Baumeister oder Schotten - Alphabet - Tafelloge
„Die zerschmetterten Freymäurer“, 1746 Teil IV
Inhalt (ca. 31 Seiten) Bibliographische Angaben Von denen Baumeistern oder Schotten. Catechismus der Baumeister Von der Sprache und den Zeichen der Freymäurer. Von dem Mahl der Freymäurer. Anmerckungen über die Freymäurer überhaupt.
siehe auch: Teil I (ca. 56 Seiten) Was hat Cromwell mit der Freimaurerei zu tun?
Teil II (ca. 45 Seiten)
Teil III (ca. 16 Seiten) Lehrlinge – Gesellen - Meister
Bibliographische Angaben
Die zerschmetterten Freymäurer, Oder Fortsetzung des verrathenen Ordens der Freymäurer. Franckfurt und Leipzig 1746 (35 + 360 Seiten), 1747 (344 Seiten); Faksimile Nachdruck (Fraktur) Rotterdam: Uitgeverij Cagliostro 1984 (360 Seiten);
unter dem Titel: Geheimniße der Freymäurer leicht gekürzt und ohne Kapiteltitel, in einem Band, 1766 (248 Seiten).
2. dt. Übersetzung von Luise Adelgunde Victorie Gottsched: Die gestürzten Freymäurer. Berlin, Leipzig: Néaulme & de Bourdeaux 1747 (293 Seiten).1746.
Bearbeitung der „zerschmetterten Freymäurer“: Allerneuste Geheimniße der Freymäurer. 2 Bde, 1766, 1770-72 (124 und 148 Seiten), 1780 (126 und 154 Seiten).
Abschrift der „Allerneusten Geheimniße der Freymäurer“: Geheime Unternehmungen der Freymaurer. London, Berlin 1787 (230 Seiten), 1788 (230 Seiten). http://www.internetloge.de/ (unter „Geheimnis + Verrat“) Die roten Seitenzahlen und Bemerkungen beziehen sich auf diesen deutschen Text.
Spätere freie Bearbeitung: Heinrich Sautier: Warum soll ich ein Freimaurer werden? Basel: Flick 1786.
Von denen Baumeistern oder Schotten. [Des Architectes ou Ecossois]
[die nächsten 12 Abschnitte wörtlich 154-159]
Was wir bisher von den Brüder-Dienern, Lehrjungen, Gesellen und Meistern gesagt haben, enthält nur etwas weniges von der Lehre und den Absichten des Ordens. Die Decken der Sinnbilder und Geheimnisse bedecken sie sowohl, daß auch der allerscharffsinnigste nicht ohne Mühe etwas davon errathen kan. Jetzt aber sind wir auf die Baumeister gekommen, von denen wir nichts, als was klar und leicht zu begreiffen ist, beybringen wollen. Wir wollen deswegen von den Augen des Lesers die dicke Binde wegthun, damit die mißtrauischen Freymäurer die meisten ihrer Mitglieder, denen sie nicht völlig trauen, die sie sich aber unvermerckt verbunden haben, bedeckt: wie etwan ein Kind, das einen Vogel an einem Faden hält, dennoch Meister von ihm bleibet, ob es ihn wohl in einer gewissen Weite fliegen läst, so daß er glaubt entwischt zu seyn, wenn sein Meister den Faden, welchen er am Fusse hat, in der Hand hält.
Niemand wird, zu der hohen Würde eines Baumeisters erhoben, bey welchem man nicht die Gaben und Neigungen, so mit dem Endzweck des Ordens vollkommen übereinstimmen, angetroffen hat. Deswegen ist die gantze Zeit, so man in den Classen der Lehrlinge, Gesellen und Meister zubringt, bloß zu einer ernstlichen Untersuchung des Gernüthes und Verstandes gewiedmet. Man braucht dazu so viel Geschicklichkeit und List, daß man die innerste Neigungen entdecket, und die geheimste Gedancken erforschet. Wird man sich darüber wundem, wenn man erwegt, daß die Geschicklichkeit des Ordens die Menschen zu erkennen, von einem in dieser Wissenschafft so erfahrnen Stiffter herkommen, als Cromwell war, dessen Kinder sie sind, und der ihnen die Klugheit, die Geschicklichkeit, die Einsicht und List, nebst der fanatischen Entzückung eintzig und allein zum Erbtheile hinterlassen hat?
Wenn ein neuaufzunehmender Meister Schotte die nöthige Eigenschafften besitzet, so schlägt man ihn in der Loge der letzten, wenn sie alle beysammen sind, vor, und setzt ihm die Zeit zu erscheinen auf die oben in dem Artickel von den Brüder-Dienern beschriebene Weise an. Der Führer und Examinator sind Baumeister, so wohl als der, welcher die innere Thüre bewacht, denn an der äussern stehen allemahl die. Diener Wache. Ist der Neuaufzunehmende in das finstere Zimmer gekommen, welches eben dasienige ist, worinnen man die BrüderDiener und andern examinirt, so bringt man drey Lichter, welche ein Baumeister auf den Tisch setzt, und alsdenn weggeht. Der Examinator kommt an seine Stat, thut an den Neuangehenden eine lange Ermahnung, guten Muth zufassen, und sich zur Erkenntniß der Lehre der Gesellschafft, so man ihm, ohne Figuren und Sinn-Bilder , erklären will, zu bereiten. Bey dieser Gelegenheit fallen beyde auf die Knie, und der Examinator spricht mit grosser Andacht ein Gebet, darinnen er Gott um den Beystand des Heil. Geistes, und die Erleuchtung des Neuangehenden, und um die nöthige Gnade, nicht nur den Verstand der Lehre zu fassen, sondern auch Gefallen daran zu haben, und sie mit allem möglichen Eiffer ins Werck zu richten, anruft. Hernach fordert et einen Eid von ihm, daß er alles, was man ihm entdecken werde, verschweigen wolle. So bald er solchen abgelegt, erkläret er ihm das Lehrgebäude des Ordens, wie wir solches im Anfange dieses Werckes vorgestellt. Hier wenden nun die Freymäurer alle ihre Politick an. Und Proteus hat nie so vielerley Gestalten angenommen, als sie ihnen Lehren geben, um sie unvermerckt auf den grossen Endzweck, die Freyheit und Gleichheit, vorzubereiten und zu führen. Gewiß sie gehen nicht sehr weit von dem ab, der ihnen den Weg gebahnt, und der lieber wollte, daß andere seine Gedancken erriethen, als daß er sie ihnen entdeckte, ob er schon von seinen Reden, wie es die Gelegenheit erfoderte, Meister war. Finden sie einen Candidaten, dessen Geschmack und Neigungen mit ihren Absichten völlig übereinstimmen, so nehmen sie in ihren Reden nicht so viel Ausschweiffungen, ob sie sich schon vornehmlich im Anfange mit vieler Vorsicht heraus lassen.
Nachdem das Gebet sich geendigt, fragt der Examinator den Neuanzunehmenden: ob er sich das Cerimoniel der Baumeister gefallen lassen wolle? Nachdem er ia geantwortet, klingelt der Examinator einmal mit einem kleinen Glöckgen, so auf dem Tische stehet. Sogleich kommen zwey Baumeister, und der Examinator geht weg. Die zwey ersten sagen zu dem Candidaten, daß er eine Wage in die lincke, und einen Degen in die rechte Hand nehmen solle. Alle drey fallen hierauf auf die Knie, und nehmen Gott zum Zeugen, daß sie fest über der Beobachtung seiner Befehle halten, dem Lichte der Natur folgen, und was gut und recht ist, lieben wollen. Hernach öffnet man die Thore, und die beyden Führer bringen den Neuangehenden an die innere Thüre der Loge, wo ieder 3 mal anpocht. Der Thürhüter macht auf, und fragt den Neuangehenden: ob er den Beruff zur Freyheit und Gleichheit, zum Gehorsam, zum Muth, und zur Standhafftigkeit habe? Er antwortet: Ja. Man führt ihn hinein, und der Thürhüter macht zu.
Was die Figur, so man bey dieser Gelegenheit auf den Boden zeichnet, anlangt, so stellt solche nichts mehr von dem zerstörten oder wiedererbauten Tempel Salomons vor. Sie bestehet in fünff einzeln und creutzweis gesetzten Figuren, so wir in dem fünfften Kupfer vorgestellt haben. Der Neuaufzunehmende fängt seinen Umgang beym Fuchse an, fährt mit dem Pelican, der Taube, und dem Affen, fort: Endlich bleibt er dem Fuchs gegen über stehen. Der Meister befielt allen, so bey ihm sind, auf die Knie zu fallen, und fängt zum dritten male ein Gebet an, worinnen er sowohl Gott um Beystand, bey ihren reinen und billigen Absichten, als um die Glückseligkeit des Ordens, anrufft. Wir wollen kein Exempel von diesen Gebeten anführen, weil solches denen Lesern verdrießlich seyn möchte, sondern nur anmercken, daß die Freymäurer vormahls göttliche Eingebung, Entzückungen und Uiberschattungen, vorgaben, welche sie vor wahrhaffte Enthusiasten, wenn sie es im Ernst gethan, würden gehalten haben. Was sie aber hier thun, ist nichts als ein blosses Kunststück, den Candidaten zu gewinnen, Verwunderung bey ihm zu erwecken, und ihn beständig an ihre Begriffe und die Beförderung ihrer Vortheile anzugewöhnen. Das ist der Endzweck, wo ihr feines Wesen, vermittelst dieser vorgegebenen Entzückungen, die der Narrheit so ähnlich sind, eigentlich hin gehet.
Zu Ende des Gebets, fodert der Meister den Candidaten, daß er den Eid nochmahls wiederholen solle. Hernach zeigt ihm der andere Aufseher, auf des Meisters Befehl, die Arten zu gehen. Mit dem ersten Schritt läßt er ihn zum Fuchs, mit dem andern zum Affen, mit dem dritten zum Löwen, mit dem viertes zum Pelican, und mit dem fünfften zur Taube, kommen. Denn kommt er dem Meister gegen über zu stehen, der ihn nochmahls schwören läßt, und ihm die Zeichen, Griffe und Losungs-Wörter, so die Baumeister von den andern unterscheiden, bekannt macht.
[hier kommt, 159 in Geheime Unternehmungen ein kleiner Einschub; nachher geht es wörtlich weiter bis 164]
Das Zeichen besteht darinnen, daß man die rechte Hand auf die lincke Schulter legt, und bis an die rechte Hüffte fuhrt, hernach die linke Hand auf die rechte Schulter legt, und von da unter die lincke Hüffte führt, und daß man endlich die beyden Hände in die Seite stemmt, und gleichsam zwey Handhaben macht. Die Griffe beliehen darinnen, daß man sich bey der Hand nimmt, mit dem mittelsten Finger die Fläche derselben reibt, und sich endlich die Stirne küßt. Das Losungs-Wort ist Adonai, welches so viel als Gott bedeutet, und von Buchstaben zu Buchstaben, so wie die andern Losungs-Wörter, ausgesprochen wird.
Nachdem der Meister dieses erklärt, befielt er dem Redner, seine Rede zu hatten, welche ein Zusammenhang von Subtilitäten ist, die durch eine beständige Entzückung unterhalten werden. Ich will ein Stück einer solchen Rede, so viel mir noch davon beywohnt, hersetzen: Feinheit, Verstellung, Muth, Liebe, Vergnügen, List, Nachahmung, Raserey, Frömmigkeit, Zufriedenheit, Bosheit, Thorheit, Grausamkeit, Gütigkeit und Freundschafft, sind einerley, und haben gleichen Ursprung. Sie verführen, bringen Freude und Traurigkeit, Vortheile und angenehme Tage. Es sind fünff dergleichen Dinge, so doch nur eines ausmachen. Bald! bald! bald! durch den der da ist, und seyn wird, und gewesen ist. Das übrige der Rede war von gleicher Art, und so dunckel auch diese Dinge scheinen, so sind sie doch gantz deutlich, wenn man auf die Figuren, welche den Character der Freymäurer bezeichnen, Achtung giebt. Die Verschlagenheit des Fuchses ist dieienige, unter welcher der Orden seinen Zweck verbirgt. Die Nachahmung des Affen ist die Demuth des Geistes, und die Geschicklichkeit, womit sich die Freymäurer nach den unterschiedenen Gaben und Neigungen ihrer Candidaten richten. In der That, wenn sie, wie wir oben angemerckt, gantz widrige Neigungen vereinigen, so geschiehet solches dadurch, daß sie sich anfänglich stellen, als ob sie denen Meynungen der andern beyträten, in dem folgenden aber, und gleichsam nach und nach, die so ihnen eigen sind, entdecken, so daß sie uns nur Schritt vor Schritt zu ihrem Lehrgebäude führen. Der Löwe ist ein Bild des Muthes, welchen die, so Mitglieder der Gesellschafft sind, besitzen, und zeigt, daß es ihnen nicht an den nöthigen Eigenschafften, zu ihrem Zwecke zu gelangen, mangele. Der Pelican ist ein Bild der Großmuth und Zärtlichkeit, so unter den Brüdern herrschet. Die Friedfertigkeit der Taube stellt die Ruhe, und alles übrige Vergnügen, so die Frucht der Ausführung dieses grossen Unternehmens seyn wird, vor. Die Eigenschafften dieser Thiere drücken also die Lehre, und den Endzweck der Freymäurer, nebst den Mitteln, deren sie sich bedienen, aus: indem sie die Verschlagenheit des Fuchses, zu betrügen und zu belustigen, die Demuth, die Nachahmung des Affen, und so gar gewisse Stellungen, die anfänglich, und ehe man ihre Absicht inne wird, nicht viel ernsthaffter als dieses Thieres seine sind, annehmen. Die Stärcke des Löwen ist ein Mittel, ihren Feinden Traurigkeit zu erwecken. Die Gütigkeit des Pelicans bedeutet, ihren Eifer vor das Wohl der Parthey, deren Nutzen sie suchen, und die friedliche und sanfftmüthige Taube ist ein Vorbild der goldenen Zeiten und angenehmen Tage, so in der oben angeführten Rede versprochen worden.
Es ist nicht nöthig sich länger bey Erklärung dieser Reden aufzuhalten. Man siehet den Augenblick, wenn man das fünffte Kupffer betrachtet, den Endzweck des Ordens, und die Mittel, so er zur Ausführung desselben anwenden will. Nur muß man mercken, wie geschickt sie indem, was in der Politick am schwersten ist, in der Kunst, das Falsche iemanden zu überreden, und es vor wahr auszugeben, gekommen sind. Denn sie greiffen, um dem Neuaufzunehmenden das Verlangen nach der Freyheit, und den Vorsatz, das Joch abzuschütteln, einzuflößen, die Religion oder das Regiment nicht offenbar an. Thäten sie es, so würden sie bey den Boshafften und selbst bey Feinden der Obern, Widerstand finden. Wenn wir eine Meinung als falsch verworffen haben, so nehmen wir deswegen nicht gleich eine andere, so ihr gantz entgegen ist, an. Dieses geschieht nicht anders, als wenn man durch verschiedene Zwischenwege, die die Veränderung nicht gleich so mercklich machen, dahin gelanget. Deswegen fangen die Freymäurer erst an, zu zeigen, wir gerecht, vortheilhafft, und angenehm die allervollkommenste Gleichheit und Freyheit sey. Sie spannen deshalber alle Segel ihrer Beredsamkeit aus. Die Natur des Menschen, der Endzweck des Schöpffers bey seiner Schaffung, die Mittel, die er ihm zu seiner Erhaltung giebt, und die Verehrung, so er von ihm fodert, geben ihnen gnugsamen Beweis ihres Satzes an die Hand. Sie mahlen die Ungerechtigkeit derer, so die Freyheit und Gleichheit verbannt haben, mit sehr heßlichen Farben ab. Sie beweinen die Erniedrigung und Verachtung der menschlichen Natur, welche ihres edelen Ursprungs ungeachtet, unter dem Joch der Dienstbarkeit seuffzet. Was kan man daraus anders als die Grösse des Vortheils, die der Orden dem menschlichen Geschlechte verschafft, wenn er es in seine natürliche Rechte und in seine alten Vorzüge wiederum versetzt, schliessen. So erheben sie ihren Vorsatz bis an den Himmel. Ihre Geschicklichkeit übertrifft darinnen der grösten Redner ihre: wie wollten sie also eine so angenehme und schmeichlende Sache, als die vollkommene Freyheit und Gleichheit, so uns von allen Arten der Obrigkeit los macht, ist, nicht einem ieden beliebt und anständig machen?
[ab hier fehlt von diesem Kapitel der Text in Geheime Unternehmungen]
Dl« Freymäurer folgen hierinnen, gleichwie durchgehends, dem verschlagenen Cromwell vollkommen nach. Da selbiger im Jahr 1653 die höchste Gewalt an sich zu reißen suchte, so redete er anfangs sehr hefftig, wie unnütze die Königliche Macht, und was sie vor das Reich vor eine Last wäre: was die Nation vor Schande davon hätte, daß sie sich in die Sclaverey begeben, und einem eintzigen Menschen, der seine Gewalt mißbrauchen, und mit denen Unterthanen, nach seinem Eigensinn umgehen könne, blindlings unterworffen hätte: Endlich beruffte er mit seiner Freunde Einwilligung ungefehr 120 grosse Herren zusammen, denen er eine lange Rede, von der Furcht Gottes, und der seinem Nahmen gebührenden Ehre, hielte, die gantz mit Biblischen Sprüchen ausgeschmückt war: er führte ihnen die wunderbare Gütigkeit, und die beständige Sorgfalt der göttlichen Vorsicht zu Gemüthe, nahm daher Gelegenheit, ihnen die Gültigkeit ihres Beruffs zu zeigen, und versicherte sie mit vielen Gründen, die grösten Theils aus der heiligen Schrifft genommen waren, daß sie einen offenbar rechtmäßigen Beruff hätten, die oberste Gewalt selbst anzunehmen: er schloß endlich mit einer Bitte, vor die Personen, von einem zarten Gewissen, eine besondere Hochachtung zu haben. Auf diese Art entdeckte er ihnen, daß sie die Besitzer des Regiments und der höchsten Würde seyn sotten. Hernach verordnete er einen Fasttag, um die göttliche, Eingebung vor sie alle zu erbitten.
Unterdessen beschlossen Cromwells Freunde, um seine Anschläge zu befördern, einen Rath, der aus frommen, geschickten und verschwiegenen Leuten bestände, zu setzen, und den Lord-General zum Protector der drey Reiche zu ernennen. Auf gleiche Weise wissen die Freymäurer die Kunst, ihre Absichten zu befördern, da sie indessen mit gantz andern Dingen beschäfftigt zu seyn scheinen. Und es wäre zu wünschen, daß sie nicht eben so weitläufftige Unternehmungen vorhätten, und eben so gefährliche Zusammenkünffte, als ihr Stiffter, anstellten. Der ausserordentliche Mann, den man, ohne grosse Mühe, den Thron dreyer Reiche besteigen sehen, und der, ohne den Königlichen Titel zu führen, mehr Ansehen und Gewalt, als iemahls ein König vor ihm gehabt, besessen. Die Mittel, die er angewendet, sind ein tiefes Stillschweigen, viel List, Entzückung, und seine erstaunliche Verstellung gewesen. Und was sind die Stützen der Freymäurer? sind es nicht eben diese Qvalitäten, und eben diese Aufführung?
Der Neugierigkeit des Lesers vollkommene Gnüge zu thun, scheinet es nöthig zu seyn, die Figur der Baumeister, davon wir oben nur einen unvollkommenen Begriff gemacht, hier ausführlicher zu beschreiben. Zur Rechten des Fuchses ist eine Trommel, zur Rechten des Affens, ein Joch, zur Rechten des Löwens, zwey creutzweis gelegte Degen, zur Rechten des Pelicans, eine Wage, zur Rechten der Taube endlich die Fama [la Renommée], vorgestellt. Diese fünff Thiere nun, und die fünff ihnen beygesetzte Figuren, machen bloß den Grund des Fußbodens aus, auf welchen ein Gebäude von vortrefflicher Bauart, auf folgende Manier vorgestellt ist. Auf iedem Thier, und auf ieder Figur, ist eine Seule, so zum Theil auf das Thier, zum Theil auf die Figur, gegründet ist. Diese Seulen sind von einer festen Materie, und in Gestalt dreyer Schnecken oder Schnuren, so um die Seulen, deren Knöpfe sehr einfach sind, herum gehen. Uiber diesen Seulen ist der Tempel der Wahrheit, der Freyheit, und Gleichheit, aufgeführt; er hat drey Thore, drey Fenster, drey Stockwercke, und vier Vorgibel: das Dach ist nicht gebrochen, und nicht abschüßig, und an den vier Ecken desselben sieht man vier Figuren, oder Statuen, welche Frauen, so eine Wage und Circkel in der Hand haben, vorstellen.
Was wir oben von den Thieren angemerckt haben, führt uns auf die Bedeutung der neben ihnen befindlichen Figuren: Sie haben nehmlich alle einen geheimen Verstand, der sich auf die Gesellschafft bezieht. Sie bedeuten die Befehle des Meisters, den Gehorsam, welchen ihm die Brüder leisten müssen, die Ausführung, oder den Gebrauch der Gewalt, die Freyheit und Gleichheit, so die Früchte davon sind, und endlich den Ruhm, welchen sich die Freymäurer erwerben, werden, wenn sie von der gantzen Welt, als die, so allen Schaden wieder ersetzt, und das menschliche Geschlecht befreyet haben, werden gepriesen werden.
Nachdem wir also die Bedeutung der Figuren und Thiere gewiesen, so ist nichts mehr übrig, als was durch das Gebäude vorgestellt wird, zu zeigen. Der Tempel der Freyheit und Gleichheit, welcher durch die festen Seulen, die die Dauer ihrer sowohl rechtmäßigen als nützlichen und nothwendigen Unternehmung andeuten, unterstützt wird; dieser Tempel, sage ich, gründet sich auf die List, die Verstellung, die Gewalt, die Liebe und den Frieden, und auf das, was wir Befehl, Gehorsam, Ausführung, Gerechtigkeit und Ruhe nennen. Die drey Gewinde oder Schnuren bedeuten die Stärcke, die Religion und Natur, die so genau und feste unter einander, verbunden sind, daß man sagen könnte, die. Materie dieser Seulen sey nichts anders als die Gewalt, die Religion und Natur. Eben diese Bedeutung haben die drey Fenster, die drey Thüren, und Stockwercke. Ferner zeigen die vier Seiten, die vier Gegenden der Welt, wo die Freymäurer ihre Lehre ausbreiten wollen, an. Die Statuen auf dem Dache stellen endlich, wie man leicht sieht, den Endzweck der Gesellschafft vor, die da verlangt, daß die gantze Welt unterrichtet, und ihre Lehren durchgängig bekannt werden sollen.
Wir halten vor unnöthig, uns bey einigen andern Anmerckungen, die man über die Ordnung dieser sonderbaren Figuren machen könnte, aufzuhalten, indem wir glauben, daß die schon so offt vorgetragene Lehre, und die mehr als einmal erklärten Sinnbilder, einen verständigen Leser vollkommen in den Stand setzen werden, den wahren Verstand einzusehen. Indessen ist mein Endzweck, in diesem Buche alle Schwierigkeiten zu heben, alle Geheimnisse aufs deutlichste zu entdecken, und alles, bis auf die geringsten Vortheile der Gesellschafft, das ist, bis auf die kleinsten Umstände, so der Orden vorschreibt, ins Licht zu setzen. Mit einem Worte, ich will diese Materie vollständig ausführen, und es würde mir sehr unangenehm seyn, wenn ich einen Umstand übergehen sollte, der vielleicht einmal einen andern Freymäurer aufmuntern könnte, das, was ich weggelassen, zu beschreiben, und bekannt zu machen: ich sage noch mehr, ich will machen, daß die gantze Gesellschafft bekennen soll, es sey kein verborgenes Geheimniß mehr, so meiner Aufmercksamkeit entwischt wäre; und das ist es, wozu ich mich öffentlich anheischig gemacht habe. Ich nehme demnach die gantze Welt zu Zeugen, daß ich mein Wort ehrlich und genau halten will, so daß es mich vergnügen soll, wenn ich die Freymäurer gantz niedergeschlagen, und ohne die geringste Hoffnung, sich zu erholen, sehen werde: so gar daß es ihnen niemand glauben wird, wenn sie mich vor einen Menschen, welcher der Leichtgläubigkeit des Volckes, vornemlich bey so unbekannten Dingen, mißbraucht, ausschreyen und halten werden. Indessen ist mein Vorhaben nicht, die allergeringsten Kleinigkeiten, so aus dem, was ich gesagt habe, folgen, zu beschreiben, sondern ich will der Einbildung des Lesers auch etwas überlassen.
Ich glaube inzwischen, daß es gut seyn werde, von dem Unterschied, so zwischen diesem Plan der Loge, und den vier ersten ist, etwas beyzu bringen. Die Brüder Diener, die Lehrling, die Gesellen und Meister, thun in den vier ersten angeführten Plans nichts, als daß sie mit dem Handwercks-Zeuge den Tempel Salomons von aussen und innen überhaupt bearbeiten, die Schotten aber machen ein volllommenes Gebäude daraus. Man siehet iene als Anfänger an, die sich bey dem Anblick der Schwierigkeit, und der entsetzlichen Arbeit, welche die Erbauung dieses Geheimniß-vollen Tempels erfordert, der nichts mehr als ein Stein-Hauffen, ein gantz ruinirtes Gebäude, und der Plünderung Preis gegeben ist, sich beklagen, wenn sie Meister werden. Diese hingegen, die Schotten, finden von dem Augenblick ihrer Aufnahme, den Tempel in seiner Verhältniß vollkommen, in seiner Einrichtung wunderbar, in seinen Zierrathen sinnreich ausgeschmückt, und endlich völlig aufgeführt. Wie nun die Wiedererbauung des Salomonischen Tempels ein Sinnbild ihres Endzwecks und ihrer Lehre ist, die Absicht der andern aber, so die vier ersten Aemter bedienen, nur als ein Entwurff aussiehet, so betrachtet man das Werck der letzten Loge, oder der Schotten, als bereits vollkommen, indem ihnen weder von den Geheimnissen, noch Gebräuchen, etwas verborgen ist. Man sehe die Figur, so indessen nichts als Thiere, die einen Theil des Grundes ausmachen, vorstellt.
Dem ungeachtet ist es bey der Aufnahme eines neuen Schotten keine Regel, daß man verbunden sey, ihm gleich augenblicklich die Absichten der Gesellschafft in deutlichen Worten zu zeigen, sondern man sagt sie ihm nur halb, um ihm die allenthalben gebräuchliche Moral und Politic völlig bekannt zu machen. Den Abend seines Antritts erfährt er weiter nichts, als daß Freiheit und Gleichheit unter denen Brüdern der einzige Endzweck der Gesellschafft sind, und daß der gezeichnete Tempel, die Bilder und allegorischen Reden, blosse Gleichnisse sind, die die wahren Absichten denen schwachen Geistern verbergen: welches bey ihm unvermerckt eine grosse Liebe, wahren Verstand zu wissen, und ihrer Meynung völlig beyzutreten, erweckt. Hernach sagen sie, daß diese Freyheit und Gleichheit nicht anders als mit einer grossen Standhafftigkeit der Seele erlangt werden könne. Sie gemessen indessen schon unter einander die Annehmlichkeit dieses Zustandes, nicht nur, indem sie sich wechselsweise. ihre Wissenschafft und Absicht offenbaren, sondern auch in der vollkommensten Vereinigung, Freundschafft und Vertraulichkeit leben. Wenn also der iüngste Baumeister in den Schottischen Logen Zeichen einer vollkommenen Lehrbegierde und Neigung, die Lehren der Gesellschafft zu fassen, an sich spüren last, so läst man ihn in die Karte gucken, und zeigt ihm die Absicht der Gesellschafft, welche darinnen besteht, daß man die Manschen zu einer vollkommenen Gleichheit, das menschliche Geschlechte aber zu seiner natürlichen Freyheit, bringen will. Endlich, wenn Zusammenkünffte gehalten werden, sagen sie öffentlich, daß die Worte, alle Menschen unter einander gleich, und das menschliche Geschlechte frey zu machen, alle Personen, sie mögen von Stand und Würden seyn, von welcher sie wollen, ohne Unterscheid, und ohne daß die Fürsten, die obrigkeitlichen Personen, die Grossen oder Kleinen, davon ausgeschlossen wären, in sich begreiffe.
Ist man einmal st weit gekommen, so ist nichts mehr übrig, als die Mittel, diesen Endzweck zu erlangen, auszusinnen. Wir haben im ersten Theile dieses Buchs einige denselben angeführt, deren sich die Freymäurer, um ihr Vorhaben zu Stande zu bringen, wie sie vorgeben, bedienen. Wir wollen hier ihre gewöhnlichen Reden beyfügen: Derienige, so etwas vorhat, muß keine Gelegenheit, so ihm zu Ausführung seiner Absichten beförderlich seyn kan, vorbey lassen. Oder wenn die Vernunfft, die Religion und Natur sie ermuntert, die allgemeine Freyheit und Gleichheit, als ein Gut, so der gantzen Welt zugehört, als etwas nützliches und vernünfftiges zu suchen, so müssen sie ja um dieser Ursachen willen allen Fleiß anwenden, ihren Endzweck zu erhalten. Man thut demnach alles, sein Unternehmen zu befördern, indem das allererste, was man vornimmt, darinnen besteht, daß man die dabey sich ereignenden Schwierigkeiten überwinden muß. Nichts erschreckt die Freymäurer mehr, als die Macht der Regenten, und das Ansehen der Obern; beyde werden zu Behauptung ihrer Rechte und ihres Ansehens alles wagen, und sich nimmermehr entschliessen, die Zügel des Regiments freywillig und ungezwungen aus der Hand zu legen, oder sich bis auf den Privat-Stand herunter zu lassen. Es ist also unumgänglich nöthig, diese Schwierigkeit zu überwinden, da denn hernach alles sich von selbst geben wird. Die Menschen überhaupt, nur die Regenten ausgenommen, werden viel gewinnen, wenn der Ausgang mit der Freymäurer Vornehmen übereinstimmt; weil sie aber besorgen, sie mochten in ihrem Unternehmen nicht fortkommen, die Gesellschafft gantz und gar ruiniren, und solche mit Schande vertilgt sehen, wenn sie der Gewalt der Regenten ihre Gewalt entgegensetzen sollten, so hoffen sie, und schmeicheln sich, Gelegenheit zu finden, denenselben unvermuthet über den Hals zu kommen: da denn dieser listige Uiberfall, wenn er mit der Gewalt vereinigt ist, gleichsam der Schloß-Nagel aller nur erdencklichen List seyn wird.
Ich habe mich vielmals in den Logen befunden, wenn man diese kützliche Materie sorgfältig überlegt hat. Ich hegte die Absicht, das Hertz eines ieden zu erforschen, um mir einen rechten Begriff von der Gesellschafft zu machen. Deswegen wandte ich List und Schmeicheley an, um zu verstehen zugeben, daß ich überaus eiferig und sorgfältig wäre; ich stellte mich, als ob ich der Lehre vollkommen beypflichtete, und nur der Ausführung und Wirckung wegen in Sorgen wäre. Dergleichen Gedanken machten nun, daß die gantze Gesellschafft ermuntert wurde, mir zu dienen. Die Geschicktesten und Geübtesten gaben sich viel Mühe, meine Zweifel zu beantworten, um so vielmehr, weil sie versichert waren, daß dieses Unternehmen von der Art derienigen wäre, die man leichter ausführen, als überdencken könne. Wie sie. mir also damals ihr Hertz öffneten, so schreiben sich auch alle hier angeführte Umstände von ihnen her.
Ich habe aus ihren Reden geschlossen, daß das Betragen der Gesellschafft Cromwells Aufführung allemal ähnlich sey, und daß die Lehre, die Einfälle, die Handlungen und Gedancken der Freymäurer, eben so viel Copien von dem Original, das sich so grossen Ruhm erworben, sind. Führe ich davon nicht mehrere Proben an, so geschieht es deswegen, damit ich desto muthiger einigen Widerspruch erwarten könne, es mag solches von den unwissenden Freymäurern, oder von den Schotten, die darüber verdrießlich werden könnten, seyn. Endlich ist zu mercken, daß die Loge der Baumeister allemal sehr geheim, und, wenn es anders möglich ist, mit noch mehr Behutsamkeit, als alle andere Versammlungen der Freymäurer, gehalten werde. Die, so wir hier Baumeister nennen, heißen auch zuweilen Schotten, als welche Nahmen einander vollkommen gleich sind. Andere nennen sie die Reformirten, die Schlangen, die Friedfertigen, und die Verschwiegenen. Woher kommen so viele Nahmen von einerley Bedeutung? Es ist leicht zu begreiffen, wenn man erwegt, daß die Gesellschaft ihr Geheimniß, als den Grund, worauf der glückliche Fortgang ihres Vornehmens gebauet ist, ansieht: und indem man also eine Sache mit verschiedenen Nahmen benennt, so folgt nicht, daß wenn man gegen einige von denen, die diese besondern Titel führen, einigen Verdacht hat, die gantze Gesellschafft überhaupt desselben würdig sey. Vortreffliche Politic, wer weiß nicht zwischen dem gemeinen und besondern Vortheile die Wage zu hallen?
Was das Schurtzfell und die Handschuhe betrifft, so legt sie der Neuaufzunehmende ab, so bald er in die Loge getreten, well die andern Brüder, so Baumeister sind, dergleichen ebenfalls nicht tragen. Sie haben nur ieder eine Wage und einen Degen in den Händen: ihre Loge hat keinen Altar, man legt da den Eid auf die heilige Schrifft ab, so der Meister in der rechten Hand hält. Die Brüder sitzen wie in den andern Logen, und man macht nicht das allergeringste Geräusche.
Ich habe noch ein Wort von den Baumeistern zu sagen. Nachdem sie ihre neuen Mitglieder von der Trommel zum Joch, vom Joch zum Degen, zur Wage, und der Fama geführt, so befehlen sie ihnen, dem Tempel gegen über unbeweglich stehen zu bleiben, die Beine in Form eines Winckelmasses auf die Taube und das Bild der Fama zu setzen, und zugleich das Gesichte auf die Seite des Gebäudes zu kehren. Sodenn befielt ihnen der Meister, dessen Ordnung, Verhältniß, Ausführung, und alle Theile, woraus es besteht, genau zu betrachten. Die drey Fenster, die drey Thüren, die drey Stockwercke, gleichwie die drey um die Seulen gewundene Schnuren, bedeuten die Vernunfft, die Religion und Gewalt. Die vier Seiten und Statuen bedeuten die gantze Welt, wo man Gerechtigkeit, Freyheit und Gleichheit einführen soll. Hier wiederholt man den Eid, und lernt die Art, das Zeichen und die Griffe zu machen, und die Losung. Der Redner hält hernach seine Rede, die Loge wird geschlossen, und alles ist vollbracht.
Catechismus der Baumeister.
[fehlt in Geheime Unternehmungen]
Der Catechismus der Baumeister ist kurtz, und alle sind verbunden, ihn wenig Monate nach ihrer Aufnehmung auswendig zu können.
F. Seyd ihr ein Baumeister? A. Fragt den Unter-Baumeister.
Auslegung.
Der Meister der Loge ist allezeit ein Baumeister.
F. Woran kennt er euch? A. An der Art, das Creutz zu machen, die Hände zu legen, und zu reden.
Auslegung.
Das ist das Zeichen, der Griff und das Losungs-Wort.
F. Wie alt seyd ihr? A. Sechs Monat, sieben Jahre, und eine unbestimmte Zeit,
Auslegung.
Dieses bedeutet, daß man durch die Classen der Lehriungen, der Gesellen und der Meister durch sey.
F. Was habt ihr gefunden? A. List, Thorheit, Liebe, Friede, bey welchen ich nach der Ordnung der Plätze, welche diese Dinge inne hatten, vorbey gegangen bin.
Auslegung.
Diese verschiedene Dinge sind die auf dem Boden gezeichnete Figuren.
F. Wo komme ihr her? A. Von dem Licht gegen Mittag.
Auslegung.
Dieses ist von der wahren Erklärung des Lehrgebäudes des Ordens zu verstehen.
F. Wo gehet ihr hin? A. In den Schooß des Baumeisters, wo ich hergekommen war
Auslegung.
In den Zustand, worein mich Gott bey der Schöpffung gesetzt hatte.
F. Was wollt ihr machen, wenn ihr dahin gelangt seyn werdet? A. Ich will ruhig leben. F. Wo hält sich der grosse Baumeister auf? A. In der Wage, so sich in ihm selbst befindet.
Auslegung.
Dieses bezieht sich darauf, daß die Gerechtigkeit Gott wesentlich, und die Wage ein Sinnbild dieser Figur ist.
F. Wer zeigte euch den Weg? A. Die Klugheit und die Gewalt. F. Wie viel Reisen habt ihr gethan? A. Eine, aber auf verschiedene Art.
Auslegung.
Das ist die, welche er nach seinem Ausgang aus der finstern Kammer thut.
F. Was habt ihr angetroffen? A. Lauter Leute, die mir vollkommen ähnlich waren.
Auslegung.
Alle, die er in der Loge findet, sind Baumeister, gleich wie er.
F. Mit was vor Geräthe und Gesellschafft seyd ihr gereist? A. Die Gerechtigkeit und Billigkeit giengen vor mir her.
Auslegung.
Er meynt die Wage, und den Degen, welchen er trug.
F. Wie viel Ungeheuer habt ihr umgebracht A. Drey. F. Mit was vor Waffen? A. Mit Waffen, die dem Scheine nach von einerley Art, aber doch gantz und gar unterschieden waren.
Auslegung.
Diese Ungeheuer sind Aberglauben, Tyranney und Gewalt. Man triumphirt über sie durch die wahre Religion, die Natur und Stärcke, so ihnen ähnlich sind.
F. Wie steht es um eure Gesundheit? A. Ich gehe mit einem Kinde schwanger, ob ich gleich ein Mann bin. F. Wie lange werdet ihr es tragen? A. Das ist nicht ausgemacht, unterdessen komme ich sehr offte nieder. F. Wer wird die Hebamme seyn? A. Minerva. F. Wer der Vetter? A. Mercurius. F. Und der Vater? A. Einer von meines gleichen, und ich.
Auslegung.
Das Kind ist die Absicht des Ordens, welche er verbirgt, und in seinem Schooß zur Reiffe kommen läst. Er kommt nieder, indem er den neuen Gliedern der Gesellschafft Unterricht giebt. Minerva bedeutet hier die List, welche die Freymäurer die Weisheit nennen, und Mercurius die Kunst zu überreden.
F. Wie viel habt ihr Freude? V. Es ist keine gesetzte Zahl.
Auslegung.
Die Zahl der Brüder ist auch in der That nicht gewiß.
F. Woher ist der Anfang? A. Von dem Unendlichen, welches das Endliche hervorbringt.
Auslegung.
Gott wird darunter verstanden.
F. Wo wird das Ende herkommen? A. Es wird niemals kommen. F. Wo wird man Hülffe finden? A. Die stärckste wird, von innen, und die kräftigste von aussen kommen. F. Was habt ihr versprochen? A. Auszuruhen, indem ich beständig arbeite und das Werck zu Stande zu bringen.
Auslegung.
Dieses druckt die Art aus, wie ein Freymäurer unaufhörlich an der Beförderung seiner Absichten arbeitet, ob er es schon heimlich und unvermerckt thut: so daß man ihn vor müßig hält, wenn er am meisten beschäfftigt ist, die Ausführung seines Vorhabens zu Stande zu bringen
F. Warum führt ihr den Nahmen des Baumeisters? A. Weil mein Amt ist, Risse von Gebäuden zu machen. F. Wo nehmt ihr die Kreide her? A. Von mir selbst. F. Und den Schiefer, worauf ihr zeichnet? A. Auch von mir selbst. F. Wo nehmt ihr Steine, Holtz, und andere nöthige Bau-Materialien her? A. Von mir selbst und von andern, sowohl von Freunden als von Feinden. von denen die unsern Absichten wohl und übel wollen.
Auslegung.
Die gantze Welt wird entweder mit Vorsatz, oder wider Willen, zu der glücklichen Ausführung der Absichten des Ordens etwas beytragen.
F. Wer wird in dem Gebäude, so ihr aufführet, wohnen? A. Ich, und alle die, so Lust dazu haben werden. F. Was vor ein Licht erleuchtet dieses Gebäude? A. Ein unsichtbares.
Auslegung.
Das ist die Vernunfft.
F. Was vor einer Fackel bedient ihr euch bey der Nacht? A. Der, welche ich bereits genennt habe. F. Auf was vor einem Grunde steht dieses Gebäude? A. Auf dem Fuchsen, dem Affen und Löwen. F. Was habt ihr vor einen Nutzen davon? A. Friede und Vergnügen. F. Was machen die Einwohner? A. Sie ernehren den Pelican und die Taube. F. Mit was vor Futter? A. Mit Worten.
Auslegung.
Diese Worte sind die Reden, die Sinn- und Schattenbilder.
F. Wie heist ihr? A. Verschlagen und einfältig. . Auslegung.
Klug wie ein Fuchs und friedfertig wie eine Taube.
Von der Sprache und den Zeichen der Freymäurer.
[das ganze Kapitel unter dem selben Titel wörtlich in Geheime Unternehmungen, 164-186]
Die Gesellschafft hat allemahl listige Anschläge ersonnen, um nicht betrogen zu werden, indessen muß man bekennen, daß unter allen Cerimonien, welche sie erdacht, sowohl bey der Aufnahme neuer Candidaten, als auch sich selbst untereinander zu kennen, die Sprache durch Zeichen, die geheimste, die schwerste und sicherste sey. Man ist so sorgfältig, daß man solche über aus wenigen lernt, und die Verdienste der Mitglieder nach dieser einzigen Erkenntniß, die als eine Vollkommenheit, so ihres gleichen nicht hat, angesehen wird, beurtheilet. Deswegen ist es nöthig, daß man, wenn man davon unterrichtet zu seyn, verlangt, in die Loge der Schotten aufgenommen werde.
Diese Art der Sprache durch Zeichen ist nun nichts anders, als eine besondere Stellung und Bewegung der Finger, die die Buchstaben des Alphabets in allen Sprachen ausdrückt: so, daß sich die Freymäurer vermittelst derselben, ihre Gedancken eben so deutlich, als wenn sie in ihrer Mutter-Sprache redeten, mittheilen können. Man kan sie hierinnen als Comödianten oder Gauckler, und als Erfinder einer neuen Sprache, so ihnen eigen ist, ansehen. Und gleichwie diese Sprache als etwas neues, besonderes und artiges, anzusehen ist, so wird der Leser nicht verdrießlich oder ungehalten seyn, wenn sie ihm den ersten Anblick nach schwer vorkommt. Allein wir kommen auf die verschiedenen Zeichen, deren sie sich, um ihre Gedancken einander mitzutheilen, bedienen.
Wenn man das A ausdrücken will, so spannt man 1) den Daumen und Zeige-Finger der rechten Hand aus: 2) macht man die drey übrigen Finger zu, so, daß wenn die beyden ersten auch geschlossen wären, die Hand und Finger die Faust ausmachen würden; 3) legt man die beyden Finger auf die Lippen, so, daß es scheint, als ob der Daum das lincke, und der Zeigefinger das rechte Ohr berühren wolle.
Was das B betrifft, so streckt man den Zeiger aus, und krümmt den Mittelfinger, so daß seine Spitze das andere Glied des Zeigers gleich an dem Orte, der den Mittelfinger gewisser Weise berühret, trifft, die andern Finger müssen übrigens geschlossen seyn.
Beym C macht man einen halben Circkel oder halben Mond mit dem Daum und Zeiger, und hält die andern Finger eingeschlagen.
Beym D streckt man den Mittelfinger aus, und krümmt den Zeiger, so daß die Spitze das andere Gelencke des Mittelfingers an dem Orte, der gerade nach dem Zeiger gewendet ist, berührt: die andern Finger sind indessen alle geschlossen.
Beym E streckt man den Zeiger aus, und setzt die Spitze auf den untern Theil des rechten Auges, die andern Finger muß man geschlossen halten.
Beym F öffnet man die rechte Hand, und legt sie anfangs auf die lincke Schulter, hernach auf die rechte Seite, und endlich zieht man mit der Spitze des kleinen Fingers, indem man ihn beständig von der lincken Schulter auf die rechte Seite führt, eine Linie.
Beym G berührt man die Spitze des rechten Ohres mit dem Daum und Zeiger, indem man auf diese Art den untern Theil des Ohres kneipt. Die andern Finger hält man, sö wie beym A geschlossen. NB Diese Art die Finger zu schliessen, muß man bey allen Gelegenheiten, wo es bloß verordnet ist, die Finger geschlossen zu halten, beobachten, es müste denn seyn, daß man deswegen eine deutliche und genauere Regel hätte.
Das H ist einer von den Buchstaben, welchen man mit vieler Aufmercksamkeit formiren muß. Um solches zu bewerckstelligen, muß man den Zeiger und Mittelfinger der rechten Hand über den Zeiger und Mittelfinger der lincken wohl ausgestreckt halten, und dabey beobachten, daß man sie so, wie die in der andern Hand, ausstrecke. NB Die zwey Finger, an ieder Hand, müssen einer von dem andern abgesondert seyn; ieder Finger aber, die beyden Zeiger sowohl als die beyden Mittelfinger müssen sich berühren.
Beym I hält man den kleinen Finger, der rechten Hand, gerade herunter, und die andern geschlossen.
Beym K streckt man den Zeiger der rechten Hand, und legt ihn auf den Zeiger und Mittelfinger der lincken doch müssen die zwey letztern von einander und abgesondert seyn. NB Es ist zu mercken, daß man den Zeiger der Rechten auf die gedachten Finger der Lincken legen muß, so daß die Spitze des Zeigers, so viel als möglich ist, hervor gehe. Die andern Finger sind indessen geschlossen.
Das L zu bilden, muß man den Mittelfinger der Rechten in die Höhe, die andern aber geschlossen halten.
Bey dem M neigt man den Zeiger, den Mittel- und folgenden Finger der rechten Hand gerade, und schlägt den Daumen und kleinen Finger ein.
Bey dem N wird eben das, was wir von M gesagt, beobachtet, ausgenommen, daß man das M zu formiren, drey Finger gerade neigt, bey dem N aber nur zwey Finger, nehmlich den Zeiger und den mittelsten, vonnöthen hat, welche man gerade neigt. Die andern müssen indessen geschlossen seyn.
Das O zu bilden, macht man mit dem Daumen und Zeiger der Rechten einen Circkel, und hält die andern Finger geschlossen.
Bey dem P hat man nicht mehr Schwierigkeit, als bey dem B, welches vorzustellen, man den Finger gerade in die Höhe hebt. Beym P neigt man den Zeiger gerade, und beobachtet sonst altes, was man bey dem B thun muß.
Bey dem Buchstaben Q erinnere man sich der Art das D zu bilden, so wird man das Q machen können, denn die Art das D zu bilden, besteht darinnen, daß man den Mittelfinger gerade in die Höhe richtet, und das Q vorzustellen, neigt man eben diese Finger gerade, und beobachtet sonst alles, was das D zu bilden nöthig ist.
Das R zu formiren, ist weiter nichts nöthig, als daß man die rechte Faust schliest, den Daumen derselben auf den Mund legt, und den Nagel auf die obern Zähne setzt.
Das S wird gebildet, wenn man die Zeiger der beyden Hände wagerecht ausstreckt, und sie wechselweise zwey oder drey mahl herum drehet, die andern Finger aber indessen geschlossen hält.
Bey dem T setzt man den wagerecht ausgestreckten Zeiger der Rechten auf das letzte und kleineste Gelencke des Zeigers der Lincken, so auch perpendicular ausgestreckt ist. NB Die Spitze des Zeigers muß auf den Theil kommen, der sich gleichsam nach dem Daumen zukehrt; die andern Finger aber müssen geschlossen seyn.
Bey dem Buchstaben U wird der Zeiger und mittelste Finger der Rechten wagerecht gehalten, man muß sie aber wohl abgesondert, und die andern Finger geschlossen halten.
Bey dem V hebt man den Zeiger und Mittelfinger der Rechten wagerecht in die Höhe, aber genau von einander, und die übrigen Finger geschlossen.
Bey dem W hebt man die drey ersten Finger der Rechten, den Daumen, den Zeiger und Mittelfinger, gerade in die Höhe, und hält sie von einander, die übrigen Finger aber geschlossen.
Das X wird fast wie das H gemacht, indem man den Zeiger der Rechten auf den Zeiger der Lincken ausgestreckt setzt, diese Stellung aber muß geschehen, indem man die Hölung des mittelsten Gelenckes der Rechten auf die Hölung des mittlern Gelenckes der Lincken setzt, und die andern Finger geschlossen hält.
Das Y ist von dem W nur darinnen unterschieden, daß man, um das W zu bilden, die Finger gerade in die Höhe hebt, und bey dem Y gerade ausstreckt, die andern Finger aber geschlossen hält.
Bey dem Z setzt man den Zeiger, den Mittel- und folgenden Finger der Rechten, denen Fingern der Lincken gegen über, so daß die drey Finger der einen Hand die an der andern berühren; doch mit dem Unterschiede, daß der Zeiger den Mittelfinger der Rechten, dieser den folgenden, und so auch die Finger der lincken Hand, nicht berühren darf: sonst müssen die Flächen der Hände nach der Erde gerichtet seyn.
Das sind also die Zeichen des Alphabets der Freymäurer; welche allerdings etwas dunckel, und schwer zu machen scheinen werden: indessen bin ich versichert, daß wenn der Leser Achtung geben, und sich in seinem Zimmer darinnen üben wird, diese Sprache ihm im kurtzen eben so bekannt seyn werde, als sie mir ist.
Jedermann weiß, daß es um eine Sprache wohl zu reden nicht genug sey; die Worte derselben auszusprechen, sondern daß es nöthig sey, sich in der Rede bisweilen aufzuhalten, einen gewissen Klang, und Puncte, oder Zeichen unser Erstaunen oder unsere Betrübniß anzudeuten, machen müsse, und daß es gleichsam die Seele der Rede sey, wenn man sich nach diesen Regeln richtet. Gleiche Beschaffenheit hat es mit der Schrifft, und deswegen sind die Freymäurer der Meinung, daß eben diese Regeln in ihrer Sprache durch Zeichen ausgedrückt werden müsten. Ich rede hier von dem Punct, dem Colon und Comma u. s. w. Was vor eine entsetzliche Verwirrung würden nicht auch die geschicktesten in ihren Stellungen, davon wir ietzt geredet, verursachen, wenn sie nicht durch Regeln diesen Dingen insgesammt begegnet wären, und die Veränderung der Rede, die Fragen, die Antworten, die Verneinungen und Beiahungen u. s. f. bemerckt hätten? Diese Vorsicht ist den Freymäurern nicht weniger sich zu verstehen, als die Lufft zu Erhaltung des Lebens nöthig. Man macht also das Comma, indem man die rechte Hand mit dem Haupte gerade in die Höhe hebt, und geschwinde und leicht über das Gesichte fährt. Die beyden Puncte, indem man die Faust formirt, und sie damit in Parallel-Linien und etwas horizontal in die Höhe richtet. Der Punct, welcher die Rede, oder vielmehr den Verstand, endigt, wird gebildet, wenn man die rechte Faust geschlossen hält, und ein wenig forthebt, nicht in Parallel-Linien, sondern mit dem Unterschiede, daß die beyden Fäuste über einander, und so wenig als möglich, von einander sind. Das Verwunderungszeichen macht man eben so wie das Fragezeichen, nur mit dem Unterschiede, daß bey dem erstem die geballten Hände, so daß sie sich berühren, auf einander, und die Rechte auf die Lincke gesetzt werde.
Unter allen Cerimonien der Gesellschafft, die wir hier so weitläufftig und sorgfältig erzehlet haben, ist nicht eine, so nicht mancherley Veränderung unterworffen wäre. Wir haben uns darüber nicht verwundert, als wir die Ursache untersucht, so von der grossen Menge der Freymäurer herkommt, deren Naturel und Gemüths-Arten und Neigungen so ungleich sind, ob es schon wider die klaren Verordnungen, den Catechismum, und das Symbolum, so vor die Cerimonien des Ordens eingeführt ist, streitet. So ist z. E. einem Frantzosen nicht möglich, in dem was er thut, oder vielmehr in dem was er gethan haben würde, Neuerungen zu machen: er mag noch so sehr oder so wenig gebunden seyn, so muß er sich von dieser Art der Fesseln losmachen, seine Einbildungskraft ist genöthigt, ihm die Waffen, sich einen Weg zur Wahrheit zu bahnen, zu geben, und entweder das Gute zum Guten, oder das Böse zum Bösen, hinzuzuthun. Der Engelländer hat mehr, als andere Völcker, die es entweder nicht können, oder doch die Mittel, so zu thun, unterlassen, die Gabe, eine Sache zu einer grössern Vollkommenheit zu bringen, und wird er nicht, vermöge dieser Neigung in allem, was sich seinem aufgeklärten und durchdringenden Verstande zeigt, eine Aenderung machen? Wird nicht im Gegentheil, ein Spanier sich vollkommen zu machen, und die Regeln, so ihm vorgeschrieben sind, zu beobachten unterlassen? etc. Allein ich kan bey dem Alphabet der Freymäurer nicht begreifen, wie es Neuerungen, Streitigkeiten und Irrungen verursachen könne? Warum? Weil wenig Leute sich damit vermengen, und es ihnen also leicht ist, wegen der Redens-Arten übereinzukommen. Damit der Leser sie desto besser kennen möge, dient zu wissen, daß die Freymäurer ein Alphabet vor die Lehrlinge, eines vor die Gesellen, eines vor die Meister, und ein anderes vor die Schotten ersonnen haben, theils um mehr Feinheit in ihren Geheimnissen zu zeigen, theils um dieselben desto verborgener zu halten, und allemal zu wissen, von was vor einem Range, und von welcher Classe ieder sey, der mit ihnen redet. Zwischen den Lehrlingen und Brüder-Dienern ist in diesem Stücke kein Unterschied. Indessen haben sie bloß in den selbst lautenden Buchstaben eine Veränderung eingeführt, den Verstand der Sprache der vier vornehmsten Stellen desto leichter zu machen: so, daß da nur die mitlautenden Buchstaben verändert sind, bloß die selbstlautenden einige Aenderung in dem Verstande ihrer Sprache machen.
Die Lehrlinge und BrüderDiener geben einander durch Hülffe des angeführten Alphabets ihre Gedancken zu verstehen, die Gesellen aber drucken die selbstlautenden Buchstaben folgender gestalt aus.
Das A machen sie wie die Lehrlinge, doch mit dem Unterschiede, daß, an statt den Zeiger und Daumen nach dem Horizont zu halten, man sie wagerecht in die Höhe hebt.
Das E ist gleichfalls bey den Lehrlingen und Gesellen wenig unterschieden, nur setzen jene den Zeiger der rechten Hand auf das rechte, diese aber auf das lincke Auge.
Das I wird gleichfalls nach der Art der Lehrlinge gebildet, nur daß die Gesellen den kleinen Finger der lincken Hand dazu gebrauchen.
Das O wird gleichfalls in beyden Classen auf einerley Art vorgestellt, nur daß es die Gesellen mit dem Daum und Zeiger der lincken Hand thun.
In U sind die Lehrling und Gesellen nur darinnen unterschieden, daß diese den Zeiger und Mittelfinger der lincken Hand gebrauchen.
Von V ist eben dieses zu sagen, indem der Unterschied nur in den Fingern besteht, und di» Gesellen den Mittel- und Zeige-Finger der lincken Hand gebrauchen.
Die Lehrling und Gesellen kommen bey dem Buchstaben W gleichfalls überein, nur daß sich diese des Daums, des Zeigers, und Mittelfingers der lincken Hand bedienen.
Bey dem Y beobachten sie eben die Figuren, welche die Lehrlinge machen, nur daß die Gesellen bloß die Finger der lincken Hand anwenden.
Die selbst-lautenden Buchstaben der blossen Meister sind folgende.
Das A macht man, indem man die reckte Hand ausstreckt, die vier Finger genau zusammen schliest, und den Daum, so viel als möglich, von den andern absondert: Man legt die rechte ferner auf die Brust, nebst dem Raum, so zwischen dem Daum und Zeiger ist. NB Keiner von den andern Fingern muß den Hals berühren, ob sie schon mit dem Zeiger in gerader Linie stehen.
Das E machen sie nach Art der Lehrlinge, nur daß sie, an statt sich bloß des Zeigers und des rechten Auges zu bedienen, mit dem Zeiger und Mittelfinger der rechten, beyde Fugen berühren.
Das I bilden sie, indem sie die beyden kleinen Finger der Hände gerade in die Höhe heben, und die andern sehr genau und enge zusammen halten.
Das O machen sie wie die Lehrlinge und Gesellen, nemlich mit dem Daum und Zeigefinger beyder Hände.
Das U machen die Lehrlinge, Gesellen, und Meister auf gleiche Art, nehmlich mit dem Zeiger und Mittelfinger der rechten und lincken Hand.
Zwischen dieser dritten und den beyden ersten Stellen ist in Ausdrückung des V ebenfalls kein Unterschied; indem sich die Meister des Daums und Zeigers der beyden Hände bedienen.
Das W kommt gleichfalls in allen angeführten Classen überein, indem es die Meister mit dem Zeige- und Mittelfinger der beyden Hände machen.
Der Buchstabe Y wird mit dem Daum dem Zeiger und Mittelfinger der beyden Hände, und also auf eben die Art wie von den Lehrlingen und Gesellen gemacht.
Das Alphabet der Meister-Schotten, ist endlich, was die selbst-lautenden Buchstaben betrifft, folgendes:
Das A ist eben wie bey den Lehrlingen, nur legen sie den Raum zwischen dem Daumen und Zeiger an die Stirne.
E wird gebildet, wenn man die beyden Augen mit den beyden Spitzen des Zeigers, nehmlich das rechte mit dem Zeiger der rechten und das das lincke mit dem Zeiger der lincken Hand berühret.
Bey dem I darff man nur den kleinen Finger der rechten gerade in die Höhe heben und die Spitze des kleinen Fingers der lincken gerade ausgestreckt darüber, und in einer geringen Entfernung halten.
Das O wird vorgestellt, wenn man mit dem Daumen und Mittelfinger der beyden Hände einen Circkel macht.
Bey dem U muß man die zwey obersten Theile des Mittel- und Goldfingers der rechten Hand gantz beugen, oder diese Finger herunter drücken, indem man bey dem andern Gelencke anfängt: hernachmuß man den Zeiger und kleinen Finger gerade heben, und dabey beobachten, daß diese Finger genau beysammen und an einander gefügt sind. Auf diese Art ist das U fertig.
Das V kommt heraus, wenn man den Daum und Mittelfinger der rechten gerade hebt, den Zeiger den Gold- und kleinen Finger aber gantz und gar zusammen drückt.
Das W zu formiren muß man den Mittel-, Gold -und kleinen Finger der rechten Hand wagrecht empor heben, die andern aber neigen, das ist, gantz und gar krümmen.
Y wird gebildet, indem man den Daum, den Zeiger und kleinen Finger der rechten Hand ausstreckt, die andern aber herunter gebogen hält.
Das sind die Veränderungen, welche die Freymäurer in den selbstlautenden Buchstaben, nach ihren verschiedenen Classen gemacht haben, und die durchgängig angenommen worden: Dieses aber ist noch nicht alles. Ausser dem Unterschied in den selbstlautenden, findet sich noch ein anderer in den mitlautenden. Es ist dieses ein Irrthum, ein Mißbrauch, und eine Neuerung, dergleichen wir schon mehrere dem Leser gewiesen haben. Gleichwie wir aber diese Aenderung bloß um eine genaue Nachricht von den verborgensten Geheimnissen des Ordens zu geben, ausgeführet, und zugleich erinnert haben, daß sie als eine übele Gewohnheit und Fehler anzusehen sind: so wollen wir deswegen nach Alphabetischer Ordnung, und ohne auf den Klang oder Classe, worinnen man in der Gesellschaft! stehet, Achtung zu haben, davon Erwehnung thun.
Sie haben in Gewohnheit das B zu machen, indem sie den Daum der rechten horizontal aus, strecken. die Spitze des Zeigers zwischen das erste und andere Gelencke des Daumens setzen, beyde Finger nach ihrer verordneten Stellung zusammen halten, und mit dem Zeiger eine Art X von Circkel machen. Die Berührung der beulen Finger geschieht an dem Daum auf der rechtes Seite, wo er neben dem Zeiger steht.
Das D zu machen, wendet man eben die Mittel, als bey dem B an, nur mit dem Unterschiede, daß man, an stat den. Daum auszustrecken, und den Zeiger zu krümmen, den Zeiget ausstreckt, und den Daum, so krumm, als möglich, hält.
Das F sind sie so vorzustellen gewohnt, baß sie die rechte Hand ausgestreckt auf die linke Seite legen, und von da in eine Horizontallinie wieder auf die rechte Seite zurückziehen.
Bey dem G berühren und ziehen sie ein wenig die Spitze der Nase, an stat des Ohres.
Bey dem H legen sie den Zeiger der rechten auf den, Zeiger und Mittelfinger der lincken Creutz-weise, wie oben von den Lehrlingen bemerckt worden, und bilden also dadurch diesen Buchstaben.
Das K machen sie, indem sie stat des Zeigers der rechten Hand den Mittelfinger ausstrecken. Andere bilden das K auf eine andere Art, indem sie den Zeiger der lincken horizontal strecken, und die Spitze des Zeigers und Mittelfingers der rechten Hand, gleichfalls horizontal ausgestreckt, auf das erste und andere Gelenke dieses Fingers setzen.
Man soll den Mittelfinger der rechten Hand bey Bildung des L, in die Höhe zu heben, und die übrigen an einander zu halten, sie die Hand geschlossen, heben den Ellbogen wieder in die Höhe, und bilden also ein Winckelmaß in der Lufft.
Ben dem M bedienen sich einige stat des Mittel-, Gold - und Zeigefingers, bloß des Mitteln und der beyden folgenden Finger, die sie gerade niederlassen. Die anderen bilden das M, indem sie die drey Finger nach dem Alphabet der Lehrlinge in die Höhe heben, oder so, daß sie die Finger gerade halten, den Zeiger der lincken Hand horizontal ausstrecken, und die übrigen Finger gebogen halten.
Der Buchstabe N ist eben diesen Veränderungen unterworffen, denn stat des Zeigers und Mittelfingers neigen sie den Mittel- und Goldfinger, oder den Gold- und kleinen Finger: oder sie heben endlich diese Finger gerade in die Höhe, und setzen den Zeiger der lincken daraus.
Das P formirt man, wenn man mit der Fläche der rechten Hand auf das rechte Knie schlägt.
Das Q wird auf eine gantz andere Art, als die übrigen, ausgedruckt, wenn man nemlich den Hintern mit der rechten Hand berührt.
Das R zu machen, hat man eingeführt, den kleinen Finger der rechter Hand wagrecht und die horizontal gestreckte Spitze des kleinen Fingers der lincken darüber zu halten.
Bey dem S drehen sie, an stat der Finger, die Arme, und geben Achtung, daß die Hände gantz und gar geschlossen sind.
In dem T machen sie viele Aenderungen, denn an stat sich des Zeigers zu bedienen, so gebrauchen sie ohne Unterschied den Daumen, den Mittel- und Goldfinger.
Was das X anlangt, so sind sie von den Lehrlingen bloß darinnen abgegangen, daß sie mit den Goldfingern der beyden Hände diesen Buchstaben bilden, mit dem Unterscheid, daß, da der Mittelfinger bey jenen überzwerch gelegt, die stachen Hände aber nach der Erde gerichtet sind, die stachen Hände der Meister nach dem Himmel zugekehrt werden.
Das Z leidet keine andere Veränderung, als daß die stachen Hände nachdem Himmel zu gekehrt werden.
Die Freymäurer haben auch bey dem Comma eine Neuerung eingeführt, indem sie die rechte Hand, wenn sie solches ausdrücken wollen, mit der Schulter gerade in die Höhe heben, hernach sie fallen lassen, damit von hinten zu bis an die Schultern fahren, und also eine Art von einem halben Circkel machen. Die beyden Puncte werden mit beyden Händen gemacht, indem man auf die beschriebene Art einen halben Circkel mit der rechten Hand, wie bey dem Comma, formirt. Was den Punct, der die Rede schliessen betrifft, so pflegen sie solchen mit einem geringen Neigen des Haupts anzudeuten.
Was das Frage-Zeichen betrifft, so bilden sie es, indem sie das Haupt, in die Hohe heben, daß Gesicht nach dem Himmel richten, und ein wenig hinter sich beugen. Das Verwunderungs-Zeichen wird gemacht, indem man die Hände und Arme gerade gen Himmel hebt.
Das sind die bekanntesten Veränderungen, welche die Freymäurer in ihrem Alphabet eingeführt. Jetzt wollen wir den Gebrauch derselben zeigen. Anfangs muß man mercken, daß man dieses Geheimniß bloß den liebsten in der Gesellschaft, oder denen ältesten, ingleichen denen, so in meisten Elfer vor hie Ehre, das Aufnehmen und den Ruhm des Ordens hegen, mittheilt: so daß die, denen ein so grosses Heiligthum entdeckt wird, vor Auserwehlte, vor Seulen und Stützen der Gesellschafft gehalten werden. Der Tag, daran man es bekannt macht, ist ein Gala-Tag, das ist, ein dazu ausdrücklich bestimmter Tag.
Diese Gesellschafft führt sonst den Nahmen der geheimen Gesellschaft oder der schwarzen Kammer. Einer von den Brüdern ersucht die Freymäurer, welche die Erlaubniß erhalten haben, dem Unterricht von diesem Alphabet beyzuwohnen, sich auf einen gewissen Tag, an dem Ort, wo man die Versammlungen Ordentlich hält, einzufinden. Die Brüder, so recht würdig sind, in diesem Geheimnisse unterwiesen zu seyn, wissen von dieser Nachricht nichts, und sie geschiehet, ohne daß man ihnen etwas davon mercken läst: entweder zu der Zeit, da die ordentliche Loge versammelt, oder der Pedell der Schotten, Vie Gesellschafft von Hause zu Hause einladet.
Indem ich der Schotten erwehne, so bin ich ungewiß, ob es allerdings nöthig sey, daß ein Bruder das Alphabet kenne, um den Platz eines Pedells zu bekleiden. Allein ich kan meine Leser versichern, daß ich nicht einen eintzigen Schotten unter den Freymäurern angetroffen, der nicht in diesem Alphabet vollkommen unterrichtet gewesen wäre, und daß ich im Gegentheil viele Lehrlinge, Gesellen und Meister gefunden habe, welche, da sie die Geheimnisse, Lehren und Gebräuche der Gesellschafft vollkommen wusten, dennoch niemahls von diesem Alphabetreden gehört. Niemand darf sich darüber wundern, indem das Glück, darinnen unterwiesen zu seyn, nicht auf die gantze Gesellschafft, sondern im Gegentheil auf dem besondern guten Willen des Meisters der Schotten und einiger andern Bewilligung ankommt. Deswegen geschieht es offte, daß man das Alphabet einen Freymäurer lehrt, der es nicht wehrt ist, und es hingegen einem andern, der es wohl verdiente zu wissen, abschlägt.
Von dem Mahl der Freymäurer.
[dieses Kapitel wörtlich und vollständig (bis auf den letzten kurzen Absatz) in Geheime Unterredungen 186-202]
Nachdem wir uns zeither mit einer trocknen und dürren Erzehlung der Umstände, so vor oder bey der Aufnahme eines Candidaten beobachtet werden, aufgehalten, und bloß die Ordnung und Stelle eines ieden Bruders, seine Verrichtung und den Rang, welchen er um den Circkel, der auf dein Boden des Sales mit Kreide gezeichnet ist, hat, betrachtet haben: so ist es Zeit aus der Finsterniß, so uns umgeben, hervor zu gehen. Es öffnet sich anietzt ein gantz anderer Schauplatz, das Licht folgt auf die Dunkelheit, das Lärmen auf das Stillschweigen, und das Vergnügen auf die Eingezogenheit. Eine günstige Gottheit kommt an diesen Ort herab, und sucht mit ihrem mit Epheu bewundenen Stabe allen Kummer und Verdruß davon zu verbannen. Man feyert dem Bacchus ein herrliches Fest, wobey er selbst zugegen ist: mit einem Wort, man bereitet das Mahl der Brüder, und ein ieder macht sich fertig, demselben mit aller Anständigkeit und Höflichkeit, dazu ihn der rühmliche Titel, den er führt, verbindet beyzuwohnen. Man bilde sich ja nicht ein, daß eine wilde Art die Spiele und aller Ergötzlichkeit aus der Loge, verbanne, und den Aufenthalt darinnen unmenschlich und barbarisch mache. Nein, sie ist von diesen rauchen und stoischen Tugenden gantz entfernet, welche machen, daß man die Heiligkeit des Hertzens auf Kosten des Herzens selbst erkaufft, sie weiß es zu reinigen und auszuschmücken, ohne ein Opffer daran zu verlangen. Indem sie allein mit ihrer Vollkommenheit und ihrem Vergnügen zugleich beschäftigt ist, so hat sie eines mit dem andern genau zu verbinden, und durch eine kluge Mäßigung die Leidenschafften, die dem Menschen, wenn er sie nicht im Zimmer halten kan, schädlich werden, in dem Grade der zu seiner Vollkommenheit nöthig ist, zu erhalten gewust. Mit einem Worte, bey dieser Gesellschafft, die des goldenen Alters würdig ist, und solches gantz allein zu erhalten, gewust hat, überschreitet das lebhaffteste und stärckste Vergnügen, vermöge einer übernatürlichen Wirckung, niemahls die Grentzen, welche ihm eine von aller Furcht befreyete, und von der Tugend selbst gebilligte Ergötzlichkeit vorschreibt. Hier werden bey einem der Aufrichtigkeit geweiheten Altar, an einer Tafel, wo eine angenehme Freyheit herrscht, und das glückliche Lehrgebäude die gantze Welt zu verbessern, unaufhörlich in Ordnung gebracht wird, die Versicherungen von Treue und Zärtlichkeit, unter Freunden, deren Neigungen im Anfange zwar unterschieden, hernach aber vereinigt werden, das Glück der Gesellschafft, die sie errichtet, zu befördern erneuert. Allein wir müssen uns nunmehro dem Saal, der zu diesem Fest gewiedmet ist, nähern, und was da vorgehet, stillschweigend betrachten.
So bald die Aufnahme geendigt worden, so fängt man an den Boden zu waschen welche Verrichtung dem zuletzt aufgenommenen von Rechts wegen gehört: Die Brüder begeben sich indessen in ein nahes Gemach, wo ihnen erlaubt ist, sich entweder zu setzen oder auf und ab zu gehen. Man trägt die Instrumente, so bey der nunmehr geendigten Cerimonie gebraucht worden, wieder auf den Altar, und denen Speisen, so man ietzt aufträgt, und welches der Koch bereitet hat, Platz zu machen. Kaum hat er ausgeredet, so eilet ieder Bruder begierig, seine Befehle, genau und ordentlich, wie wir ietzo zeigen wollen, zu vollziehen.
Man mag zu diesem Feste, was man vor ein Zimmer will, nehmen, so muß die Tafel vor so viele Personen, als Brüder seyn, und zwar in der Ordnung, welche ieder Bruder zuvor um den Circkel, davon wir oben geredet, gehabt, gedeckt, und die Mitternächtige und andere Seite sehr wohl von einander unterschieden seyn.
Das ist die Einrichtung der Tafel, die man mit Lichtern besetzt, deren drey gerade vor dem Groß-Meister, die andern im Triangel stehen. Auf der Seite dieser Lichter ist eine kleine pergamentene Trommel, nebst dem Klöppel. Das mittlere Theil der Tafel ist mit einem höltzernen Bilde zwey Fuß hoch, dessen Blösse alle Züge der Natur, die die Kunst vollkommen nachgeahmt hat, zeigt, besetzt. Neben demselben steht ein anders von gleicher Materie und Höhe*. Auf seiner Seite stehen zwey andere Trommeln mit ihren Klöppeln, den beyden Aufsehern gegen über.
* Die Bilder der Freyheit und Gleichheit.
Wenn dieser Aufzug in gleicher Weite veranstaltet ist, und alle Brüder versammlet sind, so hat ieder von ihnen sein Schurtzfell, mit allen Bildern, die er in der Loge zu tragen gewohnt ist, um, der Groß-Meister aber öffnet die Tafel folgender Gestalt. Er schlägt auf die Trommel, und nachdem die beyden Aufseher dergleichen gethan, so wiederholen sie die Worte, so der Groß-Meister spricht: Brüder, die Tafel öffnet sich; welches das erste Zeichen ist. Auf dieses Geräusche gehen die Diener, so die Tafel zubereitet haben, fort, die Brüder aber nehmen die vor sie bereiteten Plätze, und zwar stehend, ein, da indessen der iüngste Lehrling an die Thür gehet, sie zuschließt, und dahinter tritt, bis man ihn abrufft. Sodenn giebt der Groß-Meister das Zeichen nochmals, die beyden Aufseher aber wiederholen es, da er ihnen denn gewisse Stellen des Catechismi zu beantworten, vorlegt, und endlich alle Beamte des Ordens, die er allezeit sich als gegenwärtig vorstellt, indem ihre Lehne-Stühle, sie mögen anwesend seyn oder nicht, bereit stehen, anredet. Nachdem er solches Anreden zum andern mal wiederholt, und das Zeichen der Lehrlinge, so alle Brüder wiederholen müssen, gemacht, so schlägt er nebst den zwey Aufsehern abermals auf die Trommel, nach welchem letzten Zeichen sie alle ihre Plätze «einnehmen.
Indessen wird der iüngste Lehrling, so an der verschlossenen Thüre, um die Bruder, während dieses Vorspiels, von dem Gemach abzuhalten, Wache gehalten, davon abgeruffen. Kaum hat ihm der Groß-Meister nebst den zwey Aufsehern solches zu verstehen gegeben, so macht er sie halb auf, spricht die freudigen Worte: Brüder, die Tafel ist geöffnet, mit lauter Stimme, und nimmt, nachdem die Thür halb offen ist, seinen Platz ein. Diese angenehme Erlaubniß ersetzt ihm die Zeit, da er den Anblick derselben entbehren müssen, gar reichlich wieder.
So bald verlassen die Brüder Diener, die sich haussen vor der Thür versammlet, dieselbe, und öffnen sie niemanden mehr, er sey auch wer er wolle, vor dem Ende der Loge, es müste denn seyn, daß die unordentliche Figur des Circkels einen neuen Ankommenden hinzu zu lassen erlaubte. Hernach helffen sie dem Koch bey seiner mühsamen Verrichtung, und tragen die wohl bereiteten Gerichte, nach der bey dem Cerimonien-Mahl eingeführten Gewohnheit, nach einander auf und ab.
Hier bitte ich mir die Erlaubniß aus, diese Art von Festen, so die Freymäurer unter einander begehen, den wollüstigen Schmausen, wo der Uiberfluß grösser als die gute Zubereitung ist, ihnen zu Ehren, entgegen zu setzen, ich meyne dieienigen Gastgebote, wo die Schwelgerey, so allemal begierig ist, den Geschmack und Appetit, so durch die Leckerey verlohren gegangen, zu erwecken, Erde und Meer, ihrer Ausschweiffung zu dienen, sich gleichsam zinsbar macht, und die Koch-Kunst in allem, was artig und sonderbar ist, erschöpfft. Eine solche Vergleichung muß ohne Zweifel den Freymäurern zu Ehren gereichen, welche die Vernunfft nie, als nur, um dem Verstande Platz zu machen, verläst: wo der fliessende Nectar bloß dazu dient, die Freundschafft, so ihn austheilt, lebendiger und fruchtbarer zu machen: mit einem Wort, wo man, wenn man ia einige Spuren der Schwelgerey und des Uiberflusses antrifft, daraus nichts anders schliessen kan, als daß man bloß dieselben duldet, die Erkenntlichkeit, so ieder Bruder vor die Gaben der Natur hat, beständig zu erhalten, und die grossen und unzehligen Wohllhaten dieser weisen Mutter, die alles zu dem, was er nöthig hat, und zu seinem Vergnügen beyträgt, desto würdiger bekannt zu machen. Allein ich werde nicht gewahr, daß ich, indem ich mich durch meine Neigung, die geringsten Gewohnheiten dieser ehrwürdigen Gesellschafft zu erheben, hinreissen lasse, einige, die ich, ehe ich fortfahre, nicht weg lassen kan, übergehe.
Man hat demnach zu mercken, daß die Sparsamkeit, so bey iedem Gastgebot wahrgenommen wird, nicht so weit gehe, daß man das nöthigste verabsäume, deswegen hat 1) ein ieder Bruder neben seinem Teller, zwey volle Flaschen, eine mit Wein, die andere mit Wasser, welche Vorsichtigkeit von der Kenntniß seines Naturells, und des Eindrucks, dessen er benöthigt ist, herkommt: ingleichen einen Becher mit einem sehr dicken Boden, um die heutigen Stösse, damit man ihn offt auf die Tafel niedersetzt, auszuhalten 2) Die vier Welt-Gegenden sind nicht auf dem Tische, so wie auf dem Boden gezeichnet, sondern auf viereckigten Tafeln mit Kreide entworffen. 3) Die Lehn-Stühle der Beamten sind mit den Schurtzfellen bedeckt, und ieder von ihnen hat so, wie der Meister, sein besonderes Geschirre, da hingegen die Brüder ohne Unterschied nur Stühle oder Sessel haben. 4) Wenn man so an der Tafel sitzt, daß die Zahl und Menge der Gäste, eine gerade Linie zu halten, nicht verstattet, so setzt man sich in einen oder mehrere halbe Circkel, um den Brüdern das Vergnügen, mit einander zu reden, zu verschaffen. 5) Man beobachtet an der Tafel, die wir die Tafel der Brüder nennen, gewisse Gebräuche, bey denen sie insgesamt zugegen seyn müssen. 6) Zwischen dem Groß-Meister und denen Beamten sind allemal ledige Plätze vor die neuaufgenommenen Brüder, doch nur an den Tagen, da man mit gewissen Cerimonien trinckt, welches ich im folgenden erklären will.
Was das Ende des Gastgebotes, und die Art, es zu beschliessen, betrifft, so ist sie beynahe bis auf die Worte, eben dieienige, welche wir bey dem Anfange und bey der Oeffnung der Tafel angemerckt haben.
Der Groß-Meister schlägt auf die Trommel, und sagt: Brüder, die Tafel wird aufgehoben, welches die beyden Aufseher wiederholen. Auf diese erste Erinnerung begeben sich die Diener weg, und der iüngste Lehrling gehet, wie zuvor, nach der Thüre, die er zuschließt, und bis zum letzten Zeichen daselbst bleibt; da indessen der Groß-Meister das andere Zeichen mit einem neuen Schlage auf die Trommel thut, und eben die Worte, so die Ober-Aufseher allemal wiederholen, ausspricht. Hernach, nachdem der Groß-Meister das Zeichen der Freymäurer abermals gemacht, so nennt er nochmals die Beamten des Ordens, und nachdem er den Klöppel sowohl, als die beyden Aufseher, genommen, und auf die Trommel geschlagen, so beschließt er die Gesellschafft mit den Worten: Brüder, die Tafel ist aufgehoben; welches hierauf der letzte Lehrling wiederholt, der, nachdem er die Thüre halb aufgemacht, sie allen Dienern hören läst, die in der Loge bleiben, um alles wieder an seinen Ort zu bringen, da indessen die andern Brüder, nachdem sie die Zeichen des Ordens abgelegt, weg, und wieder nach Hause gehen. Es wird indessen nicht unnöthig seyn, mit wenig Worten, wie ich auch versprochen habe, zu erzehlen, was währender Mahlzeit unter den Brüdern vorgehe, und sie gleichsam wieder zu Tische zu nöthigen, um die Gebräuche, so man bey dem Cerimoinen-Trunck beobachtet, zu sehen: welches um so viel nöthiger ist, weil solche Formel nicht weniger von der Diener ihrer abgehet, ob schon die Sache an sich selbst einerley ist. Die Brüder trincken also nach der Cerimonie, indem sie einander die Gesundheit des Regenten, in dessen Landen die Loge angelegt ist, zubringen, hernach trincken sie auf der Beamten des Ordens, ihrer Freunde, und der gantzen Gesellschafft Wohlseyn. Diese Art des Zutrinckens geschieht folgender Gestalt. Der Groß Meister steht auf, schlägt auf die Trommel, und nachdem er sich wieder niedergelassen, wendet er sich mit den Worten: Brüder, hört mich, zur Gesellschafft, welches die beyden Aufseher sogleich wiederholen. Endlich setzt der Groß-Meister hinzu: Brüder, last uns die Gesundheiten zubringen. Hierauf folgen viele Gläser voll reinen, oder gemischten, Wein, die man sogleich iedem Bruder austheilet: der Groß-Meister macht hierauf das Lehrlings-Zeichen, grüsset die Brüder insgesamt, und spricht: Ihr Brüder der ehrwürdigen Loge insgesamt, wir wollen zuförderst das Wohlseyn unsers gnädigen Landes-Herrn trincken, der würdig ist, daß ihn der Himmel mit reichlichen Wohlthaten überschütte, daran alle Glieder der Gesellschaftt Theil nehmen mögen. Diese Worte werden sowohl, als wenn der Groß-Meister von neuem sagt: Brüder hört mich, durch die beyden Aufseher wiederholt; welche letzte Worte die Feyer des grossen Geheimnisses, damit er ietzo beschäfftigt ist, ihnen kund thun: Unheilige, tretet herzu, es ist euch erlaubt, und schämt euch, bey dem Anblick dieses Bechers, und der Manier, ihn auszuleeren, über die Unwissenheit, ein Glas, wie sich gebührt, auszutrincken; schämt euch, sage ich, und lernt endlich aus diesem einzigen Exempel, so ich euch zeige, daß die Freymäurer allein sich in allen Dingen von andern Menschen unterscheiden.
Kaum hat der Groß-Meister diese Worte gesprochen, so macht er das Lehrlings-Zeichen, nimmt das Glas 1) in die lincke Hand, 2) hebt es in die Höhe, und streckt die Hände horizontal aus: 3) setzt er es auf die lincke, 4) auf die rechte Schulter, 5) bringt er das Glas zum Munde, indem er die lincke Hand gantz ausstreckt, 6) streckt er die rechte so aus, daß die beyden Aerme Parallel-Linien formiren, 7) läst er die lincke herunter, und gerade auf die Seite fallen, 8) wiederholt der Groß-Meister nebst den Aufsehern die Worte: Brüder, wir wollen die Gesundheit trincken, 9) setzt er das Glas an die Lippen, 10) trinckt er es aus, 11) ist die Cerimonie nebst dem Truncke selbst vorbey.
Das ist die wunderbare Art, ein Glas Wein mit allen nöthigen Umständen auszuleeren. Wunderbare Entdeckung, die man der Loge schuldig ist, und übrigens denen Liebhabern des Truncks weit nützlicher, als der Weinstock selbst ist, indem man dessen Gaben, ohne dieses Geheimniß-volle Vorspiel, durch seine Unmäßigkeit, und die allzu grosse Begierde, sie zu geniessen, entheiligen würde. Nach dieser nöthigen Anmerkung müssen wir eine andere machen, die nicht weniger nothwendig ist. Es ist nehmlich zu wissen, daß alle Brüder zu gleicher Zeit diese Cerimonie beobachten müssen, so daß wenn einer von ihnen aus Lebhafftigkeit oder Vergessenheit sich um einen einzigen Augenblick versehen hätte, so würden die übrigen Brüder, so ihr Glas beynahe ausgetruncken hatten, so lange inne zu halten, und von neuem anzufangen genöthigt seyn.
Deswegen ist zu mercken, daß wenn man in Cerimonie trinckt, und ein neuer Bruder unter dem Hauffen ist, der Groß-Meister in folgenden Worten Befehl, ihn einzuführen, giebt: Ehrwürdiger Bruder erster Aufseher, laßt den neuaufgenommenen Bruder kommen. Dieses sagt der erste Aufseher dem andern, und dieser dem obersten unter den Brüder-Dienern, welcher ihm in den Saal in treten befielt. So bald er kommt, giebt ihm der Groß-Meister ein Zeichen, an dem vor ihn bestimmten Orte Platz zu nehmen, und befielt ihm mit einem Ton, den der Wein angenehm macht, alles was er machen sehe, nachzuthun. Der neue Bruder waffnet sich demnach mit einem Glase, und läst sich den Wein wohl schmecken allein das Vergnügen, so man ihm hier macht, kommt ihm hoch gnug zu stehen indem man ihm gleich darnach, sich wegzubegeben, befielt, und man muß in der That ein Freymäurer seyn, wenn man solches ohne Weigerung und so gehorsam beobachten will. Indessen muß das, was ich von einem solchen Compliment sage, bloß von einem neuaufgenommenen Bruder Diener verstanden werden; mit den übrigen ist es etwas anders, als welchen, so offt sie wollen, zu trincken erlaubt ist, da indessen die Diener solches nur einmal thun, und sich dieser Freyheit ferner nicht bedienen dürften. Eben so ist es bey allen Gelegenheiten, wo man mit Cerimonien trinckt. Alle Diener sind dabey sich einzustellen verbunden, und wenn sie das ihrige gethan haben, so bittet sie der Großmeister sich wieder wegzubegeben.
Wenn der Schmauß bald geendigt ist, so schlägt der Großmeister auf die Trommel, macht das Zeichen und die Verbeugung der Lehrlinge, und spricht diese Worte zum Zeichen, daß die Diener abtreten sollen: Brüder, so iemand unter euch mir etwas zu sagen hat, so thue er es. Sodenn stehet einem ieden, nach der Erlaubnis die er ihm gegeben hat, frey, was er will, vorzutragen. Der ordentliche Vortrag betrifft entweder einen Neuangehenden, der aufgenommen zu werden wünscht, oder einige Neuerung, so man in der Loge machen will, oder die Beförderung, Strafe und Ausschliessung eines Bruders, mit einem Wort, alles was die Gesellschafft und die Brüder-Diener angeht. Hat iemand von diesen letzten über einen von seinen Mitbrüdern, oder auch über andere Klage zu führen, oder den Großmeister etwas, so seiner Aufmercksamkeit werth ist, zu hinterbringen, so muß er sich, weil er nicht das Recht es zu thun hat, an einen von den vornehmsten Brüder-Dienern wenden, als welche die einigen sind, so etwas vortragen dürffen. Gleich nach dieser Unterredung wird Music gemacht, da die Brüder die Lieder der Lehrlinge singen, die Diener aber indessen an der vor sie bereiteten Tafel von ihrer Bemühung ausruhen. Ihre Tafel ist eben so, wie die erste besetzt, und ihr in allen ähnlich, ausgenommen, daß die vornehmsten des Ordens keine Lehnstühle, noch auch die Zeichen, womit sie sich ordentlich zu zieren pflegen, haben. Uibrigens sind da die vier Weltgegenden bemerckt, die Statue, die Seule, und die Trommeln in gleicher Stellung, nemlich eine vor den ältesten Diener, der unter ihnen den Großmeister vorstellt, und nach Mittag zu sitzt; und zwey andere vor die altem Diener, hie das Amt der Aufseher verwalten, und an der mitternächtlichen Seite sitzen. Die übrigen Brüder sind alle nach ihrem Range gesetzt, und wenn sie alle beysammen sind, so öffnet, continuirt und schliest der allerälteste die Tafel, so wie der Großmeister bey den Brüdern thut, deren Cerimonien diese nachahmen und einander zutrincken, nur mit dem Unterschiede, daß man weder die Beamten noch die Bedienten des Ordens nennt, sondern bloß sagt: Brüder, wir wollen auf die Gesundheit des Printzen trincken. Die Diener halten sonst nach dein Exempel der Brüder gleichfalls Concert, und unterhalten sich von Dingen, so ihre Classe betreffen, als z. E. einem neuen Diener, den die Loge schon aufgenommen hat, den Zutritt zu verstatten: welche Gefälligkeit von ihnen dependirt, ob es schon demienigen Alten, welcher den Großmeister unter ihnen vorstellt, oder auch wohl dem Aufseher allein zukommt, ihn vorzuschlagen, welchen Vortrag sie durch das das Zeichen und Compliment der Diener thun.
Die Brüder indessen, so wir an der Tafel gelassen, vergnügen sich unter einander, des ernsthafften und gravitätischen Wesens ungeachtet, so sie bey allen ihren Cerimonien beobachten, mit einem unschuldigen Schertz, mit tausend artigen und geschickten Einfällen, die von allem niederträchtigen und groben Wesen weit entfernt sind. In diesem Augenblick fängt sich das angenehme Lermen, und dieienige Munterkeit, so der gantzen Gesellschafft ihr annehmliches Wesen mittheilt, an; und ob sie schon bisweilen bey vielen, die aus gar zu grosser Flüchtigkeit oder Freude, auf ihre Reden und Handlungen nicht Achtung geben, eine Qvelle von gewissen Grobheiten ist, so übersieht doch die Loge diese kleinen Fehler gantz gerne. Indessen können wir einen der lustigsten und lächerlichsten Streiche, der bey diesen Lustbarkeiten vorgeht, nicht mit Stillschweigen übergehen. Es ist solches die Art, wie die Brüder sich unter einander, wegen der aus Unachtsamkeit und Unbedachtsamkeit begangenen Fehler, anklagen. Sie thun es auf folgende Weise: der Bruder, so bey dem andern einen Fehler bemerckt, steht auf, macht das Lehrlings-Zeichen und Compliment, und sagt: Der Hochehrwürdige Bruder N. hat etwas ungeziemendes begangen, ich bitte mir aus, daß ich ihn deswegen bestraffen darff. Er. erzehlt hernach, worinnen dieser Fehler und diese Unanständigkeit bestanden. Bald ist solcher ein unmäßiges Lachen, bald ein Wort, so man dem Nachbar ins Ohr gesagt, bald daß er seine Serviette fallen lassen, und andere Dinge von gleicher Wichtigkeit. Sodann steht der Angeklagte gleichfalls auf, macht das Zeichen und Compliment der Lehrlinge, und erwartet stillschweigend des Großmeisters Ausspruch, der dem Schuldigen die Straffen, so auf diesen Fehler gesetzt sind, auflegt: Es sind derselben vornemlich vier. Die erste ist eine Minute lang zu stehen, die andre bey Tische zu dienen, die dritte die Gläser auszuspülen, die vierte die Lichter zu putzen, und andere dergleichen Dinge. Man könnte hier sehr viele Anmerkungen über die Strafen, so man iedem Bruder, der sich währender Mahlzeit vergangen, auflegt, und die Klugheit des Großmeisters und der Gesellschafft, in Dingen, so die Unheiligen, ob sie gleich in der That sehr wichtig sind, vor Possen und Kindereyen halten würden, zeigen: allein wie eine solche Erklärung mir einen neuen Vorwurff machen würde, und es wenigstens billig ist, daß ich, da ich in dem gantzen Wercke schon so viel Geheimnisse verrathen habe, der Gesellschafft wenigstens einige überlasse, die sie wegen der grossen Verrätherey, so ich begangen, gewisser massen beruhigen können, so mag der Leser solche, wenn er Lust hat, errathen.
Uiber dieses ist es Zeit, daß ich zum Schluß eile, welches ich auch, nachdem ich einige Anmerckungen über die Freymäurer überhaupt gemacht haben werde, thun will. Ich gesteht es, diese Anmerckungen könnten wegbleiben, allein die Neigung, die ich habe, von der Gesellschafft, so lange als ich kan, zu reden, und mein Vergnügen, so viel als möglich, zu verlängern, verbindet mich, sie nicht mit Stillschweigen zu übergehen.
Anmerckungen über die Freymäurer überhaupt.
[dieses Kapitel fehlt in Geheime Unternehmungen]
Weil die Ordnung und genaue Betrachtung der unterschiedenen Classen, von denen ich, ohne meine Abhandlung zu unterbrechen, reden müssen, mir nicht verstattet, eine von diesen Anmerckungen beyzubringen, indem sie gemacht haben würde, daß ich die Haupt-Sache aus dem Gesichte verlohren hätte: so ist es nöthig gewesen, sie bis zum Ende des Wercks zu versparen, wo sie der Leser lieber beysammen, als durch das gantze Buch zerstreuet, sehen wird. Es ist noch etwas, sollte ich weitläufftiger seyn, als man geglaubt hätte, so werden diese Gedancken allein mich entschuldigen. Bey der Beschreibung der Freymäurer muß nichts aussengelassen werden, der geringste Umstand ist zu wichtig, als daß man ihn übergehen solte, und man kan von ihnen sagen, daß sie wie die köstlichen Weine sind, so man bis auf die Hefen trincken muß. Deswegen glaube ich wird man mir verbunden seyn, daß ich hier noch einige Anmerckungen über die Gesellschafft überhaupt beyfüge, obgleich dieser Band auch ohne dieselben würde vollständig und gantz gewesen seyn.
Demnach ist zu mercken, daß die Loge der Diener keinen andern Tag, als Montags Abends um fünff Uhr gehalten werden könne, und daß dazu wenigstens sieben andere Brüder, als der Großmeister, die beyden Aufseher, der Redner, der Schatzmeister, der Secretär und Pedell, erfodert werden. Gleichwohl können auch die Diener die Aemter der letzten, wenn sie abwesend sind, nach ihrem Range und Alter verwalten. 2) Daß ieder Diener vornemlich in den vollständigen Logen, bey seiner Aufnahme zu einer recht heiligen und lobenswürdigen Cerimonie, deren Zweck ich aber gewiesen habe, verbunden sey. Sie bestehet darinnen, daß er zwey oder drey Goldstücke in die Armen-Büchse steckt, welches, wie die Freymäurer sagen, eine Probe der brüderlichen Liebe, so in der Gesellschafft herrschet, ist, die dieses Vergnügen niemahls vollkommen geniessen würde, wenn sie solche nicht auch denen Unglücklichen lebhafft empfinden liesse, als welche, weil sie durch einiges Elend gedrückt werden, deswegen doch nicht ihre Brüder zu seyn und zu heissen, aufhören. Was die Schurtzfelle und Handschuhe, welche die Brüder tragen, anlangt, so haben wir schon oben gemeldet, daß solche auf der Gesellschafft Kosten angeschafft werden, und daß sie der Schatzmeister allen denen, so sie nöthig haben, mittheile. Das, was ich von dem Tage, da die Loge beysammen ist, gesagt, muß nicht von denen Brüdern verstanden werden, als welche so offt, als sie es vor gut befinden, zusammen kommen können; welche Freyheit die Diener niemals gehabt haben, indem ich nie ein Exempel davon gehört oder gesehen habe.
Ich muß noch anmercken, wie man einen Bruder, der erst nach Oeffnung der Loge kommt, hineinführt. Ist et ein blosser Diener, so wird er ohne Umstände durch die Hüter der äussersten Thüre, so die Sorge sie zu öffnen allein haben, hineingelassen. Ist er ein Lehrling, Geselle oder Meister, so ist er alsdenn entweder ein Mitglied der Loge, oder einer, der sie besucht, welches in der Art ihn aufzunehmen, einen Unterschied macht. Denn in dem ersten Falle läst man ihn frey und ohne Widerstand zur innersten Thüre, und von da nach der Logen-Thüre gehen, wo er sich zu erkennen giebt, indem er mit dem Gelencke des Fingers anklopfft. Nach welchem Zeichen der Pedell aufmacht, und ihn hinein läst. In dem andern Fall sieht man ihn entweder als ein Mitglied der Loge, oder als einen Fremden an. Hat er den ersten Titel, so läst man ihn ohne Umstände hinein, kommt er aber zum Besuch, so beobachtet man bey der Aufnahme andere Cerimonien. Die Hüter an der ersten Thüre sagen, wenn sie ihn in das erste Gemach geführt haben, Bruder wartet: hernach gehet einer von ihnen, und meldet dem Hüter der innern Thüre, daß ein fremder Bruder da sey. Dieser wetzt sogleich mit dem Degen, und redet den andern Aufseher, der auf dieses Zeichen kommt, nachdem er das Lehrlings-Zeichen und das Compliment der Freymäurer gemacht hat, also an: Ehrwürdiger Bruder, anderer Aufseher, man bringt einen fremden Bruder an die andere Thüre. Der andere Aufseher gehet sodann und klopfft, nachdem er seinen Platz in der Loge genommen, mit seinem Hammer auf des ersten Aufsehers seinen, und spricht, nachdem er das Lehrlings-Zeichen und Compliment gemacht, fort: Ehrwürdiger Bruder, erster Aufseher, es ist ein fremder Bruder da. Dieser letzte beobachtet eben diese Cerimonie vor dem Großmeister, der ihm oder einem andern Beamten befielt, den neuangekommenen Bruder zu examiniren, indem er diese Worte beyfügt: Ehrwürdiger N. ihr möcht den fremden Bruder examiniren, und wenn ihr ihn vor würdig haltet, in die Loge zu kommen, hereinbringen. Sogleich verläst der zu dieser Untersuchung bestellte Bruder ohne weitere Cerimonie, als daß er bey dem Abtritte das Lehrlings - das Diener-Zeichen, nebst dem Complimente macht, das Zimmer, gehet zu dem fremden Bruder, und redet ihn mit aller Ernsthafftigkeit und derienigen Gravität, so der vortrefliche Ort, von dem er reden will, erfodert, also an: Bruder, hier ist die Loge unserer Ehrwürdigen Brüder. Auf diese Worte muß der Fremde mit dem Zeichen und Grusse der Diener antworten, und hernach sagen, was er vor einen Rang und Bedienung in dem Orden habe, er mag nun Meister oder Geselle u. s. f. seyn. Hierauf führt man ihn in das finstere Zimmer, so man verschliest, und nachdem man ihn, seiner Qvalität nach, examinirt hat, so führt ihn der Examinator endlich in die Loge, wo er, wie wir oben gemeldet, die Stelle eines fremden Gastes einnimmt.
So pflegt man alle Fremden, die als Diener kommen, anzunehmen: der älteste der Classe führt ihn in ein finsteres Zimmer, befragt ihn wegen der Zeichen, der Griffe, und des Losungs-Worts, und der Catechismus wird auf gleiche Weise durchgefragt; man meldet der Loge endlich, daß ein fremder Bruder Diener angekommen, den man bey der Untersuchung richtig befunden. Sogleich berichtet es der Wächter seiner Gewohnheit nach, an den andern Aufseher, dieser an den ersten, und der erste Aufseher an den Meister, welcher sagt: es ist gut, und dem fremden Bruder den Zutritt verstattet, der den ersten Platz unter den Dienern sowohl an ihrer als der Brüder Tafel, sobald man sich da einander zuzutrincken gesetzt hat, einnimmt.
Ich könnte mit weniger Aufrichtigkeit, als ich bishero geschrieben, von dem schrecklichen Lermen, so, wie man sagt, bey der Aufnahme eines Bruders gemacht wird, dem Leser etwas weiß machen: Ich könnte mich meiner Einbildungs-Krafft und allen ihren Ausschweiffungen überlassen, ich könnte donnern, blitzen, die Elemente bewegen, und die gantze Natur in dem Augenblick, da die Freymäurer ein neues Mitglied annehmen, erregen. Allein ich bin von einem so unsinnigen Vergnügen sehr weit entfernt, und überlasse solches denen scharfsinnigen Schrifftstellern, die durch den schwachen Horizont, der vor unserm Gesicht ist, hindurch dringen, im Geist in die Königlichen Cabineter gehen, ihre verborgensten Geheimnisse entdecken, die allergeheimste Politick einsehen, und gantz Europa in einer elenden Wochenschrift die Wege zeigen, die Vorschläge, so mit weit grösserem Verstande, als der ihrige ist, ausgeführt werden, angeben. Indessen wie ich das Geräusche, davon das gemeine Volck so viel Redens macht, und das man in der That um den Neuaufzunehmenden zu fürchten zu machen, bisweilen erregt, vielmahls in Teutschland, Engelland und Franckreich gehört habe, so will ich hier mit aller Aufrichtigkeit, die ich bisher beobachtet, etwas berühren, nachdem ich zuvor angemerckt, daß dieses Geräusche gantz und gar nicht durch die Regeln des Ordens verordnet sey, sondern bloß von dem Eigensinn des Großmeisters, und der andern Brüder herrühre. Dieses Lermen besteht also in der Bewegung der Ketten, Stöcke, Glocken, Trommeln, Petarden, und dergleichen Dinge, so man von der Zeit an, da der Neuaufzunehmende herein getreten, bis daß er an die erste Welt-Gegend auf der Figur gelangt ist, fortsetzt, da es denn gäntzlich aufhöret, und an dessen stat, das von der Gesellschafft verordnete Geklirrt der Degen, so ich oben beschrieben, angeht: da im Gegentheil das Lermen, dessen ich hier Erwehnung gethan, und welches sich noch dreymahl anfängt und nicht eher, als bis der Neuangehende an die andern Gegenden gekommen, aufhört, eigentlich nicht dazu gehört. Indessen muß man bekennen, daß ein solch Spectackel erschrecklich sey, und ein noch so ernsthaffter Chineser dabey ausser sich selbst gesetzt werden würde. Ich habe wahrgenommen, daß viele unter den Candidaten dermassen darüber erschrocken, daß einige über und über gezittert, und weder gehen noch reden können, andere Todes-Schweiß geschwitzt und erblast sind, und mit klopffenden Hertzen und tieffen Seufftzern die Aufseher gebeten und fest gehalten, ja unter den lebendigen und die gar keine Lust zu sterben hatten, sich eingebildet haben, daß sie bereits an dem erschrecklichen Thore wären, wodurch Eneas in die Hölle gegangen:
Spectatum admissi risum teneatis amici. [Zur Schau zugelassen, könntet ihr, Freunde, anders als Lachen?]
Indessen kan ich nicht umhin, dem aufmercksamen Leser ein paar Exempel, die ich selbst mit angesehen, zu erzehlen, weil sie einen vollkommenen Beweis von dem, was ich ietzt erzehlt, abgeben können, das eine hat sich in Berlin, das andere in Paris zugetragen.
In Berlin ward ein Neuaufzunehmender von einem so grossen Schrecken überfallen, daß er, als er zu der andern Welt-Gegend gekommen, nicht weiter gehen wollte, die Binde, so er vor den Augen hatte, mit Gewalt herunter riß, und das Licht, dessen Beraubung ihm so empfindlich war, wieder, sehen wollte. Die Brüder löschten sogleich voller Verwirrung die Lichter aus, und führten denselben, wie sonsten, bis an die Loge, wo sie ihn wegen der Freyheit die er sich genommen, anfuhren und fragten, ob er Lust hätte, die Cerimonie zu endigen oder wieder wegzugehen. Hätte er das letzte erwehlt, so würde man ihm die Augen wider seinen Willen von neuen verbunden, und ihn in das finstere Zimmer zurück geführt haben, da er seine Kleider wieder anziehen und fortgehen können: Allein weil er um Vergebung seines Fehlers bat, und die Brüder ersuchte, ihm solchen zu vergeben , so banden sie ihm die Binde wieder um, und sagten ohne Unterlaß: Fürchtet euch vor nichts, alles was ihr hört, ist bev der Aufnahme der andern ebenfalls beobachtet worden. Worauf ihn der andere Aufseher um die Figur herum, und sodenn an die vier Welt-Gegenden führte, da ihm indessen sein Führer, der Groß-Meister und die andern Beamten, Muth zusprachen, und ihn wieder zu sich selbst zu bringen, und seine Zaghafftigkeit zu vertreiben suchten: denn man muß wissen, daß sie bey dergleichen Umständen den Neuangehenden auf keine Weise zwingen können, indessen aber lieber sehen, wenn er die angefangene Cerimonie gutwillig aushält, als wenn sie genöthiget werden, ihn wieder aus der Loge hinauszuschaffen.
Bey der andern Begebenheit, die sich in Paris zutrug, hatte der Candidat die Binde bereite abgelegt, als er aus einem ungefähren Eigensinn nicht weiter gehen wollte. Allein er war schon so weit, daß die Brüder nicht darein willigen wollten: und entschlossen waren, Gewalt zu brauchen, wenn er fortführe, sie weiter zu nöthigen. Diese Gewalt war nach ihrer Meynung erlaubt, weil er schon den Eid abgelegt, welches sie auch desto mehr in ihrem Vorsatz bestärckte. Es bestande solche erst in Drohungen, und deren Erfüllung, 2) in Versprechungen, 3) in dem Ansehen der Obrigkeit, oder daß ich recht sage, des Printzen, der Protector der Loge war. Indessen gab sich iener nach einiger Schwierigkeit, und endigte die Cerimonie, so ihm den Weg zu den Geheimnissen bahnte. Jeder Candidat der sich, ehe man ihm die Binde abgenommen, weigert, die Cerimonien der Aufnahme auszuhalten, kan den Entschluß, welchen er gefast, ändern, es müste denn seyn, daß ihn das Bitten und Zureden der Brüder darinnen bestärckten; sonst kommt er allemahl mit der blossen Versicherung, nichts von dem, was er gehört, zu offenbaren, wieder los.
Ehe ich beschliesse, muß ich nochmahls von dem Circkel, und denen auf dem Boden des Sales gezeichneten Linien, reden. Ob man gleich nicht ausdrücklich sagen kan, vor wen es eigentlich gehöre, sie zu zeichnen, so ist es doch gewiß, daß solches eigentlich die Aufseher sind, und wenn solche es nicht verrichten können, so thut es derienige unter den Brüdern, der am besten zeichnen kan, an ihrer Stelle. Allein wie wir uns dabey nicht aufhalten wollen, so wollen wir noch etwas von der Aufnahme der Diener sagen, die wir oben nach ihren unterschiedenen Gebräuchen beschrieben haben da wir voraus gesetzt, daß nur ein Bruder aufgenommen wurde: dieselben aber vermehren sich, nachdem ihre Zahl groß und klein ist: indem man, wenn zwey oder mehrere aufzunehmen sind, ihm zwey oder mehrere Führer, sie an die äusserste Thüre der Loge zu führen, zugiebt, da sie denn ferner von verschiedenen Abgeordneten in verschiedene finstere Gemächer gebracht werden, wo ieder seinen besondern Examinator bekommt, der sie nach der nöthigen Vorbereitung zu denen Brüdern bringt. Endlich wird die Gewohnheit, so man bey einem Candidaten beobachtet, auch bey mehrern in Acht genommen, doch mit dem Unterschied, daß der erste, den man der Gesellschafft vorgestellt, auch nach seiner Aufnahme zuerst in die innere Loge geführet wird, die er, so bald der andere hinzu gelassen werden soll, verläst, denn folgt hernach der dritte, und so die übrigen, doch ist es keinem Diener, bey der Aufnahme eines Bruders zugegen zu seyn, erlaubt.
Ferner ist zu mercken, daß bey dergleichen Aufnahme sich bisweilen mehr als 100 Brüder befinden, da man denn leicht begreifft, daß sie den Circkel nicht ordentlich machen können, indem die Zimmer selten so groß sind, daß sie in dieser Stellung bleiben könnten: welches auch vielleicht die Ursache ist, daß man die Bruder in 4 Classen, die eben so viele Circkel machen, eingetheilt. Wann in einen dieser Circkel, auch ungefehr viel Brüder von gleicher Wurde beysammen seyn, und ihre Zahl grösser in den übrigen Circkeln seyn sollte, so suchen die Aeltesten dieser Irrung abzuhelffen, indem sie in den einen Circkel hinein treten, und den Brüdern einer niedrigen Classe das äussere TheiI zu besetzen, überlassen. Eben diese Ordnung beobachten sie, indem sie mit den Degen so offt als ein Neuaufzunehmender von einer Welt-Gegend zur andern geht, ein Geräusche machen. Daraus kan man auf die ungeheure Grösse des zur Aufnahme gewiedmeten Sales schliessen, wo der mir Kreide gezeichnete Circkel gar wenig Platz einnimmt, indem er nur fünf Fu lang und drey Fuß breit ist, da man auch keine Sessel oder Lehnstühle, als nur vor den Groß-Meister und die Bedienten des Ordens, hinsetzt.
Das sind die Anmerckungen, die mir, das Werck vollständig zu machen, anzustellen, nöthig geschienen. Die Freymäurer haben in gewissem Verstande gar nicht Ursache darüber böse zu seyn, indem es ihnen gar nicht schädlich, sondern vielmehr nützlich und ersprießlich ist: davon das Publicum die darinnen enthaltenen Nachrichten auch noch so schlecht anwendet, dennoch die Loge ihr Vorhaben bald erfüllen und eben so viel Mitglieder, als Menschen in der Welt sind, zehlen wird. In der Absicht diesen Vortheil zu erhalten, hat sich auch besonders diese Feder, so sich eben so wohl mit einer andern Materie würde haben beschäfftigen können, gutwillig zum Wachsthum des Ordens gebrauchen lassen, um ieden, der etwan künftig hin in diesen Geheimnissen unterrichtet und eingeweihet zu werden verlangen möchte, das verdrießliche Vorspiel seiner Aufnahme zu ersparen. Indessen ist doch zu besorgen, daß ich gewisser Weise unrecht angekommen seyn möchte, und an stat des Danckes, den ich von der Gesellschafft erwarten sollte, dem allgemeinen Schicksal derer, die ihr gütiges Naturel, sich die Menschen verbindlich zu machen, antreibt, das ist, mich mit Undanck belohnt zu sehen, ausgesetzt seyn möchte. Allein es liegt nichts daran: die Gesellschafft mag mit mir umgehen wie sie will, so soll sie mir doch das geheime Vergnügen, daß ich ihr dienen können, nicht nehmen: welches Vergnügen gewiß in diesen Zeiten rar ist, obschon ein alter Philosoph sehr weise und großmüthig davon geurtheilt hat:
Beneficii merces ipsum est beneficium. [Vielleicht ein Bezug zu Senecas Wohltaten, 4.22.2: Est videlicet magna in ipso opere merces rei Da siehst du eben, dass in der Sache selbst ein hoher Lohn liegt]
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