Tabelle 6: Lärmforschung und Untersuchungsgebiet
Lärmforschung
Das weite Feld der Lärmforschung lässt sich in vier
Themenbereiche aufgliedern, nämlich in die Untersuchung
- von physikalischen Wirkungen (samt
Schallschutzmassnahmen)
- von physiologischen Reaktionen und Beeinflussungen
der Leistungsfähigkeit, des subjektiven Empfindens und
- von individueller Massnahmen sowie
- von öffentlichen und offiziellen Reaktionen.
Die Lärmforschung setzte in breiterem Ausmass nach
dem Ersten Weltkrieg ein, wobei akustische und technische Fragen auf der einen,
physiologische Untersuchungen auf der andern Seite im Vordergrund standen.
Lärmschutzbewegungen hatten sich schon kurz nach der Jahrhundertwende gebildet.
In den dreissiger Jahren begann man sich dem Fluglärm
zuzuwenden, und zwar sowohl unter technischen wie juristischen Aspekten. Bald
trat die Untersuchung von auralen und extraauralen Wirkungen hinzu.
Einen Boom erlebten nicht nur die Erforschung des
Fluglärms, sondern auch die öffentlichen Klagen in den fünfziger Jahren. 1952
erfolgte die erste ausgedehnte Befragung von Flughafenanwohnern über ihr
subjektives Erleben und Befinden, auf welcher Basis dann in den sechziger
Jahren die bekannt gewordenen Enquêten um Heathrow und Schipol sowie an
französischen, skandinavischen und deutschen Flugplätzen durchgeführt wurden.
In der Schweiz wird das Lärmproblem seit
1956 Jahren behandelt. Marksteine bilden der Bericht der Eidgenössischen
Expertenkommission an den Bundesrat über Lärmbekämpfung (1963) und eine 1971/72
um die drei Flughäfen Zürich, Genf und Basel durchgeführte
„sozio-psychologische Fluglärmbefragung“.
Das Untersuchungsgebiet
Seit dem ersten Betriebsjahr (1949) hat die Zahl
der Passagiere auf dem Interkontinentalen Flughafen Zürich-Kloten von weniger
als 200'000 auf 6, 8 Millionen (1976) zugenommen, die Anzahl der
gewerbsmässigen Flugbewegungen von 15'000 auf über 110'000. (Zu beachten
ist, dass der gewerbsmässige Flugverkehr nur ca. 50-70% aller Flugbewegungen
ausmacht.)
Sowohl nach der Zahl der Fluggäste wie nach der
Luftfracht (126 000 Tonnen) lag der Flughafen Zürich-Kloten 1976 an neunter
Stelle der europäischen Flughäfen.
Die Lärmbelastung einer Flughafenregion lässt sich
anhand von Angaben der Flugzeughersteller und Flughafenbehörden theoretisch
berechnen oder aber durch Feldmessungen feststellen. Mit zunehmender Distanz
zum Flughafen nehmen dabei die Differenzen zu. Vor allem infolge Abweichungen
von den "idealen" Flugwegen und -manövern breitet sich der Fluglärm
in der Realität viel weiter aus als auf dem Papier.
Wenn also etwa 130'000 Einwohner allein des Kantons
Zürich - d.h. ohne Aargau und deutsche Grenzgebiete - in den offiziellen
Fluglärmbereich fallen, so wäre demnach die Anzahl der tatsächlich vom Fluglärm
Betroffenen weit höher anzusetzen.
Quelle
Bättig, Karl, Zeier, Hans und Müller, Roland,
Felduntersuchungen zur psychovegetativen Lärmbelastung. I. Teil:
Sozio-psychologische und epidemiologische Aspekte, Forschungsbericht zum
Nationalfondsprojekt Nr. 4.163-0.75, Institut für Verhaltenswissenschaft der
ETH Zürich, August 1977 (IVW-Studie), Seiten 8, 39, 41.