HomeKurzer Lebenslauf von Fritz Zwicky

 

 

Fritz Zwicky wurde am 14. Februar 1898 in Warna (Bulgarien) als Sohn eines Glarner Kaufmanns geboren.

 

Er besuchte die Schulen in Glarus und Zürich und machte 1920 an der ETH das Abschlussdiplom in Physik. Zwei Jahre später doktorierte er bei den Professoren Debye und Scherrer. Nach 4 Jahren Assistenzzeit wurde er 1925 als Research Fellow ans California Institute of Technology in Pasadena eingeladen. Schon zwei Jahre später war er Assistenzprofessor für theoretische Physik, wandte sich aber bald auch der Astronomie zu.

1932 sagte er die Existenz von Supernovae voraus, von denen er dann 1936-1941 durch Beobachtungen auf der Mount Palomar Sternwarte tatsächlich 20 entdeckte. Kurz nachdem er 1942 zum Ordinarius für Astrophysik am Caltech und zum wissenschaftlichen Direktor einer Raketenfirma berufen worden war, entwickelte er die Morphologische Methode. Seit 1946 hat er an zahlreichen internationalen Kongressen und auch in vielen Vorträgen in der Schweiz darüber berichtet. 1957 erschien sein erstes Buch: "Morphological Astronomy", 1959 seine drei Jahre zuvor an der ETH gehaltene Vorlesungsreihe "Morphologische Forschung". (Der erste Vortrag war 1956 in der io erschienen.)

 

Die ersten Ansätze zu morphologischen Studien gehen bis in seine Sekundarschulzeit zurück, wie er in seiner "Biographie" ("Jeder ein Genie", 1971, S. 171f) schreibt, und in den dreissiger Jahren begann er mit der "Erschauung des morphologischen Weltbildes, in dem alle wesentlichen Beziehungen zwischen materiellen Gegenständen, physischen und psychischen Erscheinungen sowie Ideen und Konzepten klar erkennbar sind".

 

Das bildet gleichzeitig den Kern der Problemlösungsmethode, welche 6 Stufen durchläuft (vgl. Helvetica Physica Acta, 1948, S. 301)

 

1. Problemformulierung und sofortige Generalisierung

2. Untersuchung aller signifikanter Parameter

3. Schematische Entwicklung sämtlicher Lösungen

4. Bestimmung der idealen Lösungen und Evaluation

5. Vergleich aller Lösungen untereinander; Auswahl

6. Analyse, Entwurf und Konstruktion der gewählten Lösung.

 

Diesem Verfahren des "Morphologischen Kastens" stehen weitere von Zwicky ausgebaute Methoden zur Seite, z. B.

 

- systematische Feldüberdeckung und Stützpunktmethode

- Negation und Konstruktion, ausgehend vom methodischen Zweifel

- sukzessive Approximation und Rückkopplung

- gerichtete Intuition.

 

Mit ihrer Hilfe vermochte Zwicky nicht nur neue Antriebsarten für Raketen (vgl. "Morphology of Propulsive Power", 1962) zu entdecken - wofür er gegen 20 Patente erhielt -, sondern auch etwa Beiträge zum Weltraumrecht (1961) zu leisten. Auch die Energiefrage kann mit morphologischem Denken und Vorgehen angegangen werden (vgl. "Entdecken, Erfinden, Forschen im morphologischen Weltbild", 1966, S. 141-162).

 

Eine erste "betriebswissenschaftliche " Anwendung bildete das sich über 20 Jahre erstreckende Hilfsprogramm für kriegsgeschädigte wissenschaftliche Bibliotheken, für das Zwicky weltweite Anerkennung zuteil wurde (vgl. daselbst, S.123-141).

 

Seither bildet die Morphologie einen festen Bestandteil jedes Methoden-Lehrgangs in Management-Seminarien. (Der erste einer langen Reihe von Aufsätzen - und Aufgaben von Hermann Holliger erschien 1968 in der io.)

 

Nachdem Zwicky am Ende des Zweiten Weltkriegs im Auftrag der US Air Force Studienreisen nach Deutschland und Japan unternommen hatte und für seine Studien 1949 als erster Ausländer die "Medal of Freedom" von Präsident Harry Truman überreicht erhalten hatte, wurde er als Berater und Vorstandsmitglied internationaler Organisationen sehr geschätzt. Sogar Gottlieb Duttweiler liess es sich nicht nehmen, Zwicky 1960 für eine morphologische Analyse seines Unternehmens zu gewinnen. Auch andere Schweizer Firmen nahmen seine Dienste in Anspruch.

[z. B. BBC, sehr intensiv seit ca. 1930;

Escher Wyss, seit 1945;

Heberlein 1953-1959

CIBA 1959, 1962

Bührle/ Contraves 1965-1970]

 

Zwickys Raketenexperimente kulminierten 1957 im ersten Schuss von Partikeln in den Weltraum, seine astronomischen Forschungen in der Entdeckung kompakter Galaxien (1963). Das Resultat seiner Durchforschungen des Himmels liegt in zahlreichen Sternkatalogen vor, darunter als Monumentalwerk die acht Bände des "Catalogue of Galaxies and of Clusters of Galaxies" (1961-68).

 

Ein Jahr nach der Verleihung der Goldmedaille der Astronomical Society starb Zwicky am 8. Februar 1974 in Pasadena.

Sein gesamter umfangreicher handschriftlicher Nachlass, seine über 500 Publikationen und seine Bibliothek befinden sich in der Landesbibliothek Glarus. Sein Lebenswerk wird betreut und gegenwärtig erschlossen von der "Fritz-Zwicky-Stiftung, Glarus".

 

(am 26.8. 1980 mit Porträt von Fritz Zwicky an „io Management Zeitschrift“ gesandt;

auf Nachfrage am 16.5.1983 bekannte der Chefredaktor, er habe Artikel und Photo nicht publiziert)

 



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