Ordnung für die Münsterbauhütte zu Basel 1496
Aus: Werner Jüttner: Ein Beitrag zur Geschichte der Bauhütte und des Bauwesens im Mittealter. Diss. Univ. Köln 1930; Köln: Welzel 1935, 87-88.
Archiv Karlsruhe: Fol. 216. Es handelt sich um eine Handschrift, die der Kaplan Johannes David, genannt Glogow, im Jahre 1496 im Auftrage seiner Vorgesetzten verfasst hat. Der Kaplan Joh. David hat damals alles aufgezeichnet, was auf die Münsterbauhütte zu Basel Bezug nahm. Teilweise handelt es sich bei diesen Notizen um Abschriften älterer Vorlagen.
„ordinatio lapiscidorum fabricae"
Diss ist die ordenung des werckmeisters mit sinen gesellen, die do pflegent ze stonde uff der hütte unser lieben frowen buwes uff Burg ze Basel, die ein yeglicher meister schweren sol zu halten.
Des ersten: das der werckmeister keynen lerknaben uff die hütten stellen sol ze wereken, dem man ganzen Ion gebe als den andern gesellen, sunder demselben lerknabe gebe nach gewonheit, namlich wenn er etwas gelert, daz sin wercken dem buw nutzlich und verfänglich ist, so gibt man im halben Ion und nit ee. es sol och der werckmeister nit me denn einen lerknaben ze mol stellen.
Item: das ein ieglicher meister und geselle und lerknab keinerley werck, es sig gross oder klein, in der hütten oder usswendig, mit des buws geschirre machen sol, noch on des buws costen und geschirre es sy inen denn zu tund erloubt, mögen sie daz so lang tun biss uff widerruffen eins bumeisters.
Item: das ein meister die gesellen darzu halte, das sie ze rechten stunden in die hütten an ir werck gangen und och ab dem werck noch den gesetzten stunden frug und spot, wie das noch alter erbarer gewonheit redlichen harkommen ist.
Item. das ein werckmeister by ziten flissig und truw acht und zu sehen habe und by dem eide, den er dem buw geschworen hat oder schweren sol, mit gantzem fliss wol bewar und verhute allen und ieglichen werckzug und geschirre des buws, gross und klein, wenig und vil, nutz hiendan gesetzt oder verachtet. sunder ouch in der nebenhütten und sust allenthalben zu leiteren, rüsthholz, seiler klein und gross und anderem im bevolhen verpflichte truw und sorg ze behalten ankere. und ouch von solchem wergkzug und geschirre nieman utzit lyhe noch selbs in sin hus noch anders wohin tragen noch bruchen sol noch verwilligen denn mit eins bumeisters wissen und willen. und was also us gelihen wirt, anschrieben und versorgen, daz sollichs wider geantwurt werde.
Item: wenn und wie dick sich och begibt, das ein meister und die gesellen in die steingruben gon oder farent und do werckend, das sollen sie ernstlich und truwelichen vollenden und was do gefallet es sigent grabstein, schliffstein oder ander stein sol alles unser frowen buws sein und sinen nutz und frommen truwelich bekeret werden. und zu summerzit und nit zu winterzit in die grub faren.
Item: das ein werckmeister und sin gesellen einem ieden bumeister by ziten gewertig und gehorsam sin, gantz und gar nutzit verhandeln on eins bumeisters wissen und willen und dorzu des benanten buws schaden wenden und nutz, ere und frommen allezit fürdern sollent alles getruwelich und ungevorlich.
Item: der werckmeister sol haben ein eygen werckbank, do nieman uff werck denn er, und sich flissen daz er all tag zum minsten die zwen teil der zit in der hütten sy, werck und anwise, daz sie ernstlichen arbeiten.
Item: wenn der werckmeister krank ist, so sol im ein bumeister über die ersten acht tag keinen Ion geben one erloubnis miner herren vom capitel, und sol nist dester minder, dwil er sinen iarlon hat, denen in der hütten arbeiten fürgeben und durch sich selbs oder einen andren berichten, waz sie arbeiten sollen.
Item: ein werckmeister sol von keinem kütt, verbindzug, vergiesszug oder andren dingen, so er brucht zu des buws werck und nutz, me von einem bumeister vordren oder innemen, denn so vil er dorumb in barem gelt bezalt und geben hat.
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