Home Der Tarot

                     Eine kleine Chronologie

                     30 000 v. Chr. - 1999

 

 

Ein Sonett von Teofilo Folengo

Venedig 1527

 

Love (6), under whose Empire (4) many deeds

go without Time (9) and without Fortune (10),

saw ugly and dark Death (13) on a Chariot (7),

going between the people it took away from the World (21).

 

Death said: no Pope (5) nor Papesse (2) was ever won

by you. Do you call this Justice (8)?

Love answered: Him who made the Sun (19) and the Moon (18)

defended them from my Strength (11).

 

You are a Fool (0), continued Love, my Fire (16),

that can appear as an Angel (20) or as a Devil (15),

can be Tempered (14) by those who live under my Star (17).

 

You are the Empress (3) of bodies. But you cannot kill hearts,

you only Suspend (12) them. You have a name of high Fame,

but you are nothing but a Trickster (1).

 

http://www.tarotforum.net/archive/index.php/t-42364.html

 

 

 

Links:

 

Eine breite Übersicht (ersetzt jedoch die Wikipedia nicht)

http://www.tarotpedia.com/wiki/Main_Page

 

Geschichte der Spielkarten

http://www.cs.man.ac.uk/~daf/i-p-c-s.org/faq/history.php

http://i-p-c-s.org/history.html

http://www.tarock.info/

 

Early references to Playing Cards (50-1476)

http://www.wopc.co.uk/history/earlyrefs.html

 

Timeline Old Tarot Decks

http://trionfi.com/0/j/

 

Tarotgeschichte

http://www.tarotwelten.de/storico.htm

http://l-pollett.tripod.com/cards3.htm

http://www.geocities.com/a_pollett/cards.htm

http://trionfi.com/

http://www.wopc.co.uk/downloads/moorish.pdf

http://www.villarevak.org/misc/tarotl_1.html#Time

http://www.tarotpedia.com/wiki/Tarot_History

http://www.tarothermit.com/

http://marygreer.wordpress.com/

http://ludustriumphorum.blogspot.com/

http://paulhuson.com/

http://noreah.typepad.com/library/2005/02/the_esoteric_or.html

http://forum.tarothistory.com/viewforum.php?f=11&sid=674fdf069ef7b56163b92dd8538f438d

http://www.luckymojo.com/esoteric/occultism/divination/tarot/tarothistref.txt

http://www.associazioneletarot.it/index.aspx?lng=ENG

 

Deutsche Seiten

http://www.albideuter.de/

http://www.tarock.info/

http://www.tarotwelten.de/storico.htm

 

Einige Originaltexte

http://www.sacred-texts.com/tarot/index.htm

 

Chronologie zum Wahrsagen mit Karten

http://www.tarothermit.com/more.htm

http://marygreer.wordpress.com/2008/04/01/origins-of-divination-with-playing-cards/

 

A Timeline of the Occult and Divinatory Tarot from 1750 to 1980

http://www.tarotpassages.com/mkgtimeline.htm

 

Riesensammlung von Kartenspielen

http://www.pagat.com/

 

Riesensammlung von Tarot- und Orakelkarten

http://www.aeclectic.net/tarot/

http://www.tarotgarden.com/

http://www.tarot.com/tarot/decks/index.php

http://trionfi.com/m/

http://www.astroamerica.com/t-menu.html

 

Weiter interessant und informativ

http://pre-gebelin.blogspot.com/2007/11/iconography-and-order-of-cards.html

http://newsletter.tarotstudies.org/2008/11/tarot-and-freemasonry/

 

 

Alle Angaben stammen aus der Sekundärliteratur

 

In der Wikipedia wird vorgeschlagen, im Deutschen

·                    die Bezeichnung „Tarock“ für alle Spielkarten und

·                    die Bezeichnung „Tarot“ für die esoterisch gedeuteten Karten zu verwenden.

 

Das wird durch folgendes kompliziert:

·                    „Von den Spielern werden die Trumpfkarten, die im Tarot der Esoterik den „großen Arkana“ entsprechen, ebenfalls als Tarock bezeichnet.“

·                    In vielen andern Sprachen, etwa im Französischen und Englischen wird für Spiele wie Wahrsagen „tarot“ gebraucht.

·                    Das französische Tarock (= Kartenspiel) wird im Deutschen Tarot genannt.

 

 

I. Historifiktion

 

30 000 v. Chr. Herkunft aus „prähistorischen Gegebenheiten“ (laut Arthur Corwin, 1960er Jahre)

 

12 000 v. Chr. Herkunft aus Atlantis (laut Papus, 1889)

 

                       Herkunft von Enoch, dem ältesten Sohn Kains, Hermes Trismegistos (Thot) und dem Griechen Cadmus (laut Eliphas Lévi, 1854);
Herkunft von Hermes Trismegistos bereits laut Etteilla, 1783/85

 

2170 v. Chr.  Herkunft aus Ägypten (laut Antoine Court de Gébelin, 1781);
der sog. Einweihungstempel in Memphis (Paul Christian, 1870; Woldemar von Uxkull, 1922) ist derart zerstört, dass ein Zusammenhang der 22 Säulen mit Tarotbildern nur vermutet werden kann:
Oswald Wirth zeichnete den Grundriss der Krypta eines Osiristempels, auf dem man die 22 grossen Arkana findet

 

1. Jh. n. Chr. Herkunft aus Kabbala und Alchemie (laut Etteilla, 1783; Eliphas Lévi, 1854)

 

                       Herkunft aus Indien (Samuel Weller Singer, 1816; W. A. Chatto, 1848);
die ersten Darstellungen der androgynen Gottheit Ardhanari stammen aus dem 1. Jh. n. Chr.

 

520                nach der Zerstörung der Bibliothek von Alexandria (vermutlich um 391) sollen sich laut Paul Foster Case („The Tarot, A Key to the Wisdom of the Ages“, 1947) in Fez gelehrte Männer aus aller Welt getroffen haben; um ihre Verständigungsschwierigkeiten zu überbrücken, erfanden sie den Tarot

 

vor 642          Die Symbolik der vier Farben und der einzelnen Karten der kleinen Arkana stammt - laut Paul Huson (2004) - aus dem persischen Reich (vor der Eroberung durch den islamischen Herrscher Omar)

 

600-900        Viele Decks haben die Maya-Kultur zum Inhalt

 

8. Jh.              Die Sarazenen sollen die Karten zum Spiel und zum Wahrsagen benutzt haben

 

                       Die „Zigeuner“ brachten den Tarot von Ägypten nach Europa (laut Antoine Court de Gébelin, 1781; J. A. Vaillant, 1857; Papus, 1889; Sergius Golowin, 1975);
jedoch: Die Zigeuner sind ursprünglich indischer Herkunft und kamen erst nach 1400 nach Europa; als Mittel zum Wahrsagen benutzen sie Karten erst seit ca. 1850, und zwar nur „gewöhnliche“ Karten, keine Tarot-Karten (sonst vor allem die Hand)

 

1459/60        Papst Pius II. hat in Mantua eine europäische Friedenskonferenz einberufen. Da es den Kardinälen Nikolaus von Kues und Basilius Bessarion langweilig war, erfanden sie den Tarot

 

 

II: Wissenschaftlich einigermassen fassbar

 

7.-9. Jh.         ein chinesischer Text besagt, dass Spielkarten in der Mitte der T’ang-Periode (618-907) verwendet wurden
http://www.wopc.co.uk/history/earlyrefs.html
http://www.gamesmuseum.uwaterloo.ca/Archives/Wilkinson/Wilkinson.html

 

969                Gemäss einem Bericht spielte der chinesische Herrscher Mu-tsung am Silvesterabend Karten mit seiner Frau

 

12. Jh.           Spielkarten sind in Korea und China (11. Jh. Elfenbeintäfelchen, Holz- und Tontafeln) nachgewiesen; angeblich auch in „Persien, Arabien“

                       http://www.cs.man.ac.uk/~daf/i-p-c-s.org/faq/history_1.php

 

um 1240        vielleicht bringen Mongolen beim „Mongolensturm“ in Osteuropa einzelne Spiele mit sich, beispielsweise nach Polen und Ungarn
http://trionfi.com/0/p/00/

 

1300-1399

 

14. Jh.           (Vermutung:) ein Satz von 52 Spielkarten (= kleine Arkana) kommt nach Europa aus der islamischen Welt (über Persien und Ägypten zur Zeit der mameluckischen Dynastie, 1250-1517);
im Topkapi-Museum in Istanbul befindet sich ein Deck aus dem 14. Jh. (bereits um 1300 gedruckt);
diese sogenannten Mamelucken-Karten, bestehen aus Kelchen, Schwertern, Münzen und Poloschlägern (Stäben) sowie einem Herrscher und ein bis zwei Wesiren (oder: männlichen Untergebenen); die vier Farben können als Beamte am Hof des Sultans gedeutet werden: Mundschenk, Schwertträger, Schatzmeister, Polospieler;
möglicherweise spielt auch Indien eine Rolle (siehe 1527)

 

1337              Das Kartenspielen („ludere … ad paginas“) ist verboten in der Abtei St. Victor in Marseille
http://trionfi.com/0/p/00/

 

1340              angeblich schon Spielkarten in Böhmen (erwähnt in einem Buch von F. L. Hübsch, 1849)

 

1367              erste urkundliche Erwähnung von Spielkarten: in Bern wird der Gebrauch des „Gebetbuchs des Teufels“ untersagt (gemäss einer Liste von Gerichts-Akten, wahrscheinlich geschrieben vom Berner Chronisten Konrad Justinger und aufbewahrt in der österreichischen Nationalbibliothek in Wien)

                       Frühere Erwähnungen, wie diejenige in der Chronik des Venezianers Sandro di Pipozzo (1299) und die Verbote des Bischofs von Würzburg (1329) und von Alfons XI., König von Kastilien (1332 oder 1342), gelten als zweifelhaft

 

1369              der französische König Karl V., der Weise, untersagt das Kartenspiel per Dekret

 

1374              der grosse Dichter Francesco Petrarca hinterlässt ein Gedicht, das er "trionfi" nannte; es hat sechs Teile: Liebe, Keuschheit, Tod, Ruhm, Zeit, Ewigkeit

 

1375              der Magistrat von Florenz verbietet die „Naibbe“

 

1377              Johannes von Rheinfelden beschreibt das 4x13 Blatt mit König, Ober und Unter (aber auch Dame oder Königin war „schon bekannt“); die Zahlenkarten zeigen Bilder von Berufen: "Anno Domini 1374 kam ein Spiel zu uns, das ein Kartenspiel genannt wird, und das in wunderbarer Weise den Zustand dieser Welt beschreibt. Doch woher es stammt, wer es erfunden hat und was damit tut, entzieht sich meiner Kenntnis." Genaueres:
http://trionfi.com/tarot/0c-imperatori-decks/01-arne-joenssen-johannes-rheinfelden/

                       in Viterbo wird das „Spiel aus dem Land der Sarazenen“ verboten („Feliciano Bussi zitiert 1742 angeblich einen Chronisten namens Covelluzo“)

 

1377-97        Das Kartenspiel wird verboten in Siena, Basel, Paris (1377), Regensburg (1378), Brabant, Konstanz (1379), Barcelona, Nürnberg (1380), Marseille (1381), Lille (1382), Zürich (1389), Holland (1390), Augsburg (1391); Frankfurt am Main (1392), Paris, Ulm, Leiden (1397)

 

(1392             die sog. Gringonneur-Karten werden heute auf 100 Jahre später datiert)

 

1400-1499

 

vor 1410        nach neuesten Forschungen (2005) von Andrea Vitali und Terry Zanetti könnte der Tarot in Bologna erfunden worden sein

 

1423              Der Hl. Bernhard von Siena soll in Bologna in einer flammenden Predigt die Spielkarten als „Erfindung des Teufels“ bezeichnet haben;
Anhänger des Hl. Bernhard sollen Spielkarten ins Feuer geworfen haben

 

1423              erste Erwähnung von Imperatori-Decks („carte da imperadori“) aus Florenz in Ferrara;
vielleicht sind die 9 „Rothschild“-Karten, vermutlich von Giovanni dal Ponte (um 1430) gestaltet, solche Imperatori-Karten

 

Vor 1425       Martiano da Tortona beschreibt Spielregeln für das Kartenspiel

 

1425              „Trionfi“-Spiel: „Michelino Deck“ (verloren) mit 60 Karten, von denen 16 griechische Gottheiten zeigen (von Jupiter bis Daphne und Cupido); statt vier Farben werden vier Arten Vögel verwendet (Trionfi= Triumphe= Trümpfe, welche über die „Farben“ siegen konnten – vielleicht sind sie eine Abbild der damaligen öffentlichen Triumphzüge)

 

1426              In der Nördlinger Spielordnung wird eine Kartenspiel bezeugt, dessen höchste Karte der „Karnöffel“ (vielleicht: Kardinal; eher Landsknecht oder „Trumpfuntermann“) war;
der Name könnte auch vom indischen Kartenspiel „Ganjifa“ abgeleitet sein (siehe 14. Jh. und 1527);
Motive auf den Karten sind z. B. Kaiser, Papst und Teufel, „dann folgten adel, bürger, bauern, könige, obermänner oder reisige“

 

1428              nach den Forschungen von Michael Dummett („Il Mondo e l’Angelo“, 1993) könnte der Tarot in Mailand erfunden worden sein

 

1430              ältestes erhaltenes Kartenspiel: „Stuttgarter Kartenspiel“, hat noch keine „Trionfi“

 

1440              In einem Gedicht tauchen die Wörter „Triomphi“ und „minchiatar“ auf;
(erstes erhaltenes Minchiata-Deck erst 1725; einzelne Figuren vermutlich bereits auf den Rosenwald-Holzschnitten aus Florenz, um 1500; speziell sind die weiblichen Knappen und die Kentauren)

 

1441              „Trionfi“-Spiel: 67 Karten erhalten: Visconti di Modrone oder Cary-Yale-Tarocchi; vermutlich 5x16 Struktur mit weiblichen Pagen und Rittern (früher auf 1466 datiert)

 

1443              In Würzburg und Zürich ist das „Kaiserspiel“ („ludus Caesarum“) bekannt; es ist identisch mit dem Karnöffelspiel; das Karnöffelspiel wurde 1446 in Augsburg verboten

 

um 1450        Das Tarotspiel wird erwähnt in Mailand (Filippo Maria Visconti) , Ferrara (Este), Florenz und Siena;
gespielt wird es vermutlich ähnlich wie Bridge

 

um 1450        der florentinische Maler Francesco Psellino illustriert die sechs „Triumphe“ des Gedichts von Petrarca in kräftigen Farben auf zwei Holztafeln

 

1452              Pierpont-Morgan-Bergamo-Tarocchi (auch Visconti-Sforza-Tarocchi); ursprünglich 5x14 Struktur, später ergänzt durch 6 Trumpfkarten;
insgesamt sind 250 oder 300 Karten aus 15 oder 20 verschiedenen „Visconti-Spielen“ erhalten

 

1450/55        In Wien entsteht das Hofämterspiel mit 48 Karten, die alle erhalten sind; sie zeigen Berufe, z. B. Trompeter, Bäcker und eine Närrin, in hierarchischer Ordnung des adeligen Hofes;
die kolorierten Holzschnitte sind nummeriert, die Farben tragen die Wappen von Böhmen, dem Deutschen Reich, Frankreich und Ungarn

 

1460/70        Massenproduktion des Standardspiels mit 22 Trumpfkarten; ab 1480 auch in Lyon;
Warum es gerade 22 sind und weshalb sie gerade 22 Motive zeigen und erst noch in einer bestimmten Reihenfolge stehen, ist umstritten. Jedenfalls hat das hebräische Alphabet 22 Buchstaben, und im kabbalistischen Lebensbaum gibt es 22 „Pfade der Weisheit“.
Weiter wird behauptet, es gebe 22 Bücher des Alten Testaments, ebenso viele Schöpfungstaten Gottes und Tugenden Christi.
Im Würfelspiel gibt es mit zwei Würfeln 21 Möglichkeiten; vielleicht trägt der „Narr“ deshalb keine Nummer

 

1465/70        Mantegna-Tarot (auch: Carte di Bandini); vermutlich von einem Schüler des venezianischen Malers Andrea Mantegna, Parrasio Michele;
 5x 10 Karten („werden von der Forschung nicht als Tarocchi gewertet“); von mehreren Malern kopiert; auch Albrecht Dürer machte davon 21 Federzeichnungen;
die Karten verdeutlichen den Weg zu Gott;
die fünf Gruppen zeigen: 1. Das weltliche Leben (vom Bettler bis Papst), 2. Die neun Musen und Apollo, 3. Kunst und Wissenschaft, 4. Geistige und weltliche Eigenschaften und Tugenden, 5. Die Planeten und die himmlische Sphäre

 

1470              Ein Manuskript eines franziskanischen oder dominikanischen Gebets („Sermones de Ludo cum Aliis“ – im Englischen auch bekannt als „Steele sermon“) listet die 22 Trumpfkarten mit Bezeichnung auf: „Each of the 21 points of the dice consecrates you to the devil“;
und: „El matto sie nulla“
http://www.tarotpedia.com/wiki/Sermones_de_Ludo_Cum_Aliis
http://l-pollett.tripod.com/cards26.htm
http://trionfi.com/0/p/17/t1.php
http://www.tretre.it/index.php?id=75#
http://www.tarothermit.com/ordering.htm
http://forum.tarothistory.com/viewtopic.php?f=11&t=52&sid=674fdf069ef7b56163b92dd8538f438d

 

1479              In dem in Konstanz entstandenen „Schachzabelbuch“ werden in einer kolorierten Federzeichnung Mann und Frau beim Kartenspiel an einem runden Tisch gezeigt

 

1487              gewöhnliche Spielkarten werden mit Wahrsagerei in Verbindung gebracht

 

vor 1480       Die Franzosen führen die Farben Herz, Keule, Pik und Diamant ein

 

1491              Sola-Busca-Tarocchi; erstmals auch alle Zahlenkarten bebildert; die grossen Arkana zeigen historische Persönlichkeiten, vor allem aus dem alten Rom, sie sind mit Namen versehen und numeriert;
neben dem „Mato“ und den Tugenden Kraft (11) und Gerechtigkeit (8) sind die Personen: Panfilio, Postumio, Lenpio, Mario, Catulo, Sesto, Deo Tauro, Nerone (= 8), Falco, Venturio, Tulio (= 11), Carbone, Catone, Bocho, Metelo, Olivo, Ipeo, Lentulo, Sabino,
Nenbroto (= Nimrod; entspricht im Cooke-Manuskript, 1410, Nembroth),
Nabuchodenasor (
= Nebukadnezar; entspricht im Regius-Poem, 1390, Nabugodonosor, in Sebastian Brandts "Narrenschiff", 1494, Nabuchodonosor)
http://www.albideuter.de/html/sola-busca.html

 

Ende 15. Jh. die sog. Gringonneur-Karten, welche früher auf 1392 datiert wurden; sie stammen vermutlich aus Venedig oder Ferrara; 17 Karten sind erhalten in der Bibliothèque Nationale in Paris, 10 davon zeigen Ähnlichkeit mit dem Mantegna-Spiel

 

1500-1599

 

um 1500        in Südfrankreich entsteht der „Tarot de Marseille“;
älteste Version: „Cary sheet“ mit etwa 16 Trümpfen
(die heute bekannte Version erst 1760 mit erstmals numerierten grossen Arkana);

von den ungeschnittenen Rosenwald-Holzschnitten sind zwei verschiedene Exemplare erhalten

 

1505              erstmals der Begriff „tarochi“ in Ferrara (vorher: carte da trionfi = Karten mit Trümpfen) und „Taraux“ in Avignon

 

1505/10        Der Mainzer Buchdrucker Johann Schöffer publiziert Wahrsagebücher, darunter: „Eyn loszbuch aus der Karten gemacht“ (Nachdruck 1890); betrifft Spielkarten,
gemäss Paul Huson (2004, 46) bereits in den 1480er Jahren geschrieben

 

1527              Gedichte, die als Motiv eine Tarot-Karte benützen, werden als „Tarocchi appropiati“ bezeichnet;
Die "Merlini Cocai Sonnets" enthalten fünf Sonette von Teofilo Folengo; im einen werden alle 22 grossen Arkana erwähnt; in den andern vier (vermutlich erst in der Ausgabe von 1546) beziehen sich auf das Schicksal der beschriebenen Person;
http://www.tarotforum.net/archive/index.php/t-42364.html

 

1527              Der indische Mogul-Herrscher Babar sendet ein Spielkarten-Desk seinem Freund; dieses „Ganjifa“ besteht aus 96 Karten und hat acht Farben; vermutlich gab es das Spiel schon früher; Einflüsse von einerseits Persien, anderseits China sind möglich

 

um 1530       In Florenz entsteht das Minchiate-Deck (auch: Germini oder Gallerini), dabei sind 20 zusätzliche Trümpfe zwischen Turm und Stern eingefügt: die bisher fehlenden vier Tugenden, die vier Elemente und die 12 Tierkreiszeichen
http://www.tarothermit.com/florence.htm

 

1540              erster Nachweis, dass Tarotkarten (angeblich nur der „coin suit“) zum Wahrsagen benutzt wurden: Le Sorti di Francesco Marcolino da Forli; aber keine Deutung einzelner Karten;
http://www.tarothermit.com/more.htm

 

1557              Der Lyoner Kartenmacher Catelin Geofroy bringt die Trümpfe in eine Reihenfolge; die Farben zeigen: Fasan, Löwe, Papagei und Affe

 

1560              in Französischen (Paris) wird erstmals das Wort „tarot“ verwendet für Italienisch „tarocchi“

 

1572              Girolamo Gargagli berichtet von einem Tarocchi-Spiel, bei dem die Karten den Anwesenden zugeordnet wurden und diese das dann begründen mussten

 

1598              In einem Prozess in Venedig wird Tarot mit Hexerei in Verbindung gebracht

 

1594              In den Statuten der Gilde der Kartenmacher zu Paris nennen sich die cartiers selbst „tarotiers“

 

1600-1699

 

1. H. 16. Jh.  „Tarot de Paris“; erstes vollständig erhaltenes Deck; nach italienischer Vorlage; hier sind die grossen Arkana erstmals numeriert

 

1622              ein Jesuit bemerkt, „dass Tarock in Frankreich häufiger gespielt wurde als Schach“;
100 Jahre später galt es – laut einem französischen Spielbuch – als „veraltet“

 

1637              Michel de Marolles verfass die ersten Spielregeln für das französische Tarock („Règles du jeu des tarots“)

 

1650/60        Jacques Vieville zeichnet ein Tarot-Deck (eher den italienischen Vorbildern ähnlich als dem Tarot von Marseille); fügt später eine Numerierung dazu

 

1660/65        Giuseppe Maria Mitelli druckt in Bologna ein Tarot-Deck: „Tarocchini“, mit nur 62 Karten

 

1700-1799

 

1725              „Ancient Minchiate Etruria“

 

1731              Der ehemalige Priester Jean Terrasson beschreibt in seinem Buch „Seth“ (von Matthias Claudius 1777 ins Deutsche übersetzt) die Einweihung des Prinzen von Memphis in die alten ägyptischen Mysterien

 

1735              erste Deutungen einzelner Karten zum Wahrsagen: Robert Antrobus: „The Square of Sevens“ (Nachdruck 1896); betrifft nur die kleinen Arkana: http://www.gutenberg.org/files/19687/19687-h/19687-h.htm
und könnte ein Hoax sein:
http://marygreer.wordpress.com/2008/04/03/a-hoax-revealed-update-on-the-square-of-sevens/

 

vor 1750        ein Manuskript, das 1989 Jahre von Franco Pratesi entdeckt wurde (bezeichnete als „Pratesi’s Cartomancer“), beschreibt eine rudimentäre Symbolik von 35 Karten des Bologneser Tarot
http://www.tarotforum.net/showthread.php?t=4398&page=3&pp=10&highlight=pratesi
http://www.tarotpedia.com/wiki/Bolognese_Tarot_Divination

 

um 1750        A. Göbl: Bairisches Tier-Tarot

 

1753              Etteilla: „L’Abrégé de la cartomancie“ (?); nähere Angaben zu Etteilla
http://robjo.wordpress.com/2006/09/30/etteilla-pattern-tarot/
http://noreah.typepad.com/tarot_arkletters/2007/02/masonic_martini.html
http://www.tarotforum.net/archive/index.php/t-122602.html

 

1760              Tarot de Marseille aus der Manufaktur von Nicolas Conver

 

1770              Etteilla: „Grand jeu d’Oracle des dames“ (deutsch 1793: „Theoretischer und praktischer Unterricht über das Buch Thot …“; (Neuausgabe 2003)

 

1773              Etteilla: „Etteilla ou la manière de tirer les cartes“; er versuchte durch einige Veränderungen an den Spielkarten den ägyptischen Tarot zu rekonstruieren

 

1775              Antoine Court de Gébelin schaut einem Besucher „aus Deutschland oder der Schweiz“ beim Tarockspielen zu

 

1780              Giacomo Zoni druckt in Bologna ein Tarot, das eine leichte Abwandlung des Tarot de Marseille von 1760 ist

 

1781              esoterische Deutung der Tarot-Karten durch Antoine Court de Gébelin (im 8. Band von „Le monde primitif, analysé et comparé avec le monde moderne“; insgesamt sind 9 Bände, 1773-82 erschienen); er deutet die Symbole des Marseiller Tarots als Zeichen der Mysterien der ägyptischen Gottheiten Isis und Thot; er sieht den Tarot als „Königlichen Weg“ zur Weisheit resp. „Königlichen Weg des Lebens“;
er und ein Comte de Mellet (in einem kurzen Artikel in „le monde primitif“) ordnen den 22 grossen Arkana die 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets zu

 

1783-85        nachdem Etteilla die Tarot-Karten entdeckt hat, gibt er ein fünfbändiges Werk über die Tarot-Divination heraus: „Manière de se récréer avec le jeu de cartes nommées tarots“ (Nachdruck 1977);
der Tarot gehe auf einen Plan von Hermes Trismegistos zurück
das „Buch Thot“ sei im „Tempel der Hitze oder des Feuers“ in der Nähe von Memphis geschrieben worden;
Etteilla verbindet bereits kabbalistische Ideen mit dem Tarot

 

1789              Etteilla veröffentlicht sein eigenes Tarot: „Grand Etteilla“; es ist von 1-78 durchnumeriert und unterscheidet nicht zwischen grossen und kleinen Arkana;
es gibt heute Reproduktionen der Versionen von 1826 und 1870;
1838 publizierte Julia Orsini eine Anweisung, wie diese Karten zu lesen seien

 

ab 1793        Marie Anne Lenormand beginnt in Paris für berühmte Leute Karten zu legen; sie arbeitete mit 14 verschiedenen Decks, auch Spielkarten;
die „Lenormand-Karten“ stammen nicht von ihr, sie entstanden erst nach ihrem Tod (1843); es sind keine Tarot-Karten, sondern Wahrsagekarten:
die grossen (54) erschienen erstmals 1845 begleitet von 5 Büchern; sie gehen vermutlich auf Etteillas Deck zurück,
die kleinen (36) erschienen erstmals um 1850 und stammen aus der Biedermeierzeit; sie gehen auf ein Nürnberger „Spiel der Hoffnung“, um 1800, zurück

 

1800-1899

 

1818              Tarot de Besançon: Päpstin und Papst umbenannt in Jupiter und Juno; dasselbe auch im 1JJ-Tarot, der als gewöhnliches Kartenspiel unter der Bezeichnung  „Troccas“ im romanischsprachigen Teil Graubündens gespielt werden soll (im Oberwallis: „Troggu“ mit 62 Karten)

 

1854              Eliphas Lévi sieht den Tarot als Weg der Selbsterkenntnis und die Herkunft aus Ägypten über Palästina, daher ein enger Zusammenhang mit der Kabbala (auch die „wirkliche Astrologie“ stütze sich auf die Kabbala)

 

1857              J. A. Vaillant behauptet, der Tarot sei von den Zigeunern nach Europa gebracht worden

 

um 1857        im amerikanischen Poker wird der Joker eingeführt (kommt aber vermutlich aus dem Elsass)

 

1870              Paul Christian: „Historie de la Magie, du Monde Surnaturel et de la Fatalité à Travers les Temps et les Peuples“; führte die Bezeichnung Arkana“ für „Trionfi“ ein
er beschreibt eine religiöse Zeremonie im Alten Ägypten, die in 78 Stufen erfolgte; die 22 Grossen Arkana sollen sich in den Interkolumnien eines ägyptischen Tempels befunden haben (bereits beschrieben in Christians Buch „L’homme rouge des Tuileries“, 1863);
die Planetensymbolik der Astrologie findet ihren Niederschlag in den Symbolen der Tarotkarten

 

1888              Eugène Jacob (Ely Star) führt die Unterscheidung von grossen und kleinen Arkana ein (in „Le mystère de l’horoscope“)

 

1888              S. L. McGregor Mathers, Mitbegründer des Ordens vom „Golden Dawn“ veröffentlicht „ The Tarot. Its Occult Significance, Use in Fortune-Telling, an Method of Play“ (Nachdruck 1973)

 

1889              Tarotdeck von Oswald Wirth unter Anleitung von Stanislas de Guaita; basiert auf dem Mailänder-Tarot, enthält aber nur die 22 grossen Arkana;
auch gedeutet von Elisabeth Haich („Tarot“, 1969)

 

1889              Papus: „Tarot der Zigeuner“ ("Le Tarot des Bohémiens - le plus ancien livre du monde"); deutsche Neuausgabe 1979 (darin ist das Deck von Court de Gébelin abgebildet, ferner „die Karten von Guaita und Wirth“); sieht die Herkunft des Tarot aus Atlantis (in Ägypten wurde es nur weiterentwickelt), neben den Bezügen zur Kabbala gibt es auch solche zur Astrologie

 

1889              Arthur Edward Waite (unter dem Pseudonym: „Grand Orient“): „Handbook of Cartomancy, Fortune-Telling and Occult Divination“

 

1896              Zeichnungen eines ägyptischen Tarot von Maurice Otto Wegener in einem Buch von René Falconnier nach Ideen von Paul Christian (1870)

 

1900-1999

 

1909              Papus: „Tarot der Weissagung“ („Le Tarot divinatoire“) mit eigenem Deck, gemalt von G. Goulinat

 

Dez. 1909     Rider-Waite-Tarot von Arthur Edward Waite mit der amerikanischen Künstlerin Pamela Colman Smith, im Verlag Rider & Son, London, erschienen; die Zahlenkarten sind szenisch illustriert, einige davon in Anlehnung an die Sola-Busca-Tarocchi (1491)

 

1920              Ernst Kurtzahn: Der Tarot (Nachdruck 1983): Man findet die Symbole und Zahlen für die grossen Arkana in den Weissagungen des Hesekiel und St. Johannis

 

1922              Woldemar von Uxkull: „Eine Einweihung im alten Ägypten. Nach dem Buch Thoth geschildert; mit 22 Rekonstruktions-Zeichnungen im Text von Leo Sebastian Humer nach dem Bildercyklus im Einweihungstempel zu Memphis“;
im Vorwort wird präzisiert: es handelt sich um 22 Wandgemälde (nicht Säulen), „das sogenannte Buch Thot“. „Das Buch Thot selber ist eine historische Tatsache … Für mein Buch ist es nach alten Angaben und Beschreibungen wieder hergestellt von Leo Sebastian Humer, einem talentvollen Innsbrucker Meister.“

 

1927              Oswald Wirth veröffentlicht eine eigenes Tarotspiel („Le Tarot des Imagiers du Moyen Age“)

 

1938              In seiner Autobiographie „Shadows of Life and Tought“ weist Arthur Edward Waite nach, dass der Tarot nichts mit der Kabbala zu tun hat

 

1944              Crowley Tarot (oder: O. T. O. -Tarot oder Thoth-Tarot) von Aleister Crowley und Frieda Harris; zuerst als Buchillustration (in „Das Buch Thot“, 1944), erst 1969 als Deck;
soll inspiriert sein vom „Buch T“, das den Ordensmitgliedern des Golden Dawn für den Entwurf ihrer eigenen Tarotkarten zur Verfügung gestellt wurde

 

ca. 1965        Mit der Hippie-Bewegung beginnt ein neuer Tarot-Boom

 

1970              nach den Zeichnungen des (angeblich) ursprünglichen Golden Dawn Tarots von Israel Regardie entstand der von Robert Wang gemalte Tarot des Golden Dawn

 

1975              Sergius Golowin: „Die Welt des Tarot. Geheimnis und Lehre der 78 Karten der Zigeuner“: mit Karten des Künstlers Walter Wegmüller

 

1978              Motherpeace Tarot von Karen Vogel und Vickie Noble

 

1984              Mario Montano/ Andrea Zeugner: „Tarot. Spiegel des Lebens“ (intuitives Tarot);
1990: „Poker mit dem Unbewussten – Praxis des intuitiven Tarot“

 

1988              „Flying Hearts Tarot – Lachend das Leben spielen“

 

1989              „Tarot der Ursprünge“ von Sergio Toppi

 

1990              Tarot of the Old Path (dt.: „Tarot der weisen Frauen“) von Sylvia Gainsford und Howard Rodway

 

1994              The Shining Women Tarot von Rachel Pollack

 

1995              Uli Lorenz, Michael Schlosser: „Spiele der Weisheit. 78 Tarotkarten für Selbsterfahrung und biblische Meditation“; ist kein biblischer Tarot

 


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