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                     Strukturelle Tabellen und strukturelle Definitionen

 

 

Tabellen (von Begriffen)

 

Die Tabellen dienen je nachdem einerseits zur Zusammenfassung, anderseits zur Ergänzung des Textes als Hinweis auf (zwangsläufig) Vernachlässigtes, sowie zur möglichst ausführlichen Aufzeichnung bestimmter "Strukturen".

 

Man könnte sie geradezu als "strukturelle" Tabellen bezeichnen, wenn man von der Überzeugung ausginge, dass sie die einzige einigermassen adäquate Darstellung von Seinsweisen, Erscheinungen und Deutungsversuchen erlaubten; doch dafür sind sie leider - es liegt bis auf weiteres in der Natur der schriftlichen und bildlichen Wiedergabe – zu flach, zu wenig-dimensional. Es sind - wie auch jeder Text, jede mündliche Rede, jedes mobile räumliche Modell oder ein plastischer Film - höchstens Ansätze, wie sie etwa schon die "synoptischen" Tabellen und Schemata zeigen.

Ungeachtet aber der mangelnden Mehrdimensionalität sollen sie als zweidimensionale, statische Schaubilder anzudeuten versuchen, was der menschliche Geist im Vieldimensionalen an Deutungen und Ordnungen (Kategorisierungen) der Welt festgestellt und ausgearbeitet hat.

 

Der Vorwurf allerdings, dass man mit ihnen einem kämpferischen Durchdringen der komplexen Problematiken aus dem Wege zu gehen versuchen kann, ist nicht ganz von der Hand zu weisem deshalb sind sie auch vorwiegend als Hilfsmittel oder -konstruktionen zu betrachten.

 

Strukturelle Tabellen können zu viererlei dienen:

 

a) zur einigermassen anschaulichen Verbildlichung des wirren Gefüges von allem,

b) zum Auf- oder Vorzeigen einer behelfsmässig gegliederten Zusammenstellung der hauptsächlichsten Begriffe (Grundbegriffe) oder Phänomene in einem bestimmten Bereich,

c) zur doppelfächerigen und nicht einfach linear-zweispaltigen Darstellung und Anordnung von Polaritäten ("Polaritätenkarussell"),

d) als fruchtbarstes Mittel zur Definition von Begriffen.

 

Strukturelle Tabellen sind dennoch mehr Sammlung denn Systematik. Das besagt, dass die Aufzählung und Gegenüberstellung der Begriffe - welche beinahe endlos ergänzt werden könnte - nicht immer zwingend ist: Mancher Begriff könnte auch anderswo seinen Platz haben.

 

Der leichteren Überschaubarkeit halber wurden aber doch unzusammengehörige, einander oft fremde und möglicherweise wiederum polar entgegenstehende Begriffe zusammengenommen und, z. T. in demselben Block, auf einer einzigen Achse angeordnet - das Strahlenbündel würde sonst zum Dickicht. Viele Gesichtspunkte lassen sich zudem nicht einfach trennen, und eine Zerpflückung oder Lösung aus der Verzahnung ist oft nicht statthaft.

Eine grosse Anzahl verschiedener Begriffe erhält ausserdem je nach Wissenschaft (Physik, Psychologie, Philosophie) und Spezial-Bereich sehr unterschiedliche Interpretationen und Gebrauch (z. B. Moment, Spannung, Prinzip, Wirkung u. v. a.);  nicht zu vergessen ist, dass jeder Begriff eine lange und bewegte Geschichte durchgemacht und daraus seine Prägung erhalten hat und dass er in der Umgangssprache meist nochmals abweichende Verwendung gefunden hat und findet.

 

Aus all diesen Gründen sollen die angegebenen "Wörter" einzig als Assoziationskerne für eine Unmenge von Phänomenen und Deutungen eines jeden Begriffsbezirkes dienen, für weitere Begriffe und Erscheinungen auf derselben Achse, in demselben Block oder in polaren Auf- und Abspaltungen.

 

Definitionen

 

Eine strukturelle Tabelle kann sehr gut zu einer strukturellen Definition werden (Punkt d.), wenn man die Blickrichtung leicht ändert und statt Ordnungen von Gebieten konstituierende Haupt-Elemente sieht.

Beispielsweise können die neun seelischen Bezirke (Tabelle X) je nachdem eine Definition von Psychologie hergeben - insofern Psychologie alles untersucht, was auf dieser Tabelle angegeben ist - oder eine Definition der Seele - insofern sie sich wesentlich aus den vorgezeigten Bereichen und Tätigkeiten "zusammensetzt".

 

Etwas genauer sei zur strukturellen Definition ausgeführt: Die förderliche Anwendbarkeit des Begriffs (nicht nur Modewortes) und Phänomens "Struktur" zeigte sich schon seit einiger Zeit in der Semantik (Bedeutungslehre), beim Definieren und in der Ontologie.

 

Wenn der Schweizerische Berufsverband für Angewandte Psychologie in langwieriger Diskussion und Arbeit (1956/57) "Definitionen psychologischer Begriffe" ausgearbeitet hat und z. B. Intelligenz und Denken durch eine lineare Folge von je achtzehn (!) Variablen (genauer: Parameter, Hilfsbegriffe) umschreibt, so ist das ein - leider nur implizite gegebener - Hinweis auf die mögliche Fruchtbarkeit strukturellen Denkens: Begriffe und Phänomene können heute am besten - wenn auch für die moderne Logik immer noch unbefriedigend - durch die Stellung in einem Beziehungsgesfüge oder durch den Nachweis ihrer Funktionsbezüge, kurz durch ein vieldimensionales Geflecht ihrer Abhängigkeit von anderem und Wirkung auf anderes eingekreist werden.

 

Dass die konkrete Aufstellung einer strukturellen Tabelle irgendeines Phänomenbereiches oder Gesichtspunktes sowie von Polaritäten aber ernsthafte Schwierigkeiten und grösste Mühe bereiten kann, möge folgendes kleines Beispiel behelfsmassig und sehr unvollständig illustrieren:

 

Tabelle I: Einige philosophische wichtige Begriffe

 

Diese zwei Dutzend Begriffe, Deutungen und Phänomene, von denen immer zwei oder mehrere einander teils polar, teils doch wieder nicht polar entgegenstehen, zeigt deutlich, wie müssig es eigentlich ist, ein (letzt-)gültiges zweidimensionales Schema für eine Gliederung oder Ordnung von fundamentalen Begriffen oder Deutungsversuchern, von Vorfindbarem und Verfügbarem herstellen zu wollen. So man will, kann man (beinahe resigniert) nur feststellen: Es steht alles irgendwie quer aufeinander.

 

In dieser Arbeit wurden nun nicht ausschliesslich strukturelle Tabellen hergestellt und aufgenommen, sondern, wo es erforderlich und angezeigt schien, auch nur linear zwei- oder mehrspaltige.

 

Die echt strukturellen Schemata sind mit einem * gekennzeichnet, und das bedeutet zugleich, dass an deren jeder Kopf die nachstehenden Hinweise gehören:

 

Diese stark komprimierte und kombinierte Zusammenstellung kann (auf Grund der "menschlichen Betrachtungsformen" von Tabelle XX) substanziell-topisch, funktional-relational und prozessual angeschaut werden; sind diese drei Betrachtungsweisen sukzessive und dann gleichzeitig integriert, kann man von strukturellem Zusammensehen sprechen.
Streng begriffliche Trennung fehlt, Unzusammenhängendes steht oft auf derselben Achse oder in demselben Block, und die Doppelfächer sind nicht durchwegs symmetrisch.
Beinahe alle "Wörter" können zudem im Singular und Plural, verbal, substantivisch und adjektivisch gebraucht werden; die allergrundlegendsten oder in Hinblick auf diese Schrift (bezüglich Philosophie, Wissenschaft, Psychologie, Mensch und Welt) wichtigsten sind eingerahmt.

 



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