Be-obach-tungen,
Auf-fällig-keiten
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1. Rhythmen, Gestalten und
Sprünge sehen
Das ist das Hauptkennzeichen der
klassischen Morphologie seit Goethe. Rhythmen verlaufen in Stunden
(Transaktionen) bis Jahrzehnten (Kondratieff-Zyklen).
Besonders gut zu beobachten waren die
gleichmässig verlaufenden globalen Wellen von Ost nach West
nach dem Börsen-Crash. Ebenso auffällig waren die enormen
Kurssprünge und Disparitäten.
2. Steten Wandel spüren
Die Empfindlichkeit der Märkte auf
wirtschaftliche Daten, politische Verlautbarungen und
militärische Ereignisse ändert sich laufend. Auch
für Risiken gilt: "Alles fliesst".
3. Herausfinden, was man für ein
Typ ist
Nach Fritz Zwicky muss jeder Mensch sein
eigenes "Genie" herausfinden und entwickeln. Der Anleger sollte
sich fragen, ob er risikofreudig und flexibel ist, was seine
Vorlieben, Absichten und Schwächen sind und ob er Verluste
verkraften kann. Die ungeschminkte Selbsteinschätzung bestimmt
dann sein Vermögens-Management.
4. Nüchterne Einschätzung
der Börse
Die Börse ist keine Sinekure, kein
Spiel und kein Spass, sondern bitterer Ernst.
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5. Märkte sind
undurchsichtig
Viele Mächte, Kräfte und Daten
liegen im Dunkeln. In der Schweiz sind nicht einmal die Volumen der
gehandelten Titel bekannt.
Überdies können Absprachen,
Täuschungen, Unlauterkeiten und Unfähigkeit das Geschehen
bestimmen. Das führt zu falschen Einschätzungen und
Fehlanpassungen.
6. Unterschiede zwischen normalen und
Krisenzeiten
Durch den Börsensturz wurden alle
Börsen, alle Titelkategorien, Branchen und Firmen betroffen.
Substanz und Bonität zählten nicht mehr.
7. Informationen kritisch
bewerten
Zeitweilig versagte die
Informationstechnologie. Lagebeurteilungen und Empfehlungen waren
widersprüchlich. Wer keine direkten und schnellen
Informationen hat, sitzt am kürzeren Hebelarm.
8. Manche alten Börsenregeln
bestätigten sich, z. B.
Der erste Verlust ist der kleinste.
Sympathien sind unangebracht.
Man muss sich von seinem
Börsenberater emanzipieren.
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Folge-rungen
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9. Ahnungen ernst nehmen
Es genügt nicht, Ahnungen zu haben,
man muss sie auch ernst nehmen.
Sie tragen die "gerichtete Intuition"
(Fritz Zwicky) und lassen sich üben und schärfen.
10. Flexibilität der
Wahrheit
Dieses von Fritz Zwicky für die
Wissenschaft aufgestellte Prinzip gilt auch für die
Börse. Was heute gültig ist, erwartet wird oder geboten
scheint, kann schon morgen falsch sein.
Für Krisenzeiten empfahl Zwicky die
Bildung von "Kommandoaktionen" oder "task forces".
Keine einsamen Entscheide mehr.
11. Überzeugt sein statt
hoffen
Hoffen ist gefährlich. Man muss den
Realitäten ins Auge blicken.
Jede Aktion an der Börse muss auf
Überzeugung basieren.
12. Weltanschauung,
Lebenshaltung
Grundlage der Börse ist der
Liberalismus. Er hat vier Säulen:
freie Marktwirtschaft und Wettbewerb,
Eigennutz und Leistung.
Die meisten Anleger erwarten, was sie den
Spekulanten vorwerfen:
Ertrag ohne Einsatz,
Geldvermehrung ohne eigene Arbeit.
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13. Vor- und Hauptsignale
beachten
Die Beachtung von Signalen ergänzt
das "Gespür" für Stimmungen.
Für den Börsen-Crash vom
19.10.1987 lassen sich leicht ein Dutzend Vor-Signale
aufzählen. In der Vorwoche gab es überdies direkte
Signale am Bond- und Aktienmarkt. Auch ein Crash selber ist als
Hauptsignal ernst zu nehmen.
14. Totalitätsbetrachtung
Gemäss dem morphologischen Ansatz
ist alles im Auge zu haben:
1. das gesamte eigene Portfolio; es darf
nirgends rinnen.
2. das gesamte Umfeld, also neben
Wirtschaft auch Politik und Psychologie.
Stimmungen sind so wichtig wie "facts",
die ja immer erst interpretiert werden müssen.
15. Sich informieren
Unkenntnis der Börse schützt
vor Verlusten nicht. Daher ist laufende Information vonnöten,
aber auch die Lektüre von Biographien, historischen und
sozialwissenschaftlichen Analysen.
Finanzinnovationen und Strategien
können mit Hilfe morphologischer Schemata studiert werden.
16. Alternativen aufstellen
Die von der Entscheidungstheorie
geforderte Betrachtung von Alternativen wird in der Praxis
sträflich vernachlässigt. Meist wird nur eine Lösung
durchgestiert.
Bereits in ruhigen Zeiten ist ein
Krisenszenario auszuarbeiten. Hilfreich dafür ist der
morphologische Kasten weiterer Anlagemöglichkeiten.
Ferner: Vor jedem Kauf ist der Titel
einige. Zeit zu beobachten und nach dem Kauf ist sofort eine
Verkaufsstrategie festzulegen.
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