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Roy Oliver: Martin Buber - Der Wanderer und der Weg. Verlag Lambert Schneider, Heidelberg, 1968 (engl. 1968).

 

 

Als "Entdecker des dialogischen Prinzips“,  "Erneuerer und Interpret der chassidischen Botschaft" wurde Martin Buber (1878-1965) bezeichnet.

 

Der Engländer Roy Oliver und der Mann der Übersetzerin des vorliegenden Büchleins, Hans Fischer-Barnicol, nennen ihn den Wanderer (wayfarer). Das hängt zusammen mit der Bedeutung des Mythos in Religion und Leben:

"Der Mythos ist für Buber die einzig mögliche Form der Darstellung menschlicher Erfahrungen von höchstem Wert ... Mythos ist 'die nährende Quelle aller wahrhaften Religiosität', sie ist 'die lebendige Kraft der jüdischen Gotteserfahrung’.“

 

Adam nun ist eine mythische Figur, er ist der Wanderer. Jedoch, erst als es zwei Menschen gab begann die Wanderschaft. "Sowohl Wanderschaft wie Weg durchqueren den Bereich der Verwandtschaftsbeziehungen in Gesellschaft und Geschichte". Der Chassidismus (institutionalisiert im 18. Jahrhundert) ist die Bewegung einer Gemeinschaft, die Konzentration und Vollendung des Judentums mit dem Auftrag: "Du musst selber anfangen", nämlich liebend-tätig in das Sein einzugehen: „Willst du glauben lernen, liebe!"

 

Hier ist Bubers, des "Erzjuden" - wie er sich selbst bezeichnete - Grundsatz. "nur Gott kann der Mensch mit ganzer Seele lieben".

 

Es geht also um Folgerades:

„Wie göttliche Weisung Fleisch annehmen und wirklich werden kann im 'gelebten Leben', das ist auch Buber im Chassidismus am deutlichsten geworden. Ihn wollte er lebendig bezeugen".

Damit verbunden ist die Lehre vom "Ich und Du". Sie ist "die moderne Formulierung der traditionellen Lehre vom Dialog zwischen Gott und Adam aus dem Urgrund der Sprache". Der Dialog ist das Grundelement der Hebräischen Bibel, und daraus folgt die Forderung nach dem "echten Gespräch zwischen Menschen verschiedener Art und Gesinnung“, welche "Brüderlichkeit", politisch und individuell, es gerade heute zu bewähren gilt.

 

Grosses Gewicht hat bei Buber das Problem "Gut und Böse", Sünde, Schuld und Strafe. Des weiteren geht Oliver auf' die sich über sechzig Jahre erstreckende fortwährende Beschäftigung Bubers mit den zehn Geboten, dem Gebet ("Ziel des Gebetes ist das Wahrnehmen der 'Gegenwart’"), den Psalmisten und Propheten ein. Er zeigt sein Ringen um die "hebräische Tradition", die Übersetzung und Interpretation des Alten Testaments und seine Besorgnis um die "Krankheit des heutigen Zeitalters".

„Sein Zionismus war kultureller und geistiger Art; er bemühte sich in erster Linie um eine Ermutigung zur Erneuerung den gesamten jüdischen Existenz."

 

Etwa die Hälfte von Olivers Text besteht aus Zitaten. Leider kann man sich des Eindrucks nicht ganz erwehren, diese kleine Schrift sei etwas unsorgfältig (auch Nachweis und Register fehlen) ausgearbeitet, ja recht dürftig; und dazu mehr verwirrend als klärend.

 

Erschienen in den Basler Nachrichten, 28. März 1969

 


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