Les Franc-Maçons Ecrasés. 1746
dt.: Die zerschmetterten Freymäurer, Oder Fortsetzung des verrathenen Ordens der Freymäurer. Frankfurt und Leipzig 1746, 1747; Faksimile Nachdruck (Fraktur) Rotterdam: Uitgeverij Cagliostro 1984, 62-67.
Wir kommen ietzo auf einen andern Einwurff, der denen Freymäurern nicht so leicht zu beantworten ist: auf die Ausschliessung der Weiber, davon ich die vornehmsten Ursachen anzeigen will, obschon, die Wahrheit zu sagen, die Gesellschafft keine zu ihrer Rechtfertigung beybringen kan.
Die erste, so sie anführt, ist die allgemeine Schwatzhafftigkeit der Weiber, denen ein Geheimniss, wie sie sagen, eine so schwere Last ist, dass eine Frau sich den grössten Zwang anthhun muss, bis sie es einer guten Freundin eröffnet, die, da sie gleichfalls es unmöglich ertragen kan, sich bald davon zu befreyen, und folglich dessen gantzen Werth zu verderben, bedacht ist.
Die andere ist die Unterthänigkeit und Unterwerffung, worinne sich die Weiber, vermöge ihrer Natur, befinden, und die ihnen den Zutritt zu der Freyheit und Gleichheit, die ihnen niemals, so wie denen Männern, eigen gewesen, verbietet.
Hier bitte ich um Erlaubniss, eine Sache, die so gut ist, dass ich mir einen sichern Fortgang davon zu versprechen getraue, vor die Hand zu nehmen, ohne unterdessen eine Schutzrede vor das weibliche Geschlecht zu machen, oder es durch eine niederträchtige Schmeicheley über das unsrige zu erheben. Wir wollen von der Leichtsinnigkeit und Bosheit der Weiber, welche sie von diesem Geheimnisse völlig ausschliessen, zuerst reden. Sind diese Gebrechen, die sie dem weiblichen Geschlechte zuschreiben, bey selbigem ein so allgemeiner Fehler, dass man keier einzigen Frau dabey Gnade widerfahren lassen kan? Wie viel Exempel von Stärcke und und Beständigkeit haben wir indessen täglich unter ihnen, die zu häuffig sind, dass man sie hier anführen könnte, die aber der hochmüthigste und eingebildste Mann nicht leugnen kan. Warum glauben die Freymäurer, dass es unmöglich sey, noch ietzo solche muthige Weiber zu finden, welche die harte Probe aushalten können, die die grossmüthige Porcia von ihrer Beständigkeit gab, als sie von ihrem stoischen Mann ein Geheimniss herauslockte, so von der Freymäurer ihrem bloss darinnen unterschieden war, dass es auf das Verderben eines einzigen Helden abzielete? Oder wenn es wenig dergleichen Exempel giebt, wenn diese edle Verachtung des Todes und der Schmertzen, so bey denen Römern beyden Geschlechtern gemein war, mit der Zärtlichkeit eurer Zeiten gar nicht bestehen kan, wie viel wahrhaffte Gemüther, wie viel unüberwindliche Hertzen, würde man dagegen unter den Weibern antreffen, die die Freymäurer in ihren Unternehmungen unterstützen, ihnen in ihren Anschlägen zu statten kommen, und mit ihrem Urtheil, zum Wachsthum der Gesellschafft, mehr als man glaubt, beytragen würden? Wenn ihnen über dieses das Misstrauen gegen sie gegründet zu seyn scheinet, warum brauchen sie bey ihrer Wahl nicht eben die Vorsicht, so sie bei der Aufnahme ihrer Mitglieder beobachten. Eine so kluge Aufführung würde sie von ihrem Stillschweigen versichert, und eine so angenehme Vermischung würde den allgemeinen Sieg, den sie zu erhalten trachten, durch die allgemeine Begierde der Menschen sich unter der Fahne der Liebe und Freundschafft zu versammlen, weit geschwinder befördert haben.
Die Freymäurer wenden ia nicht die Unterwürffigeit der Frau gegen diese gerechte Vertheidigung ein: sie suchen ia nicht dem Schlage auszuweichen, indem sie behaupten, dass alle Eigenschafften, damit das weibliche Geschlecht pranget, dessen Schönheit, Annehmlichkeit und Bescheidenheit, so allen Tugenden der Männer die Waage halten, sie nicht bewegen können, das kostbare Erbtheil, in welches sie der Freymäurer-Orden wieder einzutzenen vorgiebt, mit denen ihnen unterworffenen Weibern zu theilen. Denn wenn Mann und Weib bloss deswegen von GOtt geschaffen worden, dass sie mit einander nach einem gleichen Endzweck, nach ihrer Glückseligkeit, streben sollen, ob schon solches durch unterschiedene Wege geschiehet, ob schon das eine und andere durch Züge, so nichts unter einander gemein haben, unterschieden sind: Wenn ferner diese Glückseligkeit in der Freyheit und Gleichheit, darein die Freymäurer dle Menschen wieder setzen wollen, bestehet: warum will man ein Wesen davon «ausschliessen, so gleich wie die Männer, glücklich zu seyn, geschaffen worden, und welches der Schöpffer mit ihnen verbunden, damit es durch die Hülffe, die sie einander zu leisten vermögend sind, dazu gelange?
Ich will gleichwohl etwas vor die Freymäurer thun, und zugeben, dass die Unterwürffigkeit eine unüberwindliche Hinderniss der Weiber sey: wenn sie nur zugeben wollen, dass solche bloss von der Vereinigung mit den Männern herrühre, und nichts, als die Verbindung, so sie mit ihnen eingegangen, zum Grunde habe.
Nachdem ich dieses vorausgesetzt, wende ich mich noch einmal zu ihnen, und frage, warum begreifft diese Ausschliessung so unendlich viel Personen des weiblichen Geschlechts, welche noch keine Verbindung denen Männern unterworffen, noch iemals unterwerffen wird? Dieienigen zum Exempel, welche die Liebe des ehelosen Standes von allem Umgang mit ihnen entfernt, dieienigen, so der Tod der Ehegatten von ihren Banden losmacht, und wieder in die vorige Freyheit setzet? warum sind dieselben mit in der ungerechten Verordnung, welche sie sowohl als die andern von der Gesellschafft ausschliesset, begriffen? Ich weiss nicht, was die Freymäurer auf so gegründete Einwürffe antworten können.
Allein wir wollen diesem liebenswürdigen Geschlechte überlassen, sich wegen einer Aufführung, die ihm weniger, als es sich vielleicht einbildet, nachtheilig ist, zu rächen: indem seine Tugenden und Zärtlichkeit, von welchen die Loge, bey Entdeckung ihrer Absichten, allzuviel würde zu besorgen gehabt haben, die einzige Ursache, warum man solches davon zu entfernen beschlossen, gewesen.
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