugend einzugeben; wir wollen bloss die glücklichen Wirkungen einer wohlwollenden Gemüthanlage gegen das Menschengeschlecht kürzlich bestimmen, und zeigen, dass allgemeine Liebe (Menschenliebe), welche sich an schicklichen Gegenständen erweist, die grösste Wonne ist, welcher sich der Mensch möglicher Weise erfreuen kann.

 

Die Umgrenzen des grössten Volkes oder des ausgedehntesten Reiches können nicht den Edelsinn eines wohlgebildeten Gemüthes umschliessen. Menschen, in was immer für eine Lage sie versetzt sein mögen, sind doch zum grossen Theile Dieselben. Sie sind ähnlichen Gefahren und Unfällen ausgesetzt. Sie haben nicht Weisheit, die Übel, welche den Menschen befallen können, vorauszusehen, noch Macht, ihnen zu begegnen (sie zu vermeiden): Sie schweben gleichsam in beständiger Erwartung zwischen Hofnung und Furcht, Übelbefinden und Wohlbefinden, Fülle und Mangel. Eine wechselseitige Verkettung der Abhängigkeit besteht durch die ganze thierische Schöpfung. Die ganze menschliche Gattung besteht daher aus geeigneten Gegenständen für die Ausübung der allgemeinen Liebe.

 

Wesen, welche an derselben gemeinsamen Wesenheit (Natur) theilnehmen, sollten durch dieselben Beweggründe und Absichten in Thätigkeit gesetzt werden. Daher, die Unglücklichen zu beruhigen, indem wir ihre Unfälle mitfühlen, und Friede und Beruhigung in beunruhigten Seelen herstellen, macht die allgemeine und grosse Endabsicht des maurerischen Systemes aus. Diese liebreiche, diese grossherzige Anlage entflammt die Brust mit mannhaften Gefühlen, und belebet den Geist des Mitleidens (Mitgefühles), welcher die Glorie der menschlichen Bildung ist, und jedes andere Vergnügen, das der Geist zu empfinden vermag, nicht nur erreichet, sondern auch überleuchtet (verdunkelt).

 

Alle menschliche Leidenschaften, wenn sie durch das höhere (obere) Vermögen der Vernunft geleitet werden, zielen auf die Beförderung irgend eines nutzenvollen Vorhabens ab; aber Mitleid {theilnehmendes Mitgefühl) für dazu geeignete Gegenstände, ist die wohlthätigste von allen menschlichen Gemüthbewegungen, und erweckt umso höhere und dauerndere Glückseligkeit, als sie sich auf eine grössere Anzahl erstreckt, und die Schwachheiten und Übel erleichtert, denen das menschliche Leben ausgesetzt ist.

 

Belebt von dieser freundlichen, gottähnlichen Gemüthanlage, werden die Maurer ergriffen von jeglichem Elend unter jeder Form und Erscheinung. Erblikken sie einen Menschen, der sich unter dem Elend eines kranken Leibes oder Gemüthes abhärmt, so mildern die heilenden Töne, welche der Zunge entströmen, die Pein des unglückseligen Dulders, und geben selbst den Widerwärtigkeiten in ihrer traurigen Gestalt ein heileres Ansehen. Wenn ihr Mitleid erregt ist, so lindern sie den Kummer und erleichtern mit Freuden das Elend. Ist ein Bruder in Mangel, so wird jedes Herz dadurch bewegt; ist er hungrig, so speisen wir ihn; ist er nakkend, so kleiden wir ihn; ist er in Verlegenheit, so eilen wir ihm zu Hülfe. So erweisen wir die Eigenschaft (Wesenheit) des Titels, den wir tragen, und überführen die Welt überhaupt, dass Bruder unter Maurern mehr, als der Name, ist.

 

***

 

133) Biswohin reicht diese Leiter?

Zum Himmel.

134) Worauf ruht sie?

Auf der heiligen Bibel.

135) Warum auf diesem Buche?

 

 

Warum die Bibel die Jacob-Leiter unterstützt?

 

Vermittelst der Lehren, die in der heiligen Bibel enthalten sind, lernen wir der göttlichen Leitung der Vorsehung vertrauen; welche Überzeugung unsern Glauben stärkt, and uns geschickt macht, die erste Stufe zu besteigen.

 

Dieser Glaube erzeugt vonselbst in uns eine Hofnung, Theilnehmer zu werden an Einigen von den herrlichen Verheissungen, deren darin Erwähnung geschieht; welche Hofnung uns geschickt macht, die zweite Stufe zu beeteigen.

 

Aber die dritte und letzte, welche die allgemeine Liebe (Weseninnigkeit) ist, begreift das Ganze in sich; und man sagt von Dem, der im Besitze dieser Tugend in ihrem weiten Umfange ist, dass er erreicht habe den äussersten Gipfel seines Berufes, oder, figürlicher zu reden, eine ätherische Wohnung, die vor dem sterblichen Auge verhüllet ist durch das gestirnte Firmament.

 

Und sie wird ferner in unserer Loge lehrbildlich durch sieben Sterne vorgestellt, welche die sieben regelmässig aufgenommenen Maurer andeuten, ohne weichet keine Loge vollkommen sein, noch irgend Jemand bei unsern maurerischen Mysterien zugelassen werden kann.

 

 

Bruder älterer Aufseher, belieben Sie, laden zu lassen! — Haben Sie Alle geladen?

Alle haben in Westen gefüllt, S. E. Meister.

Brüder, belieben Sie, auf den Trinkspruch zu merken!

— Möge jeder Bruder Maurer zum Gipfel seines Berufs gelangen, wo die Gerechten sicher sind, ihre gebührenden Belohnungen zu empfangen!

 

 

Fünfter Abschnitt.

Krause zitiert hier, 205-207, Preston: The Fifth Section

 

 

Der fünfte Abschnitt erklärt die Wesenheit und die Grundsätze unsrer Constitution, und lehrt uns, wie wir uns auf angemessne Weise der verschiednen Amtpflichten, zu deren Aufrechthaltung wir in der Regierung der Loge angestellt sind, entledigen sollen. Hier werden ferner unsere Zierathen (Verzierungen) ausgelegt (geschildert), und unsre Kleinode und Schmuck (Geräthschaften) angegeben (verzeichnet); indem zugleich unsern alten und ehrwürdigen Patronen eine gebührende Aufmerksamkeit gewidmet wird.

 

Um die in diesem Abschnitte abgehandelten Gegenstände au erklären, und dem arbeitsamen Maurer beizustehen, dass er mit denselben vertraut werde, können wir nur eine pünktliche Abwartung aller Obliegenheiten der Loge empfehlen, und eine fleissige Achtsamkeit auf die Lehrstükke, welche dort eindringlich vorgetragen werden.

 

***

 

136) Bruder älterer Aufseher, woraus besteht der innere Theil einer Maurerloge?

Aus Zierathen, Geräthen und Kleinoden.

137) Nennen Sie mir die Zierathen!

Das musivische Pflaster, der flammende Stern und die buntgewürkte Einfassung.

138) Ihre Lage?

Das musivische Pflaster ist das Grundwerk (Fussboden) einer Maurerloge; der flammende Stern ist die Glorie des Mittepunktes, und die (zakkigte) buntgewürkte Einfassung ist das Randwerk rund um die Loge.

139) Worauf spielen sie an, und woran erinnern sie uns?

 

 

Preis des musivischen Pflasters, des flammenden Sterns, und der zakkigten buntgewürkten Einfassungen.

 

Das musivische Pflaster, buntfarbig und würflicht ausgelegt, spielt an auf die Verschiedenheit der Gegenstände, welche die Schöpfung zieren und schmükken, sowie auf die wunderbare Mannichfalt der Gaben, die der grosse Schöpfer, zum Gebrauch und Unterhalt selbst der Unbedeutendsten seiner Geschöpfe, so freigebig verliehen hat.

 

Der flammende Stern, die Glorie im Mittepunkte, erinnert uns an jenen Ehrfurcht erwekkenden Zeitpunkt, wo der Allmächtige die beiden steinernen Tafeln, welche die zehn Gebote enthielten, überlieferte seinem treuen Diener Moses auf dem Berge Sinai; da denn die Stralen seiner göttlichen Glorie so hell leuchteten, und in einem so schimmernden Glänze und unvergleichlichen Scheine, dass Niemand ohne Furcht und Zittern hinschauen konnte.

 

Auch erinnert er uns an die Allgegenwart des Allmächtigen, der uns überschattet mit seiner göttlichen Liebe, und seine Segnungen unter uns ausspendet. Durch dessen Stellung in den Mittepunkt sollen wir noch weiter erinnert werden, dass, wo oder wie wir auch immer versammelt sind, Gott, das aufsehende Auge der Vorsehung, jederzeit in unsrer Mitte ist, alle unsere Handlungen überschauet und die geheimen Absichten und Bewegungen unserer Herzen beobachtet.

 

Die zakkigte buntgewürkte Einfassung, oder das Randwerk, spielten auf jene liebreiche Sorge der Vorsehung, welche uns so zärtlich umfängt und uns unter ihrer Beschirmung hält, solange als wir unser Lebern und unsere Handlungen nach den vier theologischen Haupttugenden, nehmlich: der Mässigung, der Standhaftigkeit, der Klugheit und der Gerechtigkeit, genau und aufrichtig einrichten.

 

 

140) Warum ist musivische Arbeit in die Maurerloge eingeführt worden?

 

 

Lobrede auf die musivische Arbeit.

 

Gleichwie die Schritte des Menschen die Bahn wechselnder und ungewisser Zufälle des Lebens betreten; gleichwie unsere Tage durch das seltsame Ineinanderlaufen der Begebenheiten sehr bunt erscheinen, und unserem Durchgange durch dieses Erdenleben, wiewohl ihn zuweilen glückliche Umstände begleiten, dennoch oft eine Menge von Uebeln sich entgegenstellen: also wird die Loge mit musivischer Arbeit ausgeziert, um uns an die Unsicherheit unsere Daseins auf der Erde zu erinnern.

 

Heute betreten unsere Füsse die blumigten Wiesen des Glükkes; morgen wanken wir auf den unebenen Fusssteigen der Kraftlosigkeit, der Versuchung und der Trübsal. Jenes Sinnbild vor unseren Augen soll uns zur Lehre dienen, dass wir uns keines Dinges überheben, dass wir Mitleiden hegen, und Denen, die im Unglück sind, Hülfe leisten, und dass wir aufrichtig und demüthig wandeln.

 

Denn unser Erdenleben ist von der Beschaffenheit dass es keinen Stand giebt, auf welchen der Stolz mit Fug gegründet werden könnte. Alle Menschen werden auf einerlei Art geboren; Einige indessen zu höhern Bestimmungen; allein, wenn sie im Grabe sind, befinden sich Alle im Stande der Gleichheit; indem der Tod allen Unterschied aufhebt.

 

Indem wir auf die Musivarbeit treten, lasst uns mit unseren Gedanken zu dem Urbild uns wenden, wovon sie ein Abbild ist; und es möge jeder Maurer so, wie die Vorschriften der Vernunft es ihm eingeben, in brüderlicher Liebe leben!

 

 

141) Welches ist das Geräth einer Maurerloge?

Die Bibel, der Zirkel und das Winkelmaass.

142) Ihr Gebrauch?

Die Bibel, um unsern Glauben zu regieren und zu leiten; und darauf verpflichten wir unsere neugemachten Brüder. Dasselbe ist der Zirkel und das Winkelmaass, wenn vereinet, für unser Leben und unsere Handlungen.

143) Von Wem schreiben sie sich her, und Wem gehören sie?

Die Bibel schreibt sich von Gott her, und gehört dem Menschen im Allgemeinen, der Zirkel dem Grossmeister insbesondere, und das Winkelmaass der ganzen Zunft.

144) Warum schreibt sich die Bibel von Gott her, und gehört dem Menschen im Allgemeinen?

Weil es dem Allmächtigen gefallen, in diesem Buche mehr von seinem göttlichen Willen zu offenbaren, als er es auf jedem andern Wege, weder durch das Licht der Vernunft, noch der Beredsamkeit, mit allen ihren Kräften gethan hat.

145) Warum gehört der Zirkel dem Grossmeister insbesondere?

Da der Zirkel das vornehmste Werkzeug ist, wovon man bei allen Planen und Zeichnungen in der Geometrie Gebrauch macht, so wird er dem Grossmeister als ein Zeichen seines Vorzuges zugeeignet; indem er der erste Anordner der ganzen Zunft ist, und unter seinem königlichen Schutze unsere Gross-Gesetze auf eine so rechtliche (gerichtliche) Art Kraft gewinnen, und denselben (dadurch) genau und allgemein von der ganzen Zunft Folge geleistet wird.

146) Warum gehört das Winkelmaass der ganzen Zunft?

Da die ganze Zunft innerhalb des Winkelmaasses verpflichtet ist, so ist sie ebendadurch verbunden, ihm gemäss zu handeln.

147) Ehe unsere alten Brüder die Gelegenheit (Bequemlichkeit) halten, in Privatzimmern ihre Logen zu halten, wie wir heut zu Tage thun, wo kamen sie damals gewöhnlich zusammen?

Auf den höchsten Hügeln, in den tiefsten Thälern, sogar im Thale Josaphat, oder sonst an einem ähnlichen geheimen Orte.

148) Warum so hoch, so tief und so geheim?

Um desto besser alle Die zu. beobachten, die hinauf oder hinab kommen könnten; damit, wenn ein Fremder sich nähern sollte, der Ziegeldekker bei Zeiten dem Meister davon Nachricht geben könnte, auf dass er den Brüdern zuriefe, die Loge schlösse, die Kleinode derselben auf die Seite brächte, und verhütete, dass ihre Harmonie nicht gestört würde.

149) Da unsere alten Brüder damals um ihre Kleinode so besorgt waren; wieviele hatten sie deren, und welcherlei Art?

Sechs; drei bewegliche, und drei unbewegliche.

150) Nennen Sie mir die beweglichen Kleinode!

Das Winkelmaass, das Richtscheit und die Bleiwage (Wasserwage).

151) Ihr Gebrauch unter den Werkmaurern?

Das Winkelmaass dient, zu untersuchen und einzurichten alle regelwidrigen Ekken der Gebäude, und rohe Baustükke in gehörige Form bringen zu helfen; das Richtscheit, wagerechte Linien zu legen, und wagerechte Linien und Flächen zu prüfen, und die Bleiwage dient, alles Lothrechte zu prüfen und einzurichten; indem man es gehörig auf seiner Grundfläche auflichtet.

152) Da Winkelmaass, Richtscheit und Bleiwage mehr bei der Arbeit unter den Werkmaurern im Gebrauche sind, warum nennen wir sie Kleinode?

Wegen ihrer moralischen Bedeutung (der damit verbundenen moralischen Absicht), welche sie zu Kleinoden von unschätzbarem Werthe machet.

i53) Geben Sie mir die moralische Bedeutung derselben an!

Das Winkelmaass lehrt Sittlichkeit, das Richtscheit Gleichheit, und die Bleiwage Rechtschaffenheit (Geradheit), und Aufrichtigkeit im Leben.

154) Warum werden sie bewegliche Kleinode genannt?

Weil sie an der Brust des Meisters und seiner beiden Aufseher frei herabhangen und jeden heiligen Johannistag beweglich sind, oder öfter, wenn es erfordert wird.

155) Wodurch wird der Meister ausgezeichnet? (woran wird der Meister erkannt? oder: wie wird der Meister gekennzeichnet?)

Durch das Winkelmaass.

156) Warum wird der Meister durch das Winkelmaass ausgezeichnet?

Sowie mit Hülfe des Winkelmaasses alle rohe Baustükke in gehörige Form gebracht werden; so wird auch der Meister durch das Winkelmaass ausgezeichnet, wegen seines bereitwilligen Beistandes, Vermittlung und Zuredens, um jedes rohe Betragen zu dämpfen, wenn sich dergleichen äussern sollte, damit die Loge in regelmässiger gehöriger Form gehalten werde.

157) Wodurch wird der ältere Aufseher ausgezeichnet?

Durch das Richtscheit.

158) Bruder älterer Aufseher, warum werden Sie durch das Richtscheit ausgezeichnet?

Das Richtscheit, als ein Sinnbild der Gleichheit, deutet gleiches Maass an; ebenso bin ich gehalten, mit Euer Ehrwürden und meinem Bruder jüngern Aufseher die Loge fortwährend gut zu ordnen und zu regieren.

159) Wodurch wird der jüngere Aufseher ausgezeichnet?

Durch die Bleiwage.

160) Bruder jüngerer Aufseher, warum werden Sie durch die Bleiwage ausgezeichnet?

Die Bleiwage, als ein Sinnbild der Aufrichtigkeit (Rechtschaffenheit), deutet ein aufrichtiges (rechtschaffenes) Betragen an; so bin ich gehalten, in Verbindung mit Euer Ehrwürden und meinem Bruder ältern Aufseher, die Loge fortwährend zu ordnen und zu regieren, besonders aber die Besuchenden zu prüfen, damit nicht durch mein pflichtwidriges Betragen irgend eine ungeeignete Person Einlass erlange, und die Brüder, welche zugegen sind, nicht ohne ihre Schuld ihre Verpflichtung verletzen.

161) Nennen Sie mir die unbeweglichen Kleinode!

Das Reisbret, der rauhe und der vollkommene Bruchstein.

162) Ihr Gebrauch?

Das Reisbret ist für den Meister, damit er darauf seine Grundrisse lege, und seine Zeichnungen entwerfe; der rauhe Bruchstein ist für den angetretenen Lehrling, um daran zu hauen, und Zeichen und Einschnitte zu machen, und der vollkommene Bruchstein ist für den erfahrneren Arbeitmann, um darauf seine Kleinode zu prüfen und in Stand zu setzen.

163) Es giebt eine schön abgestufte Vergleichung zwischen den unbeweglichen Kleinoden und dem Geräthe der Loge, namentlich der Bibel, dem Zirkel und Winkelmaasse.

 

 

Eine schön abgestufte Vergleichung.

 

Sowie das Reisbret für den Meister ist, damit er darauf seine Grundrisse bringe und seine Zeichnungen entwerfe, dadurch aber die Arbeiter desto besser in den Stand setze, ihr Gebäude nach den strengen Regeln des Ebenmaasses und der Schönheit aufzuführen: so kann man mit Recht die Bibel benennen das Reisbret des grossen Baumeisters des Weltall, auf welches gezeichnet sind göttliche Gesetze und moralische Entwürfe von solcher Art, dass deren genaue Befolgung uns in eine Wohnung versetzen wird, die nicht von Menschenhänden gemacht, dem Verfallen nicht unterworfen ist, sondern das unvergänglichste Gebäude, ewig in den Himmeln.

 

Der rauhe Bruchstein ist zwar, wenn er aus dem Steinbruche genommen wird, ein rauher und unbehauener Stein; doch wird er durch den Fleiss und die Geschicklichkeit des Künstlers in gehörige Form gebracht, und dem aufzuführenden Gebäude angepasst. Ebenso ist der Verstand des Menschen in seinem kindlichen und ursprünglichen Zustande rauh und ungeglättet, gleich jenem Steine; allein durch eine freisinnige Erziehung, und durch frommes Beispiel seiner Eltern oder Vormünder werden seine geistigen Kräfte hervorgerufen; seine Vernunft, seine Fassungkraft, sein Vorstellungvermögen, und seine Urfheilkraft gewinnen Ausbildung; und dadurch wird er ein taugliches Glied einer gebildeten und gesitteten Gesellschaft.

 

Der vollkommene Bruchstein ist ein Stein von einer vollkommen rechtwinklichen Würfelgestalt (würfelrecht), und wird bloss mit dem Winkelmaasse und dem Zirkel untersucht und erprobt. Ebenso wird der Mensch, wenn er sein Leben tugendhaft einrichtet, nach, den Gesetzen der Religion und Moral geregelt und gebildet;) und er kann bloss durch die untrügliche Regel des göttlichen Wortes, und durch das Winkelmaass und den Zirkel seines eignen, billigenden, guten Gewissens geprüft werden.

 

 

164) Warum werden sie unbewegliche Kleinode genannt?

Weil sie stets uns vor Augen gestellt sind, oder sein sollen, als Merkzeichen Dessen, was sie moralisch vorstellen.

165) Wem widmen wir unsere geschmückte, mit Geräthen und mit Kleinoden ausgestattete Loge im Allgemeinen?

Dem Könige Salomo.

166) Warum dem Könige Salomo?

.Weil er der erste Grossmeister war, der die Maurerei in gehörige Form brachte, und unter dessen königlichem Schutze viele unserer Mysterien die erste öffentliche Anerkennung (Sanction) erhielten.

167) Da König Salomo ein Hebräer war, der lange vor der christlichen Zeitrechnung lebte, Wem weihen wir jetzt unsere Loge?

Dem heiligen Johannes dem Täufer.

168) Warum dem heiligen Johannes dem Täufer?

Er war der Verkünder und Vorgänger unsers Erlösers, predigte Busse in der Wildniss, und zog die erste Linie des Evangelium durch Christus.

169) Hat er Einen seines Gleichen?

Ja, den heiligen Johannes den Evangelisten.

170) Worin war Dieser Jenes Gleichen?

Er kam nach Ersterem, und vollendete durch seinen Eifer, Was Jener durch seine Gelehrsamkeit begann; und zog eine Parallele.

 

 

Warum die Freimaurerlogen sowohl dem heiligen Johannes dem Evangelisten, als dem heiligen Johannes dem Täufer, geweihet werden?

 

Seit der Erbauung des Tempels zu Jerusalem bis zu der Babylonischen Gefangenschaft wurden die Freimaurerlogen dem Könige Salomo geweihet; vonda an bis zu der Ankunft des Messiah dem Zerubabel, und vonda bis zu der Zerstörung des Tempels (durch Titus, während der Regierung des Kaisers Vespasian,) wurden sie dem heiligen Johannes dem Täufer geweihet; allein, aus Ursache der vielen Mordthaten und Unordnungen, womit jene merkwürdige Begebenheit begleitet war, gerieth die Freimaurerei gar sehr in Verfall.

 

Manche Logen waren gänzlich aufgelöset, und nur wenige konnten sich in hinreichender Anzahl versammeln, um eine gesetzmässige Loge auszumachen. Bei einer allgemeinen Versammlung der Zunftgenossen, die in der Stadt Benjamin gehalten ward, bemerkte man, die Hauptursache des Sinkens der Maurerei sei der Mangel eines Grossmeisters, um sie zu beschützen: sie ordneten daher Sieben von ihren ausgezeichnetesten Mitgliedern ab an den heil. Johannes dem Evangelisten, der damals Bischoff von Ephesus war, mit dem Ersuchen, dass er das Amt des Grossmeisters übernehmen möchte.

 

Er gab zur Antwort, wiewohl er sehr bejahrt sei. (indem er nahe an die Neunzig war,) so wolle er doch, da er in der frühem Zeit seines Lebens in die Maurerei eingeweihet worden sei, dieses Amt übernehmen. Solchemnach vollendete er durch seine Gelehrsamkeit, Was der Andere durch seinen Eifer begonnen hatte, und zog eine Parallellinie. Von diesem Zeitpunkte an sind die Freimaurerlogen immer sowohl dem heiligen Johannes dem Täufer, als dem heil. Johannes dem Evangelisten, geweihet worden.

 

 

Bruder älterer Aufseher, belieben Sie, laden zu lassen! — Haben Sie Alle geladen? —

Alle haben in Westen gefüllt, S. E. M.

Brüder, belieben Sie, auf den Trinkspruch zu merken!

— Dem liebevollen und dankbaren Andenken der beiden heil. Johannes, — dieser beiden grossen, in der Maurerei gleich wichtigen Männer! — Mögen wir ihren Vorschriften folgen, und aus ihrem Beispiele Nutzen liehen!

 

 

Sechster Abschnitt.

Krause zitiert hier, 223-231, Preston: The Sixth Section

 

 

Der sechste Abschnitt, obgleich der Reihe nach der letzte, ist doch nicht der unbeträchtlichste seiner Wichtigkeit nach. Er bekräftiget (bestätiget, macht eindringlicher) alle vorhergehenden, und macht uns auf die verbindendendste Weise die schuldige Obacht auf unsre Denkart (Eigenlebweise, Charakter) und Aufführung zur Pflicht, sowohl im öffentlichen als im gemeinen Leben, in der Loge sowohl, als in dem allgemeinen gesellschaftlichen (freigeselligen) Umgange.

 

Dieser Abschnitt prägt die lehrreichsten Unterweisungen mit Kraft ein. Brüderliche Liebe, Hülfe und Treue sind die Hauptgegenstände, worüber wir uns verbreiten. — Durch die (in der) Ausübung der brüderlichen Liebe werden wir unterwiesen, das ganze Menschengeschlecht als Eine Familie (Ein Ehethum) zu betrachten, den Hohen und Niedern, den Reichen und Armen; welche, als Kinder desselben Vaters, und als Bewohner desselben Himmelkörpers, sich einander zu helfen, zu unterstützen und zu beschützen bestimmt sind. Nach diesem Grundsatze vereint die Maurerei Menschen jedes Landes, von jeder Secte und Meinung; und stiftet (verbindet) treue Freundschaft unter Solchen, welche ausserdem in fortwährender Entfernung voneinander geblieben wären. — Hülfe (Hülfseligkeit, Helfsamkeit) ist die nächste Vorschrift des (maurerischen) Bekenntnisses. Dem Niedergeschlagnen zu helfen, ist eine Pflicht, die allen Menschen obliegt; besonders aber Maurern, die durch eine unauflösliche Kette reiner Zuneigung zusammen verschlungen sind. Den Unglücklichen zu erfreuen, Missgeschick zu erleichtern, Elend mitzufühlen, in verstörten (beunruhigten) Gemüthern den Frieden herzustellen, ist das grosse Streben (Ziel) des wahren (echten) Maurers. Auf diesem Grunde errichtet er seine Freundschaften, und bildet seine Bekanntschaften. — Treue (und Wahrhaftigkeit) ist eine göttliche Eigenschaft, und die Grundlage jeder Tugend. Gut und treu zu sein, ist die erste Lehre, die wir in der Maurerei gelehret werden. Nach dieser Grundlehre betrachten wir, unsere Aufführung, und bestreben uns, sie nach den (daraus fliessenden) Vorschriften desselben einzurichten: unter dem Einflüsse dieses Grundsatzes ist Heuchelei und Betrug unbekannt in der Loge, Aufrichtigkeit und Offenherzigkeit zeichnet uns aus; während Herz und Zunge sich vereinen, um die allgemeine Wohlfahrt zu befördern, und sich an jedes Andern Beglücktheit zu erfreuen.

 

Auf diese Erörterung folgt eine Erklärung der vier Hauptlugenden (wesenlichen Eigenschaften), Mässigkeit, Standhaftigkeit, Klugheit und Gerechtigkeit.

 

— Durch Mässigkeit lernen wir, unsere Leidenschaften zu regieren (lebleiten, besiegen), und gesetzwidrige (unregelmässige) Begierden zu dämpfen. Die Gesundheit des Leibes, und die Würde des ganzen Geschlechtes, werden in treuer Beobachtung derselben auf gleiche Weise berücksichtiget (bedacht, besorgt).

— Durch die Standhaftigkeit werden wir belehrt, wie wir der Versuchung widerstehen, und der Gefahr mit besonnenem Muthe (Geistmuth) und Entschlossenheit entgegen gehen sollen. Diese Tugend ist gleicherweise von Vermessenheit und Feigheit entfernt, und, Wer sie zu eigen hat, wird von den Stürmen, die ihn umringen, selten erschüttert und nie geworfen (überwunden).

— Durch Klugheit werden wir unterwiesen (angewiesen), unsere Aufführung nach den Vorschriften der Vernunft zu regeln, und mit Angemessenheit bei der Ausführung jedes Dinges zu urtheilen und zu entscheiden, welches darauf abzielt, entweder unsre gegenwärtige oder zukünftige Wohlfahrt zu befördern. Von dieser Tugend hangen alle anderen ab; und sie ist daher das erste Kleinod, welches des Menschen Leben (Gestalt) schmükken kann.

Gerechtigkeit, die Begrenzung (Grenzbestimmung) des Rechtes, macht den Kitt der bürgerlichen Gesellschaft aus Diese Tugend macht in reichem Masse die werkthätige (reelle, wahre) Güte aus, und wird desshalb als der beständige Befleiss des vollendeten Maurers vorgestellt. Ohne die Ausübung der Gerechtigkeit würde allgemeine Verwirrung einreissen; gesetzlose Gewalt würde die Grundsätze der Billigkeit verdrängen, und geselliger Umgang (Verkehr) würde nicht langer bestehen.

 

Die Erklärung dieser Tugenden wird von einigen allgemeinen Bemerkungen über die Gleichheit, welche unter Maurern beobachtet wird, begleitet. In der Loge ist keine Zurückhaltung im Betragen zu entdekken. Unter dem Einflüsse desselben Grundsatzes ist eine Übereinstimmung der Meinung allgemein vorherrschend, welche in dringender Noth nützlich, und im traulichen Umgange erquikkend ist, die Bande der Freundschaft verstärkt, und Liebe und Achtung in gleichem Grade befördert. Maurer sind Brüder durch ein doppeltes Band, und unter ihnen, als Brüdern, bestehen keine gehässigen Unterscheidungen; Verdienst wird stets geachtet, und Ehre gegeben, dem Ehre gebühret.

Ein König, wenn er in der Loge ist, wird erinnert, dass, obwohl eine Krone das Haupt zieren mag, oder ein Scepter die Hand, doch das Blut in den Adern von dem gemeinsamen Urvater des Menschengeschlechtes entsprungen und nicht besser ist, als das des geringsten Unterthanen.

Der Staatmann, der Rathherr und der Künstler werden dort belehrt, dass sie von Natur gleicherweise mit allen Andern Schwachheiten und Ungemach ausgesetzt sind; und dass ein unvorhergesehene» Missgeschick, oder eine Zerrüttung des Gemüthes, ihre Fähigkeiten schwächen, und sie mit den Unwissendsten ihrer Gattung in eine Gleiche bringen kann. Diess dämpfet den Stolz, und erweckt leutseliges Betragen.

Menschen von untergeordneten Geistfähigkeiten, oder Solche, welche nicht durch einen glücklichen Zufall auf so erhabne Standorte versetzt worden sind, werden angewiesen, ihre Obern mit vorzüglicher Ächtung anzusehen, wann sie finden, dass dieselben, freiwillig entkleidet von der Pracht äusserer Grösse, sich mit ihnen herablassend vereinen durch das Zeichen der Unschuld und das Band der Freundschaft, um Weisheit zu suchen, und der Tugend nachzutrachten unter dem Beistande Solcher, welche dem Hange nach unter ihnen sind.

Tugend ist echter Adel (echte Edelheit), und Weisheit ist das Strombett, welchem folgend die Tugend Richtung und Leitung empfängt. Weisheit aber und Tugend bestimmen allein den Unterschied (die Auszeichnung) unter Maurern.

 

 

Diess ist die Anordnung der Abschnitte in dem ersten Lehrfragstükke, welches, mit Inbegriff der bei Eröffnung und Schliessung der Loge angenommenen Formen, das Ganze des ersten Grades umfasst. Dieser Plan empfiehlt sich nicht nur durch seine Regelmässigkeit, sondern hat auch die Stütze des Herkommens und des Ansehens, und die Heiligkeit (Weihe) und die Achtung, welche aus seinem Alter fliesst. Das Ganze ist ein regelmässiges System der Sittlichkeit, ahgefasst in einer Reihenfolge angeistiger Bilder, welche ihre Schönheiten dem unbefangenen und eifrigen Forscher alsbald entfaltet.

 

***

 

171) Welches ist der erste Punkt in der Maurerei?

Das linke entblösste Knie.

172) Worin besteht dieser erste Punkt?

In einer knienden Stellung wurde ich zuerst angewiesen, meinen Schöpfer anzubeten; und mit entblösstem und gebogenem linkem Knie wurde ich in die Maurerei eingeweihet.

173) Giebt es einen Hauptpunkt?

Dass Einer den Andern glücklich macht, und diese. Glückseligkeit auch Andern mittheilt.

174) Giebt es einen vorzüglichsten Punkt?

Ein Punkt innerhalb eines Zirkels, von welchem es heisst, dass der Meister und die Brüder, wenn sie innerhalb desselben rundherum gehen, im Wesenlichen nicht irren können.

175) Erklären Sie diesen Punct innerhalb eines Zirkels!

 

 

Warum der Meister und die Brüder innerhalb einer Freimaurerloge im Wesenlichen nicht irren können?

 

In allen regelmässigen, gut eingerichteten, Freimaurerlogen giebt es einen Punkt innerhalb eines Zirkels, von welchem es heisst, dass der Meister und die Brüder, wenn sie innerhalb desselben rundherum geben, im Wesenlichen nicht irren können. Der Zirkel ist begränzt im Norden und Süden durch zwei senkrechte Parallellinien; die im Norden soll den heiligen Johannes den Täufer und die im Süden den heiligen Johannes den Evangelisten vorstellen. An den obern Punkten jener Linien und am Umkreise des Zirkels ruhet die heilige Bibel, die Unterlage von Jacob's Leiter, welche, wie man sagt, bis an die Wasserwolken des Himmels reichet. Sie enthält auch die Vorschriften eines untrüglichen, allmächtigen und allweisen Wesen; dergestalt dass, solange wir deren ebenso kundig und ihnen ebenso gehorsam sind, als Jeder von den beiden heil. Johannes war, sie uns zu Ihm bringen wird, der weder selbst täuschen, noch von uns getäuscht werden kann. Wenn wir uns mithin in solchen Gränzen eingeschlossen erhalten; so ist es unmöglich, dass wir im Wesenlichen irren können.

 

 

176) Wie viele Arten von Maurern giebt es?

Zwei: freie und abgenommene, und ausübende.

177) Was lernen wir dadurch, dass wir ausübende Maurer sind?

Winkelrecht zu hauen, Steine zu formen, wagerechte Linien zu legen, und senkrechte zu ziehen.

178) Was lernen wir dadurch, dass wir freie und angenommene Maurer sind?

Verschwiegenheit, Sittlichkeit und Geselligkeit (Gesellsamkeit, gute Genossenschaft).

179) Was leinen wir dadurch, dass wir Beides sind, und verschiedene Logen besuchen?

Gefälliges (feinmildes) Betragen, indem wir der Tugend nachjagen (nachstreben), und uns des Lasters enthalten.

180) In welchem Grade der Maurerei stehen Sie?

Im ersten Grade, dem eines angetretenen Lehrlinges.

181) Wie lange dienen Sie als ein angetretener Lehrling?

Nicht sieben Jahre; denn ich wurde in einer geringeren Zeit für hinlänglich geschickt befunden.

182) Womit dienten Sie?

Mit Freiheit (Freisinn); Wärme (Inbrunst) und Eifer.

183) Diess sind herrliche (vortreffliche) Eigenschaften; woraus sind sie zusammengesetzt?

Aus Kreide, Holzkohle und Thon (Lehm). –

184) Belieben sie, mir dieselben zu erklären!

 

 

Preiss der Freiheit (des Freisinns), der Wärme (Inbrunst) und des Eifers.

 

Nichts ist so frei (leichtandwendbar) für den Gebrauch des Menschen, als Kreide. Zwar haftet sie nicht immer; doch lässt sie Spuren von sich zurück.

 

Nichts ist so erwärmend, als Holzkohle; denn wenn sie einmal wohl entzündet ist, so vermag kein Metall, ihrer Macht zu widerstehen.

 

Nichts ist so eifrig, als Thon (Lehm), unsere Mutter-Erde, welche immer für unsere Wohlfahrt arbeitet, vondannen wir kamen, und zu der wir zurückkehren müssen; als welche uns auch aufnehmen wird, wenn alle unsere Freunde uns verlassen haben.

 

 

185) Aus wie viel grossen Principien bestehet die Maurerei?

Aus dreien.

186) Belieben Sie, dieselben zu nennen!

Bruderliebe, Hülfe und Treue.

(Diese müssen absonderlich in der Runde erklärt werden.)

 

 

Lobrede auf die Bruderliebe, Hülfe und Treue.

diese kurze Lobrede stammt ebenfalls nicht von Preston, sondern von Browne

 

Durch die Übung der Bruderliebe werden wir unterwiesen, das ganze menschliche Geschlecht als Eine Familie (als Ein Ehetum) zu betrachten, den Hohen und den Niedrigen, den Reichen und den Armen, — Alle geschaffen von Einem allmächtigen Wesen und in die Welt gesandt (versetzt), um sich untereinander zu helfen, zu unterstützen und zu beschützen. In Gemässheit dieses erhabenen Grundsatzes, vereinigt Maurerei Menschen der meisten Länder, Secten und Meinungen, und stiftet treue Freundschaft unter Denen, die sonst in einer sehr weiten (unerreichbaren) und fortwährenden Entfernung geblieben wären.

 

Ein anderer Lehrsatz (ein anderes Lehrgesetz) unseres maurerischen Berufs ist Hülfeleistung. Dem, der sich in Noth befindet, zu helfen, ist eine Pflicht, die einem jeden Menschen obliegt, ganz vorzüglich aber den Maurern, welche durch eine unzertrennliche Kette aufrichtiger Zuneigung innig zusammen verbunden sind, oder es doch sein sollten. Solchemnach: die Leiden der Unglücklichen zu lindern, an ihrem Missgeschikke gefühlvoll theilzunehmen (gefühltheilzunehmen), ihr Elend mitzuempfinden und den Frieden des in heftige Bewegung versetzten Gemüthes herzustellen, ist das grosse Ziel, das wir im Auge haben. Auf dieser Grundlage errichten wir unsere Freundschaften und bilden unsere Bekanntschaften.

 

Treue ist eine göttliche Eigenschaft und die Grundfeste jeder maurerischen Tugend. Gute und treue Menschen zu sein, ist ein Theil der ersten Lehre (Lection), die uns bei unserer Einweihung ertheilt wird. Diess ist der grosse Gegenstand unsrer (steten) Beschauung; nach dessen untrüglichen Vorschriften streben wir unser Leben und unsere Handlungen zu regeln und zu leiten. Demnach wird vorausgesetzt, dass Heuchelei und Betrug uns unbekannt, dass Aufrichtigkeit und Geradheit im Handeln unser unterscheidendes Kennzeichen (unser Eigenkennzeichen) sei; indem Herz und Zunge sich vereinen, um unsere Wohlfahrt Einer dem Andern zu befördern, und sich unseres Wohlstandes wechselseitig zu erfreuen.

 

 

187) Wieviele ursprüngliche Zeichen haben wir?

Vier, namentlich Kehlzeichen, Brustzeichen, Handzeichen und Fusszeichen.

188) Auf welche Theile des Leibes spielen sie an?

Das Kehlzeichen auf meinen Hals, das Brustzeichen auf meine Brust, das Handzeichen auf meine Hand, das Fusszeichen auf meine Füsse.

189) Worauf spielen sie weiter an?

Auf die vier Haupttugenden in der Gottlehre, (Religionlehre), namentlich Mässigkeit, Standhaftigkeit (Seelstärke), Klugheit und Gerechtigkeit.

(Diese müssen absonderlich in der Runde erklärt werden.)

 

 

Lobrede auf die vier Haupttugenden in der Gottlehre (christlichen Sittenlehre).

(Vom Herausgeber.)

 

Mässigkeit erinnert uns, solcher Unregelmassigkeiten uns zu enthalten, die unsere Geisteskräfte unaufgelegt machen (verstimmen), unsere Neigungen abstumpfen, unsere Zeit verschwenden, ein Heer unvermeidlicher Schmerzen mit sich bringen, und einen Aufwand veranlassen, der unser Einkommen übersteigt.

 

Lassen Sie uns also, Brüder, bestrebt sein, unsere Gesundheit, Stärke, Weisheit und Gemüthruhe dadurch zu erhalten, dass wir auf diese werthvolle Tugend der Mässigkeit die strengste Merksamkeit richten; indem die Vernachlässigung derselben uns unvermerkt verleiten möchte, die Geheimnisse zu offenbaren, die wir uns so feierlich verpflichtet haben, immer zu hehlen, zu verbergen und niemals ungebührlich zu entdekken; wie denn die Entdekkung derselben uns dem Theile der in unserer Verpflichtung enthaltenen Strafe unterwerfen würde, worauf das Haiszeichen anspielt.

 

Standhaftigkeit (Seelstärke) ist jene gerade Festigkeit der Seele, die uns geschickt macht, der Versuchung zu widerstehen, und ohne Wanken jeden Anfall von Gefahren, Sorgen und körperlichen Schwachheiten auszuhalten, welche so unausgesetzt jeden Menschen erwarten (umlagern).

 

Aus diesem Grunde geziemt es uns, unser Gemüth mit Muth, Geduld und Entschlossenheit zu stärken gegen alle Leiden, die uns befallen können, entweder unmittelbar aus der Hand des Allmächtigen, oder durch die Beleidigungen, die wir von schlechten und arglistigen Menschen erdulden mögen: welche durch Drohungen oder Überredungen es über uns erlangen wollen, jene Geheimnisse zu enthüllen. Dieses aber würde unser Gemüth mit marternden Vorwürfen beschweren; sowie der Zirkel bildlich auf unsere nackte linke Brust gesetzt wurde, als wir die feierliche Verpflichtung eines angetretenen Lehrlings übernahmen; Welches auf das Brustzeichen anspielt.

 

Klugheit ist der treue Führer des menschlichen Verstandes, und besteht darin, dass wir schicklich urtheilen und bestimmen, Was in allen unseren Vorfallenheiten gesagt oder gethan werden soll, welche Gefahren wir vermeiden, und wie wir in allen unseren Bedrängnissen handeln sollen.

 

Die Mittel, deren wir uns zu Erreichung eines so wünschenswerthen Zwekkes bedienen sollen, sind, uns in jedem Vorfalle unseres Lebens, und in allen geselligen Verhältnissen, mit dem edeln Anstände zu benehmen, wodurch wir Achtung gewinnen; — und um unsere eigne Glückseligkeit zu befördern, müssen wir Alles thun, was in unsern Kräften stehet, zum Besten der Menschheit, nach Massgabe unserer Umstände und der Gelegenheiten, deren wir uns erfreuen. Diess bringt mir jenen Zeitpunkt in Erinnerung, wo ich vor dem sehr ehrwürdigen Meister in Osten gestellt war; während mein linkes Knie entblösst und gebogen, auch mein Leib innerhalb des Winkelmaasses war, meine linke Hand einen Zirkel an meine nackte linke Brust hielt, und meine rechte auf die heiligen Schriften gelegt war; Welches auf das Brustzeichen anspielt.

 

Gerechtigkeit ist die Tugend, wovon der Friede und die Ruhe der Gesellschaft abhängt, sowie das Glück der Einzelnen (Einzelmenschen), und der sichere Genuss alles Dessen, was sie eigen haben; welche auch eine genaue und sorgfältige Achtung für die Rechte Anderer erzeugt, mit dem überlegten Vorsatze, dieselben bei allen Gelegenheiten heilig und unverletzt zu erhalten.

 

Demnach sollte es unsere beständige pflichtmässige Bemühung sein, alle Neigungen unseres Herzens in den gehörigen Schranken zu erhalten; indem wir treu sind in unseren Freundschaften und Versprechen, gerecht in allen unseren Forderungen und Geschäften; und dass wir die gehörige Mässigung gebrauchen, sogar bei unseren gerechten Beschwerden. Diess nun bringt mir jenen Zeitpunkt wieder in Erinnerung, wo ich in die Nordostekke der Loge gestellt war, meine Füsse ein Winkelmaass bildend, und mein Leib aufrecht; als der sehr ehrwürdige Meister so gefällig war, mich zu belehren, dass ich, allem äusseren Anscheine nach, als ein rechtschaffener und aufrichtiger Mann und Maurer dastehe, und es mir auf's Strengste empfahl, immer als ein solcher fortzufahren (zu verharren) und zu handeln; Welches auf das Fusszeichen anspielt.

 

 

Br. älterer Aufseher, belieben Sie, laden zulassen! — Haben Sie Alle geladen? —

Alle haben in Westen geladen, S. E. M.

Brüder, belieben Sie, auf den Trinkspruch zu merken!

— Möge Mässigkeit, Standhaftigkeit, Klugheit und Gerechtigkeit, in Verbindung mit den drei grossen Grundsätzen in der Maurerei, der Bruderliebe, der Hülfe und der Treue, die beständige Stütze jedes Maurers sein!

 

 

Die vier Haupttugenden weiter erklärt.

dieser Text ist vermutlich von Brown selber

 

Mässigung ist die gehörige Beschränkung unserer Leidenschatten und Neigungen, die den Körper geschmeidig (zahm) und lenksam macht, und das Gemüth von den Lokkungen (Zauberreizen) des Lasters befreiet. Diese Tugend soll von jedem Maurer thätig geübt werden; da sie ihn lehrt, wie er vermeiden soll jedes Übermaass, oder das Angewöhnen (die Zuziehung) irgend einer lasterhaften oder zügellosen Fertigkeit, die ihn unvermerkt dahin bringen möchte, das in ihn gesetzte Vertrauen zu täuschen.

 

Standhaftigkeit (Festmuth) ist jener edle und feste Vorsatz der Seele, der ebenso entfernt von Vermessenheit, als von Zaghaftigkeit, ist, und uns geschickt macht, einer jeden Arbeit oder Schwierigkeit uns zu unterziehen, wenn es für nöthig oder nützlich erachtet wird. Sie soll der Brust eines jeden Maurers tief eingeprägt sein, als eine Schutzwehr oder eine Sicherheit (Einfriedigung) gegen jeden Angriff, der auf ihn mit Gewaltthätigkeit, oder auf andere Art, gemacht werden dürfte, um von ihm irgend Eins unserer königlichen Geheimnisse zu erpressen.

 

Klugheit lehrt uns, unser Leben und unsere Handlungen nach den Vorschriften der gesunden Vernunft einzurichten. Sie ist jene Fertigkeit des Verstandes, womit der Mensch weislich urtheilt und sich klüglich entschliesst in Hinsicht auf alle Dinge, die sich sowohl auf seine gegenwärtige, als auf seine zukünftige Wohlfahrt beziehen; und man muss genau auf ihr Gebot merken in allen fremden und vermischten Gesellschaften, damit man nicht den leisesten Wink, wodurch die Geheimnisse unserer königlichen Kunst auf eine unrechtmässige Art erlangt werden könnten, entfallen oder entschlüpfen lasse.

 

Gerechtigkeit ist die Grenzlinie (Umgrenze) des Rechtes, und macht den Kitt der bürgerlichen Gesellschaft aus. Ohne die Ausübung dieser Tugend würde eine allgemeine Unordnung erfolgen; gesetzlose Gewalt würde die Oberhand über die Grundsätze der Billigkeit bekommen, und gesellschaftlicher Umgang nicht länger bestehen. Gleichwie aber Gerechtigkeit, in einem hohen Maasse, Das ist, was den wahrhaft guten Menschen ausmacht; also sollte es der immerwährende Befleiss des vollendeten Maurers sein, nie von der kleinsten Vorschrift derselben abzuweichen.

 

 

190) Bruder älterer Aufseher, was ist das unterscheidende Merkmal (das Eigenkennzeichen) eines Maurers?

Tugend und Wohlanständigkeit, sowie Diess einer auserwählten Gesellschaft geziemt, sollen immer in eines Maurers Brust gefunden werden.

191) Beschreiben Sie die Tugend!

 

 

Tugend, als unterscheidendes Merkmal (Eigenkennzeichen) eines Maurers.

 

Tugend ist die höchste Ausbildung des Gemüthes; die Reinheit, der Vereinklang und das rechte Gleichgewicht der Neigung; die Gesundheit, Stärke und Schönheit der Seele. Die Vollkommenheit der Tugend besteht darin, der Vernunft ihre volle Freiheit zu geben, dem Ansehen des Gewissen mit Freudigkeit zu gehorchen, die auf Selbvertheidigung gehenden Gcmüthbewegungen mit Kraft und Standhaftigkeit, die auf die Gesellschaft (das gemeine Wesen) mit Gerechtigkeit, und die auf das Privatleben mit Mässigung zu üben; — das ist in gehörigem Verhältnisse gegeneinander.

 

Gott zu lieben und zu verehren, aus einer uneigennützigen Neigung und in seiner liebreichen Vorsehung mit stiller Verzichtung (Ergebung) zu ruhen, ist der sicherste Schritt zu geprüfter Tugend, und eine Annäherung zur Vollkommenheit und Glückseligkeit, sowie jede Abweichung davon ein Nähern zum Laster und zum Elende.

 

 

192) Warum nennen wir uns freie und angenommene Maurer?

Weil wir frei zu und frei von sind.

193) Frei zu und frei von Was?

Frei zu guter Geselligkeit (geselligberechtigt), und sollen frei sein vom Laster.

194) Wenn Jemand, der dieser Kennzeichnung (Beschreibung) gemäss ist, vermisst würde, wo könnten wir hoffen, ihn wieder zu finden?

Binnen dem Winkelmaass und Zirkel.

195) Warum so?

Indem wir (So lange wir) nach dem Einen handeln, so können wir gewiss sein, innerhalb des Andern erfunden zu werden.

196) Wie nennen wir den Sohn eines Freimaurers?

Einen Lewis.

197) Was bedeutet Diess?

Stärke.

198) Wie wird ein Lewis in der Maurerloge abgemalet?

Als eine metallne Klammer, womit, wenn sie in einen Stein befestigt wird, grosse und schwere Lasten zu einer bestimmten Hohe gehoben, und über ihren geeigneten Grundflächen aufgerichtet werden; Was die ausübenden Maurer ohne jene nicht so füglich thun können.

199) Was ist die Schuldigkeit eines Lewis, des Sohnes eines Maurers, gegen seine betagten Eltern?

Ihnen die schweren Lasten in der Hitze des Tages zu tragen, und ihnen zur Zeit der Noth zu helfen; da sie hiervon, wegen ihres hohen Alters verschont bleiben sollten: auf dass das Ende ihrer Tage glücklich und gemächlich (hülfreich) sei.

200) Was ist sein Vorrecht (Privilegium) dafür, dass er Diess thut?

Dass er vor jedem andern Manne zum Maurer gemacht wird, dieser mag was immer für eine äussere Würde haben durch Geburt, Rang oder Reichthum; er müsste denn aus Gefälligkeit selbst auf dieses Vorrecht Verzicht leisten.

 

Br. älterer Aufseher, belieben Sie, laden zu lassen! — Haben Sie Alle geladen? —

Alle haben in Westen geladen, S. E. M. —

Belieben Sie auf den Trinkspruch zu merken! — Allen unseren königlichen und gesetzmässigen, kleinen und grossen Lewis, wo auch immer zerstreut, die ihre Brüder nicht vergessen!

 

201) Bruder älterer Aufseher, haben Sie heute Ihren Meister gesehen?

Ich habe die Ehre, ihn jetzt zu sehen.

202) Wie ist er gekleidet, oder wie soll er sein?

In der alten Tracht.

20З) Welches ist diese alte Tracht?

Blau, Scharlach, Purpur und Gold.

204) Warum diese Farben?

Weil es königliche Farben waren, dieselben, welche von unsern alten Königen und Fürsten getragen wurden, und woraus, sowie uns die heilige Schrift belehrt, der Vorhang des Tempels zusammengesetzt war.

205) Wie ist er gekleidet als ein ausübender Maurer?

Mit dem unterscheidenden Zeichen eines Maurers.

206) Wie erkennen sich die Maurer untereinander bei Tage?

Indem sie einen Bruder sehen, und das Zeichen beobachten (erblikken).

207) Wie bei Nacht?

Indem sie das Merkmal fühlen und das Wort hören.

208) Wie weht der Wind in der Maurerei?

Günstig genau Ost und West.

209) Zu was Ende?

Um die Männer zu, an (bei, während) und von ihrer Arbeit zu rufen.

210) Worauf spielt Diess ferner an?

Auf jene wunderbaren Winde, welche so wesenlich die glückliche Befreiung der Kinder Israels aus ihrer egyptischen Gefangenschaft bewirken halfen, und die Niederlage des Pharao und seines ganzen Heeres verursachten, als er sie zu verfolgen unternahm.

211) Bruder älterer Aufseher, welche Zeit ist's?

Hohe Zeit.

212) Bruder jüngerer Aufseher, was ist bei hoher Zeit zu thun?

Die Männer von der Arbeit zur Erholung abzurufen, dafür zu sorgen, dass sie sich nicht weiter entfernen, als man sie errufen kann (nur innerhalb des Rufs entfernen), und zu gehöriger Zeit wiederkommen; dass der Meister und die Männer (Arbeiter selbst) daraus Vergnügen und Nutzen schöpfen.

 

Brüder! es möge Ihnen gefallen, sich zu erholen (erfrischen), mit verständiger Mässigung, innerhalb des Rufes, so dass Sie zu gehöriger Zeit wiederkommen, wenn es durch den Meister befohlen wird!

 

 

Des aufgenommenen Lehrlinges Gesang.

 

Kommt, lasst uns bereiten, usw.

[in Krauses Übersetzung von „Jachin and Boaz“ von 1760]

 

 

I. Brüder, helfen Sie mir die Loge schliessen!

 — (Die Brüder stehen alle auf in gehöriger Form.) —

 

II. Br. älterer Aufseher, Was soll ebenso gut unsere letzte, als unsere erste Sorge sein?

Darauf zu sehen, dass die Loge vollkommen gedeckt sei, S. E. Meister.

 

III. Bruder jüngerer Aufseher, belieben Sie, darnach zu sehen, dass diese Pflicht aussen an der Thür besorgt wird! — (Der jüngere Aufseher gehet an die Thür, und thut zwei und einen Schlag. — Der Ziegeldekker antwortet durch zwei und einen Schlag, auf die gleiche Weise.)

Vollkommen gedeckt, S. E. M.

 

IV. Brüder, haben Sie auf sich selbst Acht, sich als Maurer im ersten Grade der Maurerei zu betragen (erweisen)!

 

V. Bruder älterer Aufseher bei Eröffnung der Loge meldeten Sie dem Meister, sein Platz sei in Osten; wo haben aber die Aufseher ihre Plätze?

In-Westen.

 

VI. Ihr Geschäft allda?

Sowie die Sonne in Westen untergehet, um den Tag zu schliessen, so stehen die Aufseher in Westen, um die Loge zu schliessen, so lange es dem Meister gefällt.

 

VII. Brüder, im Namen des grossen Baumeisters des Weltall erkläre ich, als Meister in Osten, diese Loge für gehörig geschlossen im ersten Grade der Maurerei, bis zum letzten Donnerstage des nächsten Monats, Abends um sieben Uhr; wo ich dann jeden Bruder ersuche, bei rechter Zeit hier zu erscheinen. —

 

VIII. Bruder älterer Aufseher, thun Sie Ihre Pflicht!

 

IX. Brüder, es ist des sehr ehrwürdigen Meisters Wille und Wohlgefallen, dass diese Loge geschlossen bleibe bis zum letzten Donnerstag des nächsten Monates, Abends um sieben Uhr; und er ersucht jeden Bruder, dann bei rechter Zeit hier zu erscheinen. Sollte mittlerweile eine ausserordentliche Loge dazwischen kommen, so wird Ihnen Allen der Schreiber (Secretair) bei Zeiten davon Nachricht geben.

 

X. Der jüngere Aufseher sagt: Ich erkläre Dasselbe.

 

XI. Brüder in der Zwischenzeit möge der Segen des Allmächtigen über uns sein und über allen regelmässig aufgenommenen Maurern, auf dass wir uns verschönen, und innig verbinden (verinnigen) durch jede sittliche und gesellige Tugend!

Der Meister giebt drei vernehmliche Schläge, und die Aufseher jeder zwei.

 

 

Ursprung der Hieroglyphen, mit deren Erklärung, im ersten Grade.

 

Die Gebräuche unter den Maurern haben immer mit denen der alten Egypter übereingestimmt. Ihre Philosophen, nicht gemeint, ihre Geheimnisse der gemeinen Neugierde bloszustellen, verschlossen die Grundsätze ihrer Gelehrsamkeit und Philosophie unter hieroglyphischen Figuren und allegorische Embleme, und drückten ihre Begriffe über Regierung durch Zeichen und Symbole aus, welche sie allein den Magiern, oder weisen Männern, mittheilten, welche feierlich verpflichtet wurden, sie niemals zu entdekken.

 

Von daher entstand das System des Pythagoras, und viele Orden neueren Ursprunges, aber die Maurerei ist, wie man finden wird, nicht allein die älteste, sondern auch die am meisten auf Sittlichkeit gerichtete Gesellschaft, die jemals vorhanden gewesen; indem in derselben nicht das geringste Zeichen, Zug, Figur oder Eindruck dargestellt wird, als solche, die einen Bezug auf Sittlichkeit haben, und dazu dienen, allen ihren Bekennern die rechten Grundsätze der Tugend einzuprägen.

 

Einen täglichen Fortschritt in der Wissenschaft zu machen, ist eine Pflicht, die jedem Maurer obliegt, wie es ausdrücklich durch unsere allgemeinen Gross-Gesetze verlangt wird; denn welcher Endzweck kann edler sein, als unser Streben nach Tugend! Welcher Beweggrund anziehender, als unsre Ausübung der Gerechtigkeit! Und welche Unterweisungen wohlthuender, als eine genaue Beleuchtung jener symbolischen Mysterien, welche dienen, den Geist zu verschönen und zu schmükken!

 

Indem jene Embleme in's Auge fallen, ziehen sie unmittelbarer die Aufmerksamkeit auf sich, und prägen dem Gedächtnisse jene Umstände ein, welche stets von ernsthaften und feierlichen Wahrheiten begleitet werden. Daher haben die Maurer diesen Lehrweg, die Lehrsätze (Vorschriften) ihres Ordens durch typische Figuren und allegorische Embleme einzuprägen, allgemein angenommen, um zu verhüten, dass ihre Mysterien in den leichten Bereich irgend eines unerfahrnen oder, unvorbereiteten Neulinges herabkommen, von dem sie nicht die schuldige Verehrung erhalten möchten.

 

[Vonhier an in Chifren.]

 

Neuaufgenommener Bruder! als die Binde Ihnen von den Augen genommen worden war, zogen drei grosse Lichter Ihre Aufmerksamkeit sehr nachdrücklich (auf's Wesenlichste) auf sich. Sie waren in den Ost-, Süd- und West-Ekken der Loge aufgestellt; Wodurch nicht nur der richtige Lauf der Sonne bei ihrem Aufgange in Osten, ihr geneigter Stand nach Süden, und ihr Untergang in Westen gezeigt werden sollte, sondern auch, dass sie den Männern zu, bei und von ihrer Arbeit leuchte.

 

Es war kein Licht im Norden, indem, für unsern Wohnort, weil da die Sonne von Norden abwärts tief gehet, uns der Norden als ein Sitz der Finsterniss erscheint, aus dem Grunde, weil die Sonne von daher auf diese unsere Halbkugel keine Stralen wirft

 

Jene drei Lichter stellen drei grössere Lichter vor, namenlich die Sonne, den Mond und den Meister der Loge; denn, sowie die Sonne den Tag regiert, der Mond die Nacht, so soll auch der Meister seine Loge leiten und regieren.

 

Warum hat der Meister die Ehre, mit jenen zwei grossen Lichtern in der Freimaurerei verglichen zu werden? — Sowie wir durch den milden Einfluss der Sonne und des Mondes als Menschen gefähiget werden, die Pflichten des gesellschaftlichen Lebens zu erfüllen, also werden wir auch durch die milde Sorgfalt und Belehrung des Meisters als Maurer gefähiget, diejenigen Pflichten zu erfüllen, welche er und die Zunft von uns verlangen.

 

Mit Hülfe jener drei grossen Lichter bin ich nun im Stande, die gehörige Form der Loge zu entdekken, welche ein Parallelogramm ist, mit ihrer Länge von Osten nach Westen, mit ihrer Breite zwischen Norden und Süden, und mit ihrer Tiefe von der Oberfläche der Erde bis zu ihrem Mittepunkte, und ebenso hoch, als der Himmel; und der Grund, den wir angeben, wesshalb eines Maurers Loge von dieser weiten Ausdehnung ist, ist nicht allein, um die Allgemeinheit der Wissenschaft zu zeigen, sondern auch, dass eines Maurers allgemeine Liebe keine Grenzen, als die der Klugheit, kennen soll.

 

Es wird angenommen, unsre Loge stehe auf heiligem Grunde, weil die erste regelmässig eingesetzte Loge auf dem heiligen geweiheten Grunde (Boden) gehalten wurde, worauf jene drei grossen Opfer zuerst gebracht wurden, welche hernach Gottes Beifall erhielten. (Siehe ausführlicher weiter oben.)

 

Unsere Loge sollte genau in Ost und West gelegen sein, weil alle Orte der göttlichen Verehrung so gelegen sind, oder sein sollten; wofür der vollkommne Maurer drei Gründe angiebt.

 

Erstlich, die Sonne, die Glorie der Welt, nahm ihren ersten Aufgang in Osten, und breitete ihren göttlichen Einfluss nach Westen hin aus; zweitens, die evangelische und sittliche Wahrheit (die Kenntniss des Evangelium und der Sittenlehre) ward zuerst in Osten gelehrt und in Westen fortgepflanzt. Es giebt auch einen dritten und letzten wichtigen Grund (Grossgrund) (siehe weiter oben).

 

Unsere Loge wird von drei grossen Pfeilern getragen, welche wir Weisheit, Stärke und Schönheit benennen; denn wenn wir unsre Augen nach der Himmelfeste erheben, so werden wir dort Weisheit finden, um bei allen unsern Unternehmungen den Entwurf zu machen, Stärke, um uns in allen unsern Bedrängnissen zu unterstützen, und Schönheit um den Geist und das Gemüth des Menschen zu schmükken, und ihn seinem göttlichen Schöpfer ähnlich zu machen.

 

Drei Ordnungen in der Baukunst sind die drei berühmtesten am Bau des Tempels, namenlich die dorische, ionische und corinthische; und man sagt, dass sie Salomon, König von Israel, Hiram, König von Tyrus, und Hiram Abiff vorstellen; Salomon, König von Israel, wegen seiner grossen Weisheit im Erbauen und bei der Einweihung des Tempels zu Gottes Dienste; Hiram, König von Tyrus, wegen seines grossen Nachdrukkes, womit er den König Salomon mit Menschen und Baustoffen unterstützte; und Hiram Abiff, weil er sich als einen seltnen und verstandvollen Künstler bei Verschönung und Auszierung des Tempels erwiess.

 

Die Bedekkung unserer Loge ist ein Thronhimmel von verschiedenen Farben, und der Weg, auf dem wir hoffen, dahin zu gelangen, ist durch die Hülfe einer Leiter, in der Schrift genannt: Jacobleiter. (Warum sie »o genannt wird, siehe weiter oben)!

 

Diese Leiter hat viel Rundstäbe oder Sprossen, welche ebenso viele, also mehr als drei, sittliche Tugenden darstellen; jedoch hat sie nur drei hauptsächliche, vorstellend Glaube, Hofnung und allgemeine Liebe; Glaube an Jesus Christus, Hofnung auf die Erlösung, und in allgemeiner Liebe zu leben mit allen Menschen.

 

Es giebt auch eine weitere Erklärung; siehe weiter oben!

 

Von dieser Leiter sagt man, dass sie bis zu den Wasserwolken reichet; und sie ruht auf der heiligen Bibel. Warum diess? (siehe weiter oben).

 

Der innere Theil einer Maurerloge ist zusammengesetzt aus Zierathen, Geräthen und Kleinoden. Die Zierathen sind das musivische Pflaster, welches das schöne Grundwerk einer Maurerloge ist, der flammende Stern die Glorie im Mittepunkte, und die zakkige (buntgewürkte) Einfassung ist das Randvverk rund um dieselbe. Worauf sie anspielen, und woran sie uns erinnern, siehe weiter oben.

 

Warum musivisches Werk in die Maurerloge eingeführt worden, siehe weiter oben.

 

Es sind sechs Kleinode, drei bewegliche und drei unbewegliche; die beweglichen sind das Winkelmaass, das Richtscheit und die Bleiwaage, unter Werkmaurern. Das Winkelmaass ist, zu prüfen und einzurichten alle regelwidrigen Ekken der Gebäude, und alle rohen Baustükken in gehörige Form bringen zu helfen; das Richtscheit, wagrechte Linien zu legen, und wasserrechte zu prüfen; und die Bleiwage ist, alles Lothrechte zu prüfen und einzurichten, indem man es gehörig auf seiner Grundfläche aufrichtet.

 

Obgleich Winkelmaass, Richtscheit und Bleiwage als Arbeitgeräthe unter den Werkmaurern im Gebrauche sind, so haben sie doch auch eine moralische (sittliche, lebkunstliche) Bedeutung (Beziehung), welche sie zu Kleinoden unschätzbaren Werthes macht; denn das Winkelmaass lehrt Sittlichkeit, das Richtscheit Gleichheit, und die Bleiwage Rechtschaffenheit (Geradheit) und Aufrichtigkeit im Leben.

 

Sie werden bewegliche Kleinode genannt, weil sie an der Brust des Meisters und seiner beiden Aufseher frei herabhangen, und jeden heiligen Johannes-Tag beweglich sind, oder öfter, wenn es erfordert wird.

 

Der Meister ist durch das Winkelmaass ausgezeichnet; denn sowie mit Hülfe des Winkelmaasses alle rohe Baustükke in gehörige Form gebracht werden, so ist der Meister durch das Winkelmaass ausgezeichnet, wegen seines bereitwilligen Beistandes, Vermittlung und Zuredens, um jedes rohe Betragen zu dämpfen, wenn sich dergleichen äussern sollte, um unsern Einklang zu stören; aufdass die Loge möge fortgesetzt werden in regelmässiger gehöriger Form.

 

Br. ält. Aufseher! warum werden Sie durch das Richtscheit ausgezeichnet?

Was er antwortet, siehe oben!

Br. jüngerer Aufseher! warum werden Sie durch die Bleiwage ausgezeichnet?

Was er antwortet, siehe oben!

 

Die unbeweglichen Kleinode sind das Reissbret, der rauhe und der уоllkommene Bruchstein. Das Reissbret ist für den Meister, damit er darauf seine Grundrisse lege, und seine Zeichnungen entwerfe; der rauhe Bruchstein ist für den angetretnen Lehrling, um daran zu hauen, und Zeichen und Einschnitte zu machen; und der vollkommene Bruchstein ist für den erfahrneren Arbeitmann, um darauf seine Kleinode zu prüfen und in Ordnung zu bringen.

 

Es giebt eine schöne stufenweise Vergleichung zwischen den unbeweglichen Kleinoden und dem Geräthe der Loge, namenlich der Bibel, des Zirkels und des Winkelmaasses. Siehe oben!

 

Sie werden unbewegliche Kleinode genannt, weil sie stets uns vor Augen gestellt sind oder gestellt sein sollten, als Merkzeichen Dessen, was sie moralisch (lebkunstlich, sittenlehrlich) vorstellen.

 

Wir widmen unsre Loge im Allgemeinen dem Könige Salomon, weil er der erste vortreffliche (ausgezeichnete) Grossmeister war, der die Maurerei in gehörige Form brachte, und mit Dessen königlicher Zustimmung viele unserer Mysterien ihre erste öffenliche Anerkennung (Sanction) erhielten. Da er aber ein Ebräer, lange vor dem christlichen Zeitalter, war, so widmen wir jetzt unsere Loge Johannes dem Täufer, weil er der Verkündiger oder Vorgänger unseres Erlösers war, Busse in der Wildniss predigte, und die erste Linie des Evangelium durch Gottes Wort mittelst Christus, zog.

 

Seines Gleichen war Johannes der. Evangelist; denn Dieser, nach Ersterem kommend, vollendete durch seine Gelehrsamkeit, Was der, Aridere begann durch seinen Eifer, und zog eine Nebenlinie (eine; Parallellinie).

Es giebt einen ferneren Grund, warum die Freimaurerlogen Beides dem heiligen Johannes dem Taufer, und dem heiligen Johannes dem Evangelisten gewidmet sind. Siehe oben.

 

In allen gesetzfornigen, wohlgebildeten Freimaurerlogen ist ein Punkt innerhalb eines Zirkels. Siehe oben.

 

[Hier hat Browne den Inhalt von Fr. 176-195, welche Fragen gerade sehr wesenliche Lehren enthalten, auszuziehen vergessen. —]

 

Den Sohn eines Maurers nennen wir einen Lewis, weil Lewis Stärke bedeutet. Ein Lewis ist als eine metallne Klammer abgemalet (bildlich vorgestellet); wenn diese in einen Stein befestiget wird, so werden grosse und. schwere Lasten zu bestimmten Höhen gehoben, und auf ihren geeigneten Grundflächen festgestellt; Welches die ausübenden Maurer ohne jene nicht so füglich thun könnten.

 

Die Schuldigkeit eines Lewis, des Sohnes eines Maurers, in Hinsicht seiner betagten Eltern, ist, ihnen die schweren Lasten in der Hitze des Tages zu tragen, und ihnen zur Zeit der Noth zu helfen; da sie hiervon, wegen ihres hohen Alters verschont bleiben sollten, — aufdass das Ende ihrer Tage glücklich und bequem sei; und sein Vorrecht dafür, dass er so handelt, ist, dass er vor jedem andern Manne zum Maurer gemacht wird, dieser mag was immer für eine äussere Würde haben durch Geburt, Rang oder Reichthum; er müsste denn aus Gefälligkeit selbst auf dieses Vorrecht Verzicht leisten.

 

 

Inhalt des neuenglischen Gesellenfragstükkes nach Browne’s Master-Key.

nun berichtet Krause frei

 

[Diejenigen Stellen, welche aus dem ursprünglichen Aufnahmegebrauchthume, sowie es in unsrer zweiten Kunsturkunde und in GM [Grand Mystery] aufbewahrt ist, genommen sind oder sonst eine wesenliche Beziehung auf dasselbe, oder auf eine reine, über die sogenannten Gesellen- und Meistergrade erhabne Maurerei haben, sind hier von Wort zu Wort übersetzt, und mit „–„ ausgezeichnet.]

 

 

Erster Abschnitt.

 

Eröffnung der Lehrlingloge und dann der Gesellenloge, und Beschreibung der Aufnahmegebräuche eines Zunftgesellen (Fellow-Craft).

Krause, 263-264, verweist auf Preston: Remarks on the Second Lecture + The First Section

 

Nachdem die Loge, wie im ersten Grade, eröfnet ist, wird auf die Frage: „was ist die nächste Sorge?" untersucht, ob alle Anwesende Gesellen (eígenlich: Zunftgesellen, Fellow-Crafts) sind.

Dann die Fragen:

„Woher kamen Sie?

A. Aus Westen.

Fr. Wohin nehmen Sie Ihre Richtung?

A. Nach Osten.

Fr. Was beweget Sie, den Westen zu verlassen, und nach dem Osten zu reisen?

A. Das Suchen nach Erkenntnis.

Fr. In welcher Wissenschaft?

A. In der Geometrie oder der fünften Wissenschaft, worauf Maurerei gegründet ist (in oder on which Masonry is founded)."

 

Nun erst wird die Loge als Gesellenloge eröfnet. — Der Gesell soll geprüft werden nach dem Winkelmaasse (square),

„welches ein rechter Winkel von 90 Graden, oder ¼ des Kreises, ist."

 

Nun wird erzählt, wie der Gesell als solcher aufgenommen sei; und auf die Frage des jüngeren Aufsehers an den Ziegeldikker: „Wer ist da?" wird geantwortet:

„Einer, der regelmässig in die Maurerei eingeweiht (regularly initiated) worden war, soviele Fortschritte machte, als es die Zeit gestatten wollte, dann gehörig vorbereitet wurde, und nun aus seinem eignen freien Willen und Zustimmen. gekommen ist, um in den zweiten Grad eines Gesellen befördert zu werden (to be passed in the second degree of a Fellow-Craft)."

Hierauf werden in einer Reihe von Fragen (Fr. 15-32) die Gebräuche der Aufnahme, zum Gesellen erklärt. Sodann wird gefragt:

„Nachdem Sie feierlich eingesetzt waren, wo befahl man Ihnen, Platz zu nehmen, und warum?

A. Da Geometrie eine fortschreitende Wissenschaft (a progressive science) ist, um die verschiedenen Grade, die in der Maurerei stattfinden, anzuzeigen (to shew the different degrees there are in Masonry), so wurde ich in die Südostekke der Loge gestellt.“

 

 

Zweiter Abschnitt.

 

Von der Geometrie, vom Reisen und Arbeiten der Maurer, und von dem Ausruhen derselben am siebenden Tage, von den sechs Schöpfungtagen, und dem Ruhetage Gottes.

Krause, 265-267, verweist auf Preston: Second Lecture, The Second Section

 

 „Bruder älterer Aufseher! warum wurden Sie zu einem Gesellen befördert?

A. Für die Sache des Buchstaben G.

Fr. Was bedeutet dieser Buchstabe G?

A. Geometrie, oder die fünfte Wissenschaft, worauf Maurerei gegründet ist.

Fr. Was ist Geometrie?

A. Geometrie ist eine Wissenschaft, mit deren Hülfe wir den Inhalt (the contents) ungemessner Körper (of bodies unmeasured) durch Vergleichung mit bereits gemessnen finden."

 

Hierauf folgen unwissenschaftliche Begriffbestimmnisse (Definitionen) von Punkt, Linie, Flache, Endraum (solidum); sodann die Fragen:

 

„wo wurde die Geometrie zuerst als Wissenschaft gelehrt?

A. Geometrie wurde zuerst zu Alexandria, in Egypten, als Wissenschaft ausgebildet. Der ausgetrethe Fluss Nil nöthigte die Bewohner, sich in's Innere des Landes zurückzuziehen; als aber das Wasser wieder gefallen war, so kehrten sie zu ihren vorigen Wohnplätzen. zurück, und da sie fanden, dass die Fluth ihre alten Land-Grenzen zerstört hatte, (that the Floods had destroyed their ancient Land-Marks,) so veranlasste Diess grosse Uneinigkeiten unter ihnen, welche oft in Krieg sich endeten und vieles Blutvergiessen verursachten.

 

Als sie erfuhren, dass eine Maurer-Loge zu Alexandria, in Egypten, gehalten würde, worin Euclid, dieser grosse Geometer (Geometrician), als Gross-Meister den Vorsitz führte; so legten sie ihm ihre Klagen vor; da dann Euclid, mit dem Beistand seiner Aufseher und Brüder, die zerstreuten Bruchstükke der Geometrie in ein Ganzes vereinigte, sie ordnete, eintheilte und in ein regelmässiges System brachte. Dadurch lehrte er sie die Kunst der Ausmessung, mit deren Hülfe sie geschickt wurden, ihre verschiedenen Landstriche genau zu bestimmen; Welches ihren Streitigkeiten ein Ende machte, und für die Zukunft Blutvergiessen verhinderte.

 

„Fr. Sind Sie niemals gereist?

A. Unsere Vorväter „thaten es.

Fr. Wohin reisten sie?

А. In der Richtung Ost und West.

Fr. Zu was Ende?

A. Die, so nach Osten reisten, gingen, eine neue Loge zu suchen, und Die, welche sie gefunden hatten, reisten nach Westen, um sie an Andre fortzupflanzen.

Fr. Haben Sie jemals gearbeitet?

A. Unsre alten Brüder (ancient brethren) thaten es.

Fr. Wo arbeiteten sie?

A. Am Baue des Tempels des Königes Salomon, oder sonst eines ähnlichen stattlichen Gebäudes (stately Edifice).

Fr. Wie lange arbeiteten sie, bevor sie zu Lohne berechtiget waren?

A. Sechs Tage.

Fr: Warum arbeiteten sie nicht am siebenden Tage?

A. Weil es dem Allmächtigen gefiel, sechs Tage an Schöpfung des Himmels und der Erde und aller Dinge, die darin und darauf sind, zu verwenden; und da am siebenden Tage seine Werke geendigt waren, so weihete, segnete und heiligte er diesen, und beabsichtete dabei, dass der Mensch sechs Tage emsig für seinen und seiner Familie Unterhalt arbeiten solle, aber den siebenden aussondern, um von der Arbeit zu ruhen, und Gott dafür zu loben und zu preisen, dass er sein Schutz und sein Schirm ist, und für jede andere Freude, die er geniesst.

Fr. Will irgend ein Bruder uns mit der Herzählung der einzelnen Perioden erfreuen?'' —

 

Hierauf, folgt eine mehr als zwei enge Octavseiten lange Erzählung über die sechs Schöpfungtage, ganz mit der Bibel einstimmig, und der Trinkspruch:

„Mögen die sechs Werktage der Schöpfung jeden Maurer zum Beruffleiss (industry) anfeuern!"

 

 

Dritter Abschnitt.

 

Die Pfeiler: Jachin und Boaz, vor dem Thore der mittlern Kammer des Salomon'schen Tempels, (wo die Arbeiter den Lohn empfingen,) mit ihren verzierten Capitälen, worauf die Erd- und Himmelkugel.

Krause, 267-268, verweist auf Preston: Second Lecture, The Third Section

 

Als unsre alten Brüder arbeiteten, empfingen sie ihren Lohn in der mittlern Kammer des Salomon'schen Tempels. Dahinein gelangten sie durch eine Vorhalle (a Porch), woselbst sie zwei grosse Pfeiler (Pillars) fanden, die vorzüglich ihre Aufmerksamkeit fesselten, zur Rechten Jachin, und zur Linken Boaz. Jachin bedeutet aufrichten, Boaz: Stärke, und Beide vereint: Beständigkeit (Bestandheit); denn Gott sprach in seiner Macht (Stärke, strength):

„er wolle dieses sein Haus fest machen, aufdass es bestehe." —

 

Nun folgt die Bestimmung der Grösse und des Stoffes dieser Pfeiler, und, wo sie gearbeitet worden unter Aufsicht Hiram Abiff’ s, Sohnes der Wittwe von Tyrus, in der Ebene des Jordan, auf dem Kalk-Boden (clay-ground) zwischen Succoth und Zartha, wo

„König Salomon befahl, dass diese Pfeiler und alle seine Gefässe (vessels) gegossen werden sollten.

Fr. Womit waren diese beiden Pfeiler gezieret?

A, Mit zwei Säulenhäuptern (Capitälen); auf jedem eins.

Fr, Wie „hoch waren diese beiden Capitäle?

A. Fünf Cubitus, ein jedes.

Fr. Womit waren diese Capitäle reich geschmückt?

A. Mit Lilienwerk (Blumwerk), Netzwerk und Granatäpfeln. Lilienwerk bedeutet; wegen seiner weissen Farbe, Frieden, Netzwerk, wegen der Verbindung seiner Maschen, Eintracht (unity), und Granatäpfel bedeuten, wegen der Fülle (exuberance) ihrer Saamkörner, (Nachkommenschaft) Überfluss (plenty).

Fr. Womit waren diese Pfeiler ferner geschmückt?

A. Mit zwei Kugeln (Globen).

Fr. Was war darauf gezeichnet?

A. Auf der einen war eine Vorstellung der Himmelkörper, auf der andern eine Karte der Wasserlandkugel (of the terraqueous globe).

 Fr. Was bedeutet Dieses?

A. Dass Maurerei allgemein ist (Masonry universal).

Fr. Wann erklärte man sie für vollendet?

A. Als „das Netzwerk darüber gezogen war.

Fr. Warum wurden sie an dem Eingange des Tempels aufgestellt?

A. Als ein beständiges Denkzeichen für die Israeliten an jene wunderbaren Pfeiler, welche zwei so wunderbare Wirkungen äusserten, dass nehmlich der eine den Israeliten bei Nacht leuchtete, und sie durch das rothe Meer leitete, der andere aber, als ein Wolkenpfeiler, eine Verhüllung für die Egypter bei Tage war, und die Niederlage des Pharao und seines ganzen Heeres beförderte (proved), als er versuchte, die Israeliten zu verfolgen. König Salomon konnte sie also an keinem sichtbareren Orte, als am Eingange des Tempels, aufstellen, damit die Juden dieses merkwürdige Ereigniss immer in Andenken haben möchten, wenn sie zur Gottverehrung ein- und ausgingen." —

 

Die hier beigefügte weitere Erklärung der Erd- und Himmelkugel schliesst mit dem Bemerk:

,,Indem wir uns mit Betrachtung dieser Himmelkörper beschäftigen, werden wir nicht nur mit schuldiger Verehrung für die Gottheit und ihre Werke erfüllt, sondern auch darauf hingeführt, mehr Fleiss und Aufmerksamkeit auf Astronomie, Geographie und Schiffahrt zu wenden, und auf andere, davon abhangende, Künste, welche für unseren Maurerberuf (our masonic profession) ebenso nützlich sind." —

 

Zuletzt der Trinkspruch

 „Möge Friede, Überfluss und Einigkeit immer unter Maurern bestehen!"

 

 

Vierter Abschnitt.

 

Zu der Thür der mittlern Kammer führt eine Wendeltreppe von 3, 5, 7 oder mehr Stufen, um die 3 Maurer, die eine Loge regieren, die 5 Säulenordnungen und 5 Sinne, und die sieben freien Künste und Wissenschaften anzudeuten.

Krause, 269-271, verweist auf Preston: Second Lecture, The Fourth Section

 

Nachdem unsre alten Brüder vor diesen beiden grossen Pfeilern vorübergegangen waren, kamen sie an eine Wendeltreppe (a winding staircase) wo sie den altzeitigen (ancient) jüngern Aufseher fanden, der von ihnen Zeichen, Merkmal und Wort (the Sign, Token and Word) eines Gesellen verlangte. Nachdem sie diese gegeben, sagte der altzeitige jüngere Aufseher: „Gehe vorbei, (gehe weiter, gehe ein,) Boaz! (Pass, Boaz!)" worauf sie durch eine Wendeltreppe von 3, 5, oder 7 oder mehr Stufen eingingen, weil drei, der Meister und seine beiden Aufseher, eine Loge regieren, fünf, der Meister, zwei Aufseher und zwei Gesellen, sie halten, und sieben, ausser den Erwähnten noch zwei Lehrlinge (apprentices), eine vollkommne Loge ausmachen. Es sollten aber Drei die Loge regieren,

„weil bloss 3 Grossmeister dem Salomon'schen Tempelbaus vorstanden, namenlich Salomon, König von Israel, Hiram, König von Tyrus, und Hiram-Abiff.

Fünf aber halten eine Loge, um auf die fünf edlen Ordnungen der Baukunst anzuspielen (in allusion to the five noble orders of Architecture)“.

 

Hierauf folget eine Erklärung der 5 Säulenordnungen, die mit unbedeutenden Veränderungen dieselbe ist, welche auch Preston (am angef. Orte, S. 52ff.) enthält und gar nichts Masonisches, di. Allgemeinmenschliches, enthält. —

Dann wird gefragt:

„Worauf spielen die Fünf, die eine Loge machen, weiter an?

A. Auf die 5 äusseren Sinne.

Fr. Belieben Sie, diese zu erklären!

A. Sehen, dass wir einen Bruder sehen, und das Zeichen wahrnehmen können; Fühlen, dass wir das Merkmal fühlen mögen; Hören, dass wir das Wort hören mögen, und Geruch und Geschmack, dass wir uns der Erfrischungen erfreuen mögen, wenn der sehr ehrwürdige Meister uns von der Arbeit abruft

Fr. Warum machen Sieben oder Mehre eine vollkommne Loge aus?

A. Weil König Salomon sieben und mehre Jahre zubrachte, um den Tempel zu Gottes Dienste zu bauen und einzuweihen.

Fr. Worauf spielen sie weiter an?

A. Auf die sieben freien Künste und Wissenschaften."

 

Hierauf folgen drei ausführliche Erklärungen über die sogenannten 7 freien Künste und Wissenschaften; die erste von Browne; die zweite ist dieselbe, welche in Preston's Illustr. (ed. 1792, p. 78-81; 1812, p. 66-68) abgedruckt steht, und die dritte (vom Br. Кilminster) ist überschrieben: „die 6 freien Künste und Wissenschaften, zusammenverbunden (blended) in der Astronomie."

Alle diese 3 langen Erklärungen enthalten nichts gründliches Wissenschaftliches, und gar nichts eigenlich Masonisches, die Freimaurerei als solche Angehendes, ausser folgenden Schluss der letzterwähnten.

 

„Kurz, mit Hülfe dieser erhabnen Wissenschaft (der Astronomie) wird das Menschengeschlecht geschickt, den spurlosen Ocean zu durchschiffen, die sandige Öde der unermesslichen Wüste zu durchreisen, durch den Handel rohe und wilde Völker zu sittigen (civilise), die Menschen der meisten Länder, Secten und Meinungen zu vereinigen, und treue Freundschaft unter Solchen zu stiften, welche ausserdem in einem unermesslichen und fortdauernden Abstande geblieben sein möchten."

 

Zuletzt der Trinkspruch: „Mögen die sieben freien Künste und Wissenschaften uns (für das Gefühl) der Güte des höchsten Wesens empfänglich machen!"

 

 

Fünfter Abschnitt.

 

Durch Passgriff und Passwort gelangen die Gesellen zur mittleren Kammer des Tempels, woselbst sie den Lohn empfangen, und den Buchstaben G erblikken, der Geometrie und Gott anzeigt. Zunftbegrüssung bei'm Schluss der Gesellenloge. Gesellenlied. Lehrlingschluss.

Krause gibt hier, 271-273, keinen Hinweis auf Preston mehr

 

Nachdem unsre alten Brüder diese Wendeltreppe hinaufgestiegen waren, so kamen sie an das verschlossne Thor der mittleren Kammer (des inneren Gemaches) von König Salomon's Tempel, dessen Besorgung dem altzeitigen älteren Aufseher anvertraut war, während der altzeitige jüngere die Besorgung unten an der Wendeltreppe hatte. Dieser verlangte nun Pass-Griff und Passwort eines Gesellen. Hierauf wird ein Bruder aufgefordert, Beides zu geben; dann wird der Ursprung des Passwortes aus dem. Buche der Richter, Cap. 11, 12, ohne Chifre angegeben; welche Erklärung sich mit den wieder chifrirten Worten schliefst:

„und ist dann immer angewandt worden als ein Passwort unter Zunft-Gesellen (Fellow-Crafts), um zu verhüten, dass irgend ein ungeeigneter Mensch in eine Zunftgesellen-Loge Eingang finde."

 

Zuletzt der Toast: „Möge Uneinigkeit unbekannt sein und Einklang obwalten unter freien und angenommenen Maurern!" —

 

Nun sagte der alte ältere Aufseher zu ihnen: „Gehe „vorüber, Shbh!" worauf sie eingingen (did pass) in die mittlere Kammer des Tempels des Königs Salomon, um ihren Lohn ohne Misstrauen und Bedenken (without diffidence or scruple) zu empfangen, woselbst der Buchstabe G. sinnlich (materially) ihre Aufmerksamkeit reizte.

 

„Fr. Was „bedeutet dieser Buchstabe G?

A. Geometrie, die fünfte Wissenschaft, worauf Maurerei gegründet ist; aber unmittelbarer noch Gott, den grossen Baumeister des WeltalI (the great Architect of the Universe), den zu verehren, und dem uns zu unterwerfen wir Alle schuldig sind.

 

Br. jüngerer Aufseher, möge Gottes guter Gruss bei dieser unserer beglückten Versammlung gesagt sein von den sehr würdigen und ehrwürdigen Brüdern der heiligen Loge des heiligen Johannes. — Ich komme, Sie wohl zu grüssen, und Ihren Namen zu fordern.

 

Das Richtscheit aufgerichtet, Br. älterer Aufseher! Möge Gottes guter Gruss mit dieser und unsrer nächsten beglückten Versammlung sein von den sehr würdigen und ehrwürdigen Brüdern und Genossen (Fellows) der heiligen Loge des heiligen Johannes! Ich grüsse Sie, grüsse Sie zweimal herzlich willkommen, und fordere Ihren Namen.

 

Die Wasserwage wagrecht. sehr ehrwürdiger Meister! —Möge Gottes guter Gruss mit dieser und mit allen unsern künftigen beglückten Versammlungen sein, von den sehr würdigen und ehrwürdigen Brüdern und Genossen der heiligen Loge des heiligen Johannes; auch ich komme, Sie zu grüssen; ich grüsse Sie, grüsse Sie, grüsse Sie dreimal herzlich willkommen, und fordere Ihren Namen!

Ant. Johann. — Brüder, durch die Gnade Gottes grüsse ich Sie Alle wohl.

 

Der Meister giebt zwei und einen Schlag, und die Aufseher Jeder einen."

 

 

Des Gesellen Gesang.

 

[Dieser Gesang, der viele echtmasonische Stellen enthalt, erschien zuerst gedruckt in Anderson's Constit. Buche, 172З, p. 83; woselbst Br. Charles Delafaye Esq. als Verfasser genannt wird. Dieser dichtete ihn, als ein Gesellenlied auf dem Grossfeste zu singen. Man findet ihn auch in JB., 179З, p. 25; in Preston's Illustrations, 1812, р. 425, und in allen englischen Sammlungen von Freimaurerliedern.]

 

Heil, Masonei, du göttliche Zunft!

Glorie der Erde, vom Himmel offenbaret;

die du mit köstlichen Kleinoden strahlest,

welche vor allen, ausser des Masons, Augen verborgen sind;

Wer kann in kraftvoller Prose, oder in strömenden Versen dein gebührendes Lob aussprechen? —

 

So wie Menschen vor den Thieren ausgezeichnet sind,

so hat ein Mason vor anderen Menschen den Vorzug;

denn was in Erkenntnis gewählt und selten ist,

das wohnet sicher nur in seiner Brust;

seine schweigsame Brust und sein treues Herz

bewahret die Geheimnisse der Kunst.

 

Vor brennender Hitze und durchdringender Kälte,

vor wilden Thieren, deren Gebrüll den Wald durchschallt,

vor dem Überfall kühner Krieger,

vertheidigt des Masons Kunst das Menschengeschlecht.

Es werde der Kunst die gebührende Ehre gezollt,

von welcher das Menschengeschlecht solche Hülfe empfängt.

 

Auszeichnungen der Pracht (des Staates), welche unsern Stolz nähren,

jene beschwerlichen und eiteln Unterscheidungen,

werden von echten Masonen bei Seite gelegt;

die freigebornen Söhne der Kunst halten solche Possen ihrer für unwürdig,

da sie veredelt sind durch den Namen, den sie führen,

und ausgezeichnet durch das Zunftzeichen, das sie tragen.

 

Süsse Genossenschaft, vom Neide frei,

freundlicher Umgang der Bruderschaft

sei der Loge unvergänglicher Kitt!

welche seit langen Zeiten fest bestand.

Die Loge, also gebaut, hat seit langen Zeiten zuvor

bestanden, und wird immer bestehen.

 

So werde denn in unsern Gesängen auch Denen ihr Recht gethan,

welche die Kunst bereichert haben,

von Adam his auf den grossen Leven herab, —

und jedem Bruder werde sein Theil.

Lasst unsers Grossmeisters Gesundheit herumgehn,

und sein Lob in jeder Loge erschallen.

 

 

[Die Darstellung des sogenannten Meistergrades stimmt bei Browne ganz mit den in JB. [Jachin and Boaz] und K. [Three Distinct Knocks] enthaltenen überein. Was dieser sogenannte Grad echt Masonisches, Menschheitbundliches, und Menschheit würdiges enthält, ist aus dem bei Errichtung der sogenannten Grade verstümmelten Gebrauchthume der Aufnahme zum Mason-Bruder entlehnt.

 

Das Erstwesenliche dieser in den sogenannten Meistergrad hinübergenommenen Lehrbilder und Gebräuche sind die fünf Punkte der Genossenschaft, welche ich daher in den zweiten Bemerkungen zu der zweiten Kunsturkunde dieser zurückgegeben, und die verschiedenen Darstellungen dieses Lehrzeichens aus Jachin and Boaz, the three distinct knocks, the Grand Mystery, Prichard und Browne zusammengetragen und gewürdigt habe. Andere, zu Erläuterung des echten Aufnahmgebrauchthumes dienende, ihm eigenlich zugehörige, und aus ihm in das Meisterritual übertragne, Einzelheiten des nunmehrigen Meisterrituales habe ich gehörigen Ortes eingeschaltet. — Es wäre daher unzweckmässig, aus dem Meisterrituale hier einen ähnlichen Auszug, als der vorstehende aus dem Gesellenrituale ist, mitzutheilen.]

 

 

Teilübersetzung aus dem Meistergrad.

Krause, 413-415

 

… Endlich Browne enthält (in der Meisterlection S. 74 und 75) hierüber Folgendes:

 

—und hub ihn auf durch die fünf Punkte der Genossenschaft; Welches das erste zufällige Zeichen abgab. —

— — Nennen Sie die fünf Punkte der Genossenschaft!

Hand an Hand, ich grüsse Sie als Bruder;

Fuss an Fuss, ich wandele parallel (gleichen Schritts) mit ihnen;

Knie au Knie, zu zeigen, dass wir Einen ewigen Gott verehren;

Brust an Brust, dass wir eines Bruders ungesetzwidrige Geheimnisse, wie unsre eignen, bewahren; und

Hand über den Rükken, dass wir einen Bruder Maurer in allen seinen lobwürdigen Unternehmungen unterstützen, wenn wir ihn würdig finden, [vorausgesetzt, es könne geschehen, ohne uns selbst oder unsern Verbindungen zu schaden].

 

 

Aus der Erklärung des ersten Punkts sehen wir deutlich, dass die fünf Punkte ursprünglich eine innige Begrüssung waren, keineswegs aber der Erhebung Hiram's ihren Ursprung verdanken. Diese Erklärung im Browne ist, die mit [ ] eingeklammerten Worte ausgenommen, gut und schön, und ein Beweis, wieviel schöne und wesenliche Lehren der Menschheit an diese lehrzeichenliche Umarmung der Liebe und Treue gekettet werden können!

Nun folgt im Browne (p.75) eine weitere, nicht in der Chifer verfasste, Erklärung. Da diese Erklärung den guten Geist der neuenglischen Maurerei vortheilhaft schildert, so theile ich auch sie mit.

 

Erstens. Wenn eines Bruders Noth meine Hülfe und Unterstützung fordert, so will ich immer bereit sein, ihm einen solchen Beistand zu leisten, der ihn vom Sinken errettet, (ohne mir selbst oder meinen Verbindungen verderblich zu sein;) wenn ich ihn Dess würdig finde.

 

Zweitens. Fühllosigkeit (indolence) soll nie Ursache sein, dass ich meine Tritte anhalte, noch Zorn, dass ich sie zur Seite ablenke; sondern, jede selbstische Rücksicht vergessend, will ich immer schnell auf den Füssen sein, zu retten, zu helfen und wohlzuthun jedem nothleidenden Nebenmenschen, vorzüglich aber einem Bruder Maurer.

 

Drittens. Wann ich dem allmächtigen Gott meine Anliegen vortrage, so will ich der Wohlfahrt meines Bruders, wie meiner eignen, gedenken; denn, sowie die Stimmen der Unmündigen und der Säuglinge zum Throne der Gnade aufsteigen, so müssen gewiss die Seufzer eines glühenden Herzens zu den Wohnungen der Seligkeit gelangen. Daher werden unsere Gebete gewisslich wechselseits füreinander erfordert.

 

Viertens. Eines Bruders Geheimnisse, die mir als solche anvertraut werden, will ich bewahren, als wären es meine eignen; denn ihn um das anvertraute Geheimniss bringen, würde ihm die grösste Beleidigung anthun heissen, die er nur in diesem sterblichen Leben erfahren kann; ja es wäre der Verworfenheit eines Mörders gleich, der im Finstern lauert, um seinem Feinde den Streich beizubringen, wenn er waffenlos und am wenigsten vorbereitet ist, einen Feind zu empfangen.

 

Fünftens. Eines Bruders Character will ich in seiner Abwesenheit sogut, als in seiner Gegenwart, aufrecht erhalten; ich will ihn nicht selbst herabsetzen, noch dulden, dass Diess von Andern geschehe, wenn ich es zu verhüten vermag.

— So sind wir durch die fünf Punkte der Genossenschaft innig miteinander verbunden, wie eine untheilbare Kette reiner Zuneigung, Bruderliebe, Hülfe und Treue.—

 

 

Krause, 417

 

Ein eigenlicher Meistergruss findet sich auch bei Browne im Meisterfragstükke nicht; wohl aber gegen den Schluss desselben folgende zwei Fragen.

 

Was ist eines Meister-Maurers Name?

Antw. Cassia;

Cassia ist mein Nahm';

von einer gerechten und vollkommnen Loge ich kam,

ein Meistermaurer erhoben bass,

vom Würfelsteine zum Winkelmaass.

Fr. Was ist eines vortrefflichen Meisters Name?

Antw. Gbn.

 


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