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1. Ziele können nie für sich allein betrachtet werden; sie ergeben sich vielmehr in einem komplizierten Prozess u. a. aus: a) der Bedarfsermittlung durch Ist-Soll-Vergleiche, b) den daraus abgeleiteten Aufgaben der Bedarfsdeckung, c) der Abklärung der realen Möglichkeiten der Bedarfsdeckung (Mittel- und Sollwert- Konkurrenz), d) sowie der Folgenabschätzung der Zielerreichung.
2. Fasst man als Ziel den "Zustand“ oder "Sollwert" eines Systems, der angestrebt oder beibehalten werden soll, so muss man den "Zustand" sehr weit fassen, besteht doch ein Bedarf nicht nur nach Zuständen, sondern auch Vorgängen und Objekten.
3. Genauso genügt die Angabe von Ziel-Beträgen und -Terminen nicht, spielen doch auch qualitative und andere Momente bei der Bedarfsdeckung mit.
4. Operationalisieren bedeutet in seiner allgemeinsten Art: Angeben von Handlungen (Operationen), wie etwas erreicht oder realisiert werden kann.
5. In der Lernpsychologie, die Lernen als Verhaltensänderung auffasst, wird im allgemeinen unter der Operationalisierung von Lernzielen ihre "Formulierung in Kategorien beobachtbaren Verhaltens" verstanden. Das erfordert im besonderen: a) die genaue und detaillierte Beschreibung des angestrebten Endverhaltens (Reaktionen) resp. des Wissens (Antworten), meist geordnet nach Gruppen und gestaltet in einem Fragebogen; b) die Angabe der Bedingungen, unter denen das Gelernte angewendet resp. reproduziert werden muss (z. B. Notizen, Hilfsmittel); c) die Angabe eines Beurteilungsmassstabs für das, was als „ausreichende Beherrschung" zu gelten hat. d) Da nun der
"Sinn" des Lernens darin besteht, später das Wissen und Verhalten im
(täglichen) Arbeitsablauf einzusetzen, anzuwenden resp. zu zeigen, ist eine
echte Beurteilung des Lernerfolgs erst möglich, wenn das Gelernte in neuen
Situationen angewendet wird.
6. Ein anderer Ansatz in der Operationalisierung von Lernzielen besteht in der Angabe, durch welche Eigenschaften sich das Endverhalten vom Ausgangsverhalten unterscheiden soll.
7. Als Gruppen von Verhalten resp. Kenntnissen werden häufig angegeben: - kognitives Verhalten (Wissen) Untergruppen: Behalten von Begriffen und Definitionen Kenntnisse von Prinzipien, Methoden Kenntnisse von Tatsachen, Zusammenhängen - emotionales und soziales Verhalten (Erwartungen, Einstellung, Haltung, Rollen) - psychomotorisches (manuelles) Verhalten (Fertigkeiten)
8. Die Operationalisierung von Lernzielen stellt nicht nur grosse Anforderungen an den Evaluierenden, sondern noch mehr an den Dozenten. Er hat nämlich den Unterricht in Hinblick auf die Erreichung der Ausbildungsziele zu gestalten. Der Erfolg der Zielerreichung durch den Schüler hängt - abgesehen von seiner Individualität, der Situation, in der er sich befindet, und den „Normen“ der Gruppe, der er angehört - weitgehend davon ab, dass der Dozent: a) die Lernziele bekanntgibt (er muss sie also selber schon operationalisiert haben), b) die Erreichung der Lernziele schmackhaft macht („Motivation", "Überwindung der Akzeptanz-Schwelle“), c) stete Anreize dafür gibt ("Verstärkung", "Aktivierung") d) weglässt, was nicht dazu gehört, ("Objektivierung“, Systematisierung").
(Diese Forderungen haben u. a. zum „Programmierten Unterricht" geführt.)
(zusammengestellt ca. Frühling 1975)
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