Bilder-Conversations-Lexikon
Brockhaus 1837-1841
Act nennt man jeden Hauptabschnitt eines dramatischen Werks, z.B. einer Oper, eines Trauer-, Schau-, Lustspiels u. s. w., mit welchem die Handlung einen Stillstand erleidet oder ganz zu Ende geht, worauf bei der Aufführung der Vorhang herabgelassen wird, weshalb der Act auch Aufzug heißt. Auch nennt man Act das zum Nachzeichnen aufgestellte lebende Modell und die darnach gefertigte Zeichnung.
Mit Rücksicht auf die Art der Ausführung, die dargestellten Gegenstände und den Zweck der künstlichen Zeichnungen pflegt man sie in fünf Classen einzutheilen: ... 4) Acte oder Akademien, die einen dem der vorigen verwandten Zweck haben und in den Malerakademien nach dem lebendigen Modell (s. d.) gezeichnet werden. Um Faltenwurf und Bekleidung zu studiren, werden Gewänder auf den Gliedermann (Mannequin), eine hölzerne Puppe mit beweglichen Gliedern, gelegt.
Bevor der Bildhauer zur Ausarbeitung eines Gegenstandes schreitet, verfertigt er sich ein Vorbild davon aus einem weichen, leicht zu formenden Stoffe, z.B. Thon, welches Modell heißt. Da aber der Thon nicht gleichmäßig eintrocknet und die Figur dadurch an ihrer Regelmäßigkeit verliert, so wird das Modell zwar meist aus Thon und Gyps geformt, dann aber in Wachs abgegossen und dadurch jener Übelstand vermieden. Manche Künstler verfertigen sogar zuerst nur eine Skizze, d. h. ein wenig ausgeführtes Vorbild im Kleinen und arbeiten erst danach das Modell in einem größern Maßstabe. Nach dem Modell wird endlich das Kunstwerk in dem dazu bestimmten Stoffe ausgeführt. Ist dies z. B. Marmor, welche Steinart am schicklichsten für den Künstler ist, so wird der dazu bestimmte Marmorblock im Atelier genau senkrecht auf ein Gestell gebracht, welches der Bossirstuhl heißt und so eingerichtet ist, daß es sammt dem Steine mittels eines Hebels beliebig gedreht werden kann. In einiger Entfernung davon steht ebenfalls auf einem Bossirstuhle das Modell, dessen Gestalt der rohe Steinblock erhalten soll. Um dies mit mehr Sicherheit, als durch das Arbeiten nach bloßer Anschauung thun zu können, verfährt man dabei hauptsächlich auf zweierlei Art. Die erste sogenannte praktische besteht darin, daß Modell und Block mit einem, Netz von Linien überzogen werden, dessen Vierecke in einem bestimmten Verhältnisse zueinander stehen. Die Aufgabe des Künstlers ist nun, den Inhalt jedes kleinen Vierecks am Modell in das größere des Steines zu übertragen, wobei aber noch immer dem Augenmaße das Meiste überlassen bleibt. Auch muß man die Linien auf dem Steine, da sie durch die Bearbeitung vertilgt werden, fortwährend erneuen, wobei Abweichungen nur durch die größte Sorgfalt zu vermeiden sind. Die große Unsicherheit dieses Verfahrens hat jedoch viele Künstler bewogen, der andern akademischen Art den Vorzug zu geben, welcher sich die Künstler der franz. Akademie in Rom zuerst bedienten, woher sich auch ihr Name schreibt. Sie besteht darin, daß über dem Modell und über dem zu bearbeitenden Steine die sogenannte Mensur befestigt wird, welche ein viereckiger Rahmen ist, von dem nach genau abgetheilten und in einem bestimmten Verhältnisse stehenden Graden Bleilothe herabhängen. Zwischen denselben befindet sich das Modell, dessen äußerste und vertiefteste Punkte dadurch deutlich bezeichnet und auf dem Steinblocke auch leicht angegeben werden können. Immer bleibt aber noch die Schwierigkeit übrig, die Richtungen der krummen Linien und das wahre Verhältniß der Figuren zu finden, wozu man sich anderer Fäden bedient, welche die herabhängenden horizontal durchschneiden.
Modell, Vorbild oder Muster, heißt das von Bildgießern und in der Bildhauerkunst (s. d.) aus irgend einem weichen Stoffe im verjüngten Maßstabe oder auch in der beabsichtigten wirklichen Größe verfertigte Vorbild, welches die Ausführung des wirklichen Kunstwerks erleichtert. In der Malerei werden Modelle männliche oder weibliche Personen genannt, welche einzelnen Künstlern oder auch in Kunstschulen für viele darnach zeichnende Zöglinge zugleich dazu dienen, die Bewegungen und Formen der lebenden Natur in den verschiedenen Stellungen des Körpers und nach Verschiedenheit von Alter und Geschlecht zu studiren, überhaupt also die Natur treu und mit Sicherheit nachahmen zu lernen. Auch von wichtigern Gebäuden, Brücken, Mühlwerken und Maschinen werden Modelle verfertigt, um ihre Einrichtung möglichst anschaulich zu machen und etwaige Mängel desto leichter wahrnehmen und verbessern zu können. Modelle von Maschinen sind zugleich ein vortreffliches Mittel, die Kenntniß und Verbreitung neuer Erfindungen der Maschinenbaukunst zu befördern, und es sind daher vorzüglich für technische oder Gewerbschulen, Kunst- und Gewerbevereine Sammlungen solcher Modelle fast unerläßlich. Auch bei Artillerie- und Ingenieurschulen befinden sich in der Regel wichtige Modellsammlungen von Kriegsmaschinen, Festungen, Schlachtfeldern u. s. w. Eine der berühmtesten Sammlungen von Festungsmodellen war die im Invalidenhôtel zu Paris befindliche, welche alle vom Marschall Vauban, gest. 1707, zu Ludwig XIV. Zeit gebauten franz. Festungen darstellte, 1814 aber von den Verbündeten weggeführt wurde und von denen der auf Preußen gekommene Antheil in Berlin in einem besondern Gebäude aufgestellt ist. In Rom werden von berühmten Gebäuden des Alterthums Modelle in Kork geschnitten und verkauft; auch hat man schon ganze Städte und Länder, z. B. die Schweiz, im verjüngten Maßstabe durch Modelle dargestellt. –
Modelliren heißt ein Modell machen, was je nach dem Gegenstande die Aufgabe sehr verschiedener Sachverständiger sein kann.
Die Schiffsbaukunst beschäftigt sich näher mit der Gestalt der einzelnen Bestandtheile eines Schiffes und mit der Art der Zusammenfügung derselben. Die einzelnen Holztheile des Schiffes werden auf dem Stapel (s.d.) in Verbindung gesetzt. Dieses geschieht nach dem Sarter oder Zerter. So nämlich nennt man das Modell nebst schriftlichem Entwurf, nach welchem der Bau erfolgt. Bei jeder Nation hat der Sarter seine Eigenthümlichkeiten.
Modulation heißt in der Musik überhaupt die kunstgerechte und dem Ohre gefällige, in Verfolg und Ausführung der Melodie angewendete Abwechselung der Töne, in beschränkterm Sinne wird aber vorzugsweise die Kunst darunter verstanden, aus der Haupttonart eines Musikstücks bei Ausführung desselben durch geeignete Übergänge oder sogenannte Ausweichungen sie durch andere, dem Inhalte und dem beabsichtigten Ausdrucke der Composition entsprechende Tonarten harmonisch hindurch und endlich in die erstere oder Haupttonart wieder zurückzuführen.
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