Phasen der Problemlösung
Nach ersten Ansätzen bei Johann Heinrich Herbart (1806) schildert der französische Physiker Henri Poincaré in einem Kapitel über "die mathematische Erfindung" (1909) den Ablauf einer Entdeckung in folgenden Phasen:
Graham Wallas hat in seinem Werk "The Art of Thought" (1926) daraus ein Verlaufsschema des kreativen Denkens abgeleitet:
Der amerikanische Philosoph und Pädagoge John Dewey stellte 1910 in "How we think" (dt. 1951) folgendes Schema auf: 1. Bemerken einer Schwierigkeit 2. Abgrenzung der Schwierigkeit 3. Vorschlag möglicher Lösungen 4. Rationale Durcharbeitung/ Analyse der Konsequenzen 5. Akzeptieren einer Lösung.
1916 unterschied Richard Müller-Freienfels in seinem Buch "Das Denken und die Phantasie" (3. Aufl. 1927)
Otto Selz bot 1922 in seinem Wälzer über reproduktives und produktives Denken als "allgemeinste Lösungsmethoden" an: 1. Mittelfindung a) determinierte Mittelaktualisierung b) determinierte Mittelabstraktion 2. Kombination von Lösungsmethoden 3. Mittelanwendung a) ordnende Operationen b) kontrollierende oder berichtigende Operationen.
Der Mathematiker George Polya hat seit 1917 in Zürich die vier Schritte zur Lösung einer mathematischen Aufgabe entwickelt und 1945 in "How to Solve It“ vorgestellt: 1. Verstehen der Aufgabe 2. Ausdenken eines Planes 3. Durchführen des Planes 4. Rückschau.
Der Schweizer Edouard Claparède unterschied 1933 drei "moments“: 1. la question, point de départ de l'opération intellectuelle 2. la recherche, ou découverte de l'hypothèse 3. la vérification, an contrôle de l'hypothèse, qui la fait rejeter lorsqu'il y'a "erreur".
Bereits 1931 (Nachdruck 1964) übertrug Joseph Rossmann die Problemlösungsstufen auf die "Psychologie der Erfindung".
George J. Stigler übertrug 1956 die Stufen der Problemlösung auf den Innovationsprozess: 1. invention 2. experimental development 3. market testing 4. commercial production 5. distribution.
Eine in jüngerer Zeit, vor allem in der Entscheidungstheorie, viel verwendete Gliederung von 8 Stufen stammt von Martin Irle (1971): 1. Feststellung und Strukturierung eines Problems 2. Informationssuche 3. Alternativen-Generierung 4. Ordnen der generierten Alternativenmenge im Hinblick auf das Ziel 5. Entschluss 6. Anregung, Anweisung und Programmierung 7. Ausführung 8. Kontrolle
Werner Hürlimann stellte 1974 nicht weniger als 19 Stufen zusammen (siehe auch in seinem "Methodenkatalog", 1981).
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