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siehe auch:

Zusammenstellungen: Arten von Methoden

Paul Lorenzen (1965); Gerhard Frey (1970); Albert Menne (1980)

Methoden des Denkens: Hans Leisegang (1928/51), I. M. Bochenski (1954), Ludwig Pongratz (1967), Christian Callo (1983)

 

 

Das "Psychologische Wörterbuch" von Friedrich Dorsch (7. Aufl. 1963. 69-71) unterscheidet einzelne Arten des Denkens:

 

"1. Nach dem Anschaulichkeitsgehalt, der Wirklichkeitsnähe und Abstraktionshöhe (inhaltlich also): theoretische und praktische Denkrichtung;

2. Nach den Weg: diskursiv (in einzelnen Denkschritten) - und intuitiv (mehr schauend, sprunghaft);

3. Nach dem Ergebnis: reproduktiv (Verwendung von und Besinnung auf Kenntnisse) - produktiv: schöpferisch, neue Ergebnisse erarbeitend;

4. Nach dem Grad der Kontrolle: kritisches - unkritisches Denken;

5. Der Denkablauf kann geordnet und zielstrebig sowie frei, ungebunden, passiv sein (häufiger Richtungswechsel ist assoziativ oder durch lebhaftes Schwanken der Aufmerksamkeit bedingt);

6. Ferner kennt man primitives, magisches, archaisches, symbolisches Denken. Das erstere kommt beim Naturvolk, Kleinkind und einfachen Menschen ('infantiles Denken') vor und vereint wegen mangelnder Trennung von Erlebniswelt und äusserer Dingwelt objektiv Ungleiches. Wird dies glaubensmässig kultisch durchsetzt, so kommt man zum magischen Denken (Zauberriten, Beschwörungshandlungen, Aberglaube, usw.). Treten 'rückschlagartig' Urformen derartiger Denkinhalte beim Zivilisierten auf, z. B. im Traum, bei geistigen Erkrankungen (Schizophrenie), so spricht man von archaischem Denken. Symbolisches Denken bindet Sinnbild und Sinnbildlichkeit zu Einem.

[7.] Der Charakter bestimmt sodann individuell das Denken, z. B.. rein vernunftmässiges Denken beim Rationalisten - anderseits stark emotional beeinflusstes Denken ...

[8.] Lersch, und vor ihm bereits Stern, sprechen hinsichtlich der Bedeutung des Denkens im Lebenszusammenhang von der intellektuellen und der geistig-ideellen Funktion des Denkens. Im ersteren ist es bloss dem erkennenwollenden und weltgestaltenden Verstande als Hilfsmittel dienstbar, die geistige Funktion erstrebt die Sinnerschliessung von Leben und Welt im ganzen (und ist daher mehr von der Vernunft getragen )...

 

'Typische Denkformen' beschreibt Dieter [1934]:

Der formalistisch-theoretische Typ, der mehr abstrahierend, idealisierend, lebensgelöst, mehr in Sachbesinnung denkt,

im Gegensatz zum gegenständlich-praktischen, emotional-bildhaften, intuitiven, mehr konkreten, in Erlebnisbesinnung denkenden 'Stoffdenker' (Bühler).

 

Wenzl [1934] unterscheidet an Denktypen:

1.      Selbständiger -rezeptiver Denker,

2.      Freier - aufgabengebundener, zielstrebiger Denker,

3.      Passiv sinndeterminierter - aktiv willensbewusster und probierender Denker

4.      Diskursiv und möglichst bewusst - intuitiv sprunghaft und unbewusst Denkender

5.      Abstrahierend-analytisch -kombinierend-synthetisch,

6.      Kritisch-kontrollierend - konstruktiv-schöpferischer Denker,

7.      Materialer und signitiver Denker".

 

Über sechs Dutzend nähere Bestimmungen des Denkens, das zeigt jedenfalls, dass Denken nicht einfach gleich Denken ist.

 

Andere Wörterbücher unterscheiden erkennendes und emotionales Denken und bezeichnen das diskursive Denken als zergliederndes und logisch schliessendes, das intuitive als gefühlsartig und einfallproduzierend.

Produktives Denken könne sowohl diskursiv vorgehen - Erfahrungen und Zusammenhänge "systematisch und planmässig erspüren, ergänzen, zu Ende denken" - wie intuitiv entstehen "aus Einfällen, plötzlichen Eingebungen, Ideen". "In beiden Fällen vollzieht sich der Denkablauf teilweise unbewusst, ja unbeabsichtigt, ohne erkennbares Eingreifen des Wollens" (W. Hehlmann, 6. Aufl. 1968, 89).

 

"Richtet sich das Denken auf reale Gegenstände (Angetroffenes), so heisst es konkretes Denken, richtet es sich auf ideale Gegenstände oder auf Vergegenwärtigtes, so handelt es sich um abstraktes Denken. Beide Denkweisen gehen in der Regel ineinander über. Im philosophisch-wissenschaftlichen Sinne ist Denken immer mehr oder weniger Begriffs-Denken, wenn mehr, heisst es Denken a priori, wenn weniger, a posteriori" (H. Schmidt, 18. Aufl. 1969 ,101).

 

Ein weiteres Wörterbuch unterscheidet philosophisches Denken, das auf Wahrheit geht, und logisch-formales Denken, das auf Richtigkeit geht.

 

Nach Leisegang (1928) führt

1.      das rein physikalische Denken zu Materialismus und Atheismus,

2.      das an der Betrachtung von lebenden Organismen geschulte Denken zu Pantheismus und Mystik,

3.      die an Artefakten ausgebildete Logik zu Idealismus und Dualismus von Stoff und Form, Körper und Geist, Gott und Welt.

Von Goethe berichtet Leisegang, dass dieser die atomistische und dynamische, die nutzende, die wissende, die anschauende und die umfassende "Denkweise" unterschieden habe.

Karl Jaspers schliesslich unterschied die scholastische, die experimentierende und die dialektische "Denktechnik" (nach J. Hoffmeister, 2. Aufl. 1955,154-160).

 

Arnold Keyserling veröffentlichte 1968 eine "Geschichte der Denkstile" und gliedert sie wie folgt:

I. Teil: Die objektiven Denkstile (Vorzeit - Gotik)

·        Das kosmische Denken

·        Das mythische Denken (2300 v. Chr. - 200 v. Chr.)

·        Das logische Denken (600 v. Chr. -)

·        Das theologische Denken (1 -)

·        Das theokratische Denken (600-1200)

·        Das scholastische Denken (850-1350)

 

II. Teil: Die subjektiven Denkstile (Neuzeit)

·        Das humanistische Denken (1300-1600)

·        Das rationalistische Denken (1600-1800)

·        Das idealistische Denken (1770-1889)

·        Das soziologische Denken (1777-)

·        Das wissenschaftliche Denken (1840-)

·        Das ganzheitliche Denken (1900-)

 

 

Aus einem Text über Forschung und Denken, Herbst 1972

 




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