Abb. 1: Gründe für den Untergang von
Unternehmungen
Ulf af Trolle
Während meiner Zeit als Professor
für Betriebswirtschaft, von 1951 bis 1968, habe ich unter
anderem den Zerfall und Untergang von Unternehmungen untersucht.
Bis zu einem gewissen Punkt war dieser Prozess das unvermeidliche
Ergebnis der erzwungenen Veränderungen in unserer
industriellen Struktur. Viele Unternehmungen mussten scheitern,
obwohl sie in ihrem Bereich hervorragend geführt wurden.
In den meisten Fällen jedoch war der
endgültige Untergang einer Unternehmung auf die
Unzulänglichkeiten im Management
zurückzuführen.
Meine Eindrücke jener Jahre habe ich
1967 in einem Artikel mit dem Titel "Über die Notwendigkeit
des Sterbens und die Kunst des Überlebens", mit dem Untertitel
"Eine Studie über Unternehmungskrankheiten"
zusammengefasst.
Folgende Unzulänglichkeiten wurden
besonders erwähnt:
Das Fehlen exakter Gewinnziele, an denen
die laufenden Resultate gemessen werden können.
Die Hinnahme von anhaltenden Verlusten in
einzelnen Bereichen, solange nur der Gesamtprofit als befriedigend
angesehen wird.
Das Fehlen von ausgefeilten Strategien in
allen wichtigen Belangen oder falsche Strategien,
hauptsächlich in Bezug auf Umsatz, Preispolitik,
Produktentwicklung, Diversifikation und Sortimentsbreite in der
Produktion.
Eine falsche Organisation, besonders eine
starke Zentralisation, die auf einem zu starken Glauben an die
Fähigkeit eines Mannes basiert, alle notwendigen
Entscheidungen selber korrekt treffen zu können, wenn er nur
über einen Stab ausreichender Grösse und die notwendige
elektronische Datenverarbeitung verfügt, um mit der richtigen
Information versorgt zu werden.
Ich habe einige der Unternehmungen, welche ich untersucht habe, als
datensammelnde Einheiten mit angeschlossener rudimentärer
wirtschaftlicher Aktivität bezeichnet.
Schliesslich sei noch die
bürokratische Überorganisation ohne Berücksichtigung
des Organisationstyps erwähnt.
Ich habe behauptet, dass ich noch keine Unternehmung gekannt habe,
bei der es nicht möglich gewesen wäre, durch eine
Reduktion des personellen Verwaltungsapparates um mindestens 25
Prozent die operative Effizienz erheblich zu steigern. Heute
würden mir 30 Prozent angemessener erscheinen.
Natürlich müssen diese Fehler
stets den Schwächen des Top-Management, einschliesslich des
Verwaltungsrates, zugeschrieben werden. Tatsächlich habe
ich noch keine sich in Schwierigkeiten befindende Unternehmung
vorgefunden, wo der Verwaltungsrat befriedigend funktioniert
hätte.
Meine Analyse hat zu folgender
Schlussfolgerung geführt:
In jeder Unternehmung wäre es fast
bis zur endgültigen Katastrophe möglich gewesen, ein
Abbild einer gewinnbringenden Unternehmung zu schaffen, wenn man
sie auf ihre gesunden Teile zusammengerafft und gleichzeitig
rationalisiert hätte, vorausgesetzt sie war in ihrem
spezifischen Geschäftsbereich bedeutend genug.
Tatsächlich hatten das die meisten Managements versucht, waren
dabei aber viel zu langsam. Sie waren stets einige Schritte im
Verzug, und schliesslich mussten ihre Unternehmungen aus Mangel an
weiteren finanziellen Mitteln eingehen. Der Schritt von der
Verlustlage zum idealen Modell muss also aussergewöhnlich
schnell vollzogen werden, falls die Unternehmung überleben
soll.
Aus Ulf af Trolle: Konflikte im Zuge
der Unternehmenssanierung - Erfahrungsbericht aus Schweden. In G.
Baur (Ed.): Konflikt-Management. 1977, 88-89.