HomeLa Mettrie: Der Mensch eine Maschine

 

übersetzt, mit einer Vorrede und mit Anmerkungen versehen von Max Brahn. Leipzig: Dürr 1909, Philosophische Bibliothek, Band 68.

Weitere Übersetzungen:

Der Mensch eine Maschine. Übers. von Theodor Lücke, Leipzig: Reclam 1965, bis 2001;

Der Mensch als Maschine. Übers und mit einem Essay von Bernd A. Laska. Nürnberg: LSR-Verlag 1985, 3. Aufl. 2004;

http://www.lsr-projekt.de/lm1.html

Die Maschine Mensch. Übers. und hrsg. von Claudia Becker. Hamburg: Meiner 1990.

 

 

Arzt. Studierte später bei Boerhaave in Leyden, dessen Ideen er weiterführte.

1745: "Naturgeschichte der Seele"

1746: von Friedrich dem Grossen unter die Fittiche genommen

1747: "L'Homme machine", "gewidmet" Albrecht von Haller, anonym in Leyden erschienen. Datum 1748. Erste deutsche Übersetzung: 1875 Adolf Ritter (Leipzig: Dürr); manches unklar.

 

 

Brahn:

 

Julien Offray de La Mettrie entschuldigt, nach Lange, das Verbrechen als eine Krankheit. Ob ein Verbrecher seinen Impulsen widerstehen kann, muss der Arzt entscheiden.

Gottes, Unsterblichkeits- und Freiheitsglaube sei falsch und der Menschheit gefährlich. Dagegen: Glaube an die Beobachtung und Macht der Naturwissenschaft.

 

Geistige Störungen haben rein körperliche Ursache (Veränderungen im Gehirn oder Nervensystem).

Das Geistige ist nichts weiter als eine besondere Kraftäusserung der Materie.

 

Aus Atombewegungen bildet sich das Weltall und alles Weitere, absichtslos aber notwendig, nach Gesetzen.

Organisch ist im Gegensatz zum Anorganischen solches, das sich von selbst aufzieht (reguliert).

Wie sich aus dem Anorganischen das Organische entwickelt, so entwickelt sich aus diesem das Geistige, ohne Sprünge.

 

Im geistigen gelten dieselben Gesetze wie im körperlichen Bereich.

Daher auch keine Grenze zwischen Tier und Mensch.

  1. Mensch: Affe, der sprechen lernte.
  2. Roboter können hergestellt werden bis hin zur sprechenden Maschine.

 

Moral heisst, den Gesetzen des Geistes zu gehorchen, und diese bestehen im Streben nach Vergnügen:

a) körperlich

b) geistig, d. h. auch Erziehung und Kultur, "höhere Genüsse", die den ersteren vorzuziehen sind (sie sind häufiger und dauernder zu erreichen). Wer aber dieser nicht fähig ist (auch aus sozialen Gründen) soll sich die körperlichen Genüsse verschaffen.

 

Reue (bei gesunden Verbrechern) ist unwirksam, überdies nur ein Produkt der Erziehung (?).

 

Ungelöst:

1. Wo und warum tritt an einer Stelle das geistige zu dem rein mechanischen Prinzip hinzu?

2. Wie entsteht Geistiges aus Körperlichem?

3. Wozu überhaupt "geistige Spiegelungen" körperlichen Geschehens?

4. Sind körperliche und geistige Gesetze derselben Art?

 

 

La Mettrie:

 

Höchstes geistiges Vergnügen: Liebe zur Wahrheit (2), genauer: das Suchen (vgl. 3, 70).

 

"Die gesamte Natur ist ihre (d. h. der höheren Genüsse) Nahrung, die Phantasie ihre Krönung" (2), aber auch alle Kunst! (3) Diese letzteren, die "Vergnügungen der Sinne" müssen aber gut geleitet werden (4).

"Liebe zur Natur" (3). "Bewundern Sie also die Schöpfungen der Natur" (4).

 

"Mit der Gesundheit wird mein Herz ohne Überdruss das Leben lieben. Mit dem Unentbehrlichen wird mein befriedigter Geist immer die Weisheit pflegen" (5).

 

"Die Liebe macht dem Weisen keine Furcht" (5)

 

"Der grösste Nutzen der Wissenschaften war es also, sich ihnen zu ergeben; schon dieser ist wahr und dauerhaft. Glücklich, wer Geschmack an den Studien findet" (7).

 

"Durch die Natur allein kann man den Sinn der Worte des Evangeliums, aufdecken, dessen wahre Auslegerin die Erfahrung ist" (9).

 

"Die Erfahrung allein kann über den Glauben Richter sein" (10).

 

Man muss versuchen, "die Funktionen der Seele, gleichsam mitten durch den Organismus des Körpers dringend, aufzudecken, ich sage nicht, die innerste Natur des Menschen selbst mit Sicherheit entdecken, aber doch den höchsten Grad der hierbei möglichen Wahrscheinlichkeit erreichen" (11).

 

Erwähnt Empfindungen des Phantomglieds bei Amputation (12).

 

Die Geistestätigkeit wird mit den Eingeweiden zugleich verstopft (13).

 

"Seele und Körper schlafen zugleich ein" (13).

Zwei "wechselwirkende Ursachen der Schlaflosigkeit" (14): erregte Seele und zu rascher Blutumlauf.

Opium: süsse Betäubung; Kaffee: zerstreut Kopfschmerzen und Kümmernisse.

 

"Der menschliche Körper ist eine Maschine, die ihre Federn selbst aufzieht, ein lebendes Abbild der ewigen Bewegung" (15).

 

Rohes Fleisch essen macht wild!

 

"Die Seele folgt den Fortschritten des Körpers, wie denen der Erziehung" (17).

 

Einfluss des Wetters: "Der Geist hat, wie der Körper, seine epidemischen Krankheiten und seinen Skorbut" (18). Auch Klima.

"Die verschiedenen Zustände der Seele stehen also immer in Wechselbeziehung mit denen des Körpers" (19).

 

Der Mensch hat das "grösste und am meisten gewundene Gehirn" (19).

 

Naturgesetz: "dass man, je mehr man von seiten des Verstandes gewinnt, desto mehr von seiten des Instinkts verliert" (20).

 

Bei Affen fehlen die "Sprachorgane" (21), aber "Waldmenschen" könnte man erziehen (22), sogar Affen! Amman brachte Taubstumme zum Reden (22f).

 

"Der Übergang von den Tieren zum Menschen ist kein gewaltsamer" (24).

 

Kultur: "Man hat einen Menschen abgerichtet wie ein Tier, man ist Erfinder geworden wie Lastträger ... Alles ist durch Zeichen erreicht worden; jede Art [auch Tiere] begriff das, was sie bereifen konnte und auf diese Weise erwarben sich die Menschen die 'symbolische Erkenntnis'" (24f).

 

Natürliche Entstehung der Sprache: spontane Töne (25).

 

Die Seele prüft die von den Augen gebildeten Abbilder der Gegenstände notwendigerweise; es sind "Zeichen" (26)!, diese erlauben die Unterscheidung.

"Diese wirkliche oder scheinbare Ähnlichkeit der Gestalten ist die Grundlage aller Wahrheiten" (27).

 

Unser Wissen ist "nichts anderes, als eine ungeheuere Anhäufung von Worten und Figuren, die im Kopfe alle die Spuren hervorbringen, durch die wir die Gegenstände unterscheiden und uns ihrer erinnern ... Die Worte und die Gestalten, welche durch die Worte ausgedrückt werden, sind im Gehirn so aneinander geknüpft, dass man sich nur selten eine Sache ohne ihren Namen oder das Zeichen, welches mit ihr verbunden ist, vorstellt [imaginer]" (27).

 

Begriffe: besser organisierter Mensch (25)

Gehirnorganisation (28)

"Die Organisation ist der grösste Vorzug den Menschen" (29), d. h. die naturhafte Anlage.

 

Die Vorstellungskraft ist das Grundlegende, welche alle Teile der Seele formt (27); sie nimmt wahr und stellt "sich alle Gegenstände mit den für sie charakteristischen Zeichen vor" (28). Sie ist die Seele, "da sie alle Rollen der Seele spielt" (28). Durch sie "erhält das kalte Skelett der Vernunft lebhaftes und rotes Fleisch, durch sie blühen die Wissenschaften und verschönern sich die Künste ... (28).

Daher empfindet sie nicht nur die Schönheit der Bilder, sondern sie findet auch deren "Verhältnisse" auf, d. h. sie kann abmessen (29).

 

Also Stufen: Körper - Seele - Geist (der wird gezeugt; 30)

 

Ferner: Organisation (Anlage) von ebensolches Einfluss wie Unterricht (Erwerbung; 29f). Letzteres gehört aber zur Entfaltung der Organisation.

 

"Ich sage von der Wahrheit im allgemeinen, was Fontenelle von gewissen Wahrheiten im besonderen sagt - man müsse sie der gesellschaftlichen Liebenswürdigkeit zum Opfer bringen" (31).

 

"Es ist ein schändlicher Missbrauch, wenn man glaubt, verschiedene Dinge zu sagen, wo man doch nur verschiedene Worte oder Laute gebraucht, an welche man keine wirkliche Idee oder keinen Unterschied geknüpft hat" (31).

 

Die Vorstellungskraft muss ihre Empfindungen prüfen (32), gerade weil sie die Tendenz hat, "vom Wirbel des Blutes und der Gedanken fortgerissen" zu werden (32). D. h. dem Ungestüm, der schnellen Folge der Ideen muss man "einen Zaun anlegen" (33), den Gegenstand packen und "von allen Gesichtspunkten sehen" (33).

 

Der Mensch hat bei der Geburt weniger Instinkte als das Tier, kann sich nicht allein helfen (33f).

"Die Natur hat uns also geschaffen, um unter den Tieren zu stehen oder wenigstens, um eben hierdurch die Wunder der Erziehung heller glänzen zu lassen, welche allein uns aus diesem Niveau heraushebt und uns endlich über die Tiere stellt" (34).

 

Wir können von unserem Gefühl der Gewissensbisse aus nicht "über die Gewissensbisse eines andern urteilen", man kann sich nur an die "sichtbaren oder äusseren Zeichen" halten, "... die wir an uns selbst bemerkten, als wir dasselbe böse Gewissen hatten und die gleiche Pein erlitten" (35).

 

Wenn wir immer "die gleiche Achtung vor der Menschlichkeit an den Tag legten", gäbe es keine Kriege, "welche die Geissel des Menschengeschlechts und die wahren Henker des Sittengesetzes sind" (35).

 

Z. B. der Hund oder Löwe "urteilt, verknüpft, nachdenkt und überlegt" (35).

Da also Tiere "uns deutliche Zeichen ihrer Reue wie ihrer Intelligenz zeigen, weshalb sollte da der Glaube abgeschmackt sein, dass Wesen, die fast so vollendete Maschinen sind wie wir selbst, auch wie wir imstande sind, zu denken und die Natur zu empfinden" (36).

 

Bei den Tieren ist es wie bei den Menschen; die einen wie die andern können je nach ihrem Temperament mehr oder minder wild sein, und werden es noch mehr in der Gemeinschaft solcher, die es schon sind" (36).

 

Wenn der Mensch Tugend und Laster, Recht und Unrecht unterscheiden kann, "so folgt daraus, dass die Tiere, welche aus demselben Stoffe gebildet sind ... an den gleichen Vorrechten des animalischen Wesens teilnehmen müssen. Dann gibt es keine Seele oder empfindende Substanz ohne Gewissensbisse" (37).

 

Es gibt ein unzerstörbares (37), "natürliches Sittengesetz" (39), "sittliches Naturgebot" (40), "Naturgesetz" (66), an dem auch alle Tiere Anteil haben.

 

Es gibt "tausend erbliche Laster und Tugenden, welche von den Eltern auf die Kinder übergehen" (38).

 

Nur "ausgezeichnete Ärzte" sollten als Richter tätig sein, um unschuldige von schuldhaften Verbrechern zu unterscheiden.

Da, wenn der Verbrecher "wieder zu sich selbst gekommen" ist (38, 39), er durch Gewissensbisse gepeinigt ist, muss man seine Einbildungskraft nicht "mit der Hölle, mit Gespenstern und Feuerabgründen" schrecken (39).

 

"Wer die Menschen quält, wird durch sich selbst gequält, und die Leiden, die er empfindet, werden im rechten Verhältnis zu den begangenen Taten stehen" (40).

Anderseits macht es grosses Vergnügen, Gutes zu tun und das empfangene Gute dankbar zu anerkennen.

 

"Die Natur hat uns alle einzig dazu erschaffen glücklich zu sein: ja alle, vom Wurm, der im Staube kriecht, bis zum Adler, der sich in den Wolken verliert" (40).

 

Das Naturgebot: "Es ist ein Gefühl, das uns lehrt, was wir nicht tun dürfen, weil wir nicht wollen, dass man es uns tue" (40; 66). Es setzt "weder Erziehung noch Offenbarung, noch einen Gesetzgeber voraus" (41).

"Damit ziehe ich die Existenz eines höchsten Wesens nicht in Zweifel, es scheint mir im Gegenteil der höchste Grad von Wahrscheinlichkeit für ein solches zu sprechen" (41).

 

"Wer weiss übrigens, ob der Grund der Existenz des Menschen nicht in seiner Existenz selbst liegt. Vielleicht ist er auf einem Punkt der Erdoberfläche dem Zufall hingeworfen worden, ohne das man das Wie oder das Warum wissen kann ...

Welche Narrheit, sich mit Dingen so zu quälen, die man unmöglich erkennen kann und die uns nicht glücklicher machen würden, wenn wir mit ihnen zustande kämen" (41).

 

Deistische Lobhudeleien stärken "die Fundamente des Atheismus" eher, als dass sie sie untergrabenes (41f). "Schon der Bau eines Fingers, eines Ohres, eines Auges, eine Beobachtung von Malpighi beweisen alles und ohne Zweifel weit besser als Descartes und Malebranche" (42).

 

Der Mensch und das ganze Universum scheint zu einer "Einheit der Zwecke" bestimmt zu sein (42).

 

Die ganze Welt ist im Auge "wie in einem Spiegel angeordnet" (42; vgl. 44).

 

Deisten und Atheisten (Naturforscher) werden ewig zwei Parteien sein. "Ich ergreife keine Partei" (45), da beide Seiten nicht "mit genügender Klarheit bewiesen" sind, um ihre "Zustimmung zu erzwingen" (45).

 

"Wer in seinem Herzen dem Aberglauben Altäre errichtet, ist zur Anbetung der Götzen geboren aber nicht, wahre Tugend zu empfinden", also nach dem Naturgebot zu leben (46).

 

"Wenn nun aber alle Eigenschaften der Seele von der eigentümlichen Organisation des Gehirns und des ganzen Körpers so sehr abhängen, dass sie sichtlich eben nur diese Organisation selbst sind, so liegt uns hier eine sehr aufgeklärte Maschine vor" (46).

 

Die Gewissensbisse sind der Materie "ebensowenig fremd ... wie die Gedanken", was dasselbe ist wie Fühlen (46; vgl. 40, 57).

 

Die Seele ist der Teil, "der in uns denkt" (46). Alles beruht auf dem "Prinzip der Bewegung" (46), das "nicht, wie man glaubte, ungeregelte Bewegungen sondern sehr geordnete hervorbringt" (49).

 

Der Sitz dieser angeborenen Kraft (Triebfedern) liegt im Parenchym, also in den Organen (nach Abzug von Nerven und Blutgefässen).

Durch die Tätigkeit der Triebfedern "entstehen alle vitalen, animalischen, natürlichen und automatischen Bewegungen" (49).

 

La Mettrie erwähnt zahlreiche Reflexe und autonome Funktionen (Herz, Lunge, Blase, Darm) als maschinenmässig (49).

 

"Das Gehirn hat seine Denkmuskeln, wie das Bein seine Gehmuskeln" (50).

 

Das anregende und antreibende Prinzip ist das enhormon (Hippokrates) [hormé = Drang, Trieb; lat. impetum faciens] ; es hat "seinen Sitz im Gehirn am Ursprung der Nerven, durch die es seine Herrschaft auf den ganzen übrigen Körper ausübt" (50). Die Seele ist "nur ein Bewegungsprinzip oder ein empfindlicher materieller Teil des Gehirns, den man ... als eine Haupttriebfeder der ganzen Maschine ansehen kann" (53; vgl. 62 schon beim Embryo). Diese Seele ist die "zweite Quintessenz des Menschen" (62).

 

Körperliche Reaktionen gehen "aus dem Zusammenhang und der Wechselbeziehung dieser Muskeln mit der Einbildungskraft" hervor (50).

 

"Einwirkung der mütterlichen Geisteserregungen" auf den Fötus ist vorhanden (50f).

 

"Wenn das, was in meinem Gehirn denkt, nicht ein Teil dieses Eingeweides und folglich des ganzen Körpers ist, warum erhitzt sich dann mein Blut, wenn ich ruhig in meinem Bett den Plan zu einem Werke mache oder einen abstrakten Gedankengang verfolge. Warum geht das Fieber meines Geistes in meine Venen über?" (51).

 

"Aus jener Harmonie ... werdet ihr die materielle Einheit des Menschen erkennen" (51).

 

Wechselwirkung zwischen Körper und Geist (52); zwei angeblich unverträgliche Substanzen, "die einander unaufhörlich berühren und in Bewegung setzen" (67).

 

Seele und Wille können nur soweit handeln, "als die Körperzustände es ihnen gestatten und deren Geschmack sich mit dem Alter und dem Fieber ändert!" (53)

Gesundheit des Körpers geht voran: "Jede Moral, die die Mässigkeit nicht lehrt, ist unfruchtbar; sie ist die Quelle aller Tugenden, wie die Unmässigkeit die aller Laster ist" (53).

 

Der Mensch ist "nur ein Tier oder eine Vereinigung von Triebfedern, die sich gegenseitig aufziehen, ohne dass man sagen könnte, an welchem Punkte des menschlichen Kreises die Wirksamkeit der Natur begonnen hätte" (53).

 

Jede Faser, jedes fibröse Element hat eine "natürliche, unserer Maschine eigentümliche Schwingung" (53), der man stets wieder Kräfte zuführen muss (resp. Abschwächen; 54).

 

Der Körper ist nur eine Uhr, der neue Kräftesaft der Uhrmacher" (54; 58).

 

Kurz: Die Substanz hat eine "natürliche Sprungfeder" (54).

 

"Prinzip der Selbstbewegung der organisierten Körper" (55), nicht Herrschaft einer despotischen Seele (Stahl), sondern die organisierte (nicht aber die träge und einfache) Materie ist "durch sich selbst bewegt" (56; 57).

Im Körper ist also eine "bewegende Kraft" (Leibniz); die Materie hat "die Fähigkeit zu denken" (56), Denken ist eine ihrer Eigenschaften (61, 65).

 

Bewegung und Empfindung sowohl im ganzen Körper als auch in isolierten Teilen (Huhn ohne Kopf, Froschherz) erregen sich wechselseitig (57).

 

Doch: "Die Natur der Bewegung ist uns ebenso unbekannt wie die der Materie. Ebensowenig haben wir ein Mittel zum Verständnis dafür, wie Bewegung in der Materie entsteht" (57), ebenso ist ein "unbegreifliches Wunder der Natur" "die Erzeugung der Empfindung und des Gedankens" (57) und das "verknüpfende Band" zwischen Denken und Materie (65).

 

Es gibt nur eine einige, verschieden modifizierte (66) Substanz auf der Welt, deren "vollkommenster Ausdruck" der Mensch ist (58). Alle Unterschiede zu und unter den Tieren hängen von "den Verschiedenheiten dieser Organisation" ab (,58, 65), d. h. für die Herstellung des Menschen wandte die Natur einfach "mehr Kunst und Technik" auf.

 

La Mettrie lobt Descartes, der die Tiere als Maschinen betrachtete, kritisiert aber dessen Dualismus (59f).

 

Menschen sind "senkrecht kriechende Maschinen", deren "wunderbaren Instinkt" die Erziehung zum Geist ausbildet (60).

"Eine Maschine sein, empfinden, denken, das Gute vom Schlechten zu unterscheiden wissen, wie das Blaue vom Gelben, kurz mit Intelligenz und einem sichern Moralinstinkt geboren sein - und doch dabei nur ein Tier sein, sind also Dinge, die sich nicht mehr widersprechen, wie ein Affe oder ein Papagei sein und sich doch Lust verschaffen können" (60).

 

Mensch = Maschine = organisierte Materie = Tier.

 

"Man beginnt jetzt, die Einheit in der Natur, sowie die Analogie zwischen Tier- und Pflanzenreich, zwischen Mensch und Pflanze zu fühlen. Vielleicht gibt es sogar animalische Pflanzen" (63).

 

"Auf dem Gebiete der Natur sind wir wahre Maulwürfe und legen dort Strecken zurück wie dieses Tier; nur unser Hochmut grenzt das Grenzenlose ab" (63).

 

Der Natur verdanken wir alles. "Die Materie ["die gemeinsame Mutter aller Reiche, wie sie die Chemiker nennen"] hat nur für grobe Augen, die sie in ihren glänzendsten Werken verkennen, etwas Niedriges an sich" (64).

 

"Brecht die Kette eurer Vorurteile, bewaffnet euch mit der Fackel der Erfahrung, und ihr werdet der Natur die Ehre erweisen, die sie verdient, statt aus der Unkenntnis, in der sie euch gelassen hat, irgend welche Schlüsse zu ihrem Nachteil zu ziehen. Öffnet nur eure Auen und lasst das, was ihr nicht bereifen könnt, links liegen" (67f).

 

"Was wissen wir von unserer Bestimmung mehr wie von unserm Ursprung?" (65)

 

Achtung vor der Natur! "Voller Menschlichkeit wird er ihren Charakter sogar in seinen Feinden lieben" (66).

 

"Nur Gelehrte allein erkenne ich als Richter über die Folgerungen, die ich gezogen habe, an" (67).

 

26.11.1975

 




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