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Aus:

Benjamin Bieler: Historische Nachricht von allerley geheimen Dingen der alten und neuen Jüden, ersten Christen, blinden Heyden und heutigen Schwärmer sonderlich aber von dem bedencklichen Geheimnisse der Freymäurer wovon bisher alle Welt voll worden lehrbegierigen Gemüthern zur Prüfung mitgetheilet.

Zerbst: Christian Lägel 1743.

 

 

54-62

 

Von den Geheimnissen der so genannten Freymäurer.

 

Endlich will auch noch von diesem handeln, und dasselbe, so geheim es auch gehalten wird, klärlich entdecken und anmelden.

 

Es ist zwar nur  neulich, wie ich durch Briefe erfahren, die Historie der heutigen Freymäurer heraus gekommen, worinne von dem Ursprung dieser Secte mit mehreren gehandelt seyn mag. Jedoch will ich auch hier in etwas davon reden. Denn diese Leute, welche sich selber Freymäurer nennen, sind eben so gesinnet, als wie die ehemaligen verkehrten Einwohner zu Babel, welche einen Thurm bauen wollten, des Spitze bis an den Himmel reichen sollte. Sie haben sich diesen Namen deswegen gegeben, weil sie, wie ein Mäuerer, in die freye Luft bauen, und ihren Kalk allenthalben anschmieren wollen die lose Wand des Naturalismi und der sogenannten Klugen-Religion, vor den Augen anderer Leute, zu tünchen.

Daher es der gelehrte Hr. D. Kluge sehr wohl getroffen, wenn er geschrieben:

Ein Freymäurer ist derjenige, welcher auf und hin klecket, was, wie und wohin, er will, oder welcher, nach eignem Gutdüncken, ohne sich an iemandes Vorschrift und Einrede zu kehren, ein Gemäuer aufführert.

Und abermahl spricht er:

Ein Freymäurer ist so viel, als ein Freygeist, Freydencker, Indifferentist, und Naturalist.

 

Das erste ist eine definitio nominalis, und Untersuchung des Wortes, das andere aber definitio realis oder Sacherklärung. Mit beyden hat es der werthe Mann getroffen.

 

Diese Freymäurer kommen sonst vornehmlich aus England, in welchem Reiche man um das Jahr 1713 eine Gesellschaft aufrichtete, welche sich die Free-thinkers oder Freydencker nannten, und worunter viel ahnsehnliche Leute gerechnet wurden. Man sehen nach den discours sur la liberté de penser librement. 1714 [von Anthony Collins]. Nachhero hat sich diese Gesellschaft auch in Teutschland sonderlich mit ausgebreitet. Und nun wissen wir, dass sie die alten principia der Helcasuiten und Priscillianer hegen; in der That aber nichts anders sind als Naturalisten und Spötter, die ihrerm Natur-Trieb nachgehen, und sich aus der Religion nichts machen, auch alle Religionen gleichgültig achten. Sie nennen es eine wahre Theologie, mit ihrer Freyheit und Frechheit wider Gottes Wort und die Christliche Religion zu handeln.

 

Sie halten sich für klüger als andere Leute. Vor die Warheit streiten, ist ihnen verhast, und von der reinen Lehre viel Wercks machen, ist ihnen ärgerlich.

Ein ieder, sprechen sie, hat seine Freyheit zu glauben und zu thun, was er will, wenn er nur die weltliche Obrigkeit nicht turbirert, oder Tumult anrichtet.

 

Sie stellen sich die Geehrten der Welt zum Vorbilde ihrer Meynungen und Sitten, sie suchen an dieselben stets näher zurücken, sie haben Gelegenheit, in die Gesellschaften derselben zu kommen, sie bestreben sich ihr Herz zu gewinnen, und durch ihre Hände zu steigen.

 

So machen sie es. Dahero ist der Politicismus et Naturalismus durch sie auf höchste gekommen.

Wiewohl sie ihr Werck so geheim halten, dass sie auch darüber die gröste Betheuerung und Verwünschung ablegen. Deswegen sich auch der hochberühmte Hr. Lic. Kohlreif davon [in: Die unsäglich grosse Trübsalen, 1743] also erkläret hat:

Wie kann man sich etwas anders, als Tieffen des Satans darunter vorstellen, dass die Leute über eine ihnen bis dahin unbekannte Sache, selbst ohne ihrer Eltern und Vorgesetzten Vorwissen und Bewilligung, in Eyd und Pflicht genommen werden: Wo es anders ein rechter Eyd und nicht vielmehr eine erschröckliche Bedrohung mit der Macht höherer Personen ist, die hernach den Mitgliedern dergestalt erkläret wird, dass ihnen die Menschenfurcht, den Mund aufzuthun nicht erlaubet.

Es haben aber diese abentheuerliche Gäste sich auch schon sonst ziemlich verrathen. Unter ihren Französischen Liedern, die überall als Saufflieder eingerichtet sind, haben sie ein Chanson des Compagnons, so sich mit den Worten anfähret:

Art divin, l’Etre supreme, daigna te donner lui même pour nous servir de remparts. v 1.

Himmlische Kunst höchstes Wesen, gieb uns dich selbst zu unserm Schutz.

Daraus siehet man klärlich, dass wenn sie von Gott reden, sie ihre Kunst dadurch verstehen.

Von eben dieser Kunst sagen sie in dem 1. Artickel ihrer Pflichten: Wer  sie wohl verstehe, werde kein tummer Atheiste, noch ein eitler Libertiner. Nemlich zwar ein Atheist (oder Gottes Verleugner,) aber kein tummer (andere schreiben dummer) Atheiste: ein Libertiner, dem angenommenen Nahmen nach, aber kein eitler Libertiner.

Wie denn auch in eben diesem Artickel ein iedes Mitglied verbunden wird, dass er sich NB. zu derienigen Religion halte, welche darinnen bestehet, einem ieden frey zu stellen, denen Meynungen Beyfall zu geben, die er am heilsamsten und vernünftigsten erkennet.

S. Joh. Küenen Verordnungen der Brüderschaft der angenommenen Freymäurer, Leipzig 1741 p. 149.88.

Sid das die Teuffels-Tatzen: Wie muss den wohl der Rachen aussehen.

Es mag aber der starcke Anwachs dieser Brüderschaft vornemlich dem Wolfischen Satz, dass nur der Missbrauch der Atheisterey gottlose Menschen mache, zugeschrieben werden.

 

So weit der vortrefliche Hr. Lic. Kohlreiff.

 

Warum aber diese Freymäurer sich untereinander so sehr verschweren und die beschwornen Dinge so geheim halten, hat zwar vielen grosses Wunder, ich aber verwundere mich darüber gar nicht. Denn weil nunmehro kund und offenbar ist, dass sie die grosse Welt-Religion, des Naturalismi et Paliticismi, oder die Religion der sogenannten Klugen, welche in der That eine formale Atheisterey ist, hegen und fortpflanzen; so dürfen diese Leute sie keinesweges ganz frey und öffentlich gestehen. Denn wenn sie dieses thäten, so würden sie an vielen Orten von denen Obrigkeiten angehalten und als Atheisten tractiret werden. Damit sie aber frey mauern und passiren können, so verschweigen sie ihre principia atheistica gegen andere, und halten sie geheim, nicht nur, so ferne sie solche beschworen haben, (denn ihre Verschwerungen, so arg und hefftig sie auch immer seyn mögen, können alleine nicht vermögend seyn, das Werck ihrer Religion geheim zu halten wie wir an denenienigen Mördern sehen, welche sich Anfangs auch erschröcklich untereinander verschworen haben; nachhero aber, wenn sie gefangen werden, doch ihren Eyd brechen und ihre Dinge aufsagen,) sondern so ferne es nicht erlaubet ist,

öffentlich unter Christen zu lehren: Die Religion des Christenthums heisse nichts. Die Religion wäre nun ein Zaum für das gemeine Volck. Es gienge alles natürlich zu. Der Mensch könne selber von Natur wissen, was ihm gut sey. Aus der Bibel sey nichts zu machen. Gott sey die Natur selbsten. Ein ieder hat seinen Gott in sich.

Man lebe am besten, wenn man nach dem Natur-Triebe lebe. Der sey klug, der sich an keine Religions-Meynungen kehre. Grosse Herren wären allein die Götter auf Erden, die man verehren müsse. Die beste Religion sey, sich an keine binden.

Und was dergleichen Atheistische Teufeleyen mehr sind, welche sie nicht so klärlich heraus sagen dürfen. Dahero ich sie auch hier anführe und dafür warne.

 

Wer dann und wann mit solchen Leuten in Gesellschaft ist, und mit ihnen discutiret, der höret bald, was sie im Schilde führen; denn sie bringen solche Einwürfe vor, daraus alle ihre Principia sattsam hervor leuchten. Sochergestalt speyet der Teufel abermahl eine Menge Rottengeister aus, und will durch sie die Christen irre machen und verführen. Aber hütet euch, meine Kindlein. Denn der Teufel hat einen grossen Zorn, weil er weiss, dass er wenig Zeit hat [Offenbarung 12, 12]. Bleibet bey Jesu und seinem Worte. Ihr werdet solchergestalt das beste Theil erwehlen und eure ewige Seeligkeit befördern.

Denn wir sind nicht von denen, die da weichen und verdammt werden, sondern von denen, die da gläuben, und die Seele retten. Ebr. 10, 39.

 

 

63-64

Zufällige Gedanken

bey Durchlesung der entdeckten Geheimnisse von den Freymäurern.

 

Die Sach ist klar und offenbar,

Die freyen Mäurer sind entdecket,

So gross sonst ihr Geheimniss war,

So sehr sie ihren Kram verstecket.

 

Frag, Zweifler, nur nicht nach dem Grund,

Woher sich dieses läst errathen.

Schweigt gleich des freyen Mäurers Mund,

Es riechen andre doch den Braten.

 

Wählt die Gesellschafft jederzeit

Verschlossne Zimmer, stumme Mauren,

So sind auch Mittel schon bereit,

Auf ihr verborgnes Thun zu lauren.

 

Wie vielen Dank verdient Dein Fleis,

Gepriesner Mann, berühmter Lehrer,

Der uns vielmehr zu sagen weiss,

Als einer ihrer Zunft Verehrer.

 

Zerbrach man mit gewaltger Hand

In Wien die wohlverwahrten Thüren,

So ward so vieles nicht bekannt,

Als diese Blätter in sich führen.

 

Der Thorheit ungereimte Zahl

Reimt mit den Lastern sich zusammen;

Nur sucht die Zunft noch überall

Leichtgläubge Schwätzer zu verdammen.

 

Es wäre denn, das ihre Kunst

In dem Nichtswissen blos bestünde,

Weil also von dem leeren Dunst

Kein Mensch uns was zu sagen finde.

 

Wer weiter sieht und schärfer denkt

Als ich, wird dieses leicht erreichen,

Und was uns dessen Einsicht schenkt

Beweist, er sey nicht ihres gleichen.

 

E. Liebstille.

 


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