HomeVorgeschichte und Frühgeschichte der Bauhütten

 

Anhang 2

 

Die Mobilität der Bauleute und Künstler(500-1200)

 

500-699

 

um 560        Nicetius von Trier erhält durch Vermittlung seines Amtsbruders Rufinus von Octodurum (Martigny) Bauhandwerker aus Italien. Es waren freie Arbeiter, da sie einen Sicherheitseid empfingen.
(Auch mit 549 datiert.)

um 650        Bischof Desiderius von Cahors bittet seinen Amtsbruder in Clermont um die Vermittlung von Handwerkern, die in der Lage seien, eine unterirdische Wasserleitung aus hölzernen Röhren zu bauen.

666-9           Wilfried von York bringt freie cementarii («Architekten» oder Maurer) aus Gallien auf die Britischen Inseln.
(Bericht auch aus dem 12. Jahrhundert)

um 675        Abt Genedikt von Wearmouth lässt aus dem Frankenreich freie Bauleute (Steinmetzen und Glasmacher) kommen, um eine Steinkirche «nach römischer Art» zu bauen. Die Glasmacher sollen fortan auch Schülerin ihrem Handwerk unterrichtet haben.

Ende 7. Jh.  Bischof Ansbert von Rouen lässt sich zur Herstellung des Grabmals seines Vorgängers zahlreiche Handwerker schicken, die sich auf die Verarbeitung von Gold, Silber und Edelsteinen verstehen.

 

700-799

 

um 700        Der Bischof von Le Mans sendet dem Abt Ricmir Arbeiter und Meister zum Bau eines Klosters.

Anf. 8. Jh.    Justinian II. sendet dem Kalifen Walid I. Mosaikhandwerker und mehrere Wagenladungen Mosaiksteine zur Ausschmückung der grossen Moschee in Damaskus.
Bildhauer kamen aus Syrien, Stukkateure aus dem Irak, Holzschnitzer aus Ägypten.

720              Einer Gesetzesnovelle von Liutprand ist zu entnehmen, dass freie langobardische Handwerksmeisterweit über die Grenzen ihrer engeren Heimat hinaus wanderten.

1. H. 8. Jh.   Ein freier Bayer, der von Räubern gefangen und als Sklave nach Thüringen verkauft wurde, baut dort seinem Herrn eine Mühle und andere Gebäude.

762              Für den Bau der Residenz von Bagdad wird jede Stadt des islamischen Reiches aufgefordert, ihre fähigsten Handwerker zu schicken.
Etwa 100 000 Arbeiter aus Syrien, Ägypten, Mesopotamien und Persien kamen und bauten in vier Jahren diese aussergewöhnliche Stadt.

764              Abt Gutbert von Wearmouth bittet seinen Amtsbruder Lull von Mainz, er möge ihm einen freien Glashandwerker vermitteln.

766              Kaiser Konstantin V. will den Aquädukt des Valens in Konstantinopel wiederherstellen.
Dazu muss er 1000 Maurer und 200 Matterer aus Asien und dem Pontusgebiet kommen lassen, dazu 500Tonbrenner aus Griechenland und von den Inseln, im Ägäischen Meer sowie 5000 Arbeiter und 200 Ziegelstreicher aus Thrakien.

 

800-899

 

um 800        Karl der Grosse lässt die Aachener Pfalzkapelle durch Meister und Werkleute vieler Länder errichten.

um 800        Karl der Grosse schickt dem Abi Angilbert von Saint-Riquier «artifices doctissimos ligni et lapidis, vitri et marmoris».

um 800        Papst Hadrian I. ersucht Karl den Grossen um einen Zimmermeister zur Wiederherstellung des Gebälks von St. Peter in Rom.

um 800        Ein venezianischer Meister errichtet am Hofe Karls des Grossen eine mit Wasserkraft angetriebene Mühle.

um 800        Der Piktenkönig Naiton lässt sich vom Abt Ceolfrid von Jarrow in Durham «Archtekten zum Kirchenbau senden.

873              Erzbischof Liuprammus sendet «magistros Salzburch muratores et pictores, fabros et lignarios».

 

900-999

 

902              Zum Bau der Abtei Hyde in Hampshire werden zahlreiche Handwerker berufen, die durch Vollendung derselben in zwei Jahren all gemeines Staunen erregen.

um 920        In der von König Otto I. der Stadt Worms verliehenen Urkunde erscheinen wandernde Handwerker, die nach Worms kommen.

940              Beim Bau des Klosters Schildesche in Westfalen waren Maurer (fabri murarii) und Mörteler (cementarii) aus Gallien tätig

 

1000-1049

 

um 1000      Erzbischof Heribert von Köln lässt aus fernen Gegenden erfahrene Architekten kommen, denen er die Gesamtleitung des Baus eines Klosters mit Kirche in Deutz überträgt.

1002-1018  Dijon: Guillaume de Volpiano, Abt von Saint-Bénigne, holt für den Wiederaufbau der Abteikirche Arbeiter aus Italien (angeblich "les fameux maçons lombards") und lässt Material und Säulen von weither heranbringen.

1017 Unter Bischof Meinwerk wird die Bartholomäus-Kapelle in Paderborn «per Grecos operarios» gebaut. Diese vermutlich griechischen oder süditalienischen Werkleute errichteten den ersten Gewölbebau Westfalens.
(Bericht aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts.)

um 1030      Der Abt Gauzlin von Fleury holt einen erfahrenen Maler aus dem Gebiet der Langobarden (Nivardus)

1049            Saint-Hilaire de Potiers: Der englische Architekt Gauterius Coorlandi erbaut die Kirche, welche 1049 geweiht und im 12. Jh. umgebaut wurde.

 

1050-1099

 

um 1050      In Hirsau ist ein Künstler tätig, der mit seinen Söhnen aus Venedig kam.

um 1050      Benno ist zuerst Vogt an der Kaiserpfalz in Goslar, wird von König Heinrich IV. als Bauorganisator am Dom von Speyer und später als Leiter des Baus der Königsburgen in Sachsen eingesetzt. Erwurde schliesslich Bischof von Osnabrück.

um 1080      Heinrich IV. holt aus allen Ländern Handwerker herbei (architectos, fabros, et cementarios aliosque opifices), ob es lombardische waren, ist stilgeschichtlich nicht mehr gesichert.

um 1080      Abt Desiderius von Montecassino schickt einen Legaten nach Konstantinopel, um dort Mosaikkünstler anzuheuern.

um 1080      Abt Theoderich (Thierri) von Saint-Hubert-d'Ardenne lässt Steinmetzen aus Lüttich kommen und Glasmalereien von einem erfahrenen Künstler aus Reims anfertigen.

1086            Der Abt von Cluny schickt einem befreundeten Abt Geldmittel, so dass dieser erfahrene Künstler aus anderen Regionen herholen kann.

nach 1091   Cutances: Der englische Bleiarbeiter Brismetus repariert das Bleidach der Kathedrale und ersetzt den Hahn auf dem Glockenturm, nachdem der Blitz 1091 in das Gebäude eingeschlagen hatte.

1099            Die Bürger schlagen dem Bischof für den Dombau in Modena den Baumeister Lanfrancus vor (mirabilis artifex, mirificus edificator).
(Bericht von ca. 1200)

 

1100-1149

 

1100-45      Ein Meister Donatus baut den Dom zu Lund.

1118            Pisa: Der griechische Architekt Basketus hat den ersten Bau errichtet.

1120            An der Stiftskirche in Prémontré wetteifern deutsche mit französischen Bauarbeitern an je einer Kirchenseite.

vor 1125      In Hexham sind römische Maurertätig.

um 1140      Comaciner werden in Regensburg erwähnt.

um 1140      Abt Suger von St. Denis beschäftigt Maler und Meister aus verschiedenen Gebieten und Ländern.

1142            Gualterius aus Ligurien an der Abtei Mons Virgins in Apulien

1143            Als erste auswärts arbeitende Tessiner werden die «Magistri Borgo e Malfato da Lugano» in Verona fassbar.
Der erste nördlich der Alpen tätige Tessiner ist Rugiero da Ripa 1232/36 in der Abtei von Kremsmünster in Oberösterreich.

 

1150-1199

 

1174            Das Kapitel von Canterbury holt sich Rat auch aus Frankreich. Doch die Ratschläge der Sachverständigen gehen auseinander, bis sich Wilhelm von Sens durchsetzen kann.

1175            Der «ingeniarius" Alnoth wird vom englischen König mit einem Trupp angeheuerter Zimmerleute und Maurer nach Suffolk geschickt, um das Kastell des rebellischen Earl of Norfolk niederzulegen.

1178            Der Bildhauer Benedictus Antelamus ist in Parma tätig. Er könnte ein Luganese, aber auch ein Franzose oder Byzantiner gewesen sein.
1181 werden in Genua die ersten «magistri antelami» als qualifizierte Bauleute fassbar.

ab 1187       Elias von Oxford wird in ganz Südengland als Belagerungsspezialist, als Maschinenbauer und Entwerfer von Kastellen, Jagdhütten oder Residenzen eingesetzt.

 




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