Innovation, Kreativität und Methoden sind so alt wie der Mensch. Ohne periodische Innovationen hätte die Menschheit gar nicht überlebt.
Innovation: Begriff und Idee
Die Alten Griechen hatten für die Sache "Innovation" mehrere Wörter, u. a. "kainotomia" und "neochmosis"; die Römer sprachen von "res nova" oder "novitas".
Das Wort "innovatio" gab es also noch nicht im klassischen Latein. Es taucht erst im Kirchenlatein bei Tertullian (um 200 n. Chr.) und Augustin (um 400 n. Chr.) auf und meint "Erneuerung", "Veränderung".
In der Renaissance (um 1300) wurde das Wort ins Französische und ins Italienische aufgenommen und um 1550 ins Englische, nicht aber ins Deutsche. Hier hiess die Sache seit 1500 bis vor kurzem "Neuerung". Im 20. Jahrhundert wurde das Thema häufig unter "technischem Fortschritt" abgehandelt (ca. von 1910 bis 1970), resp. unter den Schlagworten "Erfindungen und Entdeckungen", "Forschung und Entwicklung".
1912: Alois Schumpeter
Die Prägung der heutigen Bedeutung des Begriffs "Innovation" erfolgte durch den österreichischen Nationalökonomen Joseph Alois Schumpeter. Dieser sah schon bald nach der Jahrhundertwende die wirtschaftliche Entwicklung beruhend auf "schöpferischem Neugestalten" durch dynamische Unternehmer. 1912 beschrieb er in seiner "Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung" (amerikanisch 1934), was es mit der "Durchsetzung von neuen Kombinationen" auf sich hat.
Nachdem Schumpeter 1932 nach Cambridge, USA emigriert war, wo er an der Harvard University lehrte, schrieb er sein zweibändiges Werk "Business Cycles", das 1939 erschien. Darin findet sich ein Kapitel über die "Theorie der Innovation". Mit der deutschen Übersetzung 1961 kam der Begriff "Innovation" in die deutsche Sprache, bald auch das "Innovationsmanagement" und die "Produktinnovation".
Zum Begriff Innovation
von lat. innovare, erneuern
französisch italienisch englisch innover innovare innouate (1548) (1315; Montaigne) (Dante; Machiavelli) innovate (1561)
innovation (1297) innovazione innovacions (1548) (Machiavelli; Galilei) innouation (1553)
innovateur (1500) innovatore innouator (Machiavelli) (1598; Shakespeare 1607)
deutsch
«vil nüwrung ist in allem Land» (Sebastian Brandt, 1494, «Narrenschiff») «teufelei und newerei» (Luther) «neuern» (Luther, zu 1. Sam. 2,3) «Der Mensch vil newerung erfindt» (Hans Sachs; um 1550) «wo man viel newret, do säet man vil leichtfertige leut» (Christoph Lehmann; 1630) «Eben diese drückende Schuldenlasten machten den Adel jeder Neuerung günstigen» (Schiller) «Das Gift der Neuerer» (Schiller, «Don Carlos» 2,10)
Sonderbedeutungen von Innovation
juristisch deutsch «Synonym zu <Attentat>, einem veralteten Begriff des Prozessrechts» (1740) «im Recht der Schweiz noch gebräuchlicher schuldrechtlicher Begriff der Neuerung (Novation, novatio)» (1740) Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 4, 1976
englisch «the alteration of an Obligation; the substitution of a new Obligation for the old» (1861) Oxford English Dictionary 1933
botanisch deutsch «die Verjüngung eines pflanzlichen Organismus durch Sprosse, die an älteren Pflanzenteilen entstehen» (1890) Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 4, 1976
«(bei ausdauernden Pflanzen) jährliche Erneuerung eines Teils des Sprosssystems» DUDEN Deutsches Universalwörterbuch 1983
englisch «the formation of a new shoot at the apex of a stem or branch» (1835) Oxford English Dictionary 1933
sozialwissenschaftlich
«Es werden z. B. im Bereich der Curriculumforschung gemeinsam mit Lehrern und Schülern neue Curricula entwickelt, durchgeführt und evaluiert. W. Klafki (1974) bezeichnet Handlungsforschung daher als Innovationsforschung, in der neue Sozialstrategien entwickelt und überprüft werden.» Handwörterbuch der Psychologie, 1980, 3. ed. 1983, S. 191
(Das ist also etwas ganz anderes als das, was z. B. das 1972 gegründete «Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung» der Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V., Karlsruhe, betreibt.)
Zum Begriff Kreativität
Die Kreativität bildet seit es Menschen gibt eine nie erlahmende Triebfeder für alle ihre Unternehmungen.
Die Griechen sprachen u. a. von "heuretike", die Römer von "effectio" und "ingenium".
"Creative" ist als neuzeitliches Kunstwort 1678 in England geprägt worden, "Creativity" daselbst erst 1875. Es kam von dort um 1930 ins Italienische und bald darauf ins Französische. Im Deutschen sprach man bis in die 1960er Jahre vom "Schöpferischen", seit etwa 1910 auch vom "produktiven Denken".
Während in Deutschland in der Zwischenkriegszeit eher ein Genie-Fimmel, angereichert mit etwas Intuition, herrschte, gerieten die USA in das Kreativitäts-Fieber. Man lernte creative writing und diskutierte creative art, manchmal auch in Verbindung mit "imagination" und "problem solving". Ferner interessierte man sich für das Zustandekommen, die Durchsetzung und die Auswirkungen von Erfindungen ("inventions", nicht "innovations").
Nach 1950 entbrannte die Debatte erneut, diesmal über die Schlagworte "innovation" und "creative thinking". Doch erst in den 60er Jahren dehnte sie sich auf Europa aus.
Die ersten deutschen Publikationen, in deren Titel das Wort Innovation resp. Kreativität vorkommt, erschienen genau in selben Jahr, 1966. In den 70er und erst recht in den 80er Jahren herrschte für beide Themen ein richtiggehender Boom. Heute ist die Gelegenheit für eine Besinnung auf das Wesentliche, zur Konsolidierung und zu einer fruchtbringenden Nutzung gegeben.
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