Ohne Verständnis, daher ungenau formuliert
Matthias Pöhlmann: Freimaurer. Wissen was stimmt. Freiburg i. Br.: Herder 2008.
Das ist eine gefällig präsentierte, aber umschweifige Beantwortung einiger Fragen, die dem Laien auf den Nägeln brennen. Leider ist es dem Theologen und wissenschaftlichen Referenten der „Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen“ in Berlin nicht ganz gelungen, in dem schmalen Bändchen, „zuverlässig und sachlich über die Geschichte und das Leben in den Logen zu informieren“ (8). Zur Stellung der evangelischen Kirche gegenüber der Freimaurerei ist ihm überhaupt nichts eingefallen (108). Dabei scheut er deutliche Worte nicht. So bezeichnet er etwa die Schriften von Jan van Helsing und Jo Conrad als „braun-esoterische Literatur“ und meint, dass darin „auf der Basis eigenwilliger Interpretationen viel behauptet und nichts bewiesen wird“ (10).
Die Vorgeschichte der Freimaurerei ist wenig überzeugend. Ob die mittelalterlichen Bauhütten ihre Wurzeln „im alten Benediktinerorden“ haben, „der sich neben verschiedenen Künsten auch der Baukunst in ihrer höchsten Form, der Errichtung sakraler Bauten widmete“ (27), darf bezweifelt werden. Ebenso, dass Johannes der Täufer erst seit 1717 als Schutzpatron der Freimaurer gilt und 1750 erst 48 Logen bestanden (30). Auch die Erwähnung der Hochgradsystem zeugt nicht von grossem Verständnis: „… so drangen schon bald Hochgradsystem in die einzelnen Logen ein“ (36), oder: „Letztlich konnte das Hochgradsystem nie ganz überwunden werden“ (39). Einmal kommt das „Schottische“ System aus Frankreich (36), einmal aus „schottischen Logen“ (68), ein andermal kommt der AASR aus Frankreich (100).
Insgesamt wirkt die detaillierte Schilderung (25 Seiten) der vielen Logengründungen und Bildung von Grosslogen in Deutschland seit 1737 bis heute sehr uninspiriert. Auch die Erläuterung der Symbole und Rituale lässt zu wünschen übrig. Bilden „Mond, Sonne und Meister vom Stuhl“ wirklich die „Drei Kleinen Lichter“ (60)? Viele Formulierungen sind nicht nur sprachlich sondern auch inhaltlich verunglückt, z. B. „Innerhalb der Freimaurerei“ gilt der flammenden Stern „als das höchste Symbol des Transzendenten bzw. des Numinosen in der Freimaurerei“ (66; ähnlich 59). Anderswo ist das „G“ das „Symbol für das Transzendente bzw. Gott“ (89).
Da Pöhlmann den Unterschied von Loge und Tempel nicht begriffen hat, behauptet er, dass unter den „Arbeiten im Tempel“ die „Betätigung in den Logen“ verstanden werde (67), aber auch, dass die Tempelarbeit „vor Ort in der Loge“ stattfinde (102). Diese Tempelarbeiten fänden in der Regel zweimal im Monat“ statt, und bei besonderen Tempelarbeiten, „wie z. B. bei Aufnahmen, Festlogen oder beim Johannisfest – kann auch der Smoking bevorzugt werden“ (74). Daneben gibt es „interne Logenversammlungen“, „Kerzengespräche“, „Bruderabende“ und „interne Vorträge“ (78).
Auf 20 Seiten werden nun Bewerbung und Aufnahme, Beförderung und Erhebung geschildert, sehr gewunden und mit Wiederholungen, in den grossen Zügen richtig, im einzelnen mit vielen ärgerlichen Ungenauigkeiten. Wie sehr Pöhlmann die bildhafte Vorstellung für das, was er beschreibt fehlt, zeigt sich etwa in der Behauptung, der Geselle werde rückwärts schreitend in die Loge geführt und sehe daher „nur den hammerführenden Meister“ (98). Die genauen Angaben von Zeichen, Passwörtern und Griffen des Lehrlings- und Gesellengrades – nicht aber des Meistergrades - wären nicht notwendig gewesen.
Gut in das Bild passt schliesslich, dass mehrere der zur Abrundung des Büchleins angegebenen Internetadressen nicht funktionieren.
Fazit: Wie so häufig bei Schriften von Laien über die Freimaurerei: gut gemeint, aber zuwenig verstanden, daher vielfach schwammig formuliert.
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