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Freymaurergedichte von Blumauer. Wien bey Rudolph Gräffer 1786. identisch: Freymaurer-Lieder, der Bruderfreundschaft und dem Frohsinne geweihet von A. Blumauer. Köln, bei Heinr. Rommerskirchen 1802; = Sammlung der Lieblingsdichter Deutschlands. 19tes Bändchen: Blumauers Freymaurerlieder.
Dieses Buch enthält nicht weniger als 10 Gedichte, 13 Lieder und 19 Gesundheiten aus den Jahren 1782-1785
Von den 12+1 Schwesterngesundheiten ist keine in freimaurerische Gesangbücher übernommen worden
siehe auch: 11 + 1 beliebte Freimaurerlieder von Aloys Blumauer, 1781-1785
Für die fünf Kettenlieder siehe: Aloys Blumauer: Fünf Kettenlieder, 1782-1785
Aloys Blumauer gehörte seit 1781 der neu gegründeten Wiener Loge „Zur wahren Eintracht“ an.
Es erschienen bereits in: Gedichte und Lieder, verfaßt von den Brüdern der Loge zur Wahren Eintracht im O. v. W** gedrukt bey Christ. Fried. Kappler 1783 5 Gedichte und Gesundheiten von Aloys Blumauer; sie sind mit rot gekennzeichnet (und erscheinen alle auch hier)
Am Schluss der Gedichte des Bandes findet sich bereits das folgende, eine Schwester betreffend: 47-48 An die Rosennätherinn, Schwester M. v. B.
zuerst in: Gedichte und Lieder, verfaßt von den Brüdern der Loge zur Wahren Eintracht im O. v. W** 1783, 103-104 unter dem Titel: An die Rosennähterinn, Schwester M. v. B*.
Gute Menschen, die sich innig lieben, Und in brüderlicher Eintracht üben, Senden dieses Angedenken dir. *) Rosen nähtest du für deine Brüder, **) Rosen geben sie zum Dank dir wieder, Ehre, Mädchen [1783: Schwester] , diese Dankbegier!
Willst du, daß die Unschuld deiner Wange Stets so schön, wie diese Rosen, prange, So vergesse niemals der Natur! Jeder Reitz, der ihre Töchter schmücket, Und des Mannes Auge nicht berücket, Kömmt aus ihren Mutterhänden nur.
Freude hüllet sich in Rosenschimmer: Diese Freude weiche von dir nimmer, Kleine, holde Rosennätherinn [1783: Rosennähterinn]! Schön're Rosen noch, als wir dir geben, Schlingst du einst in deines Gatten Leben, Und die werden nimmermehr verblühn-
*) Einen Hut, mit einem Kranz von Rosen umgeben. **) Rosenförmige Schleifen
101-106 Schwesterngesundheit, ausgebracht am Johannisfeste 1782
Zuerst in: Gedichte und Lieder, verfaßt von den Brüdern der Loge zur Wahren Eintracht im O. v. W** 1783, 42-46, unter dem Titel: Gesundheit auf unsere Schwestern. Ausgebracht am Johannis Feste 1782.
Der Eintracht und der Schwestern Preis, Wer beyde zu vereinen weiß, Ist nicht genug zu preisen: Als Bruder stets um Schwestern seyn, Und nie mit ihnen sich entzwey'n, Das ist der Stein der Weisen.
Die Schwestern gruben zwar den Stein Gar tief in ihre Herzen ein, Daß wir ihn nicht ergründen: Allein das schreckt hm Maurer nicht; Er wird bey seiner Sonne Licht Den Stein gewiß noch finden.
Doch bis der edle Diamant, Der allen Zwist und Hader bannt, Durch unsre Kunst erschienen, Will ich, wie jeder Maurer soll, Zu unserm und der Schwestern Wohl Mit frommen Wünschen dienen.
Wenn Vorwitz eine Schwester sticht Nach Dingen, die uns Eid und Pflicht Zu sagen nicht erlauben, So gebet ihr ein X für U, Und macht ein ernst Gesicht dazu, Und traun! sie wird es glauben.
Wenn Schwestern böser Laune sind, Und mit Gemahl und Hausgesind Aus langer Weile keifen, So müßt ihr taub und fühllos seyn, Und euch bemühn, den rauhen Stein Mit Jobs Geduld zu schleifen.
Wenn Schwestern eifersüchtig schmähn Und euch Gardinenpredigten Um eure Ohren sausen, So denket, daß hier vor Gericht Ein lauer Bruder Redner spricht, Schlaft ein, und laßt euch zausen.
Wenn Zorn in Schwesteraugen glüht, Aus ihrem Munde Feuer sprüht, Und euch in Schrecken setzet, Geht wacker zu, seht euch nicht um; 'S ist eitel Kolophonium, Das euch kein Haar verletzet.
Wenn eine Schwester seitwärts schielt, Und Hangen und Verlangen spielt, So nehmt geschwind die Binde, Und hütet euch vorm Tageslicht; Der Seh'nde geht hier lange nicht So sicher als der Blinde.
Wenn eine Schwester zankt, daß sie Nicht Erben kriegt,. so machet nie Durch Zank das Uebel grösser; Beruhigt sie für diesen Fall, Und machet für ein andermal Die Ehstandsarbeit besser.
Wenn's eine gar zu bitter macht, Und ohn' Erbarmen Tag und Nacht Mit Haß und Lieb' euch quälet, So duldet's ohne Ach! und Weh! Und denkt, ihr seyd der Leidende, Der stenen Weg verfehlet.
Die Schwester aber, die euch liebt Und Tag und Nacht euch Freuden giebt, Die, Brüder, sey euch lheuer! Verehrt die Holde für und für Mit Maurertreu', und gebet ihr Das allerstärkste Feuer!
Die Schwester, die den Maurer liebt, Die Schwester, die uns Freuden giebt, Soll hoch und/ewig leben! Uns aber soll, der alles schafft, Stets treuen Sinn und Maurerkraft Und Muth in Fülle geben!
107-113 Schwesterngesundheit, ausgebracht am St. Johannisfeste 1783
Zuerst in: Gedichte und Lieder, verfaßt von den Brüdern der Loge zur Wahren Eintracht im O. v. W** 1783, 54-59, unter dem Titel: Gesundheit auf unsere Schwestern. Ausgebracht am St. Johannisfeste 1782 [!].
Das erste, Schwestern, was ich heut Bey dieser grossen Fey'rlichkeit Euch werde bitten müssen, Ist, daß ihr uns verzeiht, daß wir Euch heut schon wiederum die Thür Zu unserm Mahl verschliessen.
Und dennoch lieben wir euch mehr, Und sind um zehnmahl artiger, Als unsre Väter waren: Denn hört nur, liebe Schwesterchen, Wie die bey den Mysterien Mit euch einst sind verfahren.
Gesetzt einmal, wir hielten euch Den Weibern in Aegypten gleich, Wie würdet ihr nicht zittern! Ihr müßtet, ohne was zu sehn, Im Vorhof Mäus' und Käferchen, Statt euern Möpschen, füttern.
Man sah euch in Italien zwar Der Isis opfern, doch da war Der Eifer schon erloschen, Und wo das Weibsvolk opferte, Das waren nur verdächtige, Geheime Winkellogen.
So hatt' auch einst in Persien Ein König*) zwar Aspasien Zum Priesteramt gelassen: Doch mußte sie dafür zum Lohn Sowohl vom Vater als vom Sohn Sich initiiren lassen.
*) Artaxerxes
Die art'gen Herrn, die Gallier, Verleideten's euch noch weit mehr, Den Priesterrock zu tragen; Denn die darein sich kleiden ließ, Die mußte Evens Apfelbiß Auf Lebelang entsagen.
Und die, so schon verehlicht war, Die durfte nur einmal im Jahr In Hymens Armen lachen: Sagt, heißt das nicht die Priesterschaft Euch recht mit Vorsatz eckelhaft, Ja gar unmöglich machen?
Auch bey den alten Deutschen war't Ihr nichts als Hexen schlimmer Art, Verhextet Küh' und Kälber. Man sieht euch zwar das arme Thier Nicht mehr verschrey'n: allein dafür Behext ihr nun uns selber.
Zu [1783: In] Rom und auch in Gräzien Ließ man euch nur die weiblichen Mysterien verwalten: Dergleichen habt ihr ja noch heut, Und haltet noch dazu sie weit Geheimer als die Alten.
Drum wünscht euch unsre Arbeit nie, Denn wahrlich, Schwestern, sie ist die Beschwerlichste aus allen: Sie ist, damit ich's euch gesteh, Die Kunst , euch mehr als andere Profane zu gefallen.
Denn seht, nur euch zur Sicherheit Pflegt man uns die Verschwiegenheit So sehr an's Herz zu legen, Und daß der Maurer seinen Hut Vorsichtig nie vom Kopfe thut, Geschieht bloß euretwegen.
Nur euretwegen üben wir Im Schweigen uns: euch haben wir Gehorsam zugeschworen. Für euch nur , Schwestern, perorirt Man uns so oft, und exerzirt Im Dulden unsre Ohren.
Für euch gewöhnet williglich Der Maurer an die Binde sich, Und thut Verzicht auf's Sehen: Zu eurem Vortheil lernen wir Behutsam klopfen an der Thür, Eh wir in's Zimmer gehen. Nach eurer Vorschrift, Schwestern, sind Wir Suchende so lange blind, Als wir auf Reisen gehen, Und euch zu Lieb läßt man erst dann, .Wenn man es nicht mehr ändern kann, Das Licht uns Armen sehen.
Für euch nur endlich feuern wir Aus den Kanonen, welche hier In voller Ladung stehen; Drum laßt die Arbeit uns, und seyd Zufrieden, wenn ihr jederzeit Da ärndtet, wo wie säen.
114-121 Schwesterngesundheit, ausgebracht bey einer Schwesterntafel den 10. des Wintermonats 1782
Zuerst in: Gedichte und Lieder, verfaßt von den Brüdern der Loge zur Wahren Eintracht im O. v. W** 1783, 47-53, unter dem Titel: Gesundheit auf unsere Schwestern. Ausgebracht bey einer Schwesterntafel den 10. des Wintermonats, 1782.
Hört, edle Schwestern! eh wir, voll Des Maurersinns, auf euer Wohl Die Trinkpistolen leeren, Will ich den Ursprung, und anbey Sogar den Zweck der Maurerey In kurzem euch erklären.
Es sind beynahe tausend Jahr, Daß unser Stifter Merlin war, Der Table ronde Erfinder, Er fieng die Tafellogen an, Und König Arthur pflanzte dann Sie fort auf seine Kinder.
Und die, so er zu Rittern schlug, Die waren alle fromm und klug, Voll Muth und Seelenadel, Und jeder dieser Ritter war Im Feld, bey Tische, ja sogar — Im Bette ohne Tadel.
Wie König Arthur, wenn er aß, An einer runden Tafel saß, So sitzen wir in Kreisen: Ihm schuf ein mächt'ger Zauberer Die niedlichsten Gerichte her, Uns hext ein Koch die Speisen.
Und alle Ritter tranken bloß Aus einem Tummler, mörsergroß, Den wir auch leeren müssen: Allein aus diesem Trinkgeschirr, Zu groß für Damen, liessen wir Für heut Pistolen giessen.
Die Ritter weihten feyerlich Sich einer Dame, der sie sich In jeder Noth empfohlen: Es steht, ihr Schönen, nur bey euch, Ob wir in diesem Punkt auch gleich Den Rittern werden sollen.
Wenn einer in die Ferne ritt, Nahm er der Dame Armband mit, Die Zeit sich zu verkürzen: Wir sind hierinn den Rittern gleich, Und tragen auch etwas von euch Beständig an den Schürzen.
Und was selbst mehr, als Tapferkeit, Die holden Damen einst erfreut, Das war des Ritters Treue: Wir lieben sehr die dritte Zahl, Und diese ist ja allemal Ein Sinnbild ächter Treue.
Die Dame war dem Ritter hold; Von ihr ward oft der Minnesold Dem Glücklichen beschieden: Wir fodern nicht einmal so viel, Und sind, wenn man uns lohnen will, Mit einem Kuß zufrieden.
Doch dafür schwur auch jederzeit Der Ritter ihr Verschwiegenheit Bey seinem Liebesbunde: Auch Maurerritter plaudern nicht, Und halten stets ob dieser Pflicht Den Finger vor dem Munde.
Und endlich war's der Ritter Brauch, Die Damen ihres Herzens auch In Liedern zu verehren, Der Brauch ist noch: darum ließ heut Auch unsre Dichterwenigkeit Zu eurem Lob sich hören:
So weit geht unsre Aehnlichkeit Mir jenen Rittern alter Zeit, Die wir zu Vätern hatten: Und nun entdeck' ich ohne Scheu Euch auch den Zweck der Maurerey, Den noch kein Mensch errathen.
Die ersten Ritter unsrer Art Entschlossen sich zu einer Fahrt, Und giengen einst auf Reisen: Ganz Asien und Afrika Durchreisten sie, und suchten da Den seltnen Stein der Weisen.
Ihr denkt, was mag wohl dieser Stein Der Weisen für ein Wunder seyn? Geduld! ihr sollt es hören, Nur müßt ihr mir durch einen Eid Die pünktlichste Verschwiegenheit Auf Lebelang beschwören.
Nun also, Schwestern. sey euch kund: Der Stein der Weisen ist -- der Bund Der Schönheit mit der Tugend. Die Schönheit ist dem Alter feind, Und ach, die andere vereint Sich selten mit der Jugend.
Allein die Schwester seltner Art, In der sich Reitz mit Tugend paart, Die mag sich selig preisen; Sie ist's, wornach der Maurer strebt. Sie ist's, wornach das Herz ihm bebt, Sie ist — der Stein der Weisen.
Wohlauf, ihr Brüder, laßt uns freun! Stellt alles weitre Suchen ein, Der Stein ist nun gefunden: Blickt auf, wohin das Aug, fällt, Hat Reitz mit Tugend sich vermählt, Und schwesterlich verbunden!
Auf, Brüder, laßt uns nun durch Wein Den seltenen, gefundnen Stein Zur Huld für uns erweichen: Heil euch, ihr Schwestern, für und für! Heil allen Schwestern, die wie ihr Dem Stein der Weisen gleichen!
122-126 Schwesterngesundheit, ausgebracht am Konstitutionsfeste den 16. März 1783
Freund Amor, Schwestern, der, wie euch Nicht unbekannt, in alles gleich Sein kleines Naschen stecket, Und dann die allerheimlichsten Mysterien in neun Monaten, Wo nicht noch eh, entdecket,
Schlich einst durch's allerkleinste Loch, Durch welches je ein Amor kroch, Ganz leise auf den Zehen Zu uns herein, um als Spion Die ganze Konstitution Der Loge auszuspähen
Nun, liebe Schwestern, höret an, Was er für einen Ordensplan Für euch draus abstrahirte: Das war ein andrer Plan, als der, Womit man so zum Schein bisher Euch Schwestern nur vexirle.
Er selbst will euch Jahr aus Jahr ein Der Meister von dem Stuhle seyn, Und euch recht sanft regieren; Den Deputirten braucht er nicht, So lang's ihm nicht an Kraft gebricht, Den Hammer selbst zu führen.
Zum Bruder Ceremonier Nimmt er den niedlichsten Abbee Für euch zur Augenweide, Damit, wenn Rangsucht euch entzweyt, Er jede Sesselstreitigkeit Durch ein Bonmot entscheide.
Dem Bruder Redner aber wird In Gnaden, wie es sich gebührt, Er seinen Abschied geben; Er weiß ja, liebe Schwesterchen, Daß euer kleines Züngelchen Des Amts ihn überhebt.
Allein um desto weniger Kann er den Bruder Secretair Als unnütz dimittiren, Denn der hat alle Hände voll Er muß das grosse Protokoll Von euren Küssen führen.
Und weil es gar nicht artig läßt, Wenn man von Schwestern Geld erpreßt, Zumal von schönen Kindern, So weist er den Schatzmeister an, Die Säcke eurer Männer dann Statt eurer auszuplündern.
Auch kann er die helleuchtenden Zwey Lichter, die in Westen stehn, Nicht füglich reduciren; Die müssen ja die Schwesternschaar In Zeichen, Worten, und sogar In Griffen exerciren.
Die Arbeit nimmt Herr Cypripor Gemeiniglich des Nachts nur vor, Profanen stets verborgen: Er fängt nach Sonnenuntergang Sie an, doch dau'rt sie nie zu lang, Und währte sie bis Morgen.
Wollt ihr, daß er beym Tafelfest Beständig kanoniren läßt, So dürft ihr nur befehlen. Er ladet scharf, schlagt an, und spricht: Wenn's nur an Pulver nicht gebricht, An Feuer soll's nicht fehlen.
127-131 Schwesterngesundheit, ausgebracht bey der Geburtstagsfeyer des hochwürdigen Großmeisters v. B**n den 26. December 1783
Man spricht, ihr Schwestern, und mit Recht, Von euch und euerem Geschlecht So gar diel böse Sachen, Daß es heynah' unschicklich läßt, Euch heut an diesem grossen Fest Ein Kompliment i« machen.
Man will, exempli garatia, Von eurer ersten Urmama Ganz zuverläßig wissen, Daß wir, weil sie zu einem Biß Aus Fürwitz sich verleiten ließ, Itzt Hosen tragen müßen.
Denkt dann an eine Dalila, An eure Schwester Helena, Und an die griech‘schen Phrynen, Denkt ferner an die Danaen, Die Leden, die Pasiphaen, Und an die Messalinen.
Addirt zu dieser großen Zahl Die Phrynen unsrer Zeiten all, Zuviel, um sie zu nennen, Bedenkt die ganze Litaney, Und sagt, was wir von eurer Treu' Und Keuschheit halten können.
Allein noch schlimmer ist's, wenn ihr Die Keuschen spielt; dann werdet ihr Xantippen und Junonen, Ermordet eure Buben dann, Zieht eurer Männer Hosen an, Und werdet Amazonen.
Ihr Schwestern seyd es, deren Hand Persepolis und Trojens Brand In helle Flammen fachte: Ihr seyd es, die in einer Nacht Fast so viel Männer umgebracht, Ali Herkules einst machte;
Es ist kein Argus in der Welt, Den ihr nicht um sein Auge prellt, Und obendrein noch höhnet; Selbst Maurer führt ihr hinter's Licht: Auch ist kein König, den ihr nicht Zum zweytenmale krönet.
Doch, Schwestern, all das Herzeleid, Was über uns zu jeder Zeit Durch euch verhänget worden, Und was ihr noch uns zugedacht, Hat Eine wieder gut gemacht Aus euerm Schwesterorden.
Und diese theure Schwester war Die Frau, die uns den Mann gebar, Den wir zum Meister wählten; Drum auf, ihr Brüder, seyd bereit! Ihr soll allein das Feuer heut Aus unsern Mörsern gelten.
132-135 Schwesterngesundheit, am Namensfeste der Schwester Theresia von S***s [= Theresia von Sonnenfels]
Aus unserm Schwestern-gremio Hab' ich euch, Brüder, heute zwo Theresen aufzuführen, Die beyde den verdienten Lohn Und die Canonisation Von uns heut prätendiren.
Doch weil, zumal zu dieser Frist, Das Pulver allzutheuer ist, Das wir dabey verschiessen, So dächt' ich, 's beste wär', wenn wir Sie nach der heutigen Manier Drum konkurriren liessen.
Die eine dieser Schwestern griff Nach einer Martyrkron', und lief Bis hin zum Maurenschwarme; Die andre, nicht so heilig, floh Mit ihrem Jungferkränzchen froh In eines Maurer« Arme.
Die eine hat als Weib sogar Der ganzen Karmeliterschaar Die Hosen weggenommen; Allein der Mann der anderen Ist um die seinen, wie wir sehn, Bis dato nicht gekommen.
Die eine ließ in dieser Welt, Wie die Legende uns erzählt, Von ihrem Mann sich krönen: Die andre wünscht sich so was nicht, Und hält's vielmehr für ihre Pflicht, Den ihren nicht zu krönen.
Die eine trägt Jahr aus Jahr ein Am Kopfe einen lichten Schein, Viel grösser als ein Teller; Doch bey der andern, welche nicht Von aussen leuchtet, ist das Licht Im Kopfe desto heller.
Die eine sieht man nun zum Lohn Auf Bildern und Altären schon Als Heil'ge figuriren;
Die andre aber wollen wir Mit unseren Canonen hier Nun auch canonisiren.
136-142 Schwesterngesundheit, ausgebracht bey einer Tafelloge z. w. E. 1784
Die Zeit, wo, Schwestern, uns und euch Ein Geist der Gleichheit wehte, Wo sich kein Frosch in seinem Teich Mehr als ein andrer blähte, Die goldne Zeit, wenn ihr sie kennt, Dort in dem alten Testament, Die soll durch uns auf Erden Einst wieder Mode werden.
Wir könnten aus Arkadien Die Mode zwar verschreiben, Allein ein Maurer, Schwesterchen, Muß bey der Bibel bleiben; Drum, Schwestern, denkt mit uns euch fein In jene Lebensart hinein, Die unsre ersten Hirten, Die Patriarchen, führten.
Die Mädchen lebten da fortan Ein paradiesisch Leben: Sie durften sich um einen Mann Gar nicht viel Mühe geben; Wenn gleich kein Baron Abraham Kein Herr von Isaak um sie kam, So gab's doch an der Tränke, Oft Männer und Geschenke.
Und kamen nicht sogleich im Trott Die Männer angeritten, So durfte man wohl auch zur Noth Den nächsten besten — bitten: Miß Ruth, zum Beyspiel, macht' es so; Sie legte sich zu Botz auf's Stroh, Und ist doch, wie wir lesen, Die Unschuld selbst gewesen.
Auch pflegte sich das Glück der Eh' Nicht so geschwind zu enden; Denn Schnellkraft für Jahrhunderte Lag in der Männer Lenden Was itzo kaum ein Fünfziger Mehr kann, hat als Fünfhunderter Durch Buben, stark wie Riesen, Herr Abraham bewiesen.
Die Hausfrau wußte da nicht viel Von Zwang und Etikette, Und gieng, so lang es ihr gefiel, Mit ihrem Mann zu Bette; Und war sie nun des Dinges satt, So konnte sie, wie Sara that, Dem Manne nach Belieben Ihr Mädchen unterschieben.
Den Namen Schwester selbst erfand Der Patriarchen größter; Er war gen Pharao galant, Und hieß sein Weibchen Schwester: Und seit der Zeit wird jedes Weib, Dem der Gemahl zum Zeitvertreib Mehr Brüderchen vergönnet, Ein Schwesterchen genennet.
Wohlfeil war alles desperat: Man zahlte keine Zinsen, Und kauft' ein ganzes Majorat Um eine Schüssel Linsen; Das schönste Weib samt Unterrock Galt höchstens einen Ziegenbock, Und Jungfern sah man bersten Um einen Scheffel Gersten.
O lebtet ihr nur, Schwesterchen, In diesen goldnen Tagen, Es würden da die zärtlichen Vapeurs euch nicht mehr plagen; Ihr wäret glücklich für und für: Statt Männerherzen würdet ihr Zuweilen Butter rühren, Um euch zu divertiren.
Es würd' euch da kein Dorat zwar Von Kuß und Liebe schreiben; Doch würdet ihr nicht ganz und gar Ununterrichtet bleiben: Ihr kämet darum doch ans Ziel, Und lerntet beydes ohne viel Französische Strapatzen Von Tauben und von Spatzen.
Ihr dürftet da, vom Zwange frey, Nicht sorgsam kaluliren, Wie weit es Wohlstandsregel sey, Den Busen zu verschnüren; Denn in dem Stand der Unschuld war Es Mode, bloß in Haut und Haar Herumzugehn auf Erden, Und drob nicht roth zu werden.
Drum laßt uns bald mit Sack und Pack In diese Länder reisen: Bey Meister Jubals Dudelsack Läßt sich's vortreflich speisen; Dann wollen wir ohn' Unterlaß Aus Vater Noahs vollem Faß Ein lautes Salve geben, Und singen — ihr sollt leben!
143-146 Schwesterngesundheit, ausgebracht bey einer Tafelloge z. w. E. am 30. Jänner 1785
Höret, Schwestern, unser Flehen Und erbarmt euch unsrer Noth: Stillet unsre Liebeswehen, Und beschließt nicht unsern Tod.
Ach, erhöret unsern Jammer, Lindert einmal unsern Schmerz; Hör't nur, wie der Logenhammer, Klopft und pochet uns das Herz.
O! verschmäht uns Maurer nimmer; Die Natur, die niemals lügt, Schuf den Kitt, der uns auf immer Fest mit euch zusammenfügt.
Wißt, ei ist der Maurerorden Einer Männerschule gleich: Was wir da gelehrt sind worden, Lernten wir ja nur für euch.
Auf der Maurerreise bücken Wir uns nur vor euch so tief, Und ein sanftes Händedrücken, Schwestern, ist der Maurergriff.
Will uns eure Zunge lästern, So bleibt unsre ungerührt; Denn man hat bloß darum, Schwestern, Einst den Mund uns sigillirt.
Unser Teppich selbst, an Lehren Und Geheimnissen so reich, Predigt, solltet ihr ihn hören, Unaufhörlich uns von euch.
Nimmer wird uns, Schwestern, nimmer Unsers Flammensternes Schein Etwas anders, als der Schimmer Eurer holden Augen seyn.
Dann der Mond‘ in seiner Lage, Und die Sonn‘ in ihrer Pracht Prophezey'n uns Lieb' am Tage. Und ein Doppelhorn bey Nacht.
Selbst bey Tafeln, da, wo euer Der Profane meist vergißt, Weihn wir euch ein eigen Feuer, Welches unsre Mahle schließt.
147-150 An die Schwestern
Zuerst in: Gedichte und Lieder, verfaßt von den Brüdern der Loge zur Wahren Eintracht im O. v. W** gedrükt bey Christ. Fried. Kappler 1783, 62-64, unter dem Titel: Gesundheit auf unsere Schwestern
Schwestern, laßt euch‘s nicht verdrießen, Daß uns keine essen sieht; Danken würdet ihr uns müssen, Wüßtet ihr warum’s geschieht.
Solltet ihr das Wunderbare Unsrer Tafellogen seh’n, O so glaubte mir, die Haare Würden euch zu Berge stehn.
Drachenzungen, Kröteneyer, Faul und stinkend, wie die Pest, Alles, was beym Höllenfeuer Satan selber kochen läßt,
Seine feurigen Pokale, Und der Schwefel, der drinn brennt, Waren gegen unsre Mahle Noch ein fürstlich Traktament.
Hört, wir sitzen in der Runde, Essen mit dem Maul — o weh! Was wir käuen wird zur Stunde Uns im Mund zum — Frikassee.
Wir zerschneiden, was wir finden, Schonen keines Tafelstücks: Ach, und aus der Schüssel schwinden Uns die Speisen Augenblicks.
Selbst die Teller, glaubt's, ihr Schönen, Ritzen wir nicht selten wund; Das Gefrorne wird zu Thränen, Und zergeht uns in dem Mund.
Doch das Schrecklichste aus allen Würde unser Trank euch seyn; Denn bey ächten Maurermahlen Trinkt man nichts — als Bier und Wein.
Was uns eingeweihte Zecher Selbst oft Wunder nimmt, ist das: Unsre Flaschen haben Löcher, Doch der Wein rinnt — nur ins Glas.
Was ihr ohne Schrecken sehen Könntet. wäre dieß allein, Daß wir euerm Wohlergehen Immer auch ein Gläschen weih'n.
151-154 Schwesterngesundheit, am Namenstage des Hochw. Großm. v. B**n. 1783
Wenn unser Meister Ignatz heißt, Und unser Mund den Namen preist, So müßt ihr drum nicht glauben, Daß wir auch Jesuiten sind, Und gerne jedem schönen Kind Die jungen Männer rauben.
Nein, Schwestern, unser Ignatz hat Noch keinen Heiligenornat Vom obern Kirchenhirten; Doch schätzen wir den Edlen sehr, Und lieben ihn unendlich mehr Als den Kanonisirten.
Der Orden, dem wir zugethan, Baut nicht am röm'schen Vatikan, Baut Menschenwohl hienieden, Und alle seine Satzungen Sind von den Jesuitischen Gar himmelweit verschieden.
Sankt Ignatz schuf aus Ueberdruß Ob seinem Loch im rechten Fuß Sich seinen neuen Orden; Der uns zusammen hat gesellt, Ist nicht aus Spleen und Haß der Welt Zum Logestifter worden.
Sankt Ignatz war den Mädchen gram, Und wo ihm eins nur nahe kam, Da fieng er an zu lästern: Wir hegen keinen solchen Groll, Wir feuern oft auf euer Wohl, Und nennen euch gar Schwestern.
Wir prüfen unsern Heldenmulh Durch Wind und Wasser, Feu'r und Blut, Und wagen Leib und Leben; Sankt Ignatz, daß er Muth bewies, Ließ in der Schule zu Paris Eich einen Schilling geben.
Sankt Ignatz sandte Jünger gar Nach Indien, der Heiden Schaar Zu tödten und zu plündern; Wenn Maurer nach den Ländern ziehn, So werden sie die Heiden drinn Eh' mehren, als vermindern.
Drum, daß wir nicht wie Ignatz thun, Das glaubt ihr, liebe Schwestern, nun Wohl ohne mein Betheuern; Denn stünden wir in seiner Pflicht, Wir würden aus Kanonen nicht Auf euer Wohl itzt feuern.
155-159 Schwesterngesundheit, ausgebracht bey einer Tafelloge z. w. E. 1783
Wir sitzen gleich den Mönchen hier Bey immer festverschloßner Thür In unserm Speisesaale, Und keine von euch, Schwestern, wird Von Maurern jemals invitirt Zu ihrem Freudenmahle.
Allein verdenkt uns dieses nicht; Wir stehen auch in Eid und Pflicht Gleich andern Ordensgliedern, Und hatten auch zu jeder Zeit Noch manchen kleine Aehnlichkeit Mit andern Ordensbrüdern.
Ein jeder neue Orden wird Durch eine Bulle konfirmirt: Die ward auch uns bescheeret. Nur hat der Pabst, der uns zu Lieb Die Konfirmirungsbulle schrieb, Die Feder umgekehret.
Die Ordensleute betteln gern, Und pflegen oft die grossen Herrn Mit Geben zu ermüden; Auch wir verstehen diese Kunst: Doch flehn wir nur um eure Gunst, Und sind damit zufrieden.
Die Mönche schwören dreymal laut, Und schwören, Freyheit, Geld und Braut Auf Lebelang zu lästern: Auch Maurer schwören einen Eid, Doch den nur der Verschwiegenheit Zum Besten ihrer Schwestern.
Die Mönche sind bey Tafeln stumm, Und haben oft Silentium; Wir haben's auch zu Zeiten: Doch darf bey uns, wenn's einer bricht, Der Thäter darum eben nicht Gleich auf dem Boden reiten.
Die Mönche senden Sammler aus, Und schicken sie von Haus zu Haus Um Wein und Schmalz und Kälber; Auch Maurer sammeln so wie die, Doch nur aus eignem Sack, und nie, Wie jene, für sich selber.
Auch einen Prokurator hält Sich jedes Kloster auf der Welt, Und lebt von seiner Gnade! Der Mann wird auch bey uns gewählt, Doch trinkt er nicht von unserm Geld, Wie jener. Chokolade.
Und jedes fette Kloster hat Auch einen eignen Küchenrath Ben allen Eßgelagen; Bey Uns ist dieses Aemtchen schwer, Denn unsrer sorgt für noch was mehr Als bloß für unsern Magen.
Der Mönch liebt volle Gläser sehr: Auch wir verstehn mit dem Gewehr Sehr gut zu maneuvriren; Doch laden wir nur dann es voll, Wenn wir auf unsrer Schwestern Wohl Im Feuer exerciren.
160-169 Versöhnungslied am die Schwestern. 1784
Euch, Schwestern, die ich allzulang Geneckt, und manche Pille zwang In Gnaden zu verschlingen, Will ich ein Lobgedicht anheut, So schön, als wie ihr selber seyd, Zum Sühnungsopfer bringen.
Ja , Schwestern, um euch noch weit mehr, Als je ein Panegyriker Es konnte, zu verbinden, So sollt ihr selbst in dem Gedicht, Das heut zu eurem Lobe spricht, Kein Wort erdichtet finden.
Ihr, Schwestern, wart vom Anbeginn Die Blume Tausendschön, worinn Sich alle Reitze gatten: Uns aber pflanzte die Natur In diese Welt als Bäume nur, Um euch zu überschatten.
Ihr seyd — mit Ehrfurcht sag' ich es — Das auserwählete Gefäß Von aller Menschen Leben: Ihr seyd es, die des Mannes Haupt, Damit er nicht ein Thier sich glaubt, Empor zum Himmel heben. *)
*) Os homini sublime dedit.
Ihr seyd der Menschlichkeit Magnet, Der alles, was auf Füssen geht Und kriecht, kann attrahiren: Ihr seyd der Mittelpunkt, worinn Eich Heid' und Christ und Mandarin Und Bettler koncentriren.
Der Knabe, Jüngling und der Mann Sind euch mit Liebe zugethan: Der Greis thut seine Triebe Euch noch als Wärterinnen kund, Und so seyd ihr das Alpha und Omega unsrer Liebe.
Ihr waret schon im Paradies So klug, durch einen Apfelbiß Das Sterben einzuführen, Damit's an Wechsel nicht gebricht, Und wir am Ewigleben nicht Zu Tod uns ennuiren.
Und hättet ihr uns nebst dem Tod Nicht auch noch Seuchen, Hungersnoth Und Pestilenz gegeben, Wie könnten itzt die Mediker, Die Bäcker und das ganze Heer Von Apothekern leben?
Ja hätten wir von eurer Hand Nicht auch zu Wasser und zu Land Oft Krieg und Donnerwetter, Held Cäsar wär' ein Donquichot, Und Franklin, der dem Blitz gebot, Nichts als ein Pflastertretter.
Und wären in der biblischen Pandora Büchse unbesehn Die Güter all geblieben, Sagt selber, hätte Leibnitz je Die göttliche Theodicee Zu unserm Trost geschrieben?
Doch all dieß und des Gute» mehr, Wofür euch der Profanen Heer Mit lautem Danke preiset, Ist nichts zu achten gegen das, Was ihr noch stets ohn' Unterlaß Der Maurerey erweiset,
Euch danken wir es, Schwesterchen, Daß wir die meisten Suchenden Schon vorbereitet finden: Ihr lehret sie Verschwiegenheit, Geduld und Unterwürfigkeit, Ihr lehret sie erblinden.
Bey euch gewöhnet ohne Müh Der junge Maurerzögling früh Im Finsteren zu sitzen: Ihr gebt ihm auch wohl gar den Muth, Um einen Blick von euch sein Blut Im Zweykampf zu verspritzen.
Ihr lehret auch den Suchenden Als Maurer reisen, lehrt ihn gehn Auf Wegen, gleich dem Glase: Ihr lhut hierinn noch mehr als wir: Wir führ'n ihn an der Hand — und ihr -- Ihr führt ihn bey der Nase.
Durch euch hat unsre Bruderschaft An Wachsthum, Grösse und an Kraft So mächtig zugenommen; Die Künste, die der Maurer liebt, Die Tugendregeln, die er übt, Hat er von euch bekommen.
Der Wind, den ihr mit eurer Pracht Aus unserm Gold und Silber macht, Ist Anlaß uns gewesen, Daß wir uns auch der theuern Kunst Ergaben, unser Gold in Dunst Hermetisch aufzulösen.
Ihr, Schwestern, lehrtet uns zugleich Die Kunst, den Teufel, der in euch Als Weibern steckt, zu bannen, Und überzeugtet uns anbey, Daß es vergebne Mühe sey, Ihn je zu übermannen.
Nur ihr erfüllt den Maurer früh Mit Weisheit und Philosophie Vom Fuß bis auf zum Scheitel, Von euch belehrt, rief frühe schon Der Urgroßmeister Solomon: Wie ist doch alles eitel!
Ihr, Schwestern. wart die ersten dran, Der Güter Ungleichheit, die man Auf Erden sieht, zu heilen: Ihr fanget bey euch selber an, Und lehret jeden Ehemann Sein Gut mit andern theilen.
Und, Schwestern, wäre nicht zugleich Der Männer Menschenlieb' an euch So sichtbar oft zu schauen, Wie könnten wir als Maurer nun Den armen Waisen Gutes thun, Und Findelhäser bauen? --
Um euch nun, liebe Schwesterchen, Für alles, was durch euch geschehn, Nach Würden zu belohnen, So geben wir zur Dankbarkeit Ein dreyfach Feuer euch anheut Aus unseren Kanonen.
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