Die Figuren der Commedia dell'Arte (seit 1550)
Coviello: voll Mutterwitz, schlau, mit scharfem Verstand,. Anzettler raffinierter Schwindeleien und Verwicklungen; in der Regel Diener, Mandolinenspieler, Tänzer Pantalone: Kaufmann, respektabel, kraftvoll, später meist kränklich; ewig lüstern, leichtgläubig Arlecchino: teuflisch, später stilisiert als durchtriebener Spassvogel; Intrigant in komischer Hilflosigkeit Brighella: schlauer Bauer, oft mit Gitarre, Akrobat, wendig, Intrigant, schlagfertig, scheut kräftige Worte nicht Capitano: Maulheld, der seine Feigheit cachiert; in ihm vereinigen sich Hochmut, Habgier, Grausamkeit und vor allem Prahlsucht Fritellino: Diener des Capitano, gerät oft in prekäre Situationen, ficht mit schartigem Holzschwert; sein ganzes Leben kreist um seinen immer leeren Geldbeutel Pagliaccio: tolpatschiger, dummer Knecht, linkischer Nachäffer; in Worten kühn, in Wirklichkeit ein Feigling Tartaglia: stotternder Beamter meist fortgeschrittenen Alters, hässlich, mit Rabennase und Brille Dottore: Jurist (manchmal Arzt), der leeres Stroh drischt und sich mit seiner Rede im Kreise dreht; Schwätzer, langatmig, umständlich; als Arzt tendiert er zu hahnebüchenen Befunden und Rezepturen Mezzetino: grazil, agil, charmant, aber einer rechter Schurke, brutal; hinter vordergründiger Höflichkeit und Zutraulichkeit schlägt ein kaltes, skrupelloses Herz Colombina: heitere, naive Bäuerin; später listige, kein Blatt vor den Mund nehmende Zofe einer adeligen Herrin; aktiv intrigierend und Intrigen verwischend; in zahlreichen Verkleidungen Verwirrung stiftend Pulcinella: dummer, fauler, gefrässiger Bauer; punktuell klug, gewandt und durchtrieben; Egoist, fürchtet weder Gott noch Teufel; tritt in den unterschiedlichsten Berufen auf; eifersüchtiger Ehemann Amorosi: die Verliebten; konträre Ausprägungen möglich: heroisch-stolze, kalt-ironische oder weich-anschmiegsame, zärtlich-romantische Liebhaberin; lebenslustig-dynamischer und unverschämter oder schüchtern-bescheidener und daher leicht verschreckbarer Liebhaber; immer prunkvoll, nach der Mode der Zeit gekleidet.
(nach Karl Riha: Commedia dell'arte. Frankfurt: Insel Bücherei Nr. 1007, 1980)
Siehe auch: Reinhart
Spörri: Die Commedia dell'arte und ihre Figuren. Zürich:
René Simmen 1963; Rudolf Rieks, Wolfgang Theile, Dieter Wuttke: Commedia dell'arte, Harlekin auf den Bühnen Europas. Bamberg: Bayerische Verlagsanstalt 1981 (Bamberger Hochschulschriften, Heft 8).
Dr. phil. Roland Müller,
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