Pierer's Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart
4. Aufl. Altenburg 1857-1865, Band 11, S. 339.
Model (v. lat. Modulus, Bauk.), 1) ein Maß von relativer Größe, welches nur bei den Säulen u. deren Gebälken gilt. Die Griechen nahmen bei der dorischen Säule den halben, bei der ionischen u. korinthischen aber den ganzen unteren Durchmesser als M. an. Jetzt gilt allgemein der halbe Säulendurchmesser als M., den man in 30 Theile (Minuten, Portas) theilt u. so den Maßstab für die Säulen u. deren Gebälke erhält; 2) Bild, Figur; 3) vertiefte Form, Gegenstände darin abzudrücken od. zu gießen (vgl. Gießform). Nach den verschiedenen Gegenständen hat man daher Knopf-, Kugel-, Blumenmodele; 4) in der Tapeten- u. Kattundruckerei Druckform aus Holz geschnitten, mit erhabenem Muster; Modeldruckmaschine, Druckmaschine, welche mit solchen Formen Tapeten od. Kattun druckt.
Modell (v. lat. Modulus), 1) ein nach verjüngtem Maßstab gefertigter, im Großen schon vorhandener od. erst auszuführender Gegenstand, den man im Kleinen durch Anschauung besser kennen lernen u. beurtheilen kann. So fertigt man M-e von schwierigen Dachverbindungen, Gewölbconstructionen, weit gesprengten Brücken, auch ganze Gebäude, um ihre innere Einrichtung leichter übersehen zu können, bes. auch von Maschinentheilen u. ganzen Maschinen, selbst von ganzen Gegenden, Schlachtfeldern etc. Eine der berühmtesten u. reichhaltigsten Modellsammlungen (Modellcabinet) ist die in München. Die M-e werden aus Holz, Thon, Gyps, Kork, Papiermasse, Wachs gemacht, geformt, gegossen od. geschnitten (modellirt). Das Modelliren ist eine für Bildhauer u. angehende Baumeister, Mechaniker u. Maschinisten unentbehrliche Kunst; 2) ein Gegenstand, nach dessen Größe u. Gestalt mehre andere Dinge gebildet werden; 3) der Gegenstand, welcher in den Gießformen abgedrückt od. über welchem sie verfertigt werden; soll der gegossene Gegenstand genau eine bestimmte Größe haben, so muß man bei Verfertigung des M-s darauf Rücksicht nehmen, daß das gegossene Metall beim Erkalten zurückgeht; 4) ein natürlicher, vorzugsweis lebendiger Gegenstand, bes. ein nackter Mensch, an dessen Abbildung sich der Maler u. Bildhauer übt u. den Körper studirt. Ein Mensch, welcher sich zu solchem Studium hergibt, steht M. Die Abbildung eines M-s in Thon, Zeichnung od. Farbe heißt ein Act.
Modellblech (Musterblech), meist auf Bestellung in den Fabriken gearbeitetes Eisenblech, s. d.
Modellbret (Formbret), ein mit Blech beschlagenes Bret, welches auf der einen Seite ganz nach der Gestalt ausgeschnitten ist, welche die äußere Seite eines Kanonenlaufes bekommen soll; mit demselben (dem Lehmüberzug) wird dem Modell od. der Formspindel die gehörige Gestalt gegeben.
Modelliren 1) s. u. Modell; 2) Figuren von. Thon, Gyps od. Wachs machen, um davon Gypsabgüsse (vgl. Abguß) zu verfertigen; dies ist eine Arbeit des Bossirers. Künstler, welche Modelle fertigen, heißen Modellirer od. Modellmacher.
Modeln, 1) einer Sache eine Gestalt geben, od. sie nach etwas bilden; vgl. Modelliren; 2) ihr Figuren od. Muster geben, so von Schriftgießern, Schönfärbern, Webern, Zuckerbäckern.
Modeltuch, Tuch, worauf sich das Alphabet, die Ziffern u. verschiedene Bilder u. Verzierungen eingenäht befinden, um darnach Wäsche zu zeichnen u. zu sticken.
Dr. phil. Roland Müller, Switzerland / Copyright © by Mueller Science 2001-2016 / All rights reserved
Webmaster by best4web.ch
|