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Blütenlese

aus dem betrieblichen Alltag

 

Eine Sammlung von Aphorismen

Von Werner Müller

 

 

 

(Illustrationen Rita Wyss)

 

 

Zum Titelbild:

Der Philosoph und der Benutzer eines Computers haben insofern Gemeinsamkeiten als bei beiden Denken geboten ist.

 

 

(Gestaltung: Werbeagentur Siebold AG, Zürich)

 

(Druck: Buchdruckerei Davos AG)

 

 

 

Geleitwort

 

Werner Müller ist ein kritischer Beobachter der betrieblichen Praxis und des herrschenden Zeitgeistes. Seine Erkenntnisse formt er in knappe Sentenzen. Mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit feilt er unablässig daran. Dabei durfte ich ihm als Freund vielfach helfen.

 

Jetzt sind die Sätze derart scharf geworden, dass sie bei jedem Leser den Nerv treffen. Mögen Sie trotzdem Ihre heitere Gelassenheit bewahren.

 

Dr. phil. Roland Müller

 

 

Vorwort

 

Diese Blütenlese aus dem betrieblichen Alltag ist meinen Kunden gewidmet, die es trotz allem immer mit mir ausgehalten haben und denen ich auf diese Weise für ihre Treue herzlich danke.

 

In meiner Tätigkeit durfte ich seit Jahren meiner «Berufung» folgen und meinen Mitstreitern in guten wie in schwierigeren Zeiten zur Seite stehen.

 

Die hier zu Papier gebrachten Erkenntnisse haben ihren Ursprung im Gedankenaustausch mit meinen Gesprächspartnern, aber ebenso waren es die Medien, die mich herausgefordert haben.

 

Ich hoffe, mit diesen Sentenzen auch Ihre ganz eigene Philosophie und «Streitfreudigkeit» anzuregen.

 

Oktober 1997                                                                                    Werner Müller

 

 

Aphorismen

 

 

Manche Manager sind so erfolglos, weil sie sich stets mit dem Morgen beschäftigen, anstatt mit dem Heute.

 

Die Taten von sogenannten Top-Managern sind oft Untaten, die selten gesühnt werden.

 

*

 

Eigentlich müsste der Chef ein Vorbild sein und nicht aus dem Rahmen fallen.

 

*

 

Der gebildete Chef spricht von HRM. Der erfolgreiche Praktiker ganz schlicht und einfach von Motivation der Mitarbeiter.

 

Gemäss Redaktionsstatut wären Journalisten eigentlich zur Ausgewogenheit verpflichtet, doch werden denjenigen, die an Profilneurose leiden, oft mildernde Umstände zugestanden.

 

Eine Vision ist wie ein Komet im Sternenmeer - auch sie verglüht.

 

*

 

Manche Lohnliste wäre kürzer, wenn darauf nur diejenigen Mitarbeiter aufgeführt wären, die ihren Lohn verdienen.

 

Jeder Tag gibt uns die Chance, alles heute noch besser zu machen.

 

Wer schon kein Vorbild ist, müsste wenigstens versuchen, eines zu werden.

 

*

 

Wer nach unten schreit und oben schweigt, schadet dem gesamtheitlichen Denken.

 

*

 

Erfolgreiche Menschen haben es nicht nötig, sich zu profilieren - sie sind so oder so Ausnahmeerscheinungen.

 

Bei den Olympischen Spielen ist mit Geld mitmachen wichtiger als Siegen.

 

Es wird wärmer, sagen die Klimaforscher, und die Herzen werden kälter, sagen die Realisten.

 

*

 

Ein erfolgreicher Manager müsste ein wertschöpferischer Denker sein, doch lässt sich mit dem Wörtchen «müsste» kein Unternehmen führen.

 

Manche Mitarbeiter sind Mitläufer statt Mitdenker, weil ihre Chefs zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind.

 

Wer die Zukunft gestalten will, muss die Vergangenheit bewältigt haben.

 

*

 

Mancher, der nicht viel spricht, hätte öfters viel zu sagen.

 

Es sollte jedem Manager selbst überlassen sein, sich als «Dummkopf» zu bezeichnen. Dritte haben oft wenig Feingefühl und verwenden gröbere Ausdrücke.

 

Medien, die sich mit Hilfe von Denunzianten profilieren müssen und sich bei jeder schmutzigen Wäsche auf die Pressefreiheit berufen, haben bei verantwortungsvollen Bürgerinnen und Bürgern keine Chance.

 

Wer Politik als Unsinn betrachtet, ist frei von Illusionen.

 

*

 

Freie Marktwirtschaft ist mit Solidarität und Nächstenliebe nicht vereinbar.

 

Bei Managern muss man klar unterscheiden zwischen solchen, die sich an Seminaren profilieren, und solchen, die in der Praxis die Zukunft der Wirtschaft erfolgreich gestalten.

 

Freude herrscht nicht, sondern kommt von Herzen.

 

*

 

Wer sich heute noch zu lachen getraut, müsste Anspruch auf eine Reduktion der Krankenkassenprämie haben.

 

*

 

Frühere Finanzapostel à la Adam Smith gründeten ihre Theorien auf dem Fundament der Moral. Da diese abhanden gekommen ist, stimmt die Rechnung nicht mehr.

 

Die Kapazität und die Aufnahmefähigkeit des menschlichen Hirns sind heute noch genau gleich wie zur Zeit der Höhlenbewohner.

 

Es wäre um die Wirtschaft besser bestellt, wenn ihr die Medien den gleichen Stellenwert zumässen wie dem Sport.

 

*

 

Die Benachteiligten eines zivilisierten Landes sind immer diejenigen, die ein normales Leben führen, sich anständig benehmen und sich nichts zuschulden kommen lassen, aber für die Torheiten der anderen aufkommen müssen.

 

Ein Chef, der seine Führungsrolle nur spielt, ist wie ein Schauspieler ohne Ausbildung.

 

Bei manchen Wirtschaftsführern merkt man leider zu spät, dass sie nur in Bewegung geraten, wenn sie im Schaukelstuhl sitzen.

 

*

 

Der Weg zur Objektivität ist mit vielen Stolpersteinen gepflastert.

 

*

 

Manchen Wirtschaftsführern des zu Ende gehenden Jahrhunderts ist die Ethik abhanden gekommen. Sie sind zu Marionetten des Shareholders value geworden.

 

Auch Fachidioten sind nützlich; sie sollten aber nicht gefördert werden.

 

Ein Chef, der seine Schwächen zeigen kann, ist ein starker Vorgesetzter.

 

*

 

Die Probleme der Menschheit sind derart komplex geworden, dass sie nur noch von Naiven verstanden werden.

 

Immer wieder wird nach Lösungen gesucht, statt die Ursachen zu bekämpfen.

 

Wo die Moral am Sinken ist, ist auch der wirtschaftliche Untergang nicht mehr fern.

 

*

 

Bei gleicher Qualität und gleichem Preis hat der Freund den Vortritt.

 

*

 

Die Zukunft beginnt heute: Jeder Tag ist erneut ein Anfang.

 

W er Weisheitszähne hat, sollte sich keine falschen Hoffnungen machen.

 

An der Auflage der Boulevardpresse kann festgestellt werden, ob die Arglosigkeit eines Volkes zu- oder abnimmt.

 

*

 

Die Politiker von heute erliegen dem Irrtum, gescheiter zu sein als ihre Vorgänger. Sie meinen, diese seien von gestern.

 

Warum kann man sich gegen Dachschäden von Politikern nicht versichern?

 

Mittelmass tröstet sich mit dem Misserfolg des Genies.

 

*

 

Das Erkennen einer unternehmerischen Chance setzt voraus, Zeit zu finden, sich mit der Zukunft zu beschäftigen.

 

*

 

Man bewundert Manager, die für drei bis fünf Jahre die Zukunft voraussehen, und wundert sich, wenn sie nach drei bis fünf Jahren eine neue Stelle suchen müssen.

 

Um die Welt wäre es noch viel schlimmer bestellt, wenn das, was Journalisten schreiben, immer der Wahrheit entspräche.

 

Einkaufen heisst nicht Geld ausgeben, sondern Geld verdienen.

 

*

 

Die Wirtschaftslage eines Landes hängt davon ab, ob den jeweiligen Managern etwas mehr Intelligenz oder etwas mehr Arroganz in die Wiege gelegt worden ist.

 

Wer positiv denkt und nicht an sich zweifelt, ist ein Baustein für eine bessere Zukunft.

 

Damit der modernen Gesellschaft ein Licht aufgeht, müsste ihr die Elektrizität ausgehen.

 

*

 

Ein Chef, der nicht führt, hat ausgeführt.

 

Wer nur denkt und nicht handelt, kommt nie ans Ziel.

 

Auch von angeblich Dummen kann man etwas lernen.

 



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