"... sie auch willig anzuhören,
dies ist eines Maurers Pflicht.“
Aus: Lieder zum Gebrauch der Freymäurer-Loge zur Einigkeit in Frankfurt am Mayn. 1782, 39-42; erneut 1784, 39-42.
Auch in: Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 115-116
Mit leicht veränderten Wörtern, vor allem in der ersten Strophe, auch in: Vollständiges Liederbuch der Freymäurer. Dritter Theil, mit ganz neuen Melodien, 1788, 30-33.
1788 vertont von Carl Philipp Emanuel Bach (Wq 202/ 07)
Auf das Vermählungsfest des Meisters vom Stuhle.
Singt begeistert heute, Brüder Singet heut in vollem Chor; Stimmt sie an, die Jubellieder Bringet Leyr und Haberrohr; Singt in sanften Schäfertönen Auch ein Hochzeitlied einmal; Denn es haben ja die Schönen Auch ein Recht auf unsre Wahl.
[1788: Singt begeistert heute, Brüder, Singet heut im vollem Chor; Freude steige neu hernieder Stral aus jedem Blick hervor. Mischt euch in die frohe Feyer Die des Meisters Herz entzückt, Welchem Maurer ist nicht theuer Liebe die die Welt beglückt.]
Seht, wie der im Liebesstrale An der Freundin Busen sinkt, Doch dabey noch nicht die Schale Des Vergessens für uns trinkt. - Wie er aus der Wonnestunde Der Geliebten sich entreißt, Und noch seinem ältern Bunde Treu zu bleiben sich befleißt!
Meister! nimm von uns im Tempel Unsern [1784: unsrer] warmen Freundschaft Zoll Nimm den Dank für dein Exempel Wie man weislich wählen soll. Ja du sahst auf edle Seele, Klugen Geist und freyen Sinn; Und nach deinem Muster wähle Jeder seine Maurerinn.
Keinem Freunde sonder Mängel Soll ein ächter Maurer traun, Und nicht idealsche Engel In den besten Mädchen schaun. Dieß hat, um nichts zu bereuen, Bruder Lessing einst gelehrt; [1788: Beider Wahl kann sonst uns reuen, Dies hat Leßing einst gelehrt;] Denn die niedern Schmeicheleyen Sind der Maurerey nicht werth.
Männlich bleibt er auch im Lieben, Zärtlich ohn Empfindeley, Nichts ist bey ihm übertrieben, Nichts ist bey ihm Schwärmerey. Langsam wird er es versprechen, Sein nie falsch gewordnes Herz, Aber seine Treu zu schwächen, Hält er nicht für bloßen Scherz.
[1788: Männlich bleib er auch im Lieben, Zärtlich ohn Empfindeley, Nichts bey ihm sey übertrieben, Nichts bey ihm sey Schwärmerey. Langsam, wenn er will versprechen Sein nie falsch gewordnes Herz, Und die Liebestreu zu brechen Sey ihm nimmermehr ein Scherz,]
Seiner Gattin Wohl zu gründen, Seines Hauses Haupt zu seyn, Sorgenlast zu überwinden, Blumen auf den Pfad zu streun, Den sie wandern; sie zu lehren, Und, wenn sie zum Besten spricht, Sie auch willig anzuhören, Dies ist eines Maurers Pflicht.
Wenn er dann nun Vater worden, Will sie, daß er nicht vergißt, Daß er unserm heil'gen Orden Einen Bruder schuldig ist; Weisheit, Tugend sind die Lehren, die er zur Erziehung nimmt, Vorurtheile zu zerstören Wird der Knabe früh bestimmt.
Leidenschaften zu bezähmen, Lernt er in der Jünglingszeit, Und dann stehn, ihn aufzunehmen, Alle Brüder schon bereit. Fragt die, so das Glück erfuhren, Eines Maurers Sohn zu seyn, Und an Vaters Händen schwuren, Wahrer Weisheit treu zu seyn.
Schmeicheln können kleine Geister Aber ächte Maurer nicht; Nimm nun, neuvermählter Meister Unsers reinen Opfers Pflicht; Brüder, laßt die Losung geben, Bringt den Wunsch zum Trone hin; Lang soll unser Meister leben Mit der lieben Maurerinn.
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