Home Kennzeichen von Medien

 

1984

 

1. Jugendliche und Erwachsene orientieren sich an den Medien, diese aber orientieren sich auch an ihnen (vgl.Pt.14).

 

2. Medien beanspruchen 70 % unserer freien Zeit. Sie stehlen uns die Zeit für Gespräche, Natur, originalen Kunstgenuss, für stilles Nachdenken, Verarbeiten, Meditieren, Spielen, Basteln, Gestalten, Schreiben, Musizieren, Sport.

 

3. 70 % von dem, was wir über die Welt wissen, kommt durch die Medien (= aus 2. Hand). Wir leben damit in einer sehr künstlichen, ja synthetischen Welt.

 

4. Die Vielfalt von Medien ist gross; dazu kommen die Werbemittel.

 

5. Eine ungeheure Fülle von Information, Unterhaltung und Werbung strömt täglich auf uns ein. (Reizüberflutung, Berieselung).

 

6. Medien sind weitgehend Konserven (Video- und Tonbänder; Ereignisse, die bereits vorbei sind).

 

7. Unterhaltung und Belehrung, Information, Werbung und PR wirken weitgehend gleich, nämlich unbewusst.

 

8. Medien und Werbemittel wirken weitgehend gleich: Sie erzeugen vage Bilder, und damit verbinden sich Stimmungen und Gefühle.

 

9. Insbesondere Information erzeugt das Gefühl des Wissens.

 

10.Alle Medien bieten nur kleine Ausschnitte aus der Fülle der Bereiche und Zeiträume, Zustände und Ereignisse, Bilder und Informationen, Rechtfertigungen und Erklärungen (generelle Selektivität).

 

11. Objekte und Personen, Ereignisse und Erklärungen sind weitgehend austauschbar (Anonymität trotz Personalisierung)

 

12. Die meisten Informationen sind aus Platz- oder Zeitmangel auf Kürze und Prägnanz getrimmt (Fragmentarisierung, Spot, Flash, Hinweise, Antippen).

 

13. Da ein Zuviel an Neuem nicht aufgenommen wird, muss an vorhandenes Wissen und an den bekannten Wortschatz angeknüpft werden. Daher werden Stereotype (Personen, Situationen, Theorien) benützt, und die Sprache ist möglichst einfach, verständlich (Reduktion von Komplexität).

 

14. Medien bringen, was aktuell, "in" ist, was ankommt, was das Publikum angeblich interessiert (spezielle Selektivität, Reiten auf dem Trend). Nachstossen ist selten.

 

15. "Gefragt" ist Action, Spritzigkeit, Lautheit, nicht Stille und Besinnung. Argument nicht Bekenntnis.

 

16. Auch Hintergrundstories, Analysen, Kommentare, Diskussionen stehen unter demselben Aktualitätsdruck. Bringen sie nur die aktuellen Rechtfertigungen, oder zeigen sie die wahren Drahtzieher und ihre tatsächlichen Motive auf, zeigen sie die ganzen Zusammenhänge, wie es wirklich war?

 

17. Auch der Medienkonsument wählt einerseits aus der Fülle des Angebots aus, und zwar mehrfach:

- die Medienart (z. B. TV statt Radio oder Illustrierte)

- den Sender oder die Zeitung (z. B. ARD statt SRG oder Recorder, NZZ statt TA)

- einzelne Programme und Zeitungsteile sowie -artikel (persönlicher Interessenfilter)

 

18. Der Konsument filtert auch beim aktuellen Medienkonsum: Er nimmt nur auf, was seine Überzeugungen bestätigt, oder er deutet den Inhalt daraufhin um (Reduktion der kognitiven Dissonanz).

 

19. Wird der Medienkonsument für dumm verkauft? Oder ist er dumm?

 


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