![]()
Gedichte von Joseph Franz Ratschky. Wien 1791, 215-221
Das Gedicht ist vermutlich auf Lorenz Leopold Haschka (1749-1827) als Barde gemünzt. siehe: Hans Veigl: Einzelgänger & Exzentriker. Aussenseiter wider den Zeitgeist. Wien: Böhlau 2008, 53-74 Haschka wurde laut „Allgemeines Handbuch der Freimaurerei“, 1900, 429, 1781 in die Wiener Loge „Zum heiligen Joseph“ aufgenommen
Dieses Gedicht erschien auch in Deutsches Museum. Leipzig , Neuntes Stück, September 1788, 260-264, wobei Ratschky folgende Erklärung abgibt:
Das ungezogene Geschrei, das verschiedene junge poetische Schwindelköpfe vor einiger Zeit plözlich wider den Reim erhuben, für dessen Beibehaltung, besonders in Gedichten der leichteren Gattung, das Beispiel des größten Theils unsrer besten Dichter zu sprechen scheint, war der Anlaß zur gegenwärtigen schon vor geraumer Zeit verfaßten kleinen Satire. Diese Erklärung scheint mir um so nöthiger zu sein, weil vielleicht mancher Leser auf die Vermuthung gerathen könte, als ob ich durch dieses Gedicht mich über Klopstocken und seine würdigen Nachfolger lustig machen wollte. Niemand kan für die Verdienste Klopstocks, Denisens, Vossens, der beiden Grafen von Stolberg, meines Freunds Haschka und unsrer übrigen Zierden der höheren Dichtkunst eine ungeheucheltere Verehrung haben, als ich: niemanden kan aber auch vor dem hochtrabenden Unsinn einiger ihrer unglücklichen Nachäffer, die durch gezwungene Wortversezungen und sesquipedalia verba den trivialsten Ideen Würde zu geben glauben, und Schwulst und Zwang für Erhabenheit ansehen, mehr ekeln, als mir.
Zu Haschka, siehe auch: Pantalon-Phöbus und Haschka eine Diatribe des Verfassers der Chronologen nebst des Barden Lorenz Leopold Haschka Biographie, und den nöthigen Beylagen. Salzburg und Leipzig, in Kommißion bei A. F. Böhme, 1784. besonders Kapitel X. Unsinn aus Haschka’s Bardengesängen, und Kapitel XI. Probe eines Haskaischen Wörterbuches.
Der junge Odendichter. Wien im Weinmond 1785.
Blest art indeed and glorious eloquence, Where empty noise supplies the want of sense!
Pitt.
In einer Feyerabendstunde, Als Titans röthlichgoldner Strahl Sich allgemach bergunter stahl, Macht' ich jüngst um den Wall die Runde: Da stieß mir in gesporntem Lauf Ein junger Musenzögling auf.
Willkommen, Bruder! sprach der rasche Bartlose Dichterling zu mir, Und zog ein Blättchen aus der Tasche. Welch Glück für mich, dass ich Sie hier Zu so gelegner Zeit getroffen! Sie sollen über ein Paar Strophen, Die ich, Gottlob! so eben nun Nach langem schmerzlichen Bestreben Zur Welt gebar, den Ausspruch thun. Der Neugebornen Tod und Leben Vertrau' ich Ihrer Willkühr an; Denn, Freund! Sie sind ein wackrer Mann, Der selber aus dem Quell der Dichter Gern der Begeistrung Wonne schlürft, Und dem, als einem biedern Richter, Mein Geist sich willig unterwirft. Entscheiden Sie als Freund und Kenner, Ob diesem kleinen Lobgedicht Der Stempel des Genies gebricht! Die dreymaldreyfach grossen Männer, Die durch ihr Licht das Labyrinth Der Maurerey erhellen, sind Der Inhalt meiner kühnen Ode. Ich suchte nach der neusten Mode Die Sprach' ein Bisschen zu verdrehn, Und Worte, die hübsch nervicht klingen, Die Backen, wie ein Segel, blähn, Und stürmend um die Ohren wehn, In's Sylbenmaß hineinzuzwingen; Denn Dichter, die bis zu den Höhn Der Sonn' empor auf Adlerschwingen Die Mus' erhebt, muss unter zehn Nur einer halb und halb verstehn. Die Zeit ist hin, wo unsre alten Reimstümper Uz und Hagedorn Trotz ihrem schlechten Schrot und Korn Für ächte gute Münze galten.
Bey diesem drollichten Prolog, Wodurch mein Männchen mit Emphase Für seinen Unsinn focht, verzog Ich Auge, Stirne, Mund und Nase, Um des Gelächters Ungestüm, So gut ich konnte, zu bekämpfen; Denn eines jungen Dichters Grimm Ist, wie bekannt, gar schwer zu dämpfen, Und flammet, gleich verdorrtem Stroh, Im Augenblicke lichterloh.
Ich suchte weislich mich zu fassen, Und musste halb aus Bruderpflicht Und halb aus Furcht durch sein Gedicht Mein Trommelfell erschüttern lassen. Mit tollen seltsamen Grimassen Fieng unser junger Versemann Nun seinen rauhen Päan an, Und zog mit seinem Versgepolter Mein Ohr, wie einst Domizian Die Christen, schrecklich auf die Folter. Geneigter Leser, hör' auch du, Wie ich es that, mit ernster Stille Dem skandinavischen Gebrülle Des Herolds deutscher Skalden zu!
Dreymal drey Sonnenwenden vergeudet' ich, Die Midasohren Geistesverschnittener Durch Reimgetön zu kitzeln. Nimmer Fröhn' ich dem Schellengeklingel förder.
Fleug Odenflug, mein kühner Gesang, hinfür! Sternschnuppen gleich, scheuß stolz durch den Äther hin! Sprich Hohn dem weichen Brautlenzreihnsang! Schalle nur donnernden Feldschlachtzornlaut!
Wer ist der Erstling, den du, mein Saitenspiel! Mit Windsbrautssturmkraft schnell wie Gedankenflug Zum Sternenocean hinanhebst? ..... Edle Dynasten des königlichen
Dreydrillingsbundes, ihr seyd des Barden Stoff: Euch hebt die Tuba bis an den Sternenkamp; Ihr seyd die sicheren Piloten Aufschlusserwartender Lichtumsegler.
Ihr seyd der tausendarmige Strom, der, ein Leitfaden, strömt durch's mystische Labyrinth: Ihr seyd der Pfeiler, der die große Ampel des strahlenumströmten Lichts trägt.
Ihr seyd der Pfeilblitz, welcher den Waller durch Gewitternachtgraun wonnige Pfade führt: Ihr seyd der Aar, der unterm Fittig Seiner befiederten Kindlein Brut schirmt.
Lobtönt, Posaunen! lispelt, o Harfen, Dank! Psalmt Preis, ihr Zymbeln! jubelt, Trompeten! feyrt Laut von Äon hin zu Äon die Ehre der Erben des Lichtstrahlquellstroms!
Vortrefflich! rief ich, meisterlich! Sie ließen, wär's um eine Wette Zu thun, selbst Pindarn hinter sich. O pulcre, bene, recte! ….. Hätte Mir die Natur auch einen Mund Von Stahl und Eisen, einen Schlund Von Kupfer, tausend ehrne Zungen Und tausend adamantne Lungen, Ihr Loblied kundzuthun, verliehn, Nie reichten meine Kräfte hin; Denn höher, feuriger und kühner Schwang wahrlich keiner noch vom Chor Der Odensänger sich empor ..... Ich bin Ihr ganz ergebner Diener.
Webmaster by best4web.ch |