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                    Ganzheit, ganzheitliches Denken

 

Zusammengestellt im Sommer 1990 für eine interdisziplinäre Veranstaltungsreihe „Wissenschaft und Ganzheit“ von Universität und ETH Zürich im Wintersemester 1990/91

 

 

500 v. Chr.    "Die Summe der Teile ist nicht das Ganze."
Laotse angeblich in Kap. 39 des Tao-Te-King, gemäss Übersetzung von Alexander Ular, 1903. In den Reclam-Ausgaben (Stuttgart 1961, Leipzig 1978) fehlt just dieser Satz.

 

500 v. Chr.    "Nur das Seiende ist.
Wie es niemals geworden, so kann es auch nimmer vergehen. Ganz ist es, nicht zu erschüttern, auch zielt es nicht in die Ferne.
Auch nicht teilbar ist das Sein, da es überall gleich ist. Weder gibt es ein stärkeres Sein noch ein schwächeres, welche Den Zusammenhang störten; von Seiendem voll ist das Ganze. Ganz Zusammenhang ist es; an Sein nur schliesst sich das Sein an."
Parmenides, Fr.8 (Auszug der Übersetzung von Hermann Glockner)

 

370 v. Chr.    Platon: Zusammenschau (synopsis): "Wer Fähigkeit für jenen Überblick hat, der hat auch Fähigkeit für Dialektik". Nur wer zusammenschauen kann, also der Systematiker, ist der wahre Dialektiker.

"Jede Figur, jede Zahlenverbindung, das ganze System der Harmonie und des Umlaufs der Gestirne muss demjenigen, welcher auf die rechte Weise darüber belehrt wird, als ein einziges und gemeinsames grosses Ganzes erscheinen, und es wird ihm so erscheinen, wofern er, dieser Anleitung folgend, dieses Eine beständig als sein Ziel im Auge behält."
Platon, Anhang zu den "Gesetzen" (991e)

 

350 v. Chr.    "Von Natur ursprünglicher ist der Staat als das Haus und jeder einzelne von uns. Denn das Ganze ist notwendig ursprünglicher als der Teil" (und zwar nicht der Zeit, sondern dem Begriffe nach).
Aristoteles "Politik" (1253a20)
"Dasjenige, was so zusammengesetzt (sýnholon) ist, dass das Ganze eins ist, nicht wie ein Haufen, sondern wie die Silbe, ist noch etwas anderes ausser den Elementen (stoicheîa)."
Aristoteles "Metaphysik" (1041b 11)
"Ganzes (hólon) heisst etwas, dem erstens keiner von den Teilen (mére) fehlt, auf Grund derer es naturgemäss ein Ganzes genannt wird und das zweitens sein Umfasstes so umfasst, dass es eines (hén) ist."
Aristoteles "Metaphysik" (1023b20)

 

300 v. Chr.    Epikur: Epibolé (Intuition) als schlagartiges Erfassen des ganzen Erkenntnisgegenstandes

 

300 v. Chr.    "Und das Ganze ist grösser als der Teil."
Euklid: Elemente 1 (5. Axiom)

 

23 v. Chr.      "Wenn sie (die Laien) aber bemerkt haben, dass alle Wissenszweige unter sich sachlich miteinander in Verbindung stehen und etwas Gemeinsames haben (omnes disciplinas inter se coniunctionem rerum et communicationem habere) ... Enzyklopädische Bildung ist nämlich als ein einheitlicher Körper aus diesen Gliedern zusammengesetzt (encyclios enim disciplina uti corpus unum ex his membris est composita)."
Vitruv: "De architectura"

 

180 n. Chr.    "Oft erwäge die Verknüpfung von allen Dingen in der Welt und ihre gegenseitige Beziehung. Denn alle Dinge sind gewissermassen miteinander verflochten und alle insofern einander lieb." (6,38)
"Es soll als erster Satz gelten, dass ich ein Teil des von der Natur durchwalteten Ganzen bin; zweitens dass ich irgendwie in innerlicher Verbindung mit den verwandten Teilen stehe ... Indem ich mich also erinnere, dass ich ein Teil des so gearteten Ganzen bin, werde ich mich mit allem Begegnenden befreunden." (10,6)
Alle Dinge verflechten sich miteinander, und die Verknüpfung ist heilig, und sozusagen kein Ding ist einem andern fremd; denn es ist eingereiht und ordnet dieselbe Weltordnung mit.
Denn es gibt eine Welt aus allem und einen Gott durch alles und eine Substanz und ein Gesetz ..."
(7,9)
Mark Aurel

 

1000            engl.: wholeness (seit 1400: the whole)

 

1100            frz.: l’entier (von: integer)

 

13. Jh.           frz.: le tout (von: totus)

 

1250            "Das Ziel und der Zweck aller unserer Handlungen ist entweder: die Ganzheit unserer Natur wiederherzustellen oder die Unvollkommenheiten, denen unser Leben unterworfen ist, zu erleichtern."
Vincent von Beauvais

 

1300            Raymundus Lullus: ars magna oder characteristica universalis

 

1309            "Die Menschheit ist ein Ganzes mit Bezug auf bestimmte Teile und ist ein Teil mit Bezug auf ein bestimmtes Ganzes. Sie ist ein Ganzes mit Bezug auf die einzelnen Reiche und die Völker ..."
Dante: De Monarchia

 

1380             "Das Vollkommene ist das Ganze."
Theologia deutsch (1516/18 von Luther erstmals veröffentlicht)

 

1435             "... dass die Schönheit eine bestimmte gesetzmässige Übereinstimmung aller Teile, was immer für einer Sache, sei (certa cum ratione concinnitas universarum partium in eo), die darin besteht, dass man weder etwas hinzufügen noch hinwegnehmen oder verändern könnte, ohne sie weniger gefällig zu machen."
Leon Battista Alberti

 

1440             "Die Schönheit ist eine Art Übereinstimmung und ein Zusammenklang der Teile zu einem Ganzen (consensum et conspirationem partium in eo), das nach einer bestimmten Zahl, einer besonderen Beziehung und Anordnung ausgeführt wurde, wie es das Ebenmass, das heisst das vollkommenste und oberste Naturgesetz, fordert."
Gott hat "die Verhältnisse der Teile wechselweise aufs genaueste zusammengestimmt, dass überall die Bewegung der Teile zum Ganzen führt".
Nicolaus Cusanus: De ignorantia

 

1538             „got ... ist allenthalben ganz im ganzen, alles in allem“
Sebastian Franck: guldin arch (ähnlich Scriver, 1681)

 

1580             "L'universo è tutto in tutto"
Giordano Bruno

 

um 1600       „Gänze“: Vollständigkeit, soliditas

 

1684             Leibniz: volle Zusammenschau (cognitio intuitiva) des Ganzen; mathesis universalis, ars combinatoria

 

1769             "Es gibt nur ein einziges grosses Individuum, nämlich das Ganze (le tout). In diesem Ganzen gibt es wie bei einer Maschine oder irgendeinem Lebewesen einen Teil, den Sie so oder so nennen; aber wenn Sie diesen Teil des Ganzen als Individuum bezeichnen, geschieht das nach einem ebenso falschen Konzept, wie wenn Sie bei einem Vogel den Flügel oder eine Feder des Flügels als Individuum bezeichnen würden."
Denis Diderot: "Rève d'Alembert".

 

1770             Natur ist "das grosse Ganze, das aus der Zusammenfügung (assemblage) der einzelnen Stoffe, ihren verschiedenen Kombinationen und den verschiedenen Bewegungsarten resultiert, die wir im Universum sehen."
Aber auch: "Jeder Mensch ist ein zusammenhängendes Ganzes (un tout lié), dessen Teile in einer notwendigen Verbindung stehen."
Paul Heinrich Dietrich de Holbach: "Système de la nature".

 

1781             Das Ganze ist nicht gegeben, sondern immer nur aufgegeben
Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft, A508

 

1785             "In jedem lebendigen Wesen sind das, was wir Teile nennen, dergestalt unzertrennlich vom Ganzen, dass sie nur in und mit denselben begriffen werden können, und es können weder die Teile zum Mass des Ganzen noch das Ganze zum Mass der Teile angewendet werden, und so nimmt ... ein eingeschränktes lebendiges Wesen teil an der Unendlichkeit, oder vielmehr es hat etwas Unendliche in sich, wenn wir nicht lieber sagen wollen, dass wir den Begriff der Existenz und der Vollkommenheit des eingeschränktesten lebendigen Wesens nicht ganz fassen können, und es also ebenso wie das ungeheure Ganze, in dem alle Existenzen begriffen sind, für unendlich erklären müssen."
J. W. v. Goethe: Studie nach Spinoza

 

1787            J. H. Lambert (urspr. 1764/71): System = zweckmässig zusammengesetzes Ganzes

 

1790             Die Idee des Ganzen bestimmt die Form und Verbindung aller Teile
Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft, § 65.

 

1793             "An jeder Komposition ist es nötig, dass sich das Einzelne einschränke, um das Ganze zum Effekt kommen zu lassen."
Friedrich Schiller an Körner, 23.2.1793

 

1797            "Immer strebe zum Ganzen, und kannst du selber kein Ganzes werden, als dienendes Glied schliess an ein Ganzes dich an!"
Schiller/ Goethe (musenalmanach, "Tabulae votivae")

 

1799            "Nicht das Ganze konnte aus den Teilen, sondern die Teile mussten aus dem Ganzen entspringen".) Friedrich Wilhelm Joseph Schelling

 

1800             "Denn Wissenschaft ist ein Ganzes der Erkenntniss als System und nicht bloss als Aggregat."
Immanuel Kant "Logik"

 

1800             „Der Staat allein ist’s, der eine unbestimmte Menge Menschen zu einem geschlossenen Ganzen, zu einer Allheit vereinigt“
J. G. Fichte: Der geschlossene Handelsstaat; Ausgabe 1979, 15

 

1807             "Das Wahre ist das Ganze. Das Ganze aber ist nur das durch seine Entwicklung sich vollendende Wesen."
Ferner: Dialektik von Teil und Ganzem.
G. W. F. Hegel: Phänomenologie des Geistes, Vorrede

 

1808             "Die Wurzel aller Sittlichkeit ist die Selbstbeherrschung, die Selbstüberwindung, die Unterordnung seiner selbstsüchtigen Triebe unter den Begriff des Ganzen."
Johann Gottlieb Fichte. Reden an die deutsche Nation. 10. Rede.

 

1817             "Da nichts existieren kann, wenn es in sich nicht die Bedingungen vereinigt, welche seine Existenz möglich machen, so müssen die verschiedenen Teile eines jeden Naturkörpers so zusammengeordnet sein, dass das Gesamtwesen derselben nicht nur in sich selbst, sondern auch in Beziehung auf seine Umgebungen möglich sei."
Georges Cuvier, 1817, dt. 1831

 

1818             "Jede Betrachtung über den Menschen und über die Natur führt uns von dem Einzelnen zu seinem Verhältnisse mit dem Ganzen ... Aus dem Einzelnen geht die volle Erkenntniss des Ganzen nicht hervor, wenn nicht auch dieses zugleich erkannt ist."
1818 Carl Ritter: Einleitung zur allgemeinen vergleichenden Geographie

 

1840             Um 1840 in der Schweiz: Die Radikalen drängen zu "ganzen Lösungen", insbesondere zu einer starken staatlichen Zentralgewalt.
Sigmund Widmer: Illustrierte Geschichte der Schweiz, 1973, S. 339.

 

1843            "Die Wirkung zusammenwirkender Ursachen ist nicht immer genau die Summe der einzelnen Wirkungen dieser Ursachen, noch auch immer eine Wirkung von derselben Art wie diese Wirkungen."
John Stuart Mill (A System of Logic, 6. Buch, 4. Kap. §3)
(daraus machten Popularisatoren: "Das Verhalten einer chemischen Verbindung ist niemals die Summe der Verhaltensweisen ihrer einzelnen Teile.")

 

um 1880      G. Th. Fechner unterscheidet synechologische Betrachtungsweise von einer monadologischen

 

1890            Christian von Ehrenfels: Über Gestaltqualitäten

 

1894             Wilhelm Dilthey: ganzheitliches Verstehen

 

1895             "Unter einer 'Menge' verstehen wir jede Zusammenfassung M von bestimmten wohlunterschiedenen Objekten m unserer Anschauung oder unseres Denkens (welche die 'Elemente' von M genannt werden) zu einem Ganzen."
Georg Cantor

 

1912             „Das Ganze ist der Inbegriff, nicht nur die Summe, seiner Teile“
Hans Driesch: Ordnungslehre, 289

 

1914             "Die Ganzheit wird in den Gliedern geboren."
Othmar Spann

 

1917            Hans Driesch: Ganzheit, Wirkungseinheiten, dynamische Systeme (letztere stehen zwischen logischer und realer Ganzheit)

 

1921             "In der Philosophie als der Wissenschaft vom Ganzen der Welt kommt alles auf den Zusammenhang des Systems an, in dem die Resultate des Nachdenkens sich darbieten. In den Spezialwissenschaften sind die einzelnen Ergebnisse für sich wichtig. Das All lässt sich begrifflich nur im System fassen. Jedes unsystematische Denken bleibt daher notwendig partikular" (VII).
Zunächst, d.h. am Anfang der Philosophie, ist daher von dem Ganzen nur zu sagen, dass es mehr als die Summe seiner Teile ist (17).
"Fast jeder 'höhere' Mensch hat eine Weltanschauung als Auffassung von den Zielen oder dem Sinn seines Lebens ... (Aber:) Auch die Maslowa, die arme Prostituierte in Tolstois 'Auferstehung' hat so etwas wie eine Weltanschauung, die ihr Leben und Handeln bestimmt" (25).
 "Jedes Ganze ist als Teil faktisch gegeben und zugleich als Teil eines grösseren Ganzen mit nicht faktisch Gegebenem verknüpft. Jeder Teil ist umgekehrt als Ganzes gegeben und besteht aus Teilen, die faktisch nie gegeben sein können. Erst das Eine und das Andere zusammen machen nach dem Prinzip des Relationalismus das letzte oder absolute Ganze aus" (173f).
Heinrich Rickert. System der Philosophie, Erster Teil

 

1923             Hans Driesch: Ganzheit kann nicht definiert werden; sie ist eine Setzung.

 

1925             Max Wertheimer: Was an einem Teil geschieht, wird von den Strukturgesetzen des Ganzen bestimmt.

 

1927             Ferdinand Weinhandl: Relationengeflecht im Ganzen.

 

1932             "Die ganzheitliche Betrachtungsweise besteht darin, das gesamte Betriebsgeschehen und die Betriebsstruktur unter verschiedenen, einzelnen, jeweils anderen Gesichtspunkten anzusehen ... Die so gekennzeichnete ganzheitliche Betriebsauffassung vom wirtschaftlichen Standpunkte ist nun aber noch nicht die ganzheitliche Betriebsauffassung im eigentlichen, vom Leben und seiner Ganzheit her gesehenen Sinne ... Dieser Gesamtzusammenhang ist es nun aber, von dem aus die Wirtschaft und das 'wirtschaftliche Geschehen im Betrieb' seinen Sinn erhält, in dessen Wesen es dadurch liegt, dass dieser Sinn über den der Wirtschaft hinausgeht."
Arthur Lisowsky

 

1933             „Die optischen Messinstrumente ... sind bei dem Messungsvorgang aktiv mitbeteiligt, sie üben einen kausalen Einfluss aus auf sein Ergebnis. Erst mit ihm zusammen bildet das betrachtete physikalische System ein gesetzliches Ganzes.“
Max Planck: „Wege zur physikalischen Erkenntnis“

 

1938             H. Feuerborn: "Das 'Ganze' des lebenden Systems ist die Summe seiner spezifisch geordneten und spezifisch gearteten stofflichen und energetischen Teile."

 

1938             "Für unsere Zwecke können wir sagen, dass ein System etwas ist, das als Ganzes behandelt werden muss, weil jeder Teil zu jedem anderen Teil, den es umfasst, in einer signifikanten Weise in Beziehung steht. (Diese 'signifikante Weise' besteht darin, dass die Komponenten interdependente Variablen sind)."
Chester Barnard

 

1939            "for the treatment of wholes we can use 'system'"
Andras Angyal

 

1947            „Die Ganzheit wird dem Denkenden durch Eingebung (vermittelt durch Sinnesempfindung) gegeben; sie bildet die Begriffsgrundlage ...“
Othmar Spann: Ganzheitliche Logik (1946/47): Aus dem Nachlass 1958.

 

1948             "Gegenwärtig treten auf allen Gebieten Auffassungen in den Vordergrund, die mit einem recht verschwommenen Begriff als 'ganzheitlich' bezeichnet zu werden pflegen."
Ludwig von Bertalanffy

 

1949             "Der Mensch ist das Ganze seiner Mutationen; und nur insofern es ihm gelingt, die Ganzheit zu leben, ist sein Leben ein ganzheitliches."
Jean Gebser: Ursprung und Gegenwart 1949 (dtv-Ausgabe, 1. Teil. 1973, S. 228)

 

1950             Ludwig von Bertalanffy: "General System Theory is a new scientific doctrine of 'wholeness'."
1955: „General system theory is a general science of ‚wholeness’“
Dies obwohl er 1950 definierte: „A system can be defined as a complex of interacting elements“, und 1956: „A system is a set of interacting units with relationships between them.“ Ein Komplex oder eine blosse Menge ist aber gewiss keine Ganzheit. Daran krankt das Systemdenken häufig.

 

1950             "Ganzheit kann nicht eigentlich definiert, sondern nur aufgewiesen oder 'aufgezeigt' werden; dies aber mit unmittelbarer Einsichtigkeit nur im und am Erleben."
Albert Wellek

 

1951             verkündete das "Philosophische Wörterbuch", begründet von Heinrich Schmidt: "In der Gegenwart ist die ganzheitliche Auffassungsweise aller Gegebenheiten vorherrschend."
Jedoch: "Der Atomismus herrscht noch heute in den kausal-mechanischen Natur- und Weltauffassungen und wird erst allmählich durch die moderne ganzheitliche Betrachtungsweise verdrängt."
Schmidt/ Schischkoff: Philosophisches Wörterbuch, auch 1968 und 1979

 

1957ff           "Zeitschrift für Ganzheitsforschung", Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Ganzheitsforschung, Wien, an der Hochschule für Welthandel

 

1959             „Das Ganze ist gleichsam die ‚Urpflanze’, gemäss deren Wesen Seelisches ‚unbegrenzt erfunden werden kann’“
Wilhelm Salber: Der psychische Gegenstand. Bonn: Bouvier; 5. Aufl. 1982, 174

 

1962             "So schwierig es auch sein mag, wir müssen mehr holistisch als atomistisch denken lernen."
Abraham Harold Maslow: Psychologie des Seins (dt. 1973)

 

1963             Gestalt kann nicht definiert werden. "Organismische Gestalten sind ... zumeist sehr innerliche Bezüge."
Adolf Meyer-Abich

 

1963             Charles E. Lindblom: "Synoptisches Vorgehen" ist ein blosses Ideal, da es die Vermögen des Menschen übersteigt.

 

1964            "In Fortsetzung der Einsichten Hegels in die Dialektik von Teil und Ganzem und bei gleichzeitiger Überwindung seines Idealismus schuf der dialektische Materialismus eine erstmals wirklich wissenschaftliche Ganzheitstheorie."
Marxistisch-Leninistisches Wörterbuch der Philosophie

 

1964            "Ganz ist, wovon keine andre als komplementäre Beschreibung gegeben werden kann."
Klaus Meyer-Abich

 

1965            "Jedes System muss als einheitliches Ganzes aufgefasst werden, obwohl es aus mehreren, für verschiedene Zwecke spezialisierten Strukturen und Teilfunktionen besteht."
Harold Chestnut: "Systems Engineering Tools"

 

1968            „Die Vorstellung eines Ganzen, das aus Teilen besteht, ist nicht etwa dem menschlichen Denken zwingend vorgeschrieben, sondern ein Versuch, die Frage nach dem Sein des Seienden zu beantworten – oder vielleicht eher, ihr auszuweichen.“
Niklas Luhmann: Zweckbegriff und Systemrationalität

 

1969             "Allenthalben erschrickt man vor der eigenen Tüchtigkeit, aber auch vor dem Gefühl der Ohnmacht und der Erkenntnis, dass wir die Übersicht und die Verantwortung für die Ganzheit verloren haben."
Nicol Biert in der Neuen Zürcher Zeitung

 

1970             "Die ganzheitliche Denk- und Sehweise scheint sich ganz natürlich und automatisch bei gesünderen, mehr selbstverwirklichenden Menschen einzustellen und scheint sehr schwierig für weniger entwickelte, reife, gesunde Menschen erreichbar zu sein."
"Der Holismus ist offenkundig wahr ..."
Abraham Harold Maslow im Vorwort zur Neubearbeitung von "Motivation and Personality", 1970, dt. 1971.

 

1973             "Das Modewort vom ganzheitlichen Denken bedeutet nichts weniger als die Umkehr der gewohnten Denkrichtung, bedeutet die Berücksichtigung von Realitäten, welche nicht auf die stofflichen Prozesse reduzierbar sind."
Philippe Matile an einem ETH-Symposium

 

1975            Das Makroskop ist ein Werkzeug symbolischer Art. Es erlaubt die "Gesamtschau" auf Systeme
(ferner: "Pattern recognition").
Joel de Rosnay: "Le macroscope" (dt. 1977)

 

1986             Das "Ganze" denken "ist identisch mit materialistischer Dialektik".
Manfred Buhr

 




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