Home Die ersten griechischen Philosophen

 

Olof Gigon: Der Ursprung der griechischen Philosophie - von Hesiod bis Parmenides. Verlag Schwabe & Co., Basel. 2. Aufl. 1968, 295 Seiten.

 

 

Es ist eine zweischneidige Sache, ein philosophisch-interpretatorisches Werk nach dreiundzwanzig Jahren In unveränderter zweiter Auflage herauszubringen.

 

Olof Gigon, in Basel aufgewachsen und seit zwei Dezennien Professor für klassische Philologie und antike Philosophie an der Universität Bern, Ex-Rektor daselbst, bestbekannter Aristotelesübersetzer und Herausgeber von Bänden über die Antike, weiss natürlich um die eigentlich notwendigen Neuformulierungen, Ergänzungen und die Berücksichtigung der inzwischen erschienenen umfangreichen Literatur, doch sah er sich nirgends gezwungen, seine Anschauungen grundsätzlich zu revidieren.

 

Er zeichnet in leichtverständlicher Sprache - auch für Leser ohne Griechischkenntnisse - die Kontinuität des Entwicklungsganges des Anfangs der griechischen Philosophie und ihrer Vorstellungen anhand detaillierter Schilderung von Leben und Werk einiger markanter Persönlichkeiten aus der grossen Gruppe der sogenannten «Vorsokratiker» (8.-5. Jahrhundert vor Christus) auf, wobei die fast nur fragmentarische Überlieferung manche Schwierigkeiten verursacht; Gigon korrigiert allzu schematisierte weitverbreitete Meinungen in kritischer Sichtung des lückenhaften Materials.

 

Er bezieht alles in je verschiedener Weise auf Hesiods Epos «Theogonie» zurück und verfolgt genau den philosophischen Problemfortschritt in den Stufen und Sprüngen bis zu Parmenides. Der Weg führt über die drei Milesier Thales, Anaximander und Anaximenes, Pythagoras und Alkmeon zu Xenophanes und Heraklit, um nach den Eleaten unvermittelt abzubrechen, da alles Weitere bis Platon nur noch eine Auseinandersetzung mit dem Gedicht des Parmenides ist.

 

Grosser Raum wird jeweils den kennzeichnenden Grundbegriffen und -ansichten, den Kosmologien (Welt-Werdung und vor allem deren Aufbau) sowie Meteorologie, den Seelenlehren und manchen Seltsamkeiten gewidmet.

 

Schade, dass immer von «Gegensatzpaaren», welche für diese philosophischen Lehren so wichtig und fruchtbar sind, die Rede ist, man sähe lieber die treffenderen und erhellenden Bezeichnungen: Entgegensetzungen oder Polaritäten.

Ebenso zu bedauern ist, dass ein - heute allgemein übliches - ausführliches Register am Schluss fehlt. Abgesehen davon bleibt dieses Buch selbstverständlich eine der wesentlichsten und klarsten Darstellungen auf diesem Gebiet.

 

Erschienen in den Basler Nachrichten, 1. August 1968

 



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